Sport Mittwoch, 28. Oktober 2015 23 Der Mann mit zwei linken Füssen Der Walliser Infantino will den Walliser Blatter beerben Von Andreas Böni D ie Macht würde sich um nicht mal zehn Kilo meter verschieben. Von Visp, Sepp Blatters Heimat, nach Brig im Wallis. Dorthin, wo Gianni Infantino geboren und aufgewachsen ist. Wo noch heute seine Eltern leben. Wo seine Schwester Lehrerin ist. Wer ist Gianni Infantino (45), der offiziell am 26. Februar 2016 Blatters Nachfolger werden will? Weggefährten nennen ihn Mittendrin – Infantino zwischen Merkel (r.) und Platini. «wahnsinnig ambitioniert», «unkompliziert», «akribisch». Im Wallis sei er im Gegensatz zu Blatter ein seltener Gast. Und doch verbunden mit dem Tal: vor allem mit dem FC Brig, dessen Jubiläum er 2011 auch besuchte. «Ich hatte zwei linke Füsse», gestand er einst im «Walliser Boten». «Beim FC Brig reichte es wohl zu den C-Junioren. Gespielt habe ich jeweils auf der Position, wo halt gerade einer fehlte ...» Wie jetzt bei der Uefa, wo er nach den Enthüllungen um Präsident Michel Platini (er soll zwei Millionen Franken von Blatter kassiert haben) nun den geeigneten Kandidaten macht. Fussballerisch reicht es Infantino später nur zu Einsätzen in der dritten Mannschaft von Brig, dem damaligen FC Folgore. «Da war ich damals noch Präsident und Trainer. Deshalb stand ich auch regelmässig in der Startelf.» Schon als Schüler gibt der Schweizer mit italienischem Pass in einer Befragung an, entweder Anwalt oder Profi in der Serie A werden zu wollen. «Jetzt ists eine Mischung», sagt der Uefa-Generalsekretär und gelernte Jurist. Seine Laufbahn: nach dem Jus-Studium Generalsekretär des CIES (Internationales Zentrum für Sportstudien) an der Uni Neuenburg. Ab 2000 bei der Uefa, verantwortlich für die Beziehungen zu den Profi-Ligen. Ab 2004 Direktor der Rechts abteilung. Seit 2009 General sekretär. Sein Privatleben: verheiratet mit einer Libanesin, vier Kinder, wohnhaft in der Gegend um Nyon VD. Spricht Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch und dank seiner Frau auch Arabisch. Seine Referenz: Das Exekutiv-Komitee der Uefa hat ihm seine ganze Unterstützung zugesagt. Sein Vorteil: Er gilt nicht ausschliesslich als Platini-Mann – und soll auch mit dem BlatterLager nicht verfeindet sein. Ein Briger als Nachfolger des Vispers? Das wäre im Weltfussball ein Ding! Netzer droht! « Fotos: AFP, imago Gespielt habe ich jeweils dort, wo halt gerade einer fehlte.» Gianni Infantino Holt der FCB Custodio? Lausanne – Er ist 20 Jahre alt, spielt im zentralen Mittelfeld und trägt beim ChallengeLeague-Leader Lausanne die Binde: Olivier Custodio (Bild). Am Montag überzeugte er beim 3:0-Auswärtssieg in Aarau, vor den Augen von FCB-Vizepräsident Adrian Knup, FCB-Sportdirektor Georg Heitz und FCB-Scout Bernard Challandes. Das Trio soll ein Auge auf Custodio geworfen haben, der Romand mit Wurzeln in Portugal hat in Lausanne noch einen Vertrag bis Juni 2016 mit Option auf ein weiteres Jahr. Greift der FC Basel zu? skr/M.We. Forte verzichtet auf 5 Millionen! U li? Rüefts Geld», war auf Transparenten der GCFans zu lesen, als Uli Forte die Hoppers verliess, um bei YB anzuheuern. Nun, zwei Jahre danach, steht der entlassene Trainer zwar noch immer bis Juni 2016 bei den Berner auf der Lohnliste, das Transparent hat aber keine Berechtigung mehr. BLICK erfuhr: Der 41-Jährige hat ein Angebot von über fünf Millionen Franken abgelehnt. Der SaudiKlub Al-Nasr wollte Forte holen, doch dieser verzichtete dankend. Es sei noch zu früh, um in die Wüste zu gehen, ist aus dem Umfeld des Trainers zu hören, zurzeit hospitiert er bei etlichen europäischen Klubs, zuletzt war er eine Woche lang in München bei Pep Guardiola. Ein weiterer Grund für Fortes Absage: Der Coach sei bei Al-Nasr nicht erste Wahl gewesen. Die Klubbosse hätten sich zu Beginn um Fabio Cannavaro bemüht. Erst als der Weltmeister von 2006 die Verhandlungen abbrach, wurde Forte kontaktiert. Die Empfehlung soll von Christian Gross gekommen sein, der in Saudi-Arabien als Coach tätig ist. Als Forte verzichtete, nahm man den Kontakt mit Cannavaro wieder auf und legte so viele Millionen nach, bis er nicht mehr Nein sagen konnte. Michel Wettstein Noch nicht reif für die Wüste: Uli Forte! Zürich – Der Skandal um die WM-Vergabe 2006 schreibt ein neues Kapitel: Günter Netzer geht juristisch gegen Ex-DFB-Boss Theo Zwanziger vor. Das berichtet die «Süddeutsche Zeitung». Hintergrund sind Zwanzigers Behauptungen, wonach er von Netzer erfahren habe, dass das WMBewerbungskomitee die Stimmen der vier asiatischen Vertreter in der FifaExekutive bei der WM-Vergabe gekauft habe. Netzers Anwalt: «Entweder er verpflichtet sich, die Verleumdungen zu unterlassen, oder er muss sich vor Gericht verantworten. Er führte an, dass Netzers Frau bei einem Treffen mit am Tisch gesessen habe. Sie könne bezeugen, dass Zwanziger lügt. P. S.: Laut «Bild» soll Fifa-Funktionär Charles Dempsey bei der Vergabe der WM 2006 rund 250 000 Euro Schmiergeld bekommen haben. Der inzwischen verstorbene Neuseeländer verliess vor der Abstimmung den Raum. Deutschland siegte mit einer Stimme Vorsprung. Bubi wird TSG-Coach Foto: Benjamin Soland Jung, smart – Jurist Infantino im Rennen um das Blatter-Erbe. Hoffenheim – Neuer Coach für das Schweizer Trio Pirmin Schwegler, Fabian Schär und Steven Zuber. Huub Stevens tritt wie erwartet die Nachfolge des entlassenen Markus Gisdol an. Der 61-jährige «Knurrer von Kerkrade» soll die TSG aus dem Abstiegssumpf führen. Klar ist, dass Stevens’ Vertrag nur bis zum Ende der Saison läuft – denn dann übernimmt ein Bubi. Der erst 28-jährige Julian Nagelsmann (Bild). Der ist U19-Coach der TSG und erhält ab Juni einen Dreijahresvertrag bis 2019, muss aber vorher noch den Fussballlehrer-Lehrgang bestehen. TSG-Sportdirektor Alex Rosen: «Er ist unglaublich reif.» Er selbst ist auch erst 36 Jahre alt. red
© Copyright 2024 ExpyDoc