GUT BERATEN IN PING? WIE LEHRERINNEN UND LEHRER DIE FORTBILDUNGEN BEURTEILTEN UND WAS SIE BRACHTEN 3. Jahrestagung Pilotprojekt „Inklusive Grundschule“ Christian Jäntsch und Jennifer Lambrecht Universität Potsdam Professur für Psychologische Grundschulpädagogik 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 2 THEORETISCHER ZUGANG Angebots- und Nutzungsmodell zur Erklärung der Wirksamkeit von Professionalisierungsmaßnahmen für Lehrkräfte (Lipowsky, 2010, 2011) 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 3 Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Angebots- und Nutzungsmodell zur Erklärung der Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Fortbildung und Beratung (Schulische) Kontextbedingungen Merkmale der Lehrkräfte Wahrnehmung und Nutzung des Angebots durch Lehrkräfte Fortbildungserfolg 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 4 Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Angebots- und Nutzungsmodell zur Erklärung der Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Fortbildungserfolg Professionelle Handlungskompetenz von Lehrkräften • Lehrerwissen: Fachwissen, fachdidaktisches Wissen, pädagogisches Wissen • Einstellungen und Überzeugungen • Selbstwirksamkeit • Motivationale Orientierung Veränderung des unterrichtspraktischen Handelns • class room management • Kognitive Aktivierung • Strukturierung Entwicklung der Schülerinnen und Schüler: • Kognitive Entwicklung • Soziale Entwicklung • Persönliche Entwicklung Inklusive Handlungskompetenz: • Einstellung gegenüber dem inklusiven Unterrichten • Selbstwirksamkeit inklusive unterrichten zu können • Diagnostische Kompetenz • Adaptiver, differenzierter Unterricht • Fähigkeit der (multiprofessionellen) Kooperation im Kollegium 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 5 Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Angebots- und Nutzungsmodell zur Erklärung der Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Wahrnehmung und Nutzung des Angebots durch Lehrkräfte • Teilnahmeverhalten • Intensität aktiven und engagierten Lernens • Zufriedenheit mit der Fortbildung 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 6 Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Angebots- und Nutzungsmodell zur Erklärung der Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen Fortbildung und Beratung Strukturelle Merkmale: • Organisationsform (Kontinuität?) • Zeit und Ort • Expertise • Nachbegleitung Inhalt und Didaktik: • Relevanz (Bezug zum Schulalltag) • Differentielle Zielstellung • Methode/ Didaktik/ Feedback • Anknüpfen an bestehendes Wissen und Erweiterung • Conceptional Change (Schulische) Kontextbedingungen Professionelle Lehrerkultur (Altrichter, 2010): • Klima und Konsens im Kollegium • Professionelle Lerngemeinschaften (Austausch) • Unterstützung durch die Schulleitung Merkmale der Lehrkräfte Individuelle Voraussetzung: • Vorwissen • Persönliche Motivation • Einstellung/ Überzeugung (z. B. Implementationsbereitschaft) 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 PING Das Fortbildungsangebot 7 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 8 PING: Das Fortbildungsangebot • Entwicklung eines Fortbildungs- und Beratungskonzepts • • • • durch das LISUM Berücksichtigung der vielfältigen Anforderungen an die Umsetzung inklusiver Bildung Schulentwicklungsprozesses begleiten Modular ausgestaltetes Curriculum umfasste 18 Teilveranstaltungen Insgesamt 60 Fortbildungsstunden über den Zeitraum von 18 Monaten 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 PING: Das Fortbildungsangebot Modul 1: Einführung in die Arbeit mit dem Index für Inklusion • Grundlagen inklusiver Schulentwicklung • Alle in der Schule Tätigen nehmen an dieser schulinternen Fortbildung teil • 8 Fortbildungsstunden Modul 2: Lernprozesse von Schülern begleiten unter Beachtung von Meilensteinen und Stolpersteinen • der sprachlichen/ kognitiven/ emotional-sozialen Entwicklung • Teilnahme aller Pädagogen • 2 Ganztags- bzw. 4 Nachmittagsveranstaltungen • 16 Fortbildungsstunden Regionale Modulkarte • Abdeckung schulspezifischer Bedarfe Zentrale Angebote • Bedarfe über die Förderbedarfe LES hinaus 9 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 10 METHODE PING Teilstudie 2: Evaluation der Fortbildung und Beratung 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 11 Fragestellungen • Wie wurde das Fortbildungsangebot beurteilt? • Welche Merkmale der Fortbildungen beeinflussen die Anwendung von Fortbildungen? 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 12 Design Online-Befragungen der Lehrerinnen und Lehrer t1: 02/2013 t2: 06/2013 t3: 01/2014 t4: 06/2014 Personenbezogene Daten Fragen zur Fortbildung Kontextmerkmale Lehrermerkmale - Alter - Geschlecht - Bildungslaufbahn - Beschäftigungsverhältnis - Berufserfahrung - Teilnahmeverhalten - Beurteilung der Fortbildung und Fortbildner - Wirkung der Fortbildung - Kommunikation im Kollegium - Unterrichtskooperation - Unterrichtsbezogener Erfahrungsaustausch - Zusammenarbeit in der Klasse (TeamTeaching) - Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung - Einstellungen zur Unterrichtspraxis - Einstellungen und Selbstwirksamkeit - Implementationsbereitschaft 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 13 Stichprobe • Befragung der Lehrer, die im Schuljahr 2012/13 eine 2. bzw. 3. Klasse unterrichteten g N = 766 + • Befragung der Lehrer, die im Schuljahr 2013/14 eine 3. bzw. 4. Klasse unterrichteten g N = 372 = • N = 1138 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 14 Stichprobe • N = 1138 8 Dienstjahre Alter Lehrerinnen 92 65 Jahre MW: 47 Jahre Lehrer 46 Jahre MW: 24 Jahre 27 Jahre 29 Vollzeit 71 1/2 Jahr Teilzeit Lehramtszugang 65 21 12 2 Primarstufe Sekundarstufe Sonderpädagogik 0% 20% 40% 60% Anteil 80% 100% Andere 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 ERGEBNISSE 15 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 16 Kontextbedingungen Lehermerkmal Lehrer- und Kontextmerkmale 4 Items, z.B.: „Ich bin offen für innovative Unterrichtsmethoden.“ Implementationsbereitschaft 5 Items, z.B.: „Der Umgangston unter den Kollegen ist freundlich.“ Kommunikation im Kollegium 8 Items, z.B.: „Wenn wir gemeinsam unterrichten, habe ich den Eindruck, dass wir an einem Strang ziehen.“ Teamteaching 4 Items, z.B.: „Die Schulleitung liefert Ideen für die berufliche Entwicklung der Kolleginnen und Kollegen.“ Anregung prof. Kompetenz durch die Schulleitung 1 1,5 2 2,5 3 Mittelwert 3,5 4 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 Kontextbedingungen Lehermerkmal Lehrer- und Kontextmerkmale Implementationsbereitschaft Kommunikation im Kollegium Teamteaching Anregung prof. Kompetenz durch die Schulleitung 1 1,5 2 2,5 3 Mittelwert 3,5 4 17 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 18 Fortbildungsbeurteilung der Fortbildungsinhalte 4 Items, z.B.: „Was in den Fortbildungen vermittelt wurde, kann man in der Schule gut anwenden.“ hinsichtlich der angewandten Methoden 4 Items, z.B.: „Der Aufbau und die Organisation der Fortbildungen waren klar und übersichtlich.“ der Teilnehmerorientierung t 4 Items, z.B.: 1 „Die Fortbildner motivierten die Teilnehmenden zur aktiven Beteiligung.“ 4 Items, z.B.: „Die Fortbildner konfrontierten die Teilnehmenden mit anderen Ansichten.“ der kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema 1 1,5 2 2,5 Mittelwert 3 3,5 4 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 19 Fortbildungsbeurteilung der Fortbildungsinhalte hinsichtlich der angewandten Methoden t1 t2 der Teilnehmerorientierung t4 der kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema 1 1,5 2 2,5 Mittelwert 3 3,5 4 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 20 Fortbildungserfolg trifft nicht zu trifft eher nicht zu Lernerfolg trifft eher zu trifft zu 411Items, z.B.: „Ich habe in der 30 50 Fortbildung 9 neues Fachwissen erworben.“ Anwendung der Fortbildungsinhalte 5 Items, z.B.: „Ich habe die vermittelten Inhalte in 10 29 50 11 mein schulisches Handeln integrieren können“ Auswirkung der Anwendung auf die Unterrichtsgestaltung 7 Items, z.B.: „Durch die Umsetzung der Fortbildungsinhalte stellte ich 12 31 46 positive 11 Auswirkungen auf die Klassenführung fest.“ Auswirkung der Anwendung auf die Schüler 4 Items, z.B.: „Durch die Umsetzung der 15 43 36 5 Fortbildungsinhalte stellte ich positive Auswirkungen auf die sozialen Kompetenzen fest.“ 0% 20% 40% 60% Anteil 80% 100% 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 21 Fortbildungserfolg trifft nicht zu trifft eher nicht zu trifft eher zu Lernerfolg 11 30 Anwendung der Fortbildungsinhalte 10 29 Auswirkung der Anwendung auf die Unterrichtsgestaltung 12 Auswirkung der Anwendung auf die Schüler 0% 50 11 46 43 20% 9 50 31 15 trifft zu 40% 60% Anteil 11 36 80% 5 100% 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 22 Einflussfaktoren auf den FB-Erfolg Beurteilung der Inhalte Fortbildung „Was in den Fortbildungen vermittelt wurde, kann man in der Schule gut anwenden.“ .34 Beurteilung der Methoden Kritische Auseinandersetzung Lehrkraft „Die Fortbildner konfrontierten die Teilnehmenden mit anderen Ansichten.“ Schulkontext .32 „Der Aufbau und die Organisation der Fortbildungen waren klar und übersichtlich.“ .28 Fortbildungserfolg .10 Implementationsbereitschaft „Ich bin offen für innovative Unterrichtsmethoden.“ .10 SL: Anregung professioneller Entwicklung „Die Schulleitung liefert Ideen für die berufliche Entwicklung der Kolleginnen und Kollegen.“ R² = 74% Fett markiert: p < .05, ohne statistisch bedeutsamen prädiktiven Einfluss: Teilnehmerorientierung, Anzahl besuchter Fortbildungen, Jahre im Schuldienst, Lehramtszugang, Kommunikation im Kollegium, Teamteaching 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 FAZIT 23 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 24 Fazit 1: Was in den Fortbildungen thematisiert wird, kommt zur Anwendung. • Über die Hälfte der befragten Lehrkräfte stimmte mindestens eher zu: Lernerfolg zu verbuchen und Auswirkungen auf die eigene Unterrichtsgestaltung zu sehen. • Aber: Es wurden eher weniger Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler beobachtet. 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 25 Fazit 1: Was in den Fortbildungen thematisiert wird, kommt zur Anwendung. • Über die Hälfte der befragten Lehrkräfte stimmte mindestens eher zu: Lernerfolg zu verbuchen und Auswirkungen auf die eigene Unterrichtsgestaltung zu sehen. • Aber: Es wurden eher weniger Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler beobachtet. 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 26 Fazit 2: Fortbildungen sind gut, man muss sie nur brauchen. • Beurteilung des eigenen Fortbildungserfolgs insbesondere abhängig von: Fortbildungsinhalten (Bezug zum Schulalltag) den angewandten Methoden (methodisch-didaktische Präsentationsform) Konfrontation mit Neuem (conceptual change) • Aber: auch Bereitschaft der Lehrer vonnöten Schulleitung mit Schlüsselfunktion 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 27 Fazit 2: Fortbildungen sind gut, man muss sie nur brauchen. • Beurteilung des eigenen Fortbildungserfolgs insbesondere abhängig von: Fortbildungsinhalten (Bezug zum Schulalltag) den angewandten Methoden (methodisch-didaktische Präsentationsform) Konfrontation mit Neuem (conceptual change) • Aber: auch Bereitschaft der Lehrer vonnöten Schulleitung mit Schlüsselfunktion VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Christian Jäntsch Jennifer Lambrecht [email protected] [email protected] Universität Potsdam, Professur für Psychologische Grundschulpädagogik 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 29 Austausch Was hat aus Ihrer Sicht dazu beigetragen, dass die Ergebnisse so aussehen? • Was war förderlich, was hat gehemmt in Bezug auf die Anwendung der Fortbildungsinhalte? Was wäre aus Ihrer Sicht darüber hinaus geeignet, um positive Entwicklungen zu erreichen? • Was muss gegeben sein, damit die Fortbildungsinhalte in den schulischen Alltag integriert werden können? 3. Jahrestagung PING, LISUM, 15.03.2016 30 Literatur • Altrichter, H. (2010). Lehrerfortbildung im Kontext von Veränderungen im Schulwesen. In F. H. Müller, A. Eichenberger, M. Lüders & J. Mayer (Hrsg.), Lehrerinnen und Lehrer lernen. Konzepte und Befunde zur Lehrerfortbildung (S. 17–34). Münster: Waxmann. • Lipowsky, F. (2010). Lernen im Beruf: Empirische Befunde zur Wirksamkeit von Lehrerfortbildung. In F. H. Müller, A. Eichenberger, M. Lüders & J. Mayer (Hrsg.), Lehrerinnen und Lehrer lernen. Konzepte und Befunde zur Lehrerfortbildung (S. 65– 70). Münster: Waxmann. • Lipowsky, F. (2011). Theoretische Perspektiven und empirische Befunde zur Wirksamkeit von Lehrerfort und weiterbildung. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (S. 398–417). Münster: Waxmann.
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