Ale Historia-DE.indd 1 WARSCHAU Welche Geschichte! www.warsawtour.pl 29.12.2015 12:46 Blick auf die Altstadt von Turm der St.-Anna-Kirche Warschau – gestern und heute Die Geschichte Warschaus ist eine imposante Mischung aus einer schwierigen Geschichte, dem Willen, zu überleben, Mut und der positiven Energie seiner Einwohner. In der an der Weichsel gelegenen Stadt pulsiert das Leben bereits seit mehr als 1000 Jahren! Obwohl die ersten Spuren der Besiedlung aus der Zeit der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert stammen, beginnt die eigentliche Entwicklung im 13. Jahrhundert, als das Gebiet entstand, das heute die Warschauer Altstadt bildet. Da im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Menschen in die Stadt kamen, wurde in dem darauffolgenden Jahrhundert auch die Neustadt gegründet. Eine besondere Rolle in der Entwicklung der Stadt spielte der Warschauer Königsweg, eine repräsentative Route, die heute drei ehemalige herrschaftliche Residenzen miteinander verbindet: das Königliche Schloss, den Łazienki-Palast und den Wilanów-Palast. Im Jahr 1596 wurde Warschau Hauptstadt Polens und in der Folge wurde die Stadt in den Sog internationaler politischer Ränke hineingezogen, war aber auch Heimat vieler großer Künstler, Wissenschaftler und gesellschaftlicher Aktivisten. Eben hier in Warschau errangen die weltbekannten Persönlichkeiten Fryderyk Chopin und Maria Skłodowska-Curie ihre ersten Erfolge. Im darauffolgenden Jahrhundert durchlebte die Stadt eine außergewöhnliche Metamorphose. Aufstände für die Unabhängigkeit, Kriege und der in seinen Auswirkungen tragische Warschauer Aufstand haben für immer ihren Schatten über die Geschichte dieser Stadt gelegt. Und dennoch ist Warschau wieder aus Ruinen auferstanden, was von der UNESCO in der Form anerkannt wurde, dass die Altstadt in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Heute begeistert der links der Wechsel gelegene Teil Warschaus durch seinen Charme und die diskrete Eleganz. Im Herzen der modernen, attraktiven und freundlichen Stadt gelegen, zieht sie Jahr für Jahr Millionen von Touristen an! Ale Historia-DE.indd 2 29.12.2015 12:46 Ale Historia-DE.indd 3 Krakowskie Przedmieście Straße 1 29.12.2015 12:46 Die Geheimnisse des Warschauer Schlossplatzes An diesem historischen Ort beginnen die meisten Spaziergänge durch Warschau. Der von Touristen in Scharen besuchte Schlossplatz (Plac Zamkowy) wird oft zum Schauplatz von fantastischen Musik-Events, Theater- und Kunstveranstaltungen oder auch Sportereignissen. Von Zeit zu Zeit jedoch kehrt der Schlossplatz zu seiner ehrenvollen Aufgabe zurück und wird zum Ort wichtiger internationaler Treffen mit Politikern von Weltrang oder gekrönten Häuptern. In der Mitte des Platzes steht eines der wichtigsten Symbole Warschaus – die Sigismundsäule (Kolumna Zygmunta). Hier verabreden sich die Warschauer zu Treffen. Das älteste und höchste weltliche Denkmal der polnischer Hauptstadt wurde 1644 auf Initiative König Władysław IV. zu Ehren seines Vaters Sigismund III. Wasa errichtet, der die Hauptstadt Polens von Krakau nach Warschau verlegt hatte. Von der Jahrhunderte währenden Geschichte dieses Denkmals zeugen zwei ehrwürdige Säulen, die neben der Südseite des Warschauer Königsschlosses zu sehen sind. Die ältere der beiden zählt bereits mehr als 360 Jahre! 2 Ale Historia-DE.indd 4 29.12.2015 12:47 Im südwestlichen Teil des Schlossplatzes befindet sich die Gotische Brücke (Most Gotycki), die über Jahre vergessen war und erst während archäologischer Arbeiten anlässlich des Wiederaufbaus des Schlosses 1977 entdeckt wurde. In Dienst gestellt wurde sie 1983. Auf dem Pflaster vor der Brücke kann man bis heute die Umrisse des heute nicht mehr bestehenden Krakauer Tors (Brama Krakowska) erkennen, eines imposanten Bauwerks, durch das man vor noch 200 Jahren auf den Schlossplatz fuhr. In der Mitte des Platzes steht ein authentischer Zeuge der polnischen Geschichte: das Königsschloss (Zamek Królewski). Seit dem 16. Jahrhundert residierten dort die Herrscher der Polnische Republik, und 1791 wurde dort die Verfassung vom 3. Mai verabschiedet – die erste in Europa und zweite weltweit! Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vollständig zerstört. Nach dem Krieg haben die Warschauer das Gebäude mit vereinten Kräften wieder aufgebaut, wobei sie erhalten gerettete Fragmente verwendeten. Im Schlossmuseum kann man heute wahre Schätze bewundern: zwei Original-Gemälde von Rembrandt und die Arbeiten von Bernardo Bellotto , genannt Canaletto, aus dem 18. Jahrhundert. Diese waren beim Aufbau Warschaus nach dem Krieg von unschätzbarem Wert. Unlängst erst konnte auf deren Grundlage der Königliche Garten an der Weichselböschung wieder originalgetreu nachgebildet werden. Ale Historia-DE.indd 5 Rembrandt van Rijn, Das Mädchen im Bilderrahmen. 3 29.12.2015 12:47 Auf dem Markt ist die Zeit stehengeblieben Es ist einfach nicht möglich, sich nicht in diesen Ort zu verlieben! Der Markt der Altstadt ist einer der ältesten und reizvollsten Plätze Warschaus. Angelegt an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert war er einst der Hauptlatz der polnischen Hauptstadt. Hier fanden Feierlichkeiten statt, Jahrmärkte, aber auch die Hinrichtung von Verurteilten. Obwohl er seit bereits mehr als 700 Jahren besteht, hat er sich kaum geändert. Mitten im Herz steht das Denkmal der Warschauer Seejungfrau (Pomnik Syrenki), die heute Wappen der Stadt ziert und deren Patronin ist. Am nahe gelegenen Springbrunnen kann man sich an heißen Tagen ein wenig erfrischen. 4 Ale Historia-DE.indd 6 Der Legende zufolge hatte sich die Seejungfrau, als sie am Fuße der heutigen Altstadt ein wenig ausruhte, derart am Ausblick begeistert, dass sie beschloss, sich dort auf Dauer niederzulassen. Die Weichsel-Fischer jedoch glaubten, dass ein Schädling im Fluss wohne, der ihre Netze zerstöre. Sie beschlossen, mit diesem abzurechnen, aber als sie den Gesang der Seejungfrau hörten, verliebten sie sich von tiefstem Herzen in dieses Wesen – halb Frau, halb Fisch. Eines Tages fing ein reicher Kaufmann unsere Seejungfrau. Aber der junge Sohn eines Fischers hörte ihr Weinen und befreite sie gemeinsam mit seinen Freunden. Aus Dank versprach die Seejungfrau den Einwohnern, dass sie im Fall der Not ihnen immer zur Seite stehen würde. Und von da an verteidigte die Seejungfrau, bewaffnet mit Schwert und Schild, die Stadt und ihre Einwohner. 29.12.2015 12:47 Schon im 15. Jahrhundert waren am Markt die ersten gotischen Wohnhäuser zu sehen, und um 1580 wurde hier ein Brunnen angelegt, der über Rohleitungen aus Holz mit Wasser beliefert wurde. Im Jahr 1607 vernichtete leider ein Brand den Großteil der Gebäude, womit die Epoche der Gotik und der Holzbauten zu Ende ging und zunächst für die Architektur der Renaissance, später für die des Barock Platz machte. Obwohl die Bebauung um das Alte Warschau herum zunehmend anwuchs, blieb der Markt der Altstadt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der wichtigste Platz in der Stadt. Heute ist der Markt nicht nur der Ort geselligen Treffens und das Ziel einer wahren Unmenge an Touristen, sondern auch die Bühne vieler kultureller Events. Ganz besonders gefällt er den Freunden des Jazz, die sich seit mehr als zwei Jahrzehnten hier zum Festival Jazz in der Altstadt einfinden. Ale Historia-DE.indd 7 5 29.12.2015 12:47 Der Zauber der Kirchen in der Altstadt Nach einem Spaziergang in den belebten Straßen Warschaus lohnt es sich, einen Moment Ruhe und Besinnlichkeit in einer der vielen Kirchen in der Altstadt zu suchen. Einige von ihnen bewahren echte Schätze! An der ulica Świętojańska 8 befindet sich die Johanneskathedrale (Bazylika Archikatedralna pw. Męczeństwa św. Jana Chrzciciela). Über Jahrhunderte fanden hier königliche Hochzeiten, Krönungen und Trauerfeiern statt. In den Krypten findet Ihr die Grabmäler großer Polen: die der Fürsten Masowiens, die der Warschauer Erzbischöfe, das des letzten polnischen Königs Stanislaus II. August Poniatowski, das Grabmal von Präsident Gabriel Narutowicz oder das des Literaturnobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz. Hier ruht auch Primas Stefan Wyszyński. Die Johanneskathedrale ist aber auch die Bühne für bedeutende Kulturveranstaltungen wie etwa das Internationale Orgelmusikfestival und Die Große Orgel in der Kathedrale von Warschau. Die Konzerte finden zwischen Juli und Oktober täglich statt. 6 Ale Historia-DE.indd 8 29.12.2015 12:47 Gleich neben der Basilika befindet sich das Sanktuarium der Gnädigen Gottesmutter (Sanktuarium Matki Bożej Łaskawej) mit dem wundervollen Bild der Patronin dieses Gotteshauses und ganz Warschaus. Aufmerksamkeit verdient die außergewöhnliche Tür, die von dem weltbekannten Bildhauer Igor Mitoraj angefertigt wurde und der auch Autor ähnlicher Tore in der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom war. Ein außergewöhnlicher Ort ist auch die St.-Martins-Kirche (Kościół św. Marcina) an der ul. Piwna 9/11. In diesem Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert finden regelmäßig ökumenische Gottesdienste statt, hier trifft sich die Warschauer Intelligenz. Leider wurde die reiche Barockausstattung aus der Vorkriegszeit vollkommen zerstört. Nach dem Krieg fand man unter den Trümmern nur noch einige wenige Utensilien, u.a. einen gotischen Messkelch. An der Rückseite der Kathedrale liegt ein reizvoller kleiner Platz – Kanonia genannt. Der Name stammt von den diesen Platz umgebenden Häusern, die seit dem 15. Jahrhundert von Kanonikern bewohnt wurden. In der Mitte des Platzes steht die mächtige Bronzeglocke aus dem 17. Jahrhundert, die nie in irgendeiner Kirche zu hören war. Wer sie drei Mal umgeht, so zumindest die Legende, den wird das Glück nicht mehr verlassen… Vielleicht lohnt es sich, es einmal zu versuchen! In der Kanonia befinden sich weiter die älteste Steintafel mit Straßennamen sowie das engste Haus in der Altstadt Warschaus. Von der Seite des Platzes her hat es nur ein Fenster, von der Seite der Weichsel her ist es jedoch bedeutend breiter. Es war einfach ein schlauer Kniff des Wohnhausbesitzers, der auf diese Weise die hohe Grundsteuer umgehen konnte, die von der Breite der Fassade berechnet wurde. Ale Historia-DE.indd 9 7 29.12.2015 12:47 Die unterirdischen Geheimnisse der Altstadt Die Warschauer Altstadt ist voll von geheimnisvollen Winkeln, für die es sich lohnt, die abgetretenen Wege einmal zu verlassen. Unter den Wohnhäusern zieht sich ein Besuchern offen stehender, hervorragend erhaltener Untergrund mit Kellern. Die wichtigsten sind bereits mehr als 700 Jahre alt! Die Keller haben den Zweiten Weltkrieg überstanden und wurden zum Fundament des Wiederraufbaus der Altstadt. Der Weg führt durch die kleinen Wohnhäuser am Rynek Starego Miasta 2 über die ul. Jezuicka 4 und die ul. Boleść 2. Es lohnt sich auch im Zentrum für Denkmalinterpretation (Centrum Interpretacji Zabytku, ul. Brzozowa 11/13) vorbeizusehen, wo die Geschichte der Warschauer Altstadt vorgestellt wird. www.szlakpiwnic.pl Die Legende besagt, dass in den Kellern des Wohnhauses an der Ecke zur ulica Krzywe Koło ein Ungetüm namens Basilisk (Bazyliszek) lebte. Dieses bewachte die dort angesammelten Schätze, und jeder Wagehals, der versuchte, zu ihm vorzudringen, wurde durch einen Blick in Stein verwandelt. Schließlich besiegte das Ungetüm ein pfiffiger wandernder Schneider, der diesem einfach einen Spiegel vorhielt. Entsetzt durch den eigenen Anblick verwandelte sich das Ungetüm zu Stein und hat seit dieser Zeit die Einwohner nie wieder bedroht. In den unterirdischen Gefilden ist es jedoch besser, vorsichtig zu sein – Wer weiß, ob der Basilisk vielleicht doch nicht wieder zu Leben erwacht? Zejście do piwnic pod Muzeum Warszawy 8 Ale Historia-DE.indd 10 29.12.2015 12:47 Aber hier ist die Sightseeing-Tour noch nicht zu Ende! Warschau ist eine Stadt der Überraschungen. Fast auf Schritt und Tritt finden wir hier reizvolle Ecken, vor den Blicken versteckte historische Gebäude, Denkmäler und etliche, in Nischen verborgene Museen. Eine dieser interessanten Punkte ist der Misthügel (Gnojna Góra), ein geradezu idealer Ort für Fotoaufnahmen – mit der Weichsel in der Hauptrolle! Von hier aus zieht sich ein malerischer Blick auf den rechten Uferbereich der Stadt mit dem Nationalstadion als Augenweide. Wer hätte gedacht, dass sich hier bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts… ein Müllplatz befand? Ein Erinnerungsfoto kann man auch an der Tafel der UNESCO machen, das ein außergewöhnliches Beispiel für die vollkommene Rekonstruktion eines historischen Komplexes darstellt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass hier nach dem Zweiten Weltkrieg alles vollkommen zerstört war! Es lohnt sich auch, an den Denkmälern der Helden Warschaus kurz anzuhalten: dem des Anführers der Warschauer Bevölkerung während der KościuszkiAufstände (18. Jh.) – dem Schuster Jan Kiliński und der bewegenden Skulptur des Kleinen Aufständischen (pomnik Małego Powstańca) – eines kleinen Jungen mit einem zu groß geratenen Helm, der an die jüngsten Teilnehmer des Warschauer Aufstandes erinnern soll. Beide Denkmäler stehen an der ul. Podwale. Romantikern werden ganz bestimmt die malerische Straße Steintreppchen (Kamienne Schodki) aus dem 15. Jahrhundert gefallen. Die Jäger versteckter Schätze können das Pharmaziemuseum (Muzeum Farmacji, ul. Piwna 31/33) besuchen, in dem Originalausstattung für Apothekenlabore aus den 1930er Jahren ausgestellt sind, oder auch das Adam-MickiewiczLiteraturmuseum (Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza, Rynek Starego Miasta 20), wo Ihr Handschriften und Erinnerungsstücke polnischer Schriftsteller findet. Ale Historia-DE.indd 11 9 29.12.2015 12:47 Nowe Miasto – eine Neue Stadt, die gar nicht so neu ist… Eine beeindruckende Zahl von Kirchen, die kürzeste Straße, ruhige Cafés – die Neustadt (Nowe Miasto) birgt viele Geheimnisse. Es lohnt sich, einige von ihnen zu entdecken! Einer der wichtigsten Orte hier ist das Maria-Skłodowska-Curie-Museum (Muzeum Marii Skłodowskiej-Curie), das in ihrem Geburtshaus untergebracht ist. Aufgrund von Renovierungsarbeiten wurde es vorübergehend in das gegenüberliegende Gebäude in der ul. Freta 5 verlegt. Es ist das weltweit einzige biografische Museum dieser Wissenschaftlerin. Garderobe, die auf ihre schlanke Gestalt hinweisen, ein Brillenetui, eine kleine Elefantenfigur – ein Geschenk von US-Präsident Herbert Hoover. Das sind nur einige der dort ausgestellten Exponate. Nowe Miasto ist berühmt für seine historischen Kirchen. Eine von diesen ist die Heilig-Geist-Kirche (Kościół św. Ducha Świętego, ul. Długa 3), von der aus seit 300 Jahren im August die größte Wallfahrt zum Marienheiligtum in Częstochowa startet. Mit der nahe gelegenen Dominikanerkirche St. Hyazinth (Kościół św. Jacka , ul. Freta 10) ist ein dramatisches geschichtliches Ereignis verbunden: in dem im 17. Jahrhundert errichteten Gotteshaus war während des Warschauer Aufstandes ein Feldlazarett untergebracht. Durch Bombardements kamen hier rund 1000 Menschen in den Trümmern ums Leben. In den Kriegswirren litt auch die am Markt der Neustadt gelegene St. Kasimirkirche (Kościół św. Kazimierza). Die an der Wende des 17. zum 18. Jh. errichtete Kirche des seraphischen St. Franziskus (Kościół św. Franciszka Serafickiego) an der ulica Zakroczymska 1 hatte etwas mehr Glück: 1944 wurde sie bombardiert, jedoch nicht zerstört, wodurch viele Elemente der Barockausstattung erhalten blieben. Die Seejungfrau mit dem Einhorn – das Wappen der Neuen Stadt zamiast Warschaus. Die Aufmerksamkeit der Touristen wecken die beeindruckenden Backsteinmauern aus dem 16. Jh. Barbakan – entworfen von Jan Baptysta Wenecjanin. 10 Ale Historia-DE.indd 12 29.12.2015 12:47 An der ulica Przyrynek 2 findet Ihr eines der ältesten Gebetshäuser in Warschau: die Kirche der Heimsuchung der Heiligen Jungfrau Maria (Kościół Nawiedzenia NMP). Errichtet wurde sie im 15. Jahrhundert und steht angeblich am Platz eines heidnischen Tempels. Sicher lohnt es sich auch, die daneben gelegene Aussichtsterrasse aufzusuchen, von wo man eine herrliche Aussicht auf die Weichsel und den am rechten Ufer gelegenen Teils Warschaus hat. Interessant ist auch die Geschichte der Feldkathedrale der Polnischen Armee, Kirche der Heiligen Mutter Gottes, Königin von Polen (Katedra Polowa Wojska Polskiego NMP Królowej Polski), die sich an der ulica Długa 13/15 befindet. Errichtet im Jahr 1642 auf Wunsch von Władysław IV, brannte das Gotteshaus während der Kämpfe mit den Schweden 1656 nieder. Nachdem sie wieder errichtet wurde, diente sie u.a. als orthodoxe Kirche, während des Zweiten Weltkrieges als Gebetshaus für deutsche Katholiken und ihre Seelsorger. Im Untergeschoss der Kathedrale befindet sich das Museum des Militärordinariats (Muzeum Ordynariatu Polowego), in dem Ihr euch mit der Geschichte der Militärseelsorge von der Taufe Polens bis in unsere Zeiten vertraut machen könnt. Ale Historia-DE.indd 13 11 29.12.2015 12:47 Warschau by night – linkes Weichselufer. Da fließt sie, die Weichsel, sie fließt… Das Panorama von Warschau kann man sich ohne die Weichsel (Wisła) kaum vorstellen, denn dieser Fluss hatte auf die Entwicklung der polnischen Hauptstadt enormen Einfluss – und heute bietet die Weichsel Touristen wie Einwohnern unzählige Attraktionen. Heute fließt die Königin der polnischen Flüsse in einem begradigten Flussbett. Vor einigen Jahrhunderten war die Weichsel allerdings bedeutend breiter und reichte fast bis zum Fuß des Hanges am Königsschloss (Zamek Królewski). Unabhängig von seinem Verlauf spielte dieser Fluss seit Anbeginn Warschaus an eine wichtige Rolle in der Entwicklung der polnischen Hauptstadt. Jahrhunderte lang diente die Weichsel vor allem dazu, wertvolle Waren per Floß zu transportieren, wie z.B. Holz, Salz und Getreide. Das goldene Zeitalter der Binnenschifffahrt auf der Weichsel fiel in das 16. und 17. Jh., als eine der größten Flotten des Alten Kontinents für die Flussschifffahrt zur Verfügung stand. Im zentralen Abschnitt der Weichsel wurde eben Warschau der wichtigste Binnenhafen. 12 Ale Historia-DE.indd 14 29.12.2015 12:47 Bis heute hat die Weichsel ihren besonderen Charakter beibehalten und man bezeichnet sie als den letzten wilden Fluss im heutigen Europa, der mit seinen einzigartigen Ökosystemen aus seltenen Tier- und Pflanzenarten begeistert. Mit ein wenig Glück kann man an den Ufern Hirsche, Biber, Wildschweine, Kormorane, Eisvögel, Reiher und viele weitere Säugetierarten oder Vögel beobachten. Ale Historia-DE.indd 15 Aleksander Gierymski, Die Sandgräber am Weichselufer, 1887, Nationalmuseum in Warschau. 13 29.12.2015 12:47 21 22 20 19 18 9 17 16 8 7 10 13 23 15 11 5 12 6 4 14 3 1 2 UNESCO-Gebiet-Grenze Legende 1. Königsschloss 2. Sigismudsäule 3.Gotische Brücke 4. Johanneskathedrale 5. S anktuarium der Gütigen Gottesmutter 6. Kanonia 7. Misthügel 8. Literaturmuseum 9. Steintreppen 10. Denkmal der Seejungfrau 11. UNESCO-Tafel 12. St.-Martin-Kirche 13. Pharmaziemuseum 14. Jan-Kiliński-Denkmal 15. Denkmal des Kleinen Aufständischen 16. Barbakan 17. Heilig-Geist-Kirche Ale Historia-DE.indd 16 18. Maria-Skłodowska-CurieMuseum 19. Dominikanerkirche St. Hyazinth 20. St. Kasimirkirche 21. Marienkirche 22. K irche des seraphischen St. Franziskus 23. Feldkathedrale der Polnischen Armee 24. St.-Anna-Kirche 25. Zentrale Landwirtschaftsbibliothek 26. R es Sacra Miser 27. Wessel-Palast 28. Präsidentenpalast 29. Hotel Bristol 30. Kazimierz-Palast 31. Czapski/Krasiński-Palast 32. Heilig-Kreuz-Kirche 33. Staszic-Palast 34. Fryderyk-Chopin-Museum 35. Palme 36. Bank- und Finanzzentrum 37. Nationalmuseum Warschau 38. M useum der Polnischen Armee 39. St.-Alexander-Kirche 40. Sejm und Senat 41. Ujazdowski-Park 42. Schloss Ujazdowski 43. Botanischer Garten 44. Łazienki-Park 45. Belvedere 46. Wilanów 47. T empel der Göttlichen Vorsehung 29.12.2015 12:47 Ale Historia-DE.indd 17 27 24 25 26 28 29 30 31 32 33 34 37 38 3536 39 40 41 42 43 45 44 ÓW N A L 47 WI 46 29.12.2015 12:47 Krakauer Vorstadt (Krakowskie Przedmieście) – Blick auf das Tor der Universität, im Hintergrund das Hotel Bristol. Ein Spaziergang durch die Geschichte Königliches Gefolge durchquerte ihn, die Wagen von Kaufleuten, feindliche Truppen und einfache Menschen, die in die Stadt kamen, um ein besseres Leben zu suchen. Über Jahrhunderte war der Warschauer Königsweg (Trakt Królewski) einer der wichtigsten Wege, die nach Warschau führten. Die Anfänge dieses historischen Weges geht bis ins Ende des 15. Jh. zurück. Obwohl sich der Name dieses Weges mehrmals änderte – u.a. hieß er Czerskie und Bernardyńskie Przedmieście – blieb er über Jahrhunderte einer der repräsentativsten Wege Warschaus. Er verbindet drei ehemalige Herrschaftsresidenzern: das Königsschloss, den Łazienki-Park und den Palast in Wilanów. 16 Ale Historia-DE.indd 18 Multimediale Bänke zeigen die Orte Fryderyk Chopins an. 29.12.2015 12:47 Der Spaziergang auf dem historischen Weg ist ein wahrer Schmaus für das Auge: zunächst Krakowskie Przedmieście (die Krakauer Vorstadt) , die vom Schlossplatz (Plac Zamkowy) ausgeht und an Sommerwochenenden zu einer eleganten Fußgängerzone wird; danach Nowy Świat (die Neue-Welt-Straße), in der sich viele Geschäfte und Restaurants befinden. Auf dem nächsten Abschnitt der Strecke, den Ujazdowskie-Alleen (Aleje Ujazdowskie), könnt Ihr kleine Schlösser und Villen sehen, die im 19. Jh. von wohlhabenden Warschauern gebaut worden waren. Heute befinden sich hier ausländische Botschaften. Weiter führt dieser 11 km lange Weg vorbei an dem Łazienki-Park und endet in Wilanów. Die schönsten Ecken dieses Traktes sehr Ihr vom Fenster der städtischen Buslinien 116 und 180 aus oder dem Touristenbus Hop on - Hop off. Ale Historia-DE.indd 19 Nowy-Świat-Straße 17 29.12.2015 12:47 Krakowskie Przedmieście Obwohl seit den Tagen, als Fryderyk Chopin auf dieser malerischen Straße entlang spazierte, schon 200 Jahre vergangen sind, hat Krakowskie Przedmieście (die Krakauer Vorstadt) ihren einstigen Reiz bis heute erhalten. Von dem Charme der Gegend könnt Ihr euch gleich am Anfang dieser repräsentativen Strecke überzeugen: es genügt, den Glockenturm der St.-Anna-Kirche (Kościół Św. Anny, ul. Krakowskie Przedmieście 68) gleich am Schlossplatz zu erklimmen. Von hier aus bietet sich ein herrlicher Blick auf Warschau. Einen Spaziergang auf dem Warschauer Königsweg (Trakt Królewski) beginnt Ihr auf dem Schlossplatz. Unweit befindet sich die Zentrale Landwirtschaftsbibliothek (Centralna Biblioteka Rolnicza, Krakowskie Przedmieście 66) – und wenn dieser Ort nicht wäre, hätten wir vielleicht von der Existenz des Radiums erst sehr viel später erfahren. In dem Labor des Museums für Industrie und Landwirtschaft (Muzeum Przemysłu i Rolnictwa), das es hier seinerzeit gab und das sich mit Forschungsarbeiten beschäftigte, führte die spätere Nobelpreisträgerin Maria Skłodowska-Curie ihre Experimente durch und bereitete sich auf die Prüfung für die Sorbonne vor. 18 Ale Historia-DE.indd 20 29.12.2015 12:47 In der Krakauer Vorstadt zieht das schöne Gebäude des Hotel Bristol (ul. Krakowskie Przedmieście 42/44), eines der luxuriösesten Hotels in Warschau, die Blicke auf sich. Über dieses Hotel könnte man ganze Bücher schreiben: in den 1930er Jahren hatte hier der bekannte polnische Maler Wojciech Kossak sein Atelier. Da er nicht in der Lage war, seine Rückstände zu zahlen, beschenkte er das Hotel mit seinen Bildern; auf dem Balkon des Bristols sang der legendäre Tenor Jan Kiepura Opernarien. Es hielten sich hier aber auch andere Persönlichkeiten auf, wie etwa Marlene Dietrich, John F. Kennedy, Richard Nixon, Tina Turner, Depeche Mode oder Woody Allen. Eines der beeindruckendsten Bauwerke in der Krakowskie Przedmieście ist der Präsidentenpalast (Pałac Prezydencki). Errichtet im 18. Jh. wurde er Zeuge vieler wichtiger Ereignisse, u.a. der Arbeiten der ersten polnischen Regierung nach der Unabhängigkeit Polens 1918 oder der Beratungen am Runden Tisch, nach deren Abschluss sich Polen dem Kreis der demokratischen Staaten anschloss. Seit mehr als 20 Jahren ist der Palast der Sitz der polnischen Präsidenten. Ale Historia-DE.indd 21 19 29.12.2015 12:47 Auf den Spuren Chopins Obwohl er in Żelazowa Wola zur Welt kam, verbrachte Fryderyk Chopin seine Kindheit und frühe Jugend in Warschau. In der Straße Krakauer Vorstadt findet Ihr auf Schritt und Tritt Erinnerungen an den berühmten Komponisten. Einer dieser Orte ist das Gebäude der Res Sacra Miser (Krakowskie Przedmieście 62), wo der 13-jährige Fryderyk ein unglaubliches Klavierkonzert gab, über das die Hauptstadtpresse damals ausführlich berichtete. Dieses Bauwerk hat eine lange und bewegte Geschichte: hier befand sich die erste Warschauer Münzstätte, ein luxuriöser Palast, aber auch die Kirche und das Kloster eines Frauenordens. Etwas weiter befindet sich der Wessel-Palast (Pałac Wesslów, Krakowskie Przedmieście 25), der ehemalige Sitz der Sächsischen Post von der aus Chopin Polen verließ, um nie wieder zurückzukehren. Der junge Fryderyk wohnte auf dem Campus der Warschauer Universität, im Seitenflügel des Kazimierz-Palast (Pałac Kazimierzowski). Später zog er in seine letzte Wohnung in Warschau um, in den Czapski/Krasiński-Palast (Pałac Czapski/ Krasiński, Krakowskie Przedmieście 5), heute Sitz der Akademie der Bildenden Künste. Als Wegweiser auf den Spuren Chopins dienen multimediale Sitzbänke. Ihr könnt hier Musik hören und mithilfe von QR-Codes einen mobilen Wegweiser sowie besondere Applikationen herunterladen, über die man die Biografie Chopins besser kennen lernen kann. Es ist sogar möglich, ein Erinnerungsfoto mit dem Komponisten zu machen. Ein wichtiger Ort, der mit der Person Chopins verbunden ist, ist die Heilig-Kreuz-Kirche (Kościół Świętego Krzyża, Krakowskie Przedmieście 3). Fryderyk wünschte sich, dass sein Körper nach seinem Tod von Frankreich nach Polen gebracht wird, in sein Vaterland kam jedoch nur sein Herz, das 96 Jahre nach dem Tod dieses Ausnahmekünstlers eben hier in der Heilig-Kreuz-Kirche seine letzte Ruhe fand. Pałac Wesslów 20 Ale Historia-DE.indd 22 29.12.2015 12:47 Die Musik Chopins ist nach wie vor inspirierend. Davon zeugen zahlreiche Festivals und Kulturevents. An den Wochenenden während der Urlaubszeit finden an der Sigismundsäule, auf dem Hoover-Platz und am Bolesław Prus-Denkmal die Konzerte „Chopin in der Krakauer Vorstadt” statt. Großer Beliebtheit erfreuen sich die kostenlosen Chopin-Konzerte in den Sommermonaten im Łazienki-Park , und der alle fünf Jahre stattfindende Internationale Chopin-Wettbewerb, einer der ältesten Wettbewerbe weltweit, der großes Prestige genießt und gewaltige Emotionen weckt. Wer an dem Leben und Schaffen des Komponisten interessiert ist, sollte unbedingt das Fryderyk-Chopin-Museum (Muzeum Fryderyka Chopina) im Schloss Ostrogski (Zamek Ostrogskich, ul. Okólnik 1) besuchen. Es ist eines der modernsten biografischen Museen Europas und stellt u.a. handgeschriebene Briefe und Kompositionen aus und zeigt den unschätzbar wertvollen Pleyel-Flügel, auf dem Chopin in seinen letzten zwei Lebensjahren spielte. Und all das wird in einer interessanten, interaktiven Form präsentiert. Vor dem Palast findet Ihr den Springbrunnen mit der Goldene Ente, der Heldin einer der vielen Warschauer Legenden. Eines Tages hörte der Schusterlehrling Lutek die Geschichte von der gerissenen Goldenen Ente, die sich im Untergrund des Schlosses Ostrogski versteckte. Der tapfere Schneiderjunge drang schließlich bis zur Ente vor. Diese schenkte ihm 100 Dukaten und versprach, ihn Reich zu machen. Es gab jedoch eine Bedingung: er musste alle Dukaten an einem Tag ausgeben und durfte diese mit niemandem teilen. Der Junge half aber einem Bettler, den er zufällig traf, und die Prinzessin, die in diese Goldene Ente verzaubert worden war, nahm ihm allen Reichtum wieder weg. Lutek verstand, dass Geld keinen Wert hat, wenn man es nicht mit jemandem teilen kann. Die Goldene Ente hat später niemand wieder gesehen und heute erinnert nur noch das Denkmal vor dem Schloss Ostrogski an sie. Ale Historia-DE.indd 23 21 29.12.2015 12:47 Von Kopernikus bis de Gaulle Dutzende von Cafés und Restaurants, Galerien, exklusive Geschäfte und Massen von Besuchern – in der Nowy Świat Straße pulsiert das Leben das ganze Jahr über. An der Ecke der Straßen Krakauer Vorstadt Przedmieście und Neue Welt zieht ein klassizistisches Bauwerk die Aufmerksamkeit auf sich: der Staszic-Palast (Pałac Staszica, ul. Nowy Świat 72). In dem zu Beginn des 19. Jh. errichteten Gebäude befindet sich heute die Polnische Akademie der Wissenschaften und die Warschauer Wissenschaftsgesellschaft. Es lohnt sich auch, einen Blick auf das Denkmal vor dem Gebäude zu werfen, das den Gelehrten darstellt, der „die Sonne anhielt und die Erde in Bewegung setzte“: Nikolaus Kopernikus (Mikołaj Kopernik). Ein Spaziergang durch die Neue Welt ist eine ideale Gelegenheit, in eines der vielen Restaurants oder Cafés reinzuschauen – u.a. die Konditorei A. Blikle, die hier unter der Hausnummer 35 seit 1869 ununterbrochen ansässig ist. Obwohl Warschau nicht in tropischen Gefilden liegt, gehört zu einer der interessantesten Sehenswürdigkeiten… die Palme, die in der Mitte des De-Gaulle-Rondos (Rondo de Gaulle’a) steht. Obwohl sie wie 22 Ale Historia-DE.indd 24 29.12.2015 12:47 echt aussieht, ist das Holz dennoch aus künstlichen Materialien hergestellt. Die Palme sollte als Kunstinstallation von Joanna Rajkowska hier nur ein Jahr lang stehen, aber sie hat den Warschauern so gut gefallen, dass sie das Bild des Warschauer Königswegs bis heute ziert. Entgegen dem Anschein befindet sich diese überraschende Konstruktion nicht zufällig hier: die Nowy Świat Straße kreuzt sich hier mit den Jerusalemer Alleen (Aleje Jerozolimskie), so genannt zu Ehren der hier einst bestehenden jüdischen Siedlung. Gleich daneben seht Ihr das Denkmal General de Gaulles und das monumentale Gebäude des Bank- und Finanzzentrums. In den Zeiten der Volksrepublik Polen befand sich hier der Sitz des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei. Das über Jahrzehnte streng bewachte Bauwerk umgab eine Vielzahl von Legenden, u.a., dass es hier eine Reihe unterirdischer Korridore zum Kultur- und Wissenschaftspalast (Pałac Kultury i Nauki) und zu geheimen Bahnsteigen gäbe. Die Liebhaber von Geschichte und Kunst werden sich bestimmt für das nahe gelegene Museum der polnischen Armee (Muzeum Wojska Polskiego) und das Nationalmuseum (Muzeum Narodowe , Al. Jerozolimskie 3) interessieren. Das letztgenannte gehört zu den modernsten Kunstmuseen Europas, seine Sammlungen zählen rund 800 000 polnische und ausländische Kunstwerke von der Antike bis hin zur Moderne. Wer das Museum besucht sollte auf keinen Fall den Besuch der Galerie für Mittelalterliche Kunst oder der Faras-Galerie verpassen, welche die in ganz Europa und weltweit einzige Ausstellung historischer Kultur- und Kunstdenkmäler aus dem christlichen Nubien präsentiert. Die heilige Anna, 13.-19. Jh., Temperamalerei und Putz – das Nationalmuseum in Warschau. * Ale Historia-DE.indd 25 23 29.12.2015 12:47 Am Kreuzweg der Epochen: Platz der drei Kreuze Der Platz der drei Kreuze (Plac Trzech Krzyży) ist die ideale Verbindung von Geschichte mit dem modern geprägten Lebensstil. Bereits im 17. Jh. verliefen hier die wichtigsten städtischen Verkehrswege. Derzeit reizt diese Gegend die Liebhaber von Pubs, die „in” sind, sowie Freunde des Einkaufsrausches an. Die im zentralen Teil des Platzes stehende St.-Alexander-Kirche (Kościół Św. Aleksandra) wurde zu Beginn des 19. Jh. in Erinnerung an den Besuch des russischen Zaren Alexander I – gleichzeitig auch König von Polen – errichtet. Nachdem die Kirche während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde, konnte sie in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut werden. Vor dem Gotteshaus sind zwei mit Kreuzen und der Figur des hl. Johannes Nepomuk, ein Kruzifix in der Hand haltend, verzierte Säulen zu sehen. Eben diesen drei Kreuzen verdankt dieser Ort seinen Namen. Heute befinden sich auf diesem Platz moderne Cafés und Restaurants, elegante Boutiquen und die Geschäfte exklusiver Marken. Unweit des Palasts, in der Wiejska-Straße, befindet sich das Gebäude von Sejm und Senat. Das Parlament, im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde in einem an die Epoche der Renaissance erinnernden Stil wieder aufgebaut. 24 Ale Historia-DE.indd 26 29.12.2015 12:47 e Die Ujazdów-Alleen – Gestern und heute Überall Grün und elegante Villen. Die Ujazdów-Alleen (Aleje Ujazdowskie) bestechen durch Schick und Eleganz. Hier befindet sich der größte Teil ausländischer Vertretungen. Für Kunstkenner ist bei einem Besuch in Warschau ein Abstecher zu dem von Sigismund III. Wasa im 17. Jh. errichtete Schloss Ujazdowski (Zamek Ujazdowski, ul. Jazdów 2) ein absolutes Muss. Es ist heute der Sitz des Zentrums für Moderne Kunst – einer Kultureinrichtung mit einer begeisternden Galerie. Vor dem Besuch in dem Schloss lohnt es sich, etwas Zeit für einen ruhigen Spaziergang durch die Alleen abzuknapsen, die sich unweit des Ujazdów-Parks (Park Ujazdowski) aus dem 19. Jahrhundert befinden. Die größte Attraktion des Parks sind die historische Skulptur eines Gladiators und der modern angelegte Spielplatz, der die Kleinsten mit Sicherheit begeistern wird. Und wer auf seine Linie achtet, der kann auf der Waage, die hier seit 1912 ihre Dienste tut, sein Gewicht überprüfen. Naturfreunde müssen unbedingt den Botanischen Garten (Ogród Botaniczny) der Universität Warschau besuchen, in dem sich rund 10 000 Pflanzenarten befinden. Ale Historia-DE.indd 27 25 29.12.2015 12:47 * Die Geheimnisse des Łazienki-Parks Stimmungsvolle kleine Wege, ein historischer Palast, der Duft von Blumen und das über all dies das überragende monumentale Chopin-Denkmal – der Łazienki-Park ist zweifelsohne einer der schönsten Parks in ganz Europa. Der letzte König Polens, Stanislaus II. August Poniatowski, ließ ihn im 18. Jahrhundert anlegen. Sein Name geht auf die sich hier einst befindenden Bäder zurück, die in einen Palast umfunktioniert wurden. Der im Zentrum der Stadt gelegene Park besteht aus drei Gärten: dem Królewski, dem Belwederski und dem Modernistyczny, die insgesamt eine Fläche von 76 ha umfassen. Wer sich in dem Łazienki-Park (Łazienki Królewskie) auf einen Spaziergang begibt, sollte sich mit Nüssen ausstatten, um sich die Gunst der hier lebenden sympathischen Eichhörnchen zu ergattern. Zu den Lieblingen der Warschauer gehören auch die herrlichen Pfauen, die auf den Parkwegen stolz einherspazieren. Im Herzen des Parks liegt eine Perle der polnischen Architketur, der Palast auf der Insel (Pałac na Wyspie). Eine große Attraktion sind die Gondelfahrten, die Konzerte in den Sommermonaten und die Vorstellungen, die vom Theater auf der Insel organisiert werden. Zwischen den Bäumen und Sträuchern verbergen sich noch andere historische Gebäude, die heute vor allem kulturellen Zwecken dienen: in der Alten Wachstube (Stara Kordegarda) gibt es einen Ausstellungsraum der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste und eine Galerie für Wechselausstellungen, in der Alten Orangerie (Stara Pomarańczarnia) und dem Stanisłowski-Theater (Teatr Stanisławowski) finden Konzerte statt, und in der Kantonisten-Kaserne (Koszary Kantonistów) und dem Kubicki-Gestüt (Stajnia Kubickiego) hat 26 das Jagd- und Reitereimuseum seinen Sitz. Ale Historia-DE.indd 28 29.12.2015 12:47 Symbol des Łazienki-Parks ist das Denkmal Fryderyk Chopins, das verborgen im Rauschen der Weiden steht. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von deutschen Truppen zerstört, erlebte jedoch seinen Wiederaufbau und zahlreiche Reproduktionen. Im Sommer finden hier immer sonntags um 12:00 und um 16:00 Uhr an diesem Denkmal kostenlose und sehr beliebte Chopin-Freilichtkonzerte statt. Eine wirklich außergewöhnliche Gelegenheit in Picknick-Atmosphäre, im Schatten eines Baumes liegend, klassische Musik zu hören. Ale Historia-DE.indd 29 Eine Augenweide ist auch der gleich neben dem Łazienki-Park liegende Palast Belvedere (Belweder, ul. Belwederska 54) aus dem 17. Jahrhundert, den eine sehr stürmische Geschichte kennzeichnet. Ursprünglich befand sich hier eine Fayance-Manufaktur, später wurde das Gebäude zur Residenz u.a. des Statthalters des Zaren in Polen, des Großfürsten Konstanty, Residenz von Marschall Józef Piłsudski, in der Zeit der deutschen Besatzung Sitz des Gouverneurs des Warschauer Distrikts Ludwig Fischer, und nach Kriegsende von Bolesław Bierut, Staatspräsident und Parteichef der Volksrepublik Polen. Heute gehört das Belvedere zur Kanzlei des Präsidenten der Republik Polen. 27 29.12.2015 12:48 Wilanów – Willkommen im polnischen Versailles Ganz am Ende des Warschauer Königswegs findet Ihr eine echte Perle der Barockarchitektur: den Wilanów-Palast. Es war die Lieblingsresidenz von König Johann III. Sobieski. Sie erlaubte es dem Herrscher und seiner Familie, ein wenig durchzuatmen, gleichzeitig lag sie dem Königsschloss in Warschau so nahe, dass der Monarch nicht die Kontrolle über die Staatsgeschäfte verlor. Ein Besuch in dem Palast ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, um die zwei so unterschiedlichen Gesichter Johann III. Sobieskis kennen zu lernen: das des mächtigen Herrschers, der Europa vor der osmanischen Invasion rettete, aber auch das des treuen Ehemannes, der seine Gattin Marysieńka abgöttisch liebte. 28 Ale Historia-DE.indd 30 29.12.2015 12:48 es Heute könnt Ihr im Palastmuseum Wilanów (Muzeum Pałacu Króla Jana III w Wilanowie, ul. Stanisława Kostki Potockiego 10/16) eine reiche Sammlung von Gemälden, Skulpturen und Möbeln sehen. Zwischen dem Palast und dem Wilanowski-See (Jezioro Wilanowskie) erstrecken sich ein zweistöckiger, italienischer Barockgarten und im Südteil ein romantischer englischer Park. Nicht ohne Grund wird es mit Versailles verglichen! Aufmerksamkeit verdient auch das Mausoleum von Stanisław und Aleksandra Potocki (Mauzoleum Stanisława i Aleksandry Potockich). Die Potockis ließen die in diesem Palast das erste Kunstmuseum Polens einrichteten und in der im 18. Jh. erbauten St.-Anna-Kirche (Kościół św. Anny, ul. Kolegiacka 1) die historischen Verzierungen, Sarkophage und Epitaphien der Besitzer von Wilanów unterbringen. Nicht weit entfernt entsteht der Komplex des Zentrum der Göttlichen Vorsehung (Centrum Opatrzności Bożej, ul. Księdza Prymasa Augusta Hlonda 1), der aus dem Zentrum der Göttlichen Vorsehung dem Museum von Johannes Paul II und Primas Wyszyński und dem Pantheon der Großen Polen. Ale Historia-DE.indd 31 29.12.2015 12:48 WARSCHAUER TOURISTENINFORMATION [email protected] Offizielles Tourismusportal der Stadt Warschau www.warsawtour.pl /Warsaw /ewarsaw /fall_in_love_with_warsaw Entwurf des Stadtplans, grafische Bearbeitung der Symbole: Moyo – Teresa Witkowska, www.moyo.pl Fotos: Capital City of Warsaw; E. Miszczyk; F. Kwiatkowski; T. Nowak; K. Naperty; W. Hansen; P. Wierzbowski; Warsaw Tourist Organization; Fotolia - jacek_kadaj, verdical, whitelook; W.Z. Panow (pzstudio.pl); Jazz at the Old Town festiwal; Hotel Bristol Warsaw; National Museum in Warsaw; Centre for Contemporary Art Ujazdowski Castle - S. Jankowski; Archive of Centre of Divine Providence; Royal Castle - A. Ring, B. Tropiło; Wilanów Palace – W. Holnicki, A Indyk. Cover-Fotos: K. Trela Ausgabe I, Warschau 2015. Kostenloses Exemplar Hol dir die App WarsawTour O W ŚW I E DZIEDZ IC OW T AT Organizacja Narodów Zjednoczonych dla Wychowania, Nauki i Kultury MO AG E R IT United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization N D IA L • E • W ORLD H Ale Historia-DE.indd 32 Herausgeber: Stołeczne Biuro Turystyki (Warsaw Tourist Office) E • P A T RI M O IN Historic Centre of Warsaw inscribed on the World Heritage List in 1980 Historyczne Centrum Warszawy wpisane na Listę Światowego Dziedzictwa w roku 1980 29.12.2015 12:48
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