Erst Finanzen klären, dann Stall planen

Hans und Karin Burri aus Oberembrach ZH wollten einen Laufstall mit Gesamtkosten von 10000 Franken pro GVE-Platz bauen.
Schliesslich stiegen die Kosten auf 15000 Franken .
Erst Finanzen klären,
dann Stall planen
der Landsiedlung Baden-Württemberg
hat er zwölf Jahre bauwillige Landerst danach soll geplant werden. Denn jeder zu teuer investierte
v,rirte betreut und beraten. Die VorFranken fehlt bei zukünftigen Investitionen. M it dieser Einstellung
gehe n sweise von BUHis betrachtet er
sind Hans und Karin Burri die Planung ihres Neubaus angegangen .
als grundSätzlich richtig, «besser ambitionierte Ziele setzen als gar keine>,.
Mit den erreichten 15000 Franken pro
ans und Karin Burri aus Oberschi iessl ich zu Kosten von 15000 FranPlatz würden sie sich im Vergleich
ken pro GVE-P]atz führte.
imme r noch gu t darstellen.
embrach ZH entschieden sich
Was würden Burris mit dem heutiGerd Mayer hat bei der Landsiednach detaillierter Betriebsanalyse, einen neuen Milchviehstall zu
gen Wissen anders machen? Hans
lung die Erfahrung gemacht, dass
Burri: «Die Kostenschätzung mit dem
die Mehrzahl der Landwirte bei der
bauen. Sie konzentrierten sich als
Erstes auf die Finanzen, danach beAgroscope-A RT-Preisbaukasten bePlanung zuerst den in ihren Vorstelrechnen und vom Architekten belungen existierenden «Wunschstall»
gannen sie mit der Stallplanung. Ihr
zu Papier brachte. Die Frage der Fifinanzielles Ziel war ambitiös: einen
stätigen lassen, dass alle Positionen
dabei sind.,) Zudem seien Kosten von
nanzierung kam erst danach auf den
Laufstall für 45 Kühe mit Melkstand,
10000 Franken pro Stallplatz grundTisch. Passte die Finanzierung nicht
mit Gesamtkosten von 10000 Franken
pro GVE -Platz, Umbau A Itsta1l in
zum geplanten Stall, musste der
sätzlich sehr ehrgeizig und nu r schwer
~chmerzhafte Weg der KostenredukJungviehstall, Güllenlager und Fahrzu erreichen.
tion beschritten werden, um das
silo mit einberechnet . Zwei Architekten offerierten für di.esen Preis,
Was kann ich mir leiste n?
Bauvorhaben finanziell tragbar zu
Gerd Mayer, Lehrer am Landwirtschaftmach en. Hierbei ~ . .rarjedoch meis tens
womit sie sich für einen entschieden.
das Wunschdenken dominierend.
«Doch die Kosten waren zu optimislichen Kompetenzzentrum Str ickhof,
tisch berech'net», sagt Hans BUffi. So
bestätigt, dass JOOOO Franken pro GVE- . ;. «Nach dem Bau lagen die Kosten oftPlatz ein sehr e hrge izi ge~ Ziel darmals trotzdem nahe der ursprüngkamen während des Baus laufend Ullvorgesehene Investitionen dazu, was
stellen. Als lnvestitionsberater bei
lich veranschlagten Höhe", so Mayer.
Bei einem Stallbau müssen die Finanzen als Erstes geklä rt werden,
H
die grüne I Nr. 612015
Stallbau I TI ERHALTUNG
3
Deshalb solle sich der bau w illige
Landwirt fragen: «Was kann ich mir
leisten?)) und nicht: «Was will ich mir
leisten?»
Individuelle Lösungen sind teuer
Nach Beobachtunge n von Gerd Mayer
wi rd in der Schweiz bei der Planung
ähnlich wie in Baden-Württe mberg
vorgegangen. Da die Entwicklung der
Milchpreise kaum mehr mittelfristig,
geschl.ve ige den n langfristig planbar
ist, müsse man die Kosten für den
Stall platz auf e inem akzept ablen Ni vea u halten. «Was nützt ein Stall, wenn
a ufg rund zu hoher Kosten kaum
wirtschaftlich Milch erzeugt werden
kann"?)), fragt Gord Mayer. Werde zu
teuer gebaut, habe der Landwi rt künftig weniger finanziellen Spielraum, um
auf ändernd e Rahmenbedingungen
zu reagieren. Jeder heute zu teuer
investierte Franken fehle bei zukü nftigen betrieb::;notwendigen I nvestiti onen.
Der Berate r hat sich schon oft gefrag t, warum es kaum Ställe gibt, die
eina nder gleiche n, sogenanntc Normställe. Die Vielfa lt sei enorm , obwohl
es bei allen Bauvorhaben um das
Gleiche gehen sollte: Ein Stallgebäude muss funktional und bezahlbar
sein und nati.'irlich den Vorgaben des
Tie rschutzes ge nügen. Als Folge von
fertig geplanten Stallgebäu de n e rwartet Gerd Mayer tiefere Planungsund Baukoste n , weil die Stä ll e in
grösse rer Menge produziert werden
könnten. «Ein es ist sicher, Individualität muss teuer bezahlt werden», so
Mayer.
Normstall zu günstigem Preis
Doch es gi bt einen Stall von der
«S tange»: Oie Firma Oe Laval hat einen
Roboter-Normstall für 70 Kühe konzip iert, der 800000 Franken kostet,
pro Stall platz sind das 11430 Franken.
Bei diesen Kosten ist die komplette
Innenein r ichtungc nthalten. Im Preis
nicht inbegriffen sind Futterlager,
Güllenlager, Lauf110f, Kälberstall und
Erschliessungskosten. Je na ch Bedürfnissen liegen die Gesamtkosten
gc mäss Luk as Suter, Architekt bei
DeLaval, schnell bei zirka 1,1 bis
1,2 Millionen Franken (15700 bis
]7140 Franken /Stallplat7), was aber
Innenansicht des Normstalls von DeLaval. Er ist für 70 Kühe konzipiert und soll
800000 Franken kosten. Inbegriffen ist die komplette Inneneinrichtung.
imme r noch sehr günstig sei. Thomas
und Jacqucline Villiger aus Beinwil
im aargauischen Freiamt haben ebe ndiese n Sta11 auf ihrem Hof bereits
gebaut. Der Robote rstal1 bietet 65 Kühen (57 Boxen lind acht Abkalbeplät ze) Platz. Der Sta llplatz kostete
16900 Franken, inklusive der Melktechnik, 330 Kubikmeter Güllenraum,
zwei Futtersilos, um den Roboter zu
beschicken und den Erschl iessungskosten. Seit Oktober 2013 m elke n
Villigers im neuen Stall, und sie sind
zufrieden damit: ~Der Stall ist absolut
in Ordnung. Wir sind glücklich und
die Kühe auch. II
Mehrere Offerten einholen
Ob No rmsta11 oder ei ne individuelle
Lös ung: Für Gerd Mayer sollte sich
jeder Betriebsleiter darüber im Klaren sei n , ,vas sich der Betrieb le isten
kan n, oder anders gesagt: was nach
erfolgter Inve stition e n<\'irtschaftet
werden kann. Is t der finan zielle
Rahmen bekannt, könne das StaIlgebäude geplan t werden. Wichtig seien
au ch Stallbesichtigungcn bei BerufskoIlegen und das Gespräch m it diesen. Auch solle man sich nicht davo r
scheuen, Berate r auf den Hof zu holen. Ganz wichtig sei das Einholen
von mindestens drei Offe r ten. Nur
dann habe der Landwirt Vergleichsmöglichkeiten und könne den Anbieter mit dem besten Preis-Leis~ungs-Verhä1tnis beauftragen.
Planen für künftige Erweiterung
Gerd Maye r hat festgeste11t, dass in
Baden-Württemberg bei Neubauten
meist kün ftige Er weiteru ngen mit
eingeplant we rden : Die Gülle- und
Futtersilos werden so weit vom Stallgebäude entfernt platziert, dass einer
künftigen Stallerweiterllng nichts im
Weg steht. Auch bei de r Anordnung
des Me lkstands und der Melktechnik
werde di es berücksichtigt. Zudem
wü rd e n na ch Bezug des fertigen
Stalls die gesc haffenen Kapazitäten
möglichst schne11 ausgenutzt, wei l
auf leeren Plätzen keine Erträge erwirtschaftet \\'erden können.
Gerd Mayer empfleh lt, sich bei der
Stallpla nung genügend Zeit zu nehmen und alles sorgfältig abzuklären,
um sich danach über e in gel ungenes
und stimmiges Bauprojekt umso
mehr freuen zu können.
I Ursiru.1 ßerger-Landoll
Die Autorin ist rreiscllllffellde JOllrlwlisrin
aus Herrschilwl1 ZH.
Gerd Mayer, Berater am Strickhof. fragt
sich, weshalb es (licht mehr Normställe gibt.
Solche würden tiefere Planungs- und
Baukosten mit sich bringen.
Nr. 6120151 die grüne