11/2015 Laborinformation Dengue-Fieber Allgemeines Das Dengue-Fieber ist eine durch die Stegomyia (früher Aedes)-Moskitos vor allem in Städten übertragene Flavi-Virus-Erkrankung. Diese kann bei wiederholter Infektion als hämorrhagisches Fieber ablaufen. Das Verbreitungsgebiet umfasst den gesamten Tropengürtel (vgl. Karte). Mit 2,5 Mrd. Menschen im Verbreitungsgebiet, rund 50 Mio. Infektionen und rund 500.000 hämorrhagischen Verläufen pro Jahr gehört sie zu den bedeutsamsten Erkrankungen tropischer Gebiete. Die höchsten Fallzahlen werden aus der Karibik und Südostasien berichtet. Die Erkrankung zeigt eine Tendenz zu epidemischen Ausbrüchen. Die Erkrankung ist in Deutschland mit 2.000 - 2.500 Fällen eine der häufigsten reisebedingten Infektionen. Es gibt kein Tierreservoir. Karte: Verbreitungsgebiete von Dengue-Infektionen (Quelle: Jane Messina, Oxford University / Nature) ! Aktuelle Informationen über Reisemedizin: www.crm.de/aktuell/ Erreger Dengue wird durch ein Flavivirus verursacht, von dem es 4 Serotypen gibt (DEN-1 bis DEN-4). Eine Infektion mit einem dieser Typen führt zu lang anhaltender Immunität gegenüber diesem einen Serotypen. Ursprünglich waren die Verbreitungsgebiete der Virustypen geographisch getrennt, doch hat in den letzten Jahrzehnten eine „globale Durchmischung“ stattgefunden, so dass heute die Präsenz von mehr als einem Typ (und damit die Gefahr eines hämorrhagisch verlaufenden Zweitinfektes) im gesamten Verbreitungsgebiet unterstellt werden muss. Es gibt keine Kreuzimmunität mit anderen Flaviviren wie FSME-, Gelbfieber- und JE-Virus. Übertragungsweg Dengueviren werden durch Anthropoden der Gattung Stegomyia (früher Aedes), vor allem St. aegypti, aber auch St. polynensis (Pazifikregion) und neuerdings St. albopictus übertragen, die sich mittlerweile auch in Südeuropa ausgebreitet hat. Diese Mücken brüten in Trink- und Regenwasserbehältern (z. B. in alten Reifen) rund um menschliche Siedlungen. Durch Ablage bereits infizierter Eier ergibt sich ein „Depoteffekt“, der oft nach heftigen Regenfällen zu Ausbrüchen führt. Eine Infektion von Mensch zu Mensch findet nicht statt. Klinik Dengueviren führen beim Erstkontakt zu einer zwei bis fünf Tage währenden Virämie mit einem ersten Fieberschub und oft einem masernähnlichen Hautausschlag. Es kommt zum klassischen Dengue-Fieber (DF): Diesem folgt eine 1 bis 3 Tage dauernde Fieberpause mit Antikörperbildung. Danach kommt es zu einem zweiten Fieberschub mit Entzündung der kleinen Blutgefäße, die auch beim Erstinfekt schon zu Blutungsneigung (Nasenbluten, einzelne Petechien, verlängerte Periode) führen können. Die Allgemeinsymptome sind variabel und reichen von „erkältungsähnlich“ bis zu schweren, oft hinter den Augen lokalisierten Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und einer Schwellung etwa der Finger infolge des vaskulitischen Flüssigkeitsaustritts. Dieses Symptomenspektrum verschiebt sich bei Folgeinfekten mit einem anderen Serotypen hin zu deutlich dramatischeren Blutungen (Hämaturie, peranale Blutung, Pleuraerguss, Einblutung in Hirn und Augen) und einer Verminderung des intravasalen Flüssigkeitsvolumens mit der Folge eines Schocks. Dies wird auch als Hämorrhagisches Dengue-Fieber (DHF) oder Dengue-Schocksyndrom (DSS) bezeichnet. Diagnostik Während der ersten 5 Tage der Symptomatik, also der Virämie (vgl. Klinik) ist ein NS1-Antigennachweis (nonstructural protein 1) anzustreben, welcher die gleiche Sensitivität wie eine PCR besitzt. Der Antigentest kann im Gegensatz zur PCR jedoch nicht zwischen den verschiedenen Serotypen differenzieren. 6-7 Tage nach Beginn der Symptomatik kann die klassische serologische Diagnostik durchgeführt werden: Diese kann aufgrund der Kreuzreaktivität ggf. schwer zu interpretieren sein. Bei Folgeinfekten fällt die IgM-Aktivierung sehr gering und kurz aus! Die Labordiagnose einer akuten Dengue-Infektion löst in Deutschland eine Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz aus. In der Umfeld-Labordiagnostik fallen Marker wie ein erhöhter Hämatokrit oder eine verminderte Thrombozytenzahl auf. Die serologische Diagnostik kann durch vorangegangene Infektionen mit oder Impfung gegen Viren wie FSME-, Gelbfieber- und JE-Virus gestört werden. » Fortsetzung auf der Rückseite MVZ Dr. Engelschalk, Dr. Schubach, Dr. Wiegel und Kollegen | Wörth 15 | 94034 Passau | Tel: 0851 95 93 00 ! 11/2015 Laborinformation Dengue-Fieber Abrechnung (Labor) Laborergebnisse Dengue hoch wahrscheinlich Dengue bestätigt Empfohlene Tests Dengue-Virus-Antigennachweis EIA NS1-Antigennachweis positiv in den ersten 14 Tagen der Erkrankung (Sensitivität vergleichbar mit der Erreger PCR) Material: 500 µl Serum EBM 32641 GOÄ € 11,10 4648 1fach 1,15fach € 14,57 € 16,76 bei folgenden Laborergebnissen bei folgenden Laborergebnissen 1. IgM + in einer einzelnen Serumprobe 1. PCR + 2. IgG + in einer einzelnen Serumprobe mit einem Titer größer 1280 2. Virus-Kultur + 3. IgM Serokonversion in zwei Proben 4. IgG Serokonversion in zwei Proben oder 4-facher Titeranstieg in 2 Proben RNA-Nachweis Dengue-Virus (Bernhard-Nocht-Institut Hamburg) Interpretation der Dengue-Labordiagnostik (nach Dengue and Control (ENCO) Study) Nachweis akuter Infektion Material: 2 ml Serum GOÄ 1fach 1,15fach 4780 4782 4783 4785 € 128,23 € 147,48 Dengue-Virus-IgG-AK EIA Der Test erfasst alle vier Serotypen, kann zwischen diesen aber nicht differenzieren. Material: 500 µl Serum EBM 32641 GOÄ € 11,10 4400 1fach 1,15fach € 17,49 € 20,11 Prävention Denguefieber zu vermeiden, heißt Mückenstiche zu vermeiden. Dies fällt bei den überwiegend tagaktiven Aedes-Moskitos schwer und verlangt vom Reisenden vor allem, auf schwarz-weiße Mücken zu achten und Reppellens zu verwenden. Um nicht bei einem Dengue-Infekt die Blutungsneigung zu verstärken, sollte in den Tropen keine Acetylsalicylsäure (ASS) eingesetzt werden, wenn es Alternativen dazu gibt. Ein Impfstoff existiert noch nicht, ist jedoch in fortgeschrittenem Entwicklungsstadium. Literatur: 1 B. Rieke, Th. Küpper, C.M. Muth: Moderne Reisemedizin, 1. Auflage, Gentner Verlag, Stuttgart 2010. 2 WHO Library: Dengue: guidelines for diagnosis, treatment, prevention and control. New edition 2009. 3 http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_ cache=1&tx_ttnews[tt_news]=6769. Dengue-Virus-lgM-AK EIA Der Test erfasst alle vier Serotypen, kann zwischen diesen aber nicht differenzieren. Material: 500 µl Serum EBM 32641 GOÄ € 11,10 4400 1fach 1,15fach € 17,49 € 20,11 MVZ Dr. Engelschalk, Dr. Schubach, Dr. Wiegel und Kollegen | Wörth 15 | 94034 Passau | Tel: 0851 95 93 00
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