ON Das Magazin der Wiener Wirtschaft #11 FRAUEN AM ZUG Wie Frauen unsere Arbeitswelten verändern und warum das den Männern nicht egal sein darf 02 Thema Die Flexibilisierung moderner Arbeitswelten 10 Wissen Das Mentoring-Programm Talente 2020 14 Event Tag der Frau in der Wirtschaft Inhalt Machtwort 04 Flexibilisierung Frauen werden gesellschaftlich und ökonomisch immer einflussreicher. Das zeigen nicht nur die Zahlen. Mit ihrem Anspruch auf echte Partizipation verändern sie unsere Arbeitswelt. 14 Thema 02 Die Flexibilisierung moderner Arbeitswelten vor Ort 04 Drei Paare im Porträt Wissen 10 Das Mentoring-Programm Talente 2020 Standpunkte 12 Frau in der Wirtschaft Vorsitzende Petra Gregorits im Gespräch Events 14 Tag der Frau in der Wirtschaft A ngela Merkel, Christine Lagarde oder Janet Yellen: Egal, wie man zu diesen Frauen steht, sie gestalten durch ihre Entscheidungen, wie wir heute leben. Damit sind sie Sinnbild einer Entwicklung, die längst auch hierzulande sichtbar wird. In Österreich wurde beispielsweise 2014 mehr als jedes dritte Unternehmen von einer Frau geleitet (44,3 %). In Wien werden rund die Hälfte der Unternehmen von Frauen gegründet und der Anteil der gewerbe- und handelsrechtlichen Geschäftsführerinnen stieg zuletzt um 3–4 %. Selbst die Quote der in Österreich notorisch von Männern besetzten Aufsichtsratsposten legte von 2013 auf 2014 um 2 % zu. Frauen in der Pflicht Für Petra Gregorits, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft, kein Grund, sich zurückzulehnen: „Die Zahlen sprechen für mich noch nicht ganz die richtige Sprache. Die Quote der Funktionärinnen in der Wirtschaftskammer liegt aktuell beispielsweise nur bei 25 %. Mit einem neuen Mentoring-Programm wollen wir deshalb dazu beitragen, dass sich mehr Frauen gesellschaftspolitisch engagieren. Aber auch sonst muss sich in Österreich einiges ändern, damit Frauen 02» Zentraler Punkt Flexibilisierung Ein zentraler Punkt ist dabei die Flexibilisierung moderner Arbeitswelten. Nur wenn es gelingt, in diesem Bereich einen echten Wandel weg von der reinen Präsenzkultur mit fixen Arbeitszeiten zu schaffen, wäre es möglich, den Komplex Arbeit in modernen Industriestaaten zeitgemäß zu organisieren. Davon würden die Frauen profitieren, die sich derzeit in Österreich noch immer hauptsächlich um Kinder und Angehörige kümmern, aber auch die Männer, die die Möglichkeit bekommen, ihr Leben selbstverantwortlich und frei von tradierten Rollenmodellen zu gestalten. Ein Umdenken in diese Richtung hat bei den Menschen und in Unternehmen laut Sabine Köszegi längst begonnen: „Eine wesentliche Voraussetzung dafür sind die neuen Möglichkeiten durch die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie. Dank Internet, Laptops Die positiven Effekte flexibler Arbeitszeitmodelle Laut einer Umfrage des deutschen Digitalverbandes BITKOM aus dem Jahr 2013 sehen sowohl Berufstätige als auch Personalverantwortliche flexible Arbeitszeiten positiv. Ansicht von Berufstätigen: IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Wirtschaftskammer Wien, Anschrift von Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: 1010 Wien, Stubenring 8–10, Redaktion: Mag. Veronika Klimaschewski, Clara El Hoty Lektorat: Susanne Spreitzer Grafik: Starmühler Agentur & Verlag GmbH (C. Starmühler, B. Kaiser), www.starmuehler.at, Druck: Leykam Druck GmbH & Co KG, 8020 Graz, Eggenberger Straße 7, Grundlegende Richtung: Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen aller Mitglieder der Wirtschaftskammer Wien, Offenlegung gem § 25 MedienG: wko.at/wien/offenlegung beruflich ihr volles Potenzial für Standort und Gesellschaft entfalten können“, ist sie überzeugt. Durch ihre zunehmend bessere Position seien die Frauen heute aber selbst mehr in der Pflicht, diese Veränderungsprozesse anzustoßen und den Druck auf die traditionellen Systeme hochzuhalten, glaubt sie. Ansicht von Personalverantwortlichen: Durch die Arbeit von zu Hause aus lassen sich Beruf und Familie besser vereinbaren Arbeit von zu Hause aus macht Berufstätige zufriedener Die meisten Arbeitgeber lehnen Arbeit von zu Hause aus ab 79 % 56 % 43 % macht Arbeit flexibler macht die Mitarbeiter zufriedener trägt dazu bei, Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden 79 % 62 % 59 % Fotos: Schubert/Starmühler 06 Vorteil Bildung Frauen am Zug Trend Spitzenjob Immer mehr Frauen schaffen es in Spitzenjobs. Die Zahlen sind zwar noch nicht mit jenen der Männer vergleichbar. Aber der Trend hält an. Frauen sind überdurchschnittlich gut ausgebildet. Vor allem bei den Studienabschlüssen überflügeln sie ihre männlichen Kollegen. Standortfaktor Frauen Die Zahl der erwerbstätigen Frauen steigt kontinuierlich. Oft sind sie wegen familiärer Pflichten aber nur in Teilzeit tätig. 7,47 Mrd. Euro Steuerleistung von Frauen Lohnsteuerstatistik 2013 Gewerberechtliche Geschäftsführerinnen Quelle: Mitgliederstatistik der Wirtschaftskammern Österreichs, Stand: Ende 2014 Frauen 32.770 +3,3 % IM VERGLEICH ZU 2013 FRAUENANTEIL: 15,8 % 1994: 1,55 Mio. 2012: 1,91 Mio. 25.810 +4,3 % IM VERGLEICH ZU 2013 FRAUENANTEIL: 14,1 % Erwerbstätige Frauen Aufsichtsrätinnen Steigerung um 26 % (+398 Tsd.); Altersgruppe 15 bis 64 Jahre Quelle: Firmenbuch - Compass Verlag, Stand: 9.1.2015 Frauen 2.619 +2,0 % IM VERGLEICH ZU 2013 FRAUENANTEIL: 15,2 % ,2 % +80 Frauen: 04:52 h Männer: 02:42 h Unbezahlte Produktion setzt sich zusammen aus den Aktivitäten Haushaltsführung, soziale Kontakte, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit, Werte für 2008/09 und Smartphones können Teams heute dezentral und ortsunabhängig zusammenarbeiten“, erklärt die Professorin für Arbeitswissenschaft und Organisation am Institut für Managementwissenschaften der TU Wien die Entwicklung. Unternehmen wie Google oder Microsoft leben diese neuen Ansätze vor. Aber auch sonst gibt es immer mehr Beispiele. „Wir haben mit unserem Lehrstuhl beispielsweise gerade ein internationales Unternehmen aus dem Bereich Office Supply begleitet, das sein Headquarter verlegt und dabei ganz neue Prozesse der Büroorganisation eingeführt hat. Ziel war es, das Büro zu verkleinern und den Angestellten zu ermöglichen, mehr von zu Hause aus zu arbeiten und sich die Bürozeiten selbst einzuteilen“, fasst Köszegi das Projekt kurz zusammen. STUDIERENDE 54,5 % 45,6 % STUDIENABSCHL. STUDIENABSCHL. 58 % 42 % Universitäten, FH, Pädagogische Hochschulen, Privatuniversitäten; Wintersemester 13/14, inländische StudentInnen Handelsrechtliche Geschäftsführerinnen Frauen Männer Studierende in Österreich Quelle: Firmenbuch - Compass Verlag, Stand: 9.1.2015 2013 in Wien 0 395.20 Frauen STUDIERENDE Frau enan te Studie il Wien: rende : 54,7 Studie % nabs 59,3 chl. % Knowledge Worker auf dem Vormarsch Möglich wird das laut der Arbeitswissenschaftlerin, weil es in modernen Industriestaaten immer mehr so genannte „Knowledge Worker“ gibt. Sie arbeiten vorwiegend geistig, kreativ oder administrativ und müssen nicht in komplexen Produktionsprozessen orts- und zeitgebunden organisiert werden. „Der Shift in Richtung Knowledge Working ist unübersehbar. Studien haben für diese Form der Arbeit eindeutig ergeben, dass flexiblere Arbeitszeitmodelle für UnternehmerInnen und Angestellte Vorteile bringen“, erklärt die Wissenschaftlerin und verweist auf eine Metastudie aus dem Jahr 2012, die 32 Studien dahingehend evaluierte, welche positiven Effekte Telearbeit für Organisationen haben kann. Das Ergebnis: Ortsunabhängige Zusammenarbeit über den Computer erhöht die Produktivität, stärkt den Einsatz der MitarbeiterInnen und sorgt dafür, dass sie länger für die Organisation tätig sind. Und sie hat einen weiteren großen Vorteil, der in der Studie nicht genannt wird: Menschen, die sich um die Kindererziehung kümmern, einen Angehörigen zu pflegen haben oder Anstieg der Studentinnenzahl nur öffentliche Universitäten .630 3 50 .814 8 / 2 198 14 107 / 2013 sich weiterbilden möchten, können das trotz Job wesentlich besser organisieren – abhängig von der Lebensphase, in der sie sich befinden. Doch damit flexiblere Arbeitssysteme in größerem Stil funktionieren, müssten in Gesellschaft und Betrieben noch alte Strukturen aufgebrochen werden, gibt Köszegi zu bedenken. „Wenn die Arbeit flexibilisiert werden soll, müssen wir auch eine Neudefinition von Führung und Erfolg vornehmen“, ist sie überzeugt. Es gehe heute nicht mehr darum, wie viel jemand im Büro ist, sondern allein um die Qualität seiner Arbeit. Deshalb müssten alte Muster überdacht werden, etwa bei der Beurteilung und der Bezahlung. Dabei dürfe es nicht nur um die ganz individuelle Performance gehen, sondern es müssten auch Gesichtspunkte wie das Beziehungsmanagement und die Kommunikationsfähigkeit einbezogen werden. Führung neu denken Ändern müsse sich außerdem die Führungskultur. „Vertrauen und gemeinsame Ziele werden im Führungsprozess immer wichtiger. Führungskräfte sollten sich von einer reinen Kontrollfunktion verabschieden und mehr Flexibilität zulassen.“ Wie UnternehmerInnen und Führungskräfte konkret mit diesen Themen umgehen und wie sie dabei tradierte Rollenbilder aufbrechen, hat sich das ON-Magazin bei drei Paaren angesehen, die gemeinsam neue Wege gehen. «03 vor Ort Gründen auf Amerikanisch Sie Zahlenmensch, er Handwerker: Gemeinsam werfen Antoinette Rhomberg und Martin Papouschek mit ihrer Idee gängige Vorstellungen von Arbeitszeit und Eigentum über den Haufen. 04» Innovation Antoinette Rhomberg und Martin Papouschek gründeten den „Werksalon“ auf die amerikanische Art. The only way to do it, is to do it! M Fotos: Schubert/Starmühler artin hat Tischler gelernt und wir hatten schon länger die Idee zu einer Art Co- Making Space für Menschen, die Möbel produzieren möchten“, skizziert Betriebswirtin Rhomberg die Idee hinter der Marke Werksalon. „Das Problem vieler Tischlereibetriebe ist, dass sie teure Maschinen anschaffen müssen, die sie kaum auslasten können, aber voll abbezahlen müssen“, ergänzt ihr Lebensgefährte Martin Papouschek, was er in den eigenen Lehr- und Arbeitsjahren erlebt hat. „Außerdem brauchen Tischler viel Platz und helfende Hände.“ Kostenfaktoren, die im „Werksalon“ gleichmäßig auf viele voneinander unabhängige NutzerInnen verteilt werden sollen. Skepsis zu Beginn Doch die innovative Idee stieß in Österreich auf Skepsis. „Für die meisten Menschen, die wir angesprochen haben, gab es am Ende immer irgendeinen Grund, warum sie nicht mitgemacht haben“, erzählt Rhomberg aus der ersten Zeit. „Damals kam auch die Idee des Carsharing auf und wir waren sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Nutzen statt besitzen – diese Haltung setzte sich gerade bei jüngeren Menschen immer mehr durch. Dennoch war klar, dass sich neue Geschäftsideen mit Fremdkapitalfinanzierungen über Banken schwertun würden. Crowdfunding stand zur Diskussion, wich schließlich aber dem „Bootstrapping“. D. h. Eigenkapital für Investitionen und rascher Cashflow für die Fixkosten. Die Location auf dem Gelände der alten Elin-Werke im 22. Bezirk war zwar bald gefunden. Aber die Kosten dafür, alle Auflagen für einen Echtbetrieb als Tischlerwerkstatt zu erfüllen, kombiniert mit Ungewissheiten im Geschäftsmodell, stellten für jeden der vielen Businesspläne eine Herausforderung dar. Plan made in USA Dann kam der Abend am Pool in Kalifornien. Nach langem Hin und Her stand unter dem Eindruck des dortigen Unternehmergeists schnell fest: „Wir machen das jetzt amerikanisch“, erinnert sich Rhomberg und lacht einnehmend. Noch in der gleichen Nacht überwiesen die beiden dem Vermieter die Kaution für die alte Industriehalle. Nach der Rückkehr ging es sofort los. Zwar nicht als 24-Stunden-Open-Woodshop, aber mit Möbelworkshops für Laien. „Wir haben einfach losgelegt und etwas gemacht, mit dem wir rechtlich auf der sicheren Seite waren und schnell Umsatz generieren konnten“, erklärt Rhomberg ihren Plan made in USA. „So konnten wir rasch auf den Markt reagieren und Schritt für Schritt in Maschinen und Anlagen reinvestieren.“ Idee für Österreich „Go Card“ Der Plan ging auf und heute hat der „Werk salon“ mehrere Standbeine, darunter die Workshops und die Möglichkeit, Arbeitsplätze zu teilen. Der nächste Ausbauschritt wird über die sich gerade im Werden befindliche Betriebsanlagengenehmigung möglich. „Die Umbauten, Gutachten und Anschaffungen für die Betriebsanlagengenehmigung waren nun unsere letzte große Investition“, meint Rhomberg. „Da sehe ich immer noch ein wirkliches Problem. Es kostet einfach zu viel, ein solches Gewerbe (Tischlerei) auszuüben. Die Verpflichtung, Auflagen im Vorhinein erfüllen zu müssen, verhindert die Möglichkeit, innovative Ideen überhaupt erst zu testen und zu iterieren.“ Sie und ihr Partner hätten hier auch eine Idee: „Wir könnten uns vorstellen, eine ‚Go-Card‘ für junge, innovative Unternehmen einzuführen“, sagt Papouschek. Damit meint der Start-up-Entrepreneur die Berechtigung, eine Geschäftsidee für den Zeitraum von einigen Monaten einfach ausprobieren zu können. Und zwar ohne sie gleich mit dem vollen Maß an Auflagen zu binden. Dass die Idee der beiden mehr ist als eine nette Gedankenspielerei, beweist die stetige Weiterentwicklung ihrer eigenen Businessidee jeden Tag ein wenig mehr. ≥ www.werksalon.at Auf dem Gelände der alten Elin-Werke im 22. Bezirk nutzen die GründerInnen des „Werksalon“ eine der alten Hallen für ihren Co-Making Space. Die Idee: Die teuren Maschinen finanzieren sich über eine große Anzahl NutzerInnen, die zeitabhängig bezahlen. «05 vor Ort Schlaf, Kindlein, Schlaf D ie Schützes sind Erfolg gewöhnt. Sie war Geschäftsführerin in einem Unternehmen für medizinische Produkte, er zuerst Pressesprecher im Finanzministerium und dann Finanzchef beim Fernsehsender ATV. Dass sie beideihre gut bezahlten Jobs aufgaben, hat mit ihren Kindern zu tun. Denn die erstgeborene Tochter kämpfte mit extremen Schlaf problemen. „Wir sind nächtelang mit ihr spazieren gegangen und haben uns durch die komplette Literatur zur Schlafproblematik bei Kleinkindern gelesen“, erinnert sich Gregor Schütze an diese Phase. Doch die Ansätze, die dort vermittelt wurden, waren entweder zu radikal oder lieferten keine klaren Handlungsanweisungen. „Eine alte Freundin der Familie gab uns dann ein paar einfache Ratschläge, die gut funktionierten“, erklärt Viktoria Schütze-Pirker, wie sie den ersten Schritt zu ihrem neuen Geschäftsmodell machten. Denn der Erfolg ihrer auf Basis althergebrachten Wissens selbstentwickelten Schlafmethode für Kleinkinder sprach sich bei Freunden der Familie herum. Schnell war die Mutter mittlerweile dreier Kinder als Schlafcoach sehr gefragt und auch fremde Eltern buchten über ihre Webseite Kurse. Anfragen trotz Babypause „Selbst als Viktoria Babypause gemacht hat, kamen die Anfragen rein. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir die hohe Nachfrage und Viktorias limitierte Zeitressourcen in Einklang bringen können“, schildert ihr Mann Gregor die Überlegungen der beiden. Ergebnis ist eine modular aufgebaute Online-Plattform, auf der Eltern mittels Videos und kurzen Textbeiträgen 06» lernen können, wie sie ihren Kindern dabei helfen, durchzuschlafen. Ab Oktober soll es losgehen. Businessstrategie Rollentausch Bis dahin liegt noch sehr viel Arbeit vor den Schützes. Zu Beginn war die Aufgabenverteilung dabei noch eher traditionell: „Die Kinderbetreuung lag primär bei Viktoria und ich habe viel Zeit für den Unternehmensaufbau aufgewendet. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich sie auch mehr im Unternehmen brauche. Sie hat die Methode maßgeblich entwickelt und wir ergänzen uns auch sonst in unseren Stärken und Kompetenzen. Deshalb habe ich vorgeschlagen, dass wir einmal pro Woche einen Rollentausch machen.“ Seitdem ist Gregor Schütze einen Tag pro Woche bei seinen Kindern. Seinem Selbstverständnis als Mann und Unternehmer tut das keinen Abbruch. „Für mich gibt es in dieser Hinsicht längst keine klaren Rollenbilder mehr. Ich versuche dem auch nicht zu entsprechen“, wundert er sich über die Nachfrage. Auch ehemalige Kollegen hätten kein Problem mit seinem Engagement für die Familie und seiner Arbeitseinteilung. Eher würden sie hinterfragen, warum er einen sicheren Job für ein Start-up aufgegeben hat. Auch für künftige MitarbeiterInnen sehen beide mehr Flexibilität bei der Einteilung von Arbeitszeit und Kinderbetreuung als essenziell für ihr Unternehmen. „Eine Stechuhr ist sicher nicht Teil unserer Firmenphilosophie“, lacht Viktoria Schütze-Pirker. „Uns geht es eher um Commitment. Ich stelle ja niemanden ein, damit er von 9 bis 6 Uhr an seinem Arbeitsplatz sitzt, sondern weil er eine gewisse Aufgabe mit Hingabe erledigen soll.“ Diese Hingabe an ihr Unternehmen und die Idee dahinter spüren die Schützes auch selbst. „Wir können viel von dem, was wir mit dem Unternehmen gerade durchziehen, nur machen, weil unsere Kinder von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens durchschlafen. Unsere Mission ist es, dieses Geschenk weiterzugeben.“ ≥ www.endlich-durchschlafen.at Fotos: Schubert/Starmühler, Privat Coaching Viktoria und Gregor Schütze bauen gerade ein gemeinsames Unternehmen auf – trotz dreier kleiner Kinder. Dass das gut geht, hat mit ihrer Arbeitsaufteilung und ihrer Mission zu tun. Ein halbes Jahr, zweieinhalb und fünf Jahre sind die Kinder der Schützes. Dass beiden Zeit für den Unternehmensaufbau bleibt, verdanken sie der Tatsache, dass ihre Kinder durchschlafen, und einem wöchentlichen fix eingeplanten Rollentausch. «07 vor Ort 160 Prozent Immer So sieht echte Gleichberechtigung aus: Die Witzemanns teilen sich nicht nur Job und Einkommen zu gleichen Teilen, sie kümmern sich auch abwechselnd um die Erziehung ihrer beiden Kinder. 08» Change Matthias und Claudia Witzemann reduzierten ihre Arbeitszeit auf je 80 Prozent, um sich Kinder und Karriere fair zu teilen. Unterm Strich stehen dadurch 160 Prozent Engagement. U Fotos: Schubert/Starmühler nternehmensberatung ist ein taffer Job. Vor allem, wenn man für ein international anerkanntes Unternehmen wie A. T. Kearney arbeitet, das Büros in 40 Ländern unterhält. Die Kearney-Principals Matthias und Claudia Witzemann sind deshalb ständig auf Achse und betreten ihr Büro in der Seitzergasse höchstens einmal pro Woche. Von Montag bis Donnerstag besuchen sie Kunden im ganzen DACH-Raum, am Freitag ist Zeit für Büroorganisation und Abrechnung. „Ich arbeite wirklich gern. Deswegen macht es mir nichts aus, um 5 Uhr in der Früh aufzustehen und zwei- bis dreimal pro Woche zu Kunden zu fliegen“, erklärt dazu die promovierte Biophysikerin Claudia Witzemann. Karriere trotz Kind? Als aber vor ca. acht Jahren klar war, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann ihr erstes Kind erwartete, wurde beiden bewusst, dass das Konsequenzen für ihren beruflichen Alltag haben musste: „Zuerst dachten wir schon: Das war’s jetzt mit der Doppelkarriere“, erzählt Matthias Witzemann aus dieser Zeit. „Doch als wir uns Gedanken gemacht hatten und mit dem Managing Director darüber sprachen, stand er voll hinter uns und meinte, dass er uns auf jeden Fall beide halten möchte.“ Das war der Beginn eines noch heute eher ungewöhnlichen Arbeitszeitmodells in Führungspositionen. Denn nach einer Karenz von sechs Monaten für die junge Mutter teilten sich Matthias und Claudia Witzemann nicht nur die verbleibende Zeit in Zweimonatsschritten, sondern auch die Arbeitsbelastung genau 50:50. „Zu Beginn starteten wir jeder mit einem 60-%-Modell, aber wir haben schnell gemerkt, dass wir auch auf 80 % gehen können, ohne dass die Kinder darunter leiden“, erklärt der promovierte Betriebswirt Matthias Witzemann. Heute übernimmt jeder der beiden an zwei Nachmittagen die Verantwortung für die Kinder. Für die restlichen Nachmittage und Notfälle gibt es eine Nanny und auch die Großeltern springen manchmal ein. „Das Wichtigste dabei ist die Organisation“, schildert Mutter Claudia. „Wir haben einen sehr gut verwalteten gemeinsamen Outlook-Kalender, der farblich unsere beruflichen Termine und die Termine der Kinder unterscheidet. Das ist zwar ein großer Aufwand, aber wir hatten bisher nur drei echte Terminkollisionen in acht Jahren“, lacht sie. Auch das Verständnis der Kunden und Partner sei sehr groß, wenn sie das Thema anspreche – besonders in den skandinavischen Ländern. „Es ist dort beispielsweise überhaupt kein Problem, eine Telefonkonferenz um 17 Uhr zu unterbrechen, weil es Zeit wird, sich um die Kinder zu kümmern. Genauso selbstverständlich sind die TeilnehmerInnen dann aber ab 20 Uhr wieder erreichbar, wenn die Kinder im Bett sind.“ Noch wichtiger als die zeitliche Dimension ist für beide die Neudefinition ihrer Rollen innerhalb der Familie. „Für uns ist entscheidend, dass derjenige, der gerade beruflich unterwegs ist, sich voll auf seine Aufgaben konzentrieren kann“, unterstreicht Claudia Witzemann, wie wichtig die gleichberechtigte Aufteilung der privaten und beruflichen Sphären für sie ist. Das bedeutete ein Umdenken für beide. Die Schlüsselrolle dafür, dass das gelingen kann, haben die Frauen, glaubt Matthias Witzemann. „Sie müssen lernen, loszulassen und Vertrauen in ihre Partner zu haben, sonst haben Männer keine Chance, eine gleichwertige Rolle in der Kindererziehung aufzubauen.“ Ein Beispiel dafür, dass das in seiner Familie klappt, liefert er gleich mit. Wenn sich etwa bei einem Fest andere Kinder beim Spielen weh täten, liefen sie meist direkt zur Mutter. Bei den Witzemanns steuern sie dagegen den Elternteil an, der ihnen am nächsten steht. Faktor Motivation Auch durch solche Ereignisse fällt das Beispiel, das Familie Witzemann vorlebt, anderen auf. „Vor allem Kollegen sind oft bei uns zu Hause, um sich das Modell erklären zu lassen“, sagt Matthias Witzemann. Auch Claudia Witzemann ist sich sicher, dass sich die Einstellung zu echter Gleichberechtigung längst ändert. „Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einer Junior-Beraterin, deren Freund ihr einen Verlobungsantrag gemacht hat. Sie meinte, dass sie ihn nur annehmen würde, wenn er später bereit wäre, die Hälfte der Kinderbetreuung zu übernehmen“, schmunzelt sie. Es seien gerade die jungen Kollegen, denen eine echte Work-Life-Balance immer wichtiger werde, gibt dazu Mathias Witzemann zu bedenken. Für sie seien flexible Arbeitszeitmodelle wie das ihre deshalb um so attraktiver. „Wir haben an uns selbst festgestellt, dass durch unsere Art zu arbeiten die Motivation höher ist. Wir nehmen die Arbeit ganz anders wahr und sind in vielem effizienter. Außerdem steigt die Loyalität zum Arbeitgeber, wenn er solche Modelle ermöglicht. Wir haben in den letzten Jahren beispielsweise schon sehr viele Angebote von Headhuntern abgelehnt, weil wir davon überzeugt sind, am richtigen Platz zu sein.“ ≥ www.atkearney.at «09 Wissen 25 Prozent sind zu wenig Mentoring Im Oktober startet das neue MentoringProgramm der Frau in der Wirtschaft (FiW). 40 MentorInnen fördern für ein Jahr 20 Mentees und sorgen so für mehr interessenpolitisches Engagement von Unternehmerinnen. as Programm „Talente 2020“ richtet sich ausschließlich an weibliche Unternehmerinnen, die sich interessenpolitisch engagieren möchten. Im Bereich der Interessenvertretung ist der Anteil der Funktionärinnen derzeit mit 25 % sehr gering, und das, obwohl 43 % der Unternehmen in Wien von Frauen geführt werden. Das Programm ermöglicht Unternehmerinnen, gezielt in diesem wichtigen Bereich Fuß zu fassen und die Zukunft aktiv mitzugestalten. Exklusive Keynotes von Top-Speakerinnen aus Wirtschaft und Politik bereichern das Programm und ermöglichen den Mentees, ihr eigenes Netzwerk weiter auszubauen. Das Beste aus zwei Welten Mit „Talente 2020“ hat Frau in der Wirtschaft ein einzigartiges Konzept der Unternehmerinnenförderung gestartet. Im Rahmen des Programms unterstützt FiW junge und junggebliebene Unternehmerinnen in ihrer wirtschaftlichen Kompetenz und fördert ihr interessenpolitisches Engagement. Die 20 besten Bewerberinnen werden jedes Jahr in das Talenteprogramm aufgenommen. Sie werden im Sinne des Cross-Mentoring von jeweils zwei Führungskräften und SpitzenfunktionärInnen begleitet. info Nähere Information unter: [email protected] Die Ziele des Programms: High-Profile-Netzwerkaufbau Eintauchen in Führungs- und Entscheidungspositionen Interessenpolitisches Engagement Modernes Stakeholder-Management 10» 3 MentorInnen im Gespräch Selbst aktiv gestalten! Die Liste hochkarätiger MentorInnen für „Talente 2020“ ist lang. Drei davon haben ON im Interview erklärt, welche Erfahrungen sie selbst schon mit Mentoring gemacht haben. Welche Erfahrungen hatten Sie in Ihrer Karriere persönlich mit Mentoring- oder Talente-Programmen? Smodics-Neumann: Sehr gute! Ich bin selbst in den Genuss eines Mentoring-Programmes gekommen, wo ich meine Stärken klar kennengelernt und in meiner Entscheidung gestärkt wurde, in welchem Bereich ich mich intensiv engagieren möchte. Das Kennenlernen der vielen Möglichkeiten macht einen in der Entscheidung sicher. Sertic: Bei UnitCargo ist der Glaube an die Fähigkeiten und Talente unserer Mitarbeiter tief verankert. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich professionell und persönlich weiterzubilden, und so ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch mit Hilfe international anerkannter Coaches und in Form von zahlreichen Workshops unser Management und unser Team im Bereich Talentemanagement konsequent weitergebildet – mit stetig besseren Ergebnissen für unsere Kunden, Investoren, Lieferanten und natürlich auch für uns. Huber: Positive und Negative. Ich erwarte, dass Mentees eingangs ein klares Ziel formulieren, bei dessen Zielerreichung ich als Mentorin wegbegleitend sein kann. Wenn sich Mentees gut vorbereiten und viele Fragen stellen, dann können beide Seiten vom Zusammentreffen profitieren. Ich habe allerdings auch bereits Mentees erlebt, die sich unvorbereitet eine Stunde entertainen lassen wollen. Das akzeptiere ich nicht mehr. Talente 2020 fördert auch interessenpolitisches Engagement. Wie wichtig ist außerberufliches Engagement? Huber: Es zeigt, wie breit sich jemand im Berufs- und Privatleben auf- Fotos: OMV/Petra Spiola,Foto Weinwurm, Felicitas Matern/feel image D Aktiver Bezieh ungsau fbau 2. Modul 1. Modul Kick-off-Auftaktveranstaltung Oktober 2015, Abendveranstaltung Vorstellung Talente 2020 TOP-SPEAKER zum Thema „Innovation“ „Wirtschaftskammer der Zukunft“ November 2015, 1 Tag Moderne Interessenvertretung Erarbeitung von Lösungsansätzen mittels „Design Thinking“ 3. Modul 4. Modul Abschlussveranstaltung & Kick-off für das 2. Jahr März 2016, 0,5 Tag Präsentation Reflektion „Mein persönlicher Weg“ inkl. Ausblick Das Orchester als Team Jänner 2016, 1 Tag Evaluierung Zwischenergebnisse „ Design Thinking“ Das „Orchester-Prinzip“ – der Dirigent als vorbildlicher Leader 1 Jahr 4 Module 20 Talente r sollen nicht nu In vier Modulen un von Erfahr g die 20 Mentees en der MentorInn und Netzwerk n ne ei sollen auch profitieren. Sie r de auf die Struktur frischen Blick n. ge mer einbrin Wirtschaftskam -Transfer Know-how stellt. Interessante Menschen zeichnen sich oft durch diese Vielfalt aus. Ich schätze außerberufliches Engagement, wenngleich dessen Stellenwert im angloamerikanischen Raum noch bedeutend höher ist. Smodics-Neumann: Sich über die Situation zu beschweren ist eine Sache. Selbst aktiv mitzugestalten ist der notwendige nächste Schritt, wenn man etwas verändern will. Gibt es niemanden, der gestalten will, werden andere die Entscheidung für uns treffen. Das kann nicht unser Ziel sein. Sertic: Ich bin in meiner Funktion als Spartenobmann der WKW für Transport & Verkehr sehr darum bemüht, in den Bereichen Aus- und Weiterbildung in der Branche viel zu tun. Als Vorsitzender der Lehrabschlussprüfungskommission für den Beruf Speditionskaufmann/-frau und im Zuge unserer Arbeitsgruppe Lehrlingsausbildung arbeiten wir kontinuierlich an der Weiterentwicklung und Verbesserung der Ausbildungssituation in der Logistikbranche. Stichwort „Frauen am Zug“: Wo sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Stellschrauben für mehr Female Entrepreneurship? Smodics-Neumann: Die Angst zu nehmen, dass Vorurteile herrschen. Mut machen, einfach mal auszuprobieren, die eigenen Entscheidungen zu treffen. Wer Spaß daran findet, wird auch erfolgreich sein. Sertic: Berufe in den Bereichen Logistik und Transport sind nach wie vor überwiegend männlich besetzt. Allerdings entwickelt sich dies immer mehr zu einem Image-Problem. Zu diesem Zweck verfolgen wir eine Politik der „Gender Diversity“ und Gleichheit. Huber: Wichtig ist, frühzeitig das Selbstbewusstsein von Frauen zu stärken, um unternehmerische Kompetenz aufzubauen, um zu motivieren, sich überhaupt selbstständig zu machen, gerade auch in Feldern, die gutes Einkommen bieten. Nach einer Gründung geht es darum, die Kompetenz des Selbstmarketing zu stärken und passende Role Models anzubieten – also Frauen, die es aus eigener Kraft geschafft haben. Netzwerke helfen später, die Verbindungen weiter zu festigen. Sie müssen aber so aufgesetzt sein, dass sie einen Mehrwert bieten. Also keine Events, bei denen es um Selbstmitleid oder Jammern über verpasste Chancen geht. Ausschlaggebend im Netzwerk ist der Mix an unterschiedlichen Werdegängen, Branchen, Erfolgsstadien etc. Mag.a Michaela Huber ist Senior Vice President für Corporate Communications & Sustainability bei der OMV Aktiengesellschaft. Was werden Sie den Teilnehmerinnen von Talente 2020 mitgeben? Smodics-Neumann: Dass Entscheidungen im Unternehmen anders getroffen werden als Entscheidungen in der Interessenpolitik. Dass es manchmal mehrere Anläufe braucht, um etwas zu erreichen. Dass Erfolg glücklich macht. Manchmal siegt der Schnellste – manchmal der, der den längeren Atem hat. Sertic: Frauen müssen ihre mentalen Barrieren überwinden und das Selbstvertrauen entwickeln, um auf Grund Ihrer Fähigkeiten und Ihrer Persönlichkeit in Managementpositionen aufsteigen zu können. Mein Ziel ist es, gute und motivierte Frauen im Unternehmen genau so aufsteigen zu lassen wie Männer. Wenn man ihnen genug Respekt entgegenbringt, werden sie niemals an den Punkt kommen, sich zwischen Kind und Karriere entscheiden zu müssen. Mein Rat ist: Finden Sie heraus, was Sie wirklich wollen, und versuchen Sie hier einzigartig und die Beste zu werden. Huber: Mentoring ist eine einmalige Chance, die die Mentees aber auch aktiv nützen müssen. Mentoring hat nichts mit Seilschaften oder Coaching zu tun. Eine gute Vorbereitung auf Treffen mit den Mentorinnen und Mentoren ist Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit. Mentoring ist das Abholen von Informationen durch aktives Fragen. Im Gegenzug haben die Mentees die Chance, sich ein kompaktes Bild von den Karrieremöglichkeiten zu machen. Mag.a (FH) Maria SmodicsNeumann ist Spartenobfrau Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Wien. Mag. Davor Sertic ist Spartenobmann Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer Wien. Standpunkte Größer denken! Der Tag der Frau in der Wirtschaft findet dieses Jahr unter dem Motto „Frauen am Zug“ statt. Das klingt so, als ob die Frauen in Österreich schon ihre wichtigsten Ziele erreicht hätten. Die Zahlen sprechen da in manchen Bereichen noch eine andere Sprache. Aber von den Frauen gehen für unseren Wirtschaftsstandort gerade entscheidende Change-Prozesse aus. Beispielsweise sind sie Impulsgeberinnen und Motor bei der Ausgestaltung flexibler neuer Arbeitswelten. Und daran sind zunehmend auch die Männer interessiert und helfen mit, diesen Prozess weiterzutragen. Das passiert nur momentan noch eher im Stillen und ohne große Aufreger. Aber in der Masse wirkt es sich bereits aus. Als Obfrau von Frau in der Wirtschaft fordern Sie schon länger flexiblere Arbeitszeitmodelle. Wo läge der wirtschaftliche Vorteil für den Standort? Durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und ein anderes Verständnis von Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten wir Wachstum und Wertschöpfung auf ein neues Niveau heben. Frauen sind bestens ausgebildet und ambitioniert, viele wollen sich selbstständig machen. Aber durch die Rahmenbedingungen liegt dieses Potenzial für die Wirtschaft noch zu oft brach. Wir müssen deshalb anfangen, vieles von Grund auf neu zu denken: antiquierte Rollenmodelle genauso wie die Art, wie und Veronika Klimaschewski Manuela Lindlbauer Petra Gregorits Martina Denich-Kobula Karin Singer-Golliasch Katarzyna Greco Tanja Marta-Cellnigg Der neue Vorstand stellt sich vor Fotos: Bill Lorenz, Philipp Lipiarski / www.lipiarski.com Programm Frau in der Wirtschaft-Vorsitzende Petra Gregorits erklärt ON, warum sie glaubt, dass Frauen maßgeblich für den Wandel in unserer Gesellschaft verantwortlich sind, und warum das noch nicht genug ist. wann wir arbeiten, oder die Organisation der Kinderbetreuung. Was meinen Sie genau? Bei den Arbeitszeiten müssen wir weg von einer Präsenz- und hin zu einer Effizienzkultur. Das beinhaltet, dass es möglich sein muss, Arbeitszeiten durchzurechnen, also manchmal mehr und manchmal weniger zu arbeiten. Und es bedeutet mehr Flexibiltät bei vorübergehenden Höchstarbeitszeiten oder die Neuregelung der Rahmenbedingungen für die Arbeit im Homeoffice. Und im Bereich der Kinderbetreuung? Auch da gibt es noch viel zu tun. Gut ist, dass es gerade bei jungen Vätern schon einen Wandel des Mindsets gibt. Viele fordern aktiv eine Karenzzeit und mehr Flexibilität am Arbeitsplatz ein. Auch das geplante neue Kinderbetreuungsgeldkonto ist eine gute Sache. Aber bei der Möglichkeit, kleinere Kindergruppen in Betrieben, sogenannte Betriebstageseltern, anzubieten, haben wir in Wien Nachholbedarf. Viele Unternehmerinnen haben eher kleine Betriebe. Hängt das auch mit den mangelnden Betreuungseinrichtungen zusammen? Nicht nur. Ein Punkt ist auch, dass Frauen weniger Zugang zu den klassischen Finanzierungsformen für das Wachstum haben. Es braucht deshalb zusätzlich alternative Finanzierungsformen. Das neue Crowdfundinggesetz empfinde ich als sehr positiv. Wir haben selbst als FiW kürzlich außerdem die Initiative „Women investing in Women“ gestartet, die Business Angelinas mit neuen Unternehmerinnen zusammenbringt. Eine Tatsache dürfen wir aber weder auf die Finanzierungs- noch auf die Betreuungssituation schieben. Frauen müssen größer denken und ihre Perspektiven bei der Unternehmensgründung weiter in die Zukunft richten. Dass sie damit Erfolg haben werden, zeigen die oben erwähnten gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die sie bereits angestoßen haben. Ich finde, wir Frauen sind jetzt am Zug! Frau Gregorits, vielen Dank für das Gespräch! Frau in der Wirtschaft Wien steht für ... Karin Singer-Golliasch ....Frauen, die sich ganz bewusst für die Selbstständigkeit als Lebensmodell entschieden haben und mitgestalten möchten. Ich trete für urbanes, innovatives und freiheitsliebendes UnternehmerInnentum ein. Tanja Marta-Cellnigg Alexandra Psichos (nicht im Bild) ... Erleichterungen im Alltag von Unternehmerinnen. Verwaltung und Bürokratie dürfen nicht überborden. Ich trete dafür ein, dass sich Unternehmerinnen ihrer ureigensten Zielsetzung widmen können – der Geschäftsentwicklung und ihren KundInnen. Für Petra Gregorits sind die Frauen derzeit die größten Treiberinnen des gesellschaftlichen Wandels. Vor allem moderne Arbeitswelten werden dank ihnen bald noch viel flexibler sein. ... selbstbewusste Unternehmerinnen. Das ist für den Wirtschaftsstandort als Ganzes von elementarster Bedeutung, daher trete ich für eine Stärkung von Female Entrepreneurship auf allen Ebenen und in all meinen Funktionen ein. Veronika Klimaschewski ... das Ziel, Unternehmerinnen und jenen, die es noch werden wollen, Mut zum UnternehmerInnentum zu machen und Selbstständigkeit als Lebensmodell zu forcieren. Dafür trete ich ein und daran wirke ich mit. Manuela Lindlbauer ... Frauen mit Zug zum Tor. Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen haben die bessere Performance. Ich trete für Bewusstseinsbildung in diesem Bereich ein und motiviere junge Frauen, Spitzenpositionen anzustreben. Petra Gregorits ... eine nachhaltige und positive Veränderung der Wirtschaft. Frau in der Wirtschaft ist die größte Plattform von Unternehmerinnen und Managerinnen in der Bundeshauptstadt. Wir setzen Trends und Impulse und drehen an den richtigen Stellrädern für Frauen in der Wirtschaft. Katarzyna Greco ... Flexibilisierung in allen Dimensionen. Die Arbeitswelt von morgen lässt sich nicht mit Denkmodellen von gestern gestalten. Ich trete für ein neues Verständnis von Vereinbarkeit ein, das schließt neue Arbeitszeitmodelle mit ein. Martina Denich-Kobula ... alternative Wege in Finanzierungsfragen. Neue Businessmodelle, alternative Finanzierungsinstrumente für weibliche Start-ups und Gründerinnen haben großes Potenzial. Ich trete dafür ein, diese Potenziale zu heben. «13 Events Frauen am Zug D 5. der F Tag der W rau in ir tsc haft Mi . 7. O kt. 1010 W Wiss ien, Aula ensc h a f te d e r n 14» er Tag der Frau in der Wirtschaft 2015 steht unter dem Motto „Frauen am Zug“. Warum? Die heimische Unternehmerlandschaft wird zunehmend weiblich: In Wien sind rund 42 % aller Selbstständigen weiblich, das sind fast 30.000 Unternehmerinnen, über 45 % der neuen Unternehmen wurden im vergangenen Jahr von Frauen gegründet, die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten steigt, Frauen sind die treibende Kraft hinter dem Change of Mind bei Flexibilisierungsfragen sowie Lebensphasen- und Arbeitszeitmodellen, die auf die Realität reflektieren. Frauen sind am Zug Das alles belegt: Frauen sind am Zug. Weil die Zukunft weiblich ist und eine Forcierung von Female Entrepreneurship in Zukunft unverzichtbar und noch viel entscheidender sein wird, um den Wirtschafts- und Standortmotor in Österreich zu beschleunigen und wieder auf die Überholspur zu bringen, greift FiW diesen Gedanken beim diesjährigen Tag der Frau in der Wirtschaft am 07. Oktober 2015 auf. Jubiläumsveranstaltung: Fünfter Tag der Frau in der Wirtschaft Wien Die diesjährige Veranstaltung ist eine kleine Jubiläumsveranstaltung. Es ist der fünfte „Tag der Frau in der Wirtschaft Wien“ – das Format hat sich von der ersten Auflage weg als Erfolgsgeschichte und zur führenden Veranstaltung für Unternehmerinnen und Entscheidungsträgerinnen in Wien entwickelt. Auch heuer werden wieder rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Akademie der Wissenschaften erwartet. Stellschrauben für Veränderungsprozesse Frauen sind am Zug und die Triebkraft von Veränderungen. Die wichtigsten Stellschrauben dieses dringend nötigen Veränderungsprozesses für den Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort Österreich werden beim „Tag der Frau in der Wirtschaft“ aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert. Der wichtigste Hebel liegt im Bereich „Flexibilisierung“. Wenn Flexibilisierung gesagt wird, ist in erster Linie mehr Flexibilität in Fotos: Bill Lorenz, B.V. Ederer_photosandmore.at, WKW, Schubert/Starmühler, TU Wien, Privat Flexibilisierung Der „Tag der Frau in der Wirtschaft“ steht dieses Jahr unter dem Motto „Frauen am Zug“. Frau in der Wirtschaft (FiW) will damit ein Zeichen dafür setzen, dass die Forcierung von Female Entrepreneurship für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Österreich unverzichtbar ist. Die Programm-Highlights IMPULSE 1 Petra Gregorits Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Wien 2 DI Walter Ruck Präsident der Wirtschaftskammer Wien KEYNOTE 3 Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Köszegi Technische Universität Wien, Institut für Managementwissenschaften: „CHANGE, wie kann er gelingen?“ 1 2 3 AUSZEICHNUNG der Preisträgerinnen des 3. Gender Diversity-Stipendiums Moderation: Eva Pölzl-Strobl BREAKOUTS Praxis- und lebensnahe Diskussion mit Unternehmerinnen und Unternehmern zu Flexibilisierungsideen und Arbeitszeitmodellen Breakout 1: Dr.in Claudia Witzemann & Dr. Matthias Witzemann, Principals bei AT Kearney Mag.a Joanna Maria Dawidowska & Artur Witt, Extrem Schön Breakout 2: Mag.a Viktoria Schütze-Pirker & Mag. Gregor Schütze, Durchschlafcoaches Mag.a Antoinette Rhomberg & Martin Papouschek, „Werksalon“ Co-Making Space 4 5 6 7 Schlusspanel Präsentation der Ergebnisse und Podiumsdiskussion Buffet und Networking Lockerer Ausklang und Diskussionen WANN & WO Termin: 7. Oktober 2015, ab 15.00 Uhr Ort: Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a, 1010 Wien Anmeldung: tagfi[email protected] Weitere Infos: www.frauinderwirtschaft.at Teilnahme kostenlos unterschiedlichen Lebensphasen gemeint – von den Arbeitszeitmodellen über die Kinderbetreuung bis hin zur Anhebung des Pensionsantrittsalters oder dem Zuverdienst in der Pension. Starre Denkmuster müssen auf allen Ebenen aufgebrochen werden – denn die neuen Lebens- und Arbeitsrealitäten gehen weg von der klassischen Präsenzkultur. Der Flexibilisierungsgedanke ist für Unternehmerinnen – und damit für den Wirtschaftsstandort generell – auch im Bereich der Finanzierung von größter Bedeutung. Neue Businessmodelle, Finanzierungsperspektiven, alternative Finanzierungsinstrumente, derer sich weibliche Start-ups bedienen, haben noch sehr großes Wachstumspotenzial. Beim „Tag der Frau in der Wirtschaft 2015“ werden durch prominente Keynotes und Podiums- bzw. DiskussionsteilnehmerInnen praxisnahe Handlungsanleitungen und Lösungspfade, wie gemeinsam an den großen Stellschrauben für mehr Flexibilität gedreht werden kann, vorgestellt. 4 Antoinette Rhomberg und Martin Papouschek zeigen im „Werksalon“, wie man eine Businessidee flexibel und innovativ umsetzen kann. 5 Viktoria und Gregor Schütze gründen gerade ein Unternehmen. Und das, obwohl sie sich gemeinsam um drei kleine Kinder kümmern. 6 Claudia und Matthias Witzemann teilen sich nicht nur ihren Beruf, sondern auch die Kinderbetreuung zu genau gleichen Teilen. 7 Joanna Maria Dawidowska und Artur Witt leiten gemeinsam die Fit & Med Lounge „Extrem Schön“. «15 Service ht und Sozialrec Arbeitsrecht aft Außenwirtsch hre Bildung und Le d Nachfolge Gründung un d Technologie Innovation un Steuern nergie Umwelt und E nzierung sführung, Fina Unternehmen gen und Förderun t etriebsstandor Verkehr und B berecht cht und Gewer Wirtschaftsre chaft WKO Mitglieds DW 1010 1302 2010 1050 1144 1625 1045 Netzwerke, Kooperationen Ein-Personen-Unternehmen (EPU) Frau in der Wirtschaft Junge Wirtschaft Kreativwirtschaft Netzwerk Diversity POOL Kooperations-Service der WK Wien Wiener Einkaufsstraßen Management Wiener Marktmanagement WIEN PRODUCTS DW 1111 1426 1347 1404 1070 6724 6700 6700 1517 1177 1040 1615 1155 Meine Bran che Bildungseinri chtungen der WK Wien Berufsinform ation (BiWi) DW FHWien-Studi 6518 engänge der WKW Hernstein Inst 5744 itut Werbe Akade 5600 mie WIFI Managem 52 ent Forum 51 WIFI Wien 5231 Tourismusschu 5555 len MODUL MODUL Unive 01/476 70-0 rsity Vienna 01/320 35 55-0 Telefonisch für Sie erreichbar MO von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr, DI bis DO von 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr FR von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr Bitte halten Sie nach Möglichkeit Ihre Mitgliedsnummer bereit. 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