Ohne Freiwillige ginge hier gar nichts

Phänomene des Lebens
Ohne Freiwillige ginge hier gar nichts
Experiminta Mitmachmuseum erklärt wissenschaftliche Phänomene
1|2016 Senioren Zeitschrift
Dr. Klaus Nick war Mathematikund Physiklehrer an einem Gymnasium und hat darüber hinaus Lehrer
ausgebildet. Trotzdem sagt er: „Ich
lerne hier immer noch was dazu,
denn wenn man nichts mehr dazulernt, dann ist man alt.“ Und so freut
sich der Junggebliebene jede Woche
nicht nur auf die vielen Kinder, denen er beim Experimentieren zur
Seite steht. Auch das Treffen mit den
anderen Freiwilligen genießt er. Zu
Fotos (2): Oeser
E
in ganz normaler Dienstagmorgen im Experiminta-Museum: Kinderklassen wuseln
durch die Gänge, Familiengruppen
stehen vor Experimentiertischen,
am begehbaren Auge kommt gerade
ein Achtjähriger zwischen den Vorhangbahnen heraus. Ilsemarie
Schneider, Vorstandsmitglied im
Förderverein, fragt ihn: „Hast du eigentlich gesehen, dass die Ampel im
Auge auf dem Kopf steht?“ Der Kleine macht große Augen und saust
wieder in den abgedunkelten Raum
der großen Kugel, die einen riesigen
Augapfel darstellt – und stellt erstaunt fest, dass bei der Ampel gegenüber der Pupille „Grün“ oben
und „Rot“ unten steht, während es
drinnen genau umgekehrt ist. Ein
merkwürdiges Ding, dieses Auge,
dessen Bilder erst das Gehirn wieder
vom Kopf auf die Füße stellt.
Das Auge ist nur eines der Phänomene, das Kinder und Erwachsene
im Mitmachmuseum entdecken können. Gerade Kinder lieben alles, was
sie anfassen dürfen und wobei sie
selbst etwas bewirken. Dass es da –
gerade wenn die Kinder in Klassenstärke hier anrücken – auch mal lauter zugeht, findet Ulrich Vogel in
Ordnung. „Dann ist es hier schön
lebendig, das mag ich“, sagt der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer. Der 64-Jährige wollte sich in seiner Altersteilzeitphase keineswegs
„zur Ruhe“ setzen, sondern auch
weiterhin ein bisschen von dem weitergeben können, was er weiß und
kann. Und der Trubel der Kinder ist
ihm offenbar in seinem Berufsleben
keineswegs zu viel geworden. Einmal in der Woche kommt er für fünf
Stunden ins Experiminta und steht
für Fragen zur Verfügung. Manchmal regt er auch durch eine Frage
oder einen Hinweis Menschen dazu
an, an einer der 120 Experimentierstationen selbst aktiv zu werden.
etwa, die sich derzeit um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, den Shop
aufgebaut und die Räume liebevoll
dekoriert hat, kam dazu, „weil ich
meinen Mann auch mal wieder sehen wollte“. Der ist nämlich im Vorstand zuständig für die Exponate
und ziemlich oft eher im Museum
anzutreffen als zu Hause.
Das Mitmachmuseum lebt von
freiwilligem Engagement, berichtet
Ilsemarie Schneider vom Vorstand.
Rund 35 Freiwillige und fünf fest angestellte Personen halten das Haus
mit seinen mehr als 120 Experimentierstationen am Laufen, betreuen
Schulklassen, stellen Sonderausstellungen und Workshops auf die Beine
und sind sogar mit einer mobilen
Mitarbeiter und Ehrenamtliche wie zum
Beispiel Dr. Ulrich Bosler (hinten links)
probieren auch selbst gerne Experimente
aus. Hier: die Sache mit der Schwerkraft.
denen gehört Rainer Orell, der
Dienst im Museum gemacht hat.
„Als ich davon hörte, war ich begeistert und habe mich sofort gemeldet“,
erinnert er sich. Inzwischen ist er
Vorstandsmitglied und bringt seine
freiwillige Arbeit dort ein. Er hatte
beruflich übrigens nichts mit Physik
zu tun. „Mir hat meine Frau, die Physiklehrerin ist, alles erklärt.“
Zweites Zuhause
Familiäre Beziehungen scheinen
ziemlich oft eine Rolle zu spielen
beim ehrenamtlichen Engagement
im Experiminta. Gabriele Duyster
Ulrich Vogel mag es, wenn es recht lebhaft
zugeht.
Show bei Großveranstaltungen dabei, wie etwa dem Hessentag. Bei
rund 90.000 Besuchern pro Jahr
werden weitere helfende Hände
gebraucht. Freiwillige, die als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, bestimmte Experimente betreuen oder sogar eigene Workshops
anbieten, seien willkommen, sagt
Ilsemarie Schneider. Sie könnten
dann in einem „ausgezeichneten
Haus“ arbeiten. Denn 2012, ein Jahr
nach seiner Eröffnung, erhielt das
Experiminta den Ehrenamtspreis
des Landes Hessen und wurde 2014
von der Stadt Frankfurt für sein
ehrenamtliches Engagement geehrt.
Lieselotte Wendl
Informationen und Auskunft zur ehrenamtlichen Betätigung:
Experiminta Science-Center Frankfurt, Hamburger Allee 22–24,
60486 Frankfurt, Telefon 069/ 713 79 69-0, [email protected],
www.experiminta.de. Öffnungszeiten: Montag 9 bis 14 Uhr,
Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag, sonn- und feiertags von
10 bis 18 Uhr, Eintrittspreise: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro, für Gruppen
gelten spezielle Tarife.
wdl
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