Hirnmetastasierungsmuster beim metastasierten

Hirnmetastasierungsmuster beim metastasierten Mammakarzinom in Abhängigkeit von der Tumorbiologie: Subanalyse im Rahmen des BMBC Registers
E. Laakmann1, V. Scriba1, U. Grzyska1, T. Hesse2, F. Würschmidt3, T. Park‐Simon4 , S. Loibl5, G. Minckwitz5, I. Witzel1, V. Müller1
1 Universitätsklinikum Hamburg‐Eppendorf, 2 Agaplesion
5 German Breast
Diakonieklinikum Rotenburg /W., 3 Radiologische Allianz Hamburg, 4 Medizinische Hochschule Hannover,
Group GmbH
Ergebnisse
Hintergrund
• In den letzten Jahren zeigt sich eine steigende Inzidenz der Hirnmetastasierung (HM) bei Patientinnen mit Mammakarzinom. • Die Prognose von Patienten mit Hirnmetastasen ist eingeschränkt. • Die Forschungserkenntnisse zur Hirnmetastasierung beim Mammakarzinom sind uneinheitlich und beschränken sich meist auf kleine Fallzahlen. Es fehlen evidenzbasierte Empfehlungen zu den Therapiemodalitäten.
• Die Frage eines bestimmten Hirnmetastasierungsmusters beim Mammakarzinom bzw. Veränderung desselben in Abhängigkeit von Therapiemodalitäten ist bislang unbeantwortet. • Ziel dieser Arbeit war, das Hirnmetastasierungsmuster bei Mammakarzinompatientinnen zu erfassen sowie zu analysieren, ob eine Korrelation zu einem tumorbiologischen Subtyp bzw. der vorausgegangenen Therapiemodalität besteht. Des Weiteren wurde der Einfluss des Hirnmetastasierungsmusters auf die Prognose der Patientinnen analysiert. Hirnmetastasierungsmuster in Abhängigkeit von dem tumorbiologischem Subtyp des Primärtumors
• Patientinnen mit positivem Östrogen‐, Progesteron‐ und HER2‐Rezeptorstatus im Primärtumor hatten eine signifikant geringere Anzahl an Hirnmetastasen insgesamt (jeweils p<0,001) und auch in den einzelnen Hirnregionen.
Tabelle 2: Anzahl der Hirnmetastasen in Abhängigkeit vom
Östrogenrezeptorstatus
Östrogenrezeptor
positiv
negativ
Gesamtanzahl Hirnmetastasen (Mittelwert, Standardfehler)
6,97 (0,24)
15,5 (0,39)
Anzahl Metastasen im Telencephalon
(Mittelwert, Standardfehler)
4,96 (0,20)
9,48 (0,30)
Anzahl Metastasen im Cerebellum (Mittelwert, Standardfehler)
1,49 (0,11)
4,66 (0,20)
Progesteronrezeptor
positiv
negativ
p‐Wert
Gesamtanzahl Hirnmetastasen (Mittelwert, Standardfehler)
Anzahl Metastasen im Telencephalon
(Mittelwert, Standardfehler)
Anzahl Metastasen im Cerebellum (Mittelwert, Standardfehler)
<0,001
6,64 (0,26)
80,0%
4,88 (0,21)
9,1 (0,27)
1,27 (0,10)
4,52 (0,19)
<0,001
40,0%
30,0%
20,0%
10,0%
15,93 (0,40)
5,48 (0,25)
9,3 (0,28)
2,84 (0,17) 3,5 (0,17)
p‐Wert
<0,001
Grafik 2: Metastasen im
Cerebellum in Abhängigkeit
vom HER2‐Rezeptorstatus des Primärtumors
60,0%
50,0%
30,0%
27,0%
(n=10)
48,4% 51,6%
(n=31) (n=33)
negativ
keine Metastasen im
Cerebellum
Metastasen im
Cerebellum
20,0%
55,0%
(n=66)45,0%
(n=54)
58,5%
(n=55)
41,5%
(n=39)
10,0%
0,0%
positiv
keine Metastasen im
Cerebellum
Metastasen im
Cerebellum
negativ
positiv
HER2-Rezeptor
HER2-Rezeptor
• Bei Patientinnen mit einem triple‐negativem Primärtumor zeigte sich signifikant häufiger eine Meningeosis carcinomatosa (Pachymeninx und Leptomeninx), (p=0,011). 90,0%
Grafik 3: Meningeosis
carcinomatosa in Abhängigkeit vom Rezeptorstatus des Primärtumors
80,0%
70,0%
60,0%
50,0%
40,0%
82,3%
(n=191)
66,0%
(n=31)
30,0%
20,0%
• Erneute Befundung der vorliegenden cCTs bzw. cMRTs bei Erstdiagnose der HM
7,37 (0,28)
40,0%
73,0%
(n=27)
0,0%
• Erstdiagnose der HM bei Z.n. Mammakarzinom zwischen 1986 und 2015
Gesamtanzahl Hirnmetastasen (Mittelwert, Standardfehler)
Anzahl Metastasen im Telencephalon
(Mittelwert, Standardfehler)
Anzahl Metastasen im Cerebellum (Mittelwert, Standardfehler)
70,0%
Grafik 1: Metastasen im
Cerebellum in Abhängigkeit
vom HER2‐Rezeptorstatus der
Hirnmetastase
70,0%
50,0%
• Retrospektives und prospektives Erfassen der klinischen Daten von 280 Patientinnen aus vier Studienzentren (Universitätsklinikum Hamburg‐Eppendorf, Medizinische Hochschule Hannover, Diakonieklinikum Rotenburg‐Wümme, Praxis Radiologische Allianz Hamburg)
Her2‐Rezeptorstatus
positiv
negativ
p‐Wert
14,81 (0,36)
• Bei Patientinnen mit einem HER2‐positiven Mammakarzinom (Primärtumor) zeigte sich ein Trend, dass das Cerebellum häufiger betroffen war als bei Patientinnen mit HER2‐negativem Primärtumor (p=0,050). Auch bei HER2‐positiven Hirnmetastasen war das Cerebellum häufiger betroffen (p=0,016).
60,0%
Material und Methoden
Tabelle 4: Anzahl der Hirnmetastasen in Abhängigkeit vom HER2‐
Rezeptorstatus
Tabelle 3: Anzahl der Hirnmetastasen in Abhängigkeit vom
Progesteronrezeptorstatus
34,0%
(n=16)
10,0%
17,7%
(n=41)
keine Meningeosis
carcinomatosa
Meningeosis carcinomatosa
0,0%
• Auswertung der betroffenen Hirnregionen als auch der jeweiligen Anzahl der Hirnmetastasen.
• Aktualisiertes Follow‐up (am 31.07.2015)
Statistische Auswertung
• Die Abhängigkeit der Lokalisation der Hirnmetastasen vom histologischen Subtyp des Primärtumors bzw. der Hirnmetastase sowie die Abhängigkeit der Lokalisation der Hirnmetastasen von Therapiemodalitäten wurden mit dem Chi‐Quadrat‐Test errechnet. ja
nein
triple-negativer Rezptorstatus
Auswirkungen des Hirnmetastasierungsmusters auf die Prognose
• Eine Meningeosis carcinomatosa zeigte sich als prognostisch ungünstiger Faktor (p=0,028): Patientinnen ohne Meningeosis carcinomatosa hatten ein medianes Überleben von 4 Monaten nach Diagnosestellung, Patientinnen mit Meningeosis carcinomatosa 2 Monate.
• Patientinnen mit Metastasen im Occipitallappen weisen eine schlechtere Prognose auf (p=0,004): Patientinnen ohne Metastasen im Occipitallappen
hatten ein medianes Überleben von 5 Monaten, Patientinnen mit Metastasen im Occipitallappen hingegen nur 2 Monate.
• Die Abhängigkeit der Hirnmetastasenanzahl vom histologischen Subtyp und der Therapiemodalitäten wurde mittels der Poisson‐
Regression Analyse bestimmt.
Grafik 6: Überleben ab Diagnose Hirnmetastasierung in Abhängigkeit von Metastasen im Occipitallappen
Grafik 5: Überleben ab Diagnose Hirnmetastasierung in Abhängigkeit von Meningeosis carcinomatosa
• Mittels Kaplan‐Meier‐Analyse wurde univariat der Einfluss der Hirnmetastasenlokalisation auf das Überleben errechnet.
Charakteristika der Patientinnen
Hirnmetastasierungsmuster in Abhängigkeit von systemischen Therapiemodalitäten
Tabelle 1: Charakteristika der Patientinnen
Medianes Alter bei Erstdiagnose des Mammakarzinoms, Jahre (Streuung)
n
51 (23‐89)
Medianes Alter bei Erstdiagnose der Hirnmetastasen, Jahre (Streuung)
56 (27‐89)
Zeit von Erstdiagnose Mammakarzinom bis Hirnmetastasierung in Monaten (Median, Streuung)
40 (0‐415)
Überleben ab Diagnose der Hirnmetastasierung in Monaten (Median, Streuung)
4 (0‐91)
Östrogenrezeptor (n=243)
Progesteronrezeptor (n=242)
HER2‐Rezeptor ( n= 214)
Histologie (n=216)
Chemotherapie vor Diagnose der Hirnmetastasierung (n=250)
Hormonelle Therapie vor Diagnose der Hirnmetastasierung (n=241)
Anti‐HER2‐gerichtete Therapie bei HER‐2 positiven Mammakarzinom vor Diagnose der Hirnmetastasierung (n=94)
BMBC Team
%
Tabelle 5: Anzahl der Hirnmetastasen in Abhängigkeit von Trastuzumab‐Therapie bei HER2‐positivem Mammakarzinom
positiv
132
54,3
negativ
111
45,7
48,3
positiv
117
negativ
125
51,7
positiv
94
43,9
negativ
120
56,1
duktal
• Bei Patientinnen mit HER2‐positivem Mammakarzinom, die vor Diagnose der Hirnmetastasierung mit Trastuzumab therapiert wurden, zeigten sich intrakraniell (p<0,001) und spezifisch im Cerebellum eine signifikant geringere Anzahl an Hirnmetastasen (Mittelwert 2,68 vs.3,93, p= 0,022).
• Patientinnen, die Bevacizumab erhalten haben, scheinen häufiger eine Meningeosis carcinomatosa zu entwickeln (p=0,003).
192
88,9
lobulär
24
11,1
ja
224
89,6
nein
26
10,4
ja
132
54,8
nein
109
45,2
ja
78
85,7
nein
13
14,3
Trastuzumab vor Diagnose Hirnmetastasierung
ja
nein
Gesamtanzahl Hirnmetastasen (Mittelwert, Standardfehler)
Anzahl Metastasen im Cerebellum (Mittelwert, Standardfehler)
p‐Wert
6,70 (0,30)
11,67 (0,88)
<0,001
2,68 (0,19)
3,93 (0,51)
0,022
Zusammenfassung
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sowohl der histologische Subtyp des Mammakarzinoms als auch Therapiemodalitäten vor Diagnose der Hirn‐metastasen Einfluss auf die Anzahl sowie Lokalisation der Hirnmetastasen haben. Die Lokalisation der Hirnmetastasen hat Einfluss auf Prognose der Patienten.
In Kooperation mit
Kontakt: Dr. med. Elena Laakmann, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistrasse 52, 20246 Hamburg, E-Mail: [email protected]