Therapie erfolgreich, Symptome verschlimmert - science

Therapie erfolgreich, Symptome verschlimmert - science.ORF.at
http://science.orf.at/stories/1768378/
Therapie erfolgreich,
Symptome verschlimmert science.ORF.at
Wer wegen seelischer Nöte eine Psychotherapie
beginnt, erwartet sich eine Linderung der
Symptome. Aber wie Medikamente können auch
Therapien unerwünschte Nebenwirkungen haben. In Großbritannien sind laut einer Studie
fünf Prozent der Patienten davon betroffen. In Österreich dürften es aber deutlich weniger
sein.
Kategorie: Psychologie | Erstellt am 14.03.2016.
"Beachtliche Minderheit"
Das Team um den Mediziner und Psychiater Mike Crawford vom Imperial College in London hat an
14.270 Menschen in England und Wales einen Fragebogen geschickt, die entweder aktuell eine
Psychotherapie wegen Angstzuständen und Depressionen machen oder sie vor Kurzem abgeschlossen
haben. 763 stimmten in diesen Fragebögen dem Satz zu, dass aus ihrer Therapie "andauernde negative
Effekte" resultiert seien, wobei hier alle Zustimmungen - von stark bis leicht - zusammengefasst sind.
Fünf Prozent aller Patientinnen und Patienten wären laut dieser Studie davon betroffen. Mike Crawford
und seine Kolleginnen und Kollegen sprechen deshalb von einer "beachtlichen Minderheit", bei denen
eine Therapie nicht nur nicht die erwünschte Wirkung, sondern sogar negative Konsequenzen hatte.
Aufklärung und interkulturelle Kompetenz
Die britischen Forscherinnen und Forscher haben auch
Risikofaktoren identifiziert: Wer vor Beginn der Therapie nicht
genügend aufgeklärt wurde, was eine Therapie an Nutzen bringen
kann, ist laut Studie danach oft unzufrieden.
Außerdem haben Menschen, die einer ethnischen oder sexuellen
"Patient experience of negative
effects of psychological treatment:
results of a national survey
Minderheit angehören, ein höheres Risiko, an unerwünschten Nebenund Nachwirkungen zu leiden. "Möglicherweise müsste hier an der
<http://bjp.rcpsych.org/content
'kulturellen Kompetenz' der Therapeutinnen und Therapeuten
gearbeitet werden", schreibt das britische Team.
des "British Journal of Psychiatry"
Seriöses Erstgespräch wichtig
/208/3/260> " ist in der Märzausgabe
erschienen.
Literatur:
Beide Punkte - Information und eine Einschätzung der eigenen
Kompetenz - hält auch Peter Stippl als Präsident des
"Wirkung, Risiken und
Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP) für
wichtig: "Ein wichtiger Teil eines seriösen Erstgesprächs ist es, die
Psychotherapie
Ziele einer Therapie mit dem Patienten bzw. der Patienten zu klären
und auch über die Effekte zu reden."
Möchte ein Mensch an seiner Persönlichkeit arbeiten, könnte es sein,
dass er oder sie so selbstbewusst aus einer Therapie hervorgeht,
dass die Ehe zu kriseln beginnt oder Probleme am Arbeitsplatz die
Folge sein können. Darauf müsse man schon zu Beginn aufmerksam
machen, so Peter Stippl.
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Die Studie:
Nebenwirkungen von
<http://www.facultas.at
/list/9783708911250> ",
herausgegeben von Anton Leitner,
Brigitte Schigl und Michael Märtens,
facultas.wuv Universitätsverlag, Wien
2014
14.03.16 16:18
Therapie erfolgreich, Symptome verschlimmert - science.ORF.at
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Ist interkulturelle Kompetenz gefragt, weil ein Patient oder eine Patientin eine andere Sprache spricht oder
mit ganz speziellen Problemen kommt, muss ein seriöser Therapeut seine Kompetenz kritisch
hinterfragen und im Fall des Falles auch weiterüberweisen, sagt der ÖBVP-Präsident.
In Österreich "sehr selten"
Negative Nebenwirkungen treten in Österreich sehr selten auf, meint
Peter Stippl und verweist als Beleg auf die Daten des
Beschwerdeausschusses des Gesundheitsministeriums. Dort langen
pro Jahr rund 30 Beschwerden ein, wobei nicht alle Nebenwirkungen
betreffen, sondern auch andere Gründe haben können wie etwa
Preiserhöhungen etc. Diese 30 Fälle stehen rund 30.000
Links:
Mike J. Crawford, Imperial
College London
<http://www.imperial.ac.uk
/people/m.crawford>
versicherungsfinanzierten Therapien pro Jahr gegenüber.
Österreichische
Bundesverband für
Psychotherapie, ÖBVP
Das größere Problem sei, dass noch immer zu wenige Menschen
<https://www.psychotherapie.at/>
eine Therapie bekommen, so Stippl - entweder, weil sie von sich aus
keine suchen oder weil ihnen das Geld dafür fehlt.
Liste der
PsychotherapeutInnen,
Gesundheitsministerium
Um hinsichtlich der Qualität einer Therapie und auch einem
professionellen Umgang mit Nebenwirkungen sicher zu gehen, rät
Peter Stippl Betroffenen, sich an die Liste mit Therapeuten und
Therapeutinnen des Gesundheitsministeriums bzw. die Datenbank
des ÖBVP zu halten (siehe Links). Denn seiner Erfahrung nach sind
es oft Wirkung und mögliche Nebenwirkungen offiziell nicht
<http://psychotherapie.ehealth.gv.at/
PsychotherapeutInnen-Suche
des ÖBVP
<https://www.psychotherapie.at
/patientinnen
/psychotherapeutinnensuche>
anerkannter Heilverfahren, die zu Problemen führen.
Elke Ziegler, science.ORF.at
Mehr zum Thema:
Psychotherapie: Wer kann sich das leisten? <http://science.orf.at/stories/1768327/>
Psychologische Hilfe auf Knopfdruck <http://science.orf.at/stories/1765262/>
Warten auf Psychotherapie für Kinder <http://science.orf.at/stories/1763588/>
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