Leitfaden Lebensbuch

Leitfaden Lebensbuch
Die Idee
Kinder stellen Fragen zu ihrem bisherigen Leben - irgendwann weiß keiner mehr genau,
wie es wirklich war und wer Entscheidungen warum getroffen hat.
Das Lebensbuch ist ein Versuch, den betroffenen Kindern Antworten auf diese Fragen zu
geben. Da bei der Unterbringung von Pflegekindern immer mehrere Personen und
Einrichtungen involviert sind, ist es wichtig verschiedene Blickwinkel, Entscheidungen,
Prozesse und Entwicklungen nachvollziehbar zu machen, zu verknüpfen und schriftlich für
das Kind festzuhalten – es geht nicht um die Klärung eventueller Schuldfragen! Damit
keine Lücken in der Dokumentation entstehen, braucht es zeitnahe Aufzeichnungen.
Das Pflegekind erhält mit seinem persönlichen Lebensbuch die Möglichkeit sich intensiv
mit seiner Vergangenheit zu befassen – es soll Antworten finden, Entscheidungen
verstehen, den Mut finden,
Unausgesprochenem haben
neue
Fragen
zu
stellen
und
keine
Angst
vor
Struktur des Lebensbuchs
Das vorliegende Lebensbuch ist für Dauerpflegeplätze
empfiehlt sich aber bei jeder Form einer Unterbringung.
konzipiert.
Biografiearbeit
Das Lebensbuch wird für das Kind gestaltet. Aus diesem Grund sollten alle vier Teile
gewissenhaft – gegebenenfalls sind Nachforschungen erforderlich - befüllt werden. Es ist
erforderlich den Grund für fehlende Informationen anzugeben (Bspl.: zur Abstammung).
Einzelne Punkte dürfen/sollen gelöscht werden, wenn sie nicht zutreffen (Bspl.: keine
Geschwister).
Koordination und Begleitung beim Erstellen des Lebensbuches obliegen den zuständigen
SozialarbeiterInnen ev. in Zusammenarbeit mit betrauten Betreuungspersonen.
Das Lebensbuch besteht aus 4 Teilen, welche von verschiedenen Personen zu erstellen
sind.

TEIL I
Herkunftssystem
Familie + ev. Verwandte

TEIL II
HerkunftssozialarbeiterIn
mit Herkunftssystem

TEIL III
a: Bereitschaftsfamilie oder/und
b: Einrichtung – Übergangswohngruppe
Teil III eignet sich aufgrund der Form der Vorlage nicht für eine
Übergangszeit bei Verwandten.

TEIL IV
Pflegepersonen
mit Unterstützung durch ambulante BetreuerIn und SozialarbeiterIn
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Weitergabe des Lebensbuchs
Kinder-
und
Jugendhilfe/Herkunftsfamilie

Bereitschaftspflegefamilie/Träger

Pflegeeltern
Das Lebensbuch in Papierform gehört dem Kind und „wandert mit dem Kind mit“  auch
bei einer Rückführung.
Die Bereitschaftspflegefamilie/die Einrichtung übermittelt Teil III in Papierform und digital
an den/die Herkunftssozialarbeiter/in.
Der/die Herkunftssozialarbeiter/in „verwaltet“ das Lebensbuch bis zur Unterbringung des
Kindes in der Pflegefamilie und übergibt Teil I, II und III binnen einem Monat an den/die
Pflegeelternsozialarbeiter/in in Papierform und digital.
Teil IV wird später von den Pflegeeltern (wenn möglich in digitaler Form) an den/die
Pflegeelternsozialarbeiter/in übergeben.
Das Weiterführen der Biografiearbeit ist Aufgabe der Pflegeeltern. Die Form der weiteren
Gestaltung bleibt den Pflegefamilien überlassen.
Arbeitshinweise

Zusätzliche Schriftstücke, Fotos, Briefe etc. sollen, zur Erleichterung der weiteren
Verarbeitung und Weitergabe, direkt in die Worddateien eingelesen werden.

Unterschriften und Datum für jeden Teil nicht vergessen

Die Weiterleitung in digitaler Form wird aufgrund der großen Datenmenge als
PDF-Datei empfohlen. Achtung: Kommentare müssen vor der Umwandlung der
Word- in eine PDF- Datei ausgeblendet sein, da diese dann nicht mehr
veränderbar ist.

Wie funktioniert das Ein- und Ausblenden der Kommentare in Word?
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
Sämtliche Unterlagen sowie Anregungen zur grafischen Gestaltung und vieles
mehr finden sich auf:
https://www.tirol.gv.at/gesellschaft-soziales/kinder-jugendhilfe/pflegekinder/
Literaturempfehlungen

Wiemann, Irmela, Wie viel Wahrheit braucht mein Kind? Rowohlt, Reinbeck,
2011, (5. Auflage)

Irmela
Wiemann:
Biografiearbeit
mit
Kindern
und
Jugendlichen
–
eine
wirkungsvolle Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung: in «Wo komme ich her – wo
gehöre
ich
hin?»
Biografiearbeit
mit
Kindern
und
Jugendlichen
in
der
Erziehungsberatung. EB-Kurier 2004, LAG für Erziehungsberatung in Hessen,
Frankfurt am Main

Irmela Wiemann: Biografiearbeit mit fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen
– eine wirkungsvolle Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung in Rosa Heim, Christian
Posch (Hrsg.): Familienpädagogik. Familiäre Beziehungen
professionell gestalten. Studienverlag, Innsbruck, 2003
mit
Kindern

Irmela Wiemann: Biografiearbeit mit Kindern ausländischer Herkunft: in Tony
Ryan, Rodger Walker: Wo gehöre ich hin? ab 2. Auflage 2003

Irmela Wiemann: Biografiearbeit – Heilungschance für seelisch verletzte Kinder.
Restposten Pflegefamilie e.V., Fahrdorf, 2004

„Unsere Gene“, Terry Burnham, Fischer 2003.

„Der Traum vom eignen Kind“, Kohlhammer, 2006.

„Sirintra – wunderschöner Mond“, Kirchturm, 2000.

„Vom Umtauch ausgeschlossen – Gespräche
überhaupt“, Uwe-Jens Schumann, Kreuz.

„Schön, dass du bleibst, Kalle!“, Meißner- Johannknecht, Arena

„Biografiearbeit mit Pflegeekindern“, Jörg Maywald, aus „Jugendhilfe 5/2001“

Wo gehöre ich hin? Bografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen“, Beltz

„Mädchen und Jungen entdecken ihre Geschichte“, Birgit Latschar, Irmela
Wiemann, Juventa 2007

„Resilienz, Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern“,
Corina Wustmann, Beltz, 2004

Resilienzfördernde Märchen und Geschichten; Die Bremer Stadtmusikanten Hänsel
mit
Lili
über
Adoption
und
und Gretel „Swimmy“ und „Cornelius“von Leo Leonni „Das kleine Ich bin ich“ von
Mira Lobe „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren „Die Prinzession auf dem
Kürbis“ von Heinz Janisch

„Kinder ohne Bindung“, K.H. Brisch, Klett-Cotta, 2006
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Die Arbeitsgruppe
DSA Lucia Moli y Rosich
Mag.a (FH) Nicole Tiefenbrunner
Mag.a Monika Kotter-Oberhauser
Mag.a Daniela Preissler-Bieglmann
Mag.a Bianca Stadelwieser
DSA Reinhard Stocker-Waldhuber
© 2015
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