Kolosser 3,17 „Echt motiviert“ „Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ Wir ordnen gerne … Wir Menschen denken gerne in „Blöcken“ oder „Kategorien“ oder „Fächern“. Das ist kein typisch deutsches Problem. Das ist ein Grundproblem des Menschen. „Das ist gut, das ist schlecht, das ist neutral.“ - „Der ist ein böser Mensch, der ist nicht sympathisch, der ein Gutmensch.“ - „Das ist meine Gemeinde, das mein Beruf, das ist mein Familienleben.“ - „Hier bin ich Christ, dort bin ich Chef, dort Vater oder Mutter.“ - „Praktisch helfen ist das Wichtigste, gute Worte sagen ist das Entscheidende, stille sein vor Gott ist noch wichtiger.“ … und wir trennen oft die einzelnen Lebensbereiche und Gedankengänge voneinander. Paulus macht einen Strich durch das Ordnungssystem unseres Lebens. Er sagt: „Alles, was ihr tut ...!“. Das heißt: keine Trennung von Christsein und Beruf, kein Auseinanderdividieren von Dienst für Gott und Alltag, keine Kluft zwischen missionarischem Lebensstil und sozialem Engagement. Christsein bedeutet - laut Paulus - Worte und Werke nie zu trennen und nicht gegeneinander auszuspielen. Worte der Liebe sind ohne Taten der Liebe wertlos … genauso sind auch Taten der Liebe ohne freundliche Worte nicht zu denken. Deshalb auch der erste Punkt, der Echtsein ausmacht: 1. Auf‘s Ganze fixiert!_______________________________________ In den evangelikalen Kreisen hat man vielfach die Angst, dass sozial-diakonisches Handeln automatisch das Evangelium überdecken würde. Ich weiß noch wie heute, als junge Erwachsene einer Gemeinde ein diakonisches Angebot für die Randgruppen ihrer Stadt machen wollten. Sie hatten schon das Geld zusammen, um eine stillgelegte Getränkehandlung zu kaufen. Alle waren Feuer und Flamme - hier waren Menschen, die Hilfe nötig hatten, die ein Zuhause suchten. Doch das Veto der Gemeindeleitung (aus Angst, das Evangelium würde überdeckt, wenn man nicht sofort mit Predigen beginnt) ließ das Projekt scheitern. Und aus heutiger Sicht würde ich sagen: die unberechtigte Ängstlichkeit und Vorsicht hat die Gemeinde über viele Jahre zum Stillstand gebracht. Wir sind als Evangelikale selten in Gefahr, die „Worte“ zu vernachlässigen. Wir leiden nicht so sehr an Wortlosigkeit, sondern mehr an „Werklosigkeit“. Menschen, die Gott nicht kennen, haben uns noch nie vorgeworfen, zu viel für die Armen und Bedürftigen unseres Dorfes oder unserer Stadt zu tun … doch den Christen wird immer wieder vorgehalten, mehr zu reden, als zu tun bzw. nur zu reden und nichts zu tun. Paulus meint dazu: „Alles … mit Worten oder mit Werken“. Nicht trennen - das Ganze sehen. Missionarisches Christsein - richtig verstanden - ist immer diakonisch-sozial, verweigert niemandem die Hilfe, hat offene Augen für Menschen, die in Not sind. Diakonisch-soziales Christsein - richtig verstanden - kommt ohne den Hinweis auf den Gott, der rettet, nicht aus und weiß, dass die Ewigkeit wichtiger ist als das irdische Leben. Dazu noch ein Beispiel aus der Bibel (Apostelgesch. 6): Die Apostel waren in der ersten Gemeinde an allem beteiligt. Sogar am Verteilen des Essens. Es muss so gewesen sein, dass es in der ersten Gemeinde eine Art Essensverteilung gegeben hat. Die Menge der zu bedienenden Leute war so groß, dass man eine bestimmte Gruppe vernachlässigt hat. Jetzt waren das halt unglücklicherweise Witwen aus der griechisch sprechenden Riege – also Leute, die sowieso immer irgendwie vernachlässig wurden und deren Versorgung sogar biblisches Gebot war. Und das kommt nicht so gut in christlichen Kreisen. Also kamen einige von den sogenannten „Hellenisten“ zu den Aposteln und beschwerten sich. Die Apostel reagierten prompt. O-Ton in der Bibel: Da riefen die Zwölf die ganze Gemeinde zusammen und sagten: „Es geht nicht an, dass wir die Verkündigung der Botschaft Gottes vernachlässigen und uns um die Verteilung der Lebensmittel kümmern.“ D.h. sie waren in Gefahr, das „Wort“ zu vernachlässigen. Doch sie wussten … beides ist nötig und wichtig: Verkündigung und das Verteilen des Essens! Über Gott reden und für Gott arbeiten. Predigen und dienen. Das war das Problem … und dann wurde delegiert, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Es wurden besondere Leute für eine besondere Aufgabe ausgewählt. Und der Grund des Delegierens? Man sollte keinen der zwei Bereiche (geistliche Arbeit und praktische Arbeit) vernachlässigen. Klar waren in der ersten Christenheit zwei Dinge: Es ist nicht richtig, die Witwen zu vernachlässigen! („Werke“) Es ist nicht richtig, das Gebet und das Verkündigen zu vernachlässigen! („Worte“) Beides gehört zum christlichen und zum gemeindlichen Leben. Es geht hier in diesem Text zwar um eine organisatorische Regelung – aber das Ziel war, dass beides in der Gemeinde getan wird. Und: klar war für die Christen damals auch, dass beides in das persönliche Leben jedes Christen gehört. Wir schauen mal kurz, wie die Leute hießen, die bei dieser Gemeindediakonenwahl das große Los gezogen hatten: Sie wählten Stephanus (aha, den kenn ich...), einen Mann voll lebendigen Glaubens und erfüllt vom Heiligen Geist; außerdem Philippus (von dem steht auch noch mehr in der Bibel...), Prochorus, Nikanor, Timon (diese drei tauchen in der Bibel nicht mehr auf...), Parmenas (der hat später glaube ich - dann eine italienische Käsesorte, die zu Spaghetti gegessen wird, erfunden :-)) und Nikolaus (nicht den mit der roten Mütze, sondern....), einen Nichtjuden aus der Stadt Antiochia. Diese sieben brachten sie zu den Aposteln. Stephanus und Philippus treten später noch mal auf... aber interessanterweise nicht als Kellner für Witwen und andere Gemeindemitglieder. Stephanus führte Streitgespräche über den Glauben und hielt eine ellenlange Rede in der Ratsversammlung der obersten Juden. Philippus wurde von Gott zu einem äthiopischen Beamten geschickt, nicht um ihm Essen auszuteilen, sondern um die beste Botschaft mit ihm zu teilen. Wir lernen daraus: Im Leben eines Christen muss beides vorkommen: Glauben praktizieren und Glauben weitergeben; anderen Menschen praktisch helfen und ihnen von Gott erzählen; Kleinigkeiten erledigen und große Aufträge bekommen; abspülen und evangelistische Einsätze planen; aufräumen und auf eine Kurzbibelschule gehen; usw. usw. Nur dann ist Christsein echt! So weit zum ganzheitlichen, echten Leben als Christ und als Gemeinde. Wenn wir in unserem Text weiter gehen kommen wir zur Stelle „… das tut alles im Namen des Herrn Jesus“. 2. Durch Gnade motiviert!____________________________________ Die Redewendung „im Namen von Jesu“ hat im griechischen eine zweifache Bedeutung: „Im Auftrag von“ „Auf Rechnung/Konto von“ zu 1. „Im Auftrag von“ Immer wieder bin ich in „offiziellen Angelegenheiten“ unterwegs. Wenn ich bei einem Jubiläum ein Grußwort sagen muss, dann tue ich das „im Namen“ der Liebenzeller Mission, d.h. im Auftrag unseres Vorstandes. Handeln im Namen Jesu bedeutet also, dass in jeder Tat, in jedem Wort eine Beauftragung liegt. In der Bibel finden wir die verschiedensten Bilder, die das gleiche ausdrücken: Wir sind „Botschafter an Christi Statt“ > 2. Kor. 5,20 Wir sind „ein Brief Christi“ > 2. Kor. 3,3 Wenn wir unser Reden und Handeln im Auftrag von Jesus tun sollen, dann setzt das voraus, dass wir in einer tiefen und andauernden Verbindung zu ihm aufrechterhalten. „In ihm bleiben“, „in seiner Liebe bleiben“, so wird das in Johannes 15 beschreiben. An ihm dran bleiben, keine Trennung zulassen, die eigene Kraft aus seiner Macht holen. Das ist es, was nötig ist! zu 2. „Auf Rechnung/Konto von“ Das heißt: alles, was wir tun und reden kommt nicht aus uns. Es ist nicht mein Verdienst, wenn ich anderen Menschen gute Werke und heilsame Worte schenken kann. Ich hab letztendlich kein „Gute-Werke-Kapital“, auf das ich zurückgreifen kann. Ich lebe vom „Kapital“, das Gott mir schenkt. Im Neuen Testament ist das an vielen Stellen festgehalten, z.B.: Meine guten Werke, für die ich geschaffen wurde, habe ich nicht selbst ausgesucht „Gott hat sie im Voraus bereitgestellt, damit wir in ihnen wandeln sollen“ (Epheser 2,10) Meine Liebe reicht nicht aus - ich lebe von der „Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist“ (Römer 5,5). Ich rede nur dann wirklich wirkende und heilsame Worte, wenn Gott sie mir gibt (Matthäus 10,19+20 „die Worte werden euch gegeben durch den Geist eures Vaters“). Ich werde nur dann bleibende Frucht bringen, wenn ich fest mit Jesus verbunden bleibe (Johannes 15,4 „Ihr werdet keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt“). Ich hebe also alles, was ich zum Handeln brauche, vom Konto des mächtigsten Herrn ab. Ich leiste nicht selbst - und deshalb gehört auch mir selbst nicht die Ehre. Das Ziel meiner „guten Werke“ ist das Lob Gottes. „Lasst euer Licht vor den Menschen leuchten, dass sie eure guten Werke sehen - und euren Vater im Himmel preisen!“ (Matthäus 5,16) Also: keine Angst vor den guten Werken und den heilsamen Worten, die wir tun sollen … … die sind alle schon von Gott vorbereitet! … die Liebe dazu, hat Gott mir bereits gegeben! … die Worte wird er mir zur rechten Zeit geben! … für die Frucht ist immer noch er zuständig - wir müssen lediglich fest mit ihm verbunden bleiben. D.h. wir konzentrieren uns nicht auf die Werke, die es zu tun gibt, sondern auf unsere Beziehung zu Jesus! Wir beziehen unsere Motivation nicht aus dem Gelingen des eigenen Handelns - wir beziehen unsere Motivation aus der Beziehung zu Jesus! Unsere ganze Kraft soll also nicht in das Tun guter Werke gehen, sondern in die Vertiefung unserer Beziehung zu Jesus! Dann kommt die Frucht organisch dazu! Und nun - auf ein Wort: Unser Text spricht ja eigentlich vom „Tun“. Doch letztlich spricht er - wie wir gemerkt haben - von der tiefen Verbindung zu unserem Gott. Daher erlaube ich mir die Frage, die mich selbst auch umtreibt: Wie viel Kraft investieren Sie für diese Beziehung/Verbindung zu Jesus - im Vergleich zu der Kraft, die Sie dafür investieren, in der Öffentlichkeit ein „guter TatChrist“ zu sein? Wir viel Zeit investieren Sie in die enge und geheime Gemeinschaft mit Ihrem himmlischen Vater - im Vergleich zur Zeit, die Sie für die Umschichtung irdischer Bedürfnisse einsetzen? Worüber definieren Sie ihre Identität: über das, was sie tun - oder über das was Sie in der Beziehung zu Jesus sind? Ich finde es ungemein entlastend, nichts aus mir leisten zu müssen. Ich finde es genial, dass Gott nichts von mir verlangt, was er nicht schon vorbereitet hätte. Es motiviert mich, auch schwierige Situationen anzugehen. Es motiviert mich, Menschen zu helfen, die ich normalerweise nicht mal wahrnehme. Es motiviert mich, selbstverständlich davon zu reden, was mich bewegt - wer mich bewegt! 3. Zum Dank geführt!________________________________________ Der Schluss des Satzes von Paulus heißt: „… dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ - das ist die logische Folge, wenn man beschenkt wird. Wenn man verstanden hat, dass alles, was man zum Handeln braucht, von Gott als Geschenk bereit liegt - dann kann man eigentlich nur „Danke“ sagen. „So ist es wichtig, überaus wichtig, dass der Mensch das Danken lerne. Er muss die Gleichgültigkeit abtun, welche die Dinge selbstverständlich nimmt. Nichts ist selbstverständlich, alles ist Gabe. Erst, wenn der Mensch es so versteht, wird das Dasein frei.“ „Alles ist gegeben - und darauf antwortet der Dank.“ Romano Guardini (aus Vorschule des Gebets, S. 78) Romano Guardini, s.o. Alles wirklich Wichtige im Leben ist uns geschenkt, ist uns gegeben. Dankbarkeit ist die Antwort darauf. Eine gesunde Seele hat in ihrem Zentrum immer die Dankbarkeit. Paulus weist im Römerbrief darauf hin, dass man eine dekadente Gesellschaft daran erkennt, dass sie Gott nicht dankbar ist („Obwohl sie Gott kannten, ehrten sie ihn nicht als Gott und dankten ihm nicht. Ihre Gedanken liefen ins Leere und in ihren unverständigen Herzen wurde es finster.“ ). Ich glaube, dass es - ganz grob gesprochen - nur zwei Grundhaltungen im Leben gibt: entweder die Grundhaltung der Dankbarkeit oder die Grundhaltung der Unzufriedenheit und des Grolls. Römer 1,21 Deshalb: lasst uns dankbare Menschen werden. Dankbare Menschen sind angenehme Menschen. Wir sind gerne mit ihnen zusammen. Sie strahlen etwas aus. Zufriedenheit. Sie bringen Licht in den Alltag. Worte und Werke gehören zusammen, wir müssen sie aber nicht leisten - Jesus beschenkt uns mit dem, was wir brauchen. Diese Gnade führt uns dazu, dass wir dankbare Menschen werden. Schluss___________________________________________________ Übrigens ist Gott wieder mal das beste Beispiel für ganzheitliches, echtes Handeln: „Der HERR ist getreu in all seinen Worten und gnädig in allen seinen Werken.“ (Psalm 145,13) „Der HERR ist treu in allem, was er sagt, gnädig in allem, was er tut“ (Übertragung Neues Leben) Nochmal zusammengefasst: Wir sind auf‘s Ganze fixiert (alles, was wir tun, geschieht ganzheitlich). Wir sind durch Gnade motiviert (alles, was wir brauchen ist uns geschenkt). Und deshalb: Wir sind zum Dank geführt (Gott sei‘s gedankt!). Armin Jans • Seestr. 9 • 75378 Bad Liebenzell
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