Gemeinsam Kosten sparen

Datum: 01.10.2015
hotelleriesuisse
3001 Bern
031/ 370 42 16
www.htr.ch
Medienart: Print
Medientyp: Fachpresse
Auflage: 10'301
Erscheinungsweise: 48x jährlich
Themen-Nr.: 571.264
Abo-Nr.: 1092015
Seite: 2
Fläche: 81'156 mm²
Gemeinsam Kosten sparen
Viele Hotel-Mitarbeitende sehen dem Wechsel zwischen Arbeitgebern in Graubünden und Tessin mit Freude entgegen.
Bündner und Tessiner Hoteliers kooperieren, um Kosten zu
sparen und Mitarbeitern Ganzjahresstellen anzubieten.
Mitarbeiter-Sharing
ist ein Pilotprojekt
der HTW Chur.
NATALIA GODGLÜCK
n den Tourismusregionen
foto ia
nehmen zu binden - wollen nun gefragt, wovon sich knapp vier
zahlreiche Hotel- und Gastrono- Fünftel dem Projekt gegenüber
miebetriebe aus Graubünden positiv zeigten. 70 Prozent der
und Tessin gemeinsam entgegen- Mitarbeitenden gaben an, eine
treten. Ziel: die hohen Rekrutie- Ganzjahresbeschäftigung an zwei
rungs- und Einarbeitungskosten Standorten einer normalen Sai-
senken. Nach dem Motto «im sonstelle zu bevorzugen.
Winter im Schnee, im Sommer Als «besonders wichtig» gaben
am See» sollen aus Saisonstellen die Befragten Kriterien wie Lohn,
Ganzjahresstellen werden - Mit- attraktive Lage des Betriebs und
arbeiter-Sharing ist ein Projekt der Region, Häuser mit gewissem
der Hochschule Technik und Renomm6e sowie die VerfügbarWirtschaft HTW Chur.
keit von kostengünstigen Perso-
nalwohnungen an. Aber auch
längerfristige Perspektiven zu haben, gefördert zu werden und die
Für Mitarbeitende ist die Lage
von Hotel und Region wichtig
Möglichkeit für einen Karriereaufstieg zu erhalten, sind bedeutend. Ambitionierte Saisonfachkräfte wollen zudem in
Dem Problem der Branche - qua- nehmer offen sind und auch mit- erfolgreichen Betrieben mit Vorlifizierte Mitarbeiter zu finden machen. Die HTW Chur hat im bildern - etwa bei bekannten Köund diese längerfristig ans Unter- Vorfeld rund 150 Mitarbeitende chen - arbeiten.
Das Mitarbeiter-Sharing zwiSaisonbetriebe. Dass ihre schen Graubünden und dem
Rahmenbedingungen alles Tessin kann nur erfolgreich sein,
andere als rosig sind, ist bekannt. wenn ihm gegenüber die Arbeitsind die meisten Hotels
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Betriebe mit unterschiedlichen trieben. Sie kommen aus den
Spitzen im Sommer und Winter Kantonen Graubünden und Tessollen sich im Projekt nun die sin sowie je ein Betrieb aus LuMitarbeitenden teilen. Für die zern und Thurgau (siehe Übersaisonalen Fachkräfte bedeutet sicht rechts). Mitgetragen wird
dies eine Ganzjahresstelle mit das Projekt von hotelleriesuisse
Einkommenssicherheit
sowie Graubünden und Ticino sowie
spannende berufliche Entwick- von der Wirtschaftsförderung
lungsmöglichkeiten über mehre- und den Arbeitsämtern beider
re Betriebe und Saisons hinweg. Kantone.
Mitarbeiter, die sich längerfristig
In der nächsten Phase werden
mit ihrem Unternehmen identifi- nun die Umfrageergebnisse umzieren, steigern wiederum die gesetzt. Es sollen nutzbare Instru-
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reichen Umsetzung des Projekts
Mitarbeiter-Sharing kann die
Fluktuation und damit der Rekrutierungsaufwand gesenkt werden. Es gibt auch weniger Knowhow-Verlust.»
Marion Patzelt, Direktorin
des Bio-Hotels Ucliva, Waltensburg: «Als Vertreterin eines
kleineren Betriebs hoffe ich, auf
den Projektverlauf so einwirken
zu können, dass das MitarbeiterSharing auch für andere mittelständische Hotels interessant ist.
Jeder Betrieb hat unterschiedliche Anforderungen und Abläufe.
Diese in den gemeinsamen Konsens zu bringen, ist herausfordernd.
Qualität der Dienstleistung, was mente wie beispielsweise eine
dem Betrieb zugutekommt.
Online-Plattform
geschaffen,
Im Weiteren können die Betrie- Rahmenverträge ausgearbeitet,
be dank verminderter Fluktua- die behördliche Zusammenarbeit
tion Kosten senken. Das Projekt geregelt oder auch verfügbare
soll aber auch auf weiteren Ebe- Personalwohnungen
gesucht
Marcel Krähenmann, Direknen Verbesserungen bringen und werden. Sollte das Projekt erfolgsich positiv auf die Volkswirt- reich sein, soll es auf weitere tor des Boutique-Hotels La
schaft auswirken. Verbessern die Betriebe und vielleicht sogar Rocca, Ronco s. Ascona: «Wir
beiden Kantone Tessin und Grau- schweizweit ausgedehnt werden. können als Hotel sowie auch als
bünden die RahmenbedingunDestination ein Musterbeispiel
gen für den Tourismus, können Pointierte Stellungnahmen
werden, das für qualifizierte Mitsie Arbeitslosengelder sparen. beteiligter Hoteliers
abeitende attraktiv ist.»
Das jährliche Potenzial liegt in
Christina Darms, Leiterin Federico Haas, Inhaber und
Graubünden bei 11 Mio. und im Human Resources der «Weisse Direktor des Hotels Delfino,
Tessin bei 20 Mio. Franken.
Arena»-Gruppe, Laax: «Fach- Lugano: «Das Projekt bietet eine
kräftemangel ist ein Fakt. Des- innovative Möglichkeit, unsere
Breite Trägerschaft von
Branche und Behörden
halb ist es wichtig, Mitarbeitende Berufe besser zu vermarkten und
Am Projekt beteiligen sich im Betrieb zu halten, beziehungs- bessere Bedingungen für die Mit19 touristische Unternehmen mit weise zum Wiederkehren bewe- arbeitenden der Branche zu
44 Hotel- und Gastronomiebe- gen zu können. Bei einer erfolg- schaffen.»
Volkswirtschaftliche Effekte der Saisonalität in Graubünden
Volkswirtschaftliche
Volkswirtschaftliche Effekte
Effekte der
der Saisonalität
Saisonalität im
im Tessin
Tessin
Arbeitslosigkeit in Graubünden alleine aus der Gastronomie und Beherbergung:
Zeitweise bis zu 1'000 Arbeitslose, davon bis zu 800 saisonbedingt.
Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit im
im Tessin
Tessin alleine
alleine aus
aus der
der Gastronomie
Gastronomie und
und Beherbergung:
Beherbergung:
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Beteiligung Unternehmen mit 44
Hotel- und Gastronomiebetrieben
Die am Projekt beteiligten Unternehmen bieten insgesamt rund
800 Ganzjahresstellen und über 1300 Saisonstellen an. Die Lohnsumme beläuft sich jährlich auf insgesamt rund 100 Mio. Franken.
Graubünden:
Badrutt's Palace, St. Moritz
Belvkl&e Hotelgruppe, Scuol
Carlton Hotel, St. Moritz
Hotel Chesa Rosatsch, Celerina
Hotel Grischa, Davos
Maiensässhotel Guarda Val,
Lenzerheide
Tschuggen Grand Hotel, Arosa
Bio-Hotel Ucliva, Waltensburg
Valsana Sporthotel, Arosa
Waldhotel, Davos
Weisse Arena Gruppe, Laax
Tessin:
Hotel Arancio, Ascona
Hotel Casa Berno, Ascona
Albergo Carcani, Ascona
Hotel Castello del Sole, Ascona
Hotel Delfino, Lugano
Parkhotel Delta, Ascona
Hotel Eden Roc, Ascona
Albergo Losone, Losone
Boutique-Hotel La Rocca, Porto
Ronco/Ascona
Weitere:
See & Parkhotel Feldbach,
Steckborn TG
Hotel Vitznauerhof, Vitznau LU
Ich erwarte, dass noch viele
weitere Hotels auf den rollenden Zug aufspringen und der
Gedanke «zusammen sind wir
stärker und robuster» greift.
7
Worin sehen Sie die grösste
Chance in diesem Projekt?
Die Veränderung des Denkens
zu bewirken. Der Hotelier ist
von seiner Grundausstattung
her eher der Einzelkämpfer,
aber die wirtschaftlich knüppelharten Zeiten für die Ferienhotellerie lassen EinzelkämpferErnst Wyrsch
tum nicht mehr zu. Mit diesem
Präsident hotelleriesuisse
Projekt kann die Lust auf
Graubünden
weitere Kooperationen geweckt
Wie beurteilen Sie das Projekt
werden. Im Marketing, im
Mitarbeiter-Sharing?
HR-Bereich, im Einkauf, im
Kooperation ist in diesen
Vertrieb usw. Wenn wir es
angespannten Zeiten eine
schaffen, zwischen 8 bis
Pflichtaufgabe für jeden
Ferienhotelier. Es ist ein gutes 10 Prozent günstiger zu
werden, ohne den Endpreis zu
Projekt zur richtigen Zeit.
senken, dann haben wir auch
wieder vernünftige WertschöpWas erwarten Sie davon?
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fungszahlen.
Und wo sehen Sie die grössten
Herausforderungen?
Die gesetzlichen Hürden, wie
beispielsweise unterschiedliche
Steuerabgaben, legal umgehen
zu können.
Wie schätzen Sie die Erfolgschancen des MitarbeiterSharings ein, oder was braucht
es allenfalls noch?
Es muss aus meiner Sicht ein
Schweizer Projekt werden. Und
für gewisse Regionen kann ich
mir sogar auch die Zusammenarbeit Stadt-Land vorstellen.
Damit man das Projekt als
Super-Erfolg verbuchen kann,
braucht es mindestens 150
teilnehmende Hotels verteilt auf
die gesamte Schweiz. Eine Zahl,
die ich als sehr realistisch
betrachte.
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