Segnen Innenteil.indd - Tyrolia

FRANZ FERSTL
ELMAR MITTERSTIELER
Eine
Berufung
für alle
Segnen
Grundlagen | Rituale | Gebete
FRANZ FERSTL
ELMAR MITTERSTIELER
Segnen
Eine Berufung für alle
Grundlagen | Rituale | Gebete
Tyrolia-Verlag · Innsbruck-Wien
Die Bibelzitate stammen aus der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift
© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart
2016
© Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck
Umschlaggestaltung: stadthaus 38, Innsbruck
Layout und digitale Gestaltung: Tyrolia-Verlag
Druck und Bindung: FINIDR, Tschechien
ISBN 978-3-7022-3517-8
E-Mail: [email protected]
Internet: www.tyrolia-verlag.at
Inhalt
Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Hinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
I.
Wir alle sind zum Segnen berufen . . . . . . .
1. Persönliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . .
2. Der Segen in der Bibel . . . . . . . . . . . . . . .
3. Segen ist die Zusage göttlicher Gegenwart und
Zuwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4. Segnen heißt … . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5. Gottes Segen in unserem täglichen Leben . . .
6. Was macht Gesegnete zu Segnenden? . . . . . .
7. Liturgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8. Gelebte Caritas – ein Dienst des Segnens . . .
9. Die Früchte des Segnens. . . . . . . . . . . . . . .
10. Vision: Die Kraft des Segens neu entdecken .
II. Liturgische Modelle für Segensfeiern . .
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1. Freier Zugang zu Gott für alle Getauften –
Persönliche Feier . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Freier Zugang zu Gott – Familienfeier . . .
3. Freier Zugang zu Gott – Wort-Gottes-Feier
4. Selbstgabe – Persönliche Feier . . . . . . . .
5. Selbstgabe – Familienfeier . . . . . . . . . .
6. Selbstgabe – Wort-Gottes-Feier . . . . . . .
7. Versöhnung – Persönliche Feier . . . . . . .
8. Versöhnung – Familienfeier . . . . . . . . .
9. Versöhnung – Wort-Gottes-Feier . . . . . .
10. Verkündigung – Persönliche Feier . . . . . .
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Inhalt
11. Verkündigung – Familienfeier . . . . . .
12. Verkündigung – Wort-Gottes-Feier . . .
13. Vermittlung der ganzen Fülle Gottes –
Persönliche Feier . . . . . . . . . . . . . . .
14. Vermittlung der ganzen Fülle Gottes –
Familienfeier . . . . . . . . . . . . . . . . .
15. Vermittlung der ganzen Fülle Gottes –
Wort-Gottes-Feier . . . . . . . . . . . . . .
16. Segensfeiern zu besonderen Anlässen
17. Segensfeiern im Kirchenjahr . . . . . .
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III. Segensgedanken und Segensgebete . . . . . . .
1. Gedanken zum Segen Gottes in Fülle . . . . . . .
2. Segensbitten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3. Bitte um den Segen für Menschen, die mir
anvertraut sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4. Segenswünsche zu bestimmten Anlässen . . . .
5. Vorschläge für Segenskarten . . . . . . . . . . . .
6. Biblische Segenswünsche . . . . . . . . . . . . . .
7. Segensbitten aus dem Gebetsschatz der Kirche
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Zum Geleit
Wer sich in seinem Leben von Gott gesegnet erfährt, will dieses
Geschenk mit anderen Menschen teilen. Kinder erfahren durch
ihre Eltern den Schutz Gottes durch Segenszeichen, die ihnen
von den Eltern auf ihrem Lebensweg mitgegeben werden. An den
Wegkreuzungen des Lebens werden wir mit Segen ausgestattet.
Durch diesen gestärkt, können manche Schwierigkeiten mit Gottes Hilfe gut gemeistert werden. Die Erfahrung, vom lebendigen
Gott gesegnet zu sein, gibt Halt und Sicherheit.
In der raschlebigen heutigen Zeit, in der jeder Mensch gefordert ist, selbst sein Leben zu gestalten, sind diese Rituale des
Segnens in den Hintergrund getreten und somit ein bewusstes
Verdeutlichen der Gegenwart Gottes durch die Segenszeichen
verloren gegangen. Andererseits suchen die Menschen besonders
an den Lebenswenden und zum Beispiel an Wallfahrtsorten den
Segen Gottes.
Obwohl früher Eltern sich berufen fühlten, ihre Kinder zu segnen, wurde die Handlung des Segnens den geweihten Personen,
den Bischöfen, Priestern und Diakonen überlassen. Gerade das
Zweite Vatikanische Konzil hat in der Bewusstmachung des Priestertums nicht nur die Würde, sondern auch die Sendung aller Getauften zur Kraft des Segnens ausgesprochen. Kraft seiner Taufe
auf Jesus Christus ist jeder Christ, jede Christin berufen, seine
bzw. ihre prophetischen, königlichen und priesterlichen Dienste
zu entfalten und in Familie und Pfarre einzubringen.
Die in der Taufe übertragene Vollmacht zum Segnen sollen
wir annehmen und einfache tägliche Rituale einüben. Die beiden
7
Zum Geleit
Autoren sind überzeugt, dass im von Gott Gesegnetsein eine Kraft
liegt, die in jedem/jeder Getauften zur Entfaltung kommen will.
Diese persönlichen Erfahrungen werden biblisch fundiert und im
Hauptteil des Buches bis hin zu den Früchten des Gesegnetseins
entfaltet. So werden die Leser und Leserinnen hineingenommen
in die inneren Geheimnisse des göttlichen Segens und motiviert,
sich ganz in den Dienst Gottes zu stellen.
In diesem Buch werden nicht nur Initiativen des Segnens geweckt, sondern auch Modelle und Rituale vorgestellt, die für sich
selbst, aber auch für Familie und Gemeinde vollzogen werden
können. Das Buch will auf der Basis des gemeinsamen Priestertums Impulse bieten, sich der eigenen Kräfte und Charismen neu
zu besinnen, sowie Festtage und Lebenswenden zum Anlass zu
nehmen, das Große, „wozu uns Gott berufen hat“, im Feiern zu
gestalten.
So können diese geistlichen Impulse ein Beitrag zur Bewusstwerdung der Sendung aller Getauften werden. Gleichzeitig liegt
ein Werkbuch mit konkreten Anregungen für liturgische Feiern
in unseren Gemeinschaften und Gemeinden vor. Nur wo jeder
und jede Getaufte seine bzw. ihre Berufung und Sendung zum
Segnen annimmt, entfaltet und versucht, in die Tat umzusetzen,
wird die Grundlage für die missionarische Sendung der Kirche
ermöglicht. Wer selbst die Kraft des Segens Gottes bewusst in
sein geistliches Leben und in sein Gebet hineinnimmt, wird seine
Sendung zum Segnen erfahren und wird als leuchtendes Zeichen
zum Segen für Andere werden. Segnen – eine Berufung für alle!
Welche Zeichen und Wunder werden heute möglich, wenn das
gemeinsame Priestertum in den Herzen der Menschen neu entlammt wird!
† Christoph Kardinal Schönborn
8
Hinführung
Gemeinsames Priestertum und
Berufung zum Segnen
Das Buch „Das wunderbare Licht, in dem wir leben“1 von P. Elmar
Mitterstieler SJ hat großen Anklang gefunden und viel Interesse
am Gespräch über das gemeinsame Priestertum ausgelöst. Das
zeigt, dass sein Anliegen, über die Gleichheit, die Würde und das
Priestertum aller in der Kirche nachzudenken, für die Kirche ein
Zeichen der Zeit ist. So möchte ich den in seinem Vorwort angesprochenen „Irritationen“ nachspüren, den von ihm gemachten
Verständnisvorschlag weiterführen und aus meiner Sicht eine
Chance für die Berufung zum Segnen zur Entfaltung bringen.
Gerade der allseits spürbare Wunsch nach neuen Zugängen
und die gegebenen notwendigen Strukturveränderungen fördern
die Dringlichkeit, Wege der Erneuerung aufzuzeigen. Um die Versorgungskirche zu einer lebendigen Kirche umzugestalten, in der
Christen und Christinnen die ihnen in der Taufe geschenkte Teilhabe wahrnehmen, braucht es mehr als Strukturveränderungen,
es muss das von Gott in der Taufe Zugesagte entfaltet werden.
Dann wächst vieles von selbst und das Reich Gottes kann heute
Gestalt annehmen.
Mitterstieler geht in seinem Buch bewusst von der „priesterlichen Dimension“ der Taufe aus und macht deutlich, dass der
eigentliche Priester Jesus selbst ist und dass das Priestertum nach
1
Elmar Mitterstieler: Das wunderbare Licht, in dem wir leben. Gleichheit,
Würde und Priestertum aller in der Kirche, Würzburg, 3. überarbeitete Auflage 2015.
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Hinführung
der Auferstehung Jesu eine neue Dimension bekommen hat. Er
zeigt die vielen Entfaltungsmöglichkeiten aller Getauften durch
das gemeinsame Priestertum auf und bietet für meine Überlegungen zum Dienst des Segnens eine wichtige Grundlage.
In seinem Buch entfaltet Mitterstieler biblisch fundiert das
gemeinsame Priestertum als Berufung aller in der priesterlichen,
königlichen und prophetischen Dimension. Er lässt damit, angeregt durch das Zweite Vatikanische Konzil, einen „verschwundenen Fluss“ wieder zu Tage treten. Dieses gemeinsame Priestertum
aller Getauften verwirklicht sich im freien Zugang zu Gott, in der
Selbsthingabe, in Vergebung, Verkündigung und Vermittlung in
Liebe und Fürbitte. Einen Arm dieses „verschwundenen Flusses“
allen in der Kirche und darüber hinaus nahezubringen, ist Anliegen dieses vorliegenden Buches.
Was ist die Botschaft von
„Segnen – eine Berufung für alle“?
Das Zweite Vatikanum wünscht eine Kirche, in der die fundamentale Gleichheit aller Getauften anerkannt wird. Es soll keine
Stufung in eine „lehrende“ und eine „hörende“ Kirche geben. Auf
Gott Hörende sollen alle sein und werden, und auch Lehrende im
Sinne des Lebens und Weitertragens der Frohbotschaft. „Kreative, gleichrangige, wechselseitig wertschätzende Verhältnisse
müssen entstehen, damit das Geschenk des Selbstverständnisses
der Kirche als das eine ‚Volk Gottes‘ bewusst werden kann“ (Mitterstieler, S. 26f.).2
2
10
Wie das Konzil im Dokument „Lumen gentium“ feststellt: „Eines ist also
das auserwählte Volk Gottes: ‚Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe‘ (Eph 4,5);
gemeinsam die Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus, gemeinsam die Gnade der Kindschaft, gemeinsam die Berufung zur Vollkom-
Hinführung
Die Communio-Theologie sieht in der allen in der Taufe3 geschenkten Taufweihe als „neue Schöpfung“ (vgl. 2 Kor 5,17) die
Würde des einen gemeinsamen Priestertums und die Sendung zu
seiner Entfaltung grundgelegt. Ein direkter und freier Zugang zur
Teilhabe am göttlichen Leben und die Berufung aller zur Vermittlung göttlicher Gnaden sind so gegeben. In Christus, dem ersten
und einzigen Mittler, sind alle Getauften von Gott gesandt, priesterliche Vermittler in der Kraft jener „Liebe Gottes, die ausgegossen ist in unseren Herzen“ (vgl. Röm 5,5), zu sein. Das Konzil hat
nicht nur von der gemeinsamen Würde aller Getauften, sondern
von ihrer „gemeinsamen Tätigkeit“ am Aufbau des Reiches
Christi gesprochen (LG 32). Eine konkrete Möglichkeit der Verwirklichung – durch die Berufung zum Segnen – soll hier entfaltet
werden.
Dieses Buch baut auf den Aussagen des Konzils auf, so wie sie
P. Mitterstieler darlegt. So soll, ausgehend von der in der Taufe
und Firmung im gemeinsamen Priestertum grundgelegten Berufung, das Gesegnetsein und die Kraft und Sendung zum Segnen
entfaltet werden.
Franz Ferstl
menheit … Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der
Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter
allen die wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und
Tätigkeit am Aufbau des Leibes Christi“ (LG 32).
3
Die bewusste Annahme der Taufgnade belebt auch das amtliche Priestertum.
Gerade in der Vermittlung des Segens hatte der Kleriker bisher eine wichtige Position. Der Getaufte war in den meisten Fällen der Empfangende und
Passive, und so der von der Vermittlung durch den Priester – bis auf einzelne
Segnungen – Abhängige. Mitterstieler zeigt, wie – im Sinne des grundlegenden Geschenks der Taufweihe – auch der mit dem Priesteramt Betraute radikal und beglückend Empfangender ist.
11
I.
Wir alle sind zum
Segnen berufen
1. Persönliche Erfahrungen
„Gott segne dich“
Zu den einprägsamsten Erfahrungen meiner Kindheit, Jugend
und meiner Lebenswenden gehören die Segnungen meiner Eltern. War es am Abend vor dem Einschlafen oder bei längeren
Aufenthalten außerhalb des Elternhauses, ich bekam ein Kreuzzeichen mit einem Segenswunsch „Gott segne dich“ auf die Stirn
gezeichnet. Es war wie eine Übergabe der elterlichen Verantwortung an Gott, der mich in der Nacht und auf meinen Wegen beschützen sollte. Dieses Zeichen des Segens wurde mir geschenkt
im Vertrauen auf Gottes Gegenwart und seiner liebenden Treue
zu uns Menschen. Wenn wir das Haus verließen, waren wir der
Obhut Gottes übergeben und auch vor der Erstkommunion und
der Firmung war das Segenszeichen auf die Stirn ein Zeichen dessen, was uns die Eltern für unser Hineinwachsen in das Leben der
Kirche mitgeben wollten.
Der Elternsegen vor der Hochzeit – von beiden Elternteilen
gespendet – und die Segnung vor meiner Weihe zum Ständigen
Diakon – wurden uns als Ehepaar zur geistlichen Mitgift auf dem
neuen Weg unserer Berufung: Ab jetzt sorgt Gott für euch, denn
in seinem Namen seid ihr gesegnet – ein Segen für die euch Anvertrauten sollt ihr von nun an in besonderer Weise sein. Im Namen
Gottes …
Im Namen Gottes ...
Oft waren die Worte, die die Hand der Eltern begleiteten, verbunden mit Tränen in den Augen, wenn es um einen wichtigen Le-
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Persönliche Erfahrungen
bensschritt oder einen längeren Abschied ging. „Im Namen Gottes
…“ – sie kamen von Herzen und prägten sich tief in mein Leben
ein. Die Worte waren keine Floskel, sondern die Zusage der Liebe
Gottes, die mir auf den Weg mitgegeben wurde. Die Zusage war
gedeckt durch ein vom tiefen Glauben geprägtes Leben, das täglich errungen werden musste und viele Prüfungen durchmachte.
Der Segenswunsch der Eltern stand auf dem festen Fundament des
Gebetes und des gelebten Glaubens. So konnten sie den Segen „im
Namen Gottes“ über mich aussprechen. Aus der lebendigen Beziehung mit dem treuen Gott konnten sie mir dieses Zeichen und die
Zusage des Gesegnetseins geben. Dieses Vertrauen des Geborgenseins, auch wenn sie selbst nicht mehr dazu beitragen konnten, war
ein sich ganz auf die liebende Fürsorge Gottes Verlassen.
Die Segensandacht
am Sonntagnachmittag
Als Ministranten unserer Pfarre hatten wir in meiner Kinder- und
Jugendzeit nicht nur bei den Gottesdiensten unseren Altardienst
zu machen, sondern auch am Sonntagnachmittag beim „Segen“.
Das war eine Andacht – meistens in der Pfarrkirche und sonst bei
den Kapellen in einer der Rotten –, bei der wir den Pfarrer begleiten durften. Nach Liedern und Gebeten in der Kirche gab es zum
Abschluss den feierlichen Segen mit Weihrauch und der Monstranz. Wenn die Segensandacht bei den Kapellen gefeiert wurde,
gab es meistens auch den Wettersegen für ein gutes Gedeihen der
Feldfrüchte und die Bitte um Schutz vor Hagel und Unwetter. Die
Bitte um Gottes Segen stand so bei vielen kirchlichen Feiern an
zentraler Stelle und erinnerte uns, dass es nicht nur auf das eigene
Geschick und das Glück im Leben ankam, sondern Gott der Geber aller guten Gaben ist.
15
Wir alle sind zum Segnen berufen
Das Segensgebet vor dem Essen
Es war auch in unserer Familie der Brauch, dass, wenn ein neuer Laib Brot angeschnitten wurde, man zuerst mit der Hand drei
Kreuzzeichen auf die Rückseite des Laibs zeichnete. Vor dem
gemeinsamen Essen wurde das Tischgebet gebetet. „Was aufgesetzt wird auf den Tisch, das segne uns der Herr Jesu Christ …“
und auch vor dem Auseinandergehen nach dem Essen wurde die
Danksagung für die empfangenen Gaben gesprochen. So wurde das gemeinsame Essen zur gemeinsamen Feier. Am Sonntag
wurde das Tischgebet besonders feierlich gestaltet und der Segen
Gottes, der auch an arbeitsfreien Tagen für die Menschen sorgt,
ausgesprochen. Durch das Gebetsleben wurde uns immer neu
bewusst, dass es an Gottes Segen liegt und unser Leben in seine
liebende Sorge eingebettet ist.
Segen schenken
Mit Tränen in den Augen erzählte mir meine inzwischen verstorbene Schwiegermutter bei einem Besuch im Spital: „Stell dir vor,
als mich vor Kurzem euer Sohn (ihr Enkelkind) am Krankenbett
besuchte, hat er mir nicht nur von seinem Studium und seinen
Freunden erzählt, sondern er hat mich zum Abschied mit einem
Kreuzzeichen gesegnet und mir baldige Heimkehr vom Spital gewünscht. Er, der Fünfundzwanzigjährige, hat mich zum Abschied
gesegnet, das hat mich nicht nur gerührt, sondern er hat mich damit reich beschenkt.“ Eine Großmutter, die, seit sie nicht mehr
aktiv für die Familie da sein konnte, auf andere Weise für ihre
Enkelkinder da sein wollte und ihre ganze Zeit mit Gebeten für
die Familie verbrachte, wurde am Krankenbett mit den Früchten
einer segnenden Bitte an Gott beschenkt.
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Persönliche Erfahrungen
Erfahrungen als Diakon
Diakon zu sein ist die Berufung zum Dienen im Namen des lebendigen Gottes. Es ist eine Berufung, seine Liebe allen Menschen
gegenwärtig zu machen, es ist ein Teilhaben am Dienst, den Jesus den Menschen seiner Zeit zukommen ließ. Wir lesen in der
Apostelgeschichte, dass die Apostel, nach inständigem Gebet,
sieben Männer auswählten, die mit dem Tischdienst für die junge Gemeinde beauftragt wurden. Sie sollten dafür sorgen, dass
niemand zu kurz kam und von der geschwisterlichen Liebe ausgeschlossen wurde. Wie wir aus der weiteren Kirchengeschichte
wissen, waren sie es, die durch ihr Lebenszeugnis die Güte Gottes
bezeugten.
So sehen wir Diakone uns als Helfer der Gemeinden, damit alle Menschen alles von Gott erhalten und sich als von ihm Gesegnete erfahren können.
Brückenbauer zwischen Gott
und den Menschen
Da wir Diakone mit unserer eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte mitten in der Gesellschaft leben und durch unsere Familien Teil der Gesellschaft sind, werden wir oft zu Ansprechpartnern in Lebens- und Glaubensfragen. Gerade Mitbrüder, die
noch im Berufsalltag stehen, sind wichtige Aushängeschilder und
Bezugspersonen für die mit ihnen Beschäftigten und deren Familien. Andere wiederum leben und wirken an den Brennpunkten
des gesellschaftlichen Lebens oder arbeiten in sozialen Einrichtungen, wo sie täglich der Not und den Bedürfnissen des Lebens
begegnen. Die Verbindung zwischen Leben und Glauben bezeugt
den Mehrwert, der durch die Verlochtenheit beider Elemente
erfahren wird. So bringen wir Diakone eine starke Erfahrung des
Gesegnetseins in unseren Dienst ein und haben die Möglichkeit,
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Wir alle sind zum Segnen berufen
durch unsere familiäre Nähe zu allen Menschen zum Brückenbauer zwischen ihnen und Gott zu werden.
Gestärkt durch ein
lebendiges Gebetsleben
Eingebettet ist unser Dienst zum Begleiten und Segnen der uns
Anvertrauten in das Hören des Wortes Gottes und in das tägliche
Gemeinschaftsgebet der Kirche. Die Betrachtung der Psalmen
und die im Stundengebet enthaltenen Fürbitten führen zum täglichen „Ich bin bereit“. Auf diesem Fundament des betrachtenden
Gebetes ergibt sich die Sendung in die Welt und ein Teilhaben an
den Freuden und Ängsten der Menschen. Wie bei der Eheschließung erbat ich auch vor der Weihe den besonderen Segen meiner
Ehefrau und meiner Eltern. Mit Gottes Segen wollte ich diesen
wichtigen Schritt meines Lebens besiegeln. Das „Hier bin ich“
muss ich in meinem Leben täglich erneuern. Es fordert mein Hinhören, wo Gott mich konkret – derzeit in der Begleitung meiner
Mitbrüder, der Diakone – in seinen Dienst nimmt. Als ihr Seelsorger fühle ich mich in den Dienst der geistlichen Begleitung gerufen. Hier muss ich hellhörig sein und zuerst selbst den Ruf Gottes
vernehmen, wohin er mich ruft und wem er durch mich seinen
Segen auf den Weg mitgeben will.
Als Diakon und Familienvater
Schon bei der Prüfung der Berufung zum Diakon wurde mir klar,
dass Gottes segnende Hand über mein Leben stand, und er mich
auf den Weg des Dienens geführt hat. Mit der Familie, im Beruf
sowie im Alltag erlebe ich mich als Gesegneter berufen, den Segen
weiterzugeben. Das starke Vertrauen in Gottes Fügungen und die
Zusage seines Segens helfen, damit das Leben stimmig und authentisch wird.
18
Persönliche Erfahrungen
Erfahrungen eines Mitbruders
Kürzlich erzählte mir ein Diakon, wie er für einen jungen Mann
spontan einsprang, als dieser mit seiner Schulklasse nach England reisen sollte, aber die gemeinsame Abreise von zu Hause
durch widrige Umstände versäumt hatte. Da die Eltern für den
Sohn so rasch keine Anreisemöglichkeit organisieren konnten,
bot sich der Diakon an, ihn zum Flughafen zu bringen, und sie
erreichten den Anschluss zur Gruppe noch zeitgerecht. Im Gespräch bei der Anreise gestand der Junge, dass er Angst vor dem
Fliegen und der ganzen Englandreise habe. Spontan und intuitiv
zeichnete ihm der Diakon beim Abschied ein Segenszeichen auf
die Stirn. Dieses Zeichen hat – wie er es dem Diakon nachher berichtete – das Leben des Burschen total verändert. Die Gruppenreise nach England war geglückt, die Angst weg und was dem jungen Mann nachhaltig von der Reise blieb, war das Segenszeichen
des Diakons.
Einen Menschen zu segnen, kann als kleines Zeichen des Indie-Obhut-Gottes-Stellens Angst nehmen und für die Zukunft
junger Menschen prägend sein. So erweist sich also das Segnen
nicht selten als lebensverändernde Kraft.
Erfahrungen aus der Mission
In meiner Zeit als Entwicklungshelfer in Papua-Neuguinea habe
ich auf den Missionsstationen erlebt, dass sich zum Abschluss eines Besuches der Gast vor dem Gastgeber hinkniete und um den
Segen bat – der Bischof genauso wie der Katechist, die Ordensschwester genauso wie die Entwicklungshelferin. Ich erlebte,
wie Missionare und Ordensfrauen die Kraft zum Segnen von ihren Geschwistern im Glauben erbaten und wie die uns allen geschenkte Gegenwart Gottes in wichtigen Situationen miteinander erfahren wurde. Den Segen des Anderen zu erbitten ist mehr
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Wir alle sind zum Segnen berufen
als nur vor ihm in die Knie zu gehen, es ist ein Erbitten der uns von
Gott geschenkten Kraft zum Segnen und daher ein Würde schenkendes Zeichen.
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2. Der Segen in der Bibel
ALTES TESTAMENT
Der Schöpfungssegen
Im Alten Testament ist „Segen“ die Zusage heilvoller Kraft Gottes
(Gen 1,22). Wo Gott segnet, ist es eine Bekundung seiner liebenden Zuwendung und Güte, ein Bekenntnis zum Menschen. Gott
segnet den Menschen gleich nach seiner Erschafung und der
Ausgestaltung der Schöpfung (Gen 1,28). Gottes Segen ist sein
Versprechen: „Ich will dein Gott sein.“ Alles, was lebt, wird als
gut empfunden und mit Segen ausgestattet. Segen und die Verheißung auf Lebendigkeit werden dem von Gott Geschafenen mitgegeben. Gleich nachdem er den Menschen als Mann und Frau
erschafen hat, segnet Gott beide. Auch der siebte Tag wird von
ihm gesegnet und für heilig erklärt (Gen 2,3).
Nicht nur die von Gott weitergegebene Schöpfungskraft und
das Geschenk von Zeugung und Empfängnis gehören zu diesem
Segen. Gott verbindet damit auch den Auftrag zur Mitgestaltung
dieser Welt, in die die Menschen gestellt sind. Sie bekommen
Anteil an der Kraft Gottes und sollen diese auch nutzen. Männer
und Frauen sind Gesegnete vom Anfang an, weil Gott, der Ewige, sie segnet wie die Fische und die Vögel. Hiermit stellt er die
Menschen in die Verantwortung, seine Schöpfung zu plegen und
zu behüten und den Mitgeschöpfen einen Raum zu eröfnen, den
ihnen der Segen Gottes ermöglicht. Das macht auch den Unterschied zum Segensspruch für die Tiere, die die Meere und den
Himmel füllen sollen.
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Wir alle sind zum Segnen berufen
Noach
Auch Noach und seine Söhne werden von Gott gesegnet, bevor er
ihnen aufträgt, fruchtbar zu sein, die Erde zu bevölkern, und einen Bund mit ihnen schließt (vgl. Gen 9,1.9f.).
Abraham
Abraham bekommt von Gott die Zusage: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß
machen. Ein Segen sollst du sein“ (Gen 12, 2): Du – du selbst sollst
ein Segen sein. Sein Sohn Isaak bekommt die Zusage Gottes: „Ich
will mit dir sein und dich segnen“ (Gen 26,3).
Alle Geschlechter sind in diesen Segen an Abraham eingeschlossen. Alle sollen gesegnet werden in ihm, der Abraham
heißt, auch seine Nachkommen, das Volk Israel, und alle Völker:
„Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde“ (Gen 22,18). Der Bund mit diesem liebenden Gott reicht in
unsere Zeit hinein bis heute und darüber hinaus in die Zukunft
dieser Erde.
Mit dieser Zusage ist die Menschheit wie zum zweiten Mal erschafen und unverlierbar geborgen in Gott. Es ist ein unendlicher
Zuspruch einer bedingungslosen Zusage ohne Gegenleistung.
Die universelle Segenszusage Gottes enthält eine logische
Folge und Mahnung an die Menschen: „Ich will segnen, die dich
segnen; wer dich verwünscht, den will ich verluchen“(Gen
12,3). Wenn ich den Ort des Segens verlasse und mich außerhalb des Heilshandelns Gottes stelle, verliere ich selbst den Zugang zu diesem Segen, der sich in mir entfalten will. Wer diese
direkte Bezogenheit Gottes in der realen Menschengeschichte
nicht wahrhaben will, spricht Gott seine Gegenwart in dieser
Welt ab.
22
Der Segen in der Bibel
Der Mensch muss sich entscheiden zwischen „Segen und
Fluch, Leben und Tod“ (vgl. Dtn 30,15). Mit dem Wort „Segen“
ist für die Bibel etwas Grundlegendes und zugleich Umfassendes
gemeint. Er bewirkt „Schalom“: Wohlergehen, Frieden, Leben in
seiner ganzen Fülle und das in der Huld Gottes. Durch den Segen
Gottes beginnt die Menschheitsgeschichte als Segensgeschichte
und somit als neue Heilsgeschichte.
Jakob
Wie wichtig der Segen des von Jakob Unerkannten ist, zeigt das
Ringen und die Forderung in den Worten „Ich lasse dich nicht los,
wenn du mich nicht segnest“ (Gen 32,27), „… dann segnete er ihn
dort“(Gen 32,30).
Der Segen war für Jakob in Ägypten so wichtig, dass er sich
vom Pharao mit dem Segenswunsch verabschiedete (Gen 47,10).
Am Ende seines Lebens segnete er seine Söhne, die zu den zwölf
Stämmen Israels wurden: „Einen jeden bedachte er mit dem Segen, der ihm zukam“(Gen 49,28).
Der Gott der Befreiung
Gott ist ein Gott, der das Elend des Volkes sieht und das Schreien
der Menschen hört. Gott ist kein toter und stummer Gott, er ist
ein lebendiger Gott, der die Situation des Menschen zum Guten,
zum Segen aller Menschen ändern will. Er ist ein Gott, der sich
des Elends der Menschen annimmt, der spricht, handelt und eingreift, der befreit und erlöst. Der versprochene Segen wird von
ihm immer wieder durch sein heilwirkendes Eingreifen eingelöst. So nimmt Gott uns – immer auch gefährdete und bedrohte
– Menschen an, in unserer Geschöplichkeit und Zugehörigkeit
zur Erde, und beheimatet uns im Raum seiner Gnade und in sei-
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Wir alle sind zum Segnen berufen
ner Kraft. Der Segen Gottes ist sein bedingungsloses, vom Anfang
an geltendes Ja zu seinem Bund mit allem Geschafenen, mit allen
Menschen und mit allen, denen er zum Heil der Menschen eine
besondere Erwählung schenkt.
Der Aaronsegen –
Vollmacht im Namen Gottes
„So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir
gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich
werde sie segnen.“ (Num 6,23–27)
Gott selbst ist es, der die Menschen bevollmächtigt, in seinem
und mit seinem Namen zu segnen. Gott vertraut Mose für seinen
Bruder Aaron diese Worte zum konkreten Handeln an den Menschen an. Gott lädt Mose ein, in seinem Namen seine Kraft, seinen Segen in die Herzen der Menschen zu legen. Gott lässt uns
Menschen an seinem Handeln teilhaben und zeigt uns, wozu wir
berufen sind und wie sehr wir von ihm wertgeschätzt werden.
Diese ganz konkrete Verbindung von Worten und göttlichem
Segen ist eine Bevollmächtigung von Gott. Er knüpft sein eigenes
Handeln unmittelbar an den Gebrauch, an das Aussprechen bestimmter Worte. Nirgendwo sonst im Alten Testament erhält der
Mensch die Vollmacht, die Gegenwart Gottes kraft einer Zusage
in diese Welt und zu den Menschen herabzuholen.
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Der Segen in der Bibel
Der Mensch wird zum Mitschöpfer/
zur Mitschöpferin Gottes
Im Segen des einen Gottes zu leben bedeutet, in einem anderen
Raum, einer anderen heilsamen Gegenwart zu leben und somit
auch ein im Segen Gewandelter, eine im Segen Gewandelte zu
sein. Der Satz „Der Herr segne und behüte dich“ umfasst die ganze Lebenswirklichkeit. Alles wird in dieser Zusage der Fürsorge
Gottes anvertraut. Diese Zusage Gottes will uns an die Tatsache
erinnern, dass unsere Sicherheit, unser Wohl, ein Zeichen von
Gottes liebender Sorge und Güte um das Grundlegendste des Lebens ist.
Einladung zum Aufblicken zu Gott
Auf die Bitte um das Gesegnet- und Behütetsein baut die Bitte an
Gott auf, „der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei
dir gnädig“. Eine Einladung, statt den Blick bedrückt zum Boden,
auf das „leuchtende Antlitz Gottes“ zu richten, zu dem, der uns
Würde und Ansehen schenken will. Nicht auf das zu schauen, was
mich im Leben klein macht und niederdrückt, sondern auf das,
was mich aufrichtet und tröstet.
Sein Angesicht leuchtet über uns und wir können frei unser
Angesicht erheben und uns von seinem Blick erleuchten lassen,
da wir durch Jesus als Erlöste unser Dasein gestalten dürfen. Wir
sind von aller Schuld befreit und durch Jesu Tod und Auferstehung Begnadete. Wir sind dazu berufen, diese bedingungslose
Gnade Gottes anzunehmen. Nicht so, als wäre es unsere Leistung
oder als hätten wir selbst die Trennung überwunden, sondern sie
wurde von Gott her überwunden und für uns mit seinem Segen
erfüllt.
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Wir alle sind zum Segnen berufen
Gott macht das Kleine groß
und schenkt Würde
Durch das Leuchten seines Angesichtes und sein „Gnädigsein“
werden wir in eine Dimension gehoben, sodass Gott sein Angesicht über uns erheben und uns seinen Frieden schenken kann. Es
ist ein Zustand, der – in einem Bild ausgedrückt – zwei Liebende miteinander verbindet, die sich innig und Würde schenkend
anschauen. Sie verweilen beim Anderen und erkennen, dass sie
einander gefunden haben, sie verlieren sich ineinander und inden doch Heimat, sie erleben eine Zeit ohne Grenzen, ein für die
Ewigkeit Befreitsein. So hebt Gott sein Angesicht über uns als
seine Menschenkinder, nimmt uns in seine liebende Wirklichkeit
und schenkt uns letztlich seinen göttlichen Frieden.
Von Gottes Gegenwart erfüllt
sind wir bevollmächtigt, zu handeln
So ist der Aaronsegen ein Segenswort, mit Gottes Gegenwart erfüllt, das er uns schenkt. Er überlässt es uns Menschen zum Gebrauch und lädt uns ein, in seinem Namen und Auftrag diese seine
Gegenwart in die Tat umzusetzen. Der Aaronsegen ist ein Segensspruch wie ein Schöpfungshauch und wie ein Herzschlag Gottes
in unserer Zeit. Wir sind als Getaufte aufgerufen, in die uns in
diesem Segen angebotene Begegnung mit dem lebendigen Gott
einzutreten, die Zusage des Leuchtens seines Angesichtes an uns
geschehen zu lassen, damit sein grenzenloses Wirken im Weiterschenken dieses „Schalom“ in der Welt heute Wirklichkeit wird.
Weitere Belege
im Alten Testament
Nicht nur über Männer wird der Segen ausgesprochen. Im Buch
Judit (Jdt 15,10) wird die gottergebene Judit für ihre segensrei-
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Der Segen in der Bibel
chen Taten für Israel gepriesen: „Sei gesegnet vom Herrn, dem
Allmächtigen, für ewige Zeiten.“
Auch im Buch der Sprüche inden wir die Aussagen zum Segen: „Segen ruht auf dem Haupt des Gerechten“ (Spr 10,6), „Der
Segen des Herrn macht reich, eigene Mühe tut nichts hinzu“ (Spr
10,22), „Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet, weil er den Armen von seinem Brot gibt“ (Spr 22,9).
Jesaja überliefert die tröstenden Worte: „So spricht der Herr:
… Ich gieße meinen Geist über die Nachkommen aus und meinen
Segen über deine Kinder“ (Jes 44,3).
Im Buch Samuel inden wir die Nachhaltigkeit des von Gott
geschenkten Segens: „Ja, mein Herr und Gott, du bist der einzige Gott, und deine Worte sind wahr. Du hast deinem Knecht ein
solches Glück zugesagt. So segne jetzt gnädig das Haus deines
Knechtes, damit es ewig vor deinen Augen Bestand hat. Denn du,
mein Herr und Gott, hast es versprochen, und mit deinem Segen
wird das Haus deines Knechtes für immer gesegnet sein“ (2 Sam
7,28–29).
Segensbitten in den Psalmen
Die Psalmen sind durchdrungen von Segensbitten und Segenswünschen für den Einzelnen, aber auch für das ganze Volk Israel: „Man soll für ihn allezeit beten, stets für ihn Segen erlehen“
(Ps 72,15); „… Wir aber segnen euch im Namen des Herrn“ (Ps
129,8).
Im Psalm 122 wird die von Gott geschenkte Geborgenheit als
Weg zum Segen erbeten: „Erbittet für Jerusalem Frieden! Wer
dich liebt, sei in dir geborgen. Friede wohne in deinen Mauern, in
deinen Häusern Geborgenheit. Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede. Wegen des Hauses des Herrn,
unseres Gottes, will ich dir Glück erlehen“ (Ps 122,6–9).
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Wir alle sind zum Segnen berufen
Der Psalm 24 spricht die Sehnsucht nach der Nähe Gottes aus
„Wer darf hinaufziehen zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der
nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott seinem Helfer“ (Ps 24,3–5).
Der Psalm 29 schließt mit der Bitte um Segen für das ganze
Volk Gottes: „Der Herr gebe Kraft seinem Volk. Der Herr segne
sein Volk mit Frieden“ (Ps 29,11).
Im Psalm 115 spricht der Beter die Sicherheit in Gottes Schutz
an: „Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen, er wird das Haus
Israel segnen, er wird das Haus Aaron segnen. Der Herr wird alle segnen, die ihn fürchten, segnen Kleine und Große. Es mehre
euch der Herr, euch und eure Kinder. Seid gesegnet vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 115,12–15).
Sehr berührend inde ich die Aussage im Psalm 119: „Zum
„Lobgesang wurden mir deine Gesetze im Haus meiner Pilgerschaft“ (Ps 119,54). In diesem Abschnitt des Psalms wird der
Lebensweg des Menschen als „Pilger auf Erden“ bezeichnet. Er
erhebt sich durch das Geschenk des Gesetzes Gottes und stimmt
den Lobgesang auf Gott an.
NEuES TESTAMENT
Jesus und der Segen
Jesus übernimmt die Tradition des jüdischen Volkes. Alle drei
Evangelisten berichten, wie Jesus die Kinder einlädt, in seine Nähe
zu kommen, und wie er sie segnet: „Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie“ (Mk
10,16). Hier wird die vertrauende, liebende Zuwendung spürbar, die
dem Segnen vorausgeht. Der Segnende ist hier in erster Linie Jesus.
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Der Segen in der Bibel
Bei Lukas wird uns von Simeon im Tempel berichtet, dass er in
Lobpreis ausbricht und die Eltern Jesu segnet (Lk 2,25–35).
Der Segen Jesu bei seiner Himmelfahrt wird uns im Lukasevangelium übermittelt: „Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum
Himmel emporgehoben“(Lk 24,50–51).
Paulus ermutigt im Brief die Gemeinde der Römer, den Vater
wie Jesus anzurufen, „… den Geist, in dem wir rufen Abba, Vater!
So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes
sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit
ihm auch verherrlicht zu werden“ (Röm 8,15–17).
Das 12. Kapitel des Römerbriefes lädt uns ein, wie Jesus sich mit
ganzer Hingabe in den Dienst Gottes zu stellen: „Angesichts des
Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als
lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das
ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst. Gleicht euch
nicht der Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes
ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist“ (Röm 12,1–2).
Die Gemeinde wird aufgefordert zu einem Leben aus dem
Geist: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid allen Menschen
gegenüber auf Gutes bedacht“ (Röm 12,17). Allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht zu sein, fordert uns heraus, sie in allen
Situationen vor Gott hinzutragen und sie zu segnen.
Weitere Belege im Neuen Testament
In den Paulusbriefen wird neben den vielfältigen Segenswünschen die große Herausforderung, auch die Verfolger zu segnen,
ausgesprochen. „Segnet eure Verfolger; segnet sie, verlucht sie
nicht“ (Röm 12,14), die Auforderung, die Jesus auch schon in
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Wir alle sind zum Segnen berufen
seiner Feldrede ausspricht: „Segnet die, die euch verluchen“ (Lk
6,28).
Paulus fühlt sich zu den Römern gesendet und beauftragt: „Ich
weiß aber, wenn ich zu euch komme, werde ich mit der Fülle des
Segens Christi kommen“ (Röm 15,29).
Der Epheserbrief dankt Gott für den Segen des Geistes „Er hat
uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet“ (Eph 1,3).
Paulus bezeichnet im Brief an die Korinther Jesus als den Christus, als „das Ja zu allem, was Gott verheißen hat“ (2 Kor 1,20) und
somit als die Fülle des Segens. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wird die Heilsmacht Christi allen Menschen durch den
Segen zugängig gemacht und uns der Heilige Geist als Beistand
versprochen.
So ist der Segen Gottes einerseits eine Erfahrung, die wir in unserem Alltag machen, aber gleichzeitig ein Geschenk in unserer
Hand. Wir können diese Erfahrung kraft unseres durch die Taufe geschenkten Kind-Gottes-Seins an andere Menschen weiterschenken.
Der erste Petrusbrief mahnt und lädt uns ein, uns unserer Berufung zum Segnen bewusst zu werden: „Vergeltet nicht Böses
mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet;
denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen“ (1 Petr 3,9).
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