1 Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung am 23. September 2015 von Barbara Leicht M.A., Kuratorin Kunstmuseum Erlangen Meine sehr geehrten Damen und Herren, Roger Libesch ist den kunstinteressierten Erlangern gewiss ein Begriff und ist in der Stadt in vielerlei Hinsicht bekannt. Erlangen ist sein Lebensmittelpunkt, hier lebt er mit seiner Familie, hier arbeitet er als Maler und hier wurde ihm 2001 der allererste Förderpreis der Kulturstiftung Erlangen verliehen. Er hat hier schon diverse Male seine Werke gezeigt, unter anderem im Kunstmuseum Erlangen wie momentan in der Ausstellung „Zwei Zustände der Kunst“, einer Begegnung von Künstlern aus der chinesischen Stadt Kunming und der Metropolregion Nürnberg. Ehrenamtlich unterstützt Libesch den Kunstverein Erlangen als künstlerischer Berater und ist Experte für Bildende Kunst in der Kulturstiftung Erlangen. Nun sehen Sie einige Augenblick(e) seines Schaffens hier in der Kundenhalle der Sparkasse Erlangen. Kein Lokalkolorit, das er hier zeigt, sondern Kolorismus in aktuellen Sequenzen und einer sehr kurzweiligen Erzählkunst, die viel Aufmerksamkeit des Betrachters bedarf. Die Kooperation in Kunst erscheint nun zum vierten Mal in diesem repräsentativen Raum: Ich erinnere Sie an Bernd Böhners Fotografien, an die Doppelausstellung von Chris Bruder und Barbara Heun und an die Schau der Erlanger Kulturpreisträger Monika Schoedel-Müller und Werner B. Nowka. Diese Kooperation ist, meine ich, eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Sparkasse und dem Kunstmuseum Erlangen. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen des Künstlers und des Kunstmuseums herzlich bei allen Beteiligten bedanken, besonders bei den Vorstandsmitgliedern Herrn Gebhard und Herrn Paulus-Rohmer, sowie dem Marketingleiter Herrn Rometsch und Herrn Küffner, dem Organisator der Ausstellung. Diese Möglichkeit, in einer zahlenaffinen Umgebung Kunst zu zeigen, ist etwas ganz Besonderes. Die Ausstellung soll den Kundinnen und Kunden und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sparkasse vermitteln, das Kunst auf hohem Niveau nicht zwingend einen White Cube, eine Galerie, ein Kunstmuseum braucht, um zur Geltung zu kommen und mit dem Publikum zu kommunizieren. Im Gegenteil Kunst ist ein Teil unserer Historie und ist ein ganz wichtiger Spieler unserer heutigen Gesellschaft und Kultur geworden – gerade in Zeiten der Globalisierung mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Echtzeitkommunikation rund um den Erdball: WhatsApp, Twitter, Facebook, Instagram, Nachrichtenportale und immer noch TV und Printmedien wie die Zeitung spielen in unserem heutigen Leben eine gewaltige, bisweilen auch brisante Rolle. Bilder kommen und gehen in einer rasenden Geschwindigkeit. Keiner kann mehr prüfen, ob wahr oder unwahr, ob eins zu eins oder manipuliert. Virtuelle Oberflächen zeigen eine Welt, die nicht greifbar und nicht mehr begreifbar ist. Glauben Sie alles, was Sie lesen, was Sie sehen? Tun Sie es besser nicht. 2 Die Satelliten gestützte Gleichzeitigkeit, mit der an allen Orten der Erde jedermann zu jeder Zeit erreichbar ist, birgt eine Vielseitigkeit und Fülle an Informationen, über die der Mensch bisher noch nie verfügen konnte und birgt Gefahren, denn keiner von uns kann dies alles filtern. In diesem geballt gefüllten Medien-Milieu arbeitet Roger Libesch, der seiner Erzählfreude malerisch treu geblieben ist und Fragmente der Bilderflut auf seine Weise verarbeitet. Augenblick(e). Das Rauschen seiner Bilder, ihrer Farben und der vielen Informationen, mit denen der Maler sein Publikum – uns – konfrontiert, ist ein Spiegel der heutigen Zeit, der Zeit des Bild- und Nachrichtenüberangebots. Thematische und optische Lawinen überschütten uns mit Meldungen von Griechenland bis Flüchtlinge. Letztere hautnah, sie sind angekommen – auch in Erlangen. Schon immer war es Roger Libesch ein großes Anliegen künstlerisch eine Emulsion aus seiner Imagination, selbst Erlebtem und aktuellen Geschehnissen, Werbung und aus Hinweisen auf Werke der Kunstgeschichte zu gestalten. Diese Emulsion bereitet er in Zeiten des virtuellen Bildes auf und „verschnappschusst“ Szenen, die ihn formal berühren, komponiert in den Bildräumen selbst entwickelte Geschichten, die bisher nur er mit seinem inneren Auge gesehen hat. Libesch ist ein klassischer Maler. Ölfarbe und Leinwand sind seine Mittel, um Bilder greifbar zu machen. Warum greifbar? Man sollte die Materialität der Pigmente nicht unterschätzen, denn sie verkörperlichen die Farbe und gestalten ihre eigene Realität, gesteuert durch die Hand des Künstlers. Kunst zeigt, was es nicht gibt und zeigt doch, was es gibt, letztlich sich selbst. Der Mensch ist ein Augentier, der Maler dazu ein visuell unglaublich stark entwickelter Charakter. Aber Maler Libesch dokumentiert nicht, allenfalls tut er spitzfindig den Überfluss an Bildern und Worten kund. Er malt, er gestaltet, er generiert seine Sicht auf die Welt. Jene kann voller Krisen sein, völlig befreit von Politik oder angereichert mit Humor und Ironie. Sollten Sie sich stellenweise an die sogenannte 9. Kunst, den Comic, erinnert fühlen, so ist das kein Wunder, denn Libesch lässt jene Elemente in seine malerische – authentische – Handschrift einfließen. Eine Klammer zu unserer Alltagskultur. Ich bin mir sicher, dass Sie nach aufmerksamer Besichtigung dieser Ausstellung hier jederzeit Werke dieses Künstlers erkennen können. Dies zeichnet seine Qualität aus, Beliebiges gibt es bei ihm nicht. Koloristisch hat er einiges zu bieten: So traut er sich ein Grau in Grau genauso zu wie naturalistische Töne kleiner landschaftlicher Anmutungen oder aber kräftig-expressive Farben in manch schrillen Darstellungen von Barbie, Buddha und anderen modischen Erscheinungen, die ihn und viele von uns ihr ganzes Leben lang begleiten. Die gesamte thematische Vielschichtigkeit Libeschs spiegelt sich in seiner phantasiereichen Kompositionsweise wider. In großer Dynamik werden Motive von 3 Motiven unterwandert, sie durchfahren ein Format im Hinter- oder Vordergrund. Die kleinen Formate hängt er wie Bildstreifen eines Films nebeneinander, man findet Querbezüge auf subtilste Weise. Der Betrachter hat einiges zu tun, seine umher wirbelnden Gedanken einzufangen und kann dabei vieles erleben. Langweilig wird es ihm nie werden. Der Künstler lässt Raum für individuelle Interpretationen, was die Werke vielschichtig und spannend macht. Besonders hervorzuheben ist das Standhalten Roger Libeschs gegen die virtuelle Welt, der er durch malerische Mittel, einer großen Farbpalette, sichtbarem Duktus und seinem künstlerischen Vermögen entgegnet. Aus dem Reich der Screens und Smartphones exzerpiert er Szenen, Eindrücke, Motive und generiert daraus seine Welt und schreibt seine Geschichten dazu. Die wunderbare Welt des Internets, des immer erreichbar Seins, der Beantwortung aller Fragen des Lebens zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wunderbar? Ohne zu kritteln nimmt Libesch Bezug auf das Viel zu Viel, auf Krieg, Kultur, Klamauk und entschleunigt zumindest mit Farbe und Pinsel. Er materialisiert das, was das die Virtualität entmaterialisiert und uns als das Wahre und Richtige und Glaubwürdige empfiehlt. Und er schöpft dabei aus seiner langjährigen Kunst- und Lebenserfahrung. Drei große Werke und 21 Kleinformate präsentiert Libesch in dieser Ausstellung: Wie eine Abrollung von Filmschnipseln, die irgendwie inhaltlich, formal oder auch mit textuellen Seitenhieben in Beziehung stehen. Viel Witz, großes malerisches Können, ungeheuer phantasiereich, Draufsichten, Untersichten, dynamisch Übereinandergelegtes. Libesch lässt uns Achterbahn fahren. Verehrte Gäste, Sie haben nun Grund genug, mehr als nur einmal in die Sparkasse zu kommen. Zu sehen haben Sie allemal genug.
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