im himmel ist der teufel los

IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS
Komödie von Sigrid Vorpahl
-Leseprobe-
Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Der vorliegende Text ist ein Ausschnitt des vollständigen Theaterstückes. Wir schicken Ihnen den Ausschnitt, damit Sie sich einen ersten Eindruck von dem Theaterstück machen können.
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Wir möchten Sie aus Fairness gegenüber den Autoren bitten, diesen Text nur
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IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS
Komödie von Sigrid Vorpahl
Ort der Handlung: Stadttheater von Kalisberge – ein Provinztheater
irgendwo in Deutschland
Zeit: heute
Personen:
Ferdinand Vater, genannt Paps – das Faktotum des Theaters (Luzifer)
Juliane Stern, genannt Sternchen – eine junge Schauspielerin (Gretchen)
Thomas Thaler, ein junger Schauspieler (der junge Faust und Erzengel Raphael)
Dorothea Draht – genannt Drähtchen - die Inspizientin (Tellknabe und Erzengel)
Lisa Frisch – die Regieassistentin (Erzengel Michaela)
Mortimer Schiller-Bach, Regisseur (Martina Schiller-Bach)
Sarah Bernsdorf eine Schauspielerin (Erzengel Gabriela)
Eva Lux – eine Schauspielerin (Carmen)
Christiane Warmherz – Souffleuse mit Spielverpflichtung (Schneewittchen)
Ludwig von Löwenhaupt - ein Schauspieler (Der Herr)
Peter Pintuss - ein Schauspieler (Egon und Elisa Windig)
Detlef-Maria Degenhart ein Schauspieler (Mike und Verona Fliege)
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Erster Akt / Erste Szene
Leere Bühne eines kleinen Theaters. Eine Bank und ein paar Stühle stehen auf der Bühne, die Wände
sind schwarz oder graubraun ausgehängt. Eine Wand steht einzeln hinten in der Mitte, dahinter (unsichtbar) drei Leitern oder entsprechende Podeste. Musik z.B. „Theater, Theater“ von Katja Ebstein
wird langsam ausgeblendet
PAPS kommt gut gelaunt auf die Bühne. Er trägt eine alte Weste mit sehr vielen Taschen, die voller
Requisiten stecken. Er beginnt die Bühne für die kommende Probe einzurichten und lernt dabei Text.
Paps
für sich Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern ... Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten
gern ... und hüte mich, mit ihm zu brechen ...
JULIANE STERN kommt auf die Bühne. Sie trägt einen langen Probenrock und eine
einfache Bluse. Auch sie schaut in ein Textbuch und spricht den Text erwartungsvoll
und laut
Sternchen
Paps
Sternchen
Paps
Sternchen
Paps
Sternchen
Paps
Thomas
Paps
Sternchen
Thomas
Sternchen
Thomas
Sternchen
Thomas
Paps
Thomas
Paps
Sternchen
Thomas
Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehen!
ohne sie zu bemerken Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern ... und hüte mich, mit
ihm ...
erschrocken Hallo Paps! Du bist ja schon da?!
Morgen, mein Sternchen. Küsschen Ich bin immer der erste auf der Bühne. Irgendjemand muss doch die Probe einrichten, oder?
Aber heute fangen wir doch erst um elf an, wenn der neue Regisseur kommt.
Wer sagt denn sowas! Haben wir etwa Zeit zu verlieren? In vier Wochen muss der
Faust fertig sein. Die Probe beginnt wie immer um zehn. Da haben wir schon etwas
vorzuweisen, wenn der Neue dann kommt.
Oh Paps, ich bin ja so aufgeregt, mir ist schon ganz schlecht. Sie nimmt einen Apfel
aus der Handtasche und beißt ab. Stell dir vor, der mag mich vielleicht nicht und
nimmt mir das Gretchen wieder weg!
Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, mein Sternchen. Er entdeckt, dass sie
isst. Auf der Bühne isst man nicht, wie oft muss ich dir das noch sagen! da Sternchen
sich unbeeindruckt zeigt Das bringt Unglück! Sternchen wirft erschrocken den Apfel
hinter die Kulissen. Aus dem Off hört man ein lautes „Aua" Na bitte, was habe ich gesagt?! THOMAS THALER, ein junger Schauspieler, ebenfalls im Probenkostüm
kommt auf die Bühne und reibt sich den Kopf
Na das ist doch mal eine nette Begrüßung. Morgen, Paps. er wirft Paps den Apfel zu
Morgen Tommi. Sternchen hat wieder mal auf der Bühne gegessen. wirft den Apfel zu
Sternchen
Ich war so erschrocken und da ...
Deswegen musst du mir den Apfel doch nicht gleich an den Kopf werfen.
Och, mein armer Tommi, entschuldige bitte. Komm her, ich puste mal.
Lass das Sternchen, ich bin ja nicht aus Zucker. sie zieht ihn an den Haaren Aua!
Ganz schön wehleidig für einen jugendlichen Helden.
Na warte, das wirst du mir büßen! mit tiefer Stimme Ich bin Carolus Vampirus der
Schröckliche! Komm her, du süßes, junges Blut! Sie läuft weg, er hinterher, er holt sie
ein und versucht, in ihren Hals zu beißen, sie wehrt sich lachend.
He da ihr zwei Spielwütigen! Spart euch eure Kräfte für die Probe. Ihr könnt mir lieber beim Aufbauen helfen.
Ist gebongt, Paps! ... Moment mal, ich meine, was willst du denn aufbauen? Hast du
das Bühnenbild denn schon gesehen?
Faust ist Faust, das ist so und das bleibt so. Aber wir können ja mit der Straßenszene
anfangen, da brauchen wir erstmal keine Dekoration.
Die Straßenszene? Das ist mein erster Auftritt! O ja, lasst uns damit anfangen!
Aber das ist doch mitten im Stück!
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken – solch ein Ragout, es muss euch glücken. Von wem ist das?
Thomas
Keine Ahnung.
Sternchen
Und davon jede Menge. Das ist aus dem Faust! Vorspiel auf dem Theater. Solltest du
vielleicht mal lesen, wenn du den jungen Faust spielen willst. Ich kann fast das ganze
Stück auswendig!
Thomas
Von mir kriegst du kein Bienchen, du Streberin. Willst dich wohl einkratzen bei dem
Neuen, was?
Paps
Nun hört doch mal auf mit dem Zeck. Los Tommi, sag bei Drähtchen Bescheid, sie
soll alle einrufen. Wir wollen anfangen.
Erster Akt / Zweite Szene
Die Inspizientin DOROTHEA DRAHT schaut um die Ecke
Drähtchen
Alles klar, Paps. Hab’s schon gehört. Ich rufe sofort ein. zu Sternchen und Tommi im
Vorübergehen Hallo ihr beiden!
Thom/Stern: Morgen!
Das Inspizientenpult steht an der Seite und ist nur durch eine Wand von der übrigen
Bühne getrennt, vom Zuschauerraum aus einsehbar
Drähtchen
über Mikro Achtung für die Damen und Herren des Faust-Ensembles. Zum Probenbeginn bitte alle Beteiligten auf die Bühne. Ich wiederhole: Bitte alle Beteiligten sofort zur Bühne!
Paps
Danke, Dorothea.
Tommi
Wieso denn jetzt schon, ich wollte doch noch gemütlich einen Kaffee trinken!
Die DARSTELLER (außer Ludwig) kommen laut schwatzend auf die Bühne und begrüßen einander. Die Regieassistentin LISA FRISCH drängelt sich zu Paps durch.
Lisa
Morgen Paps!
Paps
Hallo Lisa! Wie geht es dir, mein Engelchen?
Lisa
Danke, noch geht es mir gut. Aber ich fürchte, es wird Ärger geben, wenn wir ohne
den Neuen anfangen. Wollen wir nicht doch lieber noch warten?
Paps
Nur immer zu – ich nehm's auf mich! Vier Wochen für den Faust – da
brauchen wir jede Minute, das weißt du doch genauso gut wie ich.
Lisa
Ja, aber ...
Paps
„Ja“ ist in Ordnung. „Aber“ ist gestrichen. Dieser Faust muss ein Renner werden,
sonst können wir hier dicht machen, das weißt du doch!
Lisa
Also gut. Zur Inspizientin Dora, könntest du bitte für Ruhe sorgen?
Drähtchen
klatscht in die Hände Ruhe bitte! Ruhe! Sucht euch einen Platz, wir wollen anfangen.
Es wird schlagartig still. LUDWIG kommt zu spät.
Ludwig
laut Entschuldigt, aber wir wollten doch erst um elf ...
Drähtchen
Ruhe bitte! Ludwig schnell auf seinen Platz
Lisa
Also, liebe Kollegen. Mit dem neuen Regisseur, Herrn Mortimer Schiller-Bach habe
ich bisher auch nur ... Gemurmel im Ensemble ...bitte keine dummen Bemerkungen, er
heißt wirklich so, aber er soll sehr gut sein, hab ich gehört.
Ludwig
Ja, das habe ich auch gelesen. Die Kritiker sind durchweg begeistert, aber was das
Publikum von seinen durchgeknallten Inszenierungen gehalten hat, steht nicht dabei.
Sarah
Ich habe gehört, er inszeniert sogar Märchen auf modern. Hat zum Beispiel Rotkäppchen ganz in blau auftreten lassen mit Latzhose und Basecap. das Ensemble lacht
Paps
Bitte macht doch nicht die Pferde scheu, lasst uns doch erst mal sehen, was der Mann
hier machen will. Weiter bitte, Lisa.
Lisa
Ja also, bisher habe ich auch nur am Telefon mit ihm gesprochen. Er hat noch einen
dringenden Termin und kann erst gegen 11 Uhr hier sein. Da wir nur wenig Probenzeit
haben, sollten wir schon anfangen, meint Paps. Was sagt ihr dazu? allgemeine Zustimmung Alle einverstanden - dann, bitte Paps.
Paps
Also dann, Kinder. Was soll ich sagen, ihr wisst ja alle selbst, wie viel von dieser Produktion abhängt. Dieser Faust muss genau aufs Auge des Publikums passen, sonst
können wir hier alle einpacken. Die Fördermittel sind nochmals gekürzt worden, das
heißt, wenn wir weiter existieren wollen, brauchen wir jeden Abend ein volles Haus.
Paps
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Sarah
Paps
Ludwig
Paps
Peter
Detlef
Paps
Eva
Paps
Thomas
Sternchen
Paps
Thomas
Sarah
Thomas
Paps
Thomas
Sternchen
Thomas
Christiane
Thomas
Paps
Thomas
Paps
Wir haben nicht viel Zeit für diese Arbeit, also bitte mit gelerntem Text auf die Probe
kommen und nicht ewig diskutieren, anstatt zu spielen. Gibt es noch Fragen?
Ja, wie sieht eigentlich mein Kostüm aus? alles stöhnt und lacht
Tut mir leid Sarah, aber für so spezielle Fragen bin ich nicht zuständig. Sonst noch
etwas?
Ja, ich hätte da mal eine Frage: Wozu brauchen wir eigentlich diesen Mortimer Dingsbums. Den Faust könntest du doch auch selbst inszenieren, Paps.
Wir kennen
uns gut, da geht es doch ganz anders vorwärts als mit einem neuen Regisseur.
Tut mir leid Ludwig, aber das kann ich dir auch nicht beantworten. Frage bitte den Intendanten, wenn er wieder zurück ist von seiner Gast-inszenierung in Krefeld.
Nachtigall ich hör dir trapsen. Dieser Mortimer Dingsbums kommt doch aus Krefeld,
stimmt’s?
leicht sächselnd Na klar, der Klüngel verschafft sich gegenseitig Arbeit und wir dürfen es dann ausbaden.
überhört die Anspielung Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich
auch endlich Taten sehen. Da ich das Bühnenbild noch nicht kenne, fangen wir mit der
Straßenszene an. Alle anderen haben erst mal noch Pause. Bitte Bühne frei! Gemurmel
im Ensemble
Ach komm Paps, lass' uns zusehen. Der Neue kommt doch bald, dann ist das Ensemble wenigstens beisammen.
Wie ihr wollt, aber dann bitte Ruhe! So, wir werden die Szene erst einmal lesen ...
Wozu das denn, die habe ich doch schon x-mal gelesen. Ich kann den Text schon Wort
für Wort auswendig.
Ich auch!
Wie ihr meint, dann spielt mir doch einfach vor, wie ihr euch den Anfang der Szene
gedacht habt.
Ist gebongt, Paps. Zu Sarah und Detlef Los, helft mir mal – wir brauchen noch ein
paar Leute auf der Straße.
beleidigt Hast du nicht was vergessen?
Bitte! Ihr steht dort hinten, Faust hier und Gretchen kommt von dort. Ach Paps, hättest
du wohl mal einen Blumenstrauß für mich?
Aber klar doch, Blumensträuße habe ich immer dabei. Er zieht einen kleinen Strauß
aus seiner Westentasche. Bitteschön!
Danke dir! Sie spielen vor; Tommi (Faust) tritt Sternchen (Gretchen) sofort in den
Weg, fällt vor ihr auf die Knie und spricht voller Pathos Mein schönes Fräulein ..., das
Ensemble beobachtet die beiden amüsiert ... darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit
Ihr anzutragen? Er reicht ihr den Blumenstrauß
hat sich zu Tommi herunter gebeugt und ist mit den Augen noch immer in seinem Blick
Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn. Erst drei Sekunden später reißt sie sich los und geht ab, die Souffleuse Christiane seufzt gerührt
schwärmend zu den anderen Schauspielern Beim Himmel, dieses Kind ist schön! So
etwas hab ich nie gesehen. zum nächsten Schauspieler Sie ist so sitt- und tugendreich,
und etwas schnippisch doch zugleich. zum nächsten Schauspieler Der Lippe Rot, der
Wange Licht, Die Tage der Welt vergess ich's nicht! ... Äh ... Geht zur Souffleuse Wie
geht es weiter, Christiane?
Wie sie die Augen niederschlägt ...
Ach ja! kniet vor Christiane; mit großer Intensität Wie sie die Augen nieder-schlägt,
hat tief sich in mein Herz geprägt. Wie sie kurz angebunden war, das ist nun zum Entzücken gar! Zu Paps, der noch immer auf dem Regiestuhl sitzt Hör, du muss mir die
Dirne schaffen!
laut lachend an das Publikum gerichtet Nun welche?
Sie ging just vorbei.
geht in Richtung Gretchens Abgang, spottend zu Tommi
Da die! Sie kam von ihrem Pfaffen, der sprach sie aller Sünden frei. Ich schlich mich
hart am Stuhl vorbei. Es ist ein gar unschuldig Ding, Das eben für nichts zur Beichte
ging; Über die hab ich keine Gewalt!
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Thomas
Paps
Thomas
Paps
Thomas
Paps
Thomas
Sternchen
Paps
schulterzuckend und laut zu den Umstehenden Ist über 14 Jahr doch alt. das Ensemble
lacht. Währenddessen kommt von den anderen unbemerkt MORTIMER SCHILLERBACH, der neue Regisseur herein und beobachtet die Szene
ebenfalls lächelnd Stopp! Moment, Moment, so geht das nicht Tommi.
Und wieso nicht?
sehr engagiert Weil du dir nicht überlegt hast, in was für einer Situation die Szene
spielt und in welchem Jahrhundert! Zu Faust's Zeiten und auch noch lange danach war
es unmöglich, einem Mädchen auf offener Straße den Hof zu machen. Was Faust tut,
ist schon sehr frech, aber trotzdem bemüht er sich, Gretchen nicht vor den anderen zu
kompromittieren. Ein Kniefall und Blumen gehen da gar nicht. Versuch es noch einmal, aber viel unauffälliger.
Ist gebongt, Paps.
Und du, Sternchen, denk an die Leute um dich herum. Faust gefällt dir, aber dennoch
ist es peinlich, auf offener Straße angesprochen zu werden und du bist erschrocken darüber. Also bitte, das Ganze von vorn. Sie spielen die Szene noch einmal.
geht wie zufällig neben ihr und hält sie unauffällig am Ellenbogen fest, sie bleibt erschrocken stehen, er leise zu ihr Mein schönes Fräulein darf ich wagen, Meinen Arm
und Geleit Ihr anzutragen?
vor Schreck einen Moment stumm, dann verlegen Bin weder Fräulein, weder schön,
kann ungeleitet nach Hause gehn. Schnell ab
Na bitte, das war doch schon viel besser!
Erster Akt / Dritte Szene
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Paps
Mortimer
Paps
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Sternchen
Mortimer
Sternchen
Tommi
Mortimer
im langen schwarzen Mantel, Schlapphut, sehr gut gelaunt und mit hemdsärmeliger
Freundlichkeit Diese Ansicht kann ich leider nicht teilen! Guten Tag, die Herrschaften. Ensemble murmelt fragend Antwort Mein Name ist Mortimer Schiller-Bach und
ich bin der Regisseur dieser Faustinszenierung.
Oh, Herr Schiller-Bach, Sie sind schon da – wir hatten Sie erst gegen 11 Uhr erwartet.
Ich hoffe, meine Pünktlichkeit ist kein Problem für Sie, mein Kind. Lacht
Nein, nein ... tja ... eh ... Darf ich Sie mit dem Ensemble bekannt machen?
Ich bitte darum.
Also, das ist Paps. ... Ich meine das ist Ferdinand Vater, genannt Paps, sozusagen das
Faktotum des Theaters.
will Mortimer die Hand reichen, doch der sieht weg und blättert im
Regiebuch, Paps bleibt dennoch freundlich Ja, also eigentlich bin ich Schauspieler
und ich spiele den Mephisto. Aber wenn Not am Mann ist, und das ist hier fast immer,
dann bin ich auch noch Requisiteur, Techniker und Regisseur.
Dann können Sie sich jetzt entspannen, mein Bester, denn ich bin hier der Regisseur.
Das weiß ich Herr Schiller-Bach und ich wollte ja auch nur ...
Schon gut, schon gut! Danke, der nächste bitte!
Natürlich, Herr Schiller-Bach. Also, ich bin Lisa Frisch, die Regieassistentin, das ist
Dorothea Draht, genannt Drähtchen, ist die Inspizientin, sie kümmert sich äußerst zuverlässig um Licht und Toneinsätze und ...
Mein Gott, wollen Sie mir auch noch den Pförtner vorstellen? Die Schauspieler muss
ich kennen – das genügt vorerst völlig. Zu Sternchen Oh, wer ist denn dieses schöne
Kind?
Das ist ...
steht auf und geht zu Mortimer Ich heiße Juliane Stern, genannt Sternchen und spiele
das Gretchen.
anzüglich Sehr vielversprechend!!!
Danke, Herr Schiller-Bach.
drängt sich dazwischen Thomas Thaler – der junge Faust. Hallo!
Gut, gut. Zu Eva Und wie darf ich Sie nennen, meine Liebe? Mustert sie unverhohlen
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Eva
Mortimer
Sarah
Mortimer
Sarah
Mortimer
Christiane
Mortimer
Ludwig
Mortimer
Ludwig
Mortimer
Paps
Mortimer
Mortimer
Thomas
Sternchen
Mortimer
Sternchen
Thomas
Mortimer
Eva Lux – ich spiele Frau Marthe.
Aha! Sehr angenehm! Er ignoriert die ältere Sarah, die drängt sich zwischen ihn und
Eva
dramatisch Ich bin Sarah Bernsdorf - ich gebe die Hexe!
Ah ja. will sich wegwenden, wird jedoch von Sarah zum Zuhören gezwungen.
Du musst verstehn, aus Eins mach Zehn und Zwei lass gehen und Drei mach gleich so
bist du reich. Verlier die Vier aus Fünf und Sechs so sagt die Hex mach Sieben und
Acht, so ist‘s vollbracht. Und Neun ist eins und Zehn ist keins – das ist das Hexeneinmaleins. Das Ensemble klatscht, Sarah geht stolz zu ihrem Platz.
zu Christiane Und wer sind Sie?
erschrocken Ich bin das Lieschen ... das Ensemble lacht ... ich meine, ich spiele das
Lieschen. Ich heiße Christiane Warmherz, Herr Schiller-Bach und bin hier Souffleuse
... und Schauspielerin!!
Sehr nette Damen, hier im Ensemble, wirklich, sehr nett!
geht auf Mortimer zu Guten Tag, Herr Schiller Bach. Sehr erfreut sie kennen zu lernen. Mein Name ist Ludwig von Löwenhaupt und ich ...
Danke, das genügt erst mal. er lässt Ludwig stehen
Was soll das heißen!
Ich sagte, das genügt erst mal! Die übrigen lerne ich dann bei der Arbeit kennen.
Ludwig wirft sich empört seinen Schal um und setzt sich
Ein paar Worte zu meiner Person: Ich war ganz früher einmal Schauspieler, so wie
Sie, arbeite aber nun schon seit über 10 Jahren als Regisseur auf den großen Bühnen
Deutschlands und habe mich auf Drängen Ihres Intendanten entschlossen, auch einmal
in der Provinz zu inszenieren. So, zunächst möchte ich, dass Sie meine Sicht auf die
eben geprobte Szene kennen lernen. So verstaubt, wie hier inszeniert wurde, geht das
natürlich nicht.
angespannt, aber sachlich Entschuldigen Sie, Herr Schiller-Bach. Das ist ein Missverständnis. Ich wollte den jungen Kollegen nur ein paar wichtige Grundlagen vermitteln.
nimmt Paps vertraulich in den Arm Natürlich, mein Bester, ich weiß, dass ich mich
auf Sie verlassen kann. Also passen Sie gut auf und erzählen Sie mir, wenn jemand im
Ensemble gegen mich arbeitet, ja? er lässt Paps stehen, der geht kopfschüttelnd zur
Seite
zu den anderen Mir ist durchaus bewusst, dass Sie hier an dieser Provinzbühne noch
nicht viel mit modernem Regietheater zu tun gehabt haben. Dafür können Sie nichts,
aber das macht es natürlich auch nicht einfacher für mich. Dennoch kann ich Ihnen
versprechen, dass ich hier einen Faust hinlegen werde, über den Kritiker aus ganz
Deutschland Lobeshymnen singen werden. Dazu brauchen wir natürlich auch entsprechende Kostüme. Und da sich hier in Ihrem kleinen bescheidenen Fundus sicher
nichts Brauchbares finden lässt, habe ich für die Probe schon mal ein paar mitgebracht, damit Sie sich das Ganze besser vorstellen können. Faust und Gretchen, zeigen
Sie mir bitte die Garderoben.
wenig begeistert Ist gebongt.
korrigiert Tommi nachdrücklich Aber gern, Herr Schiller-Bach.
Nennen Sie mich einfach Mortimer, meine Liebe!
Aber gern, Mortimer. sie strahlt ihn an, Tommi zieht sie von der Bühne
Komm, mein Sternchen.
Ich bin gleich wieder da! Mortimer, Tommi und Sternchen ab
Erster Akt / Vierte Szene
Eva
Paps
Eva
läuft ihm hinterher und ruft empört Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ich glaub mein
Schwein pfeift. Was will denn dieser Affe hier bei uns!
Also bitte, Eva!! Wenn er uns hört ...!
Na und!
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Peter
Paps
Lisa
Paps
Ludwig
Sarah
Christiane
Paps
Drähtchen
Paps
Lisa
Detlef
Eva
Mortimer
Ludwig
Mortimer
Ludwig
Mortimer
Ludwig
Mortimer
Paps
Mortimer
Wenn schon, sie hat doch recht!
zu Eva Pass auf, ob er zurückkommt!
Wie der dich behandelt hat, Paps, das kannst du dir doch nicht so einfach gefallen lassen!
engagiert Aber es geht doch gar nicht um mich! Wir brauchen unbedingt einen bekannten Regisseur für unseren Faust. Und wenn dieser Schiller-Bach ein bisschen verrücktes Theater macht, lockt das vielleicht mehr Leute an als sonst!
Ein bisschen verrückt? Wir haben ja schon allerhand Spinner hier gehabt, aber der
schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht.
springt auf und geht mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen im Kreis
Ohmmmmmmmmmmm ........ Er verbreitet negative Schwingungen – ich fühle es genau! sie hustet
Negative Schwingungen? Der geht über Leichen - da bin ich sicher!
Aber nun regt euch doch nicht so auf. Neue Besen kehren gut – das ist immer so. Ich
habe hier schon so viele kommen und auch wieder gehen sehn...
Ich auch, aber so arrogant war noch nie einer. Ich fresse einen Besen, wenn der wird
uns nicht das Genick bricht.
Nur nicht so dramatisch, Drähtchen. Ein neuer Chef ist für jede Firma eine Herausforderung. Wir werden ihn schon irgendwie hinbiegen, damit wir mit ihm arbeiten können.
Hinbiegen? Und wann sollen wir das machen? In vier Wochen ist Premiere!
Also ich will ja nicht meckern, aber was der vorhat, ist ein Experiment am lebenden
Theater – und das ist garantiert nichts für unser Publikum!
Achtung, er kommt zurück! alle setzen sich wieder; MORTIMER
So, das war das. Nun zu Ihnen. Wie Sie wissen, ist der Faust ziemlich schwere Kost
fürs Publikum: Viel zu kompliziert und viel zu lang. Wir werden das Werk also kürzen müssen. Nehmen Sie doch bitte Ihre Textbücher zur Hand. Wir streichen also zunächst einmal den Text in der Szene „Vorspiel auf dem Theater“ – daran werde ich
Ihnen gleich das geniale Prinzip meiner gesamten Inszenierung verdeutlichen. Zu
Ludwig Bitte lesen Sie doch mal den ersten Abschnitt!
Ich soll ...?
Lesen, einfach den Text vorlesen, bitte.
schluckt etwas, liest aber sehr engagiert Ihr beiden, die ihr mir so oft, In Not und
Trübsal, beigestanden, Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen Von unsrer Unternehmung hofft? Ich wünschte sehr der Menge zu behagen, Besonders weil sie lebt und
leben lässt. Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, Und jedermann erwartet sich
ein Fest.
Danke, danke, das genügt schon. Was fällt Ihnen auf?
Nun, ich nehme an, dass Goethe damit seine eigenen Qualen als Theaterdirektor beschrieben hat ... Es geht ihm genauso wie uns, er will ein neues Stück machen, das
beim Publikum gut ankommen soll und er weiß nicht, wie er das am besten anstellen
kann.
Ja, sicher, aber wen interessiert das heute noch! von sich überzeugt Was ich meine,
sind die geflügelten Worte in dem Text. Zum Beispiel: Die Pfosten sind, die Bretter
aufgeschlagen – das kennen die Leute und auf solche Stellen werden wir uns konzentrieren. Wir streichen also nach: Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen und jedermann erwartet sich ein Fest - die Seite runter, ungläubiges Gemurmel im Ensemble
... ja ja! und Strich bis zur nächsten Seite unten „Wer vieles bringt, wird manchem
etwas bringen“ – die nächste bekannte Stelle. Ruhe bitte! Die nächsten Seiten bitte
ebenfalls vollständig streichen bis auf : Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich
auch endlich Taten sehen. Haben Sie das?
entsetzt Aber, das können Sie doch nicht machen, da wird ja der Vers total zerpflückt
und von Goethes Werk großartigem Werk bleibt kaum etwas übrig! Zustimmung im
Ensemble
begeistert Das haben Sie vollkommen richtig erkannt, mein Freund. Da zeigt sich die
Genialität meines Prinzips: Von diesen langweiligen sieben Seiten bleiben genau 3
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Paps
Mortimer
Thomas
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Mortimer
Lisa
Mortimer
Drähtchen
Sätze übrig – die sagen alles. Und Sie wissen ja: Was gestrichen ist, kann nicht durchfallen! Er lacht und erwartet Zustimmung vom Ensemble Na, was sagen Sie jetzt ? alle schauen weg
sehr ernst Tut mir leid, Ihnen das so sagen zu müssen, Herr Schiller-Bach, aber das
geht zu weit. So können Sie mit Goethes Werk nicht umgehen!
gut gelaunt und selbstsicher Da irren Sie sich. Ich kann! Ich kann und ich werde,
mein Bester! THOMAS aus dem Off
Wir wären dann soweit!
Oh gut, Moment bitte noch! Die Regieassistentin bitte mal!
Ja, Herr Schiller-Bach?
Ich brauche dringend einen Kaffee und etwas zu essen – eine Bockwurst wäre gut –
besorgen Sie das bitte.
Wollen wir dann eine Pause machen?
Pause? Wieso, wir haben doch gerade erst angefangen!
Aber, Sie können doch nicht ...
Was kann ich nicht?!
.... auf der Bühne essen!
Verschonen Sie mich mit diesem alten Theaterquatsch und bringen Sie mir endlich
meine Bockwurst! Lisa geht zögernd Ach ja, und besorgen Sie mir ein grünes Gummikrokodil zum Aufblasen!
verständnislos Ein grünes Gummikrokodil?
Genau und ein bisschen Hoppla wenn ich bitten darf. Lisa nach Verständigung mit
Drähtchen ab
über Mikrofon Requisite, bitte ein grünes Gummikrokodil zur Bühne! Ich wiederhole:
Ein grünes Gummikrokodil zur Faustprobe!
Erster Akt / Fünfte Szene
Mortimer
Paps
Mortimer
Paps
Mortimer
Eva
Mortimer
So und nun werde ich Ihnen zeigen, wie man heute modernes Theater inszeniert. Der
Faust bitte!
THOMAS kommt zögernd hervor, er trägt flippige Jeans und ein knallbuntes Hemd
mit einem Seidenschal.
Ja, sehr gut, bitte mal dort hinstellen... und jetzt Achtung: Das Gretchen bitte.
STERNCHEN mit super kurzem Lackminirock, freizügigem Oberteil und Netzstrümpfen kommt ebenfalls etwas unsicher auf die Bühne. Das Ensemble ist entsetzt, Paps
beherrscht sich nur mühsam. Mortimer klatscht
Bravo, Sie sehen toll darin aus, mein Sternchen. Ja meine Damen und Herren, da
staunen Sie was! Da gibt es was zu gaffen für die Leut! Und nun passen Sie auf. Mephisto, im weißen Anzug, schwarzes Hemd und Goldkettchen ist der Zuhälter, der
Gretchen auf den Strich schickt. Ich demonstriere das mal. Flüstert Sternchen etwas
zu, sie geht langsam nach vorn. Sehr gut, Sternchen, aber ein bisschen mehr mit dem
Hintern wackeln und den Gang bitte viel erotischer. Sie wiederholt den Gang Gut, einen Moment bitte. Wo bleibt das Gummikrokodil? es wird auf die Bühne gereicht,
Drähtchen gibt es weiter Heißen Dank. So, das Krokodil bekommt Faust in die Hand
– er ist der Freier und steht dort drüben. Er schaut sich die Leute an, die vorübergehen
und streichelt dabei das Gummikrokodil.
Und wozu?
Was, wozu?
Wozu hat Faust ein Gummikrokodil und warum soll er es streicheln?
Das ist modernes Theater mein Bester. Es muss keinen Sinn haben. Das Publikum soll
sich selbst einen Reim darauf machen.
Reim dich oder ich fress dich, wahrscheinlich.
Meine Liebe, Ihre Bemerkung macht deutlich, dass Sie hier mit solcher Art von Kunst
nicht vertraut sind. Ich erkläre es Ihnen noch mal ganz einfach. Faust hat Sehnsucht
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
nach einer Frau, hat aber noch keine. Also drückt er diese Sehnsucht aus, indem der
das Gummikrokodil streichelt. Alles klar? So, weiter geht es. Der Freier Faust geht also mit dem Krokodil unter dem Arm auf die Nutte Gretchen zu und macht sie an. Das
Ensemble reagiert empört Ruhe bitte!
Thomas
unsicher Mein schönes Fräulein, darf ich wagen ...
Mortimer
Aber nein, nicht so artig junger Freund. Viel lasziver, fordernder. Passen Sie auf, ich
spiele es Ihnen vor. Anzüglich Mein schönes Fräulein darf ich wagen, Meinen Arm
und Geleit Ihr anzutragen? Verstanden? - Dann bitte nochmal!
Thomas
imitiert Mortimers Spielweise Mein schönes Fräulein darf ich wagen, Meinen Arm
und Geleit Ihr anzutragen?
Mortimer
Sehr gut und jetzt Gretchen bitte im gleichen Stil antworten.
Paps
ernst Sternchen bitte! Tu es nicht!
Mortimer
sehr scharf Ich verbitte mir diese ständigen Störungen!
Sternchen
mit erotischer Stimme Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause
gehn.
Mortimer
Hervorragend, meine Liebe und nun packen Sie den Freier am Schal und ziehen ihn
hinter sich her in ihre Kammer. Mephisto reibt sich grinsend die Hände und der Rest
der Szene ... ist gestrichen! Lob erwartend Na, was sagen Sie dazu, meine Herrschaften?!
Das Ensemble schweigt betreten und schaut weg. Mortimer ärgerlich Wo bleibt denn
der Kaffee, verdammt noch mal!
Lisa serviert Kaffee und Bockwurst, Mortimer setzt sich im Hintergrund auf eine Bank
und bedient sich
Detlef
winkt die anderen nach vorn Also ich will ja nicht unken, aber ich schätze, die Leute
werden schreiend davon laufen!
Drähtchen
Paps! Was sagst du jetzt!?
Paps
zu den anderen Ihr hattet recht. Aber lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken
ohne Ende. entschlossen zu Mortimer Herr Schiller-Bach, ich fürchte, unser Publikum
hier in der Provinz ist an solcher Art modernes Theater nicht gewöhnt und ich bin es
auch nicht. Es tut mir sehr leid, aber unter diesen Umständen kann ich den Mephisto
nicht spielen.
Mortimer
überspielt seine Überraschung Das ... macht nichts, dann ... dann besetze ich die Rolle eben um! ... Wer von Ihnen wollte denn schon immer mal den Mephisto spielen,
hm? er schreitet die Reihe der Schauspieler ab, jeder gibt ihm auf seine Art zu verstehen, dass er nicht interessiert ist, nonverbales Kräftemessen zwischen Paps und Mortimer
Ludwig
nach einer eisigen Pause Also ...
Mortimer
hoffnungsvoll Ja?
Ludwig
... wenn Sie meine Meinung hören wollen, Herr Schiller Bach ....
Mortimer
Will ich nicht. Das ist meine Inszenierung und es wird gemacht was ich sage, verstanden? Die Umbesetzung klären wir später. zu den anderen Die Darsteller bitte auf
Ausgangsposition, wir beginnen noch mal von... wir bee – ginnnneeen ... noch maaal
vooon .... er spricht immer langsamer, lässt die Bockwurst fallen und bricht zusammen. Das Ensemble umringt ihn erschrocken
Ludwig ... Dieser Mortimer .... starb uns sehr gelegen!
Christiane
Quatsch! Er ist ohnmächtig! Herr Schiller-Bach? Hallo, Herr Schiller-Bach, fühlen Sie
sich nicht wohl?
Sarah
Tja, der „alte Theaterquatsch“ stimmt also doch: Essen auf der Bühne bringt Unglück!
Drähtchen
nachdem sie den Puls gefühlt hat Ich werde einen Arzt rufen. Will ab
Detlef
Also ich will dich ja nicht aufhalten, aber ... wozu braucht der einen Arzt!
Drähtchen
Na hör mal ... !
Lisa
Detlef hat recht, Drähtchen. Ein Arzt ... kann da auch nicht helfen.
Paps
Was soll das heißen, Lisa?
Lisa
Na ja, ich habe gedacht, dass wir eine kleine Auszeit brauchen könnten um zu überlegen, wie es nun mit diesem Mortimer weitergehen soll. Und da habe ich ihm eben ...
etwas in den Kaffee getan.
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Paps
Lisa
Drähtchen
Lisa
Drähtchen
Lisa
Paps
Eva
Drähtchen
Lisa
Paps
Lisa
Sternchen
Eva
Sarah
Sternchen
Sarah
Sternchen
Paps
Drähtchen
Paps
Sternchen
Alle
Sternchen
Alle
Sternchen
Sarah
Paps
Christiane
Paps
Drähtchen
Du hast was?! ... Aber Lisa, du kannst doch nicht einfach ...
Ich musste es tun, Paps! Ich arbeite gern hier und wenn wir zumachen müssen, weil
dieser Mortimer unser Publikum vergrault, dann ist nicht nur mein Job futsch sondern
wir können uns alle beim Arbeitsamt melden. Also, was blieb mir übrig?
Was hast du ihm gegeben?
Ach, ... nur so eine kleine Pille.
streng Was für eine Pille?
Eine Pille ... für mein Pferd. Na ja, wenn es zum Beschlagen muss, ist es immer ziemlich aufgeregt und davon wird es ruhiger.
Du hast ihm eine Pferdepille gegeben?
Ja bist du denn des Wahnsinns fette Beute? Die ist doch viel zu stark für einen Menschen, davon kann der eingehen! Das Ensemble beugt sich erschrocken über Mortimer
Paps, einen Spiegel bitte. Paps zieht einen Spiegel aus seinem Kostüm, Drähtchen hält
den Spiegel vor Mortimers Mund, alle warten gespannt, dann schnarcht Mortimer
laut.
Na bitte, nix passiert. Er schläft nur. das Ensemble zerstreut sich
Also wirklich, Lisa, du hast Ideen!
Eben nicht! Helft mir doch mal, wie kommen wir nun aus diesem Schlammassel raus?
Wir müssen ihm irgendwie klar machen, dass unser
Publikum nicht auf modernes
Regietheater steht!
Woher willst du das wissen? Ich finde Mortimers Ideen gar nicht schlecht.
Das war klar.
Es hat schon manche ihr Fähnlein in den neuesten Regiewind gehängt
und ist dann doch nur im Bett des genialen Regisseurs gelandet.
Wie bitte? Was soll denn das bedeuten?
Du weißt ganz genau was ich meine, Herzchen.
Unverschämtheit, so was muss ich mir nicht bieten lassen!
Hört auf damit, dafür haben wir jetzt keine Zeit. Drähtchen, wo ist eigentlich die Dekoration von Peterchens Mondfahrt?
Die hängt noch von der letzten Vorstellung unter den Probenwänden, warum?
Wunderbar, kommt mal alle her. Sie stecken die Köpfe zusammen und flüstern, dann
lachen alle.
Ohne mich. Ihr seid doch ... total verrückt!
Wieso denn ... ad lib.
Wenn das rauskommt, werdet ihr alle gefeuert!
Ach, Blödsinn...
energisch Drähtchen, ich bin in meiner Garderobe! Ab
Lasst sie gehen, das ist kein Verlust.
enttäuscht Für mich schon!
Also ich weiß nicht, glaubt ihr denn wirklich, dass wir das schaffen können?
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.
Also los, wer macht mit? Alle melden sich Los, wir dürfen keine Zeit verlieren. Wer
weiß, wie lange die Pferdepille noch wirkt. Deddel, Peter und Thomas – ihr baut die
Bühne um und die anderen kümmern sich um die Nebenräume - falls er versucht abzuhauen müssen die auch Tiptop sein!
Zweiter Akt / Erste Szene
Detlef, Peter und Thomas ziehen die schwarzen Probenstoffe von den Wänden. Zum Vorschein kommen hellblaue Wände mit Wolken darauf – eine märchenhafte Himmelsdekoration.
Detlef
Peter
betrachtet eine Wolkenwand Also ich will ja nicht meckern, aber wenn ihr mich fragt
- das wird nie was.
Und wieso nicht?
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Sigrid Vorpahl IM HIMMEL IST DER TEUFEL LOS (Leseprobe - theaterbörse GmbH)
Detlef
Peter
Thomas
Peter
Thomas
Paps
Drähtchen
Detlef
Drähtchen
Paps
Peter
Drähtchen
Detlef
Drähtchen
ten.
Paps
Weil er sofort merken wird woher der Wind weht. Der ist zwar arrogant, aber nicht
blöd. Das sieht doch jeder auf den ersten Blick, dass das nur Theaterwände sind.
Na und? Das macht doch nichts. Schließlich weiß doch keiner, wie es da oben wirklich aussieht. Vielleicht war ja da auch ein moderner Künstler am Werk und hat alles
neu druchgestylt! Komm, fass mal hier mit an. Und jetzt zugleich! Sie decken wieder
eine Wolkenwand auf
nach einer Pause Haben wir denn überhaupt genügend Kostüme dafür?
Na klar! Der Fundus ist voll davon. Da wird das Zeug wenigstens mal gebraucht. Ich
habe noch nie erlebt, dass ein Kostüm aus dem Fundus noch mal in einem anderen
Stück eingesetzt wurde. Aber alles jammert, weil das Geld knapp ist. Also wenn ich
hier was zu sagen hätte dann ... Mortimer bewegt sich im Schlaf
Pst! Er bewegt sich! ... Sie schleichen zu Mortimer und beobachten ihn.. Paps und
Drähtchen schon teilweise in Kostümen als Teufel, bzw. Engel
Was steht ihr denn da herum? Los, los, Lisa meint, er könnte bald wieder aufwachen.
Hier habe ich euch Kostüme und Perücken mitgebracht. Das hier ist für Peter (Hemd
und weiße Weste mit Blutfleck in dem ein Messer steckt) und das für Detlef (demolierter Anzug, Lenkrad als Requisit). Zieht euch schnell um und denkt euch schon mal
Namen aus. sie gehen hinter eine goldene Wand, die in der hinteren Bühnenmitte steht
und ziehen sich um
Was denn für Namen?
Ist doch ganz egal!
Passt auf! Ihr verwandelt euch jetzt in irgendwelche frisch verstorbenen Kerle und legt
euch neben Schiller-Bach. Wenn er wach wird, spielt ihr ihm vor, dass ihr auch gerade
neu angekommen seid.
Und wie sollen wir das machen?
Ihr tut so, als würdet ihr alles glauben was hier passiert, dann glaubt er es garantiert
auch. Verstanden?
Also ich will ja nicht meckern, aber ...
Eben. Also sei still und beeil‘ dich. Thomas, du kommst mit uns nach
hinAlso dann, toi, toi, toi Jungs! Seid gut – ihr wisst was davon abhängt! alle drei ab
Hier endet der Probetext.
Der vorliegende Text ist ein Ausschnitt des vollständigen Theaterstückes. Wir schicken Ihnen den Ausschnitt, damit Sie sich einen ersten Eindruck von dem Theaterstück machen können.
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