Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland Schall und Rauch. Industriedenkmäler bewahren 13. bis 15. Juni 2016 in Oberhausen in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und dem Bund Heimat und Umwelt in Deutschland mit Unterstützung durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und den Landschaftsverband Rheinland Industrie- und technische Anlagen stehen seit über vier Jahrzehnten im Blick der Denkmalpflege. Wie kaum eine andere Region in Deutschland ist das Rheinland als Wiege der Industrialisierung und Nordrhein-Westfalen insgesamt mit seiner einzigartigen Dichte an Industriedenkmälern beispielgebend für einen schützenden Umgang mit den Zeugnissen der Industrie- und Technikgeschichte. Hier lässt sich an vielen Objekten noch anschaulich die Entwicklung Deutschlands von einer agrarisch geprägten Region zu einer der führenden Industrienationen nachvollziehen, beispielsweise von den frühindustriellen Zeugnissen der Eisenverhüttung über die hochindustrielle Phase der Montanindustrie mit ihrem weit verzweigten Netz der Verbundwirtschaft bis zum bis heute andauernden Strukturwandel und der Entwicklung neuer Industrietechnologien. Vielfältige erfolgreiche, wenngleich nicht immer einfache Denkmalerhaltungen, besonders kleinerer Objekte, lassen sich auf das große Engagement von Heimat- und anderen ehrenamtlichen Vereinen oder neue innovative private und gewerbliche Nutzer zurückführen. Bahnhöfe und Mühlen, aber auch andere kleinere Bauten und Produktionszweige stehen hier beispielsweise hoch im Kurs und können bundesweit sicher die größte Unterstützergruppe auf sich vereinen. Schwieriger haben es großvolumigere und eher technisch geprägte Anlagen wie Zechen und Kokereien, Hochöfen oder die chemische Industrie. -2- Angesichts wachsender wirtschaftlicher Interessen wird die Frage der Inventarisation und Erhaltung von Industrieanlagen genauso thematisiert wie die Haltbarkeit oder Neuausrichtung von Nutzungsstrategien der „ersten Stunde“, wie sie in Form der Industriemuseen, von Stiftungsmodellen und weiterer industriekultureller Umwidmungen oder Inszenierungen vorgenommen worden sind. Die Internationale Bauausstellung Emscher Park hat für Nordrhein-Westfalen, aber auch darüber hinaus wegweisende Impulse für einen Strukturwandel gesetzt. Ihr Erfolg war wesentlich von einer hohen politischen Akzeptanz und staatlicher Förderung abhängig. In der Folge kam es zu viel beachteten Umnutzungen und Inwertsetzungen von Industriearealen, die vorwiegend mit einer kulturellen Bespielung der Objekte einherging. Die Gefahr einer Übernutzung ist aber auch nicht von der Hand zu weisen. Nicht immer ist Industriekultur mit Industriedenkmalpflege gleichzusetzen. Ist die Zeit der öffentlichen Unterstützung vorbei? Mit der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 haben sich die Städte im Ruhrgebiet noch einmal auf der Woge der Industriekultur als attraktive Standorte präsentiert. Neben einer touristischen Belebung hat es den Industriedenkmälern selbst in der Region aber nur wenig Akzeptanz eingebracht. Fast im Gegenteil: Immer häufiger ist die Denkmalpflege mit Abbruchanträgen und der Forderung nach lediglich exemplarischer Erhaltung konfrontiert. Im Blick der Tagung stehen daher auch Fragen nach den Rahmenbedingungen für erfolgreiche Industriedenkmalpflege in einer Zeit immer knapper werdender Kassen, aber auch, ob die Denkmalpflege für sich einen Strategiewechsel vollziehen muss. -3Programm (Stand: 10. Februar 2016) Veranstaltungsort für Plenum, Mitgliederversammlung und Arbeitsgruppen ist das LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Hansastraße 20, 46049 Oberhausen. Die Sektionen finden an separaten Orten statt. Sonntag, 12. Juni 2016 12.00 Uhr – Amtsleiterkonferenz der Landesdenkmalpfleger 18.00 Uhr – Treffen der VdL-Arbeitsgruppe Volontärinnen und Volontäre Montag, 13. Juni 2016 84. Tag für Denkmalpflege / Auftakt Jahrestagung LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, Kesselhaus Hansastr. 20, 46049 Oberhausen 10.00 Uhr – Führungen durch das Museum (LVR) / Oberhausen (UDB Oberhausen) 12.00 Uhr – Mittagsimbiss/Kaffee 13.00 Uhr – Grußworte Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VdL) Michael Groschek, Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW Milena Karabaic, Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, LVR Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW 13.30 Uhr – Vorträge (je 20 Minuten) Industriedenkmalpflege - Denkmalpflege der besonderen Art? Schlaglicht NRW Begrüßung und Einführung in das Thema Dr. Andrea Pufke, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Schlaglicht Brandenburg Dr. Thomas Drachenberg, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege Schlaglicht Bayern Mathias Pfeil, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Diskussion Moderation: Dr. Holger Mertens, LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen 15.30 Uhr – Kaffeepause -4- 16.00 Uhr – Berichte (je 10 Minuten) Erhaltung durch Ehrenamt. Werkstattberichte zu den Tagungsorten Moderation: Prof. Dr. Walter Buschmann; Dr. Martin Bredenbeck, Bund Heimat und Umwelt Duisburg-Meiderich, Hüttenbetrieb Dr. Wolfgang Ebert, Vorstandsmitglied European Route of Industrial Heritage (ERIH) Essen, Zeche Zollverein Susanne Abeck, Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e. V. Köln-Mülheim, Schanzenstraßenviertel Bodo Marciniak, Architekt, Umnutzung E-Werk, Köln Oberhausen, Zinkfabrik Altenberg Hartwig Kompa, Mitglied im Initiativkreis Altenberg bzw. SOVAT e. V. Krefeld, Fabrikantenvillen am Bsp. von Verseidag Klaus Reymann, Architekt, Krefelder Baudenkmal-Stiftung Leitfragen: Zur Geschichte der Rettung der Objekte: Wie kam es zu dem Interesse an dem Objekt? / Was waren die Beweggründe? / Welche Menschen waren daran beteiligt? War es Heimatverbundenheit oder Industriecharme? / Wie haben sich die Initiativen entwickelt? Was ist heute daraus geworden? Professionalisiert? Ist der Elan geblieben? / Fazit? 17.00 Uhr – Diskussion 18.00 Uhr– Ende 19.30 Uhr – Empfang des Landes Nordrhein-Westfalen (oder: des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen) Gasometer Oberhausen Grußwort Michael von der Mühlen, Staatssekretär im Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen -5Dienstag, 14. Juni 2016 Fünf Sektionen vor Ort 8.00/8.30 Uhr – Hinfahrt ab LVR-Industriemuseum, Hansastr. 20, 46049 Oberhausen 9.30 Uhr – Führung durch den Sektionsort als Einführung in das Sektionsthema (Exkursionsteil) 12.00 Uhr – Mittagspause 13.00 Uhr – Impulsbeiträge und umfangreicher Diskussionsblock (4/5 Vorträge/Beiträge für jeweils max. 15 Minuten) 16.00 Uhr – Rückfahrt nach Oberhausen -6Sektion 1 – Duisburg, ehem. Hütten- und Hochofenwerk Meiderich, Landschaftspark Duisburg-Nord Plenum im Magazin Stadt- und Raumentwicklung. Freiflächen- und Landschaftsplanung bei historischen Industrieanlagen Im Zuge des Strukturwandels des Ruhrgebiets wurden bei der Neuausrichtung industrieller Altbereiche im Rahmen der Stadt- und Regionalentwicklung bevorzugt Flächen für Kultur, Erholung und Freizeit geplant. Es sind Industriefolgelandschaften mit neuen Nutzungen entstanden. Die Internationale Bauausstellung Emscher Park unter Leitung von Karl Ganser hat 1989 bis 1999 neue Wege im Umgang mit stillgelegten Industrieanlagen aufgezeigt, u. a. mit der Route der Industrienatur. Zahlreiche Zechen- und Stahlwerkanlagen wurden dabei zu industriellen Landschaftparks entwickelt. Auf dem rund 200 Hektar großen Gelände des 1985 stillgelegten Hütten- und Hochofenwerk Meiderich ist der Landschaftspark Duisburg-Nord entstanden. Der Entwurf der Landschaftsarchitekten Latz + Partner zielte darauf ab, die denkmalgeschützten Industrieruinen in einer Parkanlage für die Menschen der Region erlebbar und nutzbar zu machen. Die ersten Flächen des Landschaftsparks Duisburg-Nord wurden 1994 der Öffentlichkeit übergeben. Teile des Industriedenkmals sind heute zu begehen, insbesondere der museumsdidaktisch erschlossene Hochofenkomplex. Außergewöhnliche Freizeitangebote ziehen ein großes Publikum an: So ist der Gasometer heute ein Tauchsportzentrum, in den früheren Erzbunkern befinden sich Klettergärten des Alpenvereins, Gebläsehalle und Kraftzentrale dienen als Konzert- und Veranstaltungsorte. Der Parkcharakter wurde zum einen durch die ökologische Entwicklung und Aufwertung vorgefundener Landschaftselemente intendiert: Ruderalvegetation (d. h. Pflanzenwelt auf menschlich tiefgreifend überprägten Standorten) darf sich auf bestimmten Flächen sukzessiv entwickeln; die „Alte Emscher“ wurde vom Abwasserkanal zum Frischwasser-Biotop. Zum anderen sind neu gestaltete Grünanlagenbereiche wie baumbestandene Plätze und Heckengärten entstanden. Landschaftsarchitektur verändert so den Blick auf die Industrieanlagen. Die Referenten erläutern in der Sektion die historische Entwicklung dieser besonderen Freiflächenplanung, zeigen an Beispielen die fachlichen Grundlagen der Landschaftsarchitektur im Umgang mit Industrieanlagen auf und bewerten industrielle Parkanlagen der letzten zwanzig Jahre denkmalpflegerisch, als Beitrag zur Entwicklung und Umgestaltung von Industriedenkmälern, aber auch als neue Objekte der Denkmalinventarisation im Rahmen der Gartendenkmalpflege. Kann Landschaftsarchitektur, können postindustrielle Landschaftsparks oder gar postindustrielle Kulturlandschaft Mittel zum Sichern denkmalwerter Industrieanlagen sein oder zumindest einen wesentlichen Impuls zum Bewahren geben? Vorbereitung: Heinrich Walgern, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Dr. Kerstin Walter, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Führungen: Egbert Bodmann, Landschaftspark Duisburg-Nord Karl-Heinz Danielzik, Landschaftsarchitekt, Duisburg Jens Daube, Architekt, Darmstadt Thorsten Schrolle, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Moderation: Volkmar Eidloth, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart -7- Sektionsbeiträge (je 15 Minuten) Landschaftsarchitektur und Industriedenkmäler Karl-Heinz Danielzik, Landschaftsarchitekt, Duisburg Landschaftsparks auf historischen Industrieanlagen. Beispiele aus dem Ruhrgebiet Dr. Kerstin Walter, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Urbane Industrielandschaft Berlin – Oberschöneweide Dr. Hubert Staroste, Landesdenkmalamt Berlin Vom Stadtgarten zum Emscher Landschaftspark. Historischer Rückblick auf Gärten und Industrie im Ruhrgebiet Michael Höhn, LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen „Beval-Ouest: Vom Stahlwerk zur Wissenschaftsstadt. Das städtebauliche Konzept zur Erhaltung des Industriedenkmals.“ [AT] Jean Goedert, Stadtarchitekt von Esch-sur-Alzette, Luxemburg -8Sektion 2 – Krefeld, ehem. Verseidag-Fabrikgelände mit Fabrikantenvillen Haus Lange und Haus Esters Plenum in Haus Esters Inventarisation von Bauten und Anlagen der Industrie und Technik (Arbeitstitel) Wie jung und wie groß darf ein Industriedenkmal sein? Auch bei der Erfassung von Bauten und Anlagen der Industrie und Technik kommen die jüngeren und jüngsten Zeitschichten immer mehr in den Blick. Während die Architektur der Nachkriegszeit zum Beispiel im Bereich des Wohnungs- oder Verwaltungsbaus schon seit längerem in den Fokus der Denkmalpflege gelangt ist, stellt sich zunehmend die Frage nach dem Denkmalwert von Industrie- und Verkehrsbauten der 1950/60er-Jahre und auch der 1970/80er Jahre, für die bislang kaum systematische Erfassungen vorliegen und bei denen sich somit die Einordnung der Objekte oft schwierig gestaltet. Industriedenkmale sind oft großflächige, komplexe Anlagen, die vielfach nicht nur die Produktionsund Verwaltungsbauten, sondern auch die zugehörige soziale Infrastruktur wie Werkssiedlungen, werkseigene Sportanlagen, Freiflächen etc. umfassen. Wie wird das Industriedenkmal in seiner Komplexität erfasst? Ist dazu eine interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig? Wie erfolgt dann die Eintragung des Industriedenkmals? Ein noch relativ neues Thema ist die industrielle Kulturlandschaft. Während die agrarisch geprägte historische Kulturlandschaft besser erforscht ist und mehr Akzeptanz genießt, wird jetzt immer mehr die urbane, industriell geprägte historische Kulturlandschaft zum Gegenstand der Forschung. Gerade im Welterbe-Kontext wird diese maximale räumliche Ausdehnung der Industriedenkmale in der Landschaft derzeit diskutiert. Wie sind diese neuen Themen, zum Beispiel die systematische Erforschung junger Zeitschichten, organisatorisch zu bewältigen? Welche Kooperationen gibt es zurzeit in diesem Bereich? Brauchen wir zur Unterstützung der Arbeit in den Fachämtern externe Bearbeiter/innen und Spezialisten/innen? Zu diesen drei Themenkomplexen werden jeweils Fallbeispiele vorgestellt, die als Impulse für die Diskussion gedacht sind. Vorbereitung: Susanne Schöß, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Dr. Christine Onnen, Denkmalschutzamt Hamburg Führungen: Verseidag-Gelände Veit Berroth, Stadt Krefeld, Untere Denkmalbehörde Dr. Dorothee Heinzelmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Dr. Helmtrud Köhren-Jansen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Fabrikantenvillen Haus Lange und Haus Esters Gerhard Hanisch, Stadt Krefeld, Untere Denkmalbehörde Dr. Helmtrud Köhren-Jansen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Klaus Reymann, Architekt, Krefelder Baudenkmal-Stiftung Moderation: Dr. Christine Onnen, Denkmalschutzamt Hamburg -9- Sektionsbeiträge (je 15 Minuten) Industriearchitektur der DDR – Denkmalwert und Stand der Erfassung (Arbeitstitel) Jessica Hänsel, freiberufliche Kunsthistorikerin, Potsdam Maintaining Megastructure as Young Heritage in the Netherlands? (Arbeitstitel, Vortrag wird auf Deutsch gehalten) Prof. Dr. Marieke Kuipers, TU Delft u. Niederländische Kulturerbebehörde (angefragt) Zur Komplexität von Industriedenkmalen (Arbeitstitel) Dr. Detlev Knipping, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Industrielle Kulturlandschaft im Welterbekontext (Arbeitstitel) Rolf Höhmann, Büro für Industriearchäologie, Darmstadt (angefragt) Denkmal auf ganzer Linie? Baukulturelles Engagement für die Bonner U-Bahn-Stationen Dr. Martin Bredenbeck, Werkstatt Baukultur Bonn u. Bund Heimat und Umwelt - 10 - Sektion 3 – Köln-Mülheim, Areal an der Schanzenstraße Plenum im „Stuntwerk Köln“, Carlswerk-Gelände Industrial Chic. Private Investitionen in Industrie- und Technikdenkmäler Viele Erfolge in der Industriedenkmalpflege des Landes Nordrhein-Westfalen waren und sind das Resultat staatlicher Strukturförderung in Verbindung mit kulturpolitischen Zielsetzungen. Die Zeche Zollverein, das Hüttenwerk Duisburg-Meiderich und die Standorte des rheinischen und des westfälischen Industriemuseums wären ohne Landesmittel nicht zu erhalten gewesen. Abseits davon hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer auch wieder private Investitionen in Industrie- und Technikdenkmäler gegeben. Das seit etwa 1870 sich entwickelnde Industriegebiet in Köln-Mülheim an der Schanzenstraße ist dafür ein bemerkenswertes Beispiel. Schrittweise zog sich die industrielle Nutzung zurück und beschränkt sich heute auf das zur Saarstahl gehörende Drahtwerk. Die Initialzündung für eine Neubestimmung erfolgte 1990, als das ursprünglich städtische Kraftwerk der damals noch selbständigen Stadt Mülheim zu einem Veranstaltungsort mit überregionaler Bedeutung wurde. Es folgten weitere Umbauten freiwerdender Hallen und Stockwerksbauten. Unter den neuen Nutzern waren Unternehmen der Medien-Branche dominant. In den alten Werksbauten entstanden Studios u. a. für Harald Schmidt und Stefan Raab. Mit dem Palladium wurde eine weitere Veranstaltungshalle geschaffen. Während des Umbaus des Kölner Opernquartiers erhielt das Kölner Schauspiel an der Schanzenstraße in einer Werkshalle ein Ausweichquartier. Um diese weithin bekannten Pioniernutzer siedelten sich zahlreiche Firmen mit Büroarbeitsplätzen an, darunter der Verlag Bastei-Lübbe. Die großzügigen Raumverhältnisse in den Werksbauten, das von Backstein und Stahlkonstruktionen geprägte Ambiente und der lebendige Nutzungsmix führten zu einem bis heute anhaltenden Boom substanzorientierter Umnutzungen. Gute Umbaulösungen kamen sowohl mit wie auch ohne denkmalpflegerische Betreuung zustande. Das Kölner Industrieviertel Mülheim-Nord könnte zu einem Modell werden mit einer weit über Köln hinausreichenden Ausstrahlungskraft. Vorbereitung: Prof. Dr. Walter Buschmann, Landesdenkmalpfleger a. D., Köln Prof. Dr. Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen Führung: Claudia Bügner, Stadtkonservator Köln Dr. Alexander Kierdorf, freiberuflicher Kunsthistoriker, Köln Prof. Dr. Walter Buschmann, Landesdenkmalpfleger a. D., Köln Moderation: Prof. Dr. Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen - 11 - Sektionsbeiträge (je 15 Minuten) Das Sulzer-Gelände in Winterthur Dr. Hans-Peter Bärtschi, Architekt, Winterthur Sächsische Wollgarnspinnerei in Leipzig-Plagwitz und andere privat finanzierte Umnutzungen von Textilfabriken in Leipzig Dr. Michael Streetz, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen Entwicklung denkmalgeschützter Gewerbe- und Industrieimmobilien Prof. Dr. Stephan Bone-Winkel, Vorsitzender des Vorstands der BEOS AG Erhaltung und Entwicklung von Denkmälern der Elektropolis Berlin Prof. Dr. Paul Kahlfeldt, Architekt, Berlin - 12 - Sektion 4 – Essen, Zeche Zollverein, Gelände der Kokerei Plenum im Kokskohlenbunker, Schacht XII Wettlauf mit dem Verfall. Konzepte zur Erhaltung von Industrie- und Technikdenkmälern Die öffentliche Wahrnehmung von Industriedenkmälern ist stark von stillgelegten Großanlagen der Montanindustrie geprägt. Im Mittelpunkt der Diskussion über das Handeln der staatlichen Denkmalpflege stehen die Erhaltungskosten von Industriedenkmälern sowie zunehmend Fragen, wie viele Zechen eine Region denn brauche und ob denn jede Rohrleitung erhalten werden müsse. Indes stehen die außer Betrieb genommenen Zechen und Hüttenwerke nicht im Vordergrund der denkmalpflegerischen Betreuung. Vielmehr beschäftigen sich Industriedenkmalpfleger auch mit kleineren gewerblichen Anlagen oder Verkehrsinfrastrukturen in Nutzung. Die Erhaltung von Denkmälern der Industrie und Technik kann einerseits durch den Entfall von Nutzungen, andererseits durch die Weiterführung der Nutzung gefährdet werden. In beiden Fällen bedarf es zur Lösung der Probleme konzeptioneller Ansätze, die von vielen Akteuren gemeinsam entwickelt werden. Die Sektion behandelt die Zusammenarbeit von Konservatoren und Restauratoren in der Praxis. Die Referenten erläutern die Entwicklung industriedenkmalpflegerischer Erhaltungsstrategien. Methoden der Dokumentation verschiedener Aspekte als Grundlage der Maßnahmenplanung werden ebenso erörtert wie der Umgang mit Korrosion. Schließlich wird auch die Rolle beweglicher technischer Ausstattung in musealen und nichtmusealen Konzepten beleuchtet. Bei den Großanlagen spitzt sich die Erhaltungsdiskussion zu. Der Maßstab der Objekte wirft die Frage auf, inwieweit eine Konservierung überhaupt möglich ist oder ob man den kontrollierten Verfall zulassen muss. Wann aber führt ein derartiger substanzieller Verlust auch zum Verlust der Denkmaleigenschaft? Wie weit können Reparaturen den Denkmalwert tragen? Vorbereitung: Dr. Jolanta Rusinowska-Trojca, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Dr. Michael Hascher, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart Führung: Harald Siebert, Bezirksregierung Düsseldorf Thorsten Seifert, Stiftung Zollverein Moderation: Dr. Jolanta Rusinowska-Trojca, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Marc Peez, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland - 13 - Sektionsbeiträge (je 15 Minuten) 20 Jahre Erfahrung Völklinger Hütte, aktueller Schwerpunkt: Gasreinigungsanlagen Axel Böcker, Landesdenkmalamt Saarland Dokumentation und Pflegewerke, Aktionspläne und Monitoring, Beispiel Zollverein Kornelius Götz, freiberuflicher Fachplaner für Restaurierung, Meitingen Eisen rostet – Korrosion und Beschichtung Susanne Conrad, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Konservierung, Musealisierung, Nutzung: Zur Problematik des Umgangs mit Maschinen und anderer technischer Ausstattung in Industriedenkmalen Dr. Michael Hascher, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart - 14 - Sektion 5 – Oberhausen, St. Antony-Hütte und ehem. Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte (GGH) Plenum im ehem. Hauptlagerhaus der GGH Industriedenkmalpflege und Industriekultur. Vermittlung, Vermarktung, Inszenierung Das Ende der Montanindustrie im rheinisch-westfälischen Wirtschaftsraum stellte die Denkmalpflege vor Herausforderungen neuer, bislang ungeahnter Dimensionen. Um die materielle Überlieferung gigantischer Maschinen und Geräte, Hallen und Infrastrukturanlagen mit allen dienenden Phänomenen auf der „Großbetriebsfläche Ruhrgebiet“ sicherzustellen, waren unkonventionelle Modelle gefragt: Denkmodelle, Nutzungsmodelle, Finanzierungsmodelle. Gerade die wirtschaftlichen Zwänge waren es, die angesichts des neuen Maßstabs zu oftmals umstrittenen Belastungsformen führten oder führen mussten? Denn auch für die Industriedenkmalpflege stand (und steht bis heute) der Anspruch im Vordergrund, das Denkmal in seiner originalen Substanz und seinem historischen Kontext als authentisches Geschichtszeugnis zu erhalten. Sektion 5 stellt (nur einige) Modelle der Denkmalvermittlung und des Denkmalerhalts vor, bilanziert deren Haltbarkeit, fragt nach Erfolgen und Rückschlägen und nimmt Übertragungsmöglichkeiten in den Blick. Was leisten museale Konzepte? Stellt das Industriemuseum die geeignete Vermittlungsstrategie am Ort des Denkmals dar? Wieviel Vermittlung, wieviel Vermarktung und wieviel Event verträgt ein Industriedenkmal? Gibt es das Moment der ideellen Übernutzung, selbst wenn das Dokument keinen materiellen Schaden nimmt? Welche Überlieferungsfähigkeit kommt dem wirtschaftlich abgesicherten Denkmal zu, das nurmehr als attraktive Kulisse für Großveranstaltungen dient? Ist das unverfälschte, authentische Zeugnis in der Lage, für sich selbst zu sprechen und deshalb - unbespielt und ohne Vermarktungsstrategien - schon überlebensfähig? Vielleicht erschließt sich das industriehistorische Original ja generell nur einem bestimmten Personenkreis? Oder gibt es gar neue Vermittlungsformate, die in der Lage sind, einen Beitrag zu Erhalt und Vermittlung des Industriedenkmals zu leisten? Vorbereitung: Dr. Claudia Euskirchen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Dr. Maria Wenzel, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege Mainz Führung: St. Antony-Hütte mit Ausgrabung Kornelia Panek, Schauplatzleitung St. Antony-Hütte, LVR-Industriemuseum Frank Ahlbrecht, Architekt, Essen Schacht IV gegenüber der Hütte Gertrud Kersting, Stadt Oberhausen, Untere Denkmalbehörde Klaus Martin Schmidt-Waldbauer, Stadt Oberhausen, Untere Denkmalbehörde GHH Hauptlagerhaus Michael Gaigalat, Leiter Sammlungsdienste, LVR-Industriemuseum Moderation: Dr. Andreas Stürmer, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland - 15 - Sektionsbeiträge (je 15 Minuten) Das Modell Industriemuseum im Wandel. LVR-Industriemuseum in der ehem. Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen Dr. Walter Hauser, Leiter des LVR-Industriemuseums Oberhausen Der unkommentiert Ort. Ketten- und Bijouteriefabrik Jakob Bengel, Idar-Oberstein Dr. Maria Wenzel, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege Mainz Industriedenkmale bewahren, nutzen und vermitteln Dr. Marita Pfeiffer, Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Dortmund; Bereichsleitung Kommunikation, Geschichtskultur, Kulturelle Nutzung Zerstörung als didaktische Aufgabe? Der Schaubetrieb historischer Anlagen Anita Kuisle, Büro für Technikgeschichte, München Alternative Vermittlungsmodelle Prof. Dr. Steffen Schuhmann, Fachgebiet Visuelle Kommunikation, Kunsthochschule BerlinWeißensee - 16 Dienstag, 14. Juni 2016 (Fortsetzung) 18.30 Uhr – Mitgliederversammlung der VdL 19.30 Uhr – Empfang des Landschaftsverbandes Rheinland im LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Hansastr. 20, 46049 Oberhausen Grußwort Ulrike Lubek, Landesdirektorin des Landschaftsverbandes Rheinland Mittwoch, 15. Juni 2016 Plenum – Perspektivenwechsel Eingeleitet durch zwei Beiträge (max. 20 Minuten) aus Sicht der Politik und der Architektenschaft auf Erfolge und Fehlschläge, Chancen und Risiken im Umgang mit Industriedenkmälern greift der Plenumstag nochmals die Themen der Sektionen auf, um sie auf breiterer Ebene zu diskutieren. Klassische Sektionsberichte wird man aber vermissen. Der abschließende Plenumstag steht vielmehr im Zeichen eines ernst gemeinten Austauschs. So sind auch alle Teilnehmenden in besonderer Weise aufgefordert, ihre Eindrücke und Erfahrungen, Fragen und Anregungen aus den Sektionen in das große Plenum zu tragen. Für jeweils nur einen Kurzbeitrag haben wir externe Partnerinnen und Partner der Denkmalpflege eingeladen, ihre Sicht auf das jeweilige Sektionsthema zu vorzutragen. Dabei können und sollen auch Wünsche oder Forderungen an die Denkmalpflege formuliert werden. In den sich daran anschließenden zeitlich umfangreich angelegten Diskussionsblöcken sollte am Ende idealerweise für die jeweiligen Sektionsthemen ein Ausblick auf die weitere Arbeit bilanziert werden können. Gesamtmoderation: Dr. Andrea Pufke, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland 9.00 – 9.20 Uhr Zur Zukunft der Industriedenkmalpflege Michael von der Mühlen, Staatssekretär im Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen 9.20 – 9.40 Uhr Zeugnisse der Industriekultur: Erhalten. Entwickeln. Nutzen Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen 9.40 – 10.00 Uhr Diskussion Moderation: Dr. Ulrike Wendland, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte - 17 - 10.00 – 11.00 Uhr Stadt- und Raumentwicklung Außenperspektive Hochschule / Städtebau: N.N. Diskutant: Heinrich Walgern, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Moderation: Volkmar Eidloth, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg 11.00 Uhr – Kaffeepause 11.30 – 12.30 Uhr Inventarisation Außenperspektive Hochschule: Prof. Dr. Gerhard Stadler, Technische Universität Wien Diskutantin: Dr. Helmtrud Köhren-Jansen, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Moderation: Dr. Christine Onnen, Denkmalschutzamt Hamburg 12.30 Uhr – 13.30 Uhr Private Investitionen Außenperspektive Immobilienwirtschaft: Prof. Petra Kahlfeldt, Architektin, Berlin (angefragt) Diskutant: Prof. Dr. Walter Buschmann, Landesdenkmalpfleger a. D., Köln Moderation: Prof. Dr. Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen 13.30 Uhr – Mittagspause 14.30 – 15.30 Uhr Erhaltungskonzepte Außenperspektive Architektenschaft: Heinrich Böll, Architekt, Essen Diskutant: Dr. Matthias Baxmann, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege Moderation: Dr. Michael Hascher, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart 15.30 – 16.30 Uhr Vermittlung Außensicht Museumsleitung: Prof. Heinrich Theodor Grütter, Leiter Ruhr Museum Essen Diskutantin: Dr. Marita Pfeiffer, Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Dortmund Moderation: Anita Kuisle, Büro für Technikgeschichte, München ab 17.00 Uhr – Gemütlicher Ausklang im LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg
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