12 TITELTHEMA Auf der Suche nach dem eigenen Glück Vom Handwerksmeister zum Humortherapeuten Alltagssprache übersetzt: Wenn du es ohnehin tun musst, dann tu es gerne! Humor ist für mich Normalität – ein Teil der Gesundheit. Humor ist Begegnung. Und Humor löst hin, o geh ich w r, e h h ic en Sinn? Wo komm ndern ein a W s a d hat denn ben, s süße Le a d t g e li en dazwisch nd Tod – u Streben? rt u b z e G in gan es e m n in ew war Lustg ls Kind, ine Zeit a e m n a ft o m Wind. Ich denke tte mit de e W ie d n um wir rannte mel rnenhim te S m u z mel. por te Gewim achts em rn n e tf n n te e u a re Wir sch s Lichtjah n über da te n u ta s und Glücksmomente aus, und das oftmals sehr nachhaltig. Was aber bedeutet Glück? Kann Glück ein Dauerzustand sein oder zeigt es sich als wellenartiges Wechselspiel? Der Volksmund sagt: „Ich bin meines Glückes Schmied“, und verweist uns damit auf uns selbst. Auch ich empfinde die Selbstwirksamkeit als Schlüsselwort für gelebtes Glück, zu spüren, ich gestalte – mich, mein Leben, meine Umwelt. Dies zu erkennen, bedarf oft einiger Umwege. Umwege, auf denen wir uns blenden lassen von schnellen Glücksmomenten, die wir über Äußerlichkeiten erlangen. Natürlich fühlen wir uns glücklich, wenn Das Gedicht hat mir ein Mann am Rande seines Lebens mit wir im neuen Auto davonsausen, wir in einen leckeren Kuchen beißen, ins ersehnte Ziel des Marathons einlau- auf meinen Lebensweg gegeben. Und es begleitet mich, fen. Durch den Lustgewinn stößt unser Körper Glückhor- erinnert mich an meine eigene Auseinandersetzung mit mone aus. Der Zustand ist wunderbar. Das Problem dabei dem Sinn des Lebens, meiner persönlichen Suche nach ist nur, dass der Zustand nicht anhält. Nach drei Wochen dem Lebensglück. Dem bin ich ein ganzes Stück näher ist das Auto alt, nach vier Monaten schaut keiner mehr, gekommen, als ich mich vor einigen Jahren ganz spontan und das Auto wird zu dem, was es ist, ein Fortbewegungs- und doch sehr bewusst entschied, den vom Vater über- mittel. Das Hochgefühl reduziert sich damit ebenfalls nommenen Beruf des Metzgermeisters aufzugeben und enorm, alles wird normal. In Erinnerung an die genialen mich auf meinen eigenen Weg zu machen. Ich lernte bei Emotionen fangen wir wieder an zu sparen für ein neues Berufsclowns und Therapeuten, entwickelte selbst den Auto. Dieses Mal wird es ein noch besseres sein müssen, Beruf des Humortherapeuten und Demenzberaters. So um ein ähnliches Hochgefühl in uns auszulösen. Gefan- kam ich immer intensiver mit mir selbst und den Men- gen in dieser „hedonistischen Tretmühle“ ist gut zu erken- schen um mich herum in wirklichen Kontakt – freue mich nen, wie triebgesteuert wir sind. Wir bewegen uns hier an Sternenhimmel und Gewimmel, genieße gleichzeitig alle im gleichen Boot, vielleicht auf verschiedenen Decks die Ruhe in mir selbst. Das nenne ich heute Glück. Dieses oder Levels, was keineswegs von materiellem Reichtum Glück versuche ich, den Menschen in meiner Umgebung abhängt, eher von persönlichen Erfahrungswerten. Denn zu vermitteln. Eine große Hilfe dabei ist mir der Humor. wir alle streben nach Lustbefriedigung. Humor ist viel mehr als Heiterkeit. Humor ist eine Haltung In der heutigen Zeit erreichen wir sehr schnell eine Trieb- zum Leben – und zum Sterben. Diese Haltung, die Art und sättigung. Was oftmals dazu führt, dass alte Menschen Weise das Leben zu nehmen, ist eher von Gelassenheit früher alles als schöner empfanden. Damals konnten noch als von Verzweiflung gekennzeichnet, eher von Akzeptanz Kleinigkeiten Freude auslösen, waren die Menschen doch der Begrenztheit als dem Hadern um verfehlte Möglich- mit wenigem zufrieden. Heute dagegen braucht es eine keiten. Diese Definition von Christian Heeck bedeutet in immer höhere Reizstärke, um Zufriedenheit zu erlangen. 1/2015 CHRISCARE 13 Los geht es bereits bei den Kindern. Wenn ich ein Kind mit Wild und abenteuerlich! Nur wer sich furchtlos und voller einem „Leckerli“ animiere, eine gute Note zu schreiben, Leidenschaft hineinstürzt, erfährt seinen bitter-salzigen, lernt das Kind für jemand anderen. Dieses Bulimie-Lernen aufregenden Geschmack. Gleichzeitig trägt der Opa wird nicht zu dauerhaftem Verstehen führen. Vielmehr einen Schwimmreifen ums Becken und Schwimmflügel sehe ich es als Aufgabe der Eltern und Pädagogen, Freude an den Oberarmen, ist von Kopf bis Fuß abgesichert. Ich an der Sache, am Lernen zu vermitteln. Lassen wir uns erinnere mich beim Anblick der Zeichnung jedes Mal an doch wieder begeistern! Wir müssen für etwas brennen einen Vortrag, an dessen Ende der Professor ins Audito- und so andere begeistern. Von der Neurowissenschaft rium gerufen hatte: „Ich möchte Sie bitten, nehmen Sie weiß man heute, dass im Gehirn besonders viel passiert, sich das Leben!“ Die Worte haben mich tief berührt. wenn du dich begeistern lässt, tief in etwas eintauchst. So entsteht Glück, der Zustand einer tiefen Befriedigung. Todsicher verlief zumindest äußerlich auch mein Leben als Metzgermeister. Bis ich merkte, dass mir der Tod so Generell müssen wir unterscheiden zwischen Glück als oder so sicher sein wird und ich mich aufmachte, mein Lebenszustand (Lebensglück) und dem Glück im Augen- eigenes Leben zu leben und meinen eigenen Weg zu blick (Glücksmomenten). Letztere haben viel mit Äußerlich- finden. Heute bin ich gottfroh, dass ich die Chance, die keiten zu tun, das Lebensglück empfinden wir als innere mir das Leben bot, ergriffen habe – im Gegensatz zu dem Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Um uns rundum Schwimmer, der nur darüber redet. glücklich zu fühlen, brauchen wir die Verschmelzung von tiefem Lebensglück mit äußeren Glücksmomenten. Wir müssen uns bewegen, um das Glück zu erkennen. Gleichzeitig wäre es falsch, einen dauerhaften Glückszu- Alte Menschen tragen oft diese Grundzufriedenheit in stand herstellen zu wollen. Sobald wir etwas gewöhnt sich. Das stelle ich immer wieder in meiner Arbeit fest. In sind, nehmen wir es nicht mehr wahr. Um es wahrzuneh- der Demenz, wenn die kognitiven Fähigkeiten wegfallen, men, brauchen wir Veränderungen – Licht und Schat- lösen sich manche von sämtlichen Konventionen und ten, heiter und wolkig. Nur in der Dynamik besteht die landen im Glück. Ähnliches erfahre ich im Kontakt mit Möglichkeit, uns immer wieder des Glücks bewusst zu Menschen, die sich vorbereiten, aus dem Leben zu gehen werden. Ein Gesunder beispielsweise hat viele Wünsche, oder sich bereits im Sterbeprozess befinden. Menschen, ein Kranker nur einen einzigen. die wissen, dass die letzte Phase ihres Lebens eingeläutet ist, sind sich plötzlich selbst genug. Verzichten wir daher auf Floskeln wie „Wenn ich erst im Urlaub und in Rente bin“! Wenn ich erst die Rente mit Die Begleitung alter Menschen hat mich zu einer eigenen einem guten Leben verknüpfe, habe ich die Hauptle- Vorstellung inspiriert, eine Vorstellung, die für mich wie bensphase verpasst. Sich das Leben zu nehmen, ist für eine Triebfeder wirkt, mein Leben immer wieder neu zu jeden ein glücksauslösender Moment. Sich das Leben zu überdenken: Meine Enkel, die ich hoffentlich irgendwann nehmen beinhaltet, das zu meiden, was mir schadet und haben werde, kommen zu mir, setzen sich auf meinen das zu suchen, was mir gut tut. In diesem Sinne: „Trag Schoß und sagen: „Erzähl mal“. Was werde ich ihnen munteren Herzens deine Last und übe fleißig dich im erzählen? Was kann ich ihnen erzählen? Was habe ich Lachen. Wenn du an dir nicht Freude hast, die Welt wird bewegt? Wie habe ich mich bewegt? dir nicht Freude machen.“ (Paul Heyse) n Diese sinnlichen Bilder haben viel mehr Kraft als konkrete „Musst du tun Tipps“. Markus Proske, Humortherapeut / In meinem Arbeitszimmer hängt ein Cartoon. Ein Opa Demenzberater, Binswangen, steht mit seinem Enkel vor den Wellen des Meeres und www.humorwertstatt.de sagt: Das Leben ist wie das weite Meer, mein Junge. www.demenz-kompetenz.info
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