Kultur: Der Zauber des Provisorischen | SÜDKURIER Online ANMELDEN EPAPER IMMO STELLEN FIRMEN AUTO Seite 1 von 4 TRAUER MARKT TICKETS LIEBLINGSLADEN SHOP Mein Ort | ändern Kultur 0 0 vor 8 Stunden Siegbert Kopp Der Zauber des Provisorischen Julia Hölscher beeindruckt mit einer luftigen Version von Mozarts „Zauberflöte“ am Theater Basel In Basel ist die Bühne schwarz und leer. Prinz Tamino kämpft hier nicht gegen eine Riesenschlange, sondern er verwickelt sich in Seile, die vom Schnürboden hängen. Im Bild: Mari Moriya (Königin der Nacht) und Sebastian Kohlhepp (Tamino). | Bild: Sandra Then Gleich in ihrer ersten Spielzeit haben Basels neuer - Anzeige - Intendant Andreas Beck und Operndirektorin Laura Berman die populärste aller Opern auf den Spielplan gesetzt: Mozarts 1981 uraufgeführte „Zauberflöte“. Was beim Publikum ein Selbstläufer zu sein scheint, stellt für die Regie ein schwieriges Unterfangen dar. Um in der Konkurrenz der Neuinterpretationen trumpfen zu können, muss man schon den großen Wurf wagen, eine verblüffende szenische Behauptung. Am Theater Basel, das in den letzten Jahren mehrere „Zauberflöten“ erlebt hat, macht sich jetzt die junge Hausregisseurin Julia Hölscher ans Werk. Und wie? Mit Leichtigkeit. Das Rätsel, das Schikaneders Libretto aufgibt, will die Regisseurin gar nicht erst lösen. Sie entzaubert die „Zauberflöte“ ganz einfach. Sie verzichtet auf die effektvollen Verwandlungen. Sie lässt die Hüllen des Illusionstheaters fallen. Sie bringt die nackten Holzgerüste darunter zum Vorschein. Viel ist das nicht. Aber es macht Sinn. Der Rest ist Musik. Das Sinfonieorchester Basel unter Leitung von Christoph Altstaedt gibt Mozart auf ebenso transparente, frische, luftig-verspielte Weise. Das Sängerensemble, http://www.suedkurier.de/nachrichten/kultur/Der-Zauber-des-Provisorischen;art10399... 22.12.2015 Kultur: Der Zauber des Provisorischen | SÜDKURIER Online Seite 2 von 4 bestückt mit Gästen und hauseigenen Kräften, beeindruckt mit zum Teil vorzüglichen Einzelleistungen. In Basel ist die Bühne (Mirella Weingarten) am Anfang schwarz und leer. Prinz Tamino kämpft hier nicht gegen eine Riesenschlange, sondern er verwickelt sich in Seile, die vom Schnürboden hängen. Alles wirkt funktional, vorläufig. Von der Treppe, die die Königin der Nacht herabsteigt, sind nur die Stufenbretter geblieben; der Auftritt der kleinen Dame hat nichts Mysteriöses. Eher eine Diva, die ihre große Zeit hinter sich hat. Desto stärker beeindruckt der Sopran von Mari Moriya. Besonders in der Rache-Arie im zweiten Teil schafft sie mühelos die weiten Sprünge bis hin zu den Spitzenkoloraturen, vom Publikum mit Applaus bedacht. Ihr Gegenspieler Sarastro, zuständig für die Tugend, ist keine statuarische Herrscherfigur, sondern ein junger Dandy, gelangweilt vom Altherrenclub seiner Getreuen. Callum Thorpe 0 spielt Sarastro mit stupender Beweglichkeit, und mit gleicher Selbstverständlichkeit führt er seinen voll tönenden Bass. Pamina, obwohl er sie geraubt hat, fühlt sich von seinem warm werbenden Ton angerührt. Anna Gillingham als Pamina durchläuft fühlbar eine Entwicklung bis hin zu ihrer diffizilen Selbstmord-Arie. Sie glaubt, dass sich ihr geliebter Tamino von ihr 0 abgewandt hat. Schon in der ersten Arie („Dies Bildnis ist bezaubernd schön“) macht Sebastian Kohlhepp klar, dass er ohne falsche Schwülstigkeit auskommt. Das gilt erst recht für das „niedere Paar“: Thomas Tatzl kommt als Papageno mit seinem Wiener Schmäh hörbar aus der Vorstadt-Komödie, und seine kindliche Papagena (Valentina Marghinotti) fliegt ihm auf der Schaukel geradewegs zu. Diese „Zauberflöte“ hat etwas deutlich Luftiges, Transparentes. Die Aufbauten, vier Türme mit ausklappbaren Treppen, kommen als rohe Holzkonstrukte auf die Bühne, fahrbar, variabel, provisorisch. Auch Sarastros Krieger wirken provisorisch zusammengeflickt, Veteranen vergangener Schlachten. Die drei Hofdamen der Königin der Nacht sind nicht mehr innerlich miteinander verbunden, sondern nur wie Puppen durch ihren meterlangen Zopf (Kostüme: Susanne Scheerer). Auf diese verspielte Weise bringt die Regisseurin einen ernsten Grundgedanken aufs Bild: Die alten Mächte sind alte Zöpfe, im Zerfallen begriffen; das neue Reich der Toleranz und Gleichberechtigung ist im Kommen. Was in der Basler „Zauberflöte“ erklingt und aufscheint, das ist das Reich des Provisorischen. Es hat keine fertigen Bilder. Niemand wird durch straffe Personenführung in die Eindeutigkeit gezwungen. Es prunkt nicht durch Ausstattungsopulenz. Es fühlt sich merkwürdig leicht an. Die Kraft dieser Inszenierung ist leise: Wir haben keine Botschaften; wir beginnen mit unserem ernsten Spiel. Die nächsten Aufführungen: 23., 27. und 31. Dezember; 3., 5. und 8. Januar. Karten und Infos: www.theater-basel.ch Nehmen Sie bis 28.12.2015 am Gewinnspiel teil und gewinnen Sie ein lebenslanges Gratis-Abo Ihres SÜDKURIER! CHF 2'499.00 Inspirierende Geschenke aus der Region http://www.suedkurier.de/nachrichten/kultur/Der-Zauber-des-Provisorischen;art10399... 22.12.2015 Kultur: Der Zauber des Provisorischen | SÜDKURIER Online Seite 3 von 4 Korrekturhinweis Jetzt Korrektur melden SEEStück Cuvée Weiswein Schokoladen-Schatzkiste Bienenwachskerze Das könnte Sie auch interessieren 0 LAS VEGAS ANZEIGE KONSTANZ Die neue Miss Universe kommt aus Baden-Württem... Der SEAT Mii by MANGO Limited Edition. Penisschau am Taxistand 0 BRIGACHTAL TUTTLINGEN ANZEIGE Auto prallt gegen Bäume Beifahrerin wird... Nach Prügelattacke in Tuttlingen: Polizei... Was ist mein Haus wert? powered by plista Neu aus diesem Ressort KULTUR KULTUR Die „Peanuts“ im Kino: Snoopy und Co. 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