Arbeitslosigkeit und Gesundheit

Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Interdisziplinärer Austausch 29.08.2015 Düsseldorf
Arbeitslosigkeit und Gesundheit
Konzept einer integrierten Gesundheits- und Arbeitsförderung
für die Stadt Essen
Dr. med. Matthias Benn
ÄK-NR, Vorstandsmitglied Kreisstelle Essen
[email protected]
Lisa Schwermer
Geschäftsführerin der Kommunalen Gesundheitskonferenz,
Gesundheitsamt Essen
[email protected]
Thomas Mikoteit
Abteilungsleiter JobCenter Essen
[email protected]
29. August 2015
Arbeitslosigkeit und Gesundheit
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
In Essen sind auf Grundsicherung durch den Staat angewiesen
86.197 Menschen
1/3 haben Gesundheitsstörungen!
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Arbeitslosigkeit und Gesundheit
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Krankheit macht arbeitslos!
Arbeitslosigkeit macht krank!
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Arbeitslosigkeit und Gesundheit
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Erstdiagnosen von amtsärztlichen
Untersuchungen bei Arbeitslosen
http://doku.iab.de/mittab/2002/2002_3_MittAB_Hollederer.pdf
29. August 2015
Arbeitslosigkeit und Gesundheit
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Folgen der Arbeitslosigkeit (I)
Arbeitslosigkeit ist mit einem
63 % höheren Sterblichkeitsrisiko
verbunden im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Folgen der Arbeitslosigkeit (II)
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Arbeitslosigkeit und Gesundheit
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Fragestellung zu Beginn der Projektplanung
• Wie können wir Zugang zu arbeitslosen Menschen finden ?
• Wie können wir sie für das Thema Gesundheitsförderung
motivieren?
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Arbeitslosigkeit und Gesundheit
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Die Ärztekammer Nordrhein (ÄK) unterstützt das Projekt „Arbeitslosigkeit und
Gesundheit“ der Stadt Essen.
Die ÄK ist bereit, als Mittler zwischen Ärzteschaft, Job-Center und sozialen
Trägerschaften das Erreichen der von den Projekt-Beteiligten definierten Ziele
zu fördern.
Die niedergelassenen Ärzte im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich sind
am häufigsten mit den betroffenen Patienten konfrontiert.
Ziel von Informationsveranstaltungen ist es, einen neuen Kooperationsweg
zwischen Arbeitsvermittlung und Ärzteschaft aufzuzeigen.
Letztendlich könnte damit eine raschere Entlastung für die betroffenen
Patienten aber auch ein zusätzliches „Therapie“-Angebot für den
behandelnden Arzt geschaffen werden.
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Was kann man verändern?
Neue Strukturen und Angebote im JobCenter Essen
Das Projekt Arbeitslosigkeit und Gesundheit
Interdisziplinärer Austausch 29.08.2015 Düsseldorf
Thomas Mikoteit, kommunales JobCenter Essen
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Ziele
¾ Bessere Verzahnung von Gesundheits- und Beschäftigungsförderung, um die
Vermittlungsfähigkeit in Arbeit zu erhöhen.
¾ Erkrankungsrisiken verringern und eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes durch Prävention und Gesundheitsförderung verhindern.
¾ Sensibilisierung und Motivierung von Kundinnen/Kunden des JobCenters,
so früh wie möglich und selbst etwas für die Gesundheit zu tun.
¾ Zugänge zu kranken, arbeitslosen aber arbeitsfähigen Menschen finden.
¾ Reintegration in den Arbeitsprozess durch Gesundheitsförderung
¾ Entwicklung und Bereitstellung präventiver Angebote für Kundinnen/Kunden.
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Rahmendaten
Zielgruppe
Das Projekt richtet sich an 100 SGB II-Leistungsempfänger mit vermittlungsrelevanten gesundheitlichen Einschränkungen – Menschen, die trotz Krankheit
mindestens 3 Stunden täglich arbeiten können.
Grundsatz der Freiwilligkeit
Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig – eine Ablehnung löst keine Sanktionierung
aus – ohne Motivation geht es nicht.
Laufzeit des Projektes (Start: Oktober 2014)
Die Laufzeit des Projektes ist zunächst begrenzt. Bei Erfolg soll der Ansatz in die
Regelstruktur des JobCenters Essen überführt werden.
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Prozessschritte – Zugänge finden und motivieren
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Prozessschritte – Kernelemente
1) „Motivierende Gesundheitsgespräche“ (MGG)
¾ Spezialisierte und in der Führung von motivierenden Gesundheitsgesprächen
geschulte Fachkräfte des JobCenters stehen in allen 10 Standorten des JC zur
Verfügung.
¾ Ziel der Gespräche ist Motivationsaufbau und die Identifikation der Kundinnen/
Kunden, die eine für die Teilnahme am Projekt ausreichende Motivation aufweisen.
¾ Weiterleitung der motivierten Kundinnen / Kunden an das „Interdisziplinäre
Fachteam“.
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
2) „Interdisziplinäres Fachteam“ (IFT)
¾ Das IFT besteht aus:
o einem Sozialmediziner und einem Psychologen,
o einer Fallmanagerin und einer Vermittlerin
o bei Bedarf - einer Fachkraft des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) des
Jugendamtes.
¾ Das IFT analysiert mit dem Kunden die aktuelle Lebens-, Arbeits- und
Gesundheitssituation und erstellt einen individuellen Gesundheits- und
Integrationsfahrplan (aus 3 - 4 Perspektiven).
¾ Dieser Förderplan ist eine Kombination von gesundheitsfördernden und
arbeitsmarktintegrativen Maßnahmen.
¾ Der Kunde wird bei der Umsetzung dieses Förderplans eng begleitet und
unterstützt (Rückkopplungsprozesse jederzeit möglich).
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
3) Bestandteile der Gesundheits- und Integrationsfahrpläne (Beispiele)
¾ Besprechung von notwendigen Behandlungen und Therapien – Überleitung an
Haus- und Fachärzte
¾ Leistungen des Versorgungsmanagements (über Hausärzte/Fachärzte einleiten)
¾ Einleitung medizinische/berufliche Rehabilitation
¾ Präventionskurse der Krankenversicherung (§20 SGB V) – Bewegung, Stress,
Stress
¾ Vermittlung auf dem 1. und 2. Arbeitsmarkt – gesundheitlich angemessene
Beschäftigung realisieren (Teilzeit- oder Vollzeit, aber auch Minijob, Ehrenamt)
¾ Vermittlung in spezielle Maßnahmeangebote, die Prävention und Stabilisierung
der Gesundheit besonders berücksichtigen.
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Einbindung von Haus- und Fachärzten
Gemeinsamkeiten
Die Verbesserung der gesundheitlichen Situation des Patienten/Kunden ist ein
gemeinsames Ziel von Ärzten und JobCenter.
Trotz Krankheit gibt es Möglichkeiten einen „leidensgerechten“ Arbeitsplatz zu
finden oder die Chancen darauf über eine Qualifizierung zu erhöhen. Diese
Wiedereingliederung hat i. d. R. auch positive Auswirkungen auf die
gesundheitliche Situation (Stabilisierung).
Haus- und Fachärzte werden im Arbeitsalltag häufig mit den Folgen von
Arbeitslosigkeit konfrontiert und sind wichtige Vertrauenspersonen – Sie können
dabei unterstützen, die notwendige Motivation zur Teilnahme am Projekt
aufzubauen.
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Vorteile für die Arbeit mit Patienten (I)
Neuer und positiver Ansatz für Ihre Patienten in möglicherweise schon
festgefahrenen Behandlungssituationen – Alternative zu Langzeitkrankschreibungen, die letztlich die Teilnahme an gesundheitsfördernden Maßnahmen
und die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt verhindern.
Das Projekt als zusätzliches „Therapie“-angebot im Arzt-Patienten-Verhältnis zur
Unterstützung Ihrer eigenen Aktivitäten.
Einbindung in den Prozess – der Gesundheits- und Integrationsfahrplan kann zum
nächsten Arzttermin mitgebracht werden – wenn Sie sich einbinden wollen und der
Patient einverstanden ist (wechselseitiger Informationsaustausch) .
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Durchs Netz gefallen? Gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
Vorteile für die Arbeit mit Patienten (II)
(Neue) Chance zur Reintegration in den Arbeitsmarkt und der damit verbundenen
positiven Auswirkungen auf die Gesundheit.
Erleichterte Zugänge für ihre Patienten zu Gesundheitskursen der Krankenkassen, da keine finanzielle Vorleistungen erforderlich sind bzw. eine Befreiung von
der Zuzahlung besteht.
Spezielle Präventionskurse (§20 SGB V) - Inhalte und Maßnahmen der Kurse
orientieren sich an den spezifischen Problemlagen arbeitsloser Menschen.
Kontrolliertes
Vorgehen,
da
evaluierte
Ansätze
(IFT,
Gesundheitsgespräche) genutzt werden – kein „Schuss ins Blaue“.
motivierende
ÎMit der Dokumentation der heutigen Veranstaltung erhalten Sie ein anonymisiertes Fallbeispiel, das den
Ablauf noch einmal verdeutlichet.
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