Biofeedback / Neurofeedback bei drogenabhängigen Frauen und Männern in der Fachklinik Ludwigsmühle Biofeedback: Selbststeuerungs- und Selbstregulierungsmethode für ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit Biofeedbacktraining in der Fachklinik Ludwigsmühle: • Atemtraining kombiniert mit der Herzratenvariabilität • Elektrodermale Aktivität (Hautleitwert) • Temperatur/Handerwärmung Welches Biofeedbacktraining für welchen Patienten am besten geeignet ist, lässt sich gut über einen mit dem Biofeedbackgerät durchgeführten Stresstest ableiten. Sitzungsreport eines 6-Minuten-Stresstests. Hautleitwert, Temperatur, Pulsamplitude, Atemkurve, Herzrate. Quelle: Abb.2.13, Kap.2, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Der gleiche 6-Minuten-Stresstest als Ergebniskontrolle am Ende der Behandlung (hier nach 15 Sitzungen). Quelle: Abb.2.16, Kap.2, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Atemtraining kombiniert mit der Herzratenvariabilität: 1. Durchführung: • Atemgurt mit Dehnungssensoren + optischer Sensor am Finger (geklippt) • Ca.3 Min. Baseline Erhebung • Befindlichkeit und Baseline wird mit Patienten besprochen • Atem Anleitung + Hilfestellung (z.B. 4/4 Takt) Atemtraining kombiniert mit der Herzratenvariabilität: 2. Erleben: • anstrengend, aber effektiv, wenn sich eine ruhigere und tiefere Atmung einstellt • durch Synchronisation zwischen der Atmung und der Herzratenvariabilität stellt sich eine tiefe Entspannung ein, angenehmer Zustand, • deutlich bessere Impulskontrolle in Stresssituationen positives Feedback aus dem Umfeld Hautleitwerttraining / Elektrodermale Aktivität: Durchführung • Sensoren an 2 Fingern, der nicht dominanten Hand • Sehr gutes Maß für die Messung von Reaktionen auf Stress • Als in sensu Expositionstraining zur Rückfallprophylaxe • Als in sensu Expositionstraining zur Behandlung von Ängsten und Phobien Hautleitwerttraining / Elektrodermale Aktivität: Fallbeispiel • EDA-Sensoren und ein Temperatursensor an der nicht dominanten Hand • Temperatur Ausgangswert war 35,16°C • Ausgangswert EDA bei 1,34 µV. Die Patientin, Frau C. war also entspannt. Nun konnten ihr diverse Bilder mit Drogen und Drogenkonsumenten zum Anschauen vorgelegt werden. Fallbeispiel Frau C.: Biofeedbacktraining der EDA. a Patientin mit EDA- und Temperatursensoren beim Anschauen von Bildern mit Drogen und Drogenkonsumenten. Quelle: Abb.10.3.b, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Fallbeispiel Frau C.: Biofeedbacktraining der EDA. b Patientin mit EDA- und Temperatursensoren beim Anschauen von Bildern mit Drogen und Drogenkonsumenten. Quelle: Abb.10.3.b, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Fallbeispiel Frau C.: Biofeedbacktraining der EDA c Die EDA nimmt zu, der Wert steigt, parallel fällt die Temperatur an der Hand. Die Patientin äußert, durch die Bilder in Stress zu kommen . Nach wenigen Minuten werden die Bilder weggenommen. Quelle: Abb.10.3.c, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Fallbeispiel Frau C.: Biofeedbacktraining der EDA d Der rechte Bildschirm ist der Probandenbildschirm, mit der Überschrift/Anweisung „Durch Entspannung komplettieren Sie das Puzzle“. Je besser es einem Probanden gelingt, sich zu entspannen, desto schneller wandern die Puzzleteile an ihren Platz. Die Puzzleteile stoppen, wenn der Proband angespannt ist. Parallel dazu kann sich der Biofeedbacktherapeut den Verlauf der Temperatur (rote Kurve, rote Zahl) und der elektrodermalen Aktivität/Hautleitwert (blaue Kurve, blaue Zahl) auf dem zweiten Bildschirm anschauen. Quelle: Abb.10.3.d, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Fallbeispiel Frau C.: Biofeedbacktraining der EDA ,e Weiter fallende EDA und steigende Handtemperatur. Je geringer die blaue Zahl, also die elektrodermale Aktivität, umso entspannter ist ein Proband, und je höher die rote Zahl, also die Temperatur, umso besser ist die Durchblutung. Quelle: Abb.10.3.e, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Handerwärmungstraining: Durchführung • Temperatursensor an 1 Finger, der nicht dominanten Hand • Hilfreich konkrete Vorschläge für die Imagination, z.B. heißen Kaffee trinken • Angstfreie Entspannung durch Selbstkontrolle Handerwärmungstraining: Durchführung: • bessere Durchblutung, besonders in den Extremitäten umfassende Entspannung • bei Menschen mit Traumatisierungen, rasche Erfolge • Reduzierung der hohen inneren Anspannung und physiologischen Unruhe Handerwärmungstraining: Durchführung: • Handtemperaturen bei einer Zimmertemperatur von 22°C : - <25°C: sehr kalte Hände, 25–29°C: eher kalte Hände, ab 30°C: warme Hände, ab 34°C: sehr warme Hände Handerwärmungstraining: Fallbeispiel: Herr W., ein 27-jähriger Mann, weist typische ADHS-Merkmale auf, seit früher Kindheit. Er hat in seiner Kindheit und Jugend viel Gewalt erlebt und konsumiert seit frühester Jugend Drogen. Er ist ein Patient mit einem typischen Begleitgepäck an Zusatzdiagnosen. In die 1. Biofeedbacksitzung kam Herr W. mit einer Handtemperatur von 18,5°C. Die Finger hatten eine rot-blaue Färbung. Nach 20 Minuten Handerwärmungstraining hatte er es geschafft, die Temperatur am kleinen Finger der nicht dominanten Hand auf 24°C zu erwärmen, die restlichen Finger hatten sich allerdings kaum miterwärmt. Da die Finger immer noch eine dunkelrote Farbe hatten, hat die Biofeedbacktherapeutin mit dem Temperatursensor alle Finger beider Hände gemessen. In der 2. Sitzung gelang es Herrn W. bereits, alle Finger der nicht dominanten Hand auf 25°C zu erwärmen, und ab der 3. Sitzung schaffte er es immer, beide Hände zu erwärmen (Abb. 10.4). Herr W. hatte so viel Motivation und Ehrgeiz durch die wahrgenommene Selbstwirksamkeit entwickelt, dass er auch zwischen den Biofeedbacksitzungen übte, seine Hände zu erwärmen. Abb. 10.4. Fallbeispiel: Handerwärmungstraining. Temperaturkurve von Herrn W. Anfangstemperatur 20,5, °C Temperatur nach 12 Min. 30,0 °C. Quelle: Abb.10.4, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Neurofeedback / EEG-Feedback eine weitere Form des Biofeedback: • Hirnaktivitäten werden unmittelbar erfahrbar und damit beeinflussbar • Beginn mit Neurofeedback, wenn der Patient durch das periphere Biofeedback gelernt hat, seine körpereigenen Prozesse bewusst zu beeinflussen • Trainingsmöglichkeiten: Theta-BetaTraining, SMR-Training, SCP-Training, etc. Neurofeedback / EEG-Feedback eine weitere Form des Biofeedback: • Bei drogenabhängigen Patienten mit AD(H)S hat sich besonders das SMR-Training bewährt, da es gezielt um eine Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistung geht. • SMR (sensomotorischer Rhythmus) beschreibt den Bereich höchster Aufmerksamkeitsleistung; es ist das schmale Frequenzband, das zum Low BetaBereich gehört und an den Alpha-Frequenzbereich (entspannter Wachzustand) angrenzt. Abb. 10.5 a, b. SMR-Training. a SMR-Trainingsbildschirm „Bring die Glühbirne zum Leuchten“. b Die „Glühbirne“ leuchtet Quelle: Abb.10.5, Kap.10, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Neurofeedback / EEG-Feedback eine weitere Form des Biofeedback: • Ein Bild, das den Zustand höchster Konzentriertheit beschreibt, wie man es beim SMR-Training erreichen möchte: die Katze auf dem Feld, die völlig regungslos und entspannt dasitzt, aber allzeit bereit ist, eine vorbeilaufende Maus blitzschnell und treffsicher zu erlegen. Neurofeedback / EEG-Feedback eine weitere Form des Biofeedback: • SCP-Training: wirkungsvolles Trainingsprogramm für Patienten mit komplexem Behandlungsbedarf • effektiveres Hin- und Herschalten zwischen den Netzwerken • viel Stärkung von Motivation und Geduld vonseiten des Therapeuten, da die Strategien die hilfreich sind für den Pat. nicht sofort erschließen Neurofeedback / EEG-Feedback eine weitere Form des Biofeedback: • Patienten geduldig erklären, dass sein Gehirn auf unbewusster Ebene Strategien sucht • besonders wichtig die Besprechung des Sitzungsprotokolls und das Hervorheben schon kleinster Veränderungen • Schulung der Achtsamkeit, schon kleinste Veränderungen wahrzunehmen Abb. 10.6 a, b. SCP-Training. a SCP-Bildschirm; links: Therapeutenbildschirm, rechts: Trainingsbildschirm des Probanden. Quelle: Abb.10.6, Kap.10.4, Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback, Haus et. al. 2012, Springer Verlag Erkenntnisse: • Der Therapeut nimmt die Rolle des Coachs ein, der Rehabilitand findet „seinen“ Weg, seine Lösung. • Erfolge werden berichtet in den Bereichen Konzentration, Impulsregulierung, Affektregulierung allgemein, etc….. Ausblick: • Das Erleben der Selbstwirksamkeit ist ein immens stabilisierender Faktor für die Abstinenzmotivation und vor allem für die Abstinenzfähigkeit. • In der Behandlung Drogenabhängiger gibt es im Hinblick auf die Behandlungsmethoden „Biofeedback“ und „Neurofeedback“ noch großes Entwicklungspotenzial. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
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