Humor in der Beziehung zu traumatisierten Menschen

Institut Trauma und Pädagogik – Eva Schuldt
Humor in der Beziehung zu
traumatisierten Menschen
Institut Trauma und Pädagogik | Eva Schuldt
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Eva Schuldt
>  Fachgesundheits- und Krankenpflegerin für Psychosomatik und Psychotherapie
>  Traumazentrierte Fachbegleiterin und -betreuerin (FIFAP Münster)
>  tätig in der Rhein-Klinik Bad Honnef, Krankenhaus für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie, Abteilung 1 (Traumafolgeerkrankungen)
>  Dozententätigkeit
in der Aus-, Fort- und Weiterbildung
mit dem Schwerpunkt Humor und Trauma
>  Entwicklung des Konzepts Humorgruppe als pflegerisch-therapeutisches
Gruppenangebot für traumatisierte Menschen
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Und wer seid Ihr?
>  Worüber lacht Ihr?
>  Was bringt Euch zum Lachen?
>  Mit wem lacht Ihr gerne?
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Was habe ich heute vor?
15.00 - 16.30 Uhr
Theorie: Lachen kontra Humor | Humor und seine Wirkung
Reflexion/Praxis/Austausch: Lachen und Humor in unserem Arbeitsalltag
16.30 – 18:00 Uhr
Theorie: Erheiterung | Erreichbarkeit traumatisierter Menschen auf der humorvollen Ebene
Reflexion/Praxis/Austausch:
Austausch über Unterstützung traumatisierter Menschen durch humorvolle Interventionen
Grenzen der Humorfähigkeit traumatisierter Menschen
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Lachen
Entspricht einer unwillkürlichen körperlichen Reaktion, die reflexartig und Folge
eines emotionalen Prozesses ist (Erheiterung).
Nach dem Lachen beruhigt sich der Organismus rasch, Blutdruck normalisiert sich,
Anspannung lässt nach.
Physiologische Auswirkungen des Lachens:
>  Entspannung der Muskulatur, Erweiterung der Bronchien, Senkung des Blutdrucks
>  Ausschüttung und Freisetzung von Endorphinen
>  Ausschüttung und Produktion von Stresshormonen wird reduziert
>  Dopamin wird verstärkt ausgeschüttet usw.
(Arbeitsblatt Lachen/Physiologie)
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Humor ist nicht gleich Lachen
Was ist Humor für Euch?
„Humor ist die Fähigkeit und Gabe eines Menschen, der Unzulänglichkeiten der Welt
und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer
Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen, und über sie und sich
lachen zu können.“
(Duden Fremdwörterbuch)
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Stress-Situationen aus dem Alltag
Zitate von MitarbeiterInnen der Rhein-Klinik
>  „Mit denen kommt eine gewisse Stimmung rein“
>  „Es hat was mit mir gemacht“
>  „Ich hatte das Bedürfnis, mich zurückzuziehen, mich weniger zur Verfügung zu stellen“
Zitate von PatientInnen der Rhein-Klinik
>  „Also ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen arbeiten kann, Sie sind mir zu freundlich“
>  „Ich will das Gespräch jetzt sofort beenden“
>  „Wissen Sie was, Sie können mich mal“
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Humor als Ressource
Humor können wir
> als Bewältigungsstrategien für uns selbst einsetzen
> als strategische und bewusste Unterstützung bei Ressourcenaktivierung
traumatisierten Menschen zur Verfügung stellen
Dabei ist es wichtig, die HUMORWIRKUNG zu kennen!!
(Arbeitsblatt Humorwirkung)
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Unerwünschte Humorwirkungen
Humor kann
>  verletzten, entwerten, demütigen (unbewusst und bewusst)
>  negative Gefühle verstärken
(Angst, Ohnmacht, Minderwertigkeitsgefühl, Unsicherheit, Scham)
>  missverstanden werden und zu Konflikten führen
>  aggressives, feindseliges Verhalten tarnen
>  zur Machtausübung benutzt werden
>  ...
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Erheiterung
Als subjektiv emotionaler Prozess hat Erheiterung 3 Komponenten:
>  Kurzfristige Veränderung in heiterem Erleben (er-heitern = lustig stimmen)
>  Auslösen von Lächeln, Lachen, Gestik, Körperhaltung
>  physiologische Veränderungen (Vokalisation, Respiration ...)
Was bestimmt mit, ob ich mich erheitern lasse?
Aktuelle Merkmale (state):
Schlechte Laune, Ernst und die aktuelle Situation (z.B. Stress)
→ setzen die Schwelle der Erheiterbarkeit höher
Überdauernde Persönlichkeitseigenschaften (trait):
Sinn für Humor, heitere Gelassenheit in Begegnung mit schwierigen Umständen
(Merkmale: Bereitschaft zu lachen, fröhliche Zustände zu erleben, Augenblick genießen)
→ setzen die Schwelle der Erheiterbarkeit niedriger
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Welche Humor-Intervention mit welcher Wirkung?
Verbindend
(situativ)
Stärkend
(Persönlichkeitseigenschaft)
Tiere, Kinder
Kassetten, Videos, Bücher
Wortspiele, Sprüche, Witze
Überraschungen
Humorecke, Humorwand
Karikaturen
Juxartikel
Eindrücke, Erlebnisse im Bezug auf
Humor, Heiterkeit, Lachen erzählen lassen
Humordefinitionen
Sich mit Humor im Alltag umgeben
Humorgruppe
Humortagebuch
spielerische Haltung kultivieren
→ Tendenz, Witziges zu sagen,
um andere zu amüsieren,
Beziehungen zu erleichtern
und zu stabilisieren
→ Fähigkeit, selbst bei Stress die
humorvolle Seite zu behalten
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Beziehungsgestaltung über eine humorvolle Ebene
bei einer starken aktuellen Belastung
Hilfreich ist zu wissen,
> dass beim Lachen (humorvolle Achtsamkeit) nur ein Gefühl erlebt wird: die Heiterkeit
> dass Lachen und Lächeln negative Affekte unterbrechen kann
> dass wir positive Gefühle durch heitere Erinnerungen „hochladen“ und
negative Gefühle (Trauer, Verlust) auf Distanz bringen können
Was können wir tun?
> dazu einladen, sich auf etwas spielerisch-humorvolles einzulassen
und vormachen, wie es gehen kann
> Leichtigkeit in die Schwere bringen durch Wortspiele, lustige Bücher, Symbole
> die Möglichkeit gestalten, die eigene Spontanität zu üben
> die Erinnerungen an eigene positive Erlebnisse durch Erzählen über heitere aktuelle
Geschehnisse im Alltag aktivieren und stärken
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Beziehungsgestaltung über eine humorvolle Ebene
bei einer gering ausgeprägten Persönlichkeitseigenschaft
Hilfreich ist zu wissen,
> dass Humor als eine Ausdrucks- und Reaktionsfähigkeit beim Kind/ Jugendlichen
ausgeprägt in unterschiedlichen Form vorzufinden ist
> dass komische und witzige Szenen oder Spiele in der Therapie aufgegriffen und
erweitert werden können
> dass weniger mehr ist (komplizierte Witze → Überforderung des Kindes)
Was können wir tun?
> Achtsam sein auf Unterschiede in der Entwicklung der Humorfähigkeit des Kindes/
Jugendlichen und negative Humorwirkung bewusst vermeiden
> Ein Arbeitsklima schaffen, das auch negative Seiten des Humors zulässt,
um sie in ihrer Funktion verstehen zu lernen
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Humorstile, Humortypen
nach Martin, 2007
Positiver Humorstil: hilfreiche, stärkende Interaktionen
Negativer Humorstil: verletzende, schädigende Interaktionen
4 Humortypen:
>  verbindend
>  selbststärkend
>  aggressiv
>  selbstentwertend
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Verbindend
>  Tendenz, Witziges zu sagen,
um andere zu amüsieren,
Beziehungen zu erleichtern
und zu stabilisieren
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Selbststärkend
>  Fähigkeit, selbst bei Stress
die humorvolle Perspektive
zu behalten
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Aggressiv
>  wird benutzt,
um andere zu kritisieren oder
zu manipulieren mit Sarkasmus,
Entwertung
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Selbstentwertend
>  das Verhalten, sich mit witzigen
Bemerkungen über eigene
Schwächen beliebt machen zu
wollen
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