Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 1 Rückkehr zur Arbeit von Krebspatienten Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 2 Epidemiologie 2012 wurden ca. 493.780 Neuerkrankungen in Deutschland diagnostiziert [1] ca. 37,6% der Betroffenen waren zwischen 15 und 64 Jahren alt „Kann ich das noch?“ international liegen die Raten zwischen 43 und 44% (Europa und USA) [1] Hindernisse und Unterstützungsmöglichkeiten substanzieller Anteil an Patienten im erwerbsfähigen Alter künftige Entwicklungen: Referentin: Dr. Hilke M. Rath, Dipl.-Psych. ansteigendes Rentenalter führt langfristig zu mehr Betroffenen im erwerbsfähigen Alter (2012: 50,9 % der Erkrankten zwischen 15 und 69 Jahren [1]) Rehabilitationswissenschaftliches Seminar an der Universität Würzburg 28.10.2015 kontinuierlich steigende 5-Jahres-Überlebensrate von 64% [2] stetig wachsende Anzahl von „cancer survivors“ im jüngeren Alter [1] Globocan, 2015, [2] RKI, 2013 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Auswirkungen der Erkrankung auf das Arbeitsleben I Folie Nr. 3 zum Zeitpunkt der Diagnose Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Auswirkungen der Erkrankung auf das Arbeitsleben II Folie Nr. 4 Planung und Schwierigkeiten bei der Rückkehr zur Arbeit beruflicher Alltag wird durch Akutbehandlungen unterbrochen [3,4] psychische Belastung durch Erwartungsängste und Leistungsdruck [6,7] eventuell Notwendigkeit weiterer Therapien, die die Rückkehr zur Arbeit verzögern „Ein bisschen Angst und ein mulmiges Gefühl. … Kann ich das noch? Wie schnell kann ich sein? Kann ich meine Aufgaben erfüllen? Man setzt sich unter Druck.“ [6] finanzielle Einschränkungen (Krankengeld bis zu maximal 78 Wochen [5]) Unterstützung des Arbeitsumfelds z.T. notwendig Entscheidung für oder gegen eine Konfrontation des Arbeitsumfelds Konzentrationsprobleme, körperliche Einschränkungen, psychisch weniger belastbar, eingeschränkte Leistungsfähigkeit [9] „Ja, ich hatte vorher meine Gedanken und Bedenken, mit allen zu sprechen. Es ist so, als wenn man den anderen damit etwas zumutet … Es ist ein schwerer Gang, bis man es mitgeteilt hat.“[6] dennoch ist die berufliche Rückkehr für viele Patienten sehr wichtig Verlust von Struktur, Aufgaben und sozialen Kontakten [7,8] Erleben von Normalität, Gesundheit, Sinnhaftigkeit und Unabhängigkeit Wegfall der beruflichen Identität und damit assoziierter Anerkennung und Selbstwert [9] „Einfach wieder rauskommen aus der Wohnung und arbeiten. Geld verdienen, niemandem auf der Tasche liegen. Wieder was Sinnvolles machen, das war jetzt eine so lange Zeit.“ [6] [3] Holland et al., 2010, [4] Lang, 2013, [5] Mau, 2007, [6] Böttcher et al., 2012, [7] Kennedy et al., 2007, [8] Lillihorn et al., 2013, [9] Ullrich et al., 2012 [6] Böttcher et al., 2012, [7] Kennedy et al., 2007, [9] Ullrich et al., 2012 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Auswirkungen der Erkrankung auf das Arbeitsleben III Folie Nr. 5 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Auswirkungen der Erkrankung auf das Arbeitsleben IV Folie Nr. 6 halbstrukturierte Interviews in der Reha-Klinik Lehmrade Leitfaden mit folgenden Themenbereichen: Qualitative Interviewstudie Hauptfragestellungen: Themenbereich Inhalte Einleitung u.a. Vorabinformationen, Krankheitsgeschichte Beruf u.a. Stellenwert, Erwartungen, potenzielle Veränderungen, Ängste Rehabilitation Einschätzung der beruflichen Angebote Abschluss Klärung offener Fragen, Ergänzungen Einschlusskriterien Berufsspezifische Erwartungen, Bedürfnisse und Sorgen? Alter < 61 Jahre; erwerbstätig, befristet erwerbsunfähig oder arbeitssuchend; Einschluss aller Indikationen Beurteilung berufsbezogener Angebote in der Rehabilitation? Rekrutierung von 32 Patienten Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 7 Auswirkungen der Erkrankung auf das Arbeitsleben V Auswertung Folie Nr. 8 Rückkehr zur Arbeit- Daten international kehren ein Jahr nach der Diagnose 62% der Betroffenen zur Arbeit zurück (Range 50 bis 81%, [12]) Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring [10] induktive Kategorienbildung und Erstellung eines Kodierleitfadens mit Ankerbeispielen (MAXQDA [11]) Erwartungen, Sorgen und Befürchtungen Anstieg der Rückkehrraten auf ca. 89% zwei Jahre nach Diagnose [12] Rückkehrraten stark abhängig von der Grundstichprobe Reha-Setting: 76-79% kehrten ein Jahr nach der Rehabilitation zurück [13,14] soziale Aspekte, Aktivität, Selbstwert und Teilhabe, Rückkehr in die Normalität, Ablenkung von der Erkrankung, monetäre Anreize eingeschränkte Leistungsfähigkeit, körperliche Defizite, kognitive Veränderungen, weniger Stressresistenz, psychische Belastungen Beurteilung der Angebote Einbezug der Gesundheitssysteme und Bedingungen bislang noch weniger bekannt, wie die Situation mehrere Jahre später ist eine Studie 3,5 Jahre nach Diagnose zeigte, dass 26% der befragten Patienten berufliche Veränderungen erlebten [15] Herabsenken der Stunden vor allem Informationen, Hilfsmittel und Physiotherapie wurden hervorgehoben körperliche und mentale Einschränkungen dies wird vorwiegend von den Frauen benannt, Männer äußern sich weniger dazu dennoch berichten 90% mit den Veränderungen gut umgehen zu können [10] Mayring, 2008, [11] MAXQDA, 2001 [12] Mehnert, 2011, [13] Mehnert et al., 2012, [14] Böttcher et al. 2013a, [15] Torp et al., 2012 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 9 Rückkehr zur Arbeit- aktuelle Forschungsprojekte I aktuelle Projekte zur Erhebung längerfristiger Auswirkungen der Erkrankung auf die Rückkehr zur Arbeit (1) Sozialmedizinische Evaluation einer fachspezifischen Rehabilitation nach radikaler Prostatovesiculektomie (Förderer: Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung in Nordrhein-Westfalen (ARGE)) Wichtige Zusatzparameter! Rückkehr zur Arbeit- aktuelle Forschungsprojekte II Folie Nr. 10 Patientenkollektiv Patienten nach radikaler Prostatovesiculektomie ≤ 64 Jahre Anschlussheilbehandlung, Tumorstadien: pT 1-4, pN0, M0 & präoperative Erwerbstätigkeit (keine passive Phase von Altersteilzeit, keine Dauerrente, aktuell kein Rentenantrag) Erhebungsorte Studiendesign multizentrische und prospektive Feldstudie mit vier Messzeitpunkten Erhebung in Rehabilitationskliniken mit stationärem und/oder ambulantem Angebot T1: Beginn der Rehabilitation Dr. med. Christa Hagen-Aukamp, Niederrhein-Klinik, Korschenbroich T2: Ende der Rehabilitation Dr. med. Christa Kerschgens, Vivantes Rehabilitation, Berlin T3: Katamnese 12 Monate nach Ende der Rehabilitation Prof. Dr. med. Ullrich Otto, Klinik Quellental, Bad Wildungen T4: Katamnese 36 Monate nach Ende der Rehabilitation PD Dr. med. Martin Raida, HELIOS Klinik Bergisch-Land, Wuppertal Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- aktuelle Forschungsprojekte III Folie Nr. 11 Hauptfragestellungen für T4- 36 Monate nach Reha-Ende u.a. Welche beruflichen und arbeitsplatzbezogenen Belastungen berichten die Patienten drei Jahre nach Rehabilitationsende? Wie hoch ist der Anteil der Patienten, die drei Jahre nach der Rehabilitation an den Arbeitsplatz zurückkehren? Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- aktuelle Forschungsprojekte IV (2) Rückkehr zur Arbeit nach einer Krebsdiagnose - Erhebung von berufsbezogenem Unterstützungsbedarf sowie Verfügbarkeit und Wahrnehmung von Angeboten während und nach der Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit (Förderer: Forschungsförderungsfonds der Medizinischen Fakultät (FFM) des UKE) Wie hoch ist der Anteil an Patienten, der drei Jahre nach der Rehabilitation den beruflichen Alltag wieder problemlos aufnehmen konnte und wie viele Patienten berichten einen problematischen Verlauf? Studiendesign Wie erleben und bewerten die Patienten die Rückkehr zur Arbeit bzw. den Verbleib im Beruf? Patientenkollektiv Wie hoch ist der Anteil an Patienten, der drei Jahre nach Rehabilitationsende frühzeitig in die Rente eingetreten ist oder dies plant? Folie Nr. 12 qualitative Interviewstudie mit explorativem Ansatz Krebspatienten im erwerbsfähigen Alter, die erwerbstätig sind oder arbeitsuchend keine Einschränkung der Tumorindikation Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- aktuelle Forschungsprojekte V Folie Nr. 13 Erhebungsorte Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Probleme und Prädiktoren I Folie Nr. 14 generell ist das Risiko für Arbeitslosigkeit und Frührente im Vergleich zur Bevölkerung erhöht [16,17,18] Survivorsprechstunde und psychoonkologische Ambulanz des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf besonders betroffen scheinen Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren sowie bestimmten Tumorentitäten zu sein (Brustkrebs, Verdauungsorgane, [16,17]) Dr. med. Alexander Stein zudem finden Patienten, die durch die Erkrankung ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben können, schwerer in den Arbeitsmarkt zurück [16,18] Julia Quidde und Barbara Koch Dr. phil. Frank Schulz-Kindermann Hauptfragestellungen u.a. Äußern Patienten im erwerbsfähigen Alter nach ihrer Behandlung Probleme und Informationsdefizite bzgl. der Rückkehr in den Beruf? Faktoren, die die Nicht-Rückkehr zur Arbeit beeinflussen, sind bereits weitreichend untersucht [12] » viele Faktoren, die mit der Rückkehr zur Arbeit assoziiert sind und auf Erleben Patienten auch noch nach Wiedereinstieg in den Beruf Probleme, die sie am Arbeiten hindern? verschiedenen Ebenen ansetzen Wissen Patienten, wo sie Unterstützung erhalten können? [12] Mehnert, 2011, [16] de Boer et al., 2009, [17] Ahn et al., 2009, [18] Carlsen et al., 2008 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Probleme und Prädiktoren II Folie Nr. 15 soziodemographische Faktoren (u.a. Alter, Geschlecht [12,19]) Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Probleme und Prädiktoren III Folie Nr. 16 soziodemographische, krankheitsbedingte und berufsbezogene Faktoren kaum beeinflussbar krankheits- und behandlungsbedingte Faktoren (u.a. Tumorentität, Behandlungen, Fatigue [12]) psychosoziale berufsbezogene Faktoren berufliche Belastung und Unzufriedenheit [21-23] berufsbezogene Faktoren (u.a. berufliche Tätigkeit, Unterstützung vom Arbeitsumfeld [12]) Erwartungen und Ängste vor der Rückkehr zur Arbeit [24,25] patientenseitige berufliche Leistungseinschätzung [13,26] vom Patienten mit Unterstützung beeinflussbar psycho-soziale Faktoren (u.a. eigene Leistungseinschätzung [13,20]) bislang weniger untersucht [13] Mehnert et al., 2012; [21] Blekesaune et al., 2004, [22] Elovainio et al., 2005, [23] Siegrist et al., 2007, [24] Pryce et al., 2007, [25] Stewart et al., 2001, [26] DeBoer et al., 2008 [12] Mehnert, 2011, [13] Mehnert et al., 2012,, [19] Drolet et al., 2005, [20] Böttcher et al., 2013b Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Probleme und Prädiktoren IV Folie Nr. 17 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a Folie Nr. 18 schriftliche Befragung in drei Reha- Kliniken 3 Erhebungszeitpunkte 1. 2. T1- Beginn der Rehabilitation T2- 6 Monate nach Ende der Rehabilitation 3. T3- 12 Monate nach Ende der Rehabilitation Einschluss Alter < 61 Jahre; erwerbstätig, befristet erwerbsunfähig oder arbeitsuchend; Einschluss aller Indikationen; ausreichend gute Prognose Identifikation von psychosozialen berufsbezogenen Variablen, die mit einer Nicht-Rückkehr zur Arbeit ein Jahr nach Rehabilitationsende assoziiert sind Fallzahlentwicklung T1: 477 Patienten T2: 390 Patienten (82%) T3: 333 Patienten (70%) Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a Folie Nr. 19 Beginn der Rehabilitation- Instrumente Folie Nr. 20 Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a (N=333) Soziodemographische und Psychische Belastung: 21% medizinische Merkmale (%) 1. Hospital Anxiety and Depression Scale- HADS (psychische Belastung) 2. European Organization for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire-Core 30- EORTC QLQ-C30 (Lebensqualität) 1. .043 n.s. Berufliche Belastungen Fragebogen zur Erhebung beruflicher Gratifikationskrisen- ERI (berufliche Unzufriedenheit, Arbeitsverhalten) 2. Screening Instrument Beruf und Arbeit in der Rehabilitation- SIBAR (Frühberentungsrisiko, 3. Krankschreibung in den letzten 12 Monaten berufliche Belastung und Beratungsbedarf) 4. Patientenseitige Einschätzung der beruflichen Leistungsfähigkeit (Arbeitsfähigkeit bzgl. tägliche Stundenanzahl) Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 21 Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a (N=333) Folie Nr. 22 Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a (N=333) Soziodemographische und Psychische Belastung medizinische Merkmale (%) .016 .005 .002 .012 n.s. .001 .011 .001 <.001 .031 Skala 0-100 0 = maximale Einschränkung Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 23 Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a (N=333) Skala 0-21 0-7= unauffällig 8-10= grenzwertig mehr als 11=klinisch relevante Belastung Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a Folie Nr. 24 Keine Rückkehr zur Arbeit 12 Monate nach Rehabilitationsende (N=241) Berufliche Belastung Odds ratio (95% Konfidenzintervall) pA Arbeitsstatus <.001 <.001 <.001 <.001 .001 erwerbstätig Ref arbeitslos/ anderes 5.521 (1.108 – 27.510) Frühberentungsrisiko 3.773 (1.343 – 10.601) .037 .012 Subjektiv eingeschätzte Leistungsfähigkeit arbeitsfähig (6 h täglich oder mehr) Ref eingeschränkt arbeitsfähig (weniger als 6 h) 4.129 (1.428 – 11.938) .009 gar nicht arbeitsfähig 5.799 (1.004 – 33.478) .049 AWald Test; adjustiert für Alter, Geschlecht, Ausbildung, berufliche Position, Tumorerkrankung und Tumorstadium ähnliche Ergebnisse nach Imputation der Daten (N=477) Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Rückkehr zur Arbeit- Studie Böttcher et al., 2013a Folie Nr. 25 Fazit 1. 21% „Nicht-Rückkehrer“ stellen eine Subgruppe dar Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Erlebnisse nach der Rückkehr zur Arbeit I Folie Nr. 26 Kürzung der Arbeitszeiten [27, 28, 29] Gründe sind vor allem körperliche und psychische Beeinträchtigungen [28] zu Beginn der Rehabilitation höhere psychische und berufliche Belastungen Vorschalten von Screenings zur genauen Bedarfsermittlung eingeschränkte Leistungsfähigkeit (betrifft 20 bis 30%, [30,31,32]) Verbesserung nach spätestens 12 bis 18 Monaten [20,26,33] 2. wichtige Faktoren bzgl. Rückkehr zur Arbeit zumeist positive Reaktionen aus dem Arbeitsumfeld und Unterstützung [34] berufliche psycho-soziale Faktoren: erhöhtes Frühberentungsrisiko (u.a. gebildet durch Einschätzungen des Patienten) patientenseitig eingeschätzte berufliche Leistungsfähigkeit Patientenpläne sowie schlechtere Leistungsbeurteilung eventuelle Blockade Motivation und Unterstützung bei Umorientierung, falls notwendig und schwierig für den Patienten zu akzeptieren „Ich hab auch immer mit ihnen Kontakt gehalten. Wir haben telefoniert, eine Kollegin hat mich besucht, ich bin auch mal selbst hin ins Büro. … Das war auch wirklich hilfreich. Das war wie ‚ich flieg nicht raus, ich bin noch dabei‘.“ [6] dennoch oftmals Sorge Kollegen zu überfordern, zu viel abzuverlangen oder eine «Schonfrist» zu haben [6] [6] Böttcher et al., 2012, [20] Böttcher et al., 2013b, [26] deBoer et al., 2008,[27] Short et al., 2005, [28] Steiner et al., 2008, [29] Mols et al., 2009, [30] Bradley et al., 2005, [31] Gudbergson et al., 2006, [32] Taskila et al., 2007, [33] Bradley et al., 2007, [34] Villaverde et al., 2008 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 27 Erlebnisse nach der Rückkehr zur Arbeit II neben der Unterstützung durch das Arbeitsumfeld, oft Wunsch nach professioneller Hilfe durch ärztliche Beratung [35,36] Ergebnisse aus Reha-Studie zeigen, dass nur knapp die Hälfte vor der Rehabilitation berufliche Beratung von ärztlicher Seiter erhalten hat [6] Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 28 Erlebnisse nach der Rückkehr zur Arbeit- Geschlechtsunterschiede bislang noch wenig geschlechtsspezifische Studien hinsichtlich der Rückkehr zur Arbeit Review [9] Patientinnen berichten größere arbeitsbezogene Leistungseinschränkungen vor allem bezüglich hinsichtlich kognitiver Arbeitsanforderungen wenige Beratung wird durch internationale Studien bestätigt [37,38] Patientinnen reduzieren wöchentliche Arbeitszeiten häufiger und tendenziell in höherem Ausmaß ärztliches Urteil wird jedoch von Patienten häufig als wichtig eingeschätzt, um die Rückkehr zur planen Patientinnen scheinen mehr von einem unterstützenden Arbeitsumfeld zu profitieren interessante Informationen bzgl. der Frage nach Hilfsangeboten in der Nachsorge und Rehabilitation [6] Böttcher et al., 2012, [35] Taskila et al., 2006, [36] Torp et al., 2011, [37] Main et al., 2005, [38] Maunsell et al., 1999 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Konzepte zur Förderung der Rückkehr zur Arbeit Folie Nr. 29 [9] Ullrich et al., 2012 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 30 nationale und international bestehen keine konkreten Leitlinien, wie Hilfsangebote in der Nachsorge aussehen sollte betrifft u.a. das Setting, die durchführende Profession und die Inhalte, die angeboten werden sollten [16] ein internationales Review gibt Hinweise, dass vor allem multidisziplinäre Hilfsangebote erfolgsversprechend [39] Möglichkeit der Unterstützung durch berufsspezifische Angebote im Rahmen der medizinischen Rehabilitation [16] deBoer et al., 2009, [39] deBoer et al., 2011 Basis ist die gleiche Stichprobe, mit der die vorherige Fragestellung zum Thema Prädiktoren der Nicht-Rückkehr zur Arbeit untersucht worden ist [Böttcher et al., 2013a] Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 31 Einfluss eines berufsspezifischen Interventionskonzepts im Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 32 multizentrisches Design mit einer Interventions- und Vergleichsgruppe Umsetzung eines berufsorientierten Konzepts in der Interventionsgruppe Rahmen einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme auf 3 Erhebungszeitpunkte 1. die berufliche Rückkehrrate? 2. die berufliche Leistungsfähigkeit? 3. berufliche Belastungen? 1. 2. T1- Beginn der Rehabilitation T2- 6 Monate nach Ende der Rehabilitation 3. T3- 12 Monate nach Ende der Rehabilitation Einschluss 4. den Bedarf an weiterer beruflicher Beratung? 5. die Zufriedenheit der Patienten mit berufsbezogener Unterstützung? Hypothese: Erhalt der Intervention führt im Vergleich zum Erhalt einer berufsunspezifischen Alter < 61 Jahre; erwerbstätig, befristet erwerbsunfähig oder arbeitsuchend; Einschluss aller Indikationen; ausreichend gute Prognose Fallzahlentwicklung Maßnahme zu einer positiveren Entwicklung der Parameter T1: 477 Patienten T2: 390 Patienten (82%) Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie T3: 333 Patienten (70%) Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 33 T1: Beginn der Rehabilitation T2: 6 Monate nach Rehabilitationsende T3: 12 Monate nach Rehabilitationsende berufliche Rückkehrraten x x Ergotherapie x x Rentenberatung x x x x Screening Instrument Beruf Folie Nr. 34 Fragebogen, Ärztliches Aufnahmegespräch Berufsanamnese und Festlegung berufsbezogener Therapieziele vorläufige sozialmedizinische Beurteilung und Arbeit in der Physiotherapie Rehabilitation (SIBAR) x Arbeitsbezogene Verhaltens- Reha-Berater und Erlebensmuster (AVEM) Patientenzufriedenheit beruflicher Beratungsbedarf Gruppen Sozialarbeit Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 35 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 36 Fragebogen, Ärztliches Aufnahmegespräch Berufsanamnese und Festlegung berufsbezogener Therapieziele Studienbedingung T1- Beginn der Rehabilitation Interventionsgruppe: 259 (100%) Ergotherapie vorläufige sozialmedizinische Beurteilung Vergleichsgruppe: 218 (100%) Physiotherapie T2- 6 Monate nach Ende der Rehabilitation Interventionsgruppe: 218 (84%) Vergleichsgruppe: 172 (79%) Reha-Berater Rentenberatung T3- 12 Monate nach Ende der Rehabilitation Interventionsgruppe: 183 (71%) Back-to-work-Gruppe Sozialarbeit Vergleichsgruppe: 153 (70%) Ausschluss erwerbsloser und befristet erwerbsunfähiger Patienten zu T1 für die Auswertungen Interventionsgruppe: 172 (66%) Vergleichsgruppe: 137 (63%) T3= 309 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Nr. 37 Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie (N=309) T3- ein Jahr nach Rehabilitationsende Geschlecht (%) Interventionsgruppe (N=172) Vergleichsgruppe (N=137) P1 79 75 .404 50.3 (7.0) 49.0 (7.1) .124 40.7 50.4 weiblich Alter (M, SD) Tumorlokalisation (%) Brustdrüse Verdauungsorgane Nr. 38 Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie (N=174) Rückkehr zur Arbeit ein Jahr nach Rehabilitationsende (N=174) 19.5 % nicht zurückgekehrt 23.7 % nicht zurückgekehrt n.s. 80.5 % zurückgekehrt 9.5 12.2 10.9 Lymphatisches und blutbildendes Gewebe 4.7 14.6 Schilddrüse 3.5 2.9 Atmung 2.3 3.6 90 80 80 sonstiges 9.9 8.0 70 70 10.0 (11.5) 10.7 (10.8) / Genitalorgane Intervention Vergleich subjektiv eingeschätzte Leistungsfähigkeit (N=174) .001 100 100 Beginn der Reha 75,0 90 83,2 Anschlussheilbehandlung (AHB) 45.0 75.2 Allgemeines Heilverfahren (AHV) 55.0 24.8 12 Monate nach Ende der Reha 40,8 n.s. 60 Zeit seit Diagnosestellung/ Monate (M, SD) Art der Reha (%) 76.3 % zurückgekehrt 26.7 .604 • Interventionsgruppe • Vergleichsgruppe 50 40 30 <.001 60,8 .030 60 46,1 28,9 50 40 9,2 4,2 15,8 30 12,6 20 20 10 10 0 0 voll leistungsfähig eingeschränkt leistungsfähig gar nicht leistungsfähig 13,2 10,3 eingeschränkt leistungsfähig voll leistungsfähig gar nicht leistungsfähig 1 Chi2-Tests & T-Tests Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Nr. 39 Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie (N=174) Erfolgreiche Rückkehr zur Arbeit (N=174) Nr. 40 Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie (N=174) Umgang mit beruflichen Belastungen zu T1 bis T3 (AVEM) Volle Leistungsfähigkeit (N=174) Resignationstendenz bei Misserfolg (AVEM) pA OR (95% CI) Zugehörigkeit zur Interventionsgruppe AWald 0.99 (0.39 – 2.51) pA OR (95% CI) 2.38 (1.03 – 5.46) .990 .041 24 17 23 16 22 n.s 15 Test; adjustiert für berufliche Position, Tumorerkrankung, Zeitraum seit Diagnosestellung und Behandlungen Offensive Problem bew ältigung (AVEM) 18 14 21 19 12 18 T1 T2 n.s 20 13 T3 T1 Interventionsgruppe (N=77) Innere Ruhe und Ausgeglichenheit (AVEM) Vergleichsgruppe (N=97) T2 T3 Interventionsgruppe (N=77) Vergleichsgruppe (N=97) 22 21 Skala 0-30 pro Skala 6 Items Likert-Skala (1=trifft überhaupt nicht zu bis 5=trifft völlig zu) 20 19 n.s 18 17 16 T1 T2 T3 Interventionsgruppe (N=77) "Vergleichsgruppe (N=97)" 1 Chi2-Tests & T-Tests Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 41 Bedarf an weiteren beruflichen Beratungen & Zufriedenheit T2- N=390 Interventionsgruppe (N=218) Vergleichsgruppe (N=172) Zufriedenheit1(M, SD) Es wurden Probleme besprochen, die beim Übergang in den Alltag entstehen können. Es wurde besprochen, wie der berufliche Wiedereinstieg gestaltet werden soll. T3- N=309 1Skala Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 42 Fazit 1. bislang einzige berufsorientierte Interventionsstudie im Rahmen der onkologischen Rehabilitation (Einschluss von Patienten aller Tumorentitäten) 3.6 (1.1) n.s 3.1 (1.2) 3.8 (1.1) <.001 3.1 (1.3) 2. Krebspatienten scheinen im Durchschnitt keine besonderen beruflichen Interventionsgruppe (N=172) Belastungen aufzuweisen (AVEM) Vergleichsgruppe (N=137) 3. hohe Rückkehrrate von im Schnitt 78% (AHB-Patienten) Berufliche Beratung (%) nach der Rehabilitation aufgesucht Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 7.4 n.s 14.0 1 „trifft überhaupt nicht zu“, 2 „trifft eher nicht zu“, 3 „trifft teilweise zu“, 4 „trifft überwiegend zu“, 5 „trifft voll und ganz zu“ Orthopädie 72% [7] & Kardiologie 62% [8] [40] Bürger et al., 2001, [41] Mittag et al., 2001 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Förderung der Rückkehr zur Arbeit- Böttcher et al., 2013bFolie Nr. 43 Fazit 4. bislang Interventionsgruppe kehrt zu einem höheren Anteil und früher zur Arbeit zurück, allerdings lässt sich der Effekt nicht statistisch absichern Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Folie Nr. 44 Medizinische beruflich-orientierte Rehabilitation (MBOR) MBOR-Anforderungsprofil und Praxishandbuch zur arbeits- und berufsbezogenen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung [42,43,44] (a) zu kleine Fallzahlen; (b) Deckeneffekt 5. Patienten der Interventionsklinik berichten eine signifikant bessere Fokus in der Forschung momentan vor allem auf psychosomatische und orthopädische Patienten [45,46] berufliche Leistungsfähigkeit nach einem Jahr und eine höhere Zufriedenheit mit den Angeboten Intervention fördert vor allem die positive Entwicklung subjektiver Studienergebnisse entsprechen dem Behandlungsansatz dennoch besteht in der Onkologie noch viel Forschungsbedarf Parameter [42] DRV, 2010, [43] DRV, 2012, [44] Lukascik et al., 2011, [45] von Manteuffel, 2011, [46] Bethge et al., 2012 Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Fazit und Ausblick Folie Nr. 45 bereits viel Forschung, die die Bedeutung der Rückkehr zur Arbeit für Krebspatienten unterstreicht zudem gute Kenntnisse über Prädiktoren als Förderfaktoren oder Barrieren Patienten kehren oftmals unter Problemen zurück, werden aber meist gut aufgefangen es scheint vor allem eine Subgruppe stark belastet zu sein Frauen scheinen länger unter Einschränkungen zu leiden als Männer AVEM als reliables und valides Messinstrument, um konkrete Probleme zu identifizieren aktuell fehlen noch ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich berufsbezogener Interventionen Folie Nr. 47 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. Hilke M. Rath, Dipl.-Psych. Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf [email protected] Bilder u.a.: sxc.hu Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Fazit und Ausblick Folie Nr. 46 ABER: Arbeit als wichtige Ressource für Krebspatienten, weshalb eine Förderung sinnvoll scheint und bspw. in der Reha gelingen kann jedoch beeinflusst durch eigene Wahrnehmung von Leistungsgrenzen und Unsicherheiten, die vermeintliche Barrieren darstellen können besonders längerfristige Studien sind nötig, um neben den Rückkehrraten u.a. Parameter wie Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit, Unterbrechungen und Jobwechsel zu verfolgen
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