DONNERSTAG, 17. MÄRZ 2016 23 Kino NUMMER 64 Bär Po trifft seinen Papa Film-Geflüster Bond-Girl Eva Green bekommt magische Kräfte Bond-Girl Eva Green (35, „Casino Royale“) gibt im ersten Trailer zu dem Fantasy-Film „Die Insel der besonderen Kinder“ eine Kostprobe ihrer Rolle als Heimleiterin mit magischen Kräften. In dem Film von Tim Burton mit dem englischen Titel „Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children“ leitet sie auf einer einsamen Insel ein Heim für Kinder, die mit ihren seltsamen Fähigkeiten in keine normale Welt passen. Asa Butterfield, Rupert Everett, Judi Dench und Samuel L. Jackson spielen auch mit. Anfang November bei uns im Kino. „Kung Fu Panda 3“ VON GÜNTER H. JEKUBZIK Besetzung für Obama-Film „Barry“ wächst an Mit den Nachwuchsschauspielern Ellar Coltrane (21, „Boyhood“) und Jason Mitchell (29, „Straight Outta Compton“) ist die Besetzung für den geplanten ObamaFilm „Barry“ weiter angewachsen. Dem Hollywood Reporter zufolge steht Devon Terrell bereits für die Rolle des jungen Barack Obama fest. Die Geschichte dreht sich um dessen College-Zeit im New York der 1980er Jahre. Ein Kennedy für „Jackie“ Natalie Portman Oscar-Preisträgerin Natalie Portman (34, „Black Swan“) steht für den Film „Jackie“ in der Rolle als frühere First Lady Jacqueline Kennedy vor der Kamera. Wie der Hollywood Reporter berichtet, übernimmt der dänische Schauspieler Caspar Phillipson, 45, den Part des ermordeten USPräsidenten John F. Kennedy. Natalie Portman Der Film dreht sich um die ersten vier Tage in Jackies Leben nach dem Attentat in Dallas, Texas, im Jahr 1963. Peter Sarsgaard mimt den PräsidentenBruder Robert F. Kennedy. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín („El Club“, „¡NO!“) gibt sein englisches Regiedebüt. (dpa) Unsere Wertungen * sehr schwach ** mäßig *** ordentlich **** sehenswert ***** ausgezeichnet Sonst noch angelaufen ● Auferstanden Kevin Reynolds’ Film erzählt die Ostergeschichte aus ungewöhnlichem Blickwinkel. Der römische Militärtribun Clavius (Ralph Fiennes) und sein Assistent Lucius (Tom Felton) sollen die Gerüchte um den auferstandenen Messias widerlegen. (Filmstart in Kaufbeuren, Neu-Ulm, Penzing) ● Bach in Brazil Musiklehrer Marten Brückling (Edgar Selge) hat in Brasilien die Originalabschrift einer Bach-Komposition geerbt. Allerdings muss der vereinsamte Mann den Schatz dort persönlich abholen – und findet sich als musikalischer Leiter jugendlicher Sträflinge wieder. (Filmstart in Augsburg, Ulm) ● Kein Zickenfox Zum Frauenblasorchester Berlin e. V. gehören 66 Frauen zwischen Anfang 20 und Mitte 70. Das Laienorchester probt seit 2003 und hat es unter Leitung von Astrid Graf sogar bis zum Konzert in der Berliner Philharmonie gebracht. Filmerin Kerstin Polke begleitete sie. (Filmstart in Augsburg) ● Power to change – Die EnergieRebellion In Deutschland ist die Energiewende beschlossen, auf dem Klimagipfel in Paris wurde sie global ausgerufen. Aber wie soll’s gehen? In seinem Film stellt Carl-A. Fechner die widerstreitenden Lager dar: die Lobby von Kohle, Gas, Öl und Atomstrom sowie die Verfechter von dezentralen Energiesystemen. (Start in Augsburg, Kempten) dpa/AZ Mit ungewöhnlichem Spielzeug wie einer Eierschalenkette wächst der kleine Jack (Jacob Tremblay) mit Ma (Brie Larson) im Kellerverlies auf. Foto: George Kraychyk, Universal Jeder Winkel erzählt eine Geschichte Raum Jack kennt in seinem fünfjährigen Leben nichts anderes als diese Zelle. Doch seine Mutter hält sich nicht freiwillig darin auf. Und der Mann, der immer kommt, ist ihr Peiniger VON MARTIN SCHWICKERT Einfach nur „Raum“ nennt der kleine Jack den Ort, an dem er lebt. Genauso sagt er „Schrank“, „Badewanne“ oder „Tisch“, die für den Fünfjährigen keine Gegenstände, sondern Gefährten sind in seinem eingegrenzten Leben. Der Junge lebt mit seiner Mutter Ma (Brie Larson) in einer neun Quadratmeter engen Zelle. Jack (Jacob Tremblay) wurde hier geboren und hat die Welt dahinter noch nie gesehen. Es gibt kein Fenster, sondern nur eine Dachluke, durch die man die Sonne und die Jahreszeiten allenfalls erahnen kann. Die Bilder, die er im Fernsehen sieht, haben nichts mit seinem Leben zu tun, und der Bub kann sie nicht als mögliche Realität erkennen. Als seine Mutter ihm nach dem fünften Geburtstag langsam erklärt, dass die Wand des Raumes auch eine Außenseite hat und sich dahinter eine ganze Welt befindet, sprengt das die Grenzen seiner kindlichen Vorstellungskraft. Und das ist erst ein kleiner Teil der Wahrheit, in die Ma ihn nun schonend einweiht. Als Siebzehnjährige sei sie entführt und in den schallisolierten Container-Schuppen eingesperrt worden. „Old Nick“, der das Essen bringt und zu der Mutter ins Bett steigt, während der Sohn sich im Schrank versteckt, sei nicht ihr Freund, sondern ein Peiniger, von dem sie sich gemeinsam befreien müssten. Das grauenhafte, klaustrophobische Setting, in dem Lenny Abrahamsons Film „Raum“ beginnt, erinnert unwillkürlich an die Gefangenschaft von Elisabeth Fritzl, die ihr Vater im österreichischen Amstetten 24 Jahre in ein Kellerverlies eingesperrt hatte, wo sie mehrere Kinder von ihm gebar. Aber Regisseur Abrahamson („Frank“), der hier den Roman von Emma Donoghue auf die Leinwand bringt, hält sich in „Raum“ von voyeuristischen Horrorszenarien fern, setzt gegen die grausame Gefangenschaft eine enge Mutter-Kind-Beziehung und geht in der zweiten Hälfte nach einer überraschenden Plotwendung weit über die Grenzen der eigenen erzählerischen Prämisse hinaus. Ein Regisseur, der Preise einsammelt ● Lenny Abrahamson (*30. November 1966 in Dublin) studierte Physik und Philosophie am Trinity College in Dublin und führte bereits Regie bei Kurzfilmen. Schon sein Erstling „3 Joes“ gewann Preise u. a. beim Oberhausener Kurzfilmfestival. ● Sein erster Kinospielfilm „Adam & Paul“, eine stilisierte, pessimistische Komödie, gewann 2005 den Grand Prix auf dem Sofia International Film Festival. Sein zweiter Spielfilm „Garage“ erregte 2007 Aufsehen beim Filmfest Cannes und gewann 2008 Preise für den besten Film, die beste Regie, bestes Drehbuch und bes- te Schauspieler bei den Irischen Film- und Fernseh-Awards. ● „What Richard Did“ zeigte 2012 ein starkes Porträt eines privilegierten Teenagers, dessen Welt sich in einer Sommernacht völlig verändert. ● „Frank“ (2014) mit Domhnall Gleeson, Michael Fassbender und Maggie Gyllenhaal in den Hauptrollen erzählt die Geschichte von einem jungen Möchtegern-Sänger, der in einer Avantgarde-Popband gefangen ist. Geleitet wird die Band vom namensgebenden und rätselhaften Frank, der immer einen künstlichen und riesigen Kopf trägt. (loi) Tris hat noch immer zu tun Ohne die Auswirkungen der traumatischen Erlebnisse zu beschönigen, zeigt „Raum“, welche Kraft in der Beziehung zwischen Mutter und Sohn, aber auch in der Fantasie und dem heranwachsenden, wachen Geist eines Kindes steckt. Dabei überzeugt der Ire Abrahamson nicht nur durch seinen sensiblen und konzentrierten Inszenierungsstil, den das außergewöhnliche Setdesign des Kanadiers Ethan Tobman auf winzigem Platz schafft, in dem jeder Winkel, jedes Detail sich in ein Spielzeug verwandelt und gleichzeitig auf Ma unglaublich schäbig wirkt. Abrahamson kann sich aber auch fest auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen. Der junge Jacob Tremblay, jetzt gerade acht Jahre alt, verleiht seiner komplexen Rolle eine erstaunliche Glaubwürdigkeit. Brie Larson („Short Term 12 – Stille Helden“, „Dating Queen“, „Spieler ohne Skrupel“), eine der vielseitigsten jungen Schauspielerinnen der Gegenwart, arbeitet die fragile Kraft ihrer traumatisierten Frauenfigur differenziert heraus und hat sich nach dem Golden Globe ihren Oscar als beste Hauptdarstellerin mehr als verdient. ***** O Filmstart in Augsburg, Ulm Viele knuffige Pandas in allen Größen und Ausstattungen, ein neuer, dämonischer Gegner – „Kung Fu Panda“ bleibt sich auch im dritten Film treu und macht alles richtig. Beziehungsweise wieder alles falsch, was den Pandabären Po betrifft. Er versagt auf neuem Level, nun als Kung-Fu-Lehrer. Selbst als er unter lauter kleinen Schweinchen auf einen anderen Panda trifft, dauert es einen herrlichen Witz lang, bis die beiden verstehen, dass sie Vater und Sohn sind. Wie man schon aus dem Trailer weiß. Die neue, reichhaltige Abenteuergeschichte hat aber noch einiges mehr zu bieten. Ein auferstandener Gegner, der Kampfstier Kai, der zu seinem eigenen Ärger völlig unbekannt ist, verwandelt alle in kleine Jade-Zombies. Dabei sammelt er das Chi von Superhelden. Po findet Unterschlupf in einem geheimen Panda-Dorf. An der Seite seines Vaters, der genau so kindisch verspielt ist, lernt er endlich, Teigtaschen mit beiden Händen zu essen, lange zu schlafen und zu entspannen – also ein richtiger Panda zu sein. Entspannung wird hier als Grundlage für eine neue Stufe der Meisterschaft vermittelt. Bis zum fantastisch gezeichneten Finale im Geisterreich, das eventuell das 3-D sinnvoll macht, unterhält der Mix aus Komik und Kampfeinlagen sehr gekonnt. Die deutsche Synchronisation ersetzt amerikanische Sprachkünstler wie Jack Black, Bryan Cranston („Breaking Bad“), Dustin Hoffman und Angelina Jolie unter anderem durch den Komiker Hape Kerkeling als Po. **** O Filmstart in vielen Kinos der Region Kung-Fu-Panda Po erlebt wieder allerlei Abenteuer. Foto: Dreamworks Animation Madame will Spaß Die Bestimmung – Allegiant Die Science-Fiction gelangt nicht ans Ende Lolo – Drei ist einer zu viel Ein Flirt mit Folgen VON GÜNTER H. JEKUBZIK Chicago in ferner Zukunft: Die 16-jährige Tris (Shailene Woodley) hat die Grenzen einer Kastengesellschaft niedergerissen. Doch die Mauer zur Außenwelt wird von der neuen Führung wieder geschlossen und es beginnt ein Terrorregime mit Hinrichtungen vor jubelndem Pöbel. Tris will dem entfliehen und ihrer mysteriösen Bestimmung folgen. Zusammen mit ihren Freunden überwindet sie in aufwendiger Action die Mauer, durchwandert unter Blutregen die zerstörte Umwelt der „Randzone“, um hinter einem Tarnschirm eine faszinierend futuristische Welt zu entdecken. Aber auch hier ist alles kontrolliert, die Menschheit in „Reine“ und „Unreine“ eingeteilt. Tätowiert wird dieser Makel nicht mit Nummer auf dem Arm, sondern modern mit Barcode. Es dauert etwas, bis die auserwählte Tris begreift, wie zynisch das Experiment der Übermenschen mit den totalüberwachten Versuchskaninchen in Chicago umspringt. Dann darf die Action wieder alles retten in einem Finale, das erstaunlich abgeschlossen wirkt – doch Veronica Roths „Die Bestimmung“-Romantrilogie kommt auch im dritten Film „Allegiant“ nicht zum Ende; Teil zwei folgt noch. Der deutsche Regisseur Robert Schwentke hat sich nach richtig guten Werken („Eierdiebe“, „Flightplan“) mit seinem zweiten „Bestimmung“-Film erneut in Computereffekten verloren. Das sieht teilweise sehr eindrucksvoll aus, die ScienceFiction-Ideen hängen die Großklötze des Genres mit Mini-Drohnen und äußerst verführerischen virtu- ellen Realitäten um Längen ab. Die Sets aus oft heruntergekommenen Industrieanlagen um den Flughafen Chicagos als schillernde Zentrale einer Gen-gläubigen Gesellschaft machen mit und ohne Computerhilfe viel her (Kamera: Florian Ballhaus). Aber dramaturgisch geriet die Episode holperig. Die Handlung fließt nie organisch und als starke Verbindung zwischen den einzelnen Elementen und Schauwerten. ** O Filmstart in vielen Kinos der Region Tris (Shailene Woodley) in der futuristischen Welt der Reinen Foto: Concorde VON ANDRÉ WESCHE Schauspielerin Julie Delpy („Before Sunrise“) schreibt sich inzwischen selbst Drehbücher auf den Leib und setzt diese auch gleich in Szene. Delpys Werke wie „2 Tage Paris“ oder „Familientreffen mit Hindernissen“ sind meist romantischer, humorvoller Natur und treffen den Nerv des Publikums. Ein Ausflug in düstere Gefilde („Die Gräfin“) erwies sich hingegen als Kassengift. Madame beschreitet wieder sicheres Terrain und präsentiert abermals eine romantische Komödie. Allerdings eine, die es in sich hat. Violette (Julie Delpy) und ihre Freundinnen nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie auf ihrem Trip nach Südfrankreich plaudern. Natürlich meistens über Männer. Violette ist Mitte vierzig und einem Flirt nicht abgeneigt. Wahrscheinlich ist der vergleichsweise unansehnliche Informatiker Jean-René (Dany Boon) aus Biarritz selbst am meisten überrascht, als er bei der smarten Pariserin landen kann. Aus dem Spaß wird schnell Ernst, der Mann folgt der Frau in die große Stadt. Dort muss Jean-René zu sei- ner Überraschung feststellen, dass es schon einen Kerl in Violettes Leben gibt. Ihr Sohn Lolo (Vincent Lacoste) ist 19 Jahre alt und scheint sich prächtig mit Mamas Neuem zu verstehen. Tatsächlich aber schmiedet er Pläne, um Jean-René zu vertreiben und bei dieser Gelegenheit gleich seine Existenz zu ruinieren. Julie Delpy serviert leichte Kost, weiß sie aber vortrefflich anzurichten. Das Lustspiel „Lolo – Drei ist einer zu viel“ ist witzig, überraschend und frivol. Die überspitzte Rachegeschichte ist in ein authentisches Umfeld eingebettet, in dem normale Leute reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Unwillkürlich leidet man mit dem gepeinigten Sympathieträger Dany Boon mit, für den sich Delpy ein paar hübsche Torturen von infantil bis teuflisch ausgedacht hat. Sogar „King Karl“ Lagerfeld gibt sich zur ultimativen Demütigung im Film die Ehre. Und während man im Kino viel Spaß hat, beginnt man darüber nachzudenken, was wohl der eigene Teenager zu Hause gerade treibt … *** O Filmstart in Augsburg, Kaufbeuren, Ulm
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