Bald kann man das Auto rufen - Kreiszeitung Böblinger Bote

Fünfteilige Serie „IT hier und heute“ von KREISZEITUNG und Softwarezentrum – Teil 2: IT im Auto
Viel mehr als
„Science Fiction“
Wann fährt das Auto ganz allein?
Das wohl spannendste Thema in der Automobilbranche heißt seit einiger Zeit „Autonomes Fahren“.
Dass nicht mehr der Mensch das Auto lenkt, sondern
das Fahrzeug sich quasi selbst steuert, ist längst
weitaus mehr als „Science Fiction“. Ein enormes
Aufgebot an IT-Entwicklern hat in Kooperation mit
der Industrie über die Jahre Techniken und Programme entworfen, die vieles möglich machen. Gerade
im Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen wird an
derartigen Projekten intensiv gearbeitet.
In einer gemeinsamen Serie beleuchten KREISZEITUNG und Softwarezentrum ausgewählte IT-Bereiche, die heutzutage
eine überaus wichtige Rolle spielen. Dabei stehen regelmäßig Firmen des Softwarezentrums im Fokus - heute: CMORE.
Als Grundlage dient eine schwer vorstellbare Flut
an Daten: Eine Vielzahl an Sensoren und Kameras
nimmt während der Fahrt Informationen auf, die
auf hochkomplexe Weise automatisch verarbeitet
werden und zu den entsprechenden Reaktionen des
Autos führen. Die Entwicklung solcher Systeme ist
in den vergangenen Jahren derart vorangegangen,
dass autonomes Fahren auf deutschen Straßen
zumindest testweise bereits umgesetzt wird. Und
das Thema schreitet weiter voran. Zuletzt hat der
Bundesrat gefordert, neben der A9 in Bayern weitere Versuchsstrecken für automatisierte und selbstfahrende Fahrzeuge auszuweisen.
Neben der Elektronik steigt damit der Anteil der IT
enorm – sowohl im Automobil als auch bezüglich
der benötigten Infrastruktur im Straßenverkehr. Und
die einzelnen Teile sollen nicht nur für sich allein
zuverlässig funktionieren. Es geht um immer mehr
Software-Bereiche im Fahrzeug, die untereinander
„kommunizieren“ müssen. Folglich entsteht eine
hohe Anzahl an Software-Daten, die das Fahrzeug
automatisiert mit seiner Umgebung abgleichen
muss. Das sind neben Straßenschildern, Fußgängern
und anderen Fahrzeugen auch unvorhergesehene
Zwischenfälle, die im Straßenverkehr passieren
können. Auch und speziell diese unvorhersehbaren
Vorkommnisse müssen dem Fahrzeug „beigebracht“
werden, damit es in jeder Situation richtig reagieren kann. Denn entscheidend für den Erfolg des
autonomen Fahrens ist die Sicherheit der Systeme.
Letztlich soll ein selbstständig fahrendes Auto eine
deutlich geringere Fehleinschätzung aufweisen als
ein menschlicher Fahrzeuglenker.
In der Konsequenz hat dieser Fortschritt nicht nur
für die Automobilbranche einen enorm hohen
Stellenwert, auch der Städtebau richtet sich bei der
Planung neuer Vorhaben bereits an die neuesten
Entwicklungen in der Automobiltechnik. Nur so
kann eine in sich stringente Verkehrswelt von morgen entstehen.
In vielerlei Hinsicht bedeuten die unklaren gesetzlichen Regelungen derzeit noch ein Hindernis für die
Branche. Zum einen betrifft das die Zulassung der
Fahrzeuge und die Ausweisung von Teststrecken,
zum anderen das Thema Haftung. Wer hat Schuld
bei einem Verkehrsunfall, wenn das Auto autonom
fährt? Der Halter oder der Systemhersteller? Und
wer muss einen Fehler beweisen? Diese und ähnliche Fragen gilt es nach wie vor zu klären.
WE.DRIVE.DEVELOPMENT.
„Bald kann man das Auto rufen“
Autonomes Fahren: Interview mit dem CMORE-Geschäftsführer Gregor Matenaer
Etliche IT-Unternehmen im Softwarezentrum
beschäftigen sich mit dem autonomen Fahren.
Ganz besonders intensiv arbeitet CMORE an diesem Thema. „Wir sind inzwischen insgesamt viel
weiter, als man vor einigen Jahren noch gedacht
hätte“, sagt Geschäftsführer Gregor Matenaer
im Interview.
wird. Und da ist die Entwicklung schneller vorangeschritten, als man das vor ein paar Jahren
noch gedacht hätte. Anfangs haben die Autos
ja Rechner mit an Bord gehabt, die haben den
ganzen Kofferraum ausgefüllt. Jetzt sind sie in
der Größe eines Taschenbuchs irgendwo an der
Scheibe untergebracht.
Von Robert Krülle
Das heißt, die Sicherheit hat immer Vorrang?
Selbstverständlich, darum geht es doch. Und hier
sind wir eben inzwischen einige Schritte weiter.
Wir haben unter anderem ein neues Tool namens
„CSL“ entwickelt, mit dem sich die benötigten
Daten aus dem Straßenverkehr schneller, sicherer
und kostengünstiger lesen lassen. Dabei wird
bei dieser Methode nicht nur - wie bisher üblich
- getestet, ob die Software alles richtig macht,
sondern auch, ob die Software auch nichts
falsch macht. Diese Ansicht und Überprüfung der
Elektronik war bisher in dieser Form noch nicht
möglich. Die große Herausforderung ist eben
nicht der Nachweis, dass ein Auto autonom „in
der Spur bleibt“, sondern der Nachweis, dass es
unter keinen Umständen diese ungewollt verlässt, versehentlich auf eine Mücke bremst oder
einem Regentropfen ausweicht.
Herr Matenaer, dass ein Auto selbstständig fährt,
ist schon seit Langem keine „Science Fiction“
mehr. Haben Sie Verständnis, wenn viele Zeitgenossen dieses Thema dennoch mit einem eher
unguten Gefühl betrachten?
Wissen Sie, ich beschäftige mich seit 16 Jahren
mit diesem Thema. Und anfangs hat man den
Begriff „autonomes Fahren“ überhaupt nicht
in den Mund genommen. Das hat sich keiner
getraut, das war tabu, weil die Vorbehalte in der
Gesellschaft noch zu groß waren. Insofern sind
wir da jetzt schon viel weiter, weil inzwischen offen darüber gesprochen wird. Und eins ist dabei
völlig klar: Die Systeme sollten dann eingesetzt
werden, wenn sie einen deutlichen Vorteil bringen. Wenn das Fahren dadurch definitiv sicherer
Aber irgendwo müssen doch auch die Systeme
ihre Grenzen haben, oder?
Also, die große Herausforderung ist natürlich
das dynamische Umfeld. Andauernd kann etwas
Unvorhergesehenes passieren. Es gibt da eine
Million Szenarien. Und die Systeme auf das
vorzubereiten, an was man eigentlich nicht
gedacht hat, macht die Sache so spannend.
Aber es ist möglich, meine ich. Und wie gesagt:
Völlig zu Recht wird ein hohes Maß an Sicherheit
gefordert. Ziel muss sein, die Zahl der Unfälle
zu senken. Wobei fairerweise geduldet werden
muss, dass man die Zahl auch mit autonomen
Fahrzeugen nicht auf null bringen kann.
Sie haben zwei Standorte, einen davon im
Softwarezentrum. Warum sind Sie auf der Hulb
vertreten?
Natürlich um nah beim Kunden sein zu können.
Der ganze Stuttgarter Raum gilt als Zentrum für
den Automobilbau, sowohl für Fahrzeughersteller als auch Zulieferer. Hier entstehen die Technologien der Zukunft und es freut uns, dass wir am
Standort Böblingen daran Teil haben dürfen. Im
Softwarezentrum ist die Infrastruktur einzigartig
und ein dichtes Netzwerk stets präsent.
Werfen wir mal einen Blick weiter in die Zukunft.
Wie sieht die aus?
Es dauert sicher nicht mehr lange, dass Fahrzeuge in definierten Umgebungen, zum Beispiel auf
der Autobahn, autonom fahren. Da laufen derzeit
ja einige Tests. Außerdem wird man irgendwann
sein Auto einfach rufen oder es nach der Fahrt
wegschicken können. Aber wenn wir den allgemeinen Straßenverkehr als Gesamtheit betrachten, werden sicher noch einige Jahre vergehen,
bis autonomes Fahren üblich ist.
Und was entwickelt sich in der Branche in vergleichbaren anderen Feldern? Zum Beispiel beim
spannenden Thema „Drohnen“?
Also, mit Drohnen verbinden ja viele Menschen
recht düstere Szenarien, weil sie diese Fluggeräte nur im Krieg sehen. Aber es gibt da in der
Tat einige interessante Ideen in ganz anderen
Bereichen, zum Beispiel in der Landwirtschaft.
Da könnten Drohnen in Zukunft autonom für
das Düngen der Felder oder gar für das gezielte Spritzen der Pflanzen zuständig sein. Was
dadurch umweltschonender ablaufen würde.
Auch hier wird sich in den nächsten Jahren eine
ganze Menge weiterentwickeln.
Zur Person
Firmenporträt: CMORE
Gregor Matenaer
CMORE wurde 2011 gegründet, hat seinen Hauptsitz in Lindau und ist seit 2013 zusätzlich im Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen präsent. Insgesamt hat das Unternehmen inzwischen 50 Mitarbeiter. Die
Firma hat sich schwerpunktmäßig auf Entwicklungsthemen rund um das autonome Fahren spezialisiert,
also zum Beispiel die Entwicklung von Software und Algorithmen. Speziell der Abgleich der Daten zur späteren „Kommunikation“ der verschiedenen Elektronik-Komponenten im Fahrzeug ist eines der Spezialgebiete. CMORE zeichnet aus, dass das Unternehmen von der Produktentwicklung mit hauseigener Werkstatt
über die Serviceleistung in Form von Projektbegleitung bis zur Umsetzung ganzheitlicher Projekte ein
überaus umfassendes Paket anbieten kann.
• 42 Jahre
• in Heidelberg-Dossenheim aufgewachsen
• Studium der Elektrotechnik in Mannheim
• Zuerst in der Automatisierungstechnik tätig
• Seit 2002 im Bereich Fahrerassistenzsysteme
• Seit 2011 Geschäftsführer von CMORE
Insgesamt spielen vielseitige IT-Entwicklungen und -Lösungen in den vergangenen Jahren im Automobilbereich eine immer größere Rolle. In zahlreichen Bereichen übernehmen Hardware und Software grundlegende Aufgaben.
Sie können den Fahrer nicht nur entlasten, sondern viele Aufgaben deutlich zuverlässiger erledigen. Hier einige Beispiele, zusammengestellt von Hans-Ulrich Schmid, dem Geschäftsführer des Softwarezentrums.
Fahrerassistenzsysteme
bringen Sicherheit
Sendemast im Auto: für optimale
Kommunikation im Fahrzeug
Vieles vereint auf einem Portal:
Mit IT maximal mobil sein
„Smart Parking“:
Wenn Autos freie Plätze selber finden
Erfolgsmodell car2go:
ein cleveres Verleihsystem
Neben der Absenkung der Promillegrenze, der Gurtpflicht
und dem Airbag hat eine weitere Entwicklung maßgeblich
zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beigetragen: Fahrerassistenzsysteme, wie sie zum Beispiel die Firma TZM im
Softwarezentrum mitentwickelt. Neben einer Verbesserung
der Sicherheit verfolgen die Kunden von TZM hierbei ein
weiteres Ziel: Große Fahrzeughersteller nähern sich mit
immer umfangreicheren Assistenzfunktionen der Vision vom
autonomen Fahren mehr und mehr an. Im Rahmen einer
Forschungsinitiative des Bundes haben mehrere Fahrzeughersteller neue Assistenzfunktionen entwickelt – und TZM
war dabei.
Auf allen Plätzen im Fahrzeug optimal vernetzt? Gemeinsam
mit BMW hat der Automobilzulieferer Peiker acustic GmbH &
Co. KG eine Lösung für Fahrzeuge entwickelt, die mit einer
direkten, drahtlosen Verbindung zur Außenantenne besten
Empfang für mobile Endgeräte garantiert. Denn moderne
Fahrzeuge schirmen durch ihre Karosserie Mobilfunksignale
stark ab. Die Folge: eine schlechte Sende- und Empfangsleistung, die zu hohem Akkuverbrauch führt und die Handystrahlung im Auto verstärkt. Doch jetzt wird die optimale Kommunikation für alle Fahrzeuginsassen realisierbar. Die festinstallierte
„Vehicular Small Cell (VSC)“ funktioniert wie ein eigener
Sendemast im Auto. Mobilgeräte sind so kabellos direkt über
die Außenantenne optimal mit dem Mobilfunknetz verbunden.
Bus und Bahn, car2go, Taxi, Fahrrad oder Mitfahrgelegenheit, die Mobilitäts-App der Daimler-Tochter Moovel zeigt
Nutzern den besten Weg zu ihrem Ziel und erleichtert es,
an neue Orte zu kommen. Jetzt geht Moovel den Schritt
von einer Informationsplattform zu einem umfassenden
Mobilitätsportal. Ab sofort ist es möglich, Fahrten mit der
Deutschen Bahn und Taxifahrten mit Mytaxi über die
Plattform zu buchen und zu bezahlen.
Jede Parkplatzsuche dauert in Deutschland durchschnittlich
fast zehn Minuten. Das soll sich mit IT von Bosch ändern.
In Zukunft erkennen und melden vernetzte Sensoren auf
dem Straßenbelag und in vorbeifahrenden Autos freie Plätze
automatisch. Dadurch entsteht eine Echtzeit-Parkplatzkarte.
Via Internet können Autofahrer dann bequem und entspannt
einen freien Parkplatz finden.
Mit großem Erfolg baut die Daimler AG ihr Carsharing-Angebot car2go aus. So hat die Region Stuttgart mit mehreren
hundert Elektrosmarts die größte Elektroflotte der Welt. Ein
Erfolgsfaktor von car2go ist die ausgeklügelte IT, die hinter dem Verleihsystem steckt. Dabei beteiligten sich auch
Firmen aus dem Softwarezentrum. Rückenwind bekommt die
regionale Elektroautoflotte durch eine gute Ladeinfrastruktur. Insbesondere die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart
hat im Rahmen der „Modellregion Elektromobilität“ für den
Aufbau von ausreichend Ladesäulen Fördermittel bei Land
und Bund erfolgreich eingeworben.
Die Firmen des Softwarezentrums:
3DMENSIONALS ■ 4flow ■ 4proma KG ■ Ac-Tec Engineering ■ Actia I+ME ■ Addlogic IT-Service GmbH ■ AEM-Weinreich GmbH ■ AgiSoft ■ Anwaltskanzlei Michael Weller ■ ASS.TEC GmbH ■ Asysta GmbH ■ AWE Communication GmbH ■ BECER GmbH ■ BitKonzept GmbH ■ bobic business-to-business interactive commun. ■ BPLM Solutions GmbH
Capt:Tec GmbH ■ CMORE Automotive GmbH ■ Columbus Systems GmbH ■ Commonpay GmbH ■ Compart AG ■ CONXPERT ■ CPE Firmenservice ■ C-P-S Holding GmbH & Co. KG ■ Creative Data AG ■ crossbase mediasolution GmbH ■ c-works ■ Cyperon GmbH & Co. KG ■ DAESUNG ■ DBSC Ruban GmbH ■ Diebold Consulting & Engineering
Digital ConsultingHaus LLC ■ Dimension Data Communications Deutschland GmbH ■ d-mind Fuchs/Weiß GbR ■ Dreher Business Consultants ■ ECM Consulting GmbH ■ EDAAF GmbH IT-Technologies ■ EM Software & Systems GmbH ■ EmeriCon UG (haftungsbeschränkt) ■ EuSIS Europ. Standort Informations Service GmbH ■ Farbenwerk Werbung und Kommunikations Gmbh
Frank Pecher Systementwicklung ■ Full Speed Systems GmbH ■ GADV mbH ■ Hägele GmbH ■ Harte-Hanks Trillium Software Germany GmbH ■ HMP Software Solutions GmbH ■ ids-System GmbH ■ Infotheek GmbH ■ in-integrierte informationssysteme GmbH ■ INNO-TEC INNOVATIVE TECHNOLOGY GMBH ■ insight Dimensions GmbH
integratio GmbH ■ interAKTIVnet GmbH ■ IT unlimited AG ■ IT Workbench GmbH ■ ITOMIG GmbH ■ Johntec IT Solutions GmbH ■ Kimicom Computer ■ levigo gruppe ■ logsolut AG ■ MR-Plan GmbH ■ msc mobile GmbH & Co. KG ■ MySecondWay GmbH ■ Naisone UG ■ Nehring /Shineundsign ■ Novem car interior Design GmbH
nrp edv Software + Consulting ■ Nuance Communications Germany GmbH ■ Ohrner IT GmbH ■ oneword GmbH global business translations ■ P.E.K -Automotive GmbH ■ Parrots & Flying Dogs UG ■ PartsGroupEurope GmbH ■ peiker acustic GmbH & Co. KG Niederl. Böblingen ■ plan & run IT-Advision GmbH & Co. KG
proofnet GbR ■ proQrent GmbH ■ Qualysoft GmbH ■ RES Group ■ RIS - Resilient Infrastructure Solutions GmbH ■ Rocket Software Deutschland GmbH ■ SAS Institute GmbH ■ sealedsolutions GmbH ■ Shaspa GmbH ■ Sintec Microwave Systems GmbH ■ sitware GmbH ■ sLAB Gesell. für Informationssysteme mbH & Co. KG
SPIRIT/21 AG ■ Syspilot Industrie Consulting GmbH ■ Techno-Step GmbH ■ TekSolv Software Solution GmbH ■ Tesedi GmbH ■ teXXmo Mobile Solutions GmbH Co. KG ■ The Quality Group Systemberatung GmbH ■ Trendfire Technologies GmbH ■ Tress & Pollak Unternehmensberatung GmbH
TriLab Informationssysteme GmbH ■ TRW Automotive Electronics & Components GmbH ■ TÜO GmbH techn. Überwachungsorganisation ■ TWW Systems GmbH ■ TZM ■ venitec GmbH ■ welove-IT GmbH ■ Wilhelm Engineering GmbH ■ Wir produzieren Medienproduktionen GbR ■ XRG Simulation GmbH ■ yoomani GmbH