frauen am zug - e-reader.wko.at

ON
Das Magazin der
Wiener Wirtschaft
#11
FRAUEN AM ZUG
Wie Frauen unsere Arbeitswelten verändern
und warum das den Männern nicht egal sein darf
02 Thema Die Flexibilisierung moderner Arbeitswelten
10 Wissen Das Mentoring-Programm Talente 2020
14 Event Tag der Frau in der Wirtschaft
Inhalt
Machtwort
04
Flexibilisierung Frauen werden gesellschaftlich
und ökonomisch immer einflussreicher. Das zeigen
nicht nur die Zahlen. Mit ihrem Anspruch auf echte
Partizipation verändern sie unsere Arbeitswelt.
14
Thema
02
Die Flexibilisierung moderner
Arbeitswelten
vor Ort
04
Drei Paare im Porträt
Wissen
10
Das Mentoring-Programm
Talente 2020
Standpunkte
12
Frau in der Wirtschaft Vorsitzende
Petra Gregorits im Gespräch
Events
14
Tag der Frau in der Wirtschaft
A
ngela Merkel, Christine Lagarde oder Janet
Yellen: Egal, wie man zu diesen Frauen
steht, sie gestalten durch ihre Entscheidungen,
wie wir heute leben. Damit sind sie Sinnbild
einer Entwicklung, die längst auch hierzulande
sichtbar wird. In Österreich wurde beispielsweise 2014 mehr als jedes dritte Unternehmen von
einer Frau geleitet (44,3 %). In Wien werden
rund die Hälfte der Unternehmen von Frauen
gegründet und der Anteil der gewerbe- und
handelsrechtlichen Geschäftsführerinnen stieg
zuletzt um 3–4 %. Selbst die Quote der in
Österreich notorisch von Männern besetzten
Aufsichtsratsposten legte von 2013 auf 2014
um 2 % zu.
Frauen in der Pflicht
Für Petra Gregorits, Vorsitzende von Frau in der
Wirtschaft, kein Grund, sich zurückzulehnen:
„Die Zahlen sprechen für mich noch nicht ganz
die richtige Sprache. Die Quote der Funktionärinnen in der Wirtschaftskammer liegt aktuell
beispielsweise nur bei 25 %. Mit einem neuen
Mentoring-Programm wollen wir deshalb dazu
beitragen, dass sich mehr Frauen gesellschaftspolitisch engagieren. Aber auch sonst muss
sich in Österreich einiges ändern, damit Frauen
02»
Zentraler Punkt Flexibilisierung
Ein zentraler Punkt ist dabei die Flexibilisierung
moderner Arbeitswelten. Nur wenn es gelingt,
in diesem Bereich einen echten Wandel weg von
der reinen Präsenzkultur mit fixen Arbeitszeiten zu schaffen, wäre es möglich, den Komplex
Arbeit in modernen Industriestaaten zeitgemäß
zu organisieren. Davon würden die Frauen profitieren, die sich derzeit in Österreich noch immer
hauptsächlich um Kinder und Angehörige kümmern, aber auch die Männer, die die Möglichkeit
bekommen, ihr Leben selbstverantwortlich und
frei von tradierten Rollenmodellen zu gestalten.
Ein Umdenken in diese Richtung hat bei den
Menschen und in Unternehmen laut Sabine
Köszegi längst begonnen: „Eine wesentliche Voraussetzung dafür sind die neuen Möglichkeiten
durch die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie. Dank Internet, Laptops
Die positiven Effekte flexibler Arbeitszeitmodelle
Laut einer Umfrage des deutschen Digitalverbandes BITKOM aus dem Jahr 2013 sehen
sowohl Berufstätige als auch Personalverantwortliche flexible Arbeitszeiten positiv.
Ansicht von Berufstätigen:
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber: Wirtschaftskammer Wien,
Anschrift von Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion:
1010 Wien, Stubenring 8–10, Redaktion: Mag. Veronika
Klimaschewski, Clara El Hoty Lektorat: Susanne Spreitzer
Grafik: Starmühler Agentur & Verlag GmbH (C. Starmühler, B. Kaiser),
www.starmuehler.at, Druck: Leykam Druck GmbH & Co KG, 8020 Graz,
Eggenberger Straße 7, Grundlegende Richtung: Wahrnehmung der
gemeinsamen Interessen aller Mitglieder der Wirtschaftskammer Wien,
Offenlegung gem § 25 MedienG: wko.at/wien/offenlegung
beruflich ihr volles Potenzial für Standort und
Gesellschaft entfalten können“, ist sie überzeugt. Durch ihre zunehmend bessere Position
seien die Frauen heute aber selbst mehr in der
Pflicht, diese Veränderungsprozesse anzustoßen und den Druck auf die traditionellen Systeme hochzuhalten, glaubt sie.
Ansicht von Personalverantwortlichen:
Durch die Arbeit von zu Hause
aus lassen sich Beruf und
Familie besser vereinbaren
Arbeit von zu Hause aus macht
Berufstätige zufriedener
Die meisten Arbeitgeber
lehnen Arbeit von
zu Hause aus ab
79 %
56 %
43 %
macht Arbeit flexibler
macht die Mitarbeiter
zufriedener
trägt dazu bei, Mitarbeiter an
das Unternehmen zu binden
79 %
62 %
59 %
Fotos: Schubert/Starmühler
06
Vorteil Bildung
Frauen am Zug
Trend Spitzenjob
Immer mehr Frauen schaffen es in
Spitzenjobs. Die Zahlen sind zwar
noch nicht mit jenen der Männer
vergleichbar. Aber der Trend hält an.
Frauen sind überdurchschnittlich
gut ausgebildet. Vor allem bei den
Studienabschlüssen überflügeln sie
ihre männlichen Kollegen.
Standortfaktor Frauen
Die Zahl der erwerbstätigen Frauen
steigt kontinuierlich. Oft sind sie
wegen familiärer Pflichten aber nur
in Teilzeit tätig.
7,47
Mrd. Euro
Steuerleistung
von Frauen
Lohnsteuerstatistik 2013
Gewerberechtliche
Geschäftsführerinnen
Quelle: Mitgliederstatistik der Wirtschaftskammern
Österreichs, Stand: Ende 2014
Frauen
32.770
+3,3 % IM VERGLEICH ZU 2013
FRAUENANTEIL: 15,8 %
1994: 1,55 Mio.
2012: 1,91 Mio.
25.810
+4,3 % IM VERGLEICH ZU 2013
FRAUENANTEIL: 14,1 %
Erwerbstätige Frauen
Aufsichtsrätinnen
Steigerung um 26 % (+398 Tsd.);
Altersgruppe 15 bis 64 Jahre
Quelle: Firmenbuch - Compass Verlag,
Stand: 9.1.2015
Frauen
2.619
+2,0 % IM VERGLEICH ZU 2013
FRAUENANTEIL: 15,2 %
,2 %
+80
Frauen:
04:52 h
Männer:
02:42 h
Unbezahlte Produktion
setzt sich zusammen aus den
Aktivitäten Haushaltsführung, soziale
Kontakte, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit, Werte für 2008/09
und Smartphones können Teams heute dezentral und ortsunabhängig zusammenarbeiten“,
erklärt die Professorin für Arbeitswissenschaft
und Organisation am Institut für Managementwissenschaften der TU Wien die Entwicklung.
Unternehmen wie Google oder Microsoft leben
diese neuen Ansätze vor. Aber auch sonst gibt es
immer mehr Beispiele. „Wir haben mit unserem
Lehrstuhl beispielsweise gerade ein internationales Unternehmen aus dem Bereich Office Supply begleitet, das sein Headquarter verlegt und
dabei ganz neue Prozesse der Büroorganisation
eingeführt hat. Ziel war es, das Büro zu verkleinern und den Angestellten zu ermöglichen,
mehr von zu Hause aus zu arbeiten und sich die
Bürozeiten selbst einzuteilen“, fasst Köszegi das
Projekt kurz zusammen.
STUDIERENDE
54,5 % 45,6 %
STUDIENABSCHL.
STUDIENABSCHL.
58 % 42 %
Universitäten, FH, Pädagogische Hochschulen,
Privatuniversitäten; Wintersemester 13/14,
inländische StudentInnen
Handelsrechtliche
Geschäftsführerinnen
Frauen
Männer
Studierende in Österreich
Quelle: Firmenbuch - Compass Verlag,
Stand: 9.1.2015
2013
in Wien
0
395.20
Frauen
STUDIERENDE
Frau
enan
te
Studie il Wien:
rende
:
54,7
Studie %
nabs
59,3 chl.
%
Knowledge Worker auf dem Vormarsch
Möglich wird das laut der Arbeitswissenschaftlerin, weil es in modernen Industriestaaten
immer mehr so genannte „Knowledge Worker“
gibt. Sie arbeiten vorwiegend geistig, kreativ
oder administrativ und müssen nicht in komplexen Produktionsprozessen orts- und zeitgebunden organisiert werden. „Der Shift in
Richtung Knowledge Working ist unübersehbar. Studien haben für diese Form der Arbeit
eindeutig ergeben, dass flexiblere Arbeitszeitmodelle für UnternehmerInnen und Angestellte Vorteile bringen“, erklärt die Wissenschaftlerin und verweist auf eine Metastudie aus
dem Jahr 2012, die 32 Studien dahingehend
evaluierte, welche positiven Effekte Telearbeit
für Organisationen haben kann. Das Ergebnis:
Ortsunabhängige Zusammenarbeit über den
Computer erhöht die Produktivität, stärkt den
Einsatz der MitarbeiterInnen und sorgt dafür,
dass sie länger für die Organisation tätig sind.
Und sie hat einen weiteren großen Vorteil, der
in der Studie nicht genannt wird: Menschen,
die sich um die Kindererziehung kümmern,
einen Angehörigen zu pflegen haben oder
Anstieg der
Studentinnenzahl
nur öffentliche Universitäten
.630
3 50 .814
8
/
2
198 14 107
/
2013
sich weiterbilden möchten, können das trotz
Job wesentlich besser organisieren – abhängig von der Lebensphase, in der sie sich befinden. Doch damit flexiblere Arbeitssysteme
in größerem Stil funktionieren, müssten in
Gesellschaft und Betrieben noch alte Strukturen aufgebrochen werden, gibt Köszegi zu
bedenken. „Wenn die Arbeit flexibilisiert werden soll, müssen wir auch eine Neudefinition
von Führung und Erfolg vornehmen“, ist sie
überzeugt. Es gehe heute nicht mehr darum,
wie viel jemand im Büro ist, sondern allein um
die Qualität seiner Arbeit. Deshalb müssten
alte Muster überdacht werden, etwa bei der
Beurteilung und der Bezahlung. Dabei dürfe
es nicht nur um die ganz individuelle Performance gehen, sondern es müssten auch Gesichtspunkte wie das Beziehungsmanagement
und die Kommunikationsfähigkeit einbezogen
werden.
Führung neu denken
Ändern müsse sich außerdem die Führungskultur. „Vertrauen und gemeinsame Ziele
werden im Führungsprozess immer wichtiger.
Führungskräfte sollten sich von einer reinen
Kontrollfunktion verabschieden und mehr Flexibilität zulassen.“
Wie UnternehmerInnen und Führungskräfte
konkret mit diesen Themen umgehen und wie
sie dabei tradierte Rollenbilder aufbrechen,
hat sich das ON-Magazin bei drei Paaren angesehen, die gemeinsam neue Wege gehen.
«03
vor Ort
Gründen
auf Amerikanisch
Sie Zahlenmensch, er Handwerker:
Gemeinsam werfen Antoinette Rhomberg
und Martin Papouschek mit ihrer Idee
gängige Vorstellungen von Arbeitszeit
und Eigentum über den Haufen.
04»
Innovation Antoinette Rhomberg und Martin Papouschek
gründeten den „Werksalon“ auf die amerikanische Art.
The only way to do it, is to do it!
M
Fotos: Schubert/Starmühler
artin hat Tischler gelernt und wir hatten
schon länger die Idee zu einer Art Co-­
Making Space für Menschen, die Möbel produzieren möchten“, skizziert Betriebswirtin
Rhomberg die Idee hinter der Marke Werksalon.
„Das Problem vieler Tischlereibetriebe ist, dass
sie teure Maschinen anschaffen müssen, die sie
kaum auslasten können, aber voll abbezahlen
müssen“, ergänzt ihr Lebensgefährte Martin
Papouschek, was er in den eigenen Lehr- und
Arbeitsjahren erlebt hat. „Außerdem brauchen
Tischler viel Platz und helfende Hände.“ Kostenfaktoren, die im „Werksalon“ gleichmäßig
auf viele voneinander unabhängige NutzerInnen
verteilt werden sollen.
Skepsis zu Beginn
Doch die innovative Idee stieß in Österreich auf
Skepsis. „Für die meisten Menschen, die wir
angesprochen haben, gab es am Ende immer irgendeinen Grund, warum sie nicht mitgemacht
haben“, erzählt Rhomberg aus der ersten Zeit.
„Damals kam auch die Idee des Carsharing auf
und wir waren sicher, dass wir auf dem richtigen
Weg sind.“ Nutzen statt besitzen – diese Haltung
setzte sich gerade bei jüngeren Menschen immer
mehr durch. Dennoch war klar, dass sich neue
Geschäftsideen mit Fremdkapitalfinanzierungen
über Banken schwertun würden. Crowdfunding
stand zur Diskussion, wich schließlich aber dem
„Bootstrapping“. D. h. Eigenkapital für Investitionen und rascher Cashflow für die Fixkosten. Die
Location auf dem Gelände der alten Elin-Werke
im 22. Bezirk war zwar bald gefunden. Aber die
Kosten dafür, alle Auflagen für einen Echtbetrieb als Tischlerwerkstatt zu erfüllen, kombiniert mit Ungewissheiten im Geschäftsmodell,
stellten für jeden der vielen Businesspläne eine
Herausforderung dar.
Plan made in USA
Dann kam der Abend am Pool in Kalifornien.
Nach langem Hin und Her stand unter dem Eindruck des dortigen Unternehmergeists schnell
fest: „Wir machen das jetzt amerikanisch“, erinnert sich Rhomberg und lacht einnehmend.
Noch in der gleichen Nacht überwiesen die beiden dem Vermieter die Kaution für die alte Industriehalle. Nach der Rückkehr ging es sofort
los. Zwar nicht als 24-Stunden-Open-Woodshop,
aber mit Möbelworkshops für Laien. „Wir haben
einfach losgelegt und etwas gemacht, mit dem
wir rechtlich auf der sicheren Seite waren und
schnell Umsatz generieren konnten“, erklärt
Rhomberg ihren Plan made in USA. „So konnten
wir rasch auf den Markt reagieren und Schritt
für Schritt in Maschinen und Anlagen reinvestieren.“
Idee für Österreich „Go Card“
Der Plan ging auf und heute hat der „Werk­
salon“ mehrere Standbeine, darunter die Workshops und die Möglichkeit, Arbeitsplätze zu
teilen. Der nächste Ausbauschritt wird über die
sich gerade im Werden befindliche Betriebsanlagengenehmigung möglich. „Die Umbauten,
Gutachten und Anschaffungen für die Betriebsanlagengenehmigung waren nun unsere letzte
große Investition“, meint Rhomberg. „Da sehe
ich immer noch ein wirkliches Problem. Es kostet einfach zu viel, ein solches Gewerbe (Tischlerei) auszuüben. Die Verpflichtung, Auflagen
im Vorhinein erfüllen zu müssen, verhindert
die Möglichkeit, innovative Ideen überhaupt
erst zu testen und zu iterieren.“ Sie und ihr
Partner hätten hier auch eine Idee: „Wir könnten uns vorstellen, eine ‚Go-Card‘ für junge,
innovative Unternehmen einzuführen“, sagt
Papouschek. Damit meint der Start-up-Entrepreneur die Berechtigung, eine Geschäftsidee
für den Zeitraum von einigen Monaten einfach
ausprobieren zu können. Und zwar ohne sie
gleich mit dem vollen Maß an Auflagen zu binden. Dass die Idee der beiden mehr ist als eine
nette Gedankenspielerei, beweist die stetige
Weiterentwicklung ihrer eigenen Businessidee
jeden Tag ein wenig mehr.
≥ www.werksalon.at
Auf dem Gelände der alten Elin-Werke
im 22. Bezirk nutzen die GründerInnen
des „Werksalon“ eine der alten Hallen
für ihren Co-Making Space. Die Idee:
Die teuren Maschinen finanzieren sich
über eine große Anzahl NutzerInnen,
die zeitabhängig bezahlen.
«05
vor Ort
Schlaf,
Kindlein, Schlaf
D
ie Schützes sind Erfolg gewöhnt. Sie war
Geschäftsführerin in einem Unternehmen
für medizinische Produkte, er zuerst Pressesprecher im Finanzministerium und dann
­Finanzchef beim Fernsehsender ATV. Dass sie
beide­ihre gut bezahlten Jobs aufgaben, hat
mit ihren Kindern zu tun. Denn die erstgeborene Tochter kämpfte mit extremen Schlaf­
problemen. „Wir sind nächtelang mit ihr spazieren gegangen und haben uns durch die
komplette Literatur zur Schlafproblematik bei
Kleinkindern gelesen“, erinnert sich Gregor
Schütze an diese Phase.
Doch die Ansätze, die dort vermittelt wurden,
waren entweder zu radikal oder lieferten keine klaren Handlungsanweisungen. „Eine alte
Freundin der Familie gab uns dann ein paar
einfache Ratschläge, die gut funktionierten“,
erklärt Viktoria Schütze-Pirker, wie sie den
ersten Schritt zu ihrem neuen Geschäftsmodell machten. Denn der Erfolg ihrer auf Basis
althergebrachten Wissens selbstentwickelten
Schlafmethode für Kleinkinder sprach sich bei
Freunden der Familie herum. Schnell war die
Mutter mittlerweile dreier Kinder als Schlafcoach sehr gefragt und auch fremde Eltern
buchten über ihre Webseite Kurse.
Anfragen trotz Babypause
„Selbst als Viktoria Babypause gemacht hat,
kamen die Anfragen rein. Deshalb haben wir
uns überlegt, wie wir die hohe Nachfrage und
Viktorias limitierte Zeitressourcen in Einklang
bringen können“, schildert ihr Mann Gregor
die Überlegungen der beiden. Ergebnis ist eine
modular aufgebaute Online-Plattform, auf der
Eltern mittels Videos und kurzen Textbeiträgen
06»
lernen können, wie sie ihren Kindern dabei
helfen, durchzuschlafen. Ab Oktober soll es
losgehen.
Businessstrategie Rollentausch
Bis dahin liegt noch sehr viel Arbeit vor den
Schützes. Zu Beginn war die Aufgabenverteilung
dabei noch eher traditionell: „Die Kinderbetreuung lag primär bei Viktoria und ich habe viel Zeit
für den Unternehmensaufbau aufgewendet. Aber
ich habe schnell gemerkt, dass ich sie auch mehr
im Unternehmen brauche. Sie hat die Methode
maßgeblich entwickelt und wir ergänzen uns
auch sonst in unseren Stärken und Kompetenzen. Deshalb habe ich vorgeschlagen, dass wir
einmal pro Woche einen Rollentausch machen.“
Seitdem ist Gregor Schütze einen Tag pro Woche
bei seinen Kindern. Seinem Selbstverständnis als
Mann und Unternehmer tut das keinen Abbruch.
„Für mich gibt es in dieser Hinsicht längst keine
klaren Rollenbilder mehr. Ich versuche dem auch
nicht zu entsprechen“, wundert er sich über die
Nachfrage. Auch ehemalige Kollegen hätten kein
Problem mit seinem Engagement für die Familie
und seiner Arbeitseinteilung. Eher würden sie
hinterfragen, warum er einen sicheren Job für
ein Start-up aufgegeben hat.
Auch für künftige MitarbeiterInnen sehen beide
mehr Flexibilität bei der Einteilung von Arbeitszeit und Kinderbetreuung als essenziell für ihr
Unternehmen. „Eine Stechuhr ist sicher nicht
Teil unserer Firmenphilosophie“, lacht Viktoria
Schütze-Pirker. „Uns geht es eher um Commitment. Ich stelle ja niemanden ein, damit er von
9 bis 6 Uhr an seinem Arbeitsplatz sitzt, sondern
weil er eine gewisse Aufgabe mit Hingabe erledigen soll.“ Diese Hingabe an ihr Unternehmen
und die Idee dahinter spüren die Schützes auch
selbst. „Wir können viel von dem, was wir mit
dem Unternehmen gerade durchziehen, nur machen, weil unsere Kinder von 7 Uhr abends bis 7
Uhr morgens durchschlafen. Unsere Mission ist
es, dieses Geschenk weiterzugeben.“
≥ www.endlich-durchschlafen.at
Fotos: Schubert/Starmühler, Privat
Coaching Viktoria und Gregor Schütze bauen gerade ein
gemeinsames Unternehmen auf – trotz dreier kleiner Kinder. Dass das
gut geht, hat mit ihrer Arbeitsaufteilung und ihrer Mission zu tun.
Ein halbes Jahr, zweieinhalb und fünf
Jahre sind die Kinder der Schützes.
Dass beiden Zeit für den Unternehmensaufbau bleibt, verdanken sie der
Tatsache, dass ihre Kinder durchschlafen, und einem wöchentlichen fix
eingeplanten Rollentausch.
«07
vor Ort
160
Prozent
Immer
So sieht echte Gleichberechtigung aus:
Die Witzemanns teilen sich nicht nur
Job und Einkommen zu gleichen
­Teilen, sie kümmern sich auch
abwechselnd um die Erziehung ­ihrer
beiden Kinder.
08»
Change Matthias und Claudia Witzemann reduzierten ihre
Arbeitszeit auf je 80 Prozent, um sich Kinder und Karriere fair zu
teilen. Unterm Strich stehen dadurch 160 Prozent Engagement.
U
Fotos: Schubert/Starmühler
nternehmensberatung ist ein taffer Job.
Vor allem, wenn man für ein international
anerkanntes Unternehmen wie A. T. Kearney
arbeitet, das Büros in 40 Ländern unterhält.
Die Kearney-Principals Matthias und Claudia
Witzemann sind deshalb ständig auf Achse und
betreten ihr Büro in der Seitzergasse höchstens
einmal pro Woche. Von Montag bis Donnerstag
besuchen sie Kunden im ganzen DACH-Raum,
am Freitag ist Zeit für Büroorganisation und
Abrechnung. „Ich arbeite wirklich gern. Deswegen macht es mir nichts aus, um 5 Uhr in
der Früh aufzustehen und zwei- bis dreimal pro
Woche zu Kunden zu fliegen“, erklärt dazu die
promovierte Biophysikerin Claudia Witzemann.
Karriere trotz Kind?
Als aber vor ca. acht Jahren klar war, dass sie
gemeinsam mit ihrem Mann ihr erstes Kind erwartete, wurde beiden bewusst, dass das Konsequenzen für ihren beruflichen Alltag haben
musste: „Zuerst dachten wir schon: Das war’s
jetzt mit der Doppelkarriere“, erzählt Matthias
Witzemann aus dieser Zeit. „Doch als wir uns
Gedanken gemacht hatten und mit dem Managing Director darüber sprachen, stand er voll
hinter uns und meinte, dass er uns auf jeden
Fall beide halten möchte.“
Das war der Beginn eines noch heute eher
ungewöhnlichen Arbeitszeitmodells in Führungspositionen. Denn nach einer Karenz von
sechs Monaten für die junge Mutter teilten sich
Matthias und Claudia Witzemann nicht nur die
verbleibende Zeit in Zweimonatsschritten, sondern auch die Arbeitsbelastung genau 50:50.
„Zu Beginn starteten wir jeder mit einem
60-%-­Modell, aber wir haben schnell gemerkt,
dass wir auch auf 80 % gehen können, ohne
dass die Kinder darunter leiden“, erklärt der
promovierte Betriebswirt Matthias Witzemann.
Heute übernimmt jeder der beiden an zwei
Nachmittagen die Verantwortung für die Kinder. Für die restlichen Nachmittage und Notfälle gibt es eine Nanny und auch die Großeltern
springen manchmal ein. „Das Wichtigste dabei
ist die Organisation“, schildert Mutter Claudia.
„Wir haben einen sehr gut verwalteten gemeinsamen Outlook-Kalender, der farblich unsere beruflichen Termine und die Termine der
Kinder unterscheidet. Das ist zwar ein großer
Aufwand, aber wir hatten bisher nur drei echte Terminkollisionen in acht Jahren“, lacht sie.
Auch das Verständnis der Kunden und Partner
sei sehr groß, wenn sie das Thema anspreche –
besonders in den skandinavischen Ländern. „Es
ist dort beispielsweise überhaupt kein Problem,
eine Telefonkonferenz um 17 Uhr zu unterbrechen, weil es Zeit wird, sich um die Kinder zu
kümmern. Genauso selbstverständlich sind die
TeilnehmerInnen dann aber ab 20 Uhr wieder
erreichbar, wenn die Kinder im Bett sind.“
Noch wichtiger als die zeitliche Dimension ist
für beide die Neudefinition ihrer Rollen innerhalb der Familie. „Für uns ist entscheidend,
dass derjenige, der gerade beruflich unterwegs
ist, sich voll auf seine Aufgaben konzentrieren kann“, unterstreicht Claudia Witzemann,
wie wichtig die gleichberechtigte Aufteilung
der privaten und beruflichen Sphären für sie
ist. Das bedeutete ein Umdenken für beide.
Die Schlüsselrolle dafür, dass das gelingen
kann, haben die Frauen, glaubt Matthias Witzemann. „Sie müssen lernen, loszulassen und
Vertrauen in ihre Partner zu haben, sonst haben Männer keine Chance, eine gleichwertige
Rolle in der Kindererziehung aufzubauen.“
Ein Beispiel dafür, dass das in seiner Familie
klappt, liefert er gleich mit. Wenn sich etwa
bei einem Fest andere Kinder beim Spielen
weh täten, liefen sie meist direkt zur Mutter.
Bei den Witzemanns steuern sie dagegen den
Elternteil an, der ihnen am nächsten steht.
Faktor Motivation
Auch durch solche Ereignisse fällt das Beispiel, das Familie Witzemann vorlebt, anderen
auf. „Vor allem Kollegen sind oft bei uns zu
Hause, um sich das Modell erklären zu lassen“, sagt Matthias Witzemann. Auch Claudia
Witzemann ist sich sicher, dass sich die Einstellung zu echter Gleichberechtigung längst
ändert. „Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit
einer Junior-Beraterin, deren Freund ihr einen
Verlobungsantrag gemacht hat. Sie meinte,
dass sie ihn nur annehmen würde, wenn er
später bereit wäre, die Hälfte der Kinderbetreuung zu übernehmen“, schmunzelt sie.
Es seien gerade die jungen Kollegen, denen
eine echte Work-Life-Balance immer wichtiger
werde, gibt dazu Mathias Witzemann zu bedenken. Für sie seien flexible Arbeitszeitmodelle wie das ihre deshalb um so attraktiver.
„Wir haben an uns selbst festgestellt, dass
durch unsere Art zu arbeiten die Motivation
höher ist. Wir nehmen die Arbeit ganz anders
wahr und sind in vielem effizienter. Außerdem
steigt die Loyalität zum Arbeitgeber, wenn er
solche Modelle ermöglicht. Wir haben in den
letzten Jahren beispielsweise schon sehr viele
Angebote von Headhuntern abgelehnt, weil
wir davon überzeugt sind, am richtigen Platz
zu sein.“
≥ www.atkearney.at
«09
Wissen
25 Prozent
sind zu
wenig
Mentoring Im Oktober startet das neue MentoringProgramm der Frau in der Wirtschaft (FiW). 40 MentorInnen
fördern für ein Jahr 20 Mentees und sorgen so für mehr
interessenpolitisches Engagement von Unternehmerinnen.
as Programm „Talente 2020“ richtet sich
ausschließlich an weibliche Unternehmerinnen, die sich interessenpolitisch engagieren
möchten. Im Bereich der Interessenvertretung
ist der Anteil der Funktionärinnen derzeit mit
25 % sehr gering, und das, obwohl 43 % der
Unternehmen in Wien von Frauen geführt werden. Das Programm ermöglicht Unternehmerinnen, gezielt in diesem wichtigen Bereich Fuß zu
fassen und die Zukunft aktiv mitzugestalten.
Exklusive Keynotes von Top-Speakerinnen aus
Wirtschaft und Politik bereichern das Programm
und ermöglichen den Mentees, ihr eigenes Netzwerk weiter auszubauen.
Das Beste aus zwei Welten
Mit „Talente 2020“ hat Frau in der Wirtschaft ein
einzigartiges Konzept der Unternehmerinnenförderung gestartet. Im Rahmen des Programms
unterstützt FiW junge und junggebliebene Unternehmerinnen in ihrer wirtschaftlichen Kompetenz und fördert ihr interessenpolitisches Engagement. Die 20 besten Bewerberinnen werden
jedes Jahr in das Talenteprogramm aufgenommen. Sie werden im Sinne des Cross-Mentoring
von jeweils zwei Führungskräften und SpitzenfunktionärInnen begleitet.
info
Nähere Information unter:
[email protected]
Die Ziele des Programms:
High-Profile-Netzwerkaufbau
Eintauchen in Führungs- und
Entscheidungspositionen
Interessenpolitisches Engagement
Modernes Stakeholder-Management
10»
3 MentorInnen im Gespräch
Selbst aktiv gestalten!
Die Liste hochkarätiger MentorInnen für „Talente 2020“ ist
lang. Drei davon haben ON im Interview erklärt, welche Erfahrungen sie selbst schon mit Mentoring gemacht haben.
Welche Erfahrungen hatten Sie in Ihrer Karriere persönlich mit Mentoring- oder Talente-Programmen?
Smodics-Neumann: Sehr gute! Ich bin selbst in den Genuss eines Mentoring-Programmes gekommen, wo ich meine Stärken klar kennengelernt
und in meiner Entscheidung gestärkt wurde, in welchem Bereich ich mich
intensiv engagieren möchte. Das Kennenlernen der vielen Möglichkeiten
macht einen in der Entscheidung sicher.
Sertic: Bei UnitCargo ist der Glaube an die Fähigkeiten und Talente unserer Mitarbeiter tief verankert. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich
professionell und persönlich weiterzubilden, und so ihr volles Potenzial
auszuschöpfen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch mit Hilfe
international anerkannter Coaches und in Form von zahlreichen Workshops unser Management und unser Team im Bereich Talentemanagement
konsequent weitergebildet – mit stetig besseren Ergebnissen für unsere
Kunden, Investoren, Lieferanten und natürlich auch für uns.
Huber: Positive und Negative. Ich erwarte, dass Mentees eingangs ein klares Ziel formulieren, bei dessen Zielerreichung ich als Mentorin wegbegleitend sein kann. Wenn sich Mentees gut vorbereiten und viele Fragen
stellen, dann können beide Seiten vom Zusammentreffen profitieren. Ich
habe allerdings auch bereits Mentees erlebt, die sich unvorbereitet eine
Stunde entertainen lassen wollen. Das akzeptiere ich nicht mehr.
Talente 2020 fördert auch interessenpolitisches Engagement. Wie
wichtig ist außerberufliches Engagement?
Huber: Es zeigt, wie breit sich jemand im Berufs- und Privatleben auf-
Fotos: OMV/Petra Spiola,Foto Weinwurm, Felicitas Matern/feel image
D
Aktiver
Bezieh
ungsau
fbau
2. Modul
1. Modul
Kick-off-Auftaktveranstaltung
Oktober 2015, Abendveranstaltung
Vorstellung Talente 2020
TOP-SPEAKER zum Thema „Innovation“
„Wirtschaftskammer der Zukunft“
November 2015, 1 Tag
Moderne Interessenvertretung
Erarbeitung von Lösungsansätzen
mittels „Design Thinking“
3. Modul
4. Modul
Abschlussveranstaltung &
Kick-off für das 2. Jahr
März 2016, 0,5 Tag
Präsentation
Reflektion „Mein persönlicher Weg“
inkl. Ausblick
Das Orchester als Team
Jänner 2016, 1 Tag
Evaluierung Zwischenergebnisse
„ Design Thinking“
Das „Orchester-Prinzip“ – der
Dirigent als vorbildlicher Leader
1 Jahr
4 Module
20 Talente
r
sollen nicht nu
In vier Modulen
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die 20 Mentees
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der MentorInn
und Netzwerk
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ne
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sollen auch
profitieren. Sie
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de
auf die Struktur
frischen Blick
n.
ge
mer einbrin
Wirtschaftskam
-Transfer
Know-how
stellt. Interessante Menschen zeichnen sich oft durch diese Vielfalt aus.
Ich schätze außerberufliches Engagement, wenngleich dessen Stellenwert
im angloamerikanischen Raum noch bedeutend höher ist.
Smodics-Neumann: Sich über die Situation zu beschweren ist eine Sache.
Selbst aktiv mitzugestalten ist der notwendige nächste Schritt, wenn man
etwas verändern will. Gibt es niemanden, der gestalten will, werden andere die Entscheidung für uns treffen. Das kann nicht unser Ziel sein.
Sertic: Ich bin in meiner Funktion als Spartenobmann der WKW für Transport & Verkehr sehr darum bemüht, in den Bereichen Aus- und Weiterbildung in der Branche viel zu tun. Als Vorsitzender der Lehrabschlussprüfungskommission für den Beruf Speditionskaufmann/-frau und im Zuge
unserer Arbeitsgruppe Lehrlingsausbildung arbeiten wir kontinuierlich an
der Weiterentwicklung und Verbesserung der Ausbildungssituation in der
Logistikbranche.
Stichwort „Frauen am Zug“: Wo sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten
Stellschrauben für mehr Female Entrepreneurship?
Smodics-Neumann: Die Angst zu nehmen, dass Vorurteile herrschen. Mut
machen, einfach mal auszuprobieren, die eigenen Entscheidungen zu treffen. Wer Spaß daran findet, wird auch erfolgreich sein.
Sertic: Berufe in den Bereichen Logistik und Transport sind nach wie vor
überwiegend männlich besetzt. Allerdings entwickelt sich dies immer
mehr zu einem Image-Problem. Zu diesem Zweck verfolgen wir eine Politik
der „Gender Diversity“ und Gleichheit.
Huber: Wichtig ist, frühzeitig das Selbstbewusstsein von Frauen zu stärken, um unternehmerische Kompetenz aufzubauen, um zu motivieren,
sich überhaupt selbstständig zu machen, gerade auch in Feldern, die gutes
Einkommen bieten. Nach einer Gründung geht es darum, die Kompetenz
des Selbstmarketing zu stärken und passende Role Models anzubieten
– also Frauen, die es aus eigener Kraft geschafft haben. Netzwerke helfen später, die Verbindungen weiter zu festigen. Sie müssen aber so
aufgesetzt sein, dass sie einen Mehrwert bieten. Also keine Events,
bei denen es um Selbstmitleid oder Jammern über verpasste Chancen geht. Ausschlaggebend im Netzwerk ist der Mix an unterschiedlichen Werdegängen, Branchen, Erfolgsstadien etc.
Mag.a Michaela Huber ist Senior Vice
President für Corporate Communications & Sustainability bei der
OMV Aktiengesellschaft.
Was werden Sie den Teilnehmerinnen von Talente 2020 mitgeben?
Smodics-Neumann: Dass Entscheidungen im Unternehmen anders getroffen werden als Entscheidungen in der Interessenpolitik. Dass es manchmal
mehrere Anläufe braucht, um etwas zu erreichen. Dass Erfolg glücklich
macht. Manchmal siegt der Schnellste – manchmal der, der den längeren
Atem hat.
Sertic: Frauen müssen ihre mentalen Barrieren überwinden und das Selbstvertrauen entwickeln, um auf Grund Ihrer Fähigkeiten und Ihrer Persönlichkeit in Managementpositionen aufsteigen zu können. Mein Ziel ist
es, gute und motivierte Frauen im Unternehmen genau so aufsteigen zu
lassen wie Männer. Wenn man ihnen genug Respekt entgegenbringt, werden sie niemals an den Punkt kommen, sich zwischen Kind und Karriere
entscheiden zu müssen. Mein Rat ist: Finden Sie heraus, was Sie wirklich
wollen, und versuchen Sie hier einzigartig und die Beste zu werden.
Huber: Mentoring ist eine einmalige Chance, die die Mentees aber auch
aktiv nützen müssen. Mentoring hat nichts mit Seilschaften oder Coaching
zu tun. Eine gute Vorbereitung auf Treffen mit den Mentorinnen und Mentoren ist Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit. Mentoring ist
das Abholen von Informationen durch aktives Fragen. Im Gegenzug haben
die Mentees die Chance, sich ein kompaktes Bild von den Karrieremöglichkeiten zu machen.
Mag.a (FH) Maria SmodicsNeumann ist Spartenobfrau
Gewerbe und Handwerk in der
Wirtschaftskammer Wien.
Mag. Davor Sertic
ist Spartenobmann Transport
und Verkehr der
Wirtschaftskammer Wien.
Standpunkte
Größer denken!
Der Tag der Frau in der Wirtschaft findet
dieses Jahr unter dem Motto „Frauen am
Zug“ statt. Das klingt so, als ob die Frauen in Österreich schon ihre wichtigsten Ziele
erreicht hätten.
Die Zahlen sprechen da in manchen Bereichen noch eine andere Sprache. Aber von den
Frauen gehen für unseren Wirtschaftsstandort
gerade entscheidende Change-Prozesse aus.
Beispielsweise sind sie Impulsgeberinnen und
Motor bei der Ausgestaltung flexibler neuer
Arbeitswelten. Und daran sind zunehmend
auch die Männer interessiert und helfen mit,
diesen Prozess weiterzutragen. Das passiert
nur momentan noch eher im Stillen und ohne
große Aufreger. Aber in der Masse wirkt es
sich bereits aus.
Als Obfrau von Frau in der Wirtschaft fordern
Sie schon länger flexiblere Arbeitszeitmodelle.
Wo läge der wirtschaftliche Vorteil für den
Standort?
Durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und ein
anderes Verständnis von Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten wir Wachstum und
Wertschöpfung auf ein neues Niveau heben.
Frauen sind bestens ausgebildet und ambitioniert, viele wollen sich selbstständig machen.
Aber durch die Rahmenbedingungen liegt dieses Potenzial für die Wirtschaft noch zu oft
brach. Wir müssen deshalb anfangen, vieles
von Grund auf neu zu denken: antiquierte
Rollenmodelle genauso wie die Art, wie und
Veronika Klimaschewski
Manuela Lindlbauer
Petra Gregorits
Martina Denich-Kobula
Karin Singer-Golliasch
Katarzyna Greco
Tanja Marta-Cellnigg
Der neue Vorstand stellt sich vor
Fotos: Bill Lorenz, Philipp Lipiarski / www.lipiarski.com
Programm Frau in der Wirtschaft-Vorsitzende Petra
Gregorits erklärt ON, warum sie glaubt, dass Frauen
maßgeblich für den Wandel in unserer Gesellschaft verantwortlich sind, und warum das noch nicht genug ist.
wann wir arbeiten, oder die Organisation der
Kinderbetreuung.
Was meinen Sie genau?
Bei den Arbeitszeiten müssen wir weg von einer Präsenz- und hin zu einer Effizienzkultur.
Das beinhaltet, dass es möglich sein muss,
Arbeitszeiten durchzurechnen, also manchmal mehr und manchmal weniger zu arbeiten.
Und es bedeutet mehr Flexibiltät bei vorübergehenden Höchstarbeitszeiten oder die
Neuregelung der Rahmenbedingungen für die
Arbeit im Homeoffice.
Und im Bereich der Kinderbetreuung?
Auch da gibt es noch viel zu tun. Gut ist,
dass es gerade bei jungen Vätern schon einen
Wandel des Mindsets gibt. Viele fordern aktiv
eine Karenzzeit und mehr Flexibilität am Arbeitsplatz ein. Auch das geplante neue Kinderbetreuungsgeldkonto ist eine gute Sache.
Aber bei der Möglichkeit, kleinere Kindergruppen in Betrieben, sogenannte Betriebstageseltern, anzubieten, haben wir in Wien
Nachholbedarf.
Viele Unternehmerinnen haben eher kleine
Betriebe. Hängt das auch mit den mangelnden Betreuungseinrichtungen zusammen?
Nicht nur. Ein Punkt ist auch, dass Frauen
weniger Zugang zu den klassischen Finanzierungsformen für das Wachstum haben.
Es braucht deshalb zusätzlich alternative
Finanzierungsformen. Das neue Crowdfundinggesetz empfinde ich als sehr positiv.
Wir haben selbst als FiW kürzlich außerdem die Initiative „Women investing in Women“ gestartet, die Business Angelinas mit
neuen Unternehmerinnen zusammenbringt.
Eine Tatsache dürfen wir aber weder auf die
Finanzierungs- noch auf die Betreuungssituation schieben. Frauen müssen größer
denken und ihre Perspektiven bei der Unternehmensgründung weiter in die Zukunft
richten. Dass sie damit Erfolg haben werden,
zeigen die oben erwähnten gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die sie bereits
angestoßen haben. Ich finde, wir Frauen
sind jetzt am Zug!
Frau Gregorits, vielen Dank für das Gespräch!
Frau in der Wirtschaft Wien steht für ...
Karin Singer-Golliasch
....Frauen, die sich ganz bewusst für die Selbstständigkeit als Lebensmodell entschieden haben und mitgestalten möchten. Ich trete für urbanes,
innovatives und freiheitsliebendes UnternehmerInnentum ein.
Tanja Marta-Cellnigg
Alexandra Psichos (nicht im Bild)
... Erleichterungen im Alltag von
Unternehmerinnen. Verwaltung und
Bürokratie dürfen nicht überborden.
Ich trete dafür ein, dass sich Unternehmerinnen ihrer ureigensten Zielsetzung
widmen können – der Geschäftsentwicklung und ihren KundInnen.
Für Petra Gregorits sind die
Frauen derzeit die größten Treiberinnen des gesellschaftlichen
Wandels. Vor allem moderne
Arbeitswelten werden dank ihnen
bald noch viel flexibler sein.
... selbstbewusste Unternehmerinnen. Das ist für den Wirtschaftsstandort als Ganzes von elementarster Bedeutung, daher trete ich
für eine Stärkung von Female Entrepreneurship auf allen Ebenen
und in all meinen Funktionen ein.
Veronika Klimaschewski
... das Ziel, Unternehmerinnen und jenen, die es noch
werden wollen, Mut zum UnternehmerInnentum zu
machen und Selbstständigkeit als Lebensmodell zu
forcieren. Dafür trete ich ein und daran wirke ich mit.
Manuela Lindlbauer
... Frauen mit Zug zum Tor. Unternehmen mit mehr Frauen
in Führungspositionen haben die bessere Performance.
Ich trete für Bewusstseinsbildung in diesem Bereich ein und
motiviere junge Frauen, Spitzenpositionen anzustreben.
Petra Gregorits
... eine nachhaltige und positive Veränderung der Wirtschaft. Frau in der
Wirtschaft ist die größte Plattform von
Unternehmerinnen und Managerinnen
in der Bundeshauptstadt. Wir setzen
Trends und Impulse und drehen an
den richtigen Stellrädern für Frauen in
der Wirtschaft.
Katarzyna Greco
... Flexibilisierung in allen Dimensionen.
Die Arbeitswelt von morgen lässt sich
nicht mit Denkmodellen von gestern
gestalten. Ich trete für ein neues Verständnis von Vereinbarkeit ein, das
schließt neue Arbeitszeitmodelle mit ein.
Martina Denich-Kobula
... alternative Wege in Finanzierungsfragen. Neue Businessmodelle, alternative Finanzierungsinstrumente für weibliche
Start-ups und Gründerinnen haben großes Potenzial.
Ich trete dafür ein, diese Potenziale zu heben.
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Events
Frauen am Zug
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er Tag der Frau in der Wirtschaft 2015
steht unter dem Motto „Frauen am Zug“.
Warum? Die heimische Unternehmerlandschaft wird zunehmend weiblich: In Wien
sind rund 42 % aller Selbstständigen weiblich, das sind fast 30.000 Unternehmerinnen,
über 45 % der neuen Unternehmen wurden
im vergangenen Jahr von Frauen gegründet,
die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten steigt,
Frauen sind die treibende Kraft hinter dem
Change of Mind bei Flexibilisierungsfragen sowie Lebensphasen- und Arbeitszeitmodellen,
die auf die Realität reflektieren.
Frauen sind am Zug
Das alles belegt: Frauen sind am Zug. Weil die
Zukunft weiblich ist und eine Forcierung von Female Entrepreneurship in Zukunft unverzichtbar
und noch viel entscheidender sein wird, um den
Wirtschafts- und Standortmotor in Österreich zu
beschleunigen und wieder auf die Überholspur
zu bringen, greift FiW diesen Gedanken beim
diesjährigen Tag der Frau in der Wirtschaft am
07. Oktober 2015 auf.
Jubiläumsveranstaltung: Fünfter Tag der
Frau in der Wirtschaft Wien
Die diesjährige Veranstaltung ist eine kleine Jubiläumsveranstaltung. Es ist der fünfte
„Tag der Frau in der Wirtschaft Wien“ – das
Format hat sich von der ersten Auflage weg
als Erfolgsgeschichte und zur führenden Veranstaltung für Unternehmerinnen und Entscheidungsträgerinnen in Wien entwickelt.
Auch heuer werden wieder rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Akademie
der Wissenschaften erwartet.
Stellschrauben für Veränderungsprozesse
Frauen sind am Zug und die Triebkraft
von Veränderungen. Die wichtigsten Stellschrauben dieses dringend nötigen Veränderungsprozesses für den Wirtschafts-,
Arbeits- und Lebensstandort Österreich werden beim „Tag der Frau in der Wirtschaft“
aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert.
Der wichtigste Hebel liegt im Bereich „Flexibilisierung“. Wenn Flexibilisierung gesagt
wird, ist in erster Linie mehr Flexibilität in
Fotos: Bill Lorenz, B.V. Ederer_photosandmore.at, WKW, Schubert/Starmühler, TU Wien, Privat
Flexibilisierung Der „Tag der Frau in der Wirtschaft“ steht dieses Jahr unter
dem Motto „Frauen am Zug“. Frau in der Wirtschaft (FiW) will damit ein
Zeichen dafür setzen, dass die Forcierung von Female Entrepreneurship für
die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Österreich unverzichtbar ist.
Die Programm-Highlights
IMPULSE
1
Petra Gregorits
Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Wien
2
DI Walter Ruck
Präsident der Wirtschaftskammer Wien
KEYNOTE
3
Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Köszegi
Technische Universität Wien, Institut für Managementwissenschaften: „CHANGE, wie kann er gelingen?“
1
2
3
AUSZEICHNUNG
der Preisträgerinnen des 3. Gender Diversity-Stipendiums
Moderation: Eva Pölzl-Strobl
BREAKOUTS
Praxis- und lebensnahe Diskussion mit Unternehmerinnen und
Unternehmern zu Flexibilisierungsideen und Arbeitszeitmodellen
Breakout 1:
Dr.in Claudia Witzemann & Dr. Matthias Witzemann,
Principals bei AT Kearney
Mag.a Joanna Maria Dawidowska & Artur Witt, Extrem Schön
Breakout 2:
Mag.a Viktoria Schütze-Pirker & Mag. Gregor Schütze,
Durchschlafcoaches
Mag.a Antoinette Rhomberg & Martin Papouschek,
„Werksalon“ Co-Making Space
4
5
6
7
Schlusspanel
Präsentation der Ergebnisse und Podiumsdiskussion
Buffet und Networking
Lockerer Ausklang und Diskussionen
WANN & WO
Termin: 7. Oktober 2015, ab 15.00 Uhr
Ort: Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a, 1010 Wien
Anmeldung: tagfi[email protected]
Weitere Infos: www.frauinderwirtschaft.at
Teilnahme kostenlos
unterschiedlichen Lebensphasen gemeint –
von den Arbeitszeitmodellen über die Kinderbetreuung bis hin zur Anhebung des
Pensionsantrittsalters oder dem Zuverdienst
in der Pension. Starre Denkmuster müssen auf
allen Ebenen aufgebrochen werden – denn die
neuen Lebens- und Arbeitsrealitäten gehen
weg von der klassischen Präsenzkultur.
Der Flexibilisierungsgedanke ist für Unternehmerinnen – und damit für den Wirtschaftsstandort generell – auch im Bereich der
Finanzierung von größter Bedeutung. Neue
Businessmodelle, Finanzierungsperspektiven,
alternative Finanzierungsinstrumente, derer
sich weibliche Start-ups bedienen, haben
noch sehr großes Wachstumspotenzial.
Beim „Tag der Frau in der Wirtschaft 2015“
werden durch prominente Keynotes und Podiums- bzw. DiskussionsteilnehmerInnen
praxisnahe Handlungsanleitungen und Lösungspfade, wie gemeinsam an den großen
Stellschrauben für mehr Flexibilität gedreht
werden kann, vorgestellt.
4
Antoinette Rhomberg und Martin Papouschek
zeigen im „Werksalon“, wie man eine Businessidee flexibel und innovativ umsetzen kann.
5
Viktoria und Gregor Schütze gründen gerade ein
Unternehmen. Und das, obwohl sie sich
gemeinsam um drei kleine Kinder kümmern.
6
Claudia und Matthias Witzemann teilen sich
nicht nur ihren Beruf, sondern auch die Kinderbetreuung zu genau gleichen Teilen.
7
Joanna Maria Dawidowska und Artur Witt
leiten gemeinsam die Fit & Med Lounge
„Extrem Schön“.
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MO von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr, DI bis DO von 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr
FR von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr
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