Wald & Jagd 49 ■ BAUERNBLATT | 27. Februar 2016 Buchenholz aus Bauernwäldern weltweit gefragt Schleswig-Holstein verschifft bis nach Indien und China Christian Schnoor, Geschäftsführer der Holzvermarktung der Forstbetriebsgemeinschaft Mittleres Holstein, ist zufrieden. Überall in den Bauern- und Privatwäldern wird zurzeit nicht nur fleißig Brennholz, sondern auch ausgesuchtes Stammholz geschlagen und zum Verkauf angeboten. Auch in den im Kreis Plön gelegenen Großharrieer Bauernwäldern, die noch ganz klassisch von einigen Landwirten bewirtschaftet werden, fand Schnoor Abnehmer für Buchenholz, das als Stammware für asiatische Märkte immerhin noch gute Preise verspricht. „Rot nach Südchina“, ruft Holzaufkäufer Jost Hauskeller (hinten) nach der Mit dabei war jetzt Holzaufkäufer Jost Hauskeller aus Rotenburg an der Wümme. Hauskeller ist kein neues Gesicht in den Wäldern, die von der Forstbetriebsgemeinschaft betreut werden, und kennt die Märkte. Mit geschultem Blick erkennt der Holzfachmann, wofür sich welcher Stamm eignet, welche Anforderung die Betriebe an die Rohware stellen und für welchen Zielhafen das Holz je nach Verarbeitung vorgesehen werden kann. Asiatischer Zielhafen Südchina Auch wenn die asiatischen Holzmärkte heute enger umworben sind und gebremstes Wirtschaftswachstum und Wettbewerb so manchen Handel erschweren, der asiatische Überseemarkt spült auch schleswig-holsteinischen Waldbesitzern noch manchen Euro in die Kasse. Ob in China, Japan, Vietnam, Korea, Indien oder in der Türkei, das Begutachtung Christian Schnoor (r.), Geschäftsführer der Holzvermarktung der Forstbetriebsgemeinschaft Mittleres Holstein, zu. Praktikant Achmed Mohammad Ibrahim Moustafa aus Syrien durfte die Stämme markieren, die in wenigen Wochen auf die Reise nach China und Indien gehen. nordische Buchenholz ist weltweit gefragt. „Der ist etwas zu gedreht, der hat einen leichten Rotkern“, kommentierte Hauskeller beim Rundgang mit Schnoor den einen oder anderen Stamm. Stärke, Länge, Farbe, Struktur und Wuchs bestimmen den Preis. Bereits am Wegesrand wurden die Zielhäfen für das Stammholz festgelegt. Ein Kreis mit der Farbsprühdose markiert das Ziel. Mit Rot für Südchina, Gelb für Nordchina und Blau für Indien durfte Praktikant Achmed Mohammad Ibrahim Moustafa aus Syrien die Stämme markieren und in die Arbeit der Holzkaufleute hineinschnuppern. Neben Buche und Eiche, die wegen der hohen Nachfrage zu etwa 70 % im europäischen Markt bleiben, sind Kiefer, Esche und auch Pappel gefragt. Die Laubhölzer Holzaufkäufer Jost Hauskeller aus Rotenburg an der Wümme kommt gerne in die schleswig-holsteinischen Bauernwälder. Hauskeller ist ein „alter Hase“ und kennt das weltweite Geschäft mit dem Wertholz aus dem Norden. Drehwuchs, wie hier bei dieser Buche, oder Faktoren wie die Astigkeit und Rotkernigkeit bestimmen den Preis. und Kiefern aus den nordischen Wäldern werden unter anderem zu Fußbodendielen, Möbeln, Furnier oder Bootssperrholz verarbeitet, sagt Schnoor. Neben wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmt Nachhaltigkeit das Geschäft, meinte Hauskeller. PEFC und FSC, diese Abkürzungen stehen für zwei Qualitätssiegel, sind heute nachgefragt und zieren am Ende der Kette die Produkte. Stabile Nachfrage bei Eiche Gute Qualitäten feinerer A- und B-Ware, die bei der Buche mit Preisen von etwa 120 bis 180 € zu Buche schlagen, oder ausgesuchte Furnierholzqualitäten, die mit bis zu 200 €/fm gehandelt werden, bestimmen kaum das Geschäft, sagt Messen, begutachten, Qualität und Güte notieren und für die Landwirte die besten Preise rausholen, das ist für Christian Schnoor Alltag. Das Treffen mit den Holzaufkäufern ist immer spannend, wenn das Tafelsilber, sprich nicht für Brennholz vorgesehene Stammware, am Wegesrand liegt. Fotos: Ralf Seiler Schnoor. Die Nachfrage ist hierfür eher verhalten. Geld kann dagegen durchaus mit B- bis C-Ware verdient werden, die durchaus nachgefragt wird. Hier können immerhin rund 90 bis 95 € angesetzt werden. Selbst im unteren Segment liegen die Preise noch bei rund 70 bis 95 €. Gegenüber einer schwarzen Null Anfang der 1990er Jahre sei der heutige Deckungsbeitrag von etwa 150 bis 200 € pro Jahr und Hektar durchaus zu begrüßen. Allerdings sollte der Einschlag bei einem Zuwachs von 8 bis 10 fm/ha auch bei rund 5 bis 6 fm liegen, empfiehlt Schnoor. Bessere Preise versprechen Esche und Eiche. Auch wenn bedingt durch das Eschensterben mancher Noteinschlag auf den Markt drängt, liegen die Preise rund 20 bis 30 % über der Buche. Bei der Eiche bestimmt immer noch eine durchaus stabile europäische Nachfrage den Markt. Einschlag verbessert Waldqualität Obwohl die Nachfrage auf den asiatischen Märkten, bestimmt durch die aktuelle Wirtschaftslage, etwas enger geworden ist, könne gerade aus den Bauernwäldern sogar der eine oder andere Stamm mehr verkauft werden, meinte Schnoor zum diesjährigen Angebot. Der Holzeinschlag verbessere letztlich auch die Waldqualität. „Es kommt Licht in die Bestände, und irgendwann wird ein Stamm auch nicht mehr besser“, meinte Schnoor. Dann könne lieber das Geld für wertiges Furnier- oder Möbelholz mitgenommen werden und neben den Brennholzerträgen die landwirtschaftliche Betriebsbilanz des Privatwaldanteils verbessern. Selbst der Fremdpersonaleinsatz rechne sich. Immerhin sei es heute nicht mehr jedermanns Sache, Starkholz wie 120 Jahre alte Buchen selbst zu fällen. Für die nächsten Jahre dürfe durch die allgemeine Waldentwicklung noch mit einer Steigerung der Einschlagmengen gerechnet werden. Bemerkenswert ist auch, dass Schleswig-Holstein mit knapp 12 % Waldanteil zwar zu den waldärmsten Bundesländern gehört, dafür aber mit rund 61 % Laubholzanteil einen Spitzenplatz einnimmt, so Schnoor. Ralf Seiler freier Autor
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