Schall und Rauch. Industriedenkmäler bewahren

Jahrestagung
der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland
Schall und Rauch. Industriedenkmäler bewahren
13. bis 15. Juni 2016 in Oberhausen
in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
und dem Bund Heimat und Umwelt in Deutschland
mit Unterstützung durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des
Landes Nordrhein-Westfalen und den Landschaftsverband Rheinland
Industrie- und technische Anlagen stehen seit über vier Jahrzehnten im Blick der Denkmalpflege.
Wie kaum eine andere Region in Deutschland ist das Rheinland als Wiege der Industrialisierung und
Nordrhein-Westfalen insgesamt mit seiner einzigartigen Dichte an Industriedenkmälern beispielgebend für einen schützenden Umgang mit den Zeugnissen der Industrie- und Technikgeschichte. Hier
lässt sich an vielen Objekten noch anschaulich die Entwicklung Deutschlands von einer agrarisch
geprägten Region zu einer der führenden Industrienationen nachvollziehen, beispielsweise von den
frühindustriellen Zeugnissen der Eisenverhüttung über die hochindustrielle Phase der Montanindustrie mit ihrem weit verzweigten Netz der Verbundwirtschaft bis zum bis heute andauernden Strukturwandel und der Entwicklung neuer Industrietechnologien.
Vielfältige erfolgreiche, wenngleich nicht immer einfache Denkmalerhaltungen, besonders kleinerer
Objekte, lassen sich auf das große Engagement von Heimat- und anderen ehrenamtlichen Vereinen
oder neue innovative private und gewerbliche Nutzer zurückführen. Bahnhöfe und Mühlen, aber auch
andere kleinere Bauten und Produktionszweige stehen hier beispielsweise hoch im Kurs und können
bundesweit sicher die größte Unterstützergruppe auf sich vereinen. Schwieriger haben es großvolumigere und eher technisch geprägte Anlagen wie Zechen und Kokereien, Hochöfen oder die chemische Industrie.
-2-
Angesichts wachsender wirtschaftlicher Interessen wird die Frage der Inventarisation und Erhaltung
von Industrieanlagen genauso thematisiert wie die Haltbarkeit oder Neuausrichtung von Nutzungsstrategien der „ersten Stunde“, wie sie in Form der Industriemuseen, von Stiftungsmodellen und
weiterer industriekultureller Umwidmungen oder Inszenierungen vorgenommen worden sind.
Die Internationale Bauausstellung Emscher Park hat für Nordrhein-Westfalen, aber auch darüber
hinaus wegweisende Impulse für einen Strukturwandel gesetzt. Ihr Erfolg war wesentlich von einer
hohen politischen Akzeptanz und staatlicher Förderung abhängig. In der Folge kam es zu viel beachteten Umnutzungen und Inwertsetzungen von Industriearealen, die vorwiegend mit einer kulturellen
Bespielung der Objekte einherging. Die Gefahr einer Übernutzung ist aber auch nicht von der Hand
zu weisen. Nicht immer ist Industriekultur mit Industriedenkmalpflege gleichzusetzen.
Ist die Zeit der öffentlichen Unterstützung vorbei? Mit der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 haben sich die
Städte im Ruhrgebiet noch einmal auf der Woge der Industriekultur als attraktive Standorte präsentiert. Neben einer touristischen Belebung hat es den Industriedenkmälern selbst in der Region aber
nur wenig Akzeptanz eingebracht. Fast im Gegenteil: Immer häufiger ist die Denkmalpflege mit Abbruchanträgen und der Forderung nach lediglich exemplarischer Erhaltung konfrontiert. Im Blick der
Tagung stehen daher auch Fragen nach den Rahmenbedingungen für erfolgreiche Industriedenkmalpflege in einer Zeit immer knapper werdender Kassen, aber auch, ob die Denkmalpflege für sich
einen Strategiewechsel vollziehen muss.
-3Programm
(Stand: 10. Februar 2016)
Veranstaltungsort für Plenum, Mitgliederversammlung und Arbeitsgruppen ist das
LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Hansastraße 20, 46049 Oberhausen.
Die Sektionen finden an separaten Orten statt.
Sonntag, 12. Juni 2016

12.00 Uhr – Amtsleiterkonferenz der Landesdenkmalpfleger

18.00 Uhr – Treffen der VdL-Arbeitsgruppe Volontärinnen und Volontäre
Montag, 13. Juni 2016
84. Tag für Denkmalpflege / Auftakt Jahrestagung
LVR-Industriemuseum
Zinkfabrik Altenberg, Kesselhaus
Hansastr. 20, 46049 Oberhausen

10.00 Uhr – Führungen durch das Museum (LVR) / Oberhausen (UDB Oberhausen)

12.00 Uhr – Mittagsimbiss/Kaffee

13.00 Uhr – Grußworte
Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VdL)
Michael Groschek, Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW
Milena Karabaic, Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, LVR
Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW

13.30 Uhr – Vorträge (je 20 Minuten)
Industriedenkmalpflege - Denkmalpflege der besonderen Art?
Schlaglicht NRW
Begrüßung und Einführung in das Thema
Dr. Andrea Pufke, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Schlaglicht Brandenburg
Dr. Thomas Drachenberg, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege
Schlaglicht Bayern
Mathias Pfeil, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Diskussion
Moderation: Dr. Holger Mertens, LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen

15.30 Uhr – Kaffeepause
-4-

16.00 Uhr – Berichte (je 10 Minuten)
Erhaltung durch Ehrenamt. Werkstattberichte zu den Tagungsorten
Moderation: Prof. Dr. Walter Buschmann; Dr. Martin Bredenbeck, Bund Heimat und Umwelt
Duisburg-Meiderich, Hüttenbetrieb
Dr. Wolfgang Ebert, Vorstandsmitglied European Route of Industrial Heritage (ERIH)
Essen, Zeche Zollverein
Susanne Abeck, Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e. V.
Köln-Mülheim, Schanzenstraßenviertel
Bodo Marciniak, Architekt, Umnutzung E-Werk, Köln
Oberhausen, Zinkfabrik Altenberg
Hartwig Kompa, Mitglied im Initiativkreis Altenberg bzw. SOVAT e. V.
Krefeld, Fabrikantenvillen am Bsp. von Verseidag
Klaus Reymann, Architekt, Krefelder Baudenkmal-Stiftung
Leitfragen:
Zur Geschichte der Rettung der Objekte: Wie kam es zu dem Interesse an dem Objekt? / Was waren
die Beweggründe? / Welche Menschen waren daran beteiligt? War es Heimatverbundenheit oder
Industriecharme? / Wie haben sich die Initiativen entwickelt? Was ist heute daraus geworden? Professionalisiert? Ist der Elan geblieben? / Fazit?

17.00 Uhr – Diskussion

18.00 Uhr– Ende

19.30 Uhr – Empfang des Landes Nordrhein-Westfalen (oder: des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen)
Gasometer Oberhausen
Grußwort
Michael von der Mühlen, Staatssekretär im Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und
Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
-5Dienstag, 14. Juni 2016
Fünf Sektionen vor Ort

8.00/8.30 Uhr – Hinfahrt
ab LVR-Industriemuseum, Hansastr. 20, 46049 Oberhausen

9.30 Uhr – Führung durch den Sektionsort als Einführung in das Sektionsthema (Exkursionsteil)

12.00 Uhr – Mittagspause

13.00 Uhr – Impulsbeiträge und umfangreicher Diskussionsblock
(4/5 Vorträge/Beiträge für jeweils max. 15 Minuten)

16.00 Uhr – Rückfahrt nach Oberhausen
-6Sektion 1 – Duisburg, ehem. Hütten- und Hochofenwerk Meiderich,
Landschaftspark Duisburg-Nord
Plenum im Magazin
Stadt- und Raumentwicklung.
Freiflächen- und Landschaftsplanung bei historischen Industrieanlagen
Im Zuge des Strukturwandels des Ruhrgebiets wurden bei der Neuausrichtung industrieller Altbereiche im Rahmen der Stadt- und Regionalentwicklung bevorzugt Flächen für Kultur, Erholung und
Freizeit geplant. Es sind Industriefolgelandschaften mit neuen Nutzungen entstanden. Die Internationale Bauausstellung Emscher Park unter Leitung von Karl Ganser hat 1989 bis 1999 neue Wege
im Umgang mit stillgelegten Industrieanlagen aufgezeigt, u. a. mit der Route der Industrienatur.
Zahlreiche Zechen- und Stahlwerkanlagen wurden dabei zu industriellen Landschaftparks entwickelt.
Auf dem rund 200 Hektar großen Gelände des 1985 stillgelegten Hütten- und Hochofenwerk Meiderich ist der Landschaftspark Duisburg-Nord entstanden.
Der Entwurf der Landschaftsarchitekten Latz + Partner zielte darauf ab, die denkmalgeschützten
Industrieruinen in einer Parkanlage für die Menschen der Region erlebbar und nutzbar zu machen.
Die ersten Flächen des Landschaftsparks Duisburg-Nord wurden 1994 der Öffentlichkeit übergeben.
Teile des Industriedenkmals sind heute zu begehen, insbesondere der museumsdidaktisch erschlossene Hochofenkomplex. Außergewöhnliche Freizeitangebote ziehen ein großes Publikum an: So ist
der Gasometer heute ein Tauchsportzentrum, in den früheren Erzbunkern befinden sich Klettergärten
des Alpenvereins, Gebläsehalle und Kraftzentrale dienen als Konzert- und Veranstaltungsorte. Der
Parkcharakter wurde zum einen durch die ökologische Entwicklung und Aufwertung vorgefundener
Landschaftselemente intendiert: Ruderalvegetation (d. h. Pflanzenwelt auf menschlich tiefgreifend
überprägten Standorten) darf sich auf bestimmten Flächen sukzessiv entwickeln; die „Alte Emscher“
wurde vom Abwasserkanal zum Frischwasser-Biotop. Zum anderen sind neu gestaltete Grünanlagenbereiche wie baumbestandene Plätze und Heckengärten entstanden. Landschaftsarchitektur verändert so den Blick auf die Industrieanlagen.
Die Referenten erläutern in der Sektion die historische Entwicklung dieser besonderen Freiflächenplanung, zeigen an Beispielen die fachlichen Grundlagen der Landschaftsarchitektur im Umgang mit
Industrieanlagen auf und bewerten industrielle Parkanlagen der letzten zwanzig Jahre denkmalpflegerisch, als Beitrag zur Entwicklung und Umgestaltung von Industriedenkmälern, aber auch als neue
Objekte der Denkmalinventarisation im Rahmen der Gartendenkmalpflege. Kann Landschaftsarchitektur, können postindustrielle Landschaftsparks oder gar postindustrielle Kulturlandschaft Mittel
zum Sichern denkmalwerter Industrieanlagen sein oder zumindest einen wesentlichen Impuls zum
Bewahren geben?
Vorbereitung:
Heinrich Walgern, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Dr. Kerstin Walter, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Führungen:
Egbert Bodmann, Landschaftspark Duisburg-Nord
Karl-Heinz Danielzik, Landschaftsarchitekt, Duisburg
Jens Daube, Architekt, Darmstadt
Thorsten Schrolle, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Moderation:
Volkmar Eidloth, Landesamt für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart
-7-
Sektionsbeiträge (je 15 Minuten)
Landschaftsarchitektur und Industriedenkmäler
Karl-Heinz Danielzik, Landschaftsarchitekt, Duisburg
Landschaftsparks auf historischen Industrieanlagen. Beispiele aus dem Ruhrgebiet
Dr. Kerstin Walter, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Urbane Industrielandschaft Berlin – Oberschöneweide
Dr. Hubert Staroste, Landesdenkmalamt Berlin
Vom Stadtgarten zum Emscher Landschaftspark.
Historischer Rückblick auf Gärten und Industrie im Ruhrgebiet
Michael Höhn, LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
„Beval-Ouest: Vom Stahlwerk zur Wissenschaftsstadt.
Das städtebauliche Konzept zur Erhaltung des Industriedenkmals.“ [AT]
Jean Goedert, Stadtarchitekt von Esch-sur-Alzette, Luxemburg
-8Sektion 2 – Krefeld, ehem. Verseidag-Fabrikgelände
mit Fabrikantenvillen Haus Lange und Haus Esters
Plenum in Haus Esters
Inventarisation von Bauten und Anlagen der Industrie und Technik (Arbeitstitel)
Wie jung und wie groß darf ein Industriedenkmal sein? Auch bei der Erfassung von Bauten und Anlagen der Industrie und Technik kommen die jüngeren und jüngsten Zeitschichten immer mehr in den
Blick. Während die Architektur der Nachkriegszeit zum Beispiel im Bereich des Wohnungs- oder Verwaltungsbaus schon seit längerem in den Fokus der Denkmalpflege gelangt ist, stellt sich zunehmend die Frage nach dem Denkmalwert von Industrie- und Verkehrsbauten der 1950/60er-Jahre
und auch der 1970/80er Jahre, für die bislang kaum systematische Erfassungen vorliegen und bei
denen sich somit die Einordnung der Objekte oft schwierig gestaltet.
Industriedenkmale sind oft großflächige, komplexe Anlagen, die vielfach nicht nur die Produktionsund Verwaltungsbauten, sondern auch die zugehörige soziale Infrastruktur wie Werkssiedlungen,
werkseigene Sportanlagen, Freiflächen etc. umfassen. Wie wird das Industriedenkmal in seiner Komplexität erfasst? Ist dazu eine interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig? Wie erfolgt dann die Eintragung des Industriedenkmals?
Ein noch relativ neues Thema ist die industrielle Kulturlandschaft. Während die agrarisch geprägte
historische Kulturlandschaft besser erforscht ist und mehr Akzeptanz genießt, wird jetzt immer mehr
die urbane, industriell geprägte historische Kulturlandschaft zum Gegenstand der Forschung. Gerade
im Welterbe-Kontext wird diese maximale räumliche Ausdehnung der Industriedenkmale in der
Landschaft derzeit diskutiert.
Wie sind diese neuen Themen, zum Beispiel die systematische Erforschung junger Zeitschichten,
organisatorisch zu bewältigen? Welche Kooperationen gibt es zurzeit in diesem Bereich? Brauchen
wir zur Unterstützung der Arbeit in den Fachämtern externe Bearbeiter/innen und Spezialisten/innen? Zu diesen drei Themenkomplexen werden jeweils Fallbeispiele vorgestellt, die als Impulse
für die Diskussion gedacht sind.
Vorbereitung:
Susanne Schöß, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Dr. Christine Onnen, Denkmalschutzamt Hamburg
Führungen:
Verseidag-Gelände
Veit Berroth, Stadt Krefeld, Untere Denkmalbehörde
Dr. Dorothee Heinzelmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Dr. Helmtrud Köhren-Jansen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Fabrikantenvillen Haus Lange und Haus Esters
Gerhard Hanisch, Stadt Krefeld, Untere Denkmalbehörde
Dr. Helmtrud Köhren-Jansen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Klaus Reymann, Architekt, Krefelder Baudenkmal-Stiftung
Moderation:
Dr. Christine Onnen, Denkmalschutzamt Hamburg
-9-
Sektionsbeiträge (je 15 Minuten)
Industriearchitektur der DDR – Denkmalwert und Stand der Erfassung (Arbeitstitel)
Jessica Hänsel, freiberufliche Kunsthistorikerin, Potsdam
Maintaining Megastructure as Young Heritage in the Netherlands? (Arbeitstitel, Vortrag wird auf
Deutsch gehalten)
Prof. Dr. Marieke Kuipers, TU Delft u. Niederländische Kulturerbebehörde (angefragt)
Zur Komplexität von Industriedenkmalen (Arbeitstitel)
Dr. Detlev Knipping, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Industrielle Kulturlandschaft im Welterbekontext (Arbeitstitel)
Rolf Höhmann, Büro für Industriearchäologie, Darmstadt (angefragt)
Denkmal auf ganzer Linie? Baukulturelles Engagement für die Bonner U-Bahn-Stationen
Dr. Martin Bredenbeck, Werkstatt Baukultur Bonn u. Bund Heimat und Umwelt
- 10 -
Sektion 3 – Köln-Mülheim, Areal an der Schanzenstraße
Plenum im „Stuntwerk Köln“, Carlswerk-Gelände
Industrial Chic.
Private Investitionen in Industrie- und Technikdenkmäler
Viele Erfolge in der Industriedenkmalpflege des Landes Nordrhein-Westfalen waren und sind das
Resultat staatlicher Strukturförderung in Verbindung mit kulturpolitischen Zielsetzungen. Die Zeche
Zollverein, das Hüttenwerk Duisburg-Meiderich und die Standorte des rheinischen und des westfälischen Industriemuseums wären ohne Landesmittel nicht zu erhalten gewesen. Abseits davon hat es
in den vergangenen Jahrzehnten immer auch wieder private Investitionen in Industrie- und Technikdenkmäler gegeben.
Das seit etwa 1870 sich entwickelnde Industriegebiet in Köln-Mülheim an der Schanzenstraße ist
dafür ein bemerkenswertes Beispiel. Schrittweise zog sich die industrielle Nutzung zurück und beschränkt sich heute auf das zur Saarstahl gehörende Drahtwerk. Die Initialzündung für eine Neubestimmung erfolgte 1990, als das ursprünglich städtische Kraftwerk der damals noch selbständigen
Stadt Mülheim zu einem Veranstaltungsort mit überregionaler Bedeutung wurde. Es folgten weitere
Umbauten freiwerdender Hallen und Stockwerksbauten. Unter den neuen Nutzern waren Unternehmen der Medien-Branche dominant. In den alten Werksbauten entstanden Studios u. a. für Harald
Schmidt und Stefan Raab. Mit dem Palladium wurde eine weitere Veranstaltungshalle geschaffen.
Während des Umbaus des Kölner Opernquartiers erhielt das Kölner Schauspiel an der Schanzenstraße in einer Werkshalle ein Ausweichquartier.
Um diese weithin bekannten Pioniernutzer siedelten sich zahlreiche Firmen mit Büroarbeitsplätzen
an, darunter der Verlag Bastei-Lübbe. Die großzügigen Raumverhältnisse in den Werksbauten, das
von Backstein und Stahlkonstruktionen geprägte Ambiente und der lebendige Nutzungsmix führten
zu einem bis heute anhaltenden Boom substanzorientierter Umnutzungen. Gute Umbaulösungen
kamen sowohl mit wie auch ohne denkmalpflegerische Betreuung zustande. Das Kölner Industrieviertel Mülheim-Nord könnte zu einem Modell werden mit einer weit über Köln hinausreichenden
Ausstrahlungskraft.
Vorbereitung: Prof. Dr. Walter Buschmann, Landesdenkmalpfleger a. D., Köln
Prof. Dr. Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen
Führung:
Claudia Bügner, Stadtkonservator Köln
Dr. Alexander Kierdorf, freiberuflicher Kunsthistoriker, Köln
Prof. Dr. Walter Buschmann, Landesdenkmalpfleger a. D., Köln
Moderation:
Prof. Dr. Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen
- 11 -
Sektionsbeiträge (je 15 Minuten)
Das Sulzer-Gelände in Winterthur
Dr. Hans-Peter Bärtschi, Architekt, Winterthur
Sächsische Wollgarnspinnerei in Leipzig-Plagwitz und andere privat finanzierte Umnutzungen von
Textilfabriken in Leipzig
Dr. Michael Streetz, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen
Entwicklung denkmalgeschützter Gewerbe- und Industrieimmobilien
Prof. Dr. Stephan Bone-Winkel, Vorsitzender des Vorstands der BEOS AG
Erhaltung und Entwicklung von Denkmälern der Elektropolis Berlin
Prof. Dr. Paul Kahlfeldt, Architekt, Berlin
- 12 -
Sektion 4 – Essen, Zeche Zollverein, Gelände der Kokerei
Plenum im Kokskohlenbunker, Schacht XII
Wettlauf mit dem Verfall.
Konzepte zur Erhaltung von Industrie- und Technikdenkmälern
Die öffentliche Wahrnehmung von Industriedenkmälern ist stark von stillgelegten Großanlagen der
Montanindustrie geprägt. Im Mittelpunkt der Diskussion über das Handeln der staatlichen Denkmalpflege stehen die Erhaltungskosten von Industriedenkmälern sowie zunehmend Fragen, wie viele
Zechen eine Region denn brauche und ob denn jede Rohrleitung erhalten werden müsse.
Indes stehen die außer Betrieb genommenen Zechen und Hüttenwerke nicht im Vordergrund der
denkmalpflegerischen Betreuung. Vielmehr beschäftigen sich Industriedenkmalpfleger auch mit kleineren gewerblichen Anlagen oder Verkehrsinfrastrukturen in Nutzung.
Die Erhaltung von Denkmälern der Industrie und Technik kann einerseits durch den Entfall von Nutzungen, andererseits durch die Weiterführung der Nutzung gefährdet werden. In beiden Fällen bedarf es zur Lösung der Probleme konzeptioneller Ansätze, die von vielen Akteuren gemeinsam entwickelt werden.
Die Sektion behandelt die Zusammenarbeit von Konservatoren und Restauratoren in der Praxis. Die
Referenten erläutern die Entwicklung industriedenkmalpflegerischer Erhaltungsstrategien. Methoden
der Dokumentation verschiedener Aspekte als Grundlage der Maßnahmenplanung werden ebenso
erörtert wie der Umgang mit Korrosion. Schließlich wird auch die Rolle beweglicher technischer Ausstattung in musealen und nichtmusealen Konzepten beleuchtet.
Bei den Großanlagen spitzt sich die Erhaltungsdiskussion zu. Der Maßstab der Objekte wirft die Frage
auf, inwieweit eine Konservierung überhaupt möglich ist oder ob man den kontrollierten Verfall zulassen muss. Wann aber führt ein derartiger substanzieller Verlust auch zum Verlust der Denkmaleigenschaft? Wie weit können Reparaturen den Denkmalwert tragen?
Vorbereitung: Dr. Jolanta Rusinowska-Trojca, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Dr. Michael Hascher, Landesamt für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart
Führung:
Harald Siebert, Bezirksregierung Düsseldorf
Thorsten Seifert, Stiftung Zollverein
Moderation:
Dr. Jolanta Rusinowska-Trojca, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Marc Peez, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
- 13 -
Sektionsbeiträge (je 15 Minuten)
20 Jahre Erfahrung Völklinger Hütte, aktueller Schwerpunkt: Gasreinigungsanlagen
Axel Böcker, Landesdenkmalamt Saarland
Dokumentation und Pflegewerke, Aktionspläne und Monitoring, Beispiel Zollverein
Kornelius Götz, freiberuflicher Fachplaner für Restaurierung, Meitingen
Eisen rostet – Korrosion und Beschichtung
Susanne Conrad, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Konservierung, Musealisierung, Nutzung: Zur Problematik des Umgangs mit Maschinen und anderer
technischer Ausstattung in Industriedenkmalen
Dr. Michael Hascher, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
- 14 -
Sektion 5 – Oberhausen, St. Antony-Hütte
und ehem. Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte (GGH)
Plenum im ehem. Hauptlagerhaus der GGH
Industriedenkmalpflege und Industriekultur.
Vermittlung, Vermarktung, Inszenierung
Das Ende der Montanindustrie im rheinisch-westfälischen Wirtschaftsraum stellte die Denkmalpflege
vor Herausforderungen neuer, bislang ungeahnter Dimensionen. Um die materielle Überlieferung
gigantischer Maschinen und Geräte, Hallen und Infrastrukturanlagen mit allen dienenden Phänomenen auf der „Großbetriebsfläche Ruhrgebiet“ sicherzustellen, waren unkonventionelle Modelle gefragt: Denkmodelle, Nutzungsmodelle, Finanzierungsmodelle. Gerade die wirtschaftlichen Zwänge
waren es, die angesichts des neuen Maßstabs zu oftmals umstrittenen Belastungsformen führten oder führen mussten? Denn auch für die Industriedenkmalpflege stand (und steht bis heute) der
Anspruch im Vordergrund, das Denkmal in seiner originalen Substanz und seinem historischen Kontext als authentisches Geschichtszeugnis zu erhalten.
Sektion 5 stellt (nur einige) Modelle der Denkmalvermittlung und des Denkmalerhalts vor, bilanziert
deren Haltbarkeit, fragt nach Erfolgen und Rückschlägen und nimmt Übertragungsmöglichkeiten in
den Blick. Was leisten museale Konzepte? Stellt das Industriemuseum die geeignete Vermittlungsstrategie am Ort des Denkmals dar? Wieviel Vermittlung, wieviel Vermarktung und wieviel Event
verträgt ein Industriedenkmal? Gibt es das Moment der ideellen Übernutzung, selbst wenn das Dokument keinen materiellen Schaden nimmt? Welche Überlieferungsfähigkeit kommt dem wirtschaftlich abgesicherten Denkmal zu, das nurmehr als attraktive Kulisse für Großveranstaltungen dient? Ist
das unverfälschte, authentische Zeugnis in der Lage, für sich selbst zu sprechen und deshalb - unbespielt und ohne Vermarktungsstrategien - schon überlebensfähig? Vielleicht erschließt sich das industriehistorische Original ja generell nur einem bestimmten Personenkreis? Oder gibt es gar neue
Vermittlungsformate, die in der Lage sind, einen Beitrag zu Erhalt und Vermittlung des Industriedenkmals zu leisten?
Vorbereitung: Dr. Claudia Euskirchen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Dr. Maria Wenzel, Generaldirektion Kulturelles Erbe
Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege Mainz
Führung:
St. Antony-Hütte mit Ausgrabung
Kornelia Panek, Schauplatzleitung St. Antony-Hütte, LVR-Industriemuseum
Frank Ahlbrecht, Architekt, Essen
Schacht IV gegenüber der Hütte
Gertrud Kersting, Stadt Oberhausen, Untere Denkmalbehörde
Klaus Martin Schmidt-Waldbauer, Stadt Oberhausen, Untere Denkmalbehörde
GHH Hauptlagerhaus
Michael Gaigalat, Leiter Sammlungsdienste, LVR-Industriemuseum
Moderation:
Dr. Andreas Stürmer, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
- 15 -
Sektionsbeiträge (je 15 Minuten)
Das Modell Industriemuseum im Wandel. LVR-Industriemuseum in der ehem. Zinkfabrik Altenberg,
Oberhausen
Dr. Walter Hauser, Leiter des LVR-Industriemuseums Oberhausen
Der unkommentiert Ort. Ketten- und Bijouteriefabrik Jakob Bengel, Idar-Oberstein
Dr. Maria Wenzel, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege
Mainz
Industriedenkmale bewahren, nutzen und vermitteln
Dr. Marita Pfeiffer, Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Dortmund; Bereichsleitung
Kommunikation, Geschichtskultur, Kulturelle Nutzung
Zerstörung als didaktische Aufgabe? Der Schaubetrieb historischer Anlagen
Anita Kuisle, Büro für Technikgeschichte, München
Alternative Vermittlungsmodelle
Prof. Dr. Steffen Schuhmann, Fachgebiet Visuelle Kommunikation, Kunsthochschule BerlinWeißensee
- 16 Dienstag, 14. Juni 2016
(Fortsetzung)

18.30 Uhr – Mitgliederversammlung der VdL

19.30 Uhr – Empfang des Landschaftsverbandes Rheinland
im LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg,
Hansastr. 20, 46049 Oberhausen
Grußwort
Ulrike Lubek, Landesdirektorin des Landschaftsverbandes Rheinland
Mittwoch, 15. Juni 2016
Plenum – Perspektivenwechsel
Eingeleitet durch zwei Beiträge (max. 20 Minuten) aus Sicht der Politik und der Architektenschaft auf
Erfolge und Fehlschläge, Chancen und Risiken im Umgang mit Industriedenkmälern greift der Plenumstag nochmals die Themen der Sektionen auf, um sie auf breiterer Ebene zu diskutieren. Klassische Sektionsberichte wird man aber vermissen. Der abschließende Plenumstag steht vielmehr im
Zeichen eines ernst gemeinten Austauschs. So sind auch alle Teilnehmenden in besonderer Weise
aufgefordert, ihre Eindrücke und Erfahrungen, Fragen und Anregungen aus den Sektionen in das
große Plenum zu tragen. Für jeweils nur einen Kurzbeitrag haben wir externe Partnerinnen und Partner der Denkmalpflege eingeladen, ihre Sicht auf das jeweilige Sektionsthema zu vorzutragen. Dabei
können und sollen auch Wünsche oder Forderungen an die Denkmalpflege formuliert werden. In den
sich daran anschließenden zeitlich umfangreich angelegten Diskussionsblöcken sollte am Ende idealerweise für die jeweiligen Sektionsthemen ein Ausblick auf die weitere Arbeit bilanziert werden können.
Gesamtmoderation: Dr. Andrea Pufke, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
9.00 – 9.20 Uhr
Zur Zukunft der Industriedenkmalpflege
Michael von der Mühlen, Staatssekretär im Ministerium für Bauen, Wohnen,
Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
9.20 – 9.40 Uhr
Zeugnisse der Industriekultur: Erhalten. Entwickeln. Nutzen
Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
9.40 – 10.00 Uhr
Diskussion
Moderation: Dr. Ulrike Wendland, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt,
Landesmuseum für Vorgeschichte
- 17 -
10.00 – 11.00 Uhr
Stadt- und Raumentwicklung
Außenperspektive Hochschule / Städtebau: N.N.
Diskutant: Heinrich Walgern, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Moderation: Volkmar Eidloth, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

11.00 Uhr – Kaffeepause
11.30 – 12.30 Uhr
Inventarisation
Außenperspektive Hochschule: Prof. Dr. Gerhard Stadler, Technische Universität Wien
Diskutantin: Dr. Helmtrud Köhren-Jansen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Moderation: Dr. Christine Onnen, Denkmalschutzamt Hamburg
12.30 Uhr – 13.30 Uhr
Private Investitionen
Außenperspektive Immobilienwirtschaft: Prof. Petra Kahlfeldt, Architektin, Berlin (angefragt)
Diskutant: Prof. Dr. Walter Buschmann, Landesdenkmalpfleger a. D., Köln
Moderation: Prof. Dr. Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen

13.30 Uhr – Mittagspause
14.30 – 15.30 Uhr
Erhaltungskonzepte
Außenperspektive Architektenschaft: Heinrich Böll, Architekt, Essen
Diskutant: Dr. Matthias Baxmann, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege
Moderation: Dr. Michael Hascher, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
15.30 – 16.30 Uhr
Vermittlung
Außensicht Museumsleitung: Prof. Heinrich Theodor Grütter, Leiter Ruhr Museum Essen
Diskutantin: Dr. Marita Pfeiffer, Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Dortmund
Moderation: Anita Kuisle, Büro für Technikgeschichte, München

ab 17.00 Uhr – Gemütlicher Ausklang im LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg