33. Erlanger Universitätstage 2015 in Ansbach Unendlichkeit 22. Oktober bis 26. November 2015 Karlshalle Regierung von Mittelfranken www.fau. www.ansbach.de www.regierung.mittelfranken.bayern.de 33. Erlanger Universitätstage 2015 in Ansbach Unendlichkeit Donnerstag, 22. Oktober 2015, 19.00 Uhr Prof. Dr. Wolfgang Schoberth „Alles Ding währt seine Zeit“: Theologische Überlegungen zu Unendlichkeit und Ewigkeit Donnerstag, 29. Oktober 2015, 19.30 Uhr Prof. Dr. Christine Lubkoll „Unendliche Sehnsucht“ der Romantik Donnerstag, 12. November 2015, 19.30 Uhr Prof. Dr. Thomas Weth Faszination Unendlichkeit Karlshalle im Kulturzentrum am Karlsplatz, Karlsplatz 7/9, Ansbach Einlass jeweils eine halbe Stunde vor Beginn Eintritt frei Herausgeber: Marketing und Alumni der FAU Foto Titelseite: Comets Kick up Dust in Helix Nebula (PIA09178).jpg by NASA/JPL-Caltech/Univ. of Ariz., wikimedia commons 2 Donnerstag, 19. November 2015, 19.30 Uhr Prof. Dr. Karl-Heinz Leven „Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang“: (Un-)Endlichkeit aus medizinhistorischer Perspektive Donnerstag, 26. November 2015, 19.30 Uhr Prof. Dr. Jörn Wilms Das Unendliche und das Universum 3 Einführung Pascals weiser Aphorismus „Der Mensch ist eine Mitte zwischen Nichts und All, ein Nichts vor dem Unendlichen, ein All gegenüber dem Nichts“ definiert den Menschen als ‚mittleres‘ Wesen zwischen den Extremen, der die ‚Unendlichkeit‘ als Demütigung und Verheißung gleichermaßen empfinden mag. Schon beim Versuch, sich die ‚Unendlichkeit‘ jenes abstrakten Raumes vorzustellen, in dem sich Parallelen schneiden, stößt selbst der naturwissenschaftliche Geist an seine Grenzen, und der vermessene Wunsch, die ‚Unendlichkeit‘ der Zeit auszuloten, kommt dem von Augustinus beschriebenen Wahn gleich, das Meer mit einem Teelöffel ausschöpfen zu wollen. Während die Astronomen unser Verständnis vom ‚unendlichen Universum‘ mit modernsten astrophysikalischen Messverfahren revidieren, ist das ‚christliche Reden von der Ewigkeit‘ so aktuell wie eh und je. In der Literatur birgt das Thema ‚Unendlichkeit‘ selbst eine unerschöpfliche Vielfalt, kann aber exemplarisch am Beispiel des romantischen Sehnsuchts-Motivs veranschaulicht werden. Der medizinhistorische Blick bewertet den menschlichen Wunsch nach ewigem Leben aus makrobiotischer Perspektive zwar neu, bestätigt aber auch Jonathan Swifts dystopische Vision der Struldbruggs, jener uralten Menschen, die nicht sterben können und ohne Gesundheit, Freuden oder Sozialkontakte das ‚unendliche‘ Leben als Fluch empfinden. Die Mathematik schließlich bleibt ihrem rationalen Auftrag treu, wenn sie selbst noch im Gebiet des ‚Unendlichen‘ berechenbare Strukturen aufzudecken vermag. In fünf Vorträgen werden namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU Erlangen-Nürnberg das Thema der ‚Unendlichkeit‘ aus den Perspektiven der Astronomie, der Theologie, der germanistischen Literaturwissenschaft, der Medizinhistorie und schließlich der Mathematik vorstellen. Erlangen, im Juli 2015 Prof. Dr. Rudolf Freiburg 4 5 Foto: Milena Schoberth Donnerstag, 22. Oktober 2015, 19.00 Uhr „Alles Ding währt seine Zeit“: Theologische Überlegungen zu Unendlichkeit und Ewigkeit Prof. Dr. Wolfgang Schoberth Prof. Dr. Wolfgang Schoberth studierte Soziologie, Theaterwissenschaften und Philosophie sowie Evangelische Theologie in Erlangen und Göttingen. Nach der Promotion im Fach Soziologie, dem Vikariat und der Habilitation im Fach Systematische Theologie lehrte er von 1994 bis 2007 an der Universität Bayreuth. Seit 2007 hat er den Lehrstuhl für Systematische Theologie I am Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg inne. Er ist gegenwärtig auch Universitätsprediger der FAU. 6 Der Begriff der Unendlichkeit ist philosophischen Ursprungs und hat kein genaues Äquivalent in der Bibel. Die damit verbundenen Erfahrungen finden freilich ihren deutlichen Niederschlag in der Schrift und der theologischen Tradition: Die Erfahrung Gottes ist mit dem Bewusstsein für die Grenzen unseres Denkens und unserer Welt eng verknüpft. Der Vortrag untersucht den Begriff der Unendlichkeit in seiner lebensweltlichen und theologischen Bestimmung und skizziert die christliche Rede von der Ewigkeit, die Geheimnis und Hoffnung zugleich zur Sprache bringt. 7 Foto: privat Donnerstag, 29. Oktober 2015, 19.30 Uhr „Unendliche Sehnsucht“ der Romantik Prof. Dr. Christine Lubkoll Prof. Dr. Christine Lubkoll studierte Germanistik und Geschichte in Freiburg i.Br., Bordeaux und Berlin. 1985 promovierte sie mit einer Studie über „Faustdichtungen in der Literatur“; 1993 habilitierte sie sich mit einer Arbeit zum Thema „Mythos Musik: Poetische Entwürfe des Musikalischen in der Literatur der Romantik“. Von 1986 bis 1995 war sie Wissenschaftliche Assistentin in Freiburg und München, und von 1995 bis 2001 hatte sie die Professur für Vergleichende Literaturwissenschaft in Gießen inne, bevor sie 2002 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erhielt. Zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten zählen Literatur der Klassik, der Romantik, der Moderne und der Gegenwart; Musik und Literatur; Literarische Mythen; Kulturgeschichte des Erzählens sowie Literatur und Ethik. 8 Phantasien über die Unendlichkeit spielen in der Literatur der Romantik eine zentrale Rolle. Mathematische und philosophische Überlegungen werden dabei mit der Frage verbunden, wie das Unendliche sprachlich zu fassen sei. Der Vortrag entfaltet diese Kernfrage der Romantik am Beispiel des romantischen Sehnsuchtsmotivs und zeigt anhand von Novalis und E.T.A. Hoffmann, wie eine Sprache der „unendlichen Sehnsucht“ vor allem in der Poesie und der Musik gefunden wird. 9 Foto: privat Donnerstag, 12. November 2015, 19.30 Uhr Faszination Unendlichkeit Prof. Dr. Thomas Weth Prof. Dr. Thomas Weth studierte Mathematik und Physik für das Lehramt an Gymnasien an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Nach seinem Referendariat in Erlangen und Würzburg war er als Gymnasiallehrer in Schweinfurt und als Wissenschaftlicher Assistent in der Didaktik der Mathematik an der Universität Würzburg tätig. 1993 erfolgte die Promotion in Didaktik der Mathematik mit der Arbeit „Zum Verständnis des Kurvenbegriffs im Mathematikunterricht“ und 1997 die Habilitation mit der Schrift „Begriffsbildung als kreatives Tun im Mathematikunterricht“. 1998 übernahm er den Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zu seinen wissenschaftlichen Interessensgebieten zählen unter anderem Algebraische Kurven, Kreativität im Mathematikunterricht und Computereinsatz im Mathematikunterricht. 10 Kaum ein mathematisches Thema fasziniert auch eine breitere Öffentlichkeit so sehr wie das Thema „Unendlichkeit“. Im Vortrag soll auf verständlichem Niveau gezeigt werden, wie es die Mathematik des 20. Jahrhunderts verstanden hat, den Unendlichkeitsbegriff zu entmystifizieren, ihn auf eine solide mathematische Basis zu stellen und dabei erstaunliche Erkenntnisse zu gewinnen. So zum Beispiel, dass „Unendlichkeit“ eine Struktur hat und dass es verschieden große Unendlichkeiten gibt. 11 Foto: privat Donnerstag, 19. November 2015, 19.30 Uhr „Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang“: (Un-)Endlichkeit aus medizinhistorischer Perspektive Prof. Dr. Karl-Heinz Leven Prof. Dr. Karl-Heinz Leven studierte Medizin, Geschichte, Klassische Philologie und Romanistik an den Universitäten Düsseldorf und Bonn. Seit der ärztlichen Approbation 1985 und der Promotion 1987 war er als Medizinhistoriker an den Universitäten Düsseldorf und Freiburg tätig. 1993 habilitierte er sich für das Fach Geschichte der Medizin. 2009 folgte er einem Ruf nach Erlangen und ist seither Direktor des dortigen Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin. Seit 2012 ist er Mitglied der Leopoldina. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der antiken und byzantinischen Medizin, der Medizingeschichte der Seuchen, der Medizin im Nationalsozialismus, der Geschichte der medizinischen Ethik und der Fakultätsgeschichte. 12 Die „Makrobiotik“ als „Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“, gehört zu den Grundanliegen der Medizin seit der Antike. Obwohl bekannt ist, dass die Sterblichkeit letzten Endes 100 % beträgt, gilt es, den unabwendbaren Tod, bei möglichst lange erhaltenem Wohlbefinden, zeitlich hinauszuschieben. In der aktuellen Medizin hat sich diese klassische Aufgabenstellung durch Intensivmedizin, Stammzellforschung und andere Innovationen erheblich kompliziert. War die Medizin die längste Zeit ihrer Geschichte oft nicht fähig, gefährdetes Leben zu erhalten, so scheint sie nun umgekehrt als gelegentlich hinderlich gegenüber humanen Formen des Sterbens. Einige Fortpflanzungstechniken verwischen die Grenzen von Beginn und Ende des Lebens. Der Vortrag stellt die medizinhistorischen Aspekte der (Un-)Endlichkeit im Spiegel kultureller und epochenspezifischer Prägungen in allgemeinverständlicher Weise dar. 13 Foto: privat Donnerstag, 26. November 2015, 19.30 Uhr Das Unendliche und das Universum Prof. Dr. Jörn Wilms Prof. Dr. Jörn Wilms studierte von 1990 bis 1996 Physik und Astronomie an den Universitäten Tübingen und Boulder, Colorado. Nach der Promotion (1998) und der Habilitation (2002) in Tübingen im Fach „Astronomie und Astrophysik“ war er von 2004 bis 2006 Lecturer in Astronomy and Astrophysics an der University of Warwick, Coventry, England. Seit Juni 2006 ist Wilms als Professor für Astronomie an der Remeis-Sternwarte in Bamberg, dem Astronomischen Institut der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, und im Erlangen Centre for Astroparticle Physics tätig. Schwerpunkt seiner Forschungen sind Untersuchungen zu den Extremen im Universum (etwa ‚Schwarze Löcher‘). Die Vermessung der Eigenschaften des Universums steht im Zentrum des deutschen eROSITA-Experiments, das im Frühjahr 2016 gestartet werden soll und an dem auch die FAU beteiligt ist. 14 Das Universum ist per definitionem das größte mögliche physikalische Objekt. Der Vortrag zeichnet die Entwicklung unseres Verständnisses vom Aufbau und der Größe des Universums nach und zeigt, wie Astrophysiker heute versuchen, die Unendlichkeit des Weltraumes im Rahmen der physikalischen Modellbildung zu verstehen. Dieser Versuch des Verstehens ist dabei eng mit der Entwicklung der astrophysikalischen Messmethodik verbunden, die es uns in den letzten Dekaden ermöglicht hat, mit Messungen immer weiter zum Ende des prinzipiell überschaubaren Teils unseres Universums vorzudringen. 15 Die Vorträge der früheren ERLANGER UNIVERSITÄTSTAGE IN ANSBACH sind als Bücher erschienen und im Buchhandel erhältlich, zuletzt: Was du ererbt von deinen Vätern hast… – Erbe, Erben, Vererben. Fünf Vorträge, hrsg. von Helmut Neuhaus (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 112), Erlangen 2006 (ISBN 978-3-930357-79-6). Lauter Anfänge. Fünf Vorträge, hrsg. von Helmut Neuhaus (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 117), Erlangen 2008 (ISBN 978-3-930357-89-5). Wasser. Fünf Vorträge, hrsg. von Helmut Neuhaus (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 119), Erlangen 2009 (ISBN 978-3-930357-98-7). Licht. Vier Vorträge, hrsg. von Helmut Neuhaus (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 120), Erlangen 2009 (ISBN 987-3-930357-95-6). Das Ende. Fünf Vorträge, hrsg. von Helmut Neuhaus (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 122), Erlangen 2010 (ISBN 978-3-941871-03-8). Klimawandel. Drei Vorträge. Mediengesellschaft. Vier Vorträge, hrsg. von Karl Möseneder (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 124/125), Erlangen 2012 (ISBN 978-3-941871-07-6). Menschenrechte. Vier Vorträge, hrsg. von Karl Möseneder (Erlanger Forschungen, Reihe A, Bd. 128), Erlangen 2013 (ISBN 978-3-944057-04-0). Weltbilder im Wandel. Fünf Vorträge, hrsg. von Karl Möseneder (FAU Forschungen, Reihe A, Geisteswissenschaften, Bd. 2), Erlangen 2014 (ISBN 978-3-944057-19-4). Träume. Fünf Vorträge, hrsg. von Rudolf Freiburg (FAU Forschungen, Reihe A, Geisteswissenschaften, Bd. 4), Erlangen 2015 (ISBN 978-3-944057-32-3). Eine Liste mit allen Büchern finden Sie im Internet unter: http://www.university-press.fau.de/reihen/erlangeruniversitaetstage.php Kontakt Prof. Dr. Rudolf Freiburg Institut für Anglistik und Amerikanistik Bismarckstraße 1 91054 Erlangen Tel. 09131 85-29361
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