AUSGABE 1 / 2016 AKTUELL NEUIGKEITEN VON LANDWEGE eG, LANDWEGE e.V. UND LANDWEGE STIFTUNG Dürfen wir vorstellen: UNSER AFGHANISCHER KOCH PRAKTIKANT FARIDULLAH NOOR EIN INTERVIEW MIT DER EVG LANDWEGE EG Faridullah Noor ist seit vier Monaten in Deutschland. Seit einem Monat macht er ein Praktikum bei uns in der Ziegelstraße und arbeitet täglich von 7 bis 13 Uhr an der Seite unseres Küchenteams. Wir haben unseren 22-jährigen Praktikanten gefragt, ob er uns seine Geschichte erzählten möchte: Warum er sich auf den Weg nach Deutschland gemacht hat, wie genau er hierhergekommen ist, wie er sich im deutschen Bürokratiedschungel zurechtfindet, wie sein Alltag sich anfühlt – und was seine Zukunftspläne ausmacht. Weil er und wir meinen, dass seine Antworten nicht nur für uns von Interesse sind, sondern für alle, die ihre Welt mit neuen Mitbürgern teilen, geben wir Faridullahs Geschichte hier wieder. FLOW – FLÜCHTLINGE-ORIENTIERUNGWILLKOMMENSKULTUR IN LÜBECK Fari – wie wir ihn inzwischen nennen – ist nicht allein zum Interview erschienen, sondern mit seiner ehrenamtlichen Begleiterin Claudia Prüßmann. Sie hat ihren Schützling über das Diakonie-Projekt „Flow“ kennengelernt, das für „Flüchtlinge, Orientierung und Willkommenskultur“ steht. Obwohl Faridullah seit erst vier Monaten in Deutschland ist, braucht er keinen Dolmetscher – er versteht und spricht gut Deutsch, obwohl in seiner Klaus Lorenzen und Tina Andres von LANDWEGE (hinten), Faridullah Noor und Claudia Prüßmann (vorne) Heimat nur Paschtun und Dari (Persisch) gesprochen werden. Claudia Prüßmann unterstützt ihn nur dann, wenn ihm Vokabeln fehlen. LANDWEGE: Fari, warum bist Du nach Deutschland gekommen? Fari: Ich bin vor den Taliban geflohen. Sie haben meine Familie verfolgt und gedroht, uns umzubringen. LANDWEGE: Was konnten die Taliban Dir vorwerfen? Fari: Ich war auch in Afghanistan Koch, zweieinhalb Jahre habe ich für die ISAF * Truppen gekocht. Die ISAF waren die Feinde der Taliban und damit war auch ich ihr Feind. LANDWEGE: Was ist dann passiert? Fari: Die Taliban waren bei uns zuhause – meine Familie wohnt östlich von Kabul. Sie sind gekommen und haben gefragt, wo sie mich finden. Sie sind immer wieder gekommen, haben nach mir gefragt, uns gedroht ... LANDWEGE: Deine Familie hat Dich nicht verraten. Fari: Nein. Aber die Taliban geben nicht auf. Sie wollten mich töten und meine Familie, wenn sie mich nicht ausliefert. Dann hat meine Familie mir gesagt, ich solle nicht mehr nach Hause kommen. Sie hatten Angst. LANDWEGE: Du hast Deine Familie verlassen müssen, um Dein Leben zu retten und um Deine Familie zu schützen? Fortsetzung auf Seite 4 AUSGABE 1 / 2016 Seite 2: Unser Bio-Markt am Brink soll attraktiver werden! Solidarität trägt Früchte: Engagement für Flüchtlinge auf dem Landwege Seite 3: JNH erhält den Nachhaltigkeitspreis ZeitzeicheN Seite 4: Fortsetzung S.1: Unser afghanischer Koch – Praktikant Faridullah Noor Wichtige Adressen, Veranstaltungen und Termine im Überblick *Die Nato-Schutztruppe ISAF – International Security Assistance Force – war 13 Jahre in Afghanistan stationiert. Ihr Einsatz hatte nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban im Jahr 2001 als Sicherungsauftrag für die Hauptstadt Kabul begonnen und diente dazu, die afghanische Regierung im Kampf gegen die Taliban zu stabilisieren. EVG LANDWEGE Persönlicher Info-Vormittag am 12 Dez. am Brink – ganz nach Wunsch, mit heißem Punsch UNSER BIO-MARKT AM BRINK SOLL ATTRAKTIVER WERDEN! Jetzt wird es Zeit – der Brink braucht eine Rundumerneuerung: Eine großzügige Backabteilung, ein Mehr an Bistro- und Sortiments-Vielfalt und einen neuen Kosmetikbereich. Zusätzlich wird die Thekenlandschaft mit Fleisch-, Käse-, Antipasti- und veganem Angebot wachsen. Wie sich unser Angebot am Brink generell der steigenden Nachfrage nach regionalen Bio-Produkten gewachsen zeigen möchte. Unser Markt am Brink war der erste LANDWEGE Bio-Markt in Lübeck. Im Team mit vielen Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen haben wir damals den Umbau gestemmt. Seit 15 Jahren bietet er ein hervorragendes Bio-Angebot und einen der schönsten Standorte Lübecks, mit Blick auf den Wochenmarkt. 2005 und 2007 wurde unser Ältester für diese Qualitäten zum Biomarkt des Jahres! VERSCHÖNERN WIR LANDWEGE AM BRINK – NEHMEN SIE ANTEIL AN DER REGION! Auszeichnungen 2005 und 2007 Zeichnen Sie LANDWEGE Anteile – und zeichnen Sie damit verantwortlich für gesundes, regionales Wachstum! Ob Sie sich mit 10 oder mit 50 Anteilen beteiligen oder ob Sie Ihr Anteilsvolumen aufstocken: Sie kommen nicht nur in den Genuss einer ergebnisabhängigen Dividende sondern können natürlich die Zukunft von LANDWEGE mitbestimmen – unabhängig der Anzahl Ihrer Geschäftsanteile. Zusätzlich erhalten Sie exklusive Mitglieds-Vorteile, wie Einladungen zu LANDWEGE Sonderaktionen, ermäßigte Eintrittspreise bei Veranstaltungen und vieles mehr. Ein Antragsformular finden Sie im aktuellen „Brink-Flyer“ in unseren Märkten oder als pdf auf unserer Website unter www. landwege.de. Wir freuen uns auf alle, die mit im Sinne der Region handeln und mit uns LANDWEGE gehen möchten! Solidarität trägt Früchte: ENGAGEMENT FÜR FLÜCHTLINGE AUF DEM LANDWEGE Es waren ungefähr 2.400 Flüchtlinge, die 2015 Schutz in Lübeck gesucht haben. Schnell und unbürokratisch vor Ort Hilfe zu leisten war zunächst am Wichtigsten. Zusammen mit dem Lübecker Flüchtlingsforum (Flüfo) und „Lübeck lächelt“ organisierten wir, was in unserer Macht steht: frische Lebensmittel schnell und unbürokratisch zu verteilen. So machten sich viele Hundert Bio-Brotboxen im September über „Lübeck lächelt“ auf den Weg, Bananen, Brot sowie 300 € Eintrittsgelder aus unserem Wein- und Gaumenfreude-Abend gingen an das Flüchtlingsforum – und eine Weihnachts-Spende über einen Beitrag (www.voelkeljuice.de). Die Zusammenarbeit mit der Lübecker Tafel bleibt natürlich weiterhin bestehen. Mehr Infos über das Engagement vom Lübecker Flüfo und Lübeck lächelt unter www.fluechtlingsforum.de und www.luebecklaechelt.wordpress.com Herzlichen Dank an Harald Quint vom Hof Vogelfängerkaten für die klasse Idee! 500 € ist gefolgt. In der Adventszeit freute sich das DRK auf dem Volksfestplatz und das Flüchtlingsforum über insgesamt 500 kg Äpfel. Auch Bio-Hersteller wie Voelkel engagieren sich und leisten z. B. für jede Flasche Glühpunsch LANDWEGE E.V. Zeit, Zeichen zu setzen: JUGEND-NATURSCHUTZ-HOF RINGSTEDTENHOF ERHÄLT DEN NACHHALTIGKEITSPREIS ZEITZEICHEN Ein schönes Zeichen: Das Projekt „JugendNaturschutz-Hof Ringstedtenhof“ des LANDWEGE e.V. wurde geehrt – mit dem „Deutschen Lokalen Nachhaltigkeitspreis Zeitzeiche(N)“ in der Kategorie „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Am 4. November 2015 wurde der Preis dem Hof im Rahmen des bundesweiten Netzwerk21Kongresses in Lübeck verliehen. Die Geschäftsführer Cornelia Klaffke und Christoph BeckmannRoden, sowie das Vorstandsmitglied des LANDWEGE e.V., Michael Dufour-Ledoux, nahmen die Auszeichnung auf der Festveranstaltung in Schuppen 9 freudig entgegen. Mit dem Deutschen Lokalen Nachhaltigkeitspreis ZeitzeicheN wird beispielhaftes Engagement für eine lebenswerte Zukunft ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Vorbildliche Initiativen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, werden durch die Preis- SIE HABEN ES SATT? verleihung geehrt. Insgesamt erhielten in diesem Jahr neun Projekte aus ganz Deutschland die Auszeichnung. Vergeben wurden sie beim Netzwerk21Kongress, den die GRÜNE LIGA Berlin in Kooperation mit dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein durchführte. Theresa Grapentin von der Arbeitsstelle UNESCO-Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ betonte in ihrer Laudatio: „Ganz im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern durch das Erleben und vor allem durch das praktische Mitarbeiten in der Landwirtschaft werden viele Kompetenzen erworben.“ Und sie ergänzte: „Auf dem Jugend-Naturschutz-Hof werden Kinder und Jugendliche für die Gestaltung ihrer eigenen Zukunft stark gemacht.” Christoph Beckmann-Roden, Michael DufourLedoux und Cornelia Klaffke auf der Verleihung Seit neun Jahren würdigt der ZeitzeicheNPreis langjähriges Engagement für eine zukunftsfähige Entwicklung. Insgesamt gab es in diesem Jahr 142 Bewerbungen. „Wir freuen uns sehr einen Preis nach Lübeck, dem diesjährigen Veranstaltungsort, geholt zu haben. Er wird ein weiterer Ansporn sein, engagiert die Arbeit im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Jugend-Naturschutz-Hof Ringstedtenhof fortzuführen“ betonte Cornelia Klaffke in Ihren Dankesworten. NACH BERLIN UND ZURÜCK – MIT DEM LANDWEGE CHARTER-BUS! Verbindliche Anmeldung für den LANDWEGE Charter-Bus unter [email protected] Die Fahrt ist kostenfrei – wir bitten um eine Spende für die Demo-Veranstaltung. Vielen Dank! Bitte demonstrieren Sie Solidarität und geben Sie bei der Anmeldung Ihre Mobilnummer an, damit wir planen können. Abfahrt: 7.00 Uhr ab Kanalstraße 78-80 Ankunft in Lübeck: ca. 20.00 Uhr AUSGABE 1 / 2016 ADRESSEN Fari: Ja, ich bin gegangen, weil sie mich sonst getötet hätten. LANDWEGE: Du bist also ohne Begleitung den Weg nach Deutschland gekommen? Fari: Ja, ich bin alleine gegangen. LANDWEGE: Wie bist Du zu uns gekommen? Fari: Über Pakistan, den Iran, die Türkei, über Bulgarien, durch Ungarn und Österreich – bis nach Deutschland. LANDWEGE: Wie bist Du unterwegs gewesen – bist Du gefahren? Fari: Manchmal bin ich mit in einem Auto oder LKW gefahren. Aber sonst viel gelaufen. Ich war lange zu Fuß unterwegs. Aber nicht allein, mit mir sind viele geflohen. Nicht alles waren Afghanen, wir waren Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern. LANDWEGE: Dann warst Du in Deutschland – wie ging es hier weiter? Fari: Zuerst war ich im Erstaufnahmelager von der Diakonie. Dann in verschiedenen Unterkünften, auch in Kücknitz – jetzt wohne ich in einer Wohngemeinschaft, zusammen mit einem anderen afghanischen Flüchtling. Wir teilen uns ein Zimmer. LANDWEGE: Über die Diakonie hast Du Frau Prüßmann kennengelernt – sie begleitet Dich seitdem und mit ihr hast Du nicht nur gut Deutsch gelernt, sie geht mit Dir auch zu den Behörden. Das Praktikum bei uns hast Du über sie bekommen. Ihr versteht Euch. Fari: Ich hatte Glück, ja ... Man hat nicht viel (Fari sucht nach dem Wort) ... Claudia Prüßmann: Freude? Spaß? Fari: Es ist nicht viel lustig bei so einer Flucht. Aber wir lachen jetzt auch ... Claudia Prüßmann: Fari und ich sind uns schon in der Kleiderkammer der Diakonie begegnet und haben uns von Anfang an verstanden. Er ist so offen und positiv, er will die Sprache lernen und macht Riesen-Fortschritte – bald auch einen Volkshochschulkurs. Weil ich seit 25 Jahren LANDWEGE Kundin bin, habe ich direkt bei LANDWEGE angefragt, ob ihr nicht etwas für Fari tun könnt. Ich wusste ja: Er hat viel Erfahrung und schon einige Jahre für 300 Leute täglich gekocht. Fari (lacht): Ich spreche noch nicht gut genug Deutsch. Aber ich lerne viel in der Küche, weil Thomas [LANDWEGE KüchenChef in der Ziegelstraße] immer sagt, ich soll immer viel sprechen! LANDWEGE: Für uns war gleich klar, dass wir Dich in der Küche gut brauchen können. Noch ist es nur ein Praktikum – das wir aber gerade bis Ende Februar verlängern konnten. Anschließend möchten wir Dir einen Ausbildungsplatz bieten; darüber beraten wir uns gerade mit der IHK. Du hast hier eine Wohnung, Du sprichst so toll deutsch, Du bist inzwischen gut angekommen – der Weg wäre frei ... Faridullahs Bleiberecht in Deutschland ist zur Zeit noch nicht gesichert. Das deutsche Grundgesetz kennt den Begriff „Flüchtling“ nicht, nur den Begriff „Asyl“. Asylrecht genießen „Politisch Verfolgte“ – so will es Artikel 16a des Grundgesetzes. Verfolgung betrifft aber nur „Staatliche Verfolgung“: Armut oder Bedrohung durch andere Bevölkerungsgruppen sind keine hinreichenden Gründe. Zusätzlich fällt Faris Fall unter die DublinIII-Verordnung. Sie regelt, welcher Staat für die Bearbeitung eines Asylantrags innerhalb der EU zuständig ist. Jeder Flüchtling muss demnach in dem Staat um Asyl bitten, in dem er den EU-Raum erstmals betreten hat. Für Fari ist das Bulgarien – ein Land, das er lediglich durchquert hat EVG LANDWEGE eG Bio-Markt ... Bad Schwartau Tel. 04 51 - 88 18 313-0 ... am Brink Tel. 04 51 - 384 66 88 ... am Kanal Tel. 04 51 - 707 19 36 ... am Kamp Tel. 04 51 - 290 64 62 ... Ziegelstraße Tel. 04 51 - 4505 4110 [email protected] VEREIN LANDWEGE e.V. JNH-Ringstedtenhof Tel. 04 51 - 522 12 Naturkindergarten Tel. 04 51 - 610 18 39 Landkindergarten Tel. 04 51 - 400 77 78 [email protected] LANDWEGE UMWELTSTIFTUNG Thomas Grabau, Tel. 04 51 - 62 11 60 [email protected] IMPRESSUM Herausgeber: EVG LANDWEGE eG Tel. 04 51 - 730 33, Fax 04 51 - 713 24 [email protected], www.landwege.de Redaktion Verein: Cornelia Klaffke Genossenschaft: Klaus Lorenzen Samstag, 16.01.2016 „Wir haben es satt!“ Demo in Berlin Ort: Berlin, Potsdamer Platz Zeit: 12.00 Uhr Samstag am 23.04.2016 Pflanzenbörse auf dem Jugend-Naturschutz-Hof JNH Ringstedtenhof Ort: JNH-Ringstedtenhof, Vorrader Str. 81, Lübeck Zeit: 9.00 - 12.00 Uhr und mit dem ihn nichts verbindet. Claudia Prüßmann hat im Rahmen des Flow-Projektes einen Anwalt engagiert – mit seiner Unterstützung wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, ob Fari weiter bei uns bleiben und arbeiten kann. Und ob wir demnächst afghanische Gerichte anbieten, wie „Kabali Palau“, was soviel heißt wie „Reis aus Kabul“ – oder andere Rezepte, die unsere Karte bereichern werden. Die nächste Ausgabe der LANDWEGE AKTUELL erscheint im Mai 2016! Fortsetzung von Seite 1
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