Wenn aus dem Flüchtling auf einmal ein Mensch wird Kita soll zur Schule wechseln Die Bergschule Avrona hat in den vergangenen Tagen eine Projektwoche mit dem Thema Flüchtlinge durchgeführt. Ziel war es, bei den Jugendlichen ein Bewusstsein für die aktuelle Flüchtlingsproblematik zu schaffen. Ein Höhepunkt der Woche war der Besuch von fünf Flüchtlingen. Ein besonderes Treffen: Gebannt hören die Schüler, Lehrer und Betreuer zu, was die Flüchtlinge über Flucht und Heimat erzählen. von Fadrina Hofmann N atnael sitzt inmitten des Schülerkreises im Saal der Bergschule Avrona und erzählt seine Geschichte. Er schildert seine siebenjährige Flucht von Eritrea über den Sudan, durch die Wüste nach Libyen, übers Meer bis Italien und dann in die Schweiz. Er erzählt, wie er eingepfercht zwischen 40 anderen Flüchtlingen in einem kleinen Bus unterwegs war. Er schildert das Gefühl, mit 300 anderen Personen auf einem völlig überladenen Schiff auf dem Mittelmeer zu sein, ohne zu wissen, ob er die Reise überleben wird. Er erinnert sich, wie er mit dem Zug nach Chiasso gelangt und schliesslich in Davos und dann nach Laax gekommen ist. Kalt sei der Winter in der Schweiz, für ihn als Eritreer sei das nicht gerade das ideale Klima. «Aber hier ist es besser für mich, hier muss ich nicht jahrelang Soldat sein, hier gibt es Freiheit», sagt er. Tsering* hat keine Probleme mit dem Klima. Sie ist aus Tibet vor dem diktatorischen Regime der Chinesen geflüchtet. Geholfen haben ihr dabei Schlepper. Obwohl Tsering nun seit fast drei Jahren in der Schweiz lebt, hat sie ab und zu immer noch Angst. Die schüchtern wirkende junge Frau war neun Monate unterwegs und musste dabei Schlimmes erleben. Sie hat im Gegensatz zu Natnael noch nicht den Status anerkannter Flüchtling erhalten. Und doch wollte sie nach Avrona kommen, an diesem Mittwochmorgen. Tsering und die vier anderen Flüchtlinge wollten den Jugendlichen aufzeigen, dass jeder Flüchtling ein Einzelfall ist, und dass hinter jedem Flüchtling ein Mensch mit einem Schicksal steckt. Viele Jugendliche sind alleine Grenzenlose Gastfreundschaft heisst der Slogan des Vereins IG offenes Davos, der seit 2009 existiert und auch eine Beratungsstelle führt. Leiterin Doris Schweighauser und andere engagierte Freiwillige begleiten die Asylsuchenden, die im Durchgangszentrum in Laret leben, im Alltag. Sie helfen bei rechtlichen und administrativen Angelegenheiten und veranstalten interkulturelle Anlässe. «Im Moment sind die Heime in Davos mit weit über 100 Erwachsenen und 50 5 REGION Südostschweiz | Samstag, 10. Oktober 2015 Jugendlichen voll», erzählt Schweighauser den Anwesenden. Die meisten Jugendlichen würden alleine in der Schweiz ankommen. «Viele verlieren ihre Familie auf der Flucht», sagt die Leiterin. Die zwölf- bis 17-jährigen Schülerinnen und Schüler der Bergschule Avrona schweigen betreten. Die Geschichten der Besucher berühren. Flüchtlinge wollen Deutsch lernen Für die Flüchtlinge, die nach Avrona gekommen sind, ist es ein emotionaler Kraftakt, von ihrer Flucht zu sprechen. Anna* beispielsweise musste seit 1987 in der Armee von Eritrea dienen. Die gelernte Krankenschwester landete im Gefängnis, als sie versuchte, ein anderes Leben zu führen. Wenn sie von ihrer Flucht erzählt, werden ihre Augen feucht und man spürt ihre Wut auf die korrupte Regierung ihres Herkunftlandes. «Solange die Regierung «Hier muss ich nicht jahrelang Soldat sein, hier gibt es Freiheit.» Bild Mayk Wendt nicht wechselt, gibt es keine Hoffnung für Eritrea», sagt sie und ihre Landsleute im Saal nicken. Eine Stunde lang stellen sich die Flüchtlinge den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Wie haben Sie in ihrem Herkunftsland gelebt? Was haben sie bei der Flucht mitgenommen? Haben Sie bei der Ankunft in der Schweiz psychologische Betreuung erhalten? Haben Sie Familie zurückgelassen? Bei dieser Frage nicken alle fünf Flüchtlinge und senken den Blick. Oftmals antwortet Schweighauser für die Flüchtlinge. «Die Flüchtlinge wollen immer ganz schnell Deutsch lernen, aber in Davos können wir nur zwei Mal in der Woche Unterricht anbieten», erklärt sie. Natnael hat Glück gehabt. Er darf aktuell im Gastro-Projekt in Laax mitarbeiten, während drei Monaten Deutsch lernen und gleichzeitig in einer Hotelküche arbeiten. Arbeit, das sei übrigens das Hauptziel für die Asylsuchenden, aber die Verfahrensdauer sei lang. Viele wissen nicht, ob sie bleiben oder wieder weiterziehen müssen – auch Anna und Tsering nicht. * Namen von der Redaktion geändert Die BDP will, dass die Führung der Churer Kindertagesstätten nicht mehr bei den sozialen Diensten, sondern beim Schuldepartement liegt. In einem am Donnerstag eingereichten Auftrag an den Stadtrat verlangt die BDP Chur den Dienststellenwechsel bei der schulergänzenden Kinderbetreuung. Zurzeit liegt die Führung der Kitas bei den Sozialen Diensten. Da in der Stadtschule Chur das Schuldepartement für die Führung der Volksschule verantwortlich ist, wäre es nach Ansicht der BDP konsequent, wenn die Schule auch die Kindertagesstätten führen würde. Die BDP argumentiert, dass so gemeinsame Ressourcen genutzt werden könnten, zum Beispiel bei der Hausaufgabenbetreuung. Dessen ungeachtet hatte die BDP am Donnerstag an der Gemeinderatssitzung einen Bruttokredit über 2,59 Millionen Franken für den Bau einer neuen Kindertagesstätte auf dem Pausenplatz des Schulhauses Montalin zurückgewiesen. Begründet wurde die Rückweisung damit, dass die Stadt auch ausserhalb des Schulgeländes Standorte für eine neue Kita evaluieren müsse. Stadt soll sparsamer sein Die FDP-Fraktion forderte den Stadtrat in einem ebenfalls am Donnerstag eingereichten Auftrag dazu auf, bei Investitionsprojekten haushälterischer mit den Steuergeldern umzugehen. In einem Bericht an den Gemeinderat soll der Stadtrat Kosten dämpfende Massnahmen aufzeigen. Als ein Beispiel für zu teure Vorhaben führte die FDP auch die Kita Montalin an. Ein Auftrag von BDP-Gemeinderat Oliver Hohl fordert von der Stadtregierung ausserdem eine Forcierung der touristischen Vernetzung zwischen Chur, Lenzerheide und Arosa. Ziel müsse es sein, dass Chur, Arosa und Lenzerheide in touristischen Themen an einem Strick ziehen würden, heisst es im Auftrag. In einer Interpellation verlangt GLP-Gemeinderat Jürg Kappeler nähere Auskunft über die Durchmischung in den Churer Volksschulen. Er fragt unter anderem, ob der Stadtrat Massnahmen wie eine Abkehr von der Quartierbeschulung, erhöhter Lehrkräfteeinsatz in Schulen mit niedrigem Deutschanteil als Erstsprache oder den Aufbau eines «Elitezugs» für bildungsstarke Schüler in Betracht ziehe. (bcm) INS ERAT Schulden sollen nicht ansteigen Die Gemeinde Davos rechnet von 2016 bis 2020 mit schwarzen Zahlen. von Béla Zier Es sei das Ziel der laufenden Legislaturperiode, die Gemeinde auf finanziell solide Beine zu stellen. Das hatte der Davoser Landammann Tarzisius Caviezel letzten Mai zur Jahresrechnung 2014 festgehalten. Mit dem nun vorliegenden Budget 2016 soll dieser Weg weiterverfolgt werden. Der Voranschlag sieht bei Erträgen von 115,5 Millionen Franken und einem Gesamtaufwand von 115,3 Millionen Franken ein Plus von rund 195 000 Franken vor. Die Nettoinvestitionen für 2016 belaufen sich auf fast 18,7 Millionen Franken. Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 99,9 Prozent. Das bedeutet, dass die Gemeinde ihre vorgesehenen Nettoinvestitionen aus eigener Kraft stemmen kann. Dies unter dem Vorbehalt, dass die zwei im Budget enthaltenen Liegenschaftsverkäufe (Schlachthaus, Teilparzelle Jakobshorn-Parkplatz) vorgenommen werden können. Zu den grössten Investitionsbrocken gehört 2016 der Neubau des Langlauf-Infrastrukturgebäudes für 3,55 Millionen Franken. Vorläufig keine Steuererhöhung Zugleich mit dem Budget 2016 hat die Gemeinde den rechtlich unverbindlichen Finanzplan für die Jahre 2017 bis 2020 vorgelegt. Bei der Laufenden Rechnung wird in diesen vier Jahren jeweils von einem Plus ausgegangen. Aus dem Finanzplan geht zudem hervor, dass die Darlehensschulden der Gemeinde von aktuell 119,5 Millionen Franken bis 2020 nicht ansteigen sollen. Reduziert werden soll die Schuldenlast aber auch nicht. Begründet wird dies mit tiefen Zinsen bei den anstehenden Darlehens-Refinanzierungen sowie dem weiteren Abbau des Investitionsstaus und bevorstehender Grossinvestitionen. Der Steuerfuss von 103 Prozent soll bis 2020 belassen werden. Vorläufig will man darauf verzichten, ab 2019 eine Steuererhöhung um rund zwei Prozent für die dann wegfallenden Fraktionssteuern der Fraktionsge- Nr.1 die der FdP 1 Liste meinden vorzunehmen. Dies käme, so ist zum Finanzplan festgehalten, einer Steuerreduktion gleich. Allerdings schreibt die Davoser Exekutive dazu: «Infolge der grossen anstehenden Investitionen könnte dies aber zu einem leichten Schuldenanstieg führen. Je nach finanzieller Entwicklung in den nächsten Jahren, müsste eine Steuererhöhung erwägt werden.» Diese wäre, so wird vermerkt, für die Steuerzahler «in etwa neutral», da im Gegenzug die Fraktionssteuern entfallen. Die von 2017 bis 2020 eingeplanten Nettoinvestitionen belaufen sich auf rund 78,4 Millionen Franken. Davon entfallen 85 bis 90 Prozent auf Ausgaben im Hoch- und Tiefbaubereich. Angela CasanovaMaron in den Nationalrat te ! 2x auf jede Lis «Denn Denn bei der staatlichen EinflussEinfluss nahme gilt für mich: So wenig wie möglich, so viel wie nötig!» Mehr Klartext unter: angela-casanova.ch
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