mit Detailberichten: • Rechtsberatung • Wirtschaftstreuhänder, Steuerberater • Architektur- und Ingenieurbüros • Ärzte Juli 2015 BranchenBericht Freie Berufe BANK AUSTRIA ECONOMICS & MARKET ANALYSIS AUSTRIA Branchenberichte - Rückblick •Feber 2015: Druckereien •März 2015: Werbung •April 2015: Gütertransport, Speditionen •Mai 2015: Personentransport Branchenberichte - Vorschau •September 2015: Nahrungsmittel- u. Getränkeerzeugung Autor: Günter Wolf Impressum Herausgeber, Verleger, Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG Economics & Market Analysis Austria Schottengasse 6-8 1010 Wien Telefon +43 (0)50505-41952 Fax +43 (0)50505-41050 E-Mail: [email protected] Stand: Juli 2015 Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Freie Berufe Zusammenfassung Zusammenfassung Struktur und Strukturänderungen In den Kanzleien und Praxen von 45.000 freiberuflichen Rechtberatern, Wirtschaftstreuhändern, Zivilingenieuren und Ärzten arbeiten 4 % aller Erwerbstätigen Österreichs. Der Sektor ist überdurchschnittlich wachstumsstark und wenig konjunktursensibel. (Seite 4f) Überdurchschnittlich hohe, zunehmend schwächer wachsende Einkommen Freiberufliche Leistungen sind vor allem aufgrund der hohen Qualifikationen der Leistungserbringer relativ teuer und die Einkommen in den Berufen entsprechend hoch. Der Einkommensvorsprung gegenüber den Lohneinkommen wird aber geringer: seit 2001 sind die Bruttoeinkommen in Freien Berufen um jährlich 1,4 %, von unselbständig Beschäftigten um 1,9 % gestiegen. (Seite 6) Wirtschaftsnahe Freie Berufe Die Wertschöpfung wirtschaftsnaher Dienstleistungsbranchen ist langfristig um 6 % nominell im Jahr gewachsen und damit doppelt so rasch wie die Gesamtwirtschaft. Wachstumsspitzenreiter sind die Bereiche Rechtsberatung, Wirtschaftstreuhand und (gewerbliche) Unternehmensberatung. (Seite 7f) < Rechtsanwälte: Schwache Nachfrage nach Rechtsberatungsleistungen hält 2015 an; Konkurrenzdruck in der Branche hat sich gelockert, der Honorardruck ist vermutlich unverändert hoch geblieben. (Seite 9f) < Wirtschaftstreuhänder: Die konjunkturresistente Branchennachfrage verliert langfristig etwas an Schwung, wobei 2014 wieder überdurchschnittlich positiv verlaufen ist. Innerhalb der Branche sind die Erfolge vermutlich sehr ungleich verteilt. (Seite 11f) < Architektur- und Ingenieurbüros: Architekten dürften 2014 und im ersten Quartal 2015 im Gegensatz zu den technischen Büros Nachfrage- und Umsatzeinbußen verbucht haben. Auch in Zukunft wird die Nachfrage nach Architektenleistungen bestenfalls im langsamen Tempo der Bauwirtschaft zulegen, während die Ingenieurbüros zum Teil zumindest von der relativ dynamischen Industrienachfrage profitieren. (Seite 13) Ärzte < Von 47.200 registrierten Ärzten sind 21.000 zumindest teilweise selbständig im niedergelassenen Bereich tätig. Die Zahl der Ärzte wächst langfristig um rund 2 % im Jahr mit abnehmendem Tempo. Österreich ist im internationalen Vergleich medizinisch sehr gut versorgt. (Seite 14f) < Einsparungsversuche bei den Gesundheitsausgaben waren in der ambulanten Versorgung erfolgreicher als im stationären Bereich. Im Endeffekt sind die Einkommen niedergelassener Ärzte langsamer als die Kassenhonorare gestiegen und damit die Kosten rascher als die Einnahmen. (Seite 15) < Rund 9.600 niedergelassene Ärzte arbeiten ohne Kassenvertrag als Privat- und/oder als Wahlarzt. Ihre Zahl wächst seit Jahren überdurchschnittlich, während die Zahl der Kassenstellen sogar leicht gesunken ist. Die Honorareinnahmen eines Teils der Wahlärzte sind relativ gering und das wirtschaftliche Risiko ist entsprechend hoch. (Seite 17) < Engpässe in der medizinischen Versorgung Österreichs drohen, wenn überhaupt, nur in einzelnen Segmenten des Systems. Die längerfristig zu erwartenden strukturellen Veränderungen im System werden den extramuralen Bereich aufwerten. (Seite 16f) < Gesundheitsberufe sind Zukunftsberufe, deren Leistungen zunehmend nachgefragt werden, angetrieben vom wachsenden Anteil alter Menschen und dem Wohlstand in der Gesellschaft. (Seite 18) Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 3 Freie Berufe Struktur und Strukturänderungen 1. Struktur und Strukturänderungen Definitionen Angehörige Freier Berufe erbringen, vereinfacht formuliert, persönlich, eigenverantwortlich und fachlich unabhängig, Leistungen im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit. Mit anderen Worten sind Freie Berufe von Arbeitgebern unabhängige, nicht gewerbliche und vorwiegend im Dienstleistungsbereich angesiedelte Berufe. Es gibt keine verbindliche Aufzählung Freier Berufe und nicht immer ein geregeltes Berufsbild. Den Versuch einer Berufsabgrenzung machen die Gewerbeordnung, die selbst nicht auf Tätigkeiten der Freien Berufe anzuwenden ist, und das Einkommensteuergesetz. Darüber hinaus ist eine geläufige Einteilung, die in "verkammerte" Freie Berufe (Ärzte, Tierärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Notare, Wirtschaftstreuhänder, Architekten) und "nichtverkammerte" Freie Berufe, wie Physiotherapeuten, Psychologen oder Übersetzer und Dolmetscher, die in Berufsverbänden organisiert sind. Berufskammern sind Körperschaften öffentlichen Rechts, die neben der Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder auch staatliche Aufgaben übernehmen, beispielsweise den Schutz von Gemeinschaftsgütern, wie die Gesundheit oder die Rechtspflege und müssen damit auch die Interessen der Mandanten, Patienten, Auftraggeber beziehungsweise der Allgemeinheit wahren. Zudem formulieren die Berufskammern die eigenen Standesrechte, wobei die Regelwerke v. a. die Bedingungen für den Berufszugang und die Berufsausübung bzw. auch Verhaltensformen und Berufspflichten festlegen. (Die Regelwerke, die zwar dem EU-Grundrecht der Erwerbs- und Berufsfreiheit entsprechen, wurden dennoch wiederholt in einzelnen Punkten, vor allem bezüglich Preisempfehlungen, von Wettbewerbsbehörden kritisiert.) Die Auswahl der Berufsgruppen im Bericht folgt den Berufsständen des Bundeskomitees Freier Berufe; das sind im Wesentlichen wirtschaftsnahe freiberufliche Dienstleistungen, die Rechtsberufe, Wirtschaftstreuhänder und Architekten, und das Gesundheitswesen, die Allgemein- und Fachärzte, in Summe 65.000 von insgesamt 76.000 Mitgliedern des Bundeskomitees (inklusive 20.000 angestellte Ärzte). Nicht berücksichtigt wurden die Apotheker, die ihre Einkommen im Wesentlichen aus gewerblicher Tätigkeit generieren und als Branche zum Einzelhandel zählen, sowie Tierärzte und künstlerische beziehungsweise wissenschaftliche "freiberufliche" Tätigkeiten, die statistisch nur rudimentär dokumentiert sind. Neben den Mitgliederstatistiken der Berufsgruppen- bzw. der Interessenvertretungen Freier Berufe stehen als branchenübergreifende statistische Informationen personenbezogene Einkommensteuerstatistiken (jüngste Daten 2012; Tabelle S. 6) und die Leistungs- und Strukturerhebungen zur Verfügung (jüngste Daten aus 2013, die Gesundheitsberufe werden nicht erhoben; Tabelle S. 8). Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 4 Freie Berufe Struktur und Strukturänderungen Strukturänderungen: Zahl der Freiberufler wächst trotz der hohen Regulierungsdichte rasch In den Kanzleien, Büros und Praxen der 45.000 Freiberufler, die Gegenstand der folgenden Analyse sind, arbeiten 121.000 unselbständig Beschäftigte. In Summe sind das 4 % aller Erwerbstätigen Österreichs. Im gesamtwirtschaftlichen Vergleich ist der Sektor überdurchschnittlich wachstumsstark: seit 2002 sind die Berufsgruppenmitgliedschaften um 31 % und die Zahl der unselbständig Beschäftigten um 21 % gestiegen, die Beschäftigung in Österreich insgesamt vergleichsweise nur um 12 %. Dass in den Kanzleien und Büros vor allem der wirtschaftsnahen Freien Berufe langfristig überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze geschaffen werden, unterstreicht die konjunkturstabilisierende Funktion des Sektors. Seit 2008 haben alle Freien Berufe die Zahl der Beschäftigten aufgestockt. Ein Hinweis darauf, dass die Leistungen Freier Berufe zunehmend nachgefragt werden. Die relative Konjunkturunabhängigkeit eines Teils der Freien Berufe erklärt sich schließlich auch damit, dass beispielsweise einzelne ärztliche oder juristische Leistungen unaufschiebbar sind. Dennoch sind Strukturänderungen im Bereich der Freien Berufe nicht nur konjunkturbedingt, sondern oft auch das Ergebnis von Änderungen im Regelwerk, wie zum Beispiel der Rückgang der Kammermitgliedschaften bei den Wirtschaftstreuhändern in der Periode seit 2008 (Grafik S. 4). Eine OECD-Erhebung der Regulierungssysteme in rund 50 Ländern zeigt, dass sich die Regulierungsdichte bei den Wirtschaftsprüfern, Rechtsberufen, Architektur- und Ingenieurbüros in Österreich seit Ende der 90er Jahre in Summe zwar kontinuierlich gelockert hat, die vier Freien Berufe aber weiterhin zu den am stärksten regulierten in Westeuropa zählen (Q.: OECD, Indicators of Product Market Regulation). Es bleibt umstritten, in welchem Ausmaß die mit der Regulierung einhergehenden Wettbewerbsbeschränkungen in einzelnen Berufsgruppen zu Ineffizienzen im System führen und damit die Dienstleistungen verteuern. Die relativ hohen Einkommen in Teilen einzelner Freien Berufe sind in erster Linie qualifikationsbedingt. Zudem konkurrieren immer mehr Freiberufler um immer kleinere Honorare und dämpfen damit die Einkommensentwicklung (vgl. Tab. S. 6). Trotzdem lassen sich die überdurchschnittlich hohen Profitraten in den Rechtsberufen, von 42 % vom Umsatz, teilweise nur mit der hohen Regulierungsdichte beziehungsweise den straffen Zugangsregeln erklären. Im Vergleich dazu erzielen die Wirtschaftsprüfer und Ziviltechniker nur Profitraten von durchschnittlich 24 % (die Industrie im Durchschnitt nur 9 %). Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 5 Freie Berufe Struktur und Strukturänderungen Überdurchschnittlich hohe, aber zunehmend schwächer steigende Einkommen Aufgrund des hohen Anteils an Akademikern beziehungsweise der sehr gut ausgebildeten Beschäftigten in Freien Berufen sind freiberufliche Leistungen relativ teuer und die Einkommen in den Berufen relativ hoch. Der Großteil der Freiberufler verdient trotz hoher Einkommensunterschiede zwischen den Berufsgruppen beziehungsweise innerhalb der Sparten überdurchschnittlich viel. Laut Einkommenssteuerstatistik veranlagen die Psychologen und Therapeuten im Durchschnitt 27.000 € pro Fall im Jahr, die Fach- und Zahnärzte rund 110.000 €. Im Vergleich dazu erhielten unselbständig Beschäftigte in Österreich in den letzten Jahren ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen von knapp 29.000 €. Der Abstand zwischen den Durchschnittseinkommen Freier Berufe und den durchschnittlichen Lohneinkommen wird langfristig geringer: seit 2001 sind die zur Einkommenssteuer veranlagten Einkommen Freier Berufe um durchschnittlich 1,4 % im Jahr gestiegen, die Bruttoeinkommen unselbständig Beschäftigter jährlich um 1,9 %. Einkommenszuwächse von fast 5 % erzielten in dem Zeitraum nur die Ziviltechnikbüros, während die Einkommen in Rechtsberufen und bei den Wirtschaftsprüfern pro Fall stagnierten. Für die schwache Einkommensentwicklung in den zwei Sparten dürfte der gestiegene Konkurrenzdruck verantwortlich sein, der sich in der Einkommenssteuer an der stark gestiegenen Zahl der Steuerfälle zeigt (wobei längerfristige Vergleiche der Einkommen pro Veranlagungsfall nur mit Vorbehalt möglich sind, da die stark schwankenden Fallzahlen ein verzerrtes Bild der Einkommenssituation der jeweiligen Berufsgruppe liefern). Einkommen in ausgewählten Freien Berufsgruppen Fälle1 Einkommen 2012 Ø01-08 Ø08-12 Notare, Rechtsanwälte Ø Einkommen pro Fall Mio. € Ø01-08 Ø08-12 1.000 € Ø01-08 Ø08-12 6.807 5% 3% 607 0% 12% 89 -5% 9% 10.234 4% 0% 513 3% 2% 50 -1% 3% 24.490 3% -1% 1.177 5% -2% 48 2% -1% Architektur- u. Ingenieurbüros 11.880 2% -11% 807 4% -2% 68 2% 11% Allgemeinmediziner 14.169 0% 1% 1.098 1% 2% 77 1% 2% Fachärzte 14.884 2% 3% 1.669 3% 3% 112 1% 1% Zahnärzte 4.493 4% 2% 491 5% 2% 109 1% 1% Psychologen, Therapeuten 6.353 4% 4% 172 6% 4% 27 2% 0% Veterinärwesen 2.492 2% 0% 87 4% 2% 35 2% 2% Steuerberater, Wirtschaftspr. Unternehmensberater 2 1 Zur Einkommenssteuer veranlagte Fälle 2012 (Steuer- und Nullfälle) 2 Unte rnehme nsberater unterliegen der Gewerbe ordnung und sind keine Freien Be rufe im engeren Sinn, laut Einkommensteuergese tz aber e ine freiberufliche Tätigkeit Q.: Einkommensteuerstatistik, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 6 Stand: Juni 2015 Freie Berufe Wirtschaftsnahe Freie Berufe 2. Wirtschaftsnahe Freie Berufe Zu den wirtschaftsnahen Freien Berufe zählen im Wesentlichen die Rechtsberatung, die Wirtschaftstreuhänder und die Architektur- und Ingenieurbüros. Statistisch werden diese Berufe in der Wirtschaftsklasse „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen und sonstigen Wirtschaftsdienstleistungen“ (ÖNACE M69-M75) erfasst, zusammen mit Branchen, die der Gewerbeordnung unterliegen, wie den Unternehmensberatern und dem Werbewesen. Der gesamte Bereich wirtschaftsnaher Dienste trägt 5 % zur gesamtwirtschaftlichen Leistung bei, die Freien Berufe alleine 4 %. Hohes langfristiges Wachstum … Die wirtschaftsnahen Dienstleistungen sind überdurchschnittlich dynamisch. Seit Mitte der 90er Jahre ist die Sektorwertschöpfung um durchschnittlich 5,7 % nominell im Jahr gewachsen, fast doppelt so rasch wie die Gesamtwirtschaft. Wachstumsspitzenreiter waren die (gewerblichen) Unternehmensberater mit einem Plus von jährlich 11 %. Aber auch die freiberuflichen Dienstleistungsbranchen, die Rechtsberatung und Wirtschaftsprüfer, erreichten ein überdurchschnittlich hohes Wachstum. Die wesentlichen Wachstumsimpulse erhalten wirtschaftsnahe Dienste vom Outsourcing unternehmensinterner Serviceabteilungen in praktisch allen Sektoren, von der Wettbewerbsverschärfung im Zuge der Öffnung der Produktmärkte und nicht zuletzt von der Umsetzung beratungsintensiver neuer Regulierungmaßnahmen, wie den Basel-Regelungen in den letzten Jahren. In dem wirtschaftlichen Umfeld sind zunehmend auch die KMU gezwungen, Beratungsleistungen nachzufragen. … unterbrochen durch kurzfristige Konjunkturschwankungen Der Markt für wirtschaftsnahe Dienstleistungen, vor allem im Bereich der Unternehmensberatung, ist stärker konjunkturabhängig und kurzfristig volatiler als beispielsweise der Gesundheitsmarkt. Die Nachfrageschwankungen werden durch niedrige Marktzutrittsbarrieren bei nicht regulierten Unternehmensdienstleistungen noch verstärkt. Das heißt, dass Engpässe im Dienstleistungsangebot zwar rasch ausgeglichen werden, im Konjunkturverlauf allerdings immer wieder Angebotsüberschüsse auftreten. Das heißt aber auch, dass mit jedem weiteren Deregulierungsschritt im Bereich regulierter Freier Berufe das Angebot und damit der Konkurrenzdruck in den einzelnen Berufsgruppen wachsen. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 7 Freie Berufe Wirtschaftsnahe Freie Berufe Wachstum 2014 hat sich Anfang 2015 verlangsamt Für die wirtschaftsnahen Dienstleistungsbranchen verlief 2014 überdurchschnittlich erfolgreich, wobei im Bereich der Rechtsberufe, Wirtschaftstreuhänder und Unternehmensberater ein nominelles Umsatzplus von 4,4 % und bei den Architektur- und Ingenieurbüros von 5 % verbucht wurden. Die Ergebnisse lagen deutlich über jenen im Dienstleistungssektor insgesamt beziehungsweise wurden auf Branchenbene nur von den ITund Sicherheitsdiensten erreicht. Allerdings hat die Branchenkonjunktur im ersten Quartal 2015 wieder an Schwung verloren und das Umsatzwachstum verringerte sich auf durchschnittlich 1,4 % nominell im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q.: Konjunkturstatistik Dienstleistungen). Im ersten Halbjahr 2015 sind im Bereich wirtschaftsnaher Dienste auch keine neuen Arbeitsplätze mehr entstanden, während 2014 die Zahl unselbständig Beschäftigter bei den Rechtsberufen und Wirtschaftstreuhändern sogar relativ kräftig und bei den Ziviltechnikern zumindest moderat gestiegen ist. Die Unternehmensberater haben schon im Vorjahr ihre Beschäftigung verringert. Die Aussichten für die Anbieter wirtschaftsnaher Beratungsleistungen, seien es klassische Unternehmensberatungen, Wirtschaftsprüfungsleistungen oder Rechtsberatungen, sind dennoch unverändert positiv, getrübt nur durch den Wermutstropfen des hohen Konkurrenzund Preisdrucks. Die Konkurrenten stammen längst nicht mehr nur aus den eigenen Reihen, sondern genauso aus verwandten Bereichen; beispielsweise haben vor allem die großen Wirtschaftstreuhand- und Steuerberatungsfirmen genauso wie IT-Systemanbieter ihre Produktund Dienstleistungspaletten in das weite Feld der Unternehmensberatung hinein diversifiziert. Wirtschaftsnahe Dienstleistungsunternehmen in Freien Berufen1 Unternehmen Beschäftigte 2002-13 3 2002-13 Erlöse Mrd. € 2002-13 WS 2 in % Erlöse 5.600 62% 25.300 41% 2,4 67% 65% 7.400 52% 35.700 31% 3,1 71% 61% Unternehmensberatung 12.200 127% 29.000 106% 3,2 108% 44% Architekturbüros u.a. 15.600 46% 58.100 44% 6,9 51% 51% Rechtsberatung Wirtschaftsprüfung 1 Jüngste verfügbare, vo rläufige Daten aus der Leistungs- und Strukturerhebung 2013 2 Wertschö pfung: Erlö se - Vo rleistungen (überwiegend P erso nalaufwand) 3 Rechtsanwälte, No tare, Gerichtsvo llzieher, M ediato ren u. a. Q.: Statistik A ustria, B ank A ustria Eco no mics & M arket A nalysis A ustria Ad. Boombranche Unternehmensberatung (ÖNACE 70.2) Die Branche zählt zwar nicht zu den Freien Berufen im engeren Sinn, ist allerdings eng mit den Wirtschaftstreuhändern und den Rechtsanwälten verflochten. Und die Branche boomt: Die Zahl der Unternehmen hat sich im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt, wie die Ergebnisse der Strukturerhebungen als auch die Entwicklung der Gewerbeberechtigungen zeigen (die auch 2014 ungebremst gestiegen sind, gemessen an den aktiven Kammermitgliedschaften von 15.700 auf 16.700). Der Großteil der neu gegründeten Unternehmensberatungskanzleien sind zwar Einzelunternehmen geblieben. Gleichzeitig fanden in den letzten zehn Jahren in der Branche 28 % mehr unselbständig Beschäftigte einen Arbeitsplatz; ein respektables Ergebnis im Vergleich zum gesamten Beschäftigungswachstum in Österreich von knapp 10 %. Das heißt, dass größere Unternehmen weiter gewachsen sind und die relativ hohe Unternehmenskonzentration in der Unternehmensberatung trotz des Gründungsbooms vermutlich noch gestiegen ist. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 8 Freie Berufe Rechtsberatung 2.1 Rechtsberatung (ÖNACE 69.1) Wichtige Sozietäten < Wolf Theiss; 320 Juristen, 130 in Österreich < Schönherr Rechtsanwälte; 327 Juristen, 98 in Österreich < Binder Grösswang; 86 Juristen < Dorda Brugger Jordis; 85 Juristen < Freshfields Bruckhaus Deringer; rd. 2.500 Juristen, 80 in Österreich < CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati; 155 Juristen, 74 in Österreich < CMS Reich-Rohrwig Hainz; rd. 150 Juristen, 70 in Österreich < DLA Piper Weiss-Tessbach; rd. 3.300 Juristen, 33 in Österreich (Q. Legal 500; Firmen-Homepages) Auch wenn die traditionell einzelstaatliche Ausrichtung der Rechtsberufe längst in Frage gestellt wird und grenzüberschreitende Fusionen und Allianzen von Kanzleien auf der Tagesordnung stehen, verschieben sich die Marktanteile innerhalb der Branche nur sehr langsam; beispielsweise waren fünf der sechs größten Kanzleien in Österreich schon vor zehn Jahren in den Top 6 zu finden. Stark steigende Zahl selbständiger Rechtsanwälte Die Zahl selbständiger Rechtsanwälte in Österreich ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 2 % im Jahr und damit deutlich langsamer als in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen. Hintergrund des Kanzleigründungsbooms ab Ende der 90er Jahre waren vor allem die schwindenden Beschäftigungsmöglichkeiten für Juristen im öffentlichen Dienst. In den letzten fünf Jahren hat der Zustrom zu den Rechtsberufen zwar an Tempo verloren, dennoch hat sich der Konkurrenzdruck in der Branche mit jeder neuen Kanzlei verschärft. Entsprechend den Planstellenvorgaben wurden im selben Zeitraum kaum neue Notariatsstellen vergeben; ihre Zahl stieg in den letzten zehn Jahren nur mehr um durchschnittlich 0,6 % im Jahr. In Summe waren Anfang 2015 in Österreich 6.020 Rechtsanwälte und 502 Notariate registriert. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 9 Freie Berufe Rechtsberatung Rückläufige Einkommen Der gestiegenen Zahl an Konkurrenten stand keine entsprechende Umsatzentwicklung gegenüber; in den letzten zehn Jahren ist der Branchenumsatz im Durchschnitt pro Kanzlei kaum gestiegen beziehungsweise in Summe deutlich langsamer als in anderen Freien Berufen (Tabelle S. 8). In weiterer Folge sind die Einkommen in den Rechtsberufen unter Druck geraten; von 2001 bis 2008 sind die zur Steuer veranlagten Beträge aufgrund der stark gestiegenen Zahl an Steuerfällen pro Fall sogar um durchschnittlich 5 % im Jahr gesunken. Der Einkommensrückgang konnte in den Folgejahren zwar ausgeglichen werden, die Einkommensentwicklung der Branche war im gesamten Vergleichszeitraum dennoch schwächer als in allen anderen Freien Berufsgruppen. Letztendlich zählen die Anwälte und Notare weiterhin zu den Spitzenverdienern in der Riege wirtschaftsnaher Dienstleister (sie veranlagten im Durchschnitt 89.000 € zur Einkommenssteuer; Tabelle S. 6). Aktuelle Konjunktur der Rechtsberufe Vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung blieb die Nachfrage nach juristischen Dienstleistungen 2014 vermutlich verhalten und das Umsatzwachstum der Branche noch unter dem Ergebnis 2013 (wobei das Umsatzplus von 3 % nominell schon 2013 unter dem Durchschnittsergebnis der letzten zehn Jahre von 5 % jährlich lag; allerdings sind die Strukturerhebungsdaten im langfristigen Vergleich aufgrund geänderter Grundgesamtheiten nur beschränkt aussagekräftig). Auch im laufenden Jahr kann mit keiner nennenswerten Beschleunigung der Branchenkonjunktur gerechnet werden, da weiterhin stärkere gesamtwirtschafltiche Impulse fehlen, die Wirtschaft beispielsweise keine zusätzlichen Anforderungen im Rahmen von Compliance oder Datenschutz erwartet beziehungsweise der M&A-Markt in Österreich aktuell nur auf einem ähnlichem Niveau wie 2014 prognostiziert wird (Q. Ernst&Young). Die schwache Konjuktur spiegelt sich im geringen Beschäftigungsplus in der Rechtsberatung von durchschnittlich 1 % in den letzten zwei Jahren und einem leichten Beschäftigungsminus im ersten Halbjahr 2015. Dementsprechend dürften die im Mai und Juni deutlich optimistischeren Nachfrageerwartungen für die nächsten Monate, die für gesamten Bereich Rechtsberatung und Wirtschaftsprüfung erhoben wurden, überwiegend den Wirtschaftprüfern zuzurechnen sein. Konkurrenzdruck lockert sich, Kostendruck bleibt hoch Der Wettbewerbsdruck im Rechtsberatungsmarkt hat sich gelockert, sowohl aus den Reihen der Rechtsanwälte selbst als auch von Seiten der Mediatoren. In den vergangenen Jahren hat sich der Zuwachs der Berufsanfänger entspannt, ihre Zahl ist von durchschnittlich 160 Juristen im Jahr in den Nullerjahren auf etwa 105 im Durchschnitt der letzten fünf Jahren gesunken. Auch die Zahl der Mediatoren steigt seit Jahren kaum noch, nachdem der Bereich in den Jahren nach Inkrafttreten des Zivilrechts-Mediationsgesetzes 2004 einen wahren Boom erlebte. Mit der Rechtsänderung wurde der Kreis potenzieller Mediatoren auf Rechtsanwälte, Wirtschaftstreuhänder und sonstige fachlich qualifizierte Berufe ausgedehnt; aktuell sind 2.500 Mediatoren registriert. Schließlich wächst auch die Zahl der Notariate seit Jahren nur mehr geringfügig. Da kurzfristig mit keiner wesentlichen Verbesserung der Nachfrage nach Rechtsdienstleistungen zu rechnen ist, wird sich der branchenintern oft zitierte Kosten- und Honorardruck von Seiten der Klienten voraussichtlich wenig lockern. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 10 Freie Berufe Wirtschaftstreuhänder 2.2 Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Buchführung (ÖNACE 69.2) Zur Branche zählen die Mitglieder der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, das sind rund 5.300 Steuerberater, 1.900 Wirtschaftsprüfer und etwa 2.900 Wirtschaftstreuhandgesellschaften. Darüber hinaus sind 5.400 gewerbliche Buchhalter registriert; die Sparte ist seit 2013 zur Gänze in der Wirtschaftskammer Österreich organsiert. In Summe hat sich die Zahl der Mitglieder in den Berufsgruppen seit Mitte der 90er Jahre in etwa verdoppelt. Den langfristig hohen Zustrom in die Branche erklärt unter anderem der sukzessive erleichterte Marktzutritt, beispielsweise die Reduktion der Berufsanwartschaft von vier auf drei Jahre und die Begründung neuer Berufsgruppen im Buchhaltungsbereich. Die Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater konnten 2014 einen Spartenumsatz von 2,2 Mrd. € verbuchen, die Mitglieder des Fachverbandes Buchhaltung 1,9 Mrd. € (laut Erhebungen der Interessenvertretungen). Aufgrund der stark gestiegenen Zahl an Mitbewerbern ist der Umsatz pro Kanzlei in den letzten zwei Jahrzehnten im Durchschnitt gesunken. In weiterer Folge sind auch die Einkommen der Wirtschaftstreuhänder und Buchhalter unter Druck geraten, wie die langfristige Stagnation der zur Steuer veranlagten Einkommen pro Steuerfall zeigt; von 2001 bis 2008 sind die Beträge pro Fall sogar leicht gesunken (Tab. S. 6). Trotz der wachsenden Zahl an Konkurrenten dürfte die Unternehmenskonzentration in der Branche längerfristig sogar leicht gestiegen sein. Im Vorjahr entfielen auf die knapp 5 % der Kanzleien, das sind 460 selbständige Kammermitglieder und Unternehmen in dem Bereich, 57 % vom Treuhänderumsatz; vor zehn Jahren rund 52 %. Alleine die „Big Four“ der Branche in Österreich verbuchten 2014 fast 20 % vom Branchenumsatz (KPMG 170 Mio. €, Deloitte 133 Mio. €, PricewaterhouseCoopers 101 Mio. € und Ernst & Young 90 Mio. €). Konjunkturresistente Branchennachfrage verliert langfristig etwas Schwung Von Mitte der 90er Jahre bis 2014 ist der Branchenumsatz um durchschnittlich 4 % im Jahr gestiegen und damit etwas rascher als die Gesamtwirtschaft, aber langsamer als beispielsweise die Umsätze sonstiger unternehmensnaher Dienstleistungen (Tab. Seite 8). Bemerkenswert ist, dass der Umsatz auch in konjunkturschwachen Perioden zulegte. Die Beratungsnachfrage erweist sich als relativ konjunkturresistent, nicht nur weil die Jahresabschlüsse immer geprüft werden müssen. Darüber hinaus profitieren die Wirtschaftstreuhänder vom wachsenden Konkurrenzdruck und wirtschaftlichen Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 11 Freie Berufe Wirtschaftstreuhänder Schwierigkeiten der Unternehmen in anderen Sektoren, Entwicklungen, die Umstrukturierungsprojekte nach sich ziehen. Schließlich werden Treuhandleistungen in verstärktem Ausmaß von kleineren Unternehmen nachgefragt. Die Entwicklung der Preise für Wirtschaftstreuhandleistungen lässt vermuten, dass die Branche dennoch nicht von Nachfrageausfällen verschont geblieben ist; beispielsweise signalisierten 2009 und 2013 die Preisanstiege über dem nominellen Umsatzwachstum einen Rückgang der Nachfrage. Insbesondere die größeren Treuhandfirmen, die stärker von der Entwicklung auf den Kapitalmärkten abhängig sind, dürften Einbußen erlitten haben. 2014 verlief für die Branche im Vergleich zu den Vorjahren wieder überdurchschnittlich positiv mit einem Umsatzplus von rund 4 % und einem Preisanstieg von 3 %. Nicht alle Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater profitieren gleichermaßen von der kontinuierlich steigenden Nachfrage nach den Leistungen der Branche. Die Erfolge sind innerhalb der Branche vermutlich sehr ungleich verteilt. Hinweise auf die hohe Diskrepanz zwischen den erfolgreichen und erfolglosen Unternehmen geben die Bilanzauswertungen der KMU Forschung Austria: demnach verbuchte im Bilanzjahr 2013/2014 das „beste“ Viertel der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater im Durchschnitt einen Gewinn von 39 % vom Umsatz, das schlechteste Viertel einen Gewinn von 3,3 %. Erfreuliche Aussichten Die Branche wird auch in Zukunft von nachhaltigen Nachfrageeinbußen verschont bleiben. Zudem wurden wesentliche Strukturänderungen in den eigenen Reihen längst umgesetzt und preissensiblere Leistungen an die Steuerberater beziehungsweise an selbständige Buchhaltungsbüros weitergegeben. Die dadurch entstandenen Umsatzausfälle im klassischen Bilanzprüfungsgeschäft konnten die Wirtschaftstreuhänder in neuen Aufgabenfeldern, vor allem in der Wirtschafts- und Managementberatung, erfolgreich kompensieren. Der Anteil der Unternehmensberatung am Treuhandumsatz hat vermutlich bei allen großen Kanzleien die 20 %-Marke längst überschritten (KPMG Deutschland berichtete für 2014 einen Segmentanteil von 30 %, Ernst&Young weltweit 22 %). Nicht zuletzt wurden die auf EU-Ebene nach der Finanzkrise diskutierten regulatorischen Änderungen bei den Wirtschaftstreuhändern, auch um den Wettbewerb im internationalen Prüfermarkt zu stärken, nicht umgesetzt. Das heißt, dass die Firmen weder die Beratungsleistungen von den Prüfungsleistungen trennen müssen noch die Intervalle für den verpflichtenden Prüferwechsel für die Unternehmen nennenswert verkürzt wurden. In Summe hat sich die wirtschaftliche Position der Wirtschaftsprüfer gefestigt. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 12 Freie Berufe Architektur- und Ingenieurbüros 2.3 Architektur- und Ingenieurbüros (ÖNACE 71.1) Von den 15.600 Büros und Unternehmen der Sparte sind ein Drittel Architektur- und etwa zwei Drittel Ingenieurbüros, die Planungs-, Konsulenten- und Ziviltechnikerdienste am Bau und in anderen technischen Bereichen anbieten, wie in der Elektro- oder Verfahrenstechnik oder der Geologie. Zu den Freien Berufen im engeren Sinn zählen 3.800 Architekten und 2.400 Ingenieurkonsulenten, die dem Ziviltechnikergesetz unterliegen und in der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten organisiert sind, der Rest sind überwiegend gewerberechtliche Ingenieurbüros und damit Mitglieder der Wirtschaftskammer. Architekten fehlen die Aufträge; Leistungen technischer Büros sind gefragt … Die Architekturbüros sind großteils von Aufträgen aus der Bauwirtschaft abhängig. Die Beschäftigungsentwicklung, der einzige verfügbare Konjunkturindikator auf Spartenebene, zeigt, dass die Architekturbüros nach drei relativ wachstumsstarken Jahren 2014 Nachfrageeinbußen erlitten haben. Parallel dazu ist die Wohnbauleistung in Österreich, die bis 2013 kräftig gestiegen ist, im Vorjahr leicht gesunken. Im laufenden Jahr bleibt die Nachfrage nach Architektenleistungen schwach, was sich daraus schließen lässt, dass die Beschäftigung in der Sparte im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen ist, die Bauproduktion in den ersten Monaten 2015 rückläufig war und vor allem die Hochbauunternehmen in ihren Auftragserwartungen noch zur Jahresmitte pessimistisch gelieben sind. In sonstigen technischen (Ingenieur-)Büros wurden 2014 und auch im ersten Halbjahr 2015 neue Arbeitsplätze geschaffen. In weiterer Folge dürfte das hohe Umsatzplus im gesamten Bereich Architektur- und Ingenieurbüros von fast 6 % 2014 und weiteren 2,5 % im ersten Quartal 2015 überwiegend den technischen Büros zuzurechnen sein. Die stark gestiegene Zahl an Wohnbaubewilligungen 2014 sollte noch im laufenden Jahr, spätestens aber 2016 die Nachfrage nach Planungsleistungen in dem Segment ankurbeln. … auch in Zukunft Die kurzfristige Konjunkturerholung wird den Konkurrenz- und Preisdruck bei den Architekten aber kaum lockern. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Architekten in Österreich, gemessen an den Kammermitgliedern, um 44 % gestiegen; während in der Sparte Ingenieurskonsulenten lediglich 9 % mehr Mitglieder registriert wurden. Im europäischen Vergleich ist die Architektendichte in Österreich dennoch gering (0,5 im Vergleich zu 1 Architekten pro 1.000 Einwohner). Insofern verwundert es nicht, dass Österreichs Architekten im Europavergleich auch überdurchschnittlich viel verdienen, zumindest im Branchendurchschnitt (pro Vollzeitbeschäftigten in Kaufkraftparitäten 42.000 € brutto im Jahr, im Vergleich zu 29.000 € im europäischen Durchschnitt). Allerdings zeigt die Statistik des europäischen Dachverbandes der Architektenkammern auch wie ungleich die Einkommen im österreichischen Architekturmarkt verteilt sind: so liegen die Vorsteuererträge kleiner Büros mit bis zu zehn Mitarbeitern großteils weit unter dem europäischen Schnitt. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die wirtschaftlich prekären Arbeitsbedingungen vor allem kleinerer Architekturbüros in naher Zukunft entscheidend verbessern. In der Sparte steht ein großes Dienstleistungsangebot einer zu schwachen Auftragslage gegenüber, die bestenfalls im langsamen Tempo der Bauwirtschaft wächst. Entsprechend pessimistisch ist die Branche, wie die Umfrage des europäischen Archtitektenverbandes Anfang 2015 zeigte. Im Markt für sonstige technische Dienstleistungen schüren vor allem gewerbliche Technikbüros, die nicht der Ziviltechnikerberufsordnung unterliegen und einen etwas einfacheren Berufszugang haben, den Konkurrenzdruck. Letztendlich profitieren technische Büros aber aufgrund der Industrienähe eines Teils der Sparte auch in Zukunft von der relativ lebhaften Nachfrage. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 13 Freie Berufe Ärzte 3. Ärzte Ärzte in Österreich Ø Veränderung p.a. Niedergelassene Ärzte 2 Anteil d. Vertragsärzte 1 2014 1988-1996 1996-2014 1996 2014 21.133 3,3% 1,7% 68% 50% Praktische 6.523 2,3% 0,5% 72% 63% Fachärzte 10.735 3,9% 2,9% 57% 33% Zahnärzte 3.875 4,4% 1,3% 84% 76% 23.956 4,7% 2,2% - - 6.458 2,4% 0,0% - - 47.155 4,0% 2,3% - - Angestellte Ärzte davon: Turnusärzte Gesamt, inkl. Wohnsitzärzten 1A nteil der Ä rzte mit einem Vertrag bei einem o der mehreren Krankenversicherungsträgern 2 Ohne Wo hnsitzärzte Q.: ÖÄ K, HV d. So zialversicherungsträger; B ank A ustria Eco no mics & M arket A nalysis A ustria Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ohne Kassenvertrag steigt In Österreich sind rund 47.200 Ärzte registriert, davon sind 26.000 in Krankenhäusern oder sonstigen Gesundheitseinrichtungen angestellt und rund 21.000 selbständig im niedergelassenen Bereich tätig. Ihre Zahl ist in den letzten zwei Jahrzehnten um durchschnittlich 2 % im Jahr gestiegen, wobei immer weniger Allgemeinmedizinpraxen eröffnet wurden. Voraussichtlich gewinnen die Praxen praktischer Ärzte mit der Umsetzung des sogenannten „Primary Health Care“ Systems, einem wesentlichen Ziel der Gesundheitsreform 2013, wieder an Bedeutung. Das Konzept sieht die medizinische Erstversorgung im niedergelassenenen, wohnortnahen Bereich in Form multiprofessioneller Teams vor, in denen zusätzlich zu den Ärzten unter anderem Pflegekräfte, Therapeuten oder Diätologen unter einem Dach oder auch nur elektronisch vernetzt, arbeiten. Rund 9.600 niedergelassene Ärzte in Österreich führen ohne Kassenvertrag eine Privatund/oder Wahlarztpraxis (ohne Zahnärzte). Von ihnen arbeiten schätzungsweise 4.000 ausschließlich als Wahlärzte, alle anderen zusätzlich in Spitälern und/oder als Wohnsitzärzte (Wohnsitzärzte sind niedergelassene Ärzte, die nicht oder nicht mehr ordinieren, aber als Schul- oder Betriebsärzte arbeiten oder medizinische Gutachten erstellen). Die Zahl der Ordinationen ohne Kassenvertrag ist in den letzten zehn Jahren um 63 % gestiegen, wobei der Anteil vertragsloser Facharztordinationen besonders stark zulegte; gleichzeitig ist die Zahl der Vertragsärzte um mehr als 5 % gesunken. Ob der zunehmend niedrigere Anteil von Kassenärzten im niedergelassenen Bereich die medizinische "Nahversorgung" negativ beeinflusst, bleibt offen. Auf jeden Fall übernehmen Wahlarztpraxen längst einen erheblichen Teil der ambulanten medizinischen Versorgung in Österreich. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 14 Freie Berufe Ärzte Ärzteeinkommen (1): Relativ hoch und mit großen Niveauunterschieden Die Einkommen in den Gesundheitsberufen sind, vereinfacht formuliert, aufgrund des überdurchschnittlich hohen Qualifikationsniveaus verhältnismäßig hoch. Gleichzeitig ist auch das Einkommensgefälle zwischen und innerhalb der einzelnen Berufsgruppen sehr steil. Beispielsweise wurden 2012 in den freiberuflichen Gesundheitsberufen, von Ärzten, Zahnärzten und Therapeuten beziehungsweise Psychologen, pro Fall durchschnittlich 81.000 € zur Einkommenssteuer veranlagt, von den Psychologen 27.000 € und den Fach- und Zahnärzten 111.000 € (Tab. S. 6). Die erheblichen Einkommensunterschiede sind in erster Linie das Ergebnis verschieden hoher Honorare, abhängig von den Behandlungskosten und den Investitionskosten der einzelnen Fachrichtungen. Am oberen Ende der Honorarordnungen liegen die Leistungen der Radiologen, Orthopäden und Internisten. Beispielsweise haben die Krankenkassen 2013 für die medizinischen Leistungen von Orthopäden 378.000 € pro Fall abgerechnet, von Praktischen Ärzten im Durchschnitt 243.000 €. Zusätzlich zu den Kassenhonoraren gibt es im niedergelassenen Bereich noch Nebeneinkünfte aus Betriebs-, Schul- oder Gemeindearzttätigkeiten sowie mögliche Erlöse aus Privathonoraren und Hausapotheken (ihre Zahl, 2014 851, ist seit Jahren rückläufig; damit verliert die Bevölkerung auf jeden Fall den „Medikamentennahversorgerservice“, aber wahrscheinlich nur wenige Praxisstandorte ihre wirtschaftliche Überlebensbasis). Ärzteeinkommen (2): Unterdurchschnittliche Zuwächse im niedergelassenen Bereich insbesondere bei Wahlärzten Für die Gesundheitsversorgung wurden in Österreich 2013 insgesamt 34,9 Mrd. € ausgegeben, davon vom Staat und den Sozialversicherungen 24,8 Mrd. € sowie von privaten Haushalten und Versicherungsunternehmen 7,3 Mrd. €. Die Bemühungen, das Ausgabenwachstum zu bremsen, waren nur teilweise erfolgreich, insofern als die Ausgaben in den letzten zehn Jahren zwar langsamer als in der Vorperiode gestiegen sind, aber mit durchschnittlich 4 % im Jahr weiterhin rascher als die Gesamtwirtschaft (BIP nominell Ø 3,4 % p. a. 2003-2013). Mit 11 % vom BIP liegen die Gesundheitsausgaben in Österreich unverändert im europäischen Spitzenfeld, um 1 Prozentpunkt hinter Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Langfristig konnten die Ausgabenzuwächse im Bereich der Pharma- und Medizinprodukte und für die Gesundheitsversorgung im ambulanten Bereich, das heißt vor allem bei niedergelassenen Ärzten, eingedämmt werden. Hingegen sind die öffentlichen Gesundheitsausgaben für die stationäre Versorgung und die häusliche Krankenpflege überdurchschnittlich rasch gestiegen (die Position ist für knapp die Hälfte des Ausgabenwachstums verantwortlich). < Für die ambulante Gesundheitsversorgung wurden 2013 aus öffentlichen Kassen 6,2 Mrd. € ausgegeben, davon 2,8 Mrd. € für Spitals- und sonstige Ambulanzen, 1 Mrd. € für Zahnärzte und Praxen sonstiger Gesundheitsberufe und 2,4 Mrd. € für die Leistungen der 7.700 Allgemeinmediziner und Fachärzte mit Kassenverträgen. Aufgrund der rigiden Vergabe von Kassenverträgen wachsen die Kassenhonorare seit Jahren langsam: von 2006 bis 2013 insgesamt um 1,9 % im Jahr und pro Vertragsarzt um 2,7 % jährlich (keine vergleichbaren Daten vor 2006 und für Zahnärzte verfügbar). Gleichzeitig sind die öffentlichen Ausgaben für die ambulante Gesundheitsversorgung um 3,8 % im Jahr gestiegen. < Die zur Einkommenssteuer veranlagten Ärzteeinkommen sind in Summe noch deutlich langsamer als die gesamten Gesundheitsausgaben und auch langsamer als die Kassenhonorare gestiegen (von 2006 bis 2012 pro Steuerfall bei den Fachärzten um durchschnittlich 1,2 % im Jahr, bei Allgemeinmedizinern um 1,8 % jährlich). Das heißt auch, dass sich die Kosten im niedergelassenen Bereich rascher als die Einnahmen erhöht haben. < Ein Teil der Wahlarztpraxen ist finanziell besonders schlecht abgesichert. Wahlärzte erhalten für ihre Leistungen im Gegensatz zu den Privatärzten, die ihre Honorare frei vereinbaren, die überwiegend niedrigeren Sozialversicherungstarife. Ihre Honorareinnahmen liegen in der Regel unter jenen der Vertragsärzte: Laut OECD Gesundheitsstatistik wurden von den Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 15 Freie Berufe Ärzte Sozialversicherungen 2013 etwa 800 Mio. € für Leistungen von Nicht-Vertragsärzten ausgegeben (zusätzlich wurden 600 Mio. € von den Patienten privat bzw. von privaten Versicherungen an Ärztehonoraren bezahlt; jeweils ohne Zahnarzthonorare). Das heißt, dass eine Wahlarztpraxis im Durchschnitt nur etwa 200.000 € Honorarumsatz erzielt bzw. 240.000 € inklusive der 20 % Selbstbehalt der Patienten (im Vergleich dazu rechnen die Krankenkassen mit ihren Vertragspraxen im Durchschnitt 313.000 € pro Jahr und Arzt ab). Die durchschnittlichen Bruttohonorare sind allerdings sehr ungleich verteilt, aufgrund der unterschiedlichen Honorare je nach Fach und aufgrund der Tatsache, dass die OECD Statistik zu dieser Gruppe auch reine Privatordinationen zählt. Da in naher Zukunft mit keiner Änderung der Vergabepraxis bei den Kassenverträgen zu rechnen ist, wird sich auch an der Einkommenssituation der Wahlarztpraxen wenig verbessern. < Die unterdurchschnittliche Einkommensentwicklung bei Wahlärzten steht in deutlichem Widerspruch zur hohen „Zufriedenheit“ der Ärzte in dem Bereich. Eine Erhebung der Ärztekammer Niederösterreich aus 2013 zeigt, dass lediglich 10 % der Wahlärzte, aber 40 % der Kassenärzte mit ihrer Situation wenig zufrieden sind. Hintergrund des Ergebnisses dürften die nicht reglementierten Öffnungszeiten und die damit mögliche freie Einteilung der Arbeitszeiten von Wahlarztpraxen sein. Zudem dürfte das Sample auch viele Wahlärzte mit einer Anstellung in Krankenhäusern erfassen. Ärztliche Zukunft (1): Geprägt von Einsparungsmaßnahmen und möglichen Versorgungsengpässen im Gesundheitsbereich Die medizinische Versorgung in Österreich wird sich unter dem Druck knapper öffentlicher Budgets verändern, auch wenn die Praxis bisher zeigte, dass kostensparende Maßnahmen letztendlich nur teilweise umgesetzt wurden. Grundsätzlich kommt es aufgrund der komplexen sozialen Struktur des Gesundheitssystems mit seinen fest verankerten Institutionen zu Interessenskonflikten, die effiziensteigernden Maßnahmen entgegenwirken. Vielfach fehlen auch die Berechnungsgrundlagen, um die Wirkung einzelner Maßnahmen festzustellen. So kann die Frage, ob Österreich in den nächsten Jahren ein medizinischer Versorgungsengpass droht, wenn die Zahl der Medizinabsolventen nicht steigt, oder ob die vorhandenen Kapazitäten im System nur ungleich verteilt sind, nicht eindeutig beantwortet werden. Das vielzitierte „Hausärztesterben“ ist nur ein Aspekt des Problems. Die Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen stehen im nächsten Jahrzehnt zwar vor einer Pensionierungswelle; allerdings besetzen die offenen Stellen in dem Segment seit Jahren zunehmend Wahlärzte. Auch die Berichte über das mangelnde Interesse, sich als Hausarzt niederzulassen oder zu wenige Spitalsärzte in einzelnen Regionen implizieren nicht unbedingt einen drohenden Ärztemangel, sondern sind vermutlich ein Hinweis auf unattraktive Arbeitsbedingungen. Der Bedarf an Ärzten in Österreich kann längerfristig auf jeden Fall gedeckt werden, wenn es gelingt, die im internationalen Vergleich hohe Zahl an Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten zu reduzieren und die Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken. Unabhängig davon, in welchem Tempo und in welchem Ausmaß die notwendigen Strukturänderungen im österreichischen Gesundheitssystem auch vonstatten gehen, sie werden letzendlich den extramurale Bereich aufwerten. Ad. Regionale und internationale Versorgungsunterschiede Erwartungsgemäß ist Wiens Bevölkerung mit Ärzten vor allem mit Fachärzten mehr als gut versorgt, zumindest in der Statistik, wonach eine Facharztordination durchschnittlich 500 Einwohner betreut, im Österreichdurchschnitt 790 Einwohnern pro Ordination. Im Vergleich dazu sind Oberösterreich, die Steiermark, das Burgenland und Vorarlberg mit Fachärzten besonders dünn besetzt. Im Burgenland sind beispielsweise kein Arbeitsmediziner und nur 17 Hautarztordinationen registriert, zwei medizinische Berufsgruppen, die nicht an das Vorhandensein einer Universitätsklinik gebunden sind. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 16 Freie Berufe Ärzte Regionale Verteilung ärztlicher Ordinationen Alle Ärzte Praktische 2013 Fachärzte Zahnärzte Einwohner pro Ordination Österreich ingesamt* 402 1.303 792 2.194 mit Kassenvertrag 802 2.062 2.405 2.889 95 63 84 Österreich = 100 Wien 97 Niederösterreich 106 98 106 123 Burgenland 117 103 124 127 Oberösterreich 120 100 136 119 Steiermark 111 96 130 98 Kärnten 103 100 110 94 87 Salzburg 96 100 98 Tirol 109 115 116 85 Vorarlberg 124 127 131 106 kleiner 100 ... relative Überversorgung, größ er 100 ... relative Unterversorgung * Ä rzte mit Kassenvertrag und Wahlärzte Q.: Statistik A ustria, Hauptverband; B ank A ustria Eco no mics & M arket A nalysis A ustria Hohe Ärztedichte in Österreich Zahl der Einwohner pro Arzt* Zahnarzt Österreich 200 1.760 Norwegen 240 1.160 Schweiz 250 1.850 Schweden 250 1.240 Deutschland 260 1.240 Tschechien 270 1.410 EU 290 1.550 Frankreich 320 1.530 Ungarn 320 1.770 Belgien 340 1.410 * Praktische, Fach- u. Turnusärzte , ohne Zahnärzte Q.: WHO, Eurostat, Bank Austrias Economics & Marke t Analysis Austria Die Ärztedichte in Österreich ist eine der höchsten Europas, gemessen an den 200 Einwohnern je berufstätigem praktischen oder Facharzt; hingegen versorgt jeder Zahnarzt im Land statistisch 1.760 potenzielle Patienten, das sind um rund 30 % mehr als ihre Kollegen in Deutschland oder Schweden. In Westeuropa ist die Zahnarztdichte nur in der Schweiz und in Großbritannien geringer als in Österreich. Letztendlich sind Rückschlüsse auf mögliche Versorgungsengpässe oder eine medizinische Überversorgung auf der Basis internationaler Vergleiche aufgrund erheblicher Unterschiede in den regulativen Rahmenbedingungen nur bedingt möglich. Aussagen zur Zahngesundheit der Bevölkerung abgeleitet aus der Zahnarztdichte in den einzelnen Ländern sind nicht möglich. Eine mit der Gesundheitsversorgung zufriedene Bevölkerung Österreichs Bevölkerung ist im internationalen Vergleich, gemessen an der Ärztdichte, medizinisch auf jeden Fall gut versorgt. Zudem garantiert der hohe fachliche Standard der Medizin für eine hohe Qualität des Gesundheitssystems im Land. Insofern sind Mängel im System sicher nicht für die im europäischen Vergleich nur durchschnittliche Einschätzung der eigenen Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich. Nur 70 % der Österreicher beurteilen ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut. Subjektiv am gesündesten sind die Iren, gefolgt von den Schweizern und der Bevölkerung Nordeuropa. Das Gesundheitssystem wird überdurchschnittlich positiv bewertet: die Befragung zeigt, dass eine erforderliche ärztliche Untersuchung oder Behandlung in nur 0,1 % der Fälle aufgrund zu langer Wartelisten und in 0,3 % der Fälle, weil sie zu kostspielig gewesen wäre, nicht Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 17 Freie Berufe Ärzte stattgefunden hat. Die vergleichbaren Anteile im EU-Schnitt lagen bei 1,1 % beziehungsweise 2,4 %. Letztendlich ist der Zugang zum Gesundheitssystem in Österreich auch „gerechter“, weil einkommensunabhängiger als im EU-Durchschnitt: von den 20 % der Bevölkerung mit den niedrigsten Einkommen fanden aufgrund zu hoher Kosten nur 0,8 % der Menschen keinen Zugang zum System. Auf EU28-Ebene lag der vergleichbare Anteil bei knapp 5 %, in Deutschland noch bei 1,8 % (Q.: EU SILC Haushaltsbefragungen). Ärztliche Zukunft (2): Profit vom kontinuierlichen Nachfragewachstum Die Gesundheitsberufe sind klassische „Zukunftsberufe“, deren Leistungen zunehmend nachgefragt werden, getrieben vom wachsenden Anteil alter Menschen und dem steigendem Wohlstand der Gesellschaft in einem Großteil der westlichen Welt. Die Nachfrage nach medizinischen Leistungen wächst auf jeden Fall. Die Zahl der Einwohner in Österreich wird in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich zulegen und damit auch der Anteil alter Menschen an der Bevölkerung, was wiederum eine dichtere medizinische Versorgung erfordert (rund 45 % der Gesundheitsausgaben in Österreich werden für die Versorgung von 1,5 Millionen über 64-Jährigen verwendet; Q.: Statistik Austria). Darüber hinaus nimmt mit steigendem Einkommen einerseits die Gefährdung der Bevölkerung durch Zivilisationskrankheiten zu, vor allem durch Stoffwechsel- und Atemwegserkrankungen. Grob geschätzt hat etwa ein Drittel der laufenden Gesundheitsausgaben ernährungsbedingte Krankheitsursachen. Andererseits wächst das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung und fördert wiederum die Nachfrage nach medizinischen beziehungsweise sonstigen Gesundheitsdienstleistungen; Stichworte sind Wellness und Schönheitschirurgie. Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Seite 18 Disclaimer und Impressum Zum Weiterlesen: Bank Austria Homepage: Alles Informationsangebote der Abteilung Economics & Market Analysis Austria unter http://economicresearch.bankaustria.at Wirtschaft Online: Alle Prognosen und Analysen der Abteilung Economics & Market Analysis Austria auf http://wirtschaftonline.bankaustria.at Bank Austria Economic News: Die neuesten Veröffentlichungen der Abteilung Economics & Market Analysis Austria direkt in Ihrem Posteingang. 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Impressum: Angaben und Offenlegung nach §§ 24 und 25 Mediengesetz: Herausgeber und Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG 1010 Wien, Schottengasse 6 – 8 Unternehmensgegenstand: Kreditinstitut gem. § 1 Abs.1 Bankwesengesetz Vertretungsbefugten Organe (Vorstand) des Medieninhabers: Willibald Cernko (Vorsitzender des Vorstandes), Carlo Vivaldi (stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes), Helmut Bernkopf, Mirko Bianchi, Dieter Hengl, Jürgen Kullnigg, Doris Tomanek, Robert Zadrazil. Aufsichtsrat des Medieninhabers: Erich Hampel (Vorsitzender des Aufsichtsrates), Paolo Fiorentino (stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates), Alessandro Decio, Olivier Nessime Khayat, Adolf Lehner, Alfredo Meocci, Marina Natale, Roberto Nicastro, Vittorio Ogliengo, Josef Reichl, Karl Samstag, Eveline Steinberger-Kern, Ernst Theimer, Robert Traunwieser, Wolfgang Trumler, Michaela Vrzal, Barbara Wiedernig. 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