Nager im Garten

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BWagrar - 431 2009
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Niedlich und hungrig: Schermaus (links) und Feldmaus (rechts) können im Garten erhebliche Schäden an Pflan­
zen anrichten.
Fotos: Julius-Kühn-Institut
Vor Scher- und Feldmäusen schützen
Nager im Garten
Manche Nagerarten können Schäden im Haus- und Kleingartenbe­
reich hervorrufen.Trotzdem sind nicht alle Nager Schädlinge. So
finden sich beispielsweise Rötelmäuse, Gartenschläfer und Wald­
mäuse in Gartenanlagen, rufen jedoch keine oder unerhebliche
Schäden hervor. Treten Nageschäden im Garten auf, sind in der
Regel Schermaus oder Feldmaus die Übeltäter.
·Schermäuse werden oft auch
Wühlmaus oder grüße Wühl­
maus genannt. Sie sind die größ­
ten heimischen Wühlmäuse und
leben in etwa 40 Meter langen
Gangsystemen und werden bis
zu 150 Gramm schwer. Die
Hauptnahrung vün Schermäusen
ist Pflanzenmaterial, das sie di­
rekt vün ihren Gangsystemen aus
erreichen.
Vür allem im Winter benagen
die Tiere aber auch 'die Basis vün
Baumstämmen und können so.
Obstbäume und andere Gehölze
nachhaltig schädigen. Eine
Schermaus kann in einer Nacht
die Rinde an der Stammbasis ei­
nes jungen Apfelbaumes abschä­
len üder die Wurzel abfressen.
Neben den direkten Fraßschäden
wirken die aufgewürfenen Erd­
hügel im Garten für viele Men­
schen unästhetisch.
Auch Feldmäuse können im
Haus- und Kleingartenbereich
vorkümmen, allerdings in der
Regel nur dann, wenn der Garten
an Grünlandflächen grenzt und
in einem typischen Mäusejahr
Tiere von Grünlandflächen in die
Gärten abwandern. Feldmäuse
fressen neben Gräsern und Kräu­
tern auch Samen und FlÜchte
und nagen gelegentlich an Baum­
rinde. Auch Feldmäuse legen un­
terirdische Gangsysteme und
Nester in 20 bis 40 Zentimeter
Tiefe an und wiegen bis zu 45
Gramm. Im Gegensatz zur Scher-
maus sind Feldmäuse regelmä­
ßig an der Oberfläche aktiv.
I
Nicht jeder Hügel gehört
dem Maulwurf
Der Maulwurf ist kein Nagetier,
sondern ein Insektenfresser wie
die eng mit ihm verwandten
Spitzmäuse. Maulwürfe ernäh­
ren sich vor allem von Insekten
und Regenwürmern und fressen
keine Pflanzen. Deshalb rufen
Maulwürfe auch keine Pflanzen­
schäden hervor, sondern sind im
Haus- und Kleingartenbereich
durch die aufgewürfenen großen
Maulwurfshügel schlimmsten­
falls lästig. Der Maulwurf gehört
zu den in Deutschland nach der
Bundesartenschutzverordnung
unter besonderen Schutz gestell­
ten Arten. Seine Bekämpfung mit
tödlichen Methüden beipielswei­
se durch Fallen oder Gifte ist
nicht zulässig.
I
Mit Drahtkörben und
Zäunen schützen
Die Wurzeln von Einzelpflanzen
und kleine Pflanzengruppen las­
sen sich durch Drahtkörbe dau­
erhaft schützen. Die Pflanzkörbe
sollten mindestens das doppelte
Wurzelvolumen und eine Ma­
schenweite von 13 Millimeter
aufweisen. Blumenzwiebeln und
kleine Pflanzen können auch in
Gruppen in einen Drahtkürb ge­
pflanzt werden. Der Pflanzkasten
wird mit einem Drahtgeflecht
und als Abschluss mit Erde abge­
deckt, damit keine Mäuse vün
oben eindringen können und der
Drahtkorb nicht sichtbar ist.
Barrierezäune schützen nach~
haltig, weil die Zuwanderung
von Nagern verhindert wird. Ma-
FA Z I T
Zahlreiche Möglichkeiten Für den Haus- und Kleingarten­
bereich stehen eine Reihe un­
terschiedlicher Methoden zur
Abwehr von Nagerschäden zur
Verfügung. In den meisten Fäl­
len lassen sich Scher- und Feld­
mäuse effektiv durch Fallenfang
beseitigen, Maßnahmen, die
über die Gartengrenzen hinaus
wirken, sollten mit den Nach­
barn koordiniert werden. Zum
einen steigt dadurch die Wirk­
samkeit der Maßnahmen, zurn
anderen lassen sich Konflikte
vermeiden, wenn die Nager
Auch Mihren stehen auf dem Speiseplan der Schermäuse.
Treten Erdhügel, aber keine
Pflanzenschäden auf, ist keine
Schermaus anwesend. Die unter-,
schiedlichen Erdhaufen, die von
Maulwürfen und Schermäusen
produziert werden, erlauben die
Differenzierung zwischen diesen
Arten, selbst wenn die Tiere nicht
zu sehen sind. Die Schermaus
legt hochovale Gänge an und
schiebt beim Ausbau ihrer Gang­
systeme das Erdreich rechts und
links vüm Gang zu flachen und
feinkrümeligen Hügeln zusam­
men. Die Hügel können zahlreich
sein und eng beieinander sowie
übereinander liegen. Der Maul­
wurf dagegen gräbt querovale
Gänge und schiebt das Erdreich
direkt über den Gang in grüßen,
einzeln stehenden Haufen mit
grobscholliger Struktur zusam­
men.
durch die Wirkung von Repel­
lentien von einem Garten in den
nächsten wandern.
Bei der Anwendung von Ro­
dentiziden ist zu bedenken,
dass dadurch das Risiko uner­
wünschter Auswirkungen auf
Nicht-Zielarten steigt und diese
Methode deshalb auch nicht mit
der gezielten Ansiedlung von
Fressfeinden vereinbar ist. In je­
dem Fall ist die regelmäßige
Beobachtung des Befallsge­
schehens sinnvoll, damit recht­
zeitig reagiert werden kann. 0
Familie und Landleben 4
Vagrar - 43/2009
Garten und Hobby
Der Gemüsegarten
Dasistnoch
zu erledigen
einer Nacht kann eine Schermaus die Rinde an der
melbasis eines jungen Apfelbaums zerstören.
hendraht von einem Meter Hö­
: mit etwa zehn Millimeter Ma­
henweite wird dazu rund 50
~ntimeter tief eingegraben, 50
~ntimeter ragen nach dem Ein­
aben aus der Erde. Wenn die
leren zehn Zentimeter des Ma­
hendrahts nach außen abge­
rikelt werden, können Scher­
äuse nicht über den Zaun klet­
m.
Fallen früh genug
einsetzen
e Anwendung von Fallen sollte
:i den ersten Anzeichen von Be­
II mit Schermäusen erfolgen.
ingige Fallentypen sind bei­
ielsweise im Baumarkt erhält­
h. Die Fallen werden in den
öffneten Gang eingebracht
ld mit frischen Apfel- oder
öhrenstücken beködert. Feld­
äuse lassen sich mit handelsüb­
hen Schlagfallen gut fangen,
ZUM THEMA
Wenig hil'freich
Die bisher getesteten Geräte,
die zur Abschreckung von
Schermäusen bestimmte
Schallwellen oder Vibrationen
~rzeugen, sind nicht hinrei­
::hend wirksam. Es gibt eine
;:Janze Reihe von Hausmitteln,
jie der Abschreckung von
Schermäusen dienen sollen.
Dazu gehören Tierhaare,
!<:noblauch, Glasscherben
Jnd Molke. Diese Mittel zei­
;:Jen ebenso wie der Anbau
:lestimmter Pflanzen nur un­
wreichende Wirkung.
0
Solche in den Boden eingelassenen Zäune schützen
effektiv vor Wühlmausbefall.
wenn die Fallen direkt vor die
Baueingänge gestellt werden. Als
Köder eignen sich zum Beispiel
Erdnussflips. Eine Abdeckung
der Feldmausfallen mit einem
Stück Dachrinne oder ähnlichem
Material verhindert, dass Vögel
in die Fallen geraten und es kann
den Fangerfolg erhöhen.
I
Mit Repellents vertreiben
statt fangen
Zum Vertreiben von Schermäu­
sen sind mehrere Präparate mit
Calciumcarbid zugelassen. Ro­
dentizide zur Anwendung gegen
Feldmäuse im Haus- und Klein­
gartenbereich enthalten den
Wirkstoff Zinkphosphid. Gegen
Schermäuse sind die Akutgifte
Zinkphosphid und Aluminium­
phosphid, die zum schnellen Tod
der Schermäuse führen, und die
Wirkstoffe Chlorphacinon und
Warfarin zugelassen.
Die beiden letzten Wirkstoffe
wirken blutverdünnend und ent­
falten ihre Wirkung erst nach ei­
nigen Tagen. Dadurch können
die Tiere Giftaufnahme und -wir­
kung nicht in Verbindung brin­
gen und erlernte Ködervermei­
dung tritt nicht auf, Rodentizide
müssen direkt in die Wühlmaus­
gänge abgelegt werden. Dazu ist
es sinnvoll, zum Beispiel mit ei­
nem großen Schraubenzieher,
den Gang zu suchen und dann
vorsichtig mit einem Pflanzste­
cher zu öffnen. Nach dem Ein­
bringen des Köders wird die Öff­
nung so verschlossen, dass der
Gang frei bleibt und weiter von
den Mäusen genutzt werden
kann. Zunächst kann mit einer
kleinen Menge Köder getestet
werden, ob eine befriedigende
Köderannahme erreicht wird
oder ob auf ein anderes Mittel
ausgewichen werden muss.
Da Mäusekadaver in der Regel
kaum gefunden werden, ist die
Anzahl toter Tiere kein guter An­
haltspunkt für die Wirksamkeit.
Es ist hilfreich, wenn die Anwen­
dung zeitgleich auf benachbar­
ten Befallsflächen erfolgt, damit
das Problem der Wiedereinwan­
derung von Tieren verringert
wird.
I
Fressfeinde in den
Garten locken
Eine Vielzahl von Tag- und
Nachtgreifen, aber auch terrestri­
sche Raubtiere ernähren sich von
Scher- und Feldmäusen. Dazu
gehören unter anderem Mäuse­
bussard, Graureiher, Schleiereu­
le, Turmfalke sowie Mauswiesel
Fuchs, und Steinmarder. Auf Na­
getiere spezialisierte Fressfeinde
wie die Schleiereule fangen eine
hohe' Anzahl von Mäusen. So
liegt der tägliche Futterbedarf
bei sechs Mäusen. Sind Jungtiere
zu versorgen, steigt die Zahl der
erbeuteten Mäuse bis auf 40.
Damit sich eine positive Wir­
kung von Fressfeinden entfalten
kann, müssen diese vorkommen
und gute Jagdbedingungen vor­
finden. Bei kurzer Vegetation
und wenn wenig Refugien wie
Schutthaufen oder Gartenabfälle
vorhanden sind, ist es für viele
Räuber einfacher, Mäuse zu er­
beuten. Werden Nistkästen, -röh­
ren und Ansitzstangen ange­
bracht, können sich Fressfeinde
gut ansiedeln. Auch Refugien
wie Steinhaufen, aneinander ge­
lehnte Steinplatten oder vorge­
fertigte Wiesel-Nistkästen unter­
stützen Fressfeinde.
Dr. Jens Jacob, Julius-Kühn-Institut
• Für die Ernte von kälte­
empfindlichem Wurzelge­
muse wird es jetzt höchste
Zeit. Dies gilt besonders für
Möhren, Rote Bete und Sel­
lerie.
• Diefröstharten Schwarz­
wurzeln können dagegen
bis zum Verbrauch auf den
Beeten bleiben. Um die Ern- ­
te bis inden Winter hinein
vornehmen zu können, wird
die Ernte zwischen den Rei­
hen etwa handhoch mit tro­
ckenem Laub oder kurzge­
schnittenem; trockenem­
- Stroh bedeckt.
Auch Porree kann auf
dem Beet bleiben. Man
kann ihn auch ausheben
und an einer leichtzugäng­
lichen Stelle oder in einem
. offenen Fruhbeetkasten ein­
schlagen. Im Einschlag-be­
steht jedoch erhöhte Fäul­
nisgefahr.
• Beete mit Winterspinat; Feldsalat und Winterzwie­
beln sind flach zu hacken und von Unkraut zu befrei­
en. Unkrautfreie Beete las­
sen sich später leichter beernten. Das Spargelkraut wird
erst abgeschnitten, wenn es ­
vollkommen abgestorben
ist. Um der Ausbreitung des
Spargelrostes entgegenzu­
wirken, ist das Kraut, wo er­
laubt,zu verbrennen oder
unter Zusatz von Kalkstick­
stoff oder Kompostbe­
schleuniger zu verkompos­
tieren.
• Zur Gewinnung von Ge­
müseSamen können aus gut
getrockneten Fruchtständen
die Samen, je nach Art des
Samenstandes, ausgepult,
ausgeschüttelt oder ausge­
rieben werden. Die gesäu­
berten-Samen sind trocken,
dunkel und kühl aufzube­
wahren. Ein guter Schutz
für die trockenen Samen
vor Mäusefraß sind Weck­
gläser oder Blechdosen mit
Deckel.
• Bei feuchtem Herbstwet­
ter auf Schneckenbefall ach­
ten.
Günther Huber