Leopoldshafen, Oktober 2015 Glossar Im Laufe der Zeit haben sich in Wissenschaft und Technik eine Reihe von Begriffen und Bezeichnungen herausgebildet, die zwar fachlich unverzichtbar, für den Laien jedoch oft schwer verständlich sind. In diesem Glossar haben wir die erfahrungsgemäß auffallenden, für das Verständnis unserer Problematikwichtige Wörter für Sie vereinfacht erläutert und wünschen eine erfolgreiche Lektüre. Ableitung Als „Ableitung“ bezeichnet man die Abgabe von radioaktiven Stoffen aus Anlagen und Einrichtungen auf dafür vorgesehenen Wegen (Def. § 3 Abs.2 Nr.2 Strahlenschutzverordnung). Für die Strahlenexpositionen der Bevölkerung aus Ableitungen gelten die in der Strahlenschutzverordnung festgelegten Dosisgrenzwerte. Abfallprodukt Als „Abfallprodukt“ bezeichnet man radioaktiven Abfall im verarbeiteten Zustand (ohne Endlagerbehälter). Abfallvolumen – Reduzierung durch Verarbeitung Ziel bei der Verarbeitung von radioaktiven Abfällen ist es, das Volumen zu reduzieren. Beispiele: Beim Hochdruckpressen von Abfällen wird durchschnittlich das Volumen auf 25 % reduziert. Beim Verbrennen von Abfällen, mit anschließendem Verpressen der Asche wird das Volumen durchschnittlich auf 1 % reduziert. Ablaufplan Der „Ablaufplan“ gibt die Arbeits- und Prüfschritte vor, die bei qualitätsgesicherter Verarbeitung von radioaktiven Abfällen auszuführen sind. Dieser Plan wird beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) eingereicht und dort geprüft, ob durch die Verarbeitung die Endlagerungsbedingungen für das genehmigte Endlager Schacht KONRAD eingehalten werden. Ist dies gewährleistet, wird der Ablaufplan durch das Bundesamt für Strahlenschutz freigegeben. Ablaufplankonforme Konditionierung Die „Ablaufplankonforme Konditionierung“ bezeichnet die Verarbeitung radioaktiver Abfälle, bei der alle Arbeits- und Prüfschritte eines vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) freigegebenen Ablaufplans ausgeführt wurden. Attika Reicht eine Außenwand über den Rand eines Daches hinaus, wird diese wandartige Erhöhung als „Attika“ bezeichnet. 1 Aufpunkt Ein „Aufpunkt“ ist die Stelle an der wetterabhängig die Abluftfahne der Gebäudeabluft (z.B. aus einem Kamin) auf die Erdoberfläche trifft. Auslegungsbestimmendes Ereignis Bauwerke oder Gebäude müssen zahlreichen Belastungen standhalten, die durch Ereignisse von außen oder von innen auf das Gebäude einwirken könnten. Als Ereignis wird ein Geschehen betrachtet, welches Auswirkungen auf ein Gebäude und auf die darin befindlichen Einrichtungen hat. Als „auslegungsbestimmendes Ereignis“ wird das Ereignis mit den größtmöglichen Auswirkungen angenommen (Auslegungsstörfall). Dementsprechend werden die baulichen Maßnahmen geplant bzw. „ausgelegt“. Dabei orientieren sich die Planer an demjenigen Schadensereignis, von dem die größtmöglichen Auswirkungen zu erwarten sind. Auslegungsstörfall Nach den Anforderungen der §§ 49 und 50 Strahlenschutzverordnung muss eine Anlage so ausgelegt und betrieben werden, dass bei Störfällen, die von außen (wie z. B. Erdbeben, Flugzeugabsturz) oder von innen (wie z. B. Explosion, Brand) herbeigeführt werden, deren Auswirkungen auf die Umgebung begrenzt werden. Bearbeitung / Verarbeitung Als „Bearbeitung“ bzw. „Verarbeitung“ bezeichnet man das Behandeln radioaktiver Abfälle. Es entstehen Abfallprodukte. Das Behandeln beinhaltet u.a. Verfestigen, Einbinden, Verfüllen oder Trocknen. Das Sammeln und Sortieren radioaktiver Abfälle sind Vorstufen der Bearbeitung, die den Bearbeitungsablauf vereinfachen können. Bestimmungsgemäßer Betrieb Unter „bestimmungsgemäßen Betrieb“ versteht man den atomrechtlich genehmigten Betrieb einer Anlage gemäß ihrer Auslegung und vorgesehenen Funktion. Betriebsstörung Eine „Betriebsstörung“ ist ein Ereignis im Normalbetrieb und kann einen Ablauf verzögern oder blockieren, ohne dadurch einen Schaden zu verursachen, der die Sicherheit der Anlage beeinträchtigt. Dekontamination Unter „Dekontamination“ versteht man das Beseitigen oder Vermindern radioaktiver Kontaminationen mittels chemischer oder physikalischer Verfahren, z. B. durch Abwaschen mit Wasser oder Reinigen mit Chemikalien. Dosis/Dosisleistung Die „Dosis“ ist ein Begriff, der die Wirkung der Strahlung auf den menschlichen Körper beschreibt. Die Maßeinheit ist 1 Sv (Sievert) = 1.000 mSv (Millisievert) = 1.000.000 µSv (Mikrosievert). Die „Dosisleistung“ ist die Dosis bezogen auf die Zeit in der die Strahlung einwirkt. Die gebräuchliche Maßeinheit ist mSv/h bzw. µSv/h. Effektivdosis Als „Effektivdosis“ wird die Summe der gewichteten Organdosen durch äußere oder innere Strahlenexposition bezeichnet. 2 Endlagerbehälter Die „Endlagerbehälter“ sind Behälter für radioaktive Abfälle, die für die Einlagerung in ein Endlager geeignet sind. Diese Behälter werden für das Endlager KONRAD vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zugelassen. Endlagergebinde Ein „Endlagergebinde“ besteht aus dem Endlagerbehälter und den darin verpackten Abfallprodukten. Endlagergerecht konditionierte Abfallprodukte Endlagergerecht konditionierte Abfallprodukte sind bereits verarbeitete Abfälle, die die Anforderungen des Endlagers KONRAD erfüllen und zur Abgabe an das Endlager noch in Endlagerbehälter verpackt werden müssen Endlagerungsbedingungen Unter „Endlagerungsbedingungen“ werden alle Anforderungen genannt, die an Abfälle gestellt werden, die in das Endlager KONRAD eingelagert werden sollen. Endlagervolumen Als „Endlagervolumen eines Behälters“ gilt das Volumen, das aus den äußeren Abmessungen des Endlagerbehälters errechnet wird. Das „Endlagervolumen des Endlagers KONRAD“ ist das im Planfeststellungsbeschluss für die Einlagerung von radioaktiven Abfällen genehmigte Gesamtvolumen von 303.000 m³. Energiedosis Die „Energiedosis“ ist die durch die Strahlung aufgenommene Energie pro Masse. EVA EVA ist die Abkürzung für „Einwirkung Von Außen“, dazu gehören z.B. Wetterereignisse, Erdbeben, Flugzeugabsturz. EVI EVI ist die Abkürzung für „Einwirkungen Von Innen“, dazu gehören z.B. Brand in der Anlage, Stromausfall. Freisetzung Als „Freisetzung“ wird das Entweichen radioaktiver Stoffe aus den vorgesehenen Umschließungen in die Anlage oder in die Umgebung bezeichnet. Ingestion Das medizinische Fachwort „Ingestion“ bezeichnet die Aufnahme (auch) radioaktiver Stoffe durch Verschlucken in den Magen-Darm-Trakt durch beispielsweise Nahrungsmittel und Trinkwasser. Inhalation Das medizinische Fachwort „Inhalation“ bezeichnet die Aufnahme (auch) radioaktiver Stoffe in die Atemwege und Lunge durch Einatmen. KADABRA KADABRA ist die Abkürzung für „Karlsruher Datenbank für radioaktive Reststoffe und Abfälle“. KADABRA ist das atomrechtlich genehmigte Buchführungssystem der Hauptabteilung Dekontaminationsbetriebe der WAK GmbH. 3 Konditionierung Als „Konditionieren“ bezeichnet man das Be- oder Verarbeiten sowie das Behandeln radioaktiver Abfälle nach festgelegten Verfahren. Konservativ Als „konservativ“ werden sicherheitsgerichtet überschätzende Randbedingungen angenommen, die vom ungünstigsten Fall ausgehen. Kontamination Als „Kontamination“ bezeichnet man eine Verunreinigung von Arbeitsflächen, Geräten, Räumen, Wasser, Luft usw. durch radioaktive Stoffe. Kontrollbereich Als „Kontrollbereich“ wird der Teil eines Strahlenschutzbereiches bezeichnet, in dem eine Person im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 6 Millisievert oder höhere Organdosen über 45 Millisievert für die Augenlinse oder 150 Millisievert für Haut, Hände, Unterarme, Füße und Knöchel erhalten kann. Korrosion Als „Korrosion“ bezeichnet man die Reaktion eines Werkstoffs mit seiner Umgebung. Die wohl bekannteste Art von Korrosion ist das Rosten von Eisen. Kote Die „Kote“ ist ein geografisches Fachwort und bedeutet allgemein Höhenangabe. Es ist unter Vermessern geläufig. Kritikalität Die „Kritikalität“ bezeichnet eine sich durch Kernspaltung selbstständig fortsetzende Kettenreaktion. LAW LAW ist die Abkürzung für „low active waste“ und bezeichnet schwachradioaktiven Abfall. Lee Als „Lee“ wird die vom Wind abgewandte Seite eines Objektes – z.B. eines Gebäudes – bezeichnet. Luv Als „Luv“ wird die dem Wind zugewandte Seite eines Objektes – z.B. eines Gebäudes – bezeichnet. MAW MAW ist die Abkürzung für „medium active waste“ und bezeichnet mittelradioaktiven Abfall. Nachkonditionierung Entspricht ein konditioniertes Abfallprodukt nicht den Endlagerungsbedingungen KONRAD, muss dieses nachbearbeitet (nachkonditioniert) werden, etwa durch Trocknen oder Umpacken. Normalnetz Normalnetz bezeichnet das ausschließlich aus dem Stromnetz des Energieversorgers versorgte betriebliche Stromnetz. 4 Netzersatznetz Netzersatznetz bezeichnet das über betriebseigene Netzersatzanlagen versorgte, betriebliche Stromnetz. Organdosis Die „Organdosis“ ist das Produkt aus der über das Gewebe/Organ gemittelten, durch die Strahlung verursachten Energiedosis und dem Strahlungs-Wichtungsfaktor. Radioaktives Inventar Als „radioaktives Inventar“ bezeichnet man die Summe aller in einem definierten Bereich vorhandenen radioaktiven Stoffe. Signifikant Im kerntechnischen Sprachgebrauch bedeutet „signifikant“ so viel wie „nicht unerheblich“. Wenn eine Auswirkung als „nicht signifikant“ bezeichnet wird, kann sie zwar festgestellt werden, ist aber so gering, dass sie nicht weiter verfolgt werden muss. Sicherung Das Wort „Sicherung“ steht verkürzt für die Wörter „Anlagensicherung“ oder „Objektsicherung“. Es fasst alle Maßnahmen und Auslegungsvorgaben zusammen, die zum Schutz gegen „Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter“ zu treffen sind. Darunter sind Störungen durch mutwillig durchgeführte störende oder die Sicherheit gefährdende Eingriffe zu verstehen. Sperrbereich Der „Sperrbereich“ ist ein Teil des Kontrollbereiches, in dem die Dosisleistung höher als 3 Millisievert pro Stunde sein kann. Störfall Als „Störfall“ bezeichnet man ein Ereignis, bei dessen Eintreten der Betrieb der Anlage oder die Tätigkeit aus sicherheitstechnischen Gründen nicht fortgeführt werden kann. Submersion Submersion bezeichnet die äußere Strahlenexposition von Personen bei Aufenthalt in einer radioaktiven Wolke. Unbehandelte Reststoffe Unbehandelte Reststoffe sind im Betrieb und bei Rückbau anfallende radioaktive Stoffe. Überwachungsbereich Der „Überwachungsbereich“ ist ein Strahlenschutzbereich, in dem eine Person im Kalenderjahr eine effektive Dosis von 1 bis 6 Millisievert erhalten kann; aber auch Organdosen von 15 bis 45 Millisievert für die Augenlinse von 50 bis 150 Millisievert für Haut, Hände, Unterarme, Füße und Knöchel. Vernachlässigbare Wärmeentwicklung Bei jedem radioaktiven Zerfall entsteht Wärme. Abfälle mit niedriger (LAW) und mittlerer (MAW) Radioaktivität werden als „nicht wärmeentwickelnde Abfälle“ oder als „Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung“ bezeichnet. Die Wärmeabgabe führt hier zu keiner signifikanten Temperaturerhöhung am Abfallgebinde. 5 Vorbehandelte Zwischenprodukte Vorbehandelte Zwischenprodukte sind radioaktive Reststoffe, die noch nicht endlagergerecht konditioniert sind. Weiße Wanne Die „Weiße Wanne“ ist ein Begriff aus dem Bauwesen. Er beschreibt ein Bauwerk, das wasserundurchlässig ist. Quantil Das „Quantil“ ist ein Lagemaß in der Statistik. Ein bestimmter Anteil der Werte ist kleiner als das Quantil, der übrige Teil ist größer. 6
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