Printversion

Hess, Nic, kollekTIEREnd, 1999,
Verschiedene Klebebänder auf Holz
und Wand, Hellraumprojektor,
Masse variabel, Migros Museum für
Gegenwartskunst, Zürich
Bearbeitungstiefe
Name
Hess, Nic
Namensvariante/n
Maria, Hermeto zé
Lebensdaten
* 10.4.1968 Zürich
Bürgerort
Zürich
Staatszugehörigkeit CH
Vitazeile
Zeichner. Klebebandinstallationen, Mixed Media
Tätigkeitsbereiche
Installation, Skulptur, Mixed Media, Kohlezeichnung, Zeichnung
Lexikonartikel
Nach der Ausbildung zum Hochbauzeichner besuchte Nic Hess 1992–
96 die Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. 1995–96 Studium an der
Hochschule der Künste Berlin bei Katharina Sieverding (geboren 1944).
Verschiedene Reisen führten ihn in die USA, nach Mexiko, Guatemala
und Tibet, wo er 1997 einen Hausentwurf für das Kinderhilfswerk Tendol
Gyalzur realisierte. Seit 1998 diverse Einzelausstellungen im In- und
Ausland: Serge Ziegler Galerie, Zürich (1998, 2000), Galerie Jesco von
Puttkamer, Berlin (2000, 2002), KW Institute for Contemporary Art, Berlin
(2000), The Drawing Center, New York (2000), Queens Museum of Art,
(2000), Kunstmuseum Winterthur (2002), Kunsthaus Baselland, Muttenz
Seite 1/4, http://www.sikart.ch
(2003), Haus der Kunst, München (2004), The Project, New York und Los
Angeles (2005). Mehrere Auszeichnungen: Eidgenössischer Preis für
freie Kunst (1999, 2000), Atelier der Schweizerischen Eidgenossenschaft
am P.S.1, New York (2001–02), Manor-Kunstpreis Winterthur (2002).
Regelmässige Auftritte alias Hermeto Zé Maria mit dem Sängerduo
Frankie & Tony.
Nic Hess’ Arbeiten entstehen direkt auf der Wand: Mittels Klebestreifen
und Folien zieht der Künstler Linien, die sich stellenweise verdichten
oder über ganze Räume ausdehnen. Neben diesen «Zeichnungen»
entstehen dreidimensionale Werke wie die aus bunten Fussbällen
zusammengesetzte Installation It’s a men’s world in der Serge Ziegler
Galerie (2000).
Das Verknüpfen von unterschiedlichen Bildsprachen durchzieht Hess‘
Arbeiten wie ein roter Faden: Der Künstler löst verschiedene
Bildelemente aus ihrem ursprünglichen Kontext und verflicht sie zu
neuen, ungewöhnlichen Konstellationen. In der Installation
kollekTIEREnd (1999) versammelt sich ein artenreicher Zoo von
naturalistisch gezeichneten Elefanten, schablonenhaften Tiersilhouetten,
populären Maskottchen und Firmenlabels. Dieses Prinzip des visuellen
«Samplings» kennzeichnet auch die Arbeit Der Horizont des Indianers
(2000): Im Federschmuck des überdimensionierten Indianerkopfs
entdeckt man das Mitsubishi-Logo, das nochmals als
Gesichtsbemalung auftaucht; das Ohr ziert ein @-Signet. Für die 2001 im
Auftrag des Migros-Kulturprozents gestaltete Migros-Papiertragtasche
verwendet Hess eine Bildsprache, die er aus international geläufigen,
kommerziellen Labels komponiert: Das unverkennbare M-Signet des
Grossverteilers erscheint neben dem Logo der amerikanischen
Fastfoodkette McDonald’s. Die «Corporate Identity» der «Brands» tritt in
den Hintergrund zugunsten eines ästhetischen Dialogs der Zeichen. Die
Palette der verwendeten Bildelemente umfasst sowohl Ikonen aus der
globalisierten Werbung als auch kulturell verankerte Zeichen. So
entdeckt man in der Installation Together now (2000) den längst zu
einem Klassiker der Kunstgeschichte gewordenen Schrei von Edvard
Munch (1863–1944). Hess wandelt das Sujet jedoch auf kühne Weise
ab: Die bei Munch aufgerissenen Augen überklebt er mit einem
schwarzen Streifen.
In den jüngsten Arbeiten sind die Logos weniger präsent. Die Zeichen
scheinen freier gesetzt und gewinnen einen breiteren
Seite 2/4, http://www.sikart.ch
Bedeutungsspielraum. Für die Ausstellung Guten Morgen Deutschland!
im Haus der Kunst in München (2004) bespielt Hess die zentrale Halle
des Hauses mit einer multimedialen Installation und bringt so die
Symmetrie des monumentalen Raumes – wo Hitler 1939 die
Eröffnungsrede zur dritten «grossen deutschen Kunstausstellung» hielt
– aus dem Gleichgewicht. «Zeichnen» bedeutet für Nic Hess folglich vor
allem Zeichen zu setzen und in überraschenden Kompositionen visuelle
Bezüge zu neuen Bildwelten zu schaffen.
Werke: Guadalajara, Mexiko, Collection Omnilife S.A.; Horgen, Dow
Chemical; Mexico City, Jumex Collection; Kunstmuseum St. Gallen;
Kunsthaus Zürich; Zürich, Zürcher Kantonalbank; Zürich, Migros Museum
für Gegenwartskunst; Zürich, Sammlung Bank Cantrade; Universität
Zürich; Zürich, Amt für Arbeit und Wirtschaft des Kantons Zürich.
Dina Epelbaum, 2006
Literaturauswahl
Seite 3/4, http://www.sikart.ch
- Nic Hess. Drawing Installations 1995-2013. Texts: Christian
Ganzenberg und Renate Wiehager; Editing: Christian Ganzenberg. Köln:
Snoeck, 2014 (Daimler art collection. Artist book; #4)
- Piktogramme. Die Einsamkeit der Zeichen. Kunstmuseum Stuttgart,
2006-07. Hrsg.: Marion Ackermann; Texte: Georges Didi-Hubermann [et
al.]. München und Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2006
- Nic Hess. Guten Morgen Deutschland‹I›. München, Haus der Kunst,
2004. Audiotagebuch: Nic Hess; Hörspiel: Katja Huber; Interview:
Stephanie Rosenthal. Berlin: Megaeins, 2004, [CD-Rom und Faltposter]
- «Insert: Nic Hess». In: Parkett, 2004, 70, S. 145-156
- My life with Frankie & Tony. Muttenz, Kunsthaus Baselland, 2003.
Design: Nic Hess and Hermeto Ze Maria. Berne: Bundesamt für Kultur,
2003
- Nic Hess. 51 Views of Mount Matterhorn. Ed. by Christoph Doswald;
[texts:] Christoph Doswald, Wim Jetten and Beat Santschi. OstfildernRuit: Hatje Cantz, 2002
- Out of space. Kunstmuseum Thun, 2000. Texte: Madeleine Schuppli
und Hans Rudolf Reust. Thun: Vetter Druck, [2000]
- Nic Hess [Together now].. New York, The Drawing Center, 2000. Essay
by Elizabeth Finch. New York, 2000 (The Drawing Center's drawing
papers 5)
- Nic Hess. Hrsg.: Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung; Texte: Dorothea
Strauss und Rein Wolfs. Baden: Lars Müller, 1999 (Collection cahiers
d'artistes)
- Peace. Zürich, Migros Museum für Gegenwartskunst, 1999. Published
by Rein Wolfs; ed. by Gianni Jetzer. Zurich, 1999
Website
www.nichess.ch
Direktlink
http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=10018824&lng=de
Normdaten
GND 122333845 | Deutsche Biographie
Letzte Änderung
05.08.2015
Disclaimer
Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen
Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung.
Copyright
Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank
von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine
Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen
in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne
ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet.
Empfohlene Zitierweise
AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum
des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008,
2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz,
http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom
13.9.2012.
Seite 4/4, http://www.sikart.ch