Zusammenfassung zum workshop 3: Da geht der Stress schon los! Wenn bereits im Grundschulalter alle unter Druck stehen Dipl. Psych. Andrea Hecht, [email protected], 85435 Erding workshop 3 am Vormittag – Diskussion verschiedener Fragen Wie kann man Eltern überzeugen, bestimmte (Förder)Maßnahmen zu ergreifen? Angst nehmen, das Wohl des Kindes steht im Vordergrund, Eltern begleiten, viele Gespräche führen, Alternativen anbieten, Unterstützung durch andere Eltern, die das Gleiche empfehlen Wie kann ich die Eltern überzeugen, Druck abzubauen? Eltern überzeugen, Druck zu senken Elterliche Erwartungen ansprechen, Terminstress anschauen, Freizeitstress abbauen, das Kind als Kind sehen Wie überbringt man eine „schlechte“ Nachricht? Klar und ohne Umschweife, mit Lösungshilfen und Unterstützungsangeboten Bestimmt und wertschätzend Es ist sehr wichtig, auch Positives zu vermitteln, dafür ist meist keine Zeit Gespräche durch Fragen führen, systemische Fragen stellen (siehe Literaturempfehlung) Wie kann ich auf meine Grenzen achten? Supervision, kollegiale Beratung, Fortbildungen, Selbstfürsorge, Ausgleich schaffen, wenige/ keine Überstunden, Zeitmanagement Wie kann man Kinder in Stress-Situationen unterstützen? Zeit nehmen und zuhören Überlegen, was Stress macht Aufmerksam sein für wiederkehrende Symptome Struktur und Rituale geben Sicherheit Anregung über Ängste/Stress zu sprechen oder zu malen Leistungsdruck reduzieren, nach individuellen Lösungen suchen Was kann das Kind gut? Ich bin stolz auf … Loben Zeit für Spiel, Spaß, Bewegung ebenso wie für Ruhe und Entspannung Arbeit mit negativen Gedanken, versuchen diese in positive zu verwandeln: wann habe ich es geschafft, was hat mir geholfen, das zu schaffen Fachliche Hilfe empfehlen Kleine Entspannungsübungen einbauen, die in konkreter Stress-Situation helfen Fazit workshop 3 am Vormittag Entwicklung braucht Zeit, man kann sie nicht beschleunigen. Stress entsteht immer unter Zeitdruck. Stress ist auch positiv. Am Stress kann man wachsen. Kinder müssen lernen, mit Stress umzugehen. Wichtig ist es, die Eltern zu überzeugen, dass es gut ist, die Freizeit mit den Kindern zu genießen. Langeweile ist gut. Eltern ermutigen, dass sie ihrem Bauchgefühl trauen. 1 workshop 3 am Nachmittag– Zusammenfassung der Diskussion, wie Stress in den verschiedenen Einrichtungen wahrgenommen wird Viele Anforderungen, Termine, Referate, Kinder zeigen Stresssymptome Besuch offener Treff lässt nach, weil keine Zeit Engagement der Eltern in Schule sinkt, weil keine Zeit Kinder haben keine Zeit für freies Spiel und Freunde Verinselung der Familien Hausaufgaben nehmen immer größeren Raum ein Naturentfremdung Immer unter Kontrolle der Erwachsenen Erwartungen an Hort, dass Nachhilfe/Einzelbetreuung anbieten, aber sind 8-10 Kinder Lange Zeit in Einrichtung: im Kindergarten von 7-17 Uhr Frühe Einschulung Letzten Jahre rasante Entwicklung durch politische Vorgaben, Frauen dürfen/wollen nicht mehr zu Hause bleiben Langweile zulassen ist wichtig Fazit in workshop 3 am Nachmittag Bewegung und Naturerfahrungen sowie Freiräume sind für die Entwicklung, auch für die Gehirnentwicklung der Kinder sehr wichtig. Es ist schwierig, dies den Eltern zu vermitteln, die schon im Kindergarten möglichst viele Arbeitsblätter bearbeitet haben wollen und im Hort eigentlich fast schon Nachhilfe einfordern. Anknüpfend aus den Erkenntnissen der Bindungstheorie ist die Empathie gerade in den ersten beiden Lebensjahren des Kleinkindes enorm wichtig. In unserer Gesellschaft steht aber nur die kognitive Entwicklung und Leistung im Vordergrund. Welche Empathie, welches Gespür werden heutige Kinder später dann mal als Eltern aufbringen? Eltern können sich für ganzheitliche Projekte begeistern, die mit den Kindern über Bewegung und Sinne spielerisch lernen. So bringt man dieses wichtige Thema quasi „hintenherum“ in die pädagogische Einrichtung. Es ist wichtig, auf eigene Grenzen zu achten Es ist wichtig, zu akzeptieren, dass sich manche Dinge/Eltern/Kinder nicht ändern – Akzeptieren von Grenzen in der Arbeit Austausch und Vernetzung über die Trägergrenzen hinweg sind sehr wichtig! Empfehlung: Oggi Enderlein und/oder Herbert-Renz Polster live in Vorträgen erleben Literaturempfehlung: Hampel und Petermann: Anti-Stress-Training für Kinder (Alter 8-13 Jahre), 1998 Lohaus und Klein-Heßling: Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter, 1998 Oggi Enderlein: Große Kinder. Die aufregenden Jahre zwischen 7 und 13, 1998 Bill Rogers: Stressbewältigung für Lehrkräfte, 2013 Manfred Prior, Heike Winkler: Mini Max für Lehrer. 1 Kommunikationsstrategien mit maximaler Wirkung, 2009 Links im Internet zu Oggi Enderlein: http://www.initiative-grosse-kinder.de/ http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/media.php/5527/Vortrag_Enderlein.pdf Schule wird Lebenswelt - mehr Informationen unter: www.ganztaegig-lernen.de oder www.ganztagsschulen.org 2 Kurze Zusammenfassung des Inputs der Referentin Andrea Hecht Forschungsdaten zu Stress bei Kindern im Grundschulalter: Lohaus, 1990, befragte 342 Kinder: 72 % der 7-11jährigen berichten von Stress. Berichtet wird von Kopfweh und Bauchweh, Schlaflosigkeit, Angst, Erschöpfung 25% der Kinder nehmen an, dass sie nichts gegen Stress tun können Bei einer weitere Untersuchung an 650 Dritt- und Viertklässlern gaben fast ein Drittel der Kinder an, mehrmals in der Woche nicht gut schlafen zu können Stress verursachen können Lebenskrisen (Scheidung, Tod, Krankheit), entwicklungsbedingte Probleme (Übergänge wie Schuleintritt, 2. in 3. Klasse bzw. Übertritt in die 5. Klasse sowie Pubertät), alltägliche Probleme und Streits (Pausenhofstreiterei) Bausteine des Stressbewältigungstrainings nach Lohaus/Klein-Heßling 1998 und 2000 Wahrnehmung eigener Stressreaktionen Eltern mit einbeziehen Kennenlernen von Bewältigungsstrategien o Sich mitteilen (Kommunikation, Rollenspiele) o Entspannen, Ruhepausen o Spielen, Spaß haben, bewegen, Natur o Kognitive Strategien (negative Gedanken in positive umwandeln) Entspannungsverfahren alleine reichen nicht, kappen kurzfristig Erregungsspitzen, aber helfen nicht langfristig (Hampel/Petermann), es ist wichtig, verschiedene Strategien zu kombinieren Gute Vorraussetzungen für geringe Stressanfälligkeit nach Lohaus Hoher Selbstwert Fähigkeit, Probleme zu lösen / sich mitzuteilen / Situationen realistisch einzuschätzen Im Jugendgesundheitssurvey 2003 geben Schülerinnen und Schüler der 5., 7. und 9. Klassen an, dass sie fast jede Woche, mehrmals pro Woche oder fast täglich unter folgenden psychosomatischen Symptomen leiden: Müdigkeit/Erschöpfung 46,2 % Schlechte Laune/Reizbarkeit 30,5 % Einschlafstörungen 26,9 % Kopfschmerzen 24,5 % Überblick über die 8 Lebensthemen nach Oggi Enderlein (siehe Seite 4) Anmerkung der Referentin dazu: Dieser Teil ist mir besonders wichtig als Gegenpol zu allen kognitiven Anforderungen, hier geht es um soziale und seelische Entwicklung, das sind die Themen, die die Kinder zu bewältigen haben. Eltern und Schule sind sehr kognitiv ausgerichtet und sind überrascht, wenn sie sehen wie vielfältig, umfangreich und schwierig die Entwicklungsthemen sind, die die Kinder auf seelischer und sozialer Ebene zu bewältigen haben. Vieles ist über die Eltern zu erreichen, wenn Eltern entspannter sind, dann sind es auch die Kinder! 3 Seelische und soziale Entwicklung im Grundschulalter: Lebensthemen nach Oggi Enderlein: „Große Kinder“ Die aufregenden Jahre zwischen 7 und 13, 1998 1. Entwicklung von Selbstbehauptung Ab 6 Jahren wird es wichtig, dass sich die Kinder dem Blick der Erwachsenen entziehen Ziel: auf eigene Faust und auf eigenes Risiko mit Altersgenossen leben Beim Rückblick sieht man voller Stolz die Gefahren, denen man getrotzt hat und wundert sich, dass nichts Schlimmeres passiert ist 2. Lebensraum weitet sich aus Vom Garten, Spielplatz zum Dorf, Feld, Bach, Dachboden, Kaufhaus, Café Bindung an Dinge: unser Lager, unser Kletterbaum, diese Gefühle geben Bodenständigkeit, Problem: Unsere Lebensräume sind sehr stark eingegrenzt: Schulhof, Sportverein, Musikstunden, Ganztagsunterricht, Hort, Mittagsbetreuung 3. Wetten ich schaff´s Wettkämpfe und körperliches Messen: Wichtig, dass die Kinder das selbst erfinden, nicht vergleichbar mit Vorgaben im Sport. Daraus entwickeln sich Ausdauer und Motivation 4. Wo geht´s lang – soziale Entwicklung Viele Begriffe werden gelernt und ausdifferenziert: fair, gemein, ungerecht, Beleidigung, Ehre, Bescheidenheit, Angeberei, Betrug, Verlässlichkeit, Vertrauen, Rücksichtnahme, skrupellos 5. Wir sind doch wer – Gemeinschaft und Identität Kampf der Banden/Gruppen untereinander: Wilde Hühner, Wilde Kerle, 5 Freunde, 3 Wo gibt es Gelegenheit, dass sich so viele Kinder treffen? 6. Wer bin ich? Entwicklung des Selbst Kinder wollen der Erste, der Beste sein Schwächen werden bei anderen herausgestellt, ebenso die eigenen Stärken. Auch hier Polarisierung 7. Und wie seid Ihr? Die Beziehung zu den Erwachsenen Erwachsene sind Vorbild für Werte, Richtlinien, Regeln und Grenzen Erw. fehlt oft der Mut, Stellung zu beziehen, aber Kinder suchen Antworten Eltern geben Rückhalt, Geborgenheit, verlässliche Struktur, Lehrer, Pädagogen: Lernen, Autorität, Persönlichkeit, vielfältige Charaktere Andere Vertrauenspersonen, Idole 8. Ich spüre das Leben – Entwicklung der Gefühle Ab 8 werden die Gefühle intensiver und ausdifferenzierter. Kinder sollen lernen Gefühle zuzulassen und zu beherrschen. Phantasiespiele, Rollenspiele (edler und böser Ritter) Heutige Fernseh- und Computerkids? 4
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