Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD Emotionale Aspekte im Kampfsport INHALTSVERZEICHNIS 1 GEDANKEN - EMOTIONEN - ERINNERUNG................................................................................. 2 2 EINSTELLUNGEN .......................................................................................................................... 3 2.1 W AS SIND EINSTELLUNGEN .............................................................................................................. 3 2.2 ÄNDERUNG VON EINSTELLUNGEN ..................................................................................................... 4 2.3 GRUPPENDYNAMISCHE PROZESSE UND EINSTELLUNGEN ..................................................................... 4 2.4 VIER GRUNDEINSTELLUNGEN ZUR EIGENEN PERSON NACH T.A. HARRIS ............................................... 5 3 ERFOLGSMOTIVIERT UND MIßERFOLGSMEIDUNGSMOTIVIERT............................................. 6 4 SELBSTBILD UND SELBSTWERT ................................................................................................ 7 5 STREß UND ANGST ...................................................................................................................... 8 5.1 STREßFORMELN .............................................................................................................................. 8 5.2 ANGST ........................................................................................................................................... 8 5.3 ERREGUNG UND LEISTUNG .............................................................................................................. 9 6 MÖGLICHKEITEN MIT NEGATIVEN EMOTIONEN UMZUGEHEN.............................................. 10 7 LITERATUR.................................................................................................................................. 11 verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 1 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD Dieses Skript wurde mit der Absicht erstellt den hessischen Trainern der Sportart Taekwondo eine Hilfestellung zur Durchführung ihrer Trainingsarbeit zu bieten. Das Skript ist, wie die anderen Skripten der Trainer-C- und Trainer-B-Lizenzausbildung, in ständiger Bearbeitung. Aktuelle Versionen oder Neuerscheinungen sind zu erfragen bei: Sonny Jung (Lehrwartin der HTU) Goethestr. 33 63543 Neuberg Tel. / Fax: 06183 3344 e-mail: [email protected] Anregungen und Kritiken sind erwünscht und bitte auch an o. g. Adresse zu richten. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form - durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren - ohne schriftliche Genehmigung der Verfasserin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden. 1998 by Diplom Sportlehrerin Sonny Jung verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 2 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD 1 Gedanken - Emotionen - Erinnerung Bei allem was ein Mensch tut, sind die Gefühle beteiligt. Die Erinnerung an eine bestimmte Situation beinhaltet immer auch die Gefühle, die man damals beim Erleben der Situation empfand. Gedanken und Gefühle stehen also in engem Zusammenhang. Bsp.: Das bloße sich Erinnern an einen schönen Urlaub ruft die damaligen Gefühle mit ins Gedächtnis zurück. Wie beim Bewegungslernen, wo bestimmte Handlungsmuster auf eine andere, ähnliche Handlung übertragen werden können, kann dies auch mit Emotionen passieren. So kann z.B. die persönliche Abneigung zu einem Sportlehrer in der Schule vom Schüler auf das Sporttreiben an sich generalisiert werden. Die negativen Gefühle, die der Lehrer durch seine unqualifizierte Art Rückmeldung zu geben „Du machst das völlig falsch. Das wirst Du nie kapieren!“ beim Schüler hervorrief verbindet dieser zunächst mit der Situation Schulsport. Zunächst kommt er zu der Ansicht „ich bin schlecht im Sport. Ich lasse das lieber. Ich kann das sowieso nicht.“ Um sein Selbstwertgefühl zu schützen wird er Sport als unwichtig abtun. Es ist nicht nötig bei einer unwichtigen Sache gut zu sein. Schließlich kommt er zu der Einstellung: Sport ist doof. Wichtig ist deshalb, daß im Training und Wettkampf positive Emotionen überwiegen. Viele angenehme Erlebnisse im Training führen zu einer positiven Einstellung zum Training. Auch hier kann die Generalisierung greifen. Der Trainer ist nett. Er traut mir was zu. Ich lerne schnell. TKD macht Spaß. Sport ist spitze. Eine positive Einstellung zum Training schaffen ist übergeordnetes Ziel im Anfänger und Grundlagentraining. Ist dies Gelungen, ist die Basis für langfristiges, kontinuierliches Training gelegt. Phasen, die mit größeren Schwierigkeiten verbunden sind können so leichter überstanden werden. Rückschläge werden leichter verkraftet. 2 Einstellungen 2.1 Was sind Einstellungen Einstellungen sind relativ feste bewertende Kognitionen (Denkmuster). Die Einstellung zu etwas kann positiv, negativ, gleichgültig oder differenziert sein. Einstellungen werden nicht so leicht aufgegeben. Sie beeinflussen Wahrnehmung und Handlung. Jede Person versucht eine Situation so zu interpretieren, daß seine Einstellungen bestätigt werden. Eine positive Einstellung zu einer bestimmten Sache führt dazu, daß vorwiegend positive Dinge bezüglich der Sache registriert werden, wohingegen negative Seiten werden übersehen werden. Dieses selektive Wahrnehmen führt zur Stärkung der Einstellung, da diese durch die Wahrnehmung bestätigt wird. (Bsp.: „Liebe macht blind!“ -> Verliebte Personen nehmen die negativen Seiten der oder des Geliebte(n) nicht wahr.) verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 3 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD Einstellungen können durch Prägung unreflektiert übernommen werden (Kindheits-Ich), erlernt (Eltern-Ich) oder durch eigene Überlegungen erworben (Erwachsenen-Ich) werden. Es ist schwer bestehende Einstellungen zu ändern. Mögliche Formen des Lernens auch von Einstellungen sind: Einstellungen werden über einen der Lernmechanismen gelernt (Imitation (= Lernen durch Nachahmung), Kontiguität (= Übertragung), Generalisation (= Verallgemeinerung), Verstärkung (Lernen durch Erfolg), Einsicht (Lernen durch Denkprozesse) Einstellungen sind auf 3 Ebenen erkennbar: 1. bewußte Meinungsebene 2. emotionale Ebene (Gefühle) 3. aktionale Ebene (Handlungen) Diese können voneinander differieren, wird dies dem Betroffenen bewußt, so findet meist eine Angleichung statt. (Harmonisierungsmechanismus) Einstellungen haben 2 Funktionen 1. Bedeutungsfunktion (Wieviel oder wie wenig mir eine Sache wert ist. Letztendlich der Antrieb zum Handeln. So werde ich nur dann Sport treiben, wenn ich dazu eine positive Einstellung habe und ich Sport z.B. als Gesund, nützlich oder als eine gute Möglichkeit empfinde um mit netten Menschen zusammen zu kommen.) 2. Rechtfertigungsfunktion (Rechtfertigung des eigenen Handelns. z.B. Die Äußerung des Skinnheads: „Ich habe den Jungen verprügelt, weil er ein Türke ist.“ Dahinter steht die Einstellung „Alle Ausländer sind schlecht. Sie müssen raus aus Deutschland.“) Einstellungen steuern die Emotionen (Gefühle) eines Menschen sowie sein Handeln. 2.2 Änderung von Einstellungen Einstellungsänderungen sind möglich durch: 1. Umpolung (Wechsel in den Zuordnungen positiv, negativ, gleichgültig) 2. Harmonisierung zwischen den Komponenten kognitiv-emotional-aktional => Voraussetzung ist Bewusstwerdung 3. Differenzierung (z.B. nicht die ganze Schule ist sinnlos, sondern nur bestimmte Teile) 4. Gerneralisation = Verallgemeinerung (ein bösartiger Schüler am Anfang der Ausbildung führt z.B. zur Einstellung alle Schüler sein bösartig) 5. Erhöhung oder Erniedrigung der Ich-Beteiligung (Veränderung der Stärke des emotionalen Anteils bezüglich der Einstellung) z.B. aus Ablehnung wird Feindschaft schließlich Haß 2.3 Gruppendynamische Prozesse und Einstellungen Gruppendynamische Prozesse beeinflussen und werden beeinflußt durch Einstellungen. Vor allen Dingen über die stark wirksamen Prozesse der Nachahmung und Verstärkung werden Einstellungen verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 4 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD durch die Gruppenzugehörigkeit stark beeinflußt. Informationsaustausch bedeutet auch Austausch von Informationen über Einstellungen. So sind: Einstellungsübereinstimmungen in der Regel gut für die persönliche Anerkennung durch die Gruppe. Einstellungsunterschiede haben in der Regel persönliche Ablehnung durch die Gruppe zur Folge. Eine negative Einstellung von anderen zu einer Person wird oft von dieser unbewußt bemerkt. Die Person reagiert mit negativem oder zumindest distanziertem Verhalten. Dies führt bei der Gruppe wiederum zu einer Vertiefung der negativen Einstellung zu dieser Person. Einstellungen können nicht erzwungen werden. 2.4 Vier Grundeinstellungen zur eigenen Person nach T.A. Harris 1. Ich bin nicht o.k. - Du bist o.k.: (schlechtes soziales Selbstwert), große Angst vor Mißerfolgen. Erfolge werden als fremdverursacht, Mißerfolge als eigenverursacht empfunden. Will emotionale Zuwendung der o.k.-Person Trainer (Fällt auf z.B. durch häufige Verletzungen oder Wehwehchen etc.) Traut sich selbst nichts zu, sucht sich daher möglichst einfache Aufgaben und drückt sich vor wirklichen Herausforderungen. 2. Ich bin o.k. - Du bist nicht o.k.: Überhebliche Person. Überschätzt sich. Erfolge werden als eigenverursacht, Mißerfolge als fremdverursacht empfunden. Ist entweder ein Einzelgänger, oder umgibt sich mit einer Gruppe von Jasagern, die er/sie ausnutzt. Neigt oft zu Gewalt und Rücksichtslosigkeit. -> Schwieriger Schüler, da der Trainer als „Nicht - o.k.- Person“ eigentlich nichts zu melden hat. ...Skrupellose Gewalttäter besitzen oft eine solche Einstellung. Sie bereuen ihre taten nicht, denn die geschädigten Nicht-ok-Personen „Haben es ja nicht anders verdient.“ 3. Ich bin nicht o.k. - Du bist nicht o.k.: Depressive Person die alle Hoffnung verloren hat. „Die Welt ist schlecht und ich bin es auch!“ oft passive Person mit wenig Einsatzwillen. „Lernen wozu?!“ -> Schwieriger Schüler, da der Einfluß des Trainers als „Nicht - o.k.- Person“ nur gering ist. ... 4. Ich bin o.k. - Du bist o.k.: Diese Einstellung muß durch eigene Überlegung erworben werden. Ideale Lebenseinstellung da gute Zusammenarbeit mit anderen, gutes Selbstwertgefühl, Leistungswille wenn die Sache der Person wichtig ist. Während die erste Einstellung jedes Baby und Kleinkind entwickelt, können sich später die anderen Einstellungen entwickeln. Die 4. Einstellung setzt ein gesundes Erwachsenen-Ich voraus. Das bedeutet, daß die Person in der Lage sein muß unvoreingenommen und realistisch Situationen und eigenes Handeln zu analysieren. verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 5 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD 3 Erfolgsmotiviert und Mißerfolgsmeidungsmotiviert Bezüglich der Wettkämpfe lassen sich 2 Grundeinstellungen unterscheiden 1. Hoffnung auf Erfolg = erfolgsmotiviert 2. Angst vor Mißerfolg = mißerfolgmeidungsmotiviert Erfolgsmotivierte Sportler sehen den Wettkampf als Herausforderung. Bei ihnen überwiegt die Hoffnung die Meisterschaft mit gutem Ergebnis zu beenden. Sie freuen sich auf die Herausforderung und haben die Gewißheit, daß sie die Situation meistern können. Sie glauben an sich und ihre Fähigkeiten und gehen hoch motiviert, mit der Hoffnung zu Siegen in den Kampf. Allerdings kann bei zu schwach eingeschätzten Gegnern häufig ein „Versagen“ beobachtet werden. Die Hoffnung auf Erfolg ist dann schon im Voraus einer „Gewißheit“ des Sportlers, daß er siegen wird gewichen. Die Situation wird nicht mehr als Herausforderung gesehen. Der Abfall der Leistungsmotivation ist die Folge. „Wozu sich so stark anstrengen, wenn man ja sowieso gewinnt?“ Häufig reicht die geringere Anstrengungsbereitschaft dann doch nicht aus um den vermeintlich schwächeren Gegner zu schlagen. Hier muß der Trainer darauf achten, daß der Kämpfer seinen Gegner nicht unterschätzt. Die Hoffnung auf Erfolg gepaart mit einem kleinen Zweifel und dem Gefühl, daß man es schaffen kann, aber daß der Gegner stark ist und man sich größte Mühe geben muß um ihn zu besiegen, ist die ideale Einstellung vor einem Kampf. Erfahrene Sportler versuchen häufig sich selbst in diesen optimalen mentalen Vorstartzustand zu bringen. Indem sie sich bei objektiv schwächeren Gegnern einreden diese seien stark. Und umgekehrt bei sehr starken Gegnern reden sie sich ein, daß sie diese heute besiegen könnten. Das man selbst super vorbereitet und gut drauf sei und daß der (starke) Gegner vielleicht gerade heute einen schlechten Tag hat etc. Solche Selbstgespräche helfen den Sportlern ihren mentalen Zusand vor dem Kampf zu steuern. Der Trainer soll solch positive Selbstgespräche beim Kämpfer fördern. Mißerfolgsmeidungsmotivierte Sportler haben Angst zu versagen. Bei ihnen überwiegt die Einstellung: Bloß nicht versagen. Negative Gefühle begleiten ihre Wettkampfvorbereitung. Häufig äußern diese sich auch in verbalen Äußerungen wie: „Ich will bloß nicht im ersten Kampf gleich raus fliegen.“ Solche Kämpfer gehen oft gehemmt an den Start. Sie kämpfen gut, wenn sie von Anfang an den Kampf dominieren. Treffen sie jedoch auf gleich starke Gegner ziehen sie den Kürzeren, weil sie einer Herausforderung nicht gewachsen sind. Widerstand macht sie unsicher und die Angst zu versagen lähmt ihre Aktionen. Bei subjektiv starker Konkurrenz drücken sich mißerfolgsmeidungsmotivierte Kämpfer gerne vor dem Turnierstart. Sie erfinden eine Krankheit oder andere Gründe, die einen Start unmöglich machen. Nicht der objektive Vergleich der Kampfstärke des eigenen Kämpfers mit den Mitkonkurrenten ist hierbei ausschlaggebend, sondern die subjektive Meinung des betroffenen Kämpfers. Er glaubt dem Anspruch des Trainers nicht genügen zu können und hat Angst davor ihn zu enttäuschen und zu versagen. Kein Start, kein Versagen möglich - oder eine Verletzung bzw. Krankheit und ein schlechtes Abschneiden wird entschuldigt. Die Hoffnung auf Erfolg tritt in den Hintergrund. verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 6 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD Das Selbstvertrauen des Kämpfers zu stärken und ihn möglichst frei von der Angst vor Mißerfolgen zu machen sowie die Einsicht zu geben, daß Verlieren erlaubt ist, sofern der Kämpfer seine eigene Höchstleistung gebracht hat, verlangt vom Trainer pädagogisches Spitzengefühl. Nie kommen Erfolgsmotivation und Mißerfolgsmeidungsmotivation bei einer Person in reiner Form vor. Allerdings überwiegt bei den Individuen häufig die eine oder die andere Seite. 4 Selbstbild und Selbstwert leistungsvermittelt: - leistungsvermitteltes Selbstwertgefühl entsteht, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: • erfolgreiches Handeln (Handlung = zielgerichtetes Tun) • wichtig für die Person • Person sieht sich selbst als Ursache des Erfolgs (Selbstverursacherprinzip) Mechanismen zum Schutz des leistungsvermittelten Selbstwert Gefühls: Setzten bei mindestens einem der 3 Aspekte des leistungsvermittelten Selbstwert Gefühls an: 1. Handlungen werden vermieden, oder es werden nur Handlungen gewählt, die keine Rückmeldung bieten, oder die bereits beherrscht werden so daß der Erfolg sicher ist. => kein Lernen erforderlich. Letztes kann auch erreicht werden, indem das Anspruchsniveau sehr niedrig gewählt wird. 2. Die Aufgabe wird für sich selbst für unwichtig erklärt. Das Lösen ist Sinnlos. 3. externale Kausalattribuierung => Andere oder anderes werden für den Mißerfolg verantwortlich gemacht (diese Tendenz weisen meist erfolgsmotivierte Schüler auf. mißerfolgsmotivierte schreiben Fehler meist sich selbst zu (Erfolge hingegen meist anderen Umständen)) => durch Mißerfolge wird nicht gelernt. Welche Unterrichtsarten stärken das leistungsvermittelte Selbstwertgefühl? • fordern, aber nicht überfordern, d.h. zur Rückmeldung müssen individuelle, nicht absolute Ziele vorhanden sein (z.B. Reduzierung eines wahrscheinlichen Leistungsabfalles, Leistungserhalt oder Leistungssteigerung) • mehr Aufgabenorientierung als Vor- und Nachmachen (wichtig! dem Schüler zur selbständigen Lösung der Aufgabe genügend Zeit zur Verfügung stellen) • mehr Einzel-, Partner-, Gruppen-, als Frontalarbeit • Lob bei guten Leistungen sozialvermittelt: ist leistungsunabhängig und entsteht durch: 1. leistungsunabhängige soziale Zuwendung bzw. Akzeptanz 2. das Gefühl der Zugehörigkeit zu „positiven Gruppen“ verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 7 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD sozialvermitteltes Selbstwertgefühl wird gestützt durch: • leistungsvermitteltes Selbstwertgefühl • Kontrollüberzeugung • - Risikofaktoren können sein: - Zugehörigkeit zu einer negativen Gruppe (= Umweltfaktor) - Überforderung somit Gefühl des Kontrollverlusts (= Persönlichkeitsfaktor) Es gilt das leistungsunabhängige soziale Selbstwertgefühl zu stärken. Ein solches macht den Sportler widerstandsfähiger gegen Streß und erhöht dessen Durchsetzungsvermögen und Selbständigkeit. Die Angst vor Mißerfolgen wird gemindert. 5 Streß und Angst 5.1 Streßformeln Umgebungsreiz Umgebungsreiz ⇓ ⇓ Erregung negative Gedanken ⇓ ⇓ negative Gedanken / Gefühle Erregung ⇓ ⇓ Streß Streß (S. Baumann, 1998) Streß entsteht also immer erst durch die Interpretation bzw. die emotionale Bewertung der Situation. Streß ist eine Folge von Angst bzw. geht mit ihr einher. Streßmechanismus: • Unter Streß kommt es zum Freisetzen von Hormonen, die auf chemischer Ebene Denk und Lernprozesse unterbinden. -> Der Informationsfluß über das Nervensystem wird gehemmt. • Dies Geschieht nicht nur in Notfallsituationen, sondern in allen Angstsituationen und bei negativem Fühlen und Denken. Negatives Denken und Fühlen fördert Streß und Angst. Positives Denken und Fühlen dagegen verhindert Angstzustände. Wer sich auf einen Wettkampf Freut, kann keine Angst davor haben. 5.2 Angst Ich-Theorie von Lazarus u. Angst: Angst tritt bei einer berechtigten oder nicht berechtigten Annahme der Gefährdung von Körper-, Selbstwert- oder sozialem Anerkennungs-Ich auf. verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 8 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD Daher eignen sich in der Erziehung besser Ich-Botschaften statt beleidigende Du-Botschaften! Das Gefühl der Angst geht immer mit der Aktivierung von Streßreaktionen einher. => Ein Lernen ist in diesem Zustand nicht möglich! Die negative Auswirkung auf Denkprozesse wirkt sich auch im Sport aus. Hat eine Person Angst zu „Versagen“, so kann sie nicht taktisch oder clever kämpfen. Die Reaktionsfähigkeit hinsichtlich komplizierter Entscheidungen ist eingeschränkt. Handlungsangst als Spezialfall der Erwartungsangst: Handlungen: Ablauf in 3 Phasen: 1. Orientierungs- und Motivationsphase 2. Ausführungsphase 3. Interpretations- und Auswertungsphase Es besteht immer Erfolgslust (bei Erfolg positive Gefühle) und Mißerfolgsunlust (bei Mißerfolg negative Gefühle) Handlungsangst ist die Angst vor dem Mißerfolg der Handlung. 5.3 Erregung und Leistung Aktivierungsleistung: Angst z.B. vor Strafe, kann sich positiv auswirken, wenn es nur darum geht etwas gekonntes auszuführen, das keine weiteren kognitiven Prozesse (= Denkprozesse) verlangt. geschlossene Aktivierungsleistung: z.B. Rudern, Laufen etc. Angst kann sich positiv auswirken wenn es sich um eine 1. automatisierte geschlossene Aktivierungsleistung handelt. bei 2. nicht automatisierten geschlossenen Aktivierungsleistungen kann zu große Erregung zu unkorrekter Handlungsausführung führen. offene Aktivierungsleistung: z.B. Taekwondo, Ringen, Boxen, Fußball etc. Angst wirkt sich eher negativ aus Lernleistung: Angst wirkt sich in jedem Fall negativ auf die Lernleistung aus. verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 9 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD 6 Möglichkeiten mit negativen Emotionen umzugehen Das Gefühl der Angst ist prinzipiell nichts schlechtes. Es ist ein Urgefühl, das uns vor Gefahren warnt und uns im Notfall extreme Kräfte verleiht. (Übertreten der Grenze der autonom geschützten Reserven). Doch gerade die Handlungsangst macht uns im Leistungssport zu schaffen. Wichtig ist der Grund für die negativen Emotionen heraus zu finden. 1. Klären welches Ich wird bedroht? Körper-, Selbstwert- oder sozialem Anerkennungs-Ich Angst vor Verletzung (Bedrohung des Körper-Ich) kann durch bessere Hilfestellung (z.B. beim Turnen) oder besserer Schutzausrüstung (z.B. durch Tragen eines Spannschutz beim Sparring) gemindert werden. Die Schwierigkeit der Aufgabe sollte angemessen sein, so daß die Übung gemeistert werden kann. (Vom Bekannten zum Unbekannten, vom Einfachen zum Komplizierten, vom Leichten zum Schweren) Fordern aber nicht Überfordern. Der Schüler muß das Gefühl der Situationskontrolle haben. Erfolgserlebnisse durch Meistern einer Aufgabe schafft Selbstvertrauen. Der Handlungsangst (Angst vor Bedrohung des Selbstwert oder des sozialen Anerkennungs-Ich) kann sehr gut mit mentalem Training (Visualisierung, autogenes Training etc.) begegnet werden. Bildet die Trainingsgruppe eine gute Soziale Gruppe, so ist der Angst vor Mißerfolg bzw. der Angst vor Bedrohung der sozialen Anerkennung von vornherein vorgebeugt. Die persönliche Leistung, nicht der Erfolg um jeden Preis muß von Trainer und Gruppe Honoriert werden. 2. Lösungswege finden gemeinsam mit der betroffenen Person (im persönlichen Gespräch) a) mögliche pädagogisch- psychologische Hilfen der Angst vorzubeugen -> vom Trainer zu leisten: • Wahl des idealen Schwierigkeitniveaus (= realistische Ziele setzen) • Kritik immer Sachbezogen ev. sogar Verzicht auf Kritik bei über ängstlichen Personen. (Direkt vor einem Turnier sollte beim Warmmachen nicht mehr an der Technik verbessert werden.) • Information: Den Schüler aufklären, was ihn erwarten wird (z.B. auf dem 1. Turnier), was man im Training vor hat, welche Ziele man verfolgt. • Versagen muß erlaubt sein: -> die soziale Gruppe muß auch beim Versagen eines Kameraden funktionieren. • Angst darf eingestanden werden: Kinder die ihre Angst in Worte fassen und dem Trainer mitteilen können verlieren etwas von der Angst. Außerdem kann der Trainer dann regulierend Eingreifen in dem er z.B. Informationen gibt oder Mut macht. verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 10 Skript zur Trainer-C-Lizenzausbildung Emotionale Aspekte im TKD • Vertrauen schenken: möglichst viel Bekanntes in eine neue Situation hinein bringen. Bekannte Geräte, Personen, Umgebungsreize wirken angstmindernd. • Ängstliche beobachten Nichtängstliche: Die Gruppe reißt oft ängstliche Personen mit, so daß diese über sich hinaus wachsen. Der Ängstliche kann sich mit dem Mutigen identifizieren. Wichtig ist, daß der Niveauunterschied nicht zu groß ist. • Demonstrieren üben: Das Vorführung und Beobachtet werden bzw. im Mittelpunkt stehen sollte im Training geübt werden. Dann ist es im Wettkampf eine gewohnte Situation. b) psychosomatische Verfahren zur Streßbewältigung -> diese kann der Sportler selbst anwenden: • Körperliche Aktivität (Aufwärmen, Cool Down) • Kontrolle des Muskeltonus (Atmung, progressive Muskelentspannung o.ä.) • Entspannung durch Massage, Entspannungsbäder o.ä. • Positives Denken (-> Realistisches Denken: Die eigenen Voraussetzungen und Fähigkeiten erkennen, seine Ziele realistisch begründen, sich bewußt sein, daß man es tatsächlich schaffen kann, daß man das Beste geben wird und akzeptiert, was dann dabei heraus kommt.) • positive Selbstgespräche führen (negative Selbstgespräche vermeiden) • Gedankenstopp (Wird bei „Überflutung“ durch negative Gedanken angewandt. Stoppsignal kann ein Wort oder ein Objekt sein daß der Betroffene sich vorstellt oder ausspricht. Sollte im Training geübt werden. -> Bewußt die Situation in der die negativen Gedanken kommen hervorrufen und dann die Gedankenflut stoppen und durch konstruktive Gedanken ersetzen.) 7 Literatur Schriften von Prof. W. Petter Universität Mainz S. Baumann: Psychologie im Sport. Meyer und Meyer Verlag, Aachen 1998, ISBN 3-89124-452-5 H. Eberspächer: Sportpsychologie. Rowohlt Verlag, Reinbeck bei Hamburg 1982, ISBN 3-499-170477 verfasst von Sonny Jung, Lehrwartin (1998) 11
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