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Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
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Von: Axel Stefan Sonntag
Merck macht junge Leute fit für die Ausbildung
Von der Chemie-Hasserin zur Chemie-Meisterin
In ihrer Schulzeit lieferte Songuel Zeyrek in „Chemie“ regelmäßig einen Vierer ab. „Ich habe das Fach
gehasst“, sagt sie. Jetzt, mit 21, hat sie nicht nur ihren Abschluss als „Produktionsfachkraft Chemie“ bei
Merck absolviert, sie hängt sogar noch den „Industriemeister Chemie“ dran. Das Programm „Start in die
Ausbildung“ von IG BCE und Chemie-Arbeitgebern hat ihr den Weg dazu geebnet.
Foto: Andreas Reeg
„Die
Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz hatte ich aufgegeben“, sagt Songuel Zeyrek. Doch mit dem Projekt
"Start in den Beruf" erhielt sie bei Merck eine neue Chance.
Rund 40 Bewerbungsmappen hatte Songuel Zeyrek vor rund vier Jahren losgeschickt, als sie einen
Ausbildungsplatz als Friseurin oder Arzthelferin suchte. Und genauso oft wurde ihr wieder abgesagt. „Ich
hatte in der Schule einfach zu viele Fehlzeiten“, ist sie sich heute bewusst. Es war keine einfache Zeit für sie.
Probleme wuchsen ihr über den Kopf, ein „geregeltes Schulleben“ war für sie damals unvorstellbar. „Die
Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz hatte ich aufgegeben“.
Weg in die Lehre geebnet
Ihr Berater von der Arbeitsagentur dagegen nicht. Er vermittelte Zeyrek in das Programm „Start in die
Ausbildung“ (SidA), zu welchem sich die Chemie-Sozialpartner in einem gesonderten Tarifvertrag
verpflichtet haben. Das Ziel: Jugendlichen, die keinen Berufsausbildungsvertrag erhalten haben, die
Berufsfähigkeit zu vermitteln. „In dem elfmonatigen Programm geht es auch darum, wie man sich aus einem
persönlichen Tief heraus manövrieren, sich wieder motivieren und konzentrieren kann“, sagt Attardo
Crocifissa, Konzernbetriebsratsvorsitzende bei Merck. Gemeinsam mit Psychologen,
Personalverantwortlichen und Vertretern des zuständigen Bildungswerkes wählt sie aus, wer einen der
inzwischen 22 SidA-Plätze, die Merck anbietet, erhält. „Zeugnisse sind dabei niemals ausschlaggebend“,
lautet ihr oberster Grundsatz. „Uns interessiert, welche Geschichte ein Bewerber mitbringt und ob jemand
authentisch ist“.
Songuel Zeyrek war es. Sie stand zu ihren Schwächen. Crocifissa und ihre Kollegen glaubten dennoch an sie.
„Wenn wir das Gefühl haben, dass Bewerber bereit sind, Verlässlichkeit und Selbstvertrauen zu erlernen oder
auszubauen, dann stehen die Chancen gut“, sagt Betriebsratsvorsitzender Michael Fletterich.
Auslands-Praktikum inklusive
Foto: Andreas Reeg
„Wenn wir das Gefühl haben,
dass Bewerber bereit sind, Verlässlichkeit und Selbstvertrauen zu erlernen oder auszubauen, dann
stehen die Chancen gut“, sagt Merck-Betriebsratsvorsitzender Michael Fletterich (links, daneben:
Songuel Zeyrek und Sebastian Cramer).
Ausbildungsbetriebe, Unterricht, Geschicklichkeitskurse und Projektarbeit wechseln sich in den elf
SidA-Monaten ab. Immer mit dem Ziel, die Persönlichkeit eines jungen Menschen zu entwickeln: „Wir
waren eine Woche lang in einer polnischen Schule. Kaum einer konnte Englisch. Sich da zu verständigen,
das war eine echte Aufgabe“, erinnert sich Songuel Zeyrek an eine Situation, die sie wirklich forderte.
„Unser Ziel ist, dass jeder, der das SidA-Programm durchläuft, im Anschluss einen vollwertigen
Ausbildungsplatz erhält“, sagt Konzernbetriebsratsvorsitzende Attardo Crocifissa. 2006, als der Darmstädter
Chemieriese die Qualifikationsmaßnahme startete, rechnete man bei zehn Teilnehmern mit einer
„Erfolgsquote“ von 70 Prozent. „Heute sind es 22 Teilnehmer und nahezu 100 Prozent“, zeigt sich Michael
Fletterich hoch zufrieden. „Anfangs galt der Tarifvertrag ,Zukunft durch Ausbildung‘ bei manch einem
Arbeitgeber noch als Teufelszeug. Heute hilft er uns, den demografischen Wandel zu gestalten und unseren
Fachkräftenachwuchs zu sichern“.
Lehre, Meister, Studium
Songuel Zeyrek ist das beste Beispiel. Sie hat das nächste Ziel schon fest im Blick, derzeit läuft – mit
unbefristetem Vertrag – ihre Qualifizierung zum Industriemeister Chemie. Und dann? „Kommt eventuell
noch ein Studium. Verfahrenstechnik, Personal und Betriebswirtschaft interessieren mich am meisten“.
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