Université Henri Poincaré, Nancy, Sommersemester 09, FB 4 Mit den Vorbereitungen für meinen ERASMUS-Aufenthalt in Frankreich habe ich ca. 1 Jahr vor Antritt angefangen. Diese Zeit ist allein schon aufgrund der sehr frühen Bewerbungsfristen an der eigenen Hochschule notwendig. Die Kandidatur für einen ERASMUS- Platz wird in den unterschiedlichen Fachbereichen verschieden gehandhabt, am besten informiert man sich über das jeweilige Prozedere beim entsprechenden ERASMUS-Beauftragten des Fachbereichs vorab per E-Mail oder Telefonat. Die Daten für Bewerbungsfristen und eine Liste mit ERASMUS-Beauftragten sind auf den Internetseiten der Universität Bremen zu finden. Die von mir gewählte Hochschule war die Université Henri Poincaré in Nancy/ Frankreich. Der Fachbereich 4 der Universität hat mit der „Ecole de Mines“, einer den Forschungsinstituten an deutschen Hochschulen ähnlichen Institution, einen Austausch im Bereich Werkstofftechnik (die Ecole de Mines ist ein Institut für Werkstofftechnik). Um zu klären ob auch das Studieren in anderen Fachrichtung im Rahmen eines ERASMUSSemesters in Nancy möglich ist, ist es notwendig sich mit der entsprechenden Fachbereichskoordinatorin in Frankreich, Professeur Sabine Denis in Verbindung zu setzten. Ihr kann man beschreiben, in welcher Fachrichtung man an der Universität studiert und sie wird dann versuchen, einen französischen Professor zu finden, der bereit ist diesen Studenten in seinem Studiengang zu betreuen. Dazu sollte Frau Denise allerdings unterlagen wie bisher erbrachte Studienleistungen (auf jeden Fall englische Bescheinigung) sowie einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben auf Französisch von den Bewerbern erhalten. Grundsätzlich werden an der Université Henri Poincaré sehr viele verschiedene Studienrichtungen angeboten, es ist somit theoretisch für jeden etwas dabei. Nachdem ich aus Frankreich die Rückmeldung hatte dass ein passender Studiengang gefunden wurde bekam ich den für die Lehrveranstaltungen verantwortlichen Mitarbeiter als Kontaktperson genannt. Die Absprache welche Kurse ich belegen und somit in mein Learning Agreement zu schreiben hatte erfolgte ausschließlich mit dieser Kontaktperson. Dies liegt daran, dass das Vorlesungsverzeichnis der Université Henri Poincaré so spät herausgegeben wird, dass ein aussuchen der Lehrveranstaltungen rechtzeitig bis zur Fristabgabe des Learning Agreements überhaupt nicht möglich ist. Nachdem mein Learning Agreement vom International Office meiner Universität sowie meinem Fachbereich unterschrieben wurde, wurde es per Post nach Frankreich geschickt um vom International Office und dem betreuenden Fachbereich dort unterschrieben zu werden. Davon ist allerdings UNBEDINGT abzuraten, da mein Learning Agreement auf dem Postweg verloren ging. Es empfiehlt sich, das Dokument mit den deutschen Unterschriften selbst mit ins Ausland zu nehmen, denn nach Ankunft im Ausland bleibt noch genug Zeit, die Unterschritt des International Office und die des betreuenden Fachbereichskoordinators einzuholen. Nach Erhalt der Unterschriften auf jeden Fall eine Kopie des Learning Agreements machen. Auch das Certificate of ERASMUS-Grant muss vom International Office der Gasthochschule unterzeichnet werden sobald man im Gastland angekommen ist. Auch von diesem Dokument sollte auf jeden Fall eine Kopie erstellt werden bevor es zurück an das International Office der eigenen Hochschule gesendet wird. In Bezug auf die Wohnungssuche in Nancy haben ERASMUS-Studenten ein Vorrecht auf Wohnheimplätze. Der auszufüllende Antrag wird auf Nachfrage vom International Office Nancy an die ERASMUS Studenten verschickt. Zusätzlich zu diesem auszufüllenden Formular benötigt man allerdings noch ein weiteres Dokument, ein „Schoolarship Certificate“, welches vom International Office an der eigenen Hochschule auf Nachfrage erstellt wird und nachweist, dass man auch tatsächlich im ERASMUS-Programm ist. Der Antrag auf Wohnheimplatz wird dann zusammen mit dem Schoolarship Certificate ausgefüllt zurück nach Frankreich gesendet. Danach bekommt man relativ schnell Antwort, ob und in welchem Wohnheim man angenommen wurde. Zusammen mit der Bestätigung für einen Wohnheimplatz erhält man noch sehr viele andere Dokumente die obligatorisch ausgefüllt werden müssen, wenn man dann auch tatsächlich in dieses Wohnheim einziehen möchte. Gerade dafür ist es wichtig, die französische Sprache auch schon vor dem Aufenthalt recht sicher zu beherrschen, denn fast ausschließlich alle Dokumente die man von der Universté Henri Poincaré erhält sind in französisch. Um den Wohnungsplatz zu bekommen muss man unter anderem einen Garant haben der für einen bürgt (meistens die Eltern) und dieser Garant muss dann viele der geschickten Dokumente unterschreiben und gleichzeitig noch einige Dokumente, z.B. Gehaltsabrechnungen, beilegen, um seine finanzielle Situation darzulegen. Die Bestätigungsdokumente für ein Wohnheim zusammenzutragen ist sehr aufwendig und erfordert schon ein hohes Maß an französischem Sprachverständnis, da es sich unter anderem um Mietverträge und Garantieübernahmen in französischer Rechtssprache handelt. Hat man dann aber alle Dokumente zusammen und abgeschickt kann man sich bei Beginn des Semesters auf nach Frankreich machen. Bei Ankunft in Nancy muss man, bevor man das einem zugeteilte Zimmer im Wohnheim beziehen kann, zunächst eine Haftpflichtversicherung abschließen. Ohne den Beleg dass man in Frankreich Haftpflichtversichert ist darf man NICHT (unter keinen Umständen) in ein Wohnheim einziehen. Auch bei vielen Privatwohnungen wird der Nachweis über eine französische Haftpflichtversicherung verlangt. Solche Versicherungen sind allerdings nicht teuer (zwischen 27 und 40 € pro Jahr) und auf Anfrage beim International Office der Université Henri Poincaré bekommt man auch Informationen, wo man eine solche Versicherung abschließen kann. Mit der erhaltenen Bestätigung über die Versicherung kann man dann in das vorher ausgemachte Studentenwohnheim einziehen. Die meisten französischen Studentenheime sind mit sehr alten Möbeln eingerichtet, selten renoviert und auch ansonsten wenig komfortabel, dafür aber sehr günstig. Mein ca. 18m² großes Zimmer beinhaltete ein Waschbecken, ein Bett, einen Kleiderschrank, einen sehr großen Schreibtisch mit Stuhl und ein riesiges Fenster. Duschen und Toiletten waren auf dem Gang und wurden mit ca. 10 anderen Personen auf dem Gang geteilt. Die Kosten für das Zimmer lagen bei 156€ pro Monat. Von meinem Wohnheim aus war die Universität mit der Straßenbahn in nur 10 Minuten zu erreichen, ein Monatsticket für Studenten kostete 27€. Für praktisch alles was man an der Universität tun wollte musste man zunächst eingeschrieben sein und benötigt einen Studentenausweis. Dieser dient gleichzeitig als Mensakarte. Ich habe nicht ein einziges Mal in der Mensa gegessen und unter 30 französischen Kommilitonen gab es nicht einen einzigen der dort essen ging. Dies lag zum einen daran, dass das Essen angeblich sehr schlecht sein soll und zum anderen daran, dass es sehr viele andere Essensangebote auf dem Campus und in der Nähe gab (diverse Fast-Food Restaurants, verschiedene Baguetterien, Supermärkte, Bäcker etc.). Um auf dem Campus das dortige W-Lan Campusnetz zu nutzen benötigt man zunächst seinen Studentenausweis mit der Studentennummer, der Zugang muss dann aber noch von einem Rechner der bereits Internet-Zugang hat frei geschaltet werden (Kommilitonen fragen oder ins Internetcafé gehen). In der Bücherei muss man zum ausleihen von Büchern kurz registrieren lassen (1 Formular ausfüllen), danach kann man mit seinem Studentenausweis Bücher ausleihen und das Studieren kann losgehen. Viel Spass.
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