1 595 Riversdale Road, Camberwell, Vic., 3124 (03) 98824180; Fax: (03) 9882 6879; E-mail: [email protected] Website: http://sanktchristophorus.org Print Post Approved PP 328567/00045 Registered by Australia Post Vol 72 No 12/13 Jahresbeitrag $ 10.00 Dezember 2015 Frohe Weihnachten JEDEN SONNTAG HL. MESSE UM 10 UHR DO 24.12. CHRISTMETTE UM 22 UHR IN DEUTSCH DI 1.12. TAI CHI WIE ÜBLICH MI 3.12. HL. MESSE IM TABULAM HEIM UM 14 UHR MIT FR. BRIAN SO 6.12. NIKOLAUSFEIER BEI ST. CHRISTOPHER´S BEGINN 10 UHR, HL. MESSE DI 15.12. WEIHNACHTSFEIER DER SENIOREN, BEGINN 10:30 UHR MIT DER HL. MESSE MI 16.12. HL. MESSE IM MARTIN-LUTHER -HEIM UM 14 UHR MIT FR. BRIAN FR 25.12. SA 26.12. WEIHNACHTEN HOCHAMT UM 10 UHR IN DEUTSCH HEILIGE MESSE IN ST. UM 10 UHR IN ALBANS DEUTSCH IM JANUAR, JEDEN SONNTAG HL. MESSE UM 10 UHR IM JANUAR KEINE BESUCHE UND KEINE HL. MESSE IM TABULAM- UND IM MARTINLUTHER-HEIM. 2 Liebe Senioren, Zuerst möchte ich über unsere Fahrt nach Millgrove berichten. Das Wetter war uns wirklich nicht sehr freundlich gesinnt, aber wir freuten uns auf einen Tag der Abwechslung vom täglichen Einerlei! Wir fuhren noch nicht lange, da kam ein Anruf von Angelika: “unsere Rosa Bloch kommt mit ihrer Tochter hinter uns hergefahren und versucht den Bus aufzuhalten!!!” Unser freundlicher Busfahrer muβte erst einen geeigneten Parkplatz finden, aber dann klappte alles! Rosa war überglücklich und wurde mit ihrem “walker” umgeladen in unseren Bus, dann ging die Reise weiter! Das Beste bei einer Busfahrt ist: man sitzt soviel höher als in einem normalen Auto und kann über die Zäune hinweg einen Blick in die vielen Gärten werfen! Jetzt vor der groβen Sommerhitze sieht alles so frisch und farbenprächtig aus. Hinter Lilydale wurden die Grundstücke immer gröβer, man sah Pferde und Rinder auf der Weide, dazwischen auch gröβere Wein – und Obstplantagen. Die Landschaft strahlte soviel Ruhe aus, selbst die Tiere schienen glücklich und zufrieden! Im Pallotti College wartete Father Brian schon, er zelebrierte eine Hl. Messe für uns, dann muβte er wieder zurück nach Melbourne. Wir sind ihm von Herzen dankbar für die extra Mühe! Das Pallotti College war bis 1963 ein Priesterseminar, dann wurde es umgestaltet in ein Retreat Centre mit 62 Zimmern, 240 acres Land gehören auch dazu. Es liegt im wunderschönen Yarra Valley am Fuβe vom Mt. Donna Buang. Um 12 Uhr bekamen wir pünktlich unser Mittagessen. Wir hätten nach dem Essen gerne noch einen Spaziergang gemacht und uns ein biβchen umgeschaut, aber der Nieselregen lieβ nicht nach! So beschlossen wir schon eher nachhause zu fahren und auf dem Heimweg noch bei einer Erdbeerfarm zu halten. Die geschäftstüchtige Farmersfrau erholte sich schnell von dem Schreck, so viele ausgestreckte Hände mit Geldscheinen vor ihrem Verkaufstisch zu sehen und schleppte alle Erdbeeren herbei, die sie im Kühlraum vorrätig hatte!!! Überschlagsmäβig haben wir ungefähr 30 kg Erdbeeren mit nach Hause genommen!!! Die Stimmung im Bus war nach dieser Unterbrechung richtig ausgelassen, das schlechte Wetter war vergessen! Unsere Weihnachtsfeier am 15. Dezember wollen wir nach alter Sitte so stilvoll wie möglich gestalten. Father Brian wird wieder um 10.30 Uhr eine Hl. Messe für uns zelebrieren. In der Halle bietet Walter uns dann ein feines Weihnachtsessen an: Seafood Cocktail, Ham and Turkey with Parsley Potatoes, Peas and Carrots Fresh Fruit salad with Ice cream zum Kaffee gibt es Stollen und Weihnachtsgebäck Walter bittet nur um Voranmeldung bei mir Tel. 9787 7167 oder Hermann Tel. 9899 3871. Wir werden ein paar schöne Weihnachtsgeschichten hören und natürlich singen wir auch unsere beliebten deutschen Weihnachtslieder. Allen, die im Dezember und Januar ihren Geburtstag feiern, gratulieren wir herzlichst und unseren Kranken wünschen wir von Herzen gute Besserung. 3 Wieder geht ein Jahr zu Ende, habt alle Dank, die einen für’s Helfen, die anderen für’s Kommen! Am 9. Febr. 2016 treffen wir uns dann alle wieder in der Halle. Advent Rainer Maria Rilke 1875- 1926 Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt, und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weiβen Wegen streckt sie die Zweige hin - bereit, und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit. Ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute im Neuen Jahr wünscht Euch ganz herzlich Annemie Lektoren 1. Lesung Lektoren 2. Lesung R. Messner NikolausfeierWeihnachtsmenu 13.12. 3.ADVENTSSONNTAG R. Messner Phil 4,4-7 G. Bartl Zef 3,14-17(14-18a) R. Klopfer Louis & Familie 20.12. 4. ADVENTSSONNTAG R. Klopfer Hebr 10,5-10 M. Findeis Mi 5,1-4a K.-H. Klopfer Louis & Familie 6.12. 2. ADVENTSONNTAG J. Breier Bar 5,1-9 J. Neumaier Phil 1,4-6.8-11 Kommunionhelfer Kaffeeausschank 24.12. CHRISTMETTE V. Ankenbrand Jes 62,1-5 W. Dzierzon Apg 13,16-17.22- H. Messner 25 25. 12. WEIHNACHTEN W. Dzierzon Jes 62,11-12 M. Ankenbrand Tit 3,4-7 R. Messner Louis & Famile 27.12.FEST DER HL FAMILIE J. Neumaier Kol 3,12-21 J. Breier Sir 3,2-6.12-14 (3-7.14-17a) R. Klopfer Louis & Familie 03.01.2016 G. Bartl Sir 24,1-2.8 R. Messner Eph. 1,3-6.15-18 -12 (1-4.12-16) K.-H. Klopfer Louis & Familie 10.01.16 TAUFE DES HERRN R. Klopfer Apg 10,34-38 M.Findeis Jes 42,5a.1-4.6-7 V. Ankenbrand Louis & Familie 17.01.2016 M. Ankenbrand Jes 62,1-5 H. Messner Louis & Familie 24.01.2016 J. Neumaier Neh 8,2- V. Ankenbrand 1Kor 12,124a.5-6.8-10 31a R. Klopfer Louis & Familie 31.01.2016 J. Breier Jer 1,4-5.17 M. Findeis 1 Kor 12,31-13,13 -19 R. Messner Louis & Familie W. Dzierzon 1 Kor 12,4-11 ------------ 4 Liebe Gemeindemitglieder, nach längerem Schweigen nun mal wieder ein paar Zeilen von mir aus Deutschland. Zur Zeit bin ich gerade bei meinen Eltern, da wir gestern Allerheiligen hatten und natürlich auch an unsere Verstorbenen in der Familie gedacht haben. Des weiteren habe ich die kommende Woche Urlaub, da die Herbstferien in Bayern sind und ich die Gelegenheit gleich nutzte ein paar Tage frei zu machen um in die Berge zu fahren. Trotz November, sind dort noch traumhafte Temperaturen von bis zu 18°C und ich freue mich schon sehr, die Berge ein wenig zu erklimmen und die Bergluft um die Nase zu spüren. Am Samstag, 31.10. hatten wir in unserer Pfarreiengemeinschaft den Kinderbibeltag unter dem Motto: „Jesus erzählt vom Reich Gottes“. Anhand der Gleichnisse vom kleinen Senfkorn und der Segnung der Kinder wurde den 80 begeisterten Kindern das Gottesreich näher gebracht. Es ist wie ein Geschenk an uns alle, das wir immer wieder gerne annehmen dürfen ohne etwas dafür zu tun. Und auch ganz kleine Sachen, wie z.B. wie bei Euch das Zusammenkommen nach dem Gottesdienst, hilft schon, damit sich das Reich Gottes ausbreitet und größer wird. Etwas wunderbares. Wunderbar ist auch, dass mein Chef, Pfr. Stempfle, mir über Weihnachten dieses Jahr Urlaub genehmigt hat und ich somit die Möglichkeit habe vom 20.12. 2015- 09.01.2016 wieder nach Australien zu kommen. Die ersten 2 Wochen werde ich in Melbourne verbringen und freue mich schon darauf Euch alle wieder zu sehen. In der letzten Woche werde ich noch nach Perth fliegen und Albany und Esperance erkundigen. Bis zu unserem Wiedersehen wünsche ich euch alles erdenklich Gute, vor allem dass ihr Gesund bleibt und Gottes Segen mit euch sei. Eure Silvia Drescher Kontaktdaten: Silvia Drescher, Jahnstraße 21,85084 Reichertshofen Email: [email protected] Tel: 0049 157 7047 5070 5 Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag unseren Geburtstagskindern im Dezember 2015 und im Januar 2016: W. Dzierzon, W. Gerhards, A. Heilszer, E. Krejci, A. Kress, S. Kryza, H. Pordbadnik, J. Schimdt, C. Schwaerzler, E. Sobol, L. Sperrer, K.G. Martin, K. Bernhard, C. SchmidtL. Vahrmeijer, R. Abfalter, L. Bargholz, H. Benner, L. Christ, E. Forster, H. Harcker, L. Hendricks, S. Köster, L. Kramer, M. Kuca, E. Goerlitz, H. Owczarek, F. Peschke, E. Rady, H. Schmid, e. Skruzny, W. Uhlenbruch, T. Vanderstraeten, A. Weber und M. Winkels. Wir gratulieren ihnen allen von Herzen und wünschen Ihnen einen recht schönen Geburtstag, gute Gesundheit, viel Frohsinn und immer Gottes Segen! Bekanntmachungen Den Rundbrief haben bezahlt: H. Runge Enigineering, R. Pompe, D. Lauber und Erna Hoppe. Spenden sind eingegangen: R. Pompe $ 5,--, H. Runge Engineering $ 335,--, D. Lauber $ 35,--, anonym (Umschlag nicht lesbar) $ 50,--, anonym $ 30,-- und anonym $100,--. St. Vincent de Paul $ 40,-- Handarbeiten verkauft: $ 95,75 Verkaufte Kalender 35,-- $ Liebe Gemeindemitglieder und Rundbriefleser! Von uns allen hier bei St. Christopher’s: Verleben Sie ein friedvolles und glückliches Weihnachtsfest und für das kommende -Neue Jahr- wünschen wir Ihnen Gesundheit und lassen Sie uns gemeinsam für Frieden in unserer doch so wunderschönen Welt beten. 6 Wir laden Sie zu unserer NIKOLAUSFEIER am 6. Dezember 2015 bei St. Christopher’s Deutsch Sprechende Katholische Kirche ein. Wir beginnen mit einer Hl. Messe um 10 Uhr, welche von den „Austrian Singers“ begleitet wird. Anschließend treffen wir uns in der Halle zu einem Weihnachtsmenu, Softdrinks und später Kaffee und Weihnachtsgebäck. In unserer Gemeindehalle wollen wir gemeinsam und voller Freude Weihnachtslieder singen. Weitere Darbietungen von den „Austrian Singers“, eine super Tombola und auch der Nikolaus hat sich angesagt bei uns vorbei zu schauen!!! Das Weihnachtsessen kostet $ 15 pro Person, Kinder unter 12 Jahren essen kostenlos. Drinks BYO Wir freuen uns sehr, einige gemütliche, vorweihnachtliche Stunden in fröhlicher Gemeinschaft zu verbringen. ALLE SIND WILLKOMMEN! 7 Der Kuss - eine wahre Weihnachtsgeschichte von Ruth Ballhaus Nach der Währungsreform konnten wir uns im zerstörten Stuttgart keine zwei getrennten Wohnräume mehr leisten und haben deshalb im Oktober 1948 geheiratet. So zog mein Mann mit Reißbrett, Aktentasche und gewendetem Soldatenmantel zu mir nach StuttgartDegerloch in ein Mansarden-kämmerchen von sieben Quadratmetern. Zur Einrichtung zählte ein Eisenbett, ein Eintürenschrank, ein Stuhl und eine Kommode. Leider gab es kein Öfchen, keinen Herd, und auch kein Tröpfchen warmes Wasser kam aus irgend einem Loch. Der einzige Luxus in den kalten Flitterwochen war, dass wir nicht über Land und Hof auf die Toilette mussten, denn es gab auf der gleichen Etage ein Gemeinschaftsklo. Was solls? Wenn man verliebt ist, überwindet man mit rosaroter Brille die täglichen Probleme mit Humor. An den arbeitsfreien Wochenenden verbrachten wir die kalten Tage in der Kirche, im Café, im Kino und im Bett. Mit dem Esbitkocher kochten wir uns an den Adventssonntagen Haferbrei mit Zucker bestreut oder schleimige Nudeln. Mehr gab das kleine Flämmchen nicht her. Dafür hatten wir Spaß beim Essen. Da wir nur ein Besteck hatten, stocherte der eine mit einer Gabel und der andere fischte mit dem Löffel in dem Topf herum. Wir gingen fast täglich zum Wohnungsamt – und acht Tage vor Weihnachten zog der Wohnungsvergabebeamte tatsächlich eine Adresse aus der Schublade! Zwei kleine Kammern mit Waschbecken in einer Degerlocher Zahnarztvilla wurden uns angeboten. Halleluja, jetzt kann es Weihnachten werden!“, jubelten wir. Doch meine Chefin war da anderer Meinung und sagte: „Im Schwabenland nimmt man nicht so gerne Reingeschmecktes, da werde ich euch beim Antrittsbesuch begleiten und ein gutes Wort einlegen müssen“. Wir zogen uns fein an, ich drehte die Haare ein, der Student bekam sie geschnitten. Proper und geschnie-gelt stellten wir uns vor. Ein Studentenehepaar war ihnen recht und ab 1. Januar 1949 könnten wir einziehen. Das Problem sei nur, dass der ganze Bauschutt von dem wiederhergestellten, fliegergeschädigten Haus noch in den Zimmern läge. Die Handwerker hätten alles nur wetterfest gemacht. Da waren wir nicht verlegen, wir würden alles aufräumen, wenn wir nur schon am 24. Dezember einziehen dürften und nicht mehr frieren müssten. Wir gingen nach der Arbeit hin, schleppten mit unserem einzigen Eimer mühsam den Schutt weg, rührten in unserem einzigen Eimer Kalk mit Sägespänen an und strichen damit die Wände. Meine Chefin schenkte uns eine Liege, einen Stuhl, einen Tisch und ein Sparherdchen. Als ich am 24. Dezember 1948 mittags um 12 Uhr meine Arbeitsstelle verlassen wollte, kam mein Chef, lachte und wünschte mir ein frohes Weihnachtsfest. Dann meinte er: „In diesem Jahr gibt es bei uns Gänsebraten für fünf Personen und für das junge Glück ein Brathuhn für zwei.“ Es war kaum zu fassen, denn dazu gesellten sich noch ein Stollen und die Zweige des abgehackten Weihnachtsbaumes, ja sogar Plätzchen und ein paar altmodische Kugeln waren für uns übrig. Wer mich auf dem Heimweg beobachtet hat, muss gedacht haben, da läuft eine Verrückte! Vor lauter Weihnachtsfreude habe ich ab und zu einen Luftsprung gemacht. Bis zum Heiligabend war auch noch der weiße Kalkboden geschrubbt, der niedliche Tannenstrauß zu einem Tannenbäumchen dekoriert und feste der Rauch durch das Sparöfchen geblasen. Unten bei Doktors ging man mit langem Kleid und Smoking zum Festdinner. Wir machten das kleine Erkerfensterchen auf und hörten, wie die Weihnachtsglocken die heilige Nacht einläuteten. Ganz fest nahmen wir uns in die Arme und küssten uns. All die vielen Sterne am glasklaren Himmel sahen zu, wie in der Christnacht zwei überglückliche junge Menschen dankbar in einer warmen Herberge ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest feierten. ❄ Weihnachten 1942 – 90 Minuten Aufenthalt - Begegnung mit einem Engel von Richard Jung 8 Vor vier Tagen noch im warmen Südfrankreich, schnelles Verladen der Panzer-Pionier-Kompanie – viel zu schnell –, ein letztes Bad im Meer. Eine erfahrene Heeresverwaltung hat alle Arten Marketenderwaren ausgeschüttet, damit wir den nicht erhaltenen Heimaturlaub vergessen, zum Trost und zur Beruhigung gewissermaßen. An deren Auswirkung denkt jetzt der „Alte“, dann gewahrt er die Tanne im Schnee. Gedankenverloren stapft er auf das einsame Bäumlein zu und freut sich, wie sich seine Zweige erleichtert heben, wenn er mit lässigen Bewegungen seiner Stiefel den Schnee abschlägt. Fetzen trunkenen Grölens schallt zu ihm herüber – Weihnacht, Fest des Friedens und der Versöhnung, Heiliger Abend. Der „Spieß“ mit seinen 29 Jahren der älteste Soldat der Kompanie, beobachtet seinen Chef vom Abteilfenster aus und stolpert dann geräuschvoll über die ausgestreckten Beine des Zugführers 3. Zug, eines gerade 20-jährigen Leutnants, der trübsinnig im Eck hockt und vom Heimweh geplagt die Bierflasche in seiner Hand anstiert. Waren wir nicht gerade vor ein paar Stunden an seinem Elternhaus vorbeigefahren, das er seit gut einem Jahr nicht mehr betreten hat? „Wir müssen doch irgendwo noch ein paar Kerzen haben“, murmelt der Spieß vor sich hin und kramt polternd in den Kisten herum, als wollte er den Leutnant zum Mittun zwingen. Er findet dann auch die Kerzen in der Alarmkiste. „Komm, Bub, wir machen Weihnachten“, meint er und versucht den Leutnant mit einem erneuten Tritt gegen das Schienbein für sein Vorhaben zu begeistern, „einen Christbaum, Kerzen und einen besinnlichen Chef haben wir schon!“ „So ein Quatsch“, murmelt der, reißt sich aber dennoch aus seiner alkoholgeschwängerten Lethargie und stolpert aus der stickigen Wärme hinaus in die Kälte der Winternacht. Dann machen die drei aus der einsamen Tanne einen Weihnachtsbaum, mit Bindedraht und Wachskerzen, einen Traum von einem Weihnachtsbaum. Drei einsame Gestalten starren dann in die Lichter, deren ruhiger Glanz mit den eiskalt erscheinenden Sternen wetteifert. Das Grölen in den Personenwagen des Transportzuges verstummt langsam, und da schlurfen sie heran, die Kameraden, vermummt wie Vorzeitmenschen, vielleicht wie damals die Hirten, schweigsam mit erstaunten Augen. Ein stiller Kreis umsteht dann das Wunder. Wenn eine Kerze flackert, sieht man dann und wann die aufgerissenen Augen in den dunklen Gesichtern. Keiner sagt etwas, nicht mal der „Alte“, der sonst selten nichts zu sagen weiß. Sie stehen einfach so herum und jeder von ihnen ist mit seinen Gedanken ganz allein und ganz weit weg. Da entsteht Bewegung an einer Seite. Da drängt sich doch jemand durch den Kreis der stummen Gestalten. Ja, was ist denn das? Ein langes weißes Gewand, ein Engel, vielleicht 18 oder 19 Jahre, ein etwas zerrupfter Engel, möchte man bei näherem Zusehen meinen. Das goldene Stirnband mit dem Stern ist verrutscht. Man kann unschwer erkennen, dass der Engel einen weiten Weg durch den Schnee bis hierher zurückgelegt hat. Ein Mensch, der nicht mehr an Wunder glaubt, hätte auch festgestellt, dass ein Pappflügel traurig und durchnässt herunterhing, das lange weiße Gewand sonst einem etwas profaneren Zweck gedient hat und dass die nackten Füße des Engels in klobigen Männerschuhen steckten. Wir aber glaubten an Wunder in dieser Nacht, in der Weihnachtsnacht 1942, irgendwo, an einer unbedeutenden Nebenstrecke der Eisenbahn in Polen. Der Engel spricht uns auf Polnisch an und hält uns mit nackten Armen ein Körbchen entgegen. Traurig schaut er im Kreis herum, als er merkt, dass wir ihn und seinen Weihnachtsgruß nicht verstehen können. Wir greifen in das Körbchen und probieren das steinharte armselige Gebäck – und stecken es heimlich in unsere Taschen. Dann singen wir „Hohe Nacht der klaren Sterne“, vereinzelt erst, dann immer kräftiger „Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht …“ Ein Bild, das ich seit damals nicht mehr vergessen habe und das mich immer an Weihnachten wieder erneut nachdenklich stimmt: Neben dem Lichterbaum im Schnee der zerrupfte Engel im langen weißen Gewand, mit nackten Füßen in klobigen Schuhen im eiskalten Schnee, mit ausgestreckten Armen und tränenüberströmten Augen. Drum herum eine ganze Kompanie junger Männer, die glaubten, harte Soldaten zu sein und meinten, sie könnte doch wirklich nichts mehr erschüttern. Sie schneuzen sich verlegen, gucken in den schwarzen Himmel und singen so kräftig und laut auch die zweite und dritte Strophe, als könnten sie damit ihr ganzes Elend, ihre Angst vor der Zukunft und ihr Heimweh hinaufsingen zu IHM, der Trost ist und Hoffnung. Vereinzelt stoßen wir uns gegenseitig an, stehlen uns weg und kehren zurück. In unseren Zeltbahnen schleppen wir heran, was man uns gegeben hat, damit wir unser eigenes Weihnachtsfest vergessen: Cognac, Weinflaschen, Zigarren, Gebäck, auch lange grobe Männerunterhosen und dicke wollene Militärsocken sind dabei, auch Schals, Kopf- und Pulswärmer sowie Unterziehpullover, deren private Herkunft selbst dem großzügigsten Zahlmeister aufgefallen wäre. Fassungslos steht da der Engel und heult wie ein Kind. Dann pfeift die Lok zweimal schrill und stößt Wolken heißen Dampfes aus. Der Schnee beginnt stärker zu fallen. Das Haltesignal zeigt grün und langsam setzt sich der Transportzug in Bewegung. ❄
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