INTERVIEW Alles, was zu prätentiös und sexy ist, mag ich gar nicht.“ CHRISTIANE PAUL Liebesakt Erotisch. Sinnlich. Prominent. Berlin. Das Dorint-Sofitel am Gendarmenmarkt ist der perfekte Ort. Im eleganten, verwinkelten Inneren kann man sich nahezu unsichtbar machen. Man sieht, wird aber kaum gesehen. Ideal für ein Fotoshooting mit prominenten Frauen. Sie kommen fast unbemerkt, fast ungeschminkt hierher, um sich verwandeln zu lassen. Ich bin dagegen, dass eine Frau blond sein und bestimmte Maße haben muss.“ ANNA LOOS INTERVIEWS: CORINNA WEIDNER FOTOS: JOACHIM BALDAUF PRODUKTION: CLAUDIA HOFMANN Schönheit sind innere Werte, das glaube ich wirklich.“ EVA PADBERG „Für offizielle Anlässe betone ich die Augen, denn im Blitzlichtgewitter sieht man sonst zu blass aus.“ FRANNZISKA KNUPPE Topvisagist Armin Morbach möchte deutsche Schauspielerinnen und Models einmal anders zeigen, er will die Models Franziska Knuppe und Eva Padberg und die Schauspielerinnen Catherine Flemming, Anna Loos und Christiane Paul entgegen ihrem vertrauten Look inszenieren. In einer Suite erzählt er, was ihm vorschwebt. Bettszenen. Brigitte Bardot und Gunter Sachs in Südfrankreich, Marilyn Monroe auf einem weißen Bettlaken, am Nachmittag, gerade aufgewacht, Rainer Werner Fassbinders Filmtruppe in München-Schwabing. Frauen mit wilden Haarmähnen, umwerfend sinnlich. „In Franziska Knuppe sehe ich eine Sixties-Sexbombe, in Eva Padberg eine blonde Callas, eher streng. Christiane Paul wird im Film immer burschikos gestylt, ich sehe sie sehr feminin. Anna Loos wirkt auf der Leinwand oft unnahbar, ist aber eigentlich sehr natürlich und kann sexy sein wie eine Marilyn. Und Catherine Flemming ist für mich die deutsche Michelle Pfeiffer. Diese Schönheit will ich zeigen – im deutschen Film hat man damit anscheinend Berührungsängste.“ 66 Morbach macht eine Zeitreise in die späten 60er, frühen 70er Jahre. „Damals sah jede Frau wunderschön aus. Eine nicht perfekte, aber gelebte Schönheit mit toupierten Haaren und rauchigem Make-up. Ein wenig verrucht, als hätte sie die ganze Nacht durchgefeiert. Keine Frau möchte im wahren Leben Augenringe haben. Aber ich werde Ihnen zeigen, wie unglaublich sexy das aussehen kann.“ Die weibliche Film- und Modelprominenz ließ sich entspannt auf das Shooting ein. Das alle Sinne ansprechende Ambiente des von Gräfin Tini Rotkirch geführten Design-Refugiums bot eine Atmosphäre, in der sie sich sichtlich wohlfühlten. Tush wollte bei dieser Gelegenheit auch wissen, wie es um die persönlichen Beautyerfahrungen der Frauen steht. Ihre Statements zu den Themen Make-up, Stil, Geschmack und Schönheit überraschen. Und eine Frage gab es, die keine mit einem eindeutigen Ja beantworten wollte: „Finden Sie sich schön?“ „Privat mag ich es eher dezent. Am liebsten ungeschminkt.“ CATHERINE FLEMMING 67 Tunika von ETRO Slip von LAURA URBINATI FRANZISKA KNUPPE STIL „Ein sexy Look und ein figurbetontes Outfit sind für ein Foto wunderschön, aber privat laufe ich nicht so offenherzig herum. Da ist mein Stil sportlich leger.“ MAKE-UP „Ich habe von Natur aus eine Tendenz zu Augenringen, die ich tagsüber abdecke, dazu benutze ich ein bisschen Mascara und ein wenig Rouge, weil ich sehr blass bin – und das war es auch schon. Lippenstift mag ich nicht, weil er immer an allem kleben bleibt, deswegen benutze ich maximal ein bisschen Gloss. Rouge auftragen ist nicht einfach. Ich nehme einen großen Pinsel und versuche, ein bisschen Farbe über das Gesicht zu hauchen. Man will ja keinen Balken haben, so wie diese typischen Rouge-Streifen, die man in den 80er Jahren im Gesicht trug.“ GESCHMACK „Für Geschmack kann man ja nichts. Entweder man lässt sich etwas zeigen oder man hat ein Gespür dafür. Viele werden durch die Medien beeinflusst, picken sich überall etwas heraus und nachher sieht es entweder richtig gut oder richtig schlecht aus. Ich habe natürlich durch meinen Job als Model viel gelernt. Wenn ich überlege, wie ich in meiner Zeit als Hotellehrling aussah … Das mag damals vielleicht Mode gewesen sein, aber es war nicht lässig, sondern bemüht.“ DER GROßE AUFTRITT „Für offizielle Anlässe betone ich die Augen, denn im Blitzlichtgewitter sieht man sonst zu blass aus. Dazu mag ich dunkle, erdige Farben, in keinem Fall Pink oder Lila! Und die Haare stecke ich meist hoch, denn wenn ein Windstoß kommt oder das Wetter schlecht wird, kann man leicht wie eine Hexe aussehen. Ordentlich gesteckte Haare halten einen ganzen Abend lang.“ BEAUTY-ICONS „Gwyneth Paltrow sah bei der Oscar-Verleihung einfach toll aus. Sie trug ein hautfarbenes Korsagenkleid, das glamourös, aber simpel war. Und in den 20er und 40er Jahren hatten die Frauen einen tollen Stil, zumindest sehen sie auf Fotos dieser Zeit immer fantastisch aus!“ SCHÖNHEIT „Ich mache mir über Schönheit Gedanken, weil es mein Job ist. Aber Schönheit ist so vielschichtig – und die Wahrnehmung von Schönheit ist auch oft von der Stimmung abhängig. Es gibt eben Tage, wo man sich nicht wohlfühlt und dann an allem rummäkelt, und Tage, an denen man sich rundum gefällt. Und wenn man sich unwohl fühlt, geht meiner Erfahrung nach leider auch meist das Make-up schief.“ 68 69 Top von BLUEMARINE Slip von LA PERLA ANNA LOOS STIL „Ich schminke mich super gern und habe das über die Jahre auch recht gut gelernt. Aber privat fühle ich mich ungeschminkt gut. Ich style und föne auch meine Haare nie, sondern lasse sie an der Luft trocknen. Deswegen brauche ich morgens auch nicht viel Zeit im Bad.“ MAKE-UP „Supermodels haben symmetrische Gesichter. Ich habe rechts ein Mus-Auge und einen schiefen Mund, aber ich habe mein Gesicht so weit kennengelernt, dass ich das durch Schminken ausgleichen kann. Früher habe ich mir irgendetwas aufs Gesicht geknallt, aber durch die Schauspielerei habe ich viele Tricks gelernt. Zum Beispiel finde ich meine Nase zu breit und schattiere sie ab. Oder dass man einen Lidstrich besser mit einem Pinsel als mit einem Stift zieht.“ GESCHMACK „In den Zeitschriften, die beim Zahnarzt liegen, steht gerne: ,Umrande deine Lippen mit einer dunklen Kontur und fülle sie mit einer hellen Farbe auf.‘ Für mich ist das – nach Leggins – die zweite Todsünde! Die normale Frau, die nichts mit Kosmetik zu tun hat, weiß doch gar nicht, was man alles machen kann. Dass man mit Make-up zum Beispiel ein Gesicht schattieren kann. Ich kann mich so schminken, dass ich trotzdem natürlich aussehe. Wenn man im Film eine LkwFahrerin spielt, ist man ja auch geschminkt und sieht trotzdem natürlich aus.“ BEAUTY-ICONS „Ich fand viele Schauspielerinnen unglaublich schön, aber das sind ja auch gemachte Schönheiten! Grace Kelly und Audrey Hepburn, Katharine Hepburn und Marilyn Monroe, auch von Brigitte Bardot bin ich ein totaler Fan. Ich bin dagegen, dass eine Frau blond sein und bestimmte Maße haben muss. Stark operierte Frauen gefallen mir auch nicht. Sie lassen sich verschnipseln und sehen dann alle gleich aus, zudem verschwindet nach der fünften Botox-Spritze das Leben aus dem Gesicht.“ SCHÖNHEIT „Manchmal finde ich mich schön, manchmal nicht, das ist von der Tagesform abhängig. Ich liebe es zum Beispiel, mir Zeitschriften anzuschauen: schöne Frauen, neue Frisuren, Mode und Looks. Aber man darf nicht vergessen, dass die Frauen, die da fotografiert wurden, auch nicht 24 Stunden so aussehen. Frauen sollten sich davon inspirieren, aber nicht unter Druck setzen lassen! Man muss nicht immer gut aussehen, aber man kann etwas aus sich machen.“ 70 71 T-Shirt von SCHIESSER Bikinislip von VERSACE CATHERINE FLEMMING STIL „Privat mag ich es eher dezent. Am liebsten ungeschminkt.“ MAKE-UP „Zwei Arten von Make-up finde ich schön: eine dünne Foundation, möglichst kein Puder, einen Lippenstift im Naturton meiner Lippen und die Wimpern nur oben getuscht. Dazu stecke ich mir die Haare weg, dann muss ich sie nicht nachchecken. Manchmal verreibe ich auch die Lippenfarbe auf dem Handballen und benutze sie als Rouge, vielleicht tupfe ich auch ein bisschen ums Auge herum. Oder ich nehme für die Lippen nur Gloss und betone die Augen dann mit rauchigen Farben, das ist die verruchte Variante, die ich auch gerne mag. Beim Make-up geht es doch um das Ritual, sich selbst zu schmücken und zu verwöhnen.“ GESCHMACK „Bei Dreharbeiten mag ich’s auch möglichst natürlich. Je stärker man sich schminkt, desto unnatürlicher sieht man aus, zudem habe ich eine sehr empfindliche Haut, die dann zu kribbeln anfängt, wenn ich viele Stunden lang starkes Make-up trage. Ich habe mich früher schon mit starkem Make-up unwohl gefühlt und gelernt, das dann auch zu sagen. Es gibt natürlich Ausnahmen, je nach Rolle und Charakter.“ BEAUTY-ICONS „Es gibt viele schöne Frauen. Ich liebe es, schönen Frauen zu sagen, dass ich sie schön und sexy finde. Leider verunsichert es die meisten, das finde ich traurig, denn Frauen bekommen schon von Männern viel zu selten gesagt, wie schön sie sind, da sollten sie es sich doch gegenseitig sagen. Auch runde und volle Frauen sind schön. Wenn sie sich selbst lieben, haben sie ein inneres Feuer und eine tolle Ausstrahlung.“ SCHÖNHEIT „Schön? Ich mag mich und liebe es, mich mit schönen Massagen, heißen Ölen, und allem, was mir gut tut, zu verwöhnen. Kann ich nur empfehlen!“ 72 73 EVA PADBERG Stricktop von VERSACE BH und Slip von LA PERLA STIL „Der Look, den ich mag? So auszusehen, als wäre man gerade zwei Wochen am Strand gewesen. Die Haare offen und ein bisschen wellig, die Haut leicht gebräunt, also sehr natürlich. Wenn man ohne Make-up schon gut aussieht, ist es doch am schönsten! Und das geht eigentlich nur im Urlaub.“ MAKE-UP „Ich benutze täglich den Ultra Volume Mascara von Astor, der gibt meinen Wimpern ein tolles Volumen. Um meinen Teint aufzufrischen, benutze ich Astor Cream Blush und für meine Lippen eine Farbe von Shine Extreme Lip Coulor, auch von Astor. Die haben wirklich tolle Produkte. Am liebsten mag ich Cremerouge, weil es dann natürlich aussieht und ich es mit den Händen auftragen kann. Generell ist es toll, dass man bei Make-up viel mit den Händen machen kann, denn damit hat man mehr Gefühl. Auch das Gesicht einzucremen und dabei Schläfen und Wangen zu massieren frischt auf. Richtig schwierig finde ich, die Lippenkontur zu meistern. Wenn man das täglich macht, hat man den Schwung wahrscheinlich raus, aber da ich das selten tue, fällt es mir echt schwer.“ GESCHMACK „Schlimm finde ich, wenn Frauen von allem zu viel machen – auch wenn sie es können. Also Augenbrauen nachzeichnen, eine dicke Foundation, dazu viel Rouge u.s.w. Ein dezentes Make-up schafft man auch ohne großes Talent und es sieht immer gut aus. Auch farbige Lidschatten mag ich gar nicht. Bei einem Modejob mögen sie ja zum Styling passen, aber privat leuchtet mir ein gelber oder roter Lidschatten nicht ein. Und bei Haaren finde ich Kreppeisen ganz furchtbar. Am besten noch eine Hochsteckfrisur, wo hinten dann ein gekreppter Springbrunnen herausschaut, oh je …“ BEAUTY-ICONS „Audrey Hepburn, Kate Moss und Sienna Miller. Sie haben einen coolen, lässigen Stil, den ich selber so nicht hinbekomme: Vintage mit Designerteilen gut zu kombinieren gelingt mir kaum. Vielleicht bin ich beim Einkaufen dafür nicht geduldig oder konzentriert genug.“ SCHÖNHEIT „Da muss ich mit einem Klischee antworten. Schönheit sind innere Werte, das glaube ich wirklich. Wenn jemand glücklich und zufrieden ist, strahlt das nach außen. Wenn dann noch äußerliche Schönheit dazukommt, ist es ein Moment, wo man einfach nicht weggucken kann. Mich selbst betrachte ich eher neutral. Das ist mein Gesicht und weiter denke ich nicht nach …“ 74 75 CHRISTIANE PAUL STIL Christiane: Top von STRENESSE Slip von SCHIESSER Kette von GUCCI „Mode interessiert mich eher wenig. Alles, was zu prätentiös und sexy ist, mag ich gar nicht. In den Medien gibt es da gerade einen totalen Overkill und Ausverkauf. Ein Kleid, was nicht viel betont und nicht viel zeigt, ist mir näher. Ich bin jemand, der versucht, nicht aufzufallen, aber trotzdem Eleganz und Weiblichkeit zu zeigen.“ MAKE-UP „Seit einem Jahr arbeite ich nicht mehr in der Medizin und habe darum morgens mehr Zeit. Und das koste ich sehr aus. Klar gab es damals auch ein bisschen Makeup, aber es musste irrsinnig schnell gehen. Jetzt zelebriere ich es und schminke mich täglich: Leichtes Make-up, Wimperntusche und etwas Rouge. Beim Lidstrich bin ich früher kläglich gescheitert, habe es dann immer wieder versucht und es wurde tatsächlich besser. Auch eine Lippenkontur zu ziehen habe ich gelernt. Von einer Maskenbildnerin habe ich mal einen Lipliner in Rosé bekommen, weil der zu allem passt. Den habe ich immer noch – er sieht einfach sehr natürlich aus.“ GESCHMACK „Ich hab eine sehr enge Verbindung zu Strenesse und werde gut beraten. Es ist sehr wichtig, dass man für offizielle Veranstaltungen jemanden hat, dem man vertraut. An einem Modeshooting reizt mich, dass dabei Profis auf höchster Ebene arbeiten, das macht immer Spaß. Und je professioneller sie sind, desto weniger Make-up verwenden sie interessanterweise....“ BEAUTY-ICON „Kate Blanchet und Kate Winslet faszinieren mich und ich finde auch ihre Arbeit sehr gut. Neulich habe ich eine Modestrecke mit Kate Blanchet gesehen, die ihren Stil zeigte, dabei aber ganz natürlich war. Nicole Kidmans Look hingegen ist mir zu viel, zu erstarrt. Ich frage mich auch, wie man als Schauspielerin damit noch arbeiten kann.“ SCHÖNHEIT „Natürlich verändert sich die Selbstwahrnehmung mit dem, was du anhast und wie du aussiehst. Kleider machen Leute, ebenso ein Make-up. Als Schauspielerin nehme ich solche Veränderungen bewusst auf und baue damit eine Figur. Aber im Alltag style ich mich wenig.“ Hair & Make-up: Armin Morbach Styling: Claudia Hofmann / Ballsaal Wir danken: Dorint Sofitel Am Gendarmenmarkt Berlin 76 77
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