Informationen zum Hochschulkonzept

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Konzept zur Unterstützung von Flüchtlingen bei
der Integration in das Bildungssystem Sachsen-Anhalts
Hochschule Anhalt
Anhalt University of Applied Sciences
1. Zielstellung bei der Integration von Flüchtlingen im Bildungsprozess
Die Bildungsvoraussetzungen bei Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten sind
außerordentlich kompliziert. Einerseits sind die Bildungssysteme in Krisenregionen ohnehin
auf einem niedrigen Niveau. Hinzu kommt, dass diese Bildungssysteme unter der
Einwirkung von Kriegssituationen völlig zusammenbrechen. Ohne ausreichende Bildung ist
aber eine Integration der Flüchtlinge in Deutschland und auch in den anderen EU-Ländern
nicht möglich.
Mit dem vorliegenden Konzept will die Hochschule Anhalt die Integration in
Bildungsprozesse in Sachsen-Anhalt unterstützen. Im Einzelnen geht es dabei um
folgende Zielstellungen:
-
Eine rasche Integration von Flüchtlingen in eine zivile Gesellschaftsform ist nur
über Bildung möglich. Dazu gehört die Schulpflicht genauso wie die besondere
Förderung bildungsfähiger Kinder und Jugendlicher. Ohne ausreichende Bildung
ist die spätere berufliche Tätigkeit nicht möglich und damit bleiben dauerhaft
Schwierigkeiten, für den Familienunterhalt selbst zu sorgen.
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Die Integration der Kinder und Jugendlichen in die deutschen Bildungs- und
Ausbildungssysteme verbessert wesentlich die Akzeptanz von Flüchtlingen in der
einheimischen Bevölkerung. Dies zeigt u. a. die lange Tradition der Ausbildung von
ausländischen Studierenden am Hochschulstandort Köthen. Mit rd. 1.000 ausländischen
Studierenden ist der Ausländeranteil in dieser Stadt relativ hoch. Die Studierenden sind
aber sehr gut integriert und letztlich ein Gewinn für die Stadt.
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Mit der Ausbildung der ausländischen Kinder und Jugendlichen wird eine gewisse
Kompensation der negativen demografischen Entwicklung, besonders in den neuen
Bundesländern, erreicht. Dies ist für den einheimischen Arbeitsmarkt außerordentlich
wichtig. Selbst wenn ausländische Absolventen in ihre Heimatländer zurückgehen, war
der Aufwand für die Ausbildung nicht umsonst. Die deutsche Industrie lebt vom
Exportgeschäft. Dabei werden aber auch fachkundige Kontaktpersonen und gut
ausgebildete Fachkräfte in den Importländern benötigt.
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Die Hochschule Anhalt gehört beim Anteil ausländischer Studierender zu den führenden
Fachhochschulen in Deutschland. Im Rahmen des HRK-Audit „Internationalisierung der
Hochschulen“, das die Hochschule Anhalt 2014/15 durchläuft, wurde von den
Gutachtern aber empfohlen auch die Bildungsinländer stärker einzubeziehen. Da bisher
der Ausländeranteil in der Region sehr gering war, fehlten dafür die Voraussetzungen.
Die jetzige Situation mit einem Zulauf an Flüchtlingen bringt natürlich eine neue
Situation für alle Hochschule im Land Sachsen-Anhalt.
2. Maßnahmen zur Unterstützung von Flüchtlingen bei der Integration in
Bildungsprozesse
2.1. Unterstützung der Schulen
Für die Kinder von Flüchtlingsfamilien besteht die Schulpflicht. Die Eingliederung in
Schulklassen ist außerordentlich kompliziert, da der Bildungsstand sehr heterogen ist
und enorme sprachliche Probleme bestehen. Deshalb muss hier neben dem Unterricht
eine zusätzliche Unterstützung gegeben werden.
Die Hochschule Anhalt verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit ausländischen
Studienbewerbern und ausländischen Studierenden. Mit 2.325 ausländischen
Studierenden aus 100 Ländern im Studienjahr 2014/2015 nimmt die Hochschule Anhalt
einen führenden Platz hinsichtlich des Ausländeranteils in Deutschland ein. Dies ist
gleichzeitig ein Reservoir an Möglichkeiten für die Unterstützung bei der Integration, wobei
in erster Linie nur die Bachelorstudierenden in Frage kommen. Geeignete ausländische
Studierende können helfen in den Schulen Verständigungsprobleme zu lösen. Das betrifft
sowohl die Unterstützung kleiner Schülergruppen wie auch das Zusammenwirken der
Lehrer mit Schülern und Eltern. Das Engagement der ausländischen Studierenden für eine
solche zusätzliche Tätigkeit kann über Tutorenmittel unterstützt werden.
Ein zweiter Handlungsbedarf ergibt sich in den Schulen bei der Unterstützung der
sprachlichen Ausbildung. Durch die Integration der ausländischen Schüler in die
vorhandenen Schulklassen bleiben die Möglichkeiten für einen Intensivkurs Deutsch
begrenzt. Deshalb ist alles förderlich, was die Schüler über zusätzliche Aktivitäten an die
deutsche Sprache und Kultur heranbringt. Hier können engagierte deutsche Studierende
durch die Betreuung kleiner Gruppen im außerschulischen Bereich wirksame Unterstützung
leisten. Mit den Teilnehmern aus dem Buddy-Programm stehen z. B. geeignete
Studierende für die Unterstützung der Schulen an den Standorten Bernburg, Dessau und
Köthen zur Verfügung. Weitere geeignete Studierende können über die Fachbereiche
angesprochen bzw. motiviert werden. Die Maßnahme kann über Tutorenmittel gefördert
werden.
Eine wichtige Voraussetzung für die Unterstützung von Schülern durch Studierende der
Hochschule wären konkrete Ansprechpartner in den Schulen.
Das nachfolgende Schema fasst die Aufgaben zusammen:
Unterstützung der Schulen mit Flüchtlingskindern durch Studierende der Hochschule
Anhalt
Hochschule Anhalt
Studierende aus dem
arabischen Raum
Ansprechpartner für
Verständigung mit Lehrern,
Schülern und Eltern
deutsche
Studierende
Arbeitsgruppen mit
Flüchtlingskindern zur Unterstützung
der Sprachausbildung und kultureller
Integration
Schulen mit Flüchtlingskindern
2.2. Eingliederung talentierter Flüchtlinge in eine akademische Ausbildung
Für talentierte junge Menschen ist eine akademische Ausbildung der beste Weg, in eine
sichere und erfolgreiche berufliche Karriere zu kommen. Von besonderer Bedeutung sind
dabei die MINT-Fachgebiete sowie die betriebswirtschaftliche Ausbildung.
Die Voraussetzungen bei Flüchtlingen für eine akademische Ausbildung bzw. für den
Berufseinstieg mit akademischem Abschluss sind außerordentlich differenziert. Für diese
unterschiedlichen Voraussetzungen werden folgende Lösungen angeboten:
Gymnasialer Abschluss/Hochschulreife
Potentielle Studienbewerber mit Abitur oder einem vergleichbaren Abschluss werden nach
einem Eignungsgespräch für zwei Semester in das Landesstudienkolleg der Hochschule
Anhalt übernommen. Da die Deutschkenntnisse der Flüchtlinge in der Regel gering sind, ist
eine Eingliederung in die bereits vorhandenen Kurse des Studienkollegs nicht zweckmäßig.
Vorgesehen ist der Start mit einem Technikerkurs (T-Kurs) und einem
betriebswirtschaftlichen Kurs (W-Kurs). Nach dem ersten Semester erfolgt eine individuelle
Beratung zu Studienmöglichkeiten in Sachsen-Anhalt über die Abteilung für studentische
Angelegenheiten, wobei eine Zusammenarbeit mit den Fachbereichen zweckmäßig ist. Die
Absolventen der Kurse können sich an allen Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt
bewerben.
Sekundarabschluss/Mittlere Reife
Für Absolventen mit einem Sekundarabschluss kann nach einer erfolgreich abgelegten
Eignungsprüfung die Zulassung für das Landesstudienkolleg erteilt werden. Für diese
Schulabgänger mit einem Abschluss einer Mittelstufe wird im Landesstudienkolleg ein
Sonderprogramm für vier Semester eingerichtet. Entsprechend des Bedarfs können auch
hier ein T-Kurs und ein W-Kurs vorgesehen werden. Für die Eignungsprüfung ist das
Landesstudienkolleg verantwortlich. Die Absolventen der Kurse können sich an allen
Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt bewerben.
Abschluss Bachelor
Für Flüchtlinge mit einem Bachelorabschluss gibt es zwei Möglichkeiten ein weiteres
Studium aufzunehmen.
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Da ausländische Hochschulabsolventen in der Regel über ausreichende
Englischkenntnisse verfügen, können sie nach einem spezifischen Eignungsgespräch
oder einer Eignungsprüfung für englischsprachige Masterstudiengänge zugelassen
werden. Notwendig ist dann eine studienbegleitende Deutschausbildung.
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Im Normalfall muss für Studienbewerber mit einem Bachelorabschluss ein
6-monatiger Deutschkurs vorgeschaltet werden. Sofern die spezifischen
Eignungsgespräche bzw. Eignungsprüfungen positiv verlaufen, ist die
Einschreibung in Masterstudiengänge möglich.
Der Deutschkurs wird an der Hochschule Anhalt über das Sprachenzentrum
abgesichert. Da jede Hochschule über ein Sprachenzentrum verfügt, ist ein analoges
Verfahren auch an anderen Hochschulen im Land Sachsen-Anhalt möglich.
Abschluss Master bzw. Diplom
Der Eintritt in das deutsche Berufsleben mit Abschlüssen aus den Heimatländern ist nicht in
jedem Falle möglich. Deshalb kann ein deutsches Masterstudium als Zweitstudium sinnvoll
sein. Über ein Beratungsgespräch können die Hochschulen entsprechende Interessenten
beraten.
Vor Aufnahme eines solchen Masterstudiums ist unter Verantwortung des
Sprachenzentrums ein 6-monatiger Deutschkurs zu absolvieren. Entsprechend der
spezifischen Aufnahmebedingungen für Masterkurse müssen auch hier die vorgesehenen
Aufnahmegespräche bzw. Aufnahmeprüfungen durchlaufen werden. Über Anerkennungen
von erbrachten Leistungen entscheiden die Prüfungsausschüsse in Verbindung mit den
Studienfachberatern.
Generell werden an der Hochschule Anhalt folgende Festlegungen getroffen:
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Bei unvollständigen oder fehlenden Unterlagen der Bewerber wird nach den
Bestimmungen der KMK bzw. den Hinweisen aus der HRK verfahren. Die
entsprechenden Prüfungen für Bewerber für ein Erststudium werden im
Landesstudienkolleg vorgenommen. Für die Prüfung von Bewerbungsunterlagen mit
einem ersten akademischen Abschluss ist die Abteilung für studentische
Angelegenheiten verantwortlich. Die fachliche Prüfung erfolgt entsprechend der
spezifischen Aufnahmebedingungen über die Fachbereiche.
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Flüchtlinge, die sich für ein Studium bewerben, werden dabei unterstützt, die
Möglichkeiten der Förderung der Ausbildung über die Bafög-Stelle sehr schnell
verbindlich zu klären. Nur mit einer finanziellen Förderung kann die Ausbildung von
Flüchtlingen abgesichert werden. Unabhängig davon ist mit dem Ministerium für
Wissenschaft und Wirtschaft die Möglichkeit eines Stipendienprogramms nach dem
Beispiel von Baden-Württemberg zu klären.
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Soweit wie möglich wird das bereits bestehende Buddy-Programm auch in die
Förderung von Flüchtlingen integriert.
Lösungen zur Eingliederung von talentierten Flüchtlingen in eine akademische Ausbildung
Bildungsstand
Abschluss
Mittelstufe
Abschluss
Gymnasium
Abschluss
Bachelor
Abschluss
Master
Eignungsprüfung
Eignungsgespräch
Eignungsgespräch/Eignungsprüfung
Beratungsgespräch
Landesstudienkolleg
Landesstudienkolleg
Sprachenzentrum
Sprachenzentrum
Sonderprogramm
24 Monate
12 Monate
6 Monate
Deutschkurs
6 Monate
Deutschkurs
Technik
Wirtschaft
Bachelorstudium
Technik
Wirtschaft
Bachelorstudium
Masterstudium
englischsprachig1)
1)
Master
konsekutiv
in Abhängigkeit vom Bildungsstand Angebot für 3-monatigen studienvorbereitenden Englischkurs
Masterstudium
(Zweitstudium)