Ausgabe 4/2015 Dezember 2015 Haidegger Perspektiven Winterliche Ruhe für die Natur Abteilung 10 Land- und Forstwirtschaft Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg Pflanzengesundheit und Spezialkulturen www.haidegg.at Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten..... Inhaltsverzeichnis Buschbohnen3 Behangsregulierung6 Neustrukturierung9 PIWIs10 Vegane Klärschönungen 14 Beerenobst in Silberberg 16 Neue Apfelsorten 18 Veranstaltungen 20 Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 10 Land- und Forstwirtschaft Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg Pflanzengesundheit und Spezialkulturen Ragnitzstraße 193, A-8047 Graz Tel. 0316 877 6600 Fax 0316 877 6606 e-mail: [email protected] www.haidegg.at Chefredaktion: Dr. Thomas Rühmer Redaktion: Ing. Markus Fellner, Ing. Georg Innerhofer, Dr. Gottfried Lafer, DI Doris Lengauer, Ing. Wolfgang Renner, Dr. Leonhard Steinbauer Layout: tr creativ, Karolina Spandl Druck: Druckerei Dorrong, Graz Erscheinungsort Graz Die Inhalte sind von den Autoren sorgfältig erarbeitet und zusammengestellt. Jegliche Art der Vervielfältigung oder Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des jeweiligen Autors. Alle Rechte sind den Autoren vorbehalten. 2 Zu Beginn der Apfelernte - zwischen 24. August und 17. September 2015 - wurden in 11 europäischen Ländern 126 Apfelproben eingekauft und danach auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Auf Österreich entfielen 10 Proben, eine dieser Proben war „Bioware“. Erfreulicherweise waren bei 30 % der Proben keine Rückstände nachweisbar. Bei 70 % der Proben konnten Rückstände nachgewiesen werden. Es ist äußerst positiv, dass die Auslastung der gesetzlichen Rückstandshöchstwerte im Durchschnitt nur bei 2,7 % lag, die höchste gemessene Auslastung bei 10 Prozent. Österreichische Äpfel sind also sehr sicher im Sinne einer wissenschaftlichen Risikobewertung! Diese Untersuchungen wurden von Greenpeace in Auftrag gegeben. Der von Greenpeace veröffentlichte Bericht wurde mit dem Titel „Pestizide – ein bisschen ist zu viel“ und dem Untertitel „Agrargifte in Äpfeln“ veröffentlicht. Der Schlusssatz der Zusammenfassung lautet: „Besonderen Anlass zur Sorge geben die Datenlücken in Zusammenhang mit krebserregenden, erbgutverändernden und hormonschädigenden Eigenschaften bei einem erheblichen Anteil der Pestizide, die im Rahmen dieser Studie in den Apfelproben nachgewiesen wurden“. Die Medien haben die Meinung von Greenpeace unreflektiert transportiert. Den traurigen Höhepunkt bildete die Meldung, dass man die Verteilung von steirischen Äpfeln an die Flüchtlinge stoppen musste, weil keine Möglichkeit zum Waschen der Früchte gegeben war! Wiederum eine schlecht recherchierte Meldung zum Schaden der steirischen Obstwirtschaft. Die meisten Menschen in unserer industrialisierten Gesellschaft sterben an zu viel Fett und zu viel Zucker. Dazu kommt noch, dass es Vertreter dieser beiden Gruppen gibt, die kritisch gesehen werden: trans-Fettsäuren und Fructose-Glucose-Sirup, vulgo Maissirup. Die US Food and Drug Administration entschied im Juni 2015 das generelle Verbot von künstlichen trans-Fettsäuren in Lebensmitteln. In Österreich gibt es einen Grenzwert: 2 % veresterte trans-Fettsäuren („gehärtete Fette“) bei Fettgehalten über 20% und 4 % bei Fettgehalten unter 20 Prozent. Fructose-Glucose-Sirup schmeckt süßer, weshalb es in der Lebensmittelindustrie gerne verwendet wird. Leider wird Fructose weitgehend Insulin unabhängig in der Leber verarbeitet. Das verringert das Sättigungsgefühl und fördert die Fettsynthese. Laut einer Studie der University of Utah, die im „Journal of Nutrition“ veröffentlicht wurde, senkt Maissirup die Fruchtbarkeit und die Lebenserwartung bei weiblichen Mäusen. Es wäre wichtig in der öffentlichen Diskussion die wirklich gesundheitsrelevanten Probleme zu thematisieren und endlich Prioritäten zu setzen, um die notwendigen Aktivitäten in die volkswirtschaftlich wertvollere Richtung zu lenken. Dr. Leonhard Steinbauer Haidegger Perspektiven DI Nicolas Stohandl Der Anbau von Trockenbohnen in Österreich – eine Möglichkeit zur Schließung einer Versorgungslücke? Die Zahl der vegan oder vegetarisch lebenden Bevölkerung nimmt kontinuierlich zu. In Österreich ernährt sich bereits in 15 % aller österreichischen Haushalte zumindest eine Person vegan oder vegetarisch (Quelle: www.vegan.at). Damit verbunden ist ein gesteigerter Bedarf an natürlichen Proteinquellen. Aber auch durch die Übernahme von Nahrungsgewohnheiten anderer Kulturen wird die Trockenbohne immer gefragter. Gerade in Mittel- und Südamerika ist sie für eine ausgewogene Ernährung unverzichtbar. Nicht zu vergessen ist der hohe gesundheitliche Wert der Bohnen. Neben ihrem hohen Eiweiß- und Eisenanteil ist ihre anti-kanzerogene Wirkung bekannt. Darüber hinaus senken Bohnen das Risiko, an Diabetes Typ II zu erkranken und wirken regulierend auf den Cholesterinspiegel. In Österreich ist es hauptsächlich die Käferbohne, die als Trockenbohne konsumiert wird. Bei den Busch- Gesichtete Buschbohnen Nr. Sorten Herkunft Anmerkung 1 Big Borlotto Graines Voltz weiß-rot marmoriertes Korn 2 Black Turtle Reinsaat schwarzes Korn 3 Borlotto Rosso Volmary weiß-rot marmo- 4 Brown Dutch Kiepenkerl braunes Korn 5 Canadian Wonder Graines Voltz rotes Korn 6 Facta Volmary weißes Korn 7 Flagrano Graines Voltz grünes Korn 8 Lingot Graines Voltz weißes Korn 9 Michelet Graines Voltz cremeweißes Korn 10 Tomacevski Reinsaat beige-schwarz 11 Red Kidney VST Wies riertes Korn marmoriertes Korn Ausgabe 4/2015 dunkelrotes Korn bohnen sind es vor allem rote und weiße Typen, die als Konservenbohne genossen werden. Die angebotenen Trockenbohnen stammen meist aus Asien und eine Sortimentsentwicklung einheimischer, ertragsstabiler Bohnen würde diese Versorgungslücke schließen. Die Vielfalt an Bohnensorten kennt jedenfalls kaum Grenzen, besonders auf Größe, Form und Farbe bezogen. Somit ist es auch möglich, optische Abwechslung auf den Teller zu bekommen. Um den österreichischen Anbau von Trockenbohnen zu erproben und zu entwickeln, wurde von BIO Austria ein Gemeinschaftsprojekt mit mehreren Projektpartnern initiiert. An der Versuchsstation wurden zu diesem Zweck elf verschiedene Sorten Buschbohnen gesichtet. Diese wurden speziell für die Nutzung des Korns gezüchtet und sind nicht mit Sorten für die Fisolenernte zu vergleichen. Wegen der bis zu 3-mal längeren Kulturzeit gegenüber Fisolen, sind besonders die Die Sorten Red Kidney (oben) und Lingot (unten) 3 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Krankheiten & Schädlinge Hasenfraß, Blattläuse und Spinnmilben befielen alle Sorten mehr oder weniger stark. Bohnenrost konnte, mit Ausnahme von „Black Turtle“, auch an allen anderen Sorten beobachtet werden. Die Sorte „Brown Dutch“ wurde außerdem von Sclerotina befallen. Blühverhalten Die Sorten Black Turtle (oben) und Borlotto (unten) Standfestigkeit und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten wichtig zu beurteilen. Züchterisch sind Sorten in Europa nicht so intensiv behandelt worden wie in den USA, nur in Frankreich und Italien findet eine gewisse züchterische Bearbeitung dieser Kultur statt. Somit haben die in Europa verfügbaren Sorten sehr wenige bis gar keine Resistenzen und sind vom Wuchs mit Fisolen oder Sojabohne nicht zu vergleichen. Ein weiterer großer Unterschied zum amerikanischen Anbau sind die Anbausysteme. Werden Bohnen in Europa hauptsächlich wie Sojabohnen angebaut und je nach Region auf Schwad gelegt und dann gedroschen oder direkt gedroschen, wird in den USA auf kleinen Dämmen angebaut und mit speziellen Erntevorsätzen (Schiffchen) direkt am Feld gedroschen. Die Aussaat erfolgte bei allen Sorten am 13. Mai 2015. Der Blühbeginn der einzelnen Sorten zeigte sich zum Teil mit Unterschieden von bis zu zwei Wochen. Die früheste Sorte, „Tomacevski“, stand bereits am 22. Juni 2015 in Vollblüte, wogegen die Sorte „Black Turtle“ erst am 10. Juli 2015 dieses Stadium erreichte. Die meisten Sorten blühten um den 30. Juni 2015. Wuchshöhe Bei nahezu allen Sorten konnte festgestellt werden, dass Wuchshöhe und Standfestigkeit miteinander eng korrelierten. Eine Ausnahme davon war die Sorte „Canadian Wonder“, die trotz sehr geringer Wuchshöhe die geringste Standfestigkeit hatte. „Flagrano“ und „Lingot“ hatten die geringste Wuchshöhe und die beste Standfestigkeit. Große Unterschiede waren ebenfalls in der Anzahl der Hülsen pro Pflanze zu beobachten. „Black Turtle“ besaß im Durchschnitt 18,4 Hülsen, „Tomacevski“ dagegen nur 9,6 Hülsen. Weniger gering war der Unterschied bei der Anzahl der Körner je Hülse, hier lagen alle Sorten bei Werten zwischen 4 und 5. Durch Starkregen und Hagel wurden die Sorten sehr in Mitleidenschaft gezogen. Da dieses Ereignis zum Standfestigkeit Bezüglich der Standfestigkeit gab es große Unterschiede zwischen den Sorten. So wies die französische rotkörnige Sorte „Canadian Wonder“ die schlechteste Standfestigkeit auf und „Red Kidney“ aus der Versuchsstation Wies eine weitaus bessere. Am standfestesten waren die Sorten Flagrano und Lingot. Die Wachtelbohnentypen „Big Borlotto“ und „Borlotto Rosso“, wie auch die braune Bohnensorte „Brown Dutch“ hatten eine sehr schlechte Standfestigkeit. 4 Die Sorte Michelet Haidegger Perspektiven Feldparameter Trockenbuschbohnen Ende der Kulturzeit auftrat, hatten die Pflanzen auch keine Zeit mehr, sich aufzurichten und somit lagen viele Hülsen am Boden. Ein verlustfreier Drusch wäre hier nicht möglich. Bevor der Hagel die Pflanzen umlegte, war der Hülsenansatz aber mit Soja vergleichbar. 7 6 5 4 3 2 1 0 Erträge Ertraglich gab es zwischen den Sorten extreme Unterschiede. Es konnte auch festgestellt werden, dass die Standfestigkeit mit dem Ertrag nicht korreliert, so hatte „Borlotto Rosso“ eine geringere Standfestigkeit als „Michelet“, konnte aber beim Ertrag am besten abschneiden. Generell konnten „Black Turtle“, „Lingot“ und „Red Kidney“ mit einem Ertrag von über 1500 kg/ha überzeugen, „Borlotto Rosso“ und „Michelet“ sogar mit über 2500 kg/ha. „Flagrano“ hatte die beste Standfestigkeit, lag aber ertraglich knapp unter der 1000 kg/ha Marke. Für einen direkten Drusch am Feld sind „Lingot“ und „Michelet“ zu empfehlen, welche auch bei unerwarteten Wetterereignissen eine sehr gute Feldhaltbarkeit gezeigt haben. Bei angepasster Erntetechnik (auf Schwad legen und anschließendes Dreschen) wären auch die Sorten „Borlotto Rosso“, „Black Turtle“ oder „Red Kidney“ interessant. Standfestigkeit Feldparameter Trockenbuschbohnen - Standfestigkeit Feldparameter Buschtrockenbohnen 70 60 50 40 30 20 10 0 Pflanzenlänge [cm] Anzahl Hülsen je Pflanze Feldparameter Trockenbuschbohnen - Pflanzenlänge in cm, Anzahl der Hülsen je Pflanze 3000 Ertrag Trockenbuschbohnen 2500 2000 1500 1000 500 0 Weiterführende Versuche werden Aufschluss darüber geben, welche Möglichkeiten und Grenzen ein Buschbohnenanbau für die Trockenbohnenernte in der Steiermark bzw. in Österreich mit sich bringt und welche Sorten für eine Sortimentsentwicklung in Frage kommen. kg / ha Feldparameter Trockenbuschbohnen - Ertrag in kg/ha Lingot und Flagrana Ausgabe 4/2015 5 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Dr. Leonhard Steinbauer Beschränkung der Bienenflugzeit als unterstützende Maßnahme bei der Behangregulierung Seit dem Jahr 2008 werden an der Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg Versuche mit der Volleinnetzung durchgeführt. Die Volleinnetzung in Käfigform verursacht keine Einschränkungen in der maschinellen Bewirtschaftung, auch nicht beim maschinellen Schnitt und bei der maschinellen Blütenausdünnung. Die wesentlichen Versuchsfragen beschäftigen sich mit der Wirkung einer Volleinnetzung auf den Befall durch den Apfelwickler, das Auftreten von Feuerbrand und den Fruchtbehang. Die Möglichkeit die Bienenflugzeit innerhalb der Volleinnetzung tageweise zu beschränken ist ein Ansatz zur Fruchtbehangsregulierung. Der Versuch wurde mit der Sorte Gala Buckeye durchgeführt. Die Bäume wurden im Frühjahr 2010 im Abstand von 3,5 x 1 Meter innerhalb des Käfigs gepflanzt. Zur Auswertung kamen 6 Varianten in 4 Wiederholungen; von den 5 Bäumen je Variante wurden EPPO-konform die 3 mittleren Bäume ausgewertet. Jede Parzelle wurde mit einem Netz innerhalb des Käfigs ausgestattet, um die Dauer der Bestäubungstätigkeit der Bienen variieren zu können. Innerhalb des 13.000 m² großen Käfigs wurden zwei Bienenvölker eines auf Bestäubung spezialisierten Imkers aufgestellt. Jedes Bestäubungsvolk enthält etwa 15.000 bis 20.000 Bienen. Die geprüften Varianten 1.) Die Parzellen sind während der gesamten Blütezeit eingenetzt. Das bedeutet, dass die Bienen die Blüten nicht bestäuben können. 2.) Das Netz wird einen Tag nach dem Stadium BBCH 60 (Blühbeginn) herabgelassen. 3.) Das Netz wird einen Tag nach dem Stadium BBCH 61 (10% der Blüten sind geöffnet) geschlossen. 4.) Das Netz wird einen Tag nach dem Stadium BBCH 62 (20% der Blüten sind geöffnet) dichtgemacht. 5.) Das Netz wird einen Tag nach dem Stadium BBCH 63 (30% der Blüten sind geöffnet) abgerollt. 6.) Diese Parzellen wurden nicht mit Netz versehen, eine normale Bestäubung durch die Bienen war möglich. In der Nacht nach dem Termin, an dem das jeweilige Stadium erreicht wurde, sind die notwendigen Abnetzungsarbeiten durchgeführt worden. In der Folge wurden weder chemische Ausdünnmittel verwendet, noch eine Handausdünnung durchgeführt. 6 Haidegger Perspektiven 1 6 Ausgabe 4/2015 5 4 a 300 250 200 c ab a 150 100 b a a a immer abgenetzt 1 Tag nach BBCH 60 b b bc a c a 50 a ab a ab 2012 ab ab a a 2013 2014 a b 2015 0 1 Tag nach BBCH 61 1 Tag nach BBCH 62 1 Tag nach BBCH 63 bleibt offen LSD P= 0,05: 25,908, 44,202, 64,359, 32,214 Vergleich der Varianten 2015 Blühintensität - Fruchtfall – Früchte/Baum Früchte pro Baum über die Jahre 2012 - 2015 Früchte/Baum 1-9 300 250 Im Jahr 2014 war es dann soweit: nur in den ersten beiden Varianten sind die Erträge nicht zurückgegangen. Ab der Variante „ein Tag nach BBCH 61“ sind Alternanzerscheinungen aufgetreten. Das war schon zur Blütezeit sichtbar und bei der Ernte messbar (Bild oben). Heuer (2015) konnten die beiden ersten Varianten den Ertrag nochmals leicht steigern, alle anderen Varianten hatten extreme Überbehänge (Bild nächste Seite). 3 Früchte pro Baum über die Jahre 2012- 2015 Blüte 2014. Im Jahr 2012 gab es bei der Fruchtzahl pro Baum noch keine statistisch signifikanten Unterschiede. Der Fruchtansatz war noch in einem Rahmen, der keine Alternanz auslösen konnte. Vielleicht liegt der Grund in den leichten Frösten zur Blütezeit, die in diesem Jahr aufgetreten sind. Im darauffolgenden Jahr 2013 traten die ersten statistisch signifikanten Unterschiede auf. Dieses Jahr war geprägt von extremer Trockenheit, die die Fruchtgröße negativ beeinflusste. Es bildet sich ab, dass bereits ab dem Stadium BBCH 61 Überbehänge auftreten, die einerseits die Fruchtgröße reduzieren und anderseits die Alternanz fördern können. 2 200 ab ab ab b ab 150 100 c c a a bc b b b a 1 Tag nach BBCH 62 1 Tag nach BBCH 63 bleibt offen c 50 0 c c immer abgenetzt 1 Tag nach BBCH 60 bc 1 Tag nach BBCH 61 Früchte/Baum Blühintensität 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Juni Fruchtfall LSD P = 0,05: 0,815, 32,214, 0,601 Vergleich der Varianten 2015: Blühintensität - Fruchtfall - Früchte/Baum 7 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft 1 2 6 5 Fruchtbehang 2015. gewicht ging zwischen den beiden Extremvarianten um 30 Gramm zurück, die Ausbildung der Deckfarbe um über 10 Prozent. Dabei ist zu beachten, dass Gala Buckeye einen sehr hohen Deckfarbenanteil hat. Wiederum wird sichtbar, dass ohne chemische und/oder händische Fruchtbehangsregulierung eine nachteilige Bestäubung bereits in der Variante „ein Tag nach BBCH 61“ auftritt. Das Ansteigen der Fruchtzahl spiegelt sich deutlich im Absinken des Fruchtgewichts und in der AbnahVergleich der Varianten 2015 bei der Ausbildung der Deckfarbe. Das Fruchtkg/Baum -meDeckfarbe – Fruchtgewicht Wie sieht es nun mit den Samen in den Früchten aus? Gibt es Unterschiede? Um diese Fragen abzuklären wurden 50 Früchte je Wiederholung aufgeschnitten und die Samen gezählt. Auch in dieser Versuchsfrage bilden sich statistisch signifikante Unterschiede ab. Die Bandbreite bewegt sich zwischen 2,5 und 5 Samen je Frucht, die Schwelle liegt wieder um das Stadium BBCH 61. Der Einfluss der Samen auf die Fruchtgröße ist bei der Sorte Gala nicht so bedeutend wie die Anzahl der Früchte je Baum. % bzw. g 130 a a ab 25 120 bc a ab ab 10 110 cd 20 15 100 d 90 abc bc 80 c 70 5 0 b b immer abgenetzt 1 Tag nach BBCH 60 kg/Baum b 1 Tag nach BBCH 61 Deckfarbe in % b 1 Tag nach BBCH 62 ab 1 Tag nach BBCH 63 a bleibt offen durchschn. Fruchtgewicht in g LSD P = 0,05: 3,401, 11,013, 8,613 Vergleich der Varianten 2015: kg/Baum - Deckfarbe - Fruchtgewicht 8 4 Deutlich sichtbar ist der Anstieg der Zahl der Früchte in Abhängigkeit von der Bestäubung durch die Bienen. Die meisten Varianten haben homogen geblüht, nur die Variante „freie Abblüte“ war Alternanz bedingt der Variante „ein Tag nach BBCH 60“ in der Blühstärke signifikant überlegen. Trotz signifikant stärkerem Fruchtfall hatte die Variante „freie Abblüte“ dann auch die meisten Früchte je Baum. kg/Baum 30 3 60 50 Entscheidend für den Auszahlungspreis sind die Farbe und vor allem die Fruchtgröße. Summiert man nur das Gewicht der Früchte mit über 70 Millimeter Fruchtdurchmesser über die Versuchsjahre, zeigt Haidegger Perspektiven Samen je Frucht sich, dass wiederum die beiden ersten Varianten in Führung liegen. Wäre das Jahr 2013 nicht so niederschlagsarm gewesen, würden die Unterschiede noch deutlicher ausfallen. Die statistisch signifikanten Unterschiede in diesem Jahr sind ein deutlicher Hinweis in diese Richtung. 6 5 4 3 2 ab a 1 Tag nach BBCH1 Tag nach BBCH1 Tag nach BBCH1 Tag nach BBCH 60 61 62 63 bleibt offen c 1 bc c ab Zusammenfassung 0 immer abgenetzt Die Beschränkung der Bienenflugzeit kann bei der Sorte Gala eine unterstützende Maßnahme in der Strategie zur Fruchtbehangregulierung sein. Für optimale Ergebnisse hinsichtlich der Fruchtgröße sind zusätzliche Ausdünnungsmaßnahmen notwendig. LSD P = 0,05: 1,240 Ernte - Kg >70 mm über die Jahre 2012 - 2015 Samen je Frucht 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 a a a ab ab a a immer abgenetzt abc ab a c abc bc bc a bleibt offen 2013* 2012 a a 1 Tag nach BBCH 62 1 Tag nach BBCH 63 Ernte - kg >70 mm über die Jahre 2012 - 2015 2015 2014 ab 1 Tag nach BBCH 61 LDS P = 0,05: 2,356, 2,530, 4,580, 6,040 c b c a a 1 Tag nach BBCH 60 ab * Dürrejahr Es zeigte sich, dass bei Gala die Fruchtzahl pro Baum einen größeren Einfluss auf die Fruchtgröße hat, als die Anzahl der Samen je Frucht. Die Anzahl der Früchte je Baum hat auch einen sichtbaren Einfluss auf die Vitalität der Bäume. Mit der Beschränkung der Bienenflugzeit ist es in den Versuchsjahren 2012 bis 2015 gelungen die Alternanz zu reduzieren, die Fruchtgröße zu steigern und die Ausfärbung zu verbessern. HR DI Georg Zöhrer Landwirtschaftliches Schulwesen wieder in der Abteilung Seit Ende Oktober 2015 ist das Landwirtschaftliche Schulwesen Teil der Abteilung 10 – Land- und Forstwirtschaft. Ursprünglich in die Rechtsabteilung 8 (Land- und Forstwirtschaft) integriert, danach mit fast 40 Schulstandorten als Schulabteilung geführt, wurde das Landwirtschaftliche Schulwesen gemeinsam mit den Berufsschulen vor 10 Jahren als Fachabteilung der Abteilung 6 (Bildung und Gesellschaft) eingegliedert. Nach den letzten Wahlen fiel das landwirtschaftliche Schulwesen organisatorisch in die Zuständigkeit von Landesrat ÖK-Rat Johann Seitinger, der die Rückführung als Referat 7 in die Abteilung 10 veranlasst hat. Ausgabe 4/2015 Diese Eingliederung bildet nun die üblichen Zuständigkeiten im österreichischen landwirtschaftlichen Bildungswesen im Rahmen der Agrarressorts der Länder und des Landwirtschaftsministeriums ab. Dadurch können sich in vielen Bereichen Synergieeffekte ergeben. Referatsleiter bleibt OAR Johann Rumpf, für die pädagogische Führung sind Landesschulinspektor Ing. Johannes Hütter und Schulinspektorin Dipl.-Päd. Ing. Sieglinde Rothschedl zuständig. Im Namen der Abteilungsleitung begrüße ich die neuen MitarbeiterInnen im Referat und in den nachgeordneten Dienststellen und freue mich auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit. 9 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Ing. Wolfgang Renner PIWI‘s 2015 Viele Regentage und ausreichend hohe Temperaturen begünstigten in der Vegetationsperiode 2015 das Wachstum wichtiger Pilzkrankheiten im Weinbau. Verschiedene pilzwiderstandsfähige Rebsorten wurden unter diesen schwierigen Bedingungen, wie alljährlich, in der Versuchsstation Haidegg in Exaktversuchen geprüft. Im Vegetationsjahr 2015 präsentierte sich der Mai als niederschlagsreichster Monat. Der Juni war geprägt von einigen stärkeren Gewitterereignissen und im Juli gab es vor allem zum Monatsende hin viele Regentage. Von April bis September gab es an 54 Tagen Niederschläge mit mindestens einem 1 Liter Regen pro Quadratmeter. Die Temperaturen in der Vegetationsperiode von April bis Oktober lagen etwas höher als 2014 und im ähnlichen Bereich wie in den Vegetationsjahren 2011, 2012 und 2013. Sorten eine Austriebsspritzung mit 7,5 kg Netzschwefel pro Hektar erledigt. Diese Maßnahme wird im vorliegenden Bericht nicht zu den Pflanzenschutzbehandlungen gezählt, die aufgezählten Behandlungsdurchgänge beziehen sich ausschließlich auf die Pilzbekämpfung! Ergebnisse 2015 Sorte Lesedatum Stockertrag kg °KMW g/l Säure Blüten- 22. Sep. 2,78 19,1 8,9 Bronner 30. Sep. 1,61* 17,9 7,8 Cabernet blanc 21. Sep. 0,86 17,8 6,8 CAL 6-04 22. Sep. 1,47 17,5 7,7 Chardonel 28. Sep. 1,90* 19,6 7,9 Muscaris 14. Sep. 1,60 18,1 10,4 Souvignier gris 30. Sep. 1,72 18,3 11,8 VB 32-7 14. Sep. 2,10 18,9 7,6 Cabernet Jura 22. Sep. 1,74* 19,1 6,2 5,0 Cerason 1.Okt. 1,02 17,9 9,2 0,0 Weißburgunder 28. Sep. 0 Zweigelt 28. Sep 1,30* 18,5 6,5 Die Bewertung des Pilzbefalls erfolgte an drei Zeitpunkten: 10. Juni (Blüte), 30. Juni und 24. August. Die Pflanzenschutzmaßnahmen wurden nach Bedarf mit einer Wasseraufwandmenge von 635 Liter/Hektar durchgeführt. Zur Bekämpfung der Kräuselmilbe wurde bei allen muskateller Temperatur °C: Monatsmittelwerte 2015 Wetterstation "Pössnitz" 25,0 22,3 19,0 20,0 15,0 21,5 15,3 15,2 11,4 9,7 10,0 April Mai Juni Juli August September Oktober *ausgedünnt Regen in mm (Wochensummen) 2015 Temperatur °C: Monatsmittelwerte 2015, Wetterstation „Pössnitz“ Wetterstation "Pössnitz" 160 137 140 110 120 100 80 60 60 37 40 20 0 6 4 3 0 33 12 0 1 4 58 52 49 47 29 27 10 69 49 25 18 1 3 4 0 4 2 0 Regen in mm (Wochensummen) 2015, Wetterstation „Pössnitz“ 10 Haidegger Perspektiven Ergebnisse 2015 Sorte Blütenmuskateller Bronner Cabernet blanc CAL 6-04 Ausgabe 4/2015 Beschreibung Laubwand am 21. September • Pflanzenschutzmaßnahmen: 4 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall Ende Juni, leichter Befall bis Ende August, wenig Traubenfäulnis • geringer Oidiumbefall bis Mitte September • Pflanzenschutzmaßnahmen: 3 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall Ende Juni, ganz geringer Befall der Geiztrieb-Spitzen bis Ende August, keine Traubenfäulnis • kein Oidiumbefall • Pflanzenschutzmaßnahmen: 1 Behandlung (Reifebeginn) mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • leichter Peronosporabefall an den Blättern Ende Juni, mittelstarker Befall an den Blättern bis Ende August, kein Oidiumbefall • starke Verrieselung, sehr lockere Trauben, keine Traubenfäulnis • Pflanzenschutzmaßnahmen: 3 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • leichter Peronosporabefall Ende Juni sowie leichter Befall an den Blättern bis Ende August • kein Oidiumbefall, keine Traubenfäulnis 11 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Sorte Chardonel Beschreibung Laubwand am 21. September • Pflanzenschutzmaßnahmen: 2 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall bis Ende Juni, leichter Befall an den Blättern bis Ende August • kein Oidiumbefall, kaum Traubenfäulnis Muscaris • Pflanzenschutzmaßnahmen: 3 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall Ende Juni, ganz geringer Befall der Geiztrieb-Spitzen bis Ende August, keine Traubenfäulnis • kein Oidiumbefall • etwas Stiellähme Souvignier gris VB 32-7 12 • Pflanzenschutzmaßnahmen: 2 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall bis Ende Juni, leichter bis mittlerer Befall an den Blättern bis Ende August • kein Oidiumbefall, keine Traubenfäulnis • etwas Stiellähme • Pflanzenschutzmaßnahmen: 1 Behandlung mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall bis Ende Juni, sehr geringer Befall an den Blättern bis Ende August • kein Oidiumbefall • leichte Traubenfäulnis, etwas Beerenwelke Haidegger Perspektiven Sorte Beschreibung Cabernet Jura Stiellähme Laubwand am 21. September • Pflanzenschutzmaßnahmen: 1 Behandlung mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • geringer Peronosporabefall bis Ende Juni, mittlerer Befall an den Blättern bis Ende August • kein Oidiumbefall • keine Traubenfäulnis, stärkerer Anteil „lahmer“ Beeren, v.a. an den Traubenspitzen Cerason • Pflanzenschutzmaßnahmen: 1 Behandlung mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) • kein Peronosporabefall bis Ende Juni, leichter bis mittlerer Befall an den Blättern bis Ende August • kein Oidiumbefall • keine Traubenfäulnis, sehr lockere Trauben Weißburgunder • Pflanzenschutzmaßnahmen: 4 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) Zweigelt Ausgabe 4/2015 • Pflanzenschutzmaßnahmen: 2 Behandlungen mit Kupfer (0,12% Cuprozin) und Schwefel (0,2% Thiovit Jet) 13 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Ing. Georg Innerhofer Pflanzenproteine als Gelantineersatz? Oder Doch Schwein gehabt... -? Quelle: elephantjournal.com Zum Klären von Saft/Most/Wein werden meistens Präparate aus Gelatine verwendet. Die vorwiegend aus tierischem Bindegewebe hergestellten Produkte sind nicht deklarationspflichtig und daher umstritten. Große Aufregung herrschte im Jahr 2012 unter Konsumentenschützern und in weiterer Folge unter den Konsumenten selbst als ihnen klar wurde, dass viele Lebensmittel mit Zusätzen oder Zutaten tierischen Ursprungs zumindest in Berührung gekommen sind. Bei Wein, Saft oder Most waren und sind die nicht deklarationspflichtigen Zusätze von Gelatine oder Hausenblase Stein des Anstosses. Am meisten Kritik erfolgte von Personen, die auf tierisches Eiweiß verzichten. Umfragen aus dem Jahr 2013 belegen einen Anteil an Vegetariern in Öster- reich von etwa 9 %. Das entspricht rund 800.000 Personen. Da in den Jahren vor 2013 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen war, liegt der Anteil derzeit wahrscheinlich schon deutlich darüber. Etwa ein Zehntel dieser Personen lebt überhaupt vegan. Im Handel findet man schon seit längerer Zeit einige Weine oder Säfte die als vegan ausgewiesen sind. Da der Zusatz von Gelatine nicht deklarationspflichtig ist, greifen vegetarisch oder vegan lebende Konsumenten zu ausgewiesen veganen Produkten, um in dieser Sache sicher zu gehen. In den Regalen stehen ausgewiesen vegane Fruchtsäfte mit Mehrwert. (Hier ein Bild aus der Schweiz, der vegane Saft kostet 70 Rappen mehr als der konventionelle.) (Quelle: www.blick.ch) 14 Haidegger Perspektiven Da es noch keine europaweiten Vorgaben für die Kennzeichnung von Veganen Produkten gibt findet man unterschiedlichste Siegel (Quelle: www.vzhh.de). Gelatinepräparate egal ob in flüssiger oder pulvriger Formulierung haben bei Klärschönungen nach wie vor große Bedeutung. Daneben sind sie für die Korrektur zu hoher Gerbstoffgehalte wichtig. Alternativen dazu waren entweder schwer verfügbar oder einfach zu teuer. Während Erbsenprotein schon seit längerem in Österreich am Markt ist, sind Schönungsmittel aus Kartoffeln noch weitestgehend unbekannt. Klärschönung bei Apfelsaft nur wenige Stunden nach dem Einrühren, links Erbsenprotein, rechts Kartoffelprotein. Fazit Wer für die Herstellung veganer Getränke einen Ersatz für Gelatine sucht findet Alternativen in Erbsenoder Kartoffelprotein. Beide können ohne Veränderungen der gewohnten Abläufe im Keller eingesetzt werden. Ob sich diese auch abseits veganer Produktion etablieren können ist derzeit nicht abzuschätzen. Auch bei Wein gibt es ausgewiesen vegane Produkte (Quelle: www.welt.de). Bei ersten Tastversuchen im Herbst bei Saft und Most konnten wir die Produkte vergleichen. Verwendet wurden standardmäßig Mostgelatine, FloraClair® bzw. ein Siha Kartoffelprotein (Testpräparat). Bei allen Varianten erfolgte erst ein Zusatz von einem pektolytischen Enzym, dann Bentonit und schließlich die etwa 4 Stunden vorgequollenen Pflanzenproteine. Bei allen Schönungen zeigt sich ein ausreichend gutes Klär- bzw. Absetzverhalten. Derzeit haben wir noch zu wenig Erfahrung mit diesen Präparaten um Aussagen über Gerbstoffreduktion bzw. über die Größe des Trubdepots treffen zu können. Ausgabe 4/2015 Veganismus ist eine aus dem Vege- tarismus hervorgegangene Einstellung sowie Lebens- und Ernährungsweise. Vegan lebende Menschen meiden entweder zumindest alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs oder aber die Nutzung von Tieren und tierischen Produkten insgesamt. Ethisch motivierte Veganer achten zumeist auch bei Kleidung und anderen Gegenständen des Alltags darauf, dass diese frei von Tierprodukten und Tierversuchen sind. (Quelle Wikipedia) 15 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Dr. Gottfried Lafer Versuchstätigkeit für Beerenobst in Silberberg - aktuelle Entwicklungen Seitens der obstbaulichen Praxis, vertreten durch die Arbeitsgruppe Beerenobst im Verband der steirischen Erwerbsobstbauern, wird mit Nachdruck der Aufbau einer angewandten Lehr- und Versuchstätigkeit für Beerenobst in der Steiermark gewünscht. Aufgrund der prekären Situation im Apfelanbau steht die Realisierung dieses Beerenobstprojektes an oberster Stelle der Prioritätenliste im neuen Bildungszentrum für Obst- und Weinbau in Silberberg. Haronia® - eine interessante Johannisbeerneuheit wird Team Obstbau (H. Gigl BSc, Ing. M. Krenn, Dr. G. Lafer, Ing. G. Innerhofer, OM P. Hutter) Aus diesem Grund erfolgt in Silberberg neben der Erstellung von Kern- und Steinobstanlagen der schrittweise Aufbau eines Beerenobstzentrums, das sowohl für Unterrichtszwecke als auch für eine praxisorientierte Versuchstätigkeit genutzt werden soll. Fachlich unterstützt wird der Aufbau des Beerenobstzentrums vom Leiter des deutschen Beerenobstzentrums der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Köln-Auweiler (DI Ludger Linnemannstöns) und Ing. Manfred Wiesenhofer (Spezialberater für Beerenobst der LK Steiermark). in Silberberg geprüft Die Versuche werden unter fachlicher Leitung von Dr. Gottfried Lafer, Fachvorstand für Obstbau in Silberberg für die Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg durchgeführt. Da seit Ende Oktober das Referat für Land- und forstwirtschaftliches Schulwesen gleich wie das Referat für Versuchstätigkeit in Obstund Weinbau im Agrarressort des Landes Steiermark (Abteilung 10) angesiedelt ist, sollten sich durch diese Zusammenführung durchaus Perspektiven in der Zusammenarbeit eröffnen und auch wertvolle Synergien in der Lehr- und Versuchstätigkeit ergeben. Die intensive Beerenobstproduktion unter geschützten Anbaubedingungen könnte speziell für Klein16 betriebe eine interessante Produktionsalternative zu der aktuell ökonomisch schwierigen Situation in der Apfelproduktion bieten und so eine zusätzliche Wertschöpfung mit regionaler Produktion darstellen. In Österreich steht einem geringen Selbstversorgungsgrad (40 – 45 %) ein extrem hoher Importwert ca. 60. – 80 Mill. € (lt. Versorgungsbilanz der Statistik Austria) von Beerenfrüchten gegenüber. Die Südwest- und Weststeiermark ist ein traditionelles Anbaugebiet für Beerenobst und bietet ideale Standortvoraussetzungen für die Produktion von hochwertigen Beeren sowohl für den Frischmarkt als auch als Grundlage für innovative Verarbeitungsprodukte. Der Aufbau der neuen Lehr- und Versuchsobstgärten schreitet dank des unermüdlichen Einsatzes der beiden Betriebsleiter OM Peter Hutter und Ing. Michael Krenn zügig voran. Durch die Nachbesetzung eines speziell für das Beerenobstzentrum und für die Obstverarbeitung reservierten Dienstpostens durch das Land Steiermark mit Frau Heidemarie Gigl (BSc für Gartenbau, Absolventin der Fachhochschule Weihenstephan bei München) und der Bereitstellung der entsprechenden Budgetmittel kann der Aufbau des Beerenobstquartieres jetzt auch schneller vorangetrieben werden. Haidegger Perspektiven Trotz der personellen Notsituation in den zurückliegenden beiden Jahren konnten in den Jahren 2014 und 2015 bereits ein Strauchbeerenquartier gepflanzt (geschützter Anbau von roten, weißen und schwarzen Johannisbeeren sowie Stachelbeeren unter Regenkappen, Tab. 1) und ein Folienhaus mit automatischer Seiten- und manueller Giebellüftung für den geschützten Anbau von Erdbeeren auf Stellagen errichtet werden. Anfang April erfolgte dann der Produktionsstart mit verschiedenen remontierenden Erdbeersorten (Tab. 2) in Substratkultur unter improvisierten Produktionsbedingungen (Düngungseinspeisung mittels eines stromunabhängigen Proportionaldosierers der Firma Dosatron, Bewässerungssteuerung über eine einfache Zeitschaltuhr von Gardena), da die notwendige Infrastruktur für eine optimale Düngungs- und Bewässerungssteuerung noch nicht vorhanden war. Anfang Juli wurde dann unterschiedliches Pflanzmaterial verschiedener einmaltragender Sorten (Tab. 2) in Kokossubstrat für die Herbst- und Frühjahrsernte gepflanzt. Ein Wirtschaftsgebäude, in dem die technischen Anlagen für die vollautomatische Bewässe- Tab. 1: Liste der gepflanzten Ribiselund Stachelbeersorten Johannisbeeren rot schwarz Stachelbeeren weiß Achilles Netajet für die vollautomatische BewässerungsSubstratanbau bei Erdbeeren - einmaltragende Sorten ca. 5 Wochen nach und Düngungssteuerung der Pflanzung rungs- und Düngungssteuerung (Netajet der Firma Netafim) untergebracht und die Produktionsmittel für diese Kulturen gelagert werden, konnte in diesem Jahr ebenfalls noch realisiert werden. Die Installation der computergesteuerten Düngungs- und Bewässerungseinrichtung wird bis zum Saisonstart im kommenden Frühjahr fertig gestellt und dann den Teilbetrieb aufnehmen. Umfangreiche Grabungsarbeiten waren notwendig, um die Vielzahl an Bewässerungs-, Strom- und Steuerungsleitungen für die verschiedenen Tunnels und Beerenquartiere zu verlegen. Das gesamte Beerenprojekt umfasst dann im Endausbau vier Folientunnels unterschiedlicher Bauart für Erd- und Himbeeren (Folienhaus Götsch-Fälschle, Folientunnel von Haygrove und Elite und ein Römertunnel), ein Beerenquartier unter Folienabdeckung für den Substratanbau in Containern Him-, Heidel- und Brombeeren und das bereits errichtete Strauchbeerenquartier mit Stachel- und Johannisbeeren, ebenfalls unter Regenschutz (System Valente). Silberberg ist somit die einzige landwirtschaftliche Bildungsstätte in Österreich, in der die SchülerInnen in diesen neuen und innovativen Produktionsmethoden im Beerenanbau ausgebildet und zukünftig auch Beerenobstversuche durchgeführt werden. Jonkeer v. Tets Black Pearl Blanka Laprima® Junifer Gofert Leora® Haronia® Ometa Rote Triumph Telake® Tenah Weiße Triumph Sorte Pflanzmaterial Sorte Xenia® Portola Frigo A+ Clery Frigo A+, Tray Zitavia Tab. 2: Erdbeersorten auf Stellagen im Folienhaus (Hauptsorten grün gedruckt) Remontierend (Pflanzung 09.04.2015) Einmaltragend (Pflanzung 02.07.2015) Pflanzmaterial Rovada Titania Tatran Ben Alder San Andreas Frigo A+ Asia Frigo A+, Tray Red Poll® Ben Gairn Charlotte Frigo A+ Alba Frigo A+ Augustus Ben Hope Capri Frigo A+ Elsanta Frigo-Wartebeet, Tray Elegance Frigo-Wartebeet, Ben Tron Ben Tirran Ausgabe 4/2015 Versuchssorte Frigo A+ E.C.M. Premy Frigo A+ Triton Bianca (weiß) Frigo A+ 17 Abteilung 10 - Land- und Forstwirtschaft Dr. Thomas Rühmer Neue Sorten braucht das Land Die Prüfung von neuen Apfelsorten für die steirische Obstwirtschaft hat in der Versuchsstation Haidegg schon viele Jahrzehnte Tradition. Der Übergang aus der Testphase in den praktischen Anbau ist allerdings voller Hürden, weil nicht immer alle Beteiligten der Produktions- und Vermarktungskette am selben Strang ziehen. Und das wäre notwendig, um eine neue Sorte am Markt erfolgreich einführen zu können. Bringt eine neue Sorte Vorteile? Der wirtschaftliche Druck auf die steirischen Apfelanbauer ist groß wie noch nie. Mehrere Jahre mit Abrechnungspreisen, die deutlich niedriger liegen als die Produktionskosten, lassen so manchen verzweifelt nach neuen Wegen suchen. Ein Anbau wie bisher – nur Golden, Gala und Idared anliefern und hoffen, dass nach einem guten Verkaufsjahr endlich ein Mehrerlös herausschaut – ist für viele Betriebe wohl nicht mehr der Weg in die Zukunft. Der rotfleischige Apfel mit dem guten Geschmack ist derzeit eine der gefragtesten Neuheiten aus vielen Züchtungsprogrammen Um eine neue Apfelsorte am bestehenden Markt zu positionieren, müssen alle Beteiligten von der Erzeugerorganisation über den Vermarktungsbetrieb bis hin zum Einzelhandel davon überzeugt sein und diese neue Sorte mit einem guten Konzept am „point of sale“ entsprechend anbieten. Dann und nur dann ist auch ein Mehrerlös und damit ein Mehrwert einer solchen neuen Sorte machbar! Ohne Innovation bewegt sich bald gar nichts mehr… Noch dazu kommen DisFast ein Drittel der steirischen Anbaufläche ist mit der Sorte ‚ kussionen wie Rückstände Golden Delicious‘ bepflanzt Das Apfelsortiment in der Steivon Pflanzenschutzmitteln ermark kann man schon beinaauf den Äpfeln sowie ein hoher Infektionsdruck von he als erzkonservativ bezeichnen. 30% Golden DeliSchorfsporen in vielen Apfelanlagen, die den Anbau cious, 28% Gala, 10% Idared, 10% Jonagold und 8% von schorfresistenten Apfelsorten verstärkt in den Braeburn – 85% der Apfelanbaufläche machen geVordergrund rücken lassen. rade einmal eine Handvoll Apfelsorten aus, die mehr Es hilft aber nichts, wenn einzelne Anbauer Interesse an der einen oder anderen Apfelsorte zeigen, außer sie vermarkten ihre Früchte auch selber, was in der Steiermark nur für einen Bruchteil der Betriebe gilt. 18 oder weniger gut am Markt funktionieren. Der Rest bietet auch nicht viel Neues. Die einzigen Innovationen der letzten Jahr(zehnt)e sind Topaz, die als einzige schorfresistente Sorte den Bio-ApfelHaidegger Perspektiven markt erfolgreich bereichert und Evelina, eine Rotmutante von der hinlänglich bekannten Apfelsorte Pinova. Der steirische Apfel muss wieder Mehrwert werden! Die Frage steht nun im Raum: wie lange kann sich ein Produktionszweig das leisten, Die Situation für die steirischen Natyra® ist eine in den Niederlanden gezüchtete neue Sorimmer nur dasselbe Sortiment te, die Schorfresistenz und ausgezeichneten Geschmack in Obstbauern ist sicherlich nicht anzubieten und nie was Neu- sich vereint. Sie wird derzeit nur im Bio-Anbau verbreitet. einfach, aber gerade in Zeiten wie es auf den Markt zu bringen? diesen müssen alle, die an der Wertschöpfung des ProWird man da nicht irgendwann als Anbieter am glo- duktes Apfel beteiligt sind, daran arbeiten, den Wert balen Markt uninteressant? des Apfels zu steigern. Dazu zählen auf der einen Seite Die Sortenprüfung in Haidegg Durch die Zusammenarbeit mit internationalen, unabhängigen Versuchseinrichtungen ist es gelungen, ein gutes Netzwerk aufzubauen, in das auch die wichtigsten Züchtungsinitiativen und Lizenzinhaber von neuen Apfelsorten integriert sind. Dadurch ist es auch in der Versuchsstation Haidegg möglich, schon relativ früh zu neuen Zuchtnummern zu kommen und Testbäume in den Versuchsanlagen pflanzen zu können. In der ersten Teststufe werden 10 Bäume pro Sorte gepflanzt, in der zweiten Stufe etwa 100. Derzeit stehen in den Haidegger Versuchsanlagen etwa 220 Apfelsorten und –mutanten in der ersten Prüfstufe. Zuchtziele Neben der guten Fruchtqualität und herausragenden Geschmackseigenschaften ist natürlich auch das Einkreuzen von Krankheitsresistenzen und –toleranzen ein Ziel bei der Züchtung von neuen Apfelsorten. Da in vielen Regionen die monogen bedingte Schorfresistenz (Vf-Resistenz) vom Schorfpilz Venturia inaequalis bereits durchbrochen wurde, ist eine polygene Schorfresistenz, eventuell noch kombiniert mit Resistenzen gegen Mehltau und Feuerbrand, das Ziel vieler Sortenzüchter. Aber auch Besonderheiten werden gezüchtet, als auffallendste Beispiele können hier der rotfleischige Apfel, die kleinfrüchtigen Sorten oder ganz berostete Früchte genannt werden. Ausgabe 4/2015 hohe Qualität und auf der anderen Seite auch Innovationen und Äpfel mit herausragenden Geschmackseigenschaften. Es gibt neue Sorten, die ausgezeichneten Geschmack und Krankheitsresistenzen vereinen, es gibt auch Sorten, die sich vom derzeitigen Sortiment abheben und den Markt für den Apfel im allgemeinen beleben können. Es wird sicher immer ein Standardsortiment geben müssen. Um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, ist eine Steigerung des Apfelkonsums dringend notwendig. Um den Konsumenten wieder einen Anreiz zu geben, auf den Apfel als schmackhaftes und gesundes Lebensmittel zurückzugreifen, können Neuheiten wohl ihren Beitrag leisten. Wir sollten auf diese Möglichkeiten nicht verzichten und nicht nur anderen Regionen dabei zuschauen, wie sie den steirischen Äpfeln auf den Märkten immer mehr das Wasser abgraben. In der ersten Prüfstufe werden die Fruchtparameter wie z.B. die Ausfärbung der Früchte am Baum mit herkömmlichen Referenzsorten verglichen 19 P.b.b. Plus.Zeitung 07Z037488P Verlagspostamt 8047 Graz-Ragnitz Veranstaltungen Was Sie demnächst erwartet... Kernobstseminar/Steinobstseminar 23. Steirischer Obstbautag Kernobstseminar Themen: Neue Sorten, Ertragsregulierung mit dem Schwerpunkt „Brevis“, Optimierung der Düngung bei Kern- und Steinobst, Pflanzenschutz im Spannungsfeld zwischen Konsument und Produzent Referenten: Ing. R. Cerný (Institut für experimentelle Botanik, Prag), p.a. B. Torggler (Beratungsring Südtirol), DI C. Andergassen, Dr. R. Zelger (VZ Laimburg, Südtirol), Ir. E. van der Hoef (Fruit Consult, Niederlande) Steinobstseminar Themen: Neue Sorten, Schnitt bei Steinobst, Kirschessigfliege, Überlegungen zu alternativen Betriebskonzepten Referenten: Peter Hilsendegen, (Obstbauberatung- und Versuchswesen DLR Rheinpfalz), Dr. Michael Neumüller (Bayrisches Obstzentrum), Dr. Roland Zelger (VZ Laimburg, Südtirol), Mag. Angelika Reichl (Haemosan und Fachschule Silberberg) Donnerstag, 21. Jänner 2016, Kernobstseminar 08:30 bis 12:30 Uhr Steinobstseminar 13:30 bis 17:30 Uhr Bildungszentrum für Obst- und Weinbau Silberberg, Silberberg 1, 8430 Leibnitz Kosten: je Seminar EUR 36,-Anmeldung bis spätestens 09.01.2016 unter Tel. 0316 8050-1305, oder per E-Mail: [email protected] Programm: 14 Uhr bis 16 Uhr: Fachvorträge (Turnsaal) • Dr. Gottfried Lafer „Versuchsergebnisse und Erfahrungen zur Fruchtausdünnung mit dem Photosynthesehemmer Brevis“ • Dipl.-Ing. Herbert Muster „Fruchtschäden bei Gala durch Wanzen“ • Reinhard Mau, Fa. EMIKO „Effektive Mikroorganismen in der Landwirtschaft“ 16:30 Uhr : Beginn Verbandstag des Verbandes Steirischer Erwerbsobstbauern mit Referaten von Präsident Ök.-Rat Ing. Franz Windisch und Geschäftsführer Ing. Josef Peck zum Thema „Nationales Komitee für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ anschließend: Für ein geselliges Miteinander lädt der Verband Steirischer Erwerbsobstbauern zu einem Buffet ein. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich dafür die Zeit nehmen. Dienstag, 19.01.2016, ab 14:00 Uhr Versuchsstation Obst-und Weinbau Haidegg Ragnitzstraße 193, 8047 Graz Sensorik des Apfels Äpfel zeigen eine große Vielfalt in Aroma, Geschmack und Textur auf. Um die Qualität von Äpfeln in ihrer ganzen Vielfalt und ihren unterschiedlichen Nuancen zu erkennen, bedarf es Training, Sensibilisierung und Weiterentwicklung der Sinne. Genau das lernen und üben Sie in diesem Basisseminar. Weiters lernen Sie mit dem Apfel-Aromarad eine sensorisch umfassende, systematische und standardisierte Methode kennen, Äpfel in ihrer Gesamtheit zu beschreiben. Kursbeitrag: € 96.00 (gefördert), € 192.00 (ungefördert) Förderung: gefördert von Bund, Land und EU Freitag 12. Februar 2016, 09:00 - 17:00 Uhr Bildungszentrum Silberberg, Silberberg 1 , 8430 Leibnitz Anmeldung bis 29.01.2016 unter der Tel. 0316/8050-1305 oder per E-Mail an [email protected] Haidegger Perspektiven
© Copyright 2025 ExpyDoc