Chemiespezifischer Humor als Merkmal von

Chemiespezifischer Humor als Merkmal von Unterrichtsmaterialien
Dickhäuser, A., Essen/D, Stachelscheid, K., Essen/D
Andreas Dickhäuser, Universität Duisburg-Essen, Schützenbahn 70, 45127 Essen/D
Schülerinnen und Schüler wünschen sich Humor im Unterricht. [1][2] Untersuchungsergebnisse für die Sekundarstufe I in NRW zeigen, dass dies auch für den
Chemieunterricht zutrifft. [3] Fragt man entsprechend die Lehrkräfte, so kommen diese
ebenfalls generell zu einer positiven Einschätzung. So äußert die Mehrheit, dass
Humor sich positiv auf das unterrichtliche Lernen auswirke. Keine Lehrkraft befürchtet
negative Auswirkungen auf die Lernleistung oder die Motivation ihrer Schülerinnen und
Schüler. Man darf also vermuten, dass Lehrerinnen und Lehrer Humor entsprechend
häufig bei der Planung ihres Fachunterrichts berücksichtigen. Dies ist jedoch nicht der
Fall. 80% der Befragten geben an, Humor bei der Unterrichtsplanung nur manchmal bis
nie zu berücksichtigen. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Lässt sich Humor für den
Chemieunterricht womöglich gar nicht planen? Oder fehlt es an geeigneten Unterrichtsmaterialien?
Der Beitrag gibt erste Antworten auf diese Fragen und klärt die Frage, was aus Sicht
der Chemiedidaktik unter Humor verstanden wird. Ausgehend von der Theorie des
Pädagogischen Humors und auf Grundlage der Inkongruenztheorie des Humors wird
ein Konzept vorgestellt, das Chemiespezifischen Humor (ChH) als Merkmal von
Materialien ausweist. [4][5] Chemiespezifischer Humor existiert demnach unabhängig
vom Adressaten, muss also weder zwangsläufig witzig sein noch Erheiterung
induzieren. Zentrale Bedingung ist ein sinnvoller Bezug bei gleichzeitig unpassender
Verknüpfung zwischen Fachwissenschaft und dargestellter Alltagssituation, was
anhand ausgewählter Beispiele veranschaulicht wird. Dabei lassen sich die beiden
Ausprägungen „abstrakt“ (ChH-a) sowie „trivial“ (ChH-t) identifizieren. Bei Materialien
mit dem Merkmal ChH-a ist ein chemisch-abstrakter Inhalt im Sinne eines
fachwissenschaftlichen Sachverhaltes vorhanden. Bei Materialien mit dem Merkmal
ChH-t ist ein chemisch-trivialer Inhalt im Sinne eines alltäglichen Chemieverständnisses vorhanden. Experten für das Fach Chemie bewerten mit hoher
Übereinstimmung ChH-Materialien entsprechend dieser beiden Merkmalsausprägungen - auch ohne vorherige Schulung - intuitiv konzeptkonform. Das Konzept des
Chemiespezifischen Humors ermöglicht die Konstruktion von entsprechenden
Unterrichtsmaterialien mit ChH-a sowie ChH-t, die zum Beispiel zum selbstständigen
Erarbeiten eines fachlichen Inhalts im Chemieunterricht eingesetzt werden können.
Literatur:
[1] A. Krapp & B. Weidenmann, Pädagogische Psychologie, 2001, 394. [2] N. L. Gage
& D. C. Berliner, Pädagogische Psychologie, 1996, 426. [3] A. Dickhäuser & K.
Stachelscheid, Tagungsband Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik, 2011,
572. [4] D. Kassner, Humor im Unterricht. Bedeutung – Einfluss – Wirkungen, 2002. [5]
M. Titze & C. T. Eschenröder, Therapeutischer Humor - Grundlagen und Anwendung,
2007.