Kompositionsauftrag Bernhart Matter, Das Leben eines

Kompositionsauftrag
Bernhart Matter, Das Leben eines Diebes
musiXmaX, ein überregionales, mittelaargauisches Blasorchester – Bernhart Matter,
ein überregional, hauptsächlich im Mittelaargau, wirkender Ein- und Ausbrecher. Für die
Thematik der von musiXmaX in Auftrag
gegebenen Komposition, war diese Übereinstimmung wesentlich. Hinzu kommt, dass
musiXmaX in Niederlenz beheimatet ist und
Bernhart Matter nicht unweit davon Zeit im
Gefängnis des Rathauses in Lenzburg inklusive seinem 5. Gefängnisausbruch verbracht
hat und bei den Fünflinden, Lenzburg,
geköpft wurde.
Matter war ein Mann, der Zeit seines Lebens
und auch danach für viel Gesprächsstoff
sorgte. Landauf, landab begegnet man den
vielfältigen Mattergeschichten noch heute,
nicht nur in der „Ahneforschig“ von Mani Bernhart Matter Bild aus: N. Halder, Leben und Sterben des
Matter. Ein Grund mehr den Berner Musik- berüchtigten Gauners Bernhart Matter, Aarau 1947.
schulleiter, Komponist und Dirigent Mario Bürki mit der Komposition von „Bernhart
Matter – Das Leben eines Diebes“ zu beauftragen. Folgende Themen hat der in der
Musikszene etablierte Komponist musikalisch umgesetzt:
“Geburt eines Diebes” Bernhart Matter wurde am 21. Februar 1821 in Muhen
geboren.
“Kuhhirte und Lebenskünstler” Matter wuchs als drittes von neun Kindern im
Gasthaus Bären in Muhen auf. Seine Familie besass kein Weideland, somit musste er
von klein auf mit der familieneigenen Kuh durch das Dorf ziehen und sie an den
Wegrändern weiden lassen. An der frischen Luft lernte er die Freiheit schätzen.
“Der Dieb in mir” Von seinen Kameraden wollte er bewundert werden, aber kein
Anführer sein. Mit viel Geschick und rascher Auffassungsgabe führte er Bubendiebstähle im Gasthaus und im Dorf alleine und mit den Kameraden durch und teilte das
Erbeutete anschliessend.
“Der erste Diebstahl” und “Die 5 Ringe” Im Frühjahr 1836 ging der 15jährige Bernhart in ein Schmuckgeschäft in der Aarauer Vorstadt um einen Uhrenschlüssel zu kaufen. Die Verkäuferin beriet gerade zwei Verliebte beim Aussuchen
goldener Ringe. Unentschlossen verliessen sie den Laden. Unbemerkt steckte Matter
derweil eine Handvoll dieser Ringe in die Tasche, kaufte den Uhrenschlüssel, verliess
den Laden. Draussen schaute er sich die fünf Ringe an und überlegte, was diese wert
seien. Er ging zurück in den Laden und fragte die Verkäuferin nach dem Wert der
vorher präsentierten Goldringe. Sie bemerkte den Diebstahl und überführte Bernhart
mit Hilfe eines Passanten vor dem Geschäft. Die erste Haftstrafe dauerte 4 Wochen.
Danach absolvierte er eine Lehre als Maurer und Steinmetz; z.B. arbeitete er am
Kasernenbau in Aarau.
“Entdeckt und verfolgt!” und “Gefangen!” Die Haftstrafe war Matter keine
dauernde Lehre. Er brach bei betuchten Privatpersonen und Geschäftsleuten ein,
stahl in der Regel Korn, Fleisch, Geld, teils auch Lampenöl, Stoff und Schmuck. Er
teilte das Erbeutete mit ihm bekannten und unbekannten armen Leuten seiner
Umgebung.
Mehrfach waren die Landjäger Matter dicht auf den Fersen, ehe diesem im letzten
Moment die erneute Flucht gelang. Einmal blieb Matter nur noch der freie
Fluchtweg durch den Kamin und übers Dach, ehe er wenig später bei einer Razzia
bei Bekannten zufällig festgenommen wurde.
"Im Gefängnis", "Ausbruch” und “Flucht aus dem Gefängnis" Matter
hat die Gefängnisse von Königsfelden, Olten, Zofingen, Baden, Lenzburg, Aarburg
und Aarau von innen gesehen. Allerdings weilte er nie sehr lange, da er auch aus
den speziell für ihn gefertigten Zellen innerhalb kurzer Zeit insgesamt sechs Mal
fliehen konnte! Mit kräftigen, geschickten Händen bohrte er z.B. in Baden über
einige Zeit mit einem Handbohrer Löcher in die Bretter am Boden des Aborts. Er
zerriss seine Decke in Streifen, knotete sie zu einem Seil, liess sich vom Nachtwächter
zum Abort führen, löste die angebohrten Bretter mit einer Messerklinge und
kletterte am Seil hinunter.
“Die Liebe meines Lebens!” Mit 19 heiratete Matter Barbara Fischer, zu der er
trotz späterer Scheidung und seiner vielen Fluchten fürsorglichen Kontakt aufrecht
hielt. Sie hatten eine gemeinsame Tochter. Als Frauenheld lebte er auf seinen
Fluchten jedoch keineswegs keusch, was ihm in Frankreich Syphilis einbrachte und
den geplanten Neuanfang in Amerika verhinderte.
“Verrat” Oft folgten die Festnahmen von Matter eingegangenen Hinweisen aus
der Bevölkerung. Z.B. wohnte Matter nach seinem 2. Ausbruch in einer leeren Hütte
in Muhen. Ein Weggefährte verriet im April 1849 unter Druck sein Versteck an die
Polizei mit den Worten „folgt mir, wenn ich ihm Essen bringe“.
Nach seinem 5. Ausbruch rief ein Wirt in Büron LU im Juli 1851 die Polizei, weil ihm
der Gast, der sich im Suff in widersprüchliche Namensangaben verstrickte,
verdächtig vorkam.
“Die letzte Flucht/Verfolgung” In wochenlanger Vorbereitung gelang Matter
mit dem Ausbruch aus der Festung Aarburg sein Meisterstück. Mit aus Nägeln
gefertigten Werkzeugen zersprengte er im Januar 1853 den Kettenring seiner Zelle,
durchbrach die Wand in den Innenhof und liess sich am selbstgeknüpften Seil eine
Schiessscharte abwärts gleiten, die letzten ca. 5 Meter fallen. Die Polizei nahm mit
einem feinmaschigen Netz die Fährte auf und fasste den gehetzten, heimwehgeplagten Bernhart schliesslich am 2. Januar 1854 bei Erlinsbach.
“Im letzten Gefängnis”, “Die Verurteilung” und “Kopf ab!” Im Gefängnis im Aarauer Rathaus verbrachte Matter seine letzten Monate, eine Flucht gelang
nicht mehr. Bis hinauf zum Grossen Rat Aargau befasste man sich mit ihm und
verurteilte ihn schlussendlich unwiderruflich wegen seiner Unbelehrsamkeit zum Tod
– wohlgemerkt war Bernhart „nur“ ein Dieb und Ausbrecher, er wurde nie handgreiflich.
Am 24. Mai 1854 wurde Bernhart Matter unter den Fünflinden, dem Richtplatz in
Lenzburg, unter den Augen ca. 2000 Neugieriger geköpft.