SO 2015 Flüchtlinge

Wenn aus dem Flüchtling
auf einmal ein Mensch wird
Kita soll
zur Schule
wechseln
Die Bergschule Avrona hat in den vergangenen Tagen eine Projektwoche mit dem Thema Flüchtlinge
durchgeführt. Ziel war es, bei den Jugendlichen ein Bewusstsein für die aktuelle Flüchtlingsproblematik
zu schaffen. Ein Höhepunkt der Woche war der Besuch von fünf Flüchtlingen.
Ein besonderes Treffen: Gebannt hören die Schüler, Lehrer und Betreuer zu, was die Flüchtlinge über Flucht und Heimat erzählen.
von Fadrina Hofmann
N
atnael sitzt inmitten des
Schülerkreises im Saal
der Bergschule Avrona
und erzählt seine Geschichte. Er schildert seine siebenjährige Flucht von Eritrea
über den Sudan, durch die Wüste
nach Libyen, übers Meer bis Italien
und dann in die Schweiz. Er erzählt,
wie er eingepfercht zwischen 40 anderen Flüchtlingen in einem kleinen Bus
unterwegs war. Er schildert das Gefühl, mit 300 anderen Personen auf
einem völlig überladenen Schiff auf
dem Mittelmeer zu sein, ohne zu wissen, ob er die Reise überleben wird. Er
erinnert sich, wie er mit dem Zug
nach Chiasso gelangt und schliesslich
in Davos und dann nach Laax gekommen ist. Kalt sei der Winter in der
Schweiz, für ihn als Eritreer sei das
nicht gerade das ideale Klima. «Aber
hier ist es besser für mich, hier muss
ich nicht jahrelang Soldat sein, hier
gibt es Freiheit», sagt er.
Tsering* hat keine Probleme mit
dem Klima. Sie ist aus Tibet vor dem
diktatorischen Regime der Chinesen
geflüchtet. Geholfen haben ihr dabei
Schlepper. Obwohl Tsering nun seit
fast drei Jahren in der Schweiz lebt,
hat sie ab und zu immer noch Angst.
Die schüchtern wirkende junge Frau
war neun Monate unterwegs und
musste dabei Schlimmes erleben. Sie
hat im Gegensatz zu Natnael noch
nicht den Status anerkannter Flüchtling erhalten. Und doch wollte sie
nach Avrona kommen, an diesem
Mittwochmorgen. Tsering und die vier
anderen Flüchtlinge wollten den Jugendlichen aufzeigen, dass jeder
Flüchtling ein Einzelfall ist, und dass
hinter jedem Flüchtling ein Mensch
mit einem Schicksal steckt.
Viele Jugendliche sind alleine
Grenzenlose Gastfreundschaft heisst
der Slogan des Vereins IG offenes Davos, der seit 2009 existiert und auch
eine Beratungsstelle führt. Leiterin
Doris Schweighauser und andere engagierte Freiwillige begleiten die Asylsuchenden, die im Durchgangszentrum in Laret leben, im Alltag. Sie helfen bei rechtlichen und administrativen Angelegenheiten und veranstalten interkulturelle Anlässe. «Im Moment sind die Heime in Davos mit
weit über 100 Erwachsenen und 50
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REGION
Südostschweiz | Samstag, 10. Oktober 2015
Jugendlichen voll», erzählt Schweighauser den Anwesenden. Die meisten
Jugendlichen würden alleine in der
Schweiz ankommen. «Viele verlieren
ihre Familie auf der Flucht», sagt die
Leiterin. Die zwölf- bis 17-jährigen
Schülerinnen und Schüler der Bergschule Avrona schweigen betreten. Die
Geschichten der Besucher berühren.
Flüchtlinge wollen Deutsch lernen
Für die Flüchtlinge, die nach Avrona
gekommen sind, ist es ein emotionaler
Kraftakt, von ihrer Flucht zu sprechen.
Anna* beispielsweise musste seit 1987
in der Armee von Eritrea dienen. Die
gelernte Krankenschwester landete im
Gefängnis, als sie versuchte, ein anderes Leben zu führen. Wenn sie von
ihrer Flucht erzählt, werden ihre Augen feucht und man spürt ihre Wut
auf die korrupte Regierung ihres Herkunftlandes. «Solange die Regierung
«Hier muss ich
nicht jahrelang
Soldat sein, hier
gibt es Freiheit.»
Bild Mayk Wendt
nicht wechselt, gibt es keine Hoffnung
für Eritrea», sagt sie und ihre Landsleute im Saal nicken.
Eine Stunde lang stellen sich die
Flüchtlinge den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Wie haben Sie in
ihrem Herkunftsland gelebt? Was haben sie bei der Flucht mitgenommen?
Haben Sie bei der Ankunft in der
Schweiz psychologische Betreuung erhalten? Haben Sie Familie zurückgelassen? Bei dieser Frage nicken alle
fünf Flüchtlinge und senken den Blick.
Oftmals antwortet Schweighauser
für die Flüchtlinge. «Die Flüchtlinge
wollen immer ganz schnell Deutsch
lernen, aber in Davos können wir nur
zwei Mal in der Woche Unterricht anbieten», erklärt sie. Natnael hat Glück
gehabt. Er darf aktuell im Gastro-Projekt in Laax mitarbeiten, während
drei Monaten Deutsch lernen und
gleichzeitig in einer Hotelküche arbeiten. Arbeit, das sei übrigens das Hauptziel für die Asylsuchenden, aber die
Verfahrensdauer sei lang. Viele wissen
nicht, ob sie bleiben oder wieder weiterziehen müssen – auch Anna und
Tsering nicht.
* Namen von der Redaktion geändert
Die BDP will, dass die
Führung der Churer
Kindertagesstätten nicht
mehr bei den sozialen
Diensten, sondern beim
Schuldepartement liegt.
In einem am Donnerstag eingereichten Auftrag an den Stadtrat verlangt
die BDP Chur den Dienststellenwechsel bei der schulergänzenden Kinderbetreuung. Zurzeit liegt die Führung
der Kitas bei den Sozialen Diensten. Da
in der Stadtschule Chur das Schuldepartement für die Führung der Volksschule verantwortlich ist, wäre es nach
Ansicht der BDP konsequent, wenn die
Schule auch die Kindertagesstätten
führen würde. Die BDP argumentiert,
dass so gemeinsame Ressourcen genutzt werden könnten, zum Beispiel
bei der Hausaufgabenbetreuung. Dessen ungeachtet hatte die BDP am Donnerstag an der Gemeinderatssitzung
einen Bruttokredit über 2,59 Millionen
Franken für den Bau einer neuen Kindertagesstätte auf dem Pausenplatz
des Schulhauses Montalin zurückgewiesen. Begründet wurde die Rückweisung damit, dass die Stadt auch ausserhalb des Schulgeländes Standorte für
eine neue Kita evaluieren müsse.
Stadt soll sparsamer sein
Die FDP-Fraktion forderte den Stadtrat
in einem ebenfalls am Donnerstag
eingereichten Auftrag dazu auf, bei
Investitionsprojekten haushälterischer
mit den Steuergeldern umzugehen. In
einem Bericht an den Gemeinderat
soll der Stadtrat Kosten dämpfende
Massnahmen aufzeigen. Als ein Beispiel für zu teure Vorhaben führte die
FDP auch die Kita Montalin an.
Ein Auftrag von BDP-Gemeinderat
Oliver Hohl fordert von der Stadtregierung ausserdem eine Forcierung der
touristischen Vernetzung zwischen
Chur, Lenzerheide und Arosa. Ziel müsse es sein, dass Chur, Arosa und Lenzerheide in touristischen Themen an
einem Strick ziehen würden, heisst es
im Auftrag.
In einer Interpellation verlangt
GLP-Gemeinderat Jürg Kappeler nähere Auskunft über die Durchmischung
in den Churer Volksschulen. Er fragt
unter anderem, ob der Stadtrat Massnahmen wie eine Abkehr von der
Quartierbeschulung, erhöhter Lehrkräfteeinsatz in Schulen mit niedrigem
Deutschanteil als Erstsprache oder den
Aufbau eines «Elitezugs» für bildungsstarke Schüler in Betracht ziehe. (bcm)
INS ERAT
Schulden sollen nicht ansteigen
Die Gemeinde Davos rechnet von 2016 bis 2020 mit schwarzen Zahlen.
von Béla Zier
Es sei das Ziel der laufenden Legislaturperiode, die Gemeinde auf finanziell solide Beine zu stellen. Das hatte
der Davoser Landammann Tarzisius
Caviezel letzten Mai zur Jahresrechnung 2014 festgehalten. Mit dem nun
vorliegenden Budget 2016 soll dieser
Weg weiterverfolgt werden. Der Voranschlag sieht bei Erträgen von 115,5
Millionen Franken und einem Gesamtaufwand von 115,3 Millionen
Franken ein Plus von rund 195 000
Franken vor. Die Nettoinvestitionen
für 2016 belaufen sich auf fast 18,7
Millionen Franken. Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 99,9 Prozent. Das
bedeutet, dass die Gemeinde ihre vorgesehenen Nettoinvestitionen aus
eigener Kraft stemmen kann. Dies
unter dem Vorbehalt, dass die zwei im
Budget enthaltenen Liegenschaftsverkäufe (Schlachthaus, Teilparzelle Jakobshorn-Parkplatz) vorgenommen
werden können. Zu den grössten Investitionsbrocken gehört 2016 der
Neubau des Langlauf-Infrastrukturgebäudes für 3,55 Millionen Franken.
Vorläufig keine Steuererhöhung
Zugleich mit dem Budget 2016 hat die
Gemeinde den rechtlich unverbindlichen Finanzplan für die Jahre 2017
bis 2020 vorgelegt. Bei der Laufenden
Rechnung wird in diesen vier Jahren
jeweils von einem Plus ausgegangen.
Aus dem Finanzplan geht zudem hervor, dass die Darlehensschulden der
Gemeinde von aktuell 119,5 Millionen
Franken bis 2020 nicht ansteigen sollen. Reduziert werden soll die Schuldenlast aber auch nicht. Begründet
wird dies mit tiefen Zinsen bei den anstehenden Darlehens-Refinanzierungen sowie dem weiteren Abbau des Investitionsstaus und bevorstehender
Grossinvestitionen.
Der Steuerfuss von 103 Prozent soll
bis 2020 belassen werden. Vorläufig
will man darauf verzichten, ab 2019
eine Steuererhöhung um rund zwei
Prozent für die dann wegfallenden
Fraktionssteuern der Fraktionsge-
Nr.1
die
der FdP
1
Liste
meinden vorzunehmen. Dies käme, so
ist zum Finanzplan festgehalten, einer
Steuerreduktion gleich. Allerdings
schreibt die Davoser Exekutive dazu:
«Infolge der grossen anstehenden Investitionen könnte dies aber zu einem
leichten Schuldenanstieg führen. Je
nach finanzieller Entwicklung in den
nächsten Jahren, müsste eine Steuererhöhung erwägt werden.» Diese wäre, so wird vermerkt, für die Steuerzahler «in etwa neutral», da im Gegenzug die Fraktionssteuern entfallen.
Die von 2017 bis 2020 eingeplanten
Nettoinvestitionen belaufen sich auf
rund 78,4 Millionen Franken. Davon
entfallen 85 bis 90 Prozent auf Ausgaben im Hoch- und Tiefbaubereich.
Angela CasanovaMaron in den Nationalrat
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«Denn
Denn bei der staatlichen EinflussEinfluss
nahme gilt für mich: So wenig wie
möglich, so viel wie nötig!»
Mehr Klartext unter: angela-casanova.ch