Niobe (Met. 6,146-312)

Niobe (Met. 6,146-312)
Bestrafung
Die Bestrafung ist in Ovids Metamorphosen ein großes Thema. Meist werden diese Bestrafungen
durch Verwandlungen durchgeführt. Arachne wurde zum Beispiel in eine Spinne verwandelt. Doch
nicht nur Verwandlungen waren harte Bestrafungen, oftmals wurden Familienmitglieder verletzt
oder auch getötet. Aufgrund der wenigen Nachkommen wurde Latona von Niobe verspottet. Im
Gegensatz zu Niobe, die 14 Kinder besitzt, hat Latona nur zwei Kinder. Die Verspottung löste in
Latona so viel Wut aus, dass sie beschloss die sieben Jungen der Niobe zu töten. Aufgrund des
immer noch bestehenden Hochmuts der Niobe hat Latona die übrigen sieben Mädchen der Niobe
auch noch getötet. In diesem Mythos scheint die Bestrafung völlig gerechtfertigt, da Niobe eine
mächtigere Frau verspottet hat. Zwar ist sie die stolzere und glücklichere der beiden Damen, doch
darf sie mit ihrem Glück gegenüber einer Göttin nicht so prahlen.
Doch andererseits wurde nicht nur Niobe, die die Göttin verspottet hat, sondern im Grunde
genommen die ganze Familie bestraft, die mit der Sache wenig zu tun hatte. Wenn man dies
genauer betrachtet, so mussten viele unschuldige Leute sterben und für den Fehler ihrer Mutter
büßen.
Betrachtet man den Aspekt, dass viele unschuldige Menschen wegen des Fehlers eines einzelnen
Menschen sterben, kann man sich vorstellen, dass das auch heute noch vorkommen kann. Egal ob
Kriege oder Fehler in der Wirtschaft, alle müssen für die Fehler eines anderen büßen. Aus diesem
Blickwinkel betrachtet scheint die Bestrafung der Niobe komplett überzogen zu sein, doch wenn
man sieht, wie provokant und hochmütig Niobe war, scheint diese Strafe am effektivsten und auch
nicht völlig unvertretbar gewesen zu sein.