Experte für die Psychologie des Lernens

27.05.15
Experte für die Psychologie des Lernens | Online-Magazin der Universität Leipzig
Experte für die Psychologie des Lernens
Henrik Saalbach ist neu berufener Professor an unserer Universität
27. Mai 2015
Themen: Lehrerbildung, Personen
Henrik Saalbach Foto: Swen Reichhold
Schon in der Schule wollte Henrik
Saalbach etwas verändern. Als
Schülersprecher des Leipziger HumboldtGymnasiums organisierte er beispielsweise
eine Projektwoche für problembasiertes
Lernen. Irgendwie hat ihn diese
Problematik nicht mehr losgelassen. Er
studierte in Berlin Psychologie und befasst
sich seitdem in seinen Forschungen mit der
Rolle der Sprache im schulischen
Lernprozess. Seit Anfang April ist der
heute 40-Jährige als neu berufener
Professor für die Psychologie des Lernens
und Lehrens, der Entwicklung und
Erziehung in sozialen Kontexten an der
Erziehungswissenschaftlichen Fakultät tätig.
Zugleich wird er seine Kompetenz auch in
das „Zentrum für die Entwicklung in der
frühen Kindheit“ einbringen, das in Kürze
an unserer Universität entsteht.
„Die Eigenheiten der Sprache sind verantwortlich für bestimmte Eigenheiten des Denkens“,
erklärt Saalbach, der unter anderem die Sprachstrukturen des Chinesischen und Japanischen
mit dem Deutschen unter diesem Aspekt verglichen hat. In seinen Forschungen zu bilingualem
Lernen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich sowie an der Universität des
Saarlandes fand Saalbach heraus, dass es durchaus zu Leistungseinbußen kommt, wenn ein
zweisprachig aufgewachsenes Kind etwas in Englisch lernt und im Deutschen wiedergeben soll.
Auch die Sprachkompetenz ist sehr wichtig im Lehr-Lernprozess. „Deshalb haben Kinder mit
Migrationshintergrund oft Schulleistungsdefizite“, sagt er. Grund seien meist sprachliche
Barrieren. Zwar hätten zweisprachige Kinder kognitive Vorteile. Diese könnten aber meist
nicht den Nachteil des Sprachdefizits ausgleichen.
https://magazin.uni-leipzig.de/2015/05/experte-fuer-die-psychologie-des-lernens/
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Bei seinen Forschungen hier an unserer Universität möchte Saalbach unter anderem
herausfinden, wie das Potenzial der Zweisprachigkeit bei Kindern besser genutzt werden kann.
Dazu will er unter anderem für Studien Leipziger Kinder mit Migrationshintergrund befragen.
„Das ist ein sehr interessantes Forschungsfeld“, schwärmt der Familienvater, der mit 21 Jahren
Leipzig verließ und nun wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Zuvor war Saalbach
zwei Jahre lang als Professor an der Universität Saarbrücken tätig, wo er den
bildungswissenschaftlichen Teil des Studiengangs für Grundschulpädagogik aufgebaut hat.
Im Modul Entwicklungspsychologie an unserer Uni befasst sich Saalbach mit der Frage: „Wie
entwickelt sich das Denken des Menschen?“ Das, so sagt er, habe eine große Bedeutung für
das schulische Lernen. Bei seinem zweiten Modul „Lernen und Instruktion“ geht es um
Lerntheorien. Wie funktioniert und was beeinflusst das Lernen? Was regt Lernprozesse an?
„Dabei hängt viel vom Lehrer ab, wie er den Unterricht gestaltet“, weiß der Fachmann. Den
angehenden Lehrern, denen er lernpsychologische Grundlagen vermittelt, möchte Saalbach
eine wichtige Botschaft mit auf den Weg geben: Sie sind Experten fürs Lehren und Lernen. „Sie
sollen das eigene Wissen flexibel und gut anwenden. Der Lehrerberuf ist eine sehr komplexe
Aufgabe“, berichtet Saalbach, der auch selbst eine Zeitlang in einer Grundschule unterrichtet
hat.
Bei seinen Forschungen im Rahmen des „Zentrums für die Entwicklung in der frühen Kindheit“
plant er, sich auf das Lernen von Kindern im Grund- und Vorschulalter zu konzentrieren. In
Studien in Leipziger Kitas will er unter anderem analysieren, wie sich ab dem dritten
Lebensjahr die Wissensstruktur und die Sprache entwickeln, wie altersgerecht Grundlagen für
Bildung gelegt werden können.
Susann Huster
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