NABU-Stadtverband Aachen e.V., Jahresrückblick 2015 Liebe Mitglieder und Unterstützer, eigentlich wollte ich diesen Jahresrückblick mit einigen sehr erfreulichen Entwicklungen beginnen, doch dann erreichte uns Ende November die überraschende Nachricht, dass die Stadt Aachen den Windpark im Münsterwald genehmigt habe. Sie erinnern sich: Die Stadt wollte schon im Februar 2014 etwa 10.000 Bäume im Münsterwald im Voraus fällen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Genehmigung noch gar nicht absehbar war. Nur ein anwaltliches Schreiben des NABULandesverbandes NRW konnte den Oberbürgermeister stoppen. Obwohl seit dem zweitägigen Erörterungstermin Ende April 2015 bis jetzt nichts passierte, präsentierte die Stadtverwaltung Ende November auf einmal die Genehmigung. Immerhin hat die Stadt in der Presse verkündet, konkrete Maßnahmen würden erst im Frühjahr 2016 erfolgen – wir haben dem ökologisch wertvollen Münsterwald und den windkraftsensiblen Arten wie Rotmilan, Schwarzstorch, Uhu, Waldschnepfe und Fledermäusen also immerhin zwei Jahre Sicherheit erstritten. Und damit das so bleibt, haben wir ja bereits auf der Jahreshauptversammlung 2015 beschlossen, die geplante Klage der LNU fachlich und finanziell zu unterstützen. Aufgrund der verbesserten Rechtslage der anerkannten Naturschutzverbände durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes ( EuGH) vom 15.10.2015, mit dem die Präklusion gekippt wurde, und des neuen Helgoländer Papiers zu Abstandsregelungen von WKA zu Horsten windkraftsensibler Großvogelarten wie Rotmilan und Schwarzstorch, das in diesem Sommer auch von den Umweltministern der Bundesländer bestätigt wurde, dürfte die Stadt vor Gericht einen schweren Stand haben. Das Thema wird uns auch 2016 intensiv fordern! Fordern werden uns auch die anhaltenden Diskussionen zum neuen Flächennutzungsplan (FNP) und die Begehrlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, noch mehr Freiflächen zuzubauen, und dafür sogar – wie im Preuswald – Wald zu roden. Und das, obwohl sich Bundes- und Landesregierung zu massiven Senkungen des Flächenverbrauchs verpflichtet haben. Im „Internationalen Jahr des Bodens“ 2015 haben wir mehrfach mit anderen Verbänden auf diesen Widerspruch aufmerksam gemacht und gegen neue Baugebiete protestiert; das Ergebnis bleibt abzuwarten. Ähnliches gilt auch für den Landschaftsplan (LP): Der NABU hat bereits vor der Kommunalwahl 2014 viele Vorschläge für neue Naturschutzgebiete und den besseren Schutz des Aachener Waldes und der Bachtäler eingebracht, die bei allen Parteien auf Interesse stießen. In den entsprechenden Arbeitsgruppen sind wir mindestens bis 2017 gefordert. Ein überaus positives Ereignis und große Hilfe bei den vielen Herausforderungen im Naturschutz ist die Anerkennung unserer NABU-Naturschutzstation vom Landesumweltministerium und die damit verbundene dauerhafte Sicherung der finanziellen Unterstützung durch das Land und der Stadt Aachen. Das langjährige Bemühen des NABU Aachen zusammen mit dem Umweltamt Aachen, eine professionelle Naturschutzarbeit aufzubauen, hat somit gefruchtet. Die qualifizierte Betreuung der Naturschutzgebiete und schutzwürdiger Arten in Aachen wird unter der Leitung von Dr. Manfred Aletsee weiter ausgebaut. Auch die Arbeit unserer ehrenamtlich Aktiven kann künftig noch besser koordiniert werden, was der Natur und der Kulturlandschaft in Aachen zugutekommt, sei es bei der Pflege unserer eigenen Schutzgebiete, bei unseren Artenschutzprojekten oder beim Einsatz gegen das Drüsige Springkraut. Erfreulich war auch, dass der NABU sich in diesem Jahr intensiver als je zuvor in die politischen Diskussionen um das umstrittene Fracking-Gesetz, die Luftreinhaltung und den Klimaschutz einbrachte und an mehreren Demonstrationen teilnahm, zuletzt am Aachener Klima-Marsch für Paris am 29. November. Der von Christine Horres koordinierte gemeinsame Brief des NABU und zahlreicher anderer Umweltverbände und Gewerkschaften an die Bundestagsabgeordneten unserer Region war bundesweit einmalig. Immerhin: dass unsere Abgeordneten sich die Entscheidung nicht leicht machen, zeigt die Tatsache, dass die ursprünglich für Juni geplante Verabschiedung des Gesetzes auf 2016 verschoben wurde. Bundesweit einmalig war in diesem Jahr auch unsere verbandseigene Mitgliederwerbung: Der NABU Aachen hat in diesem Jahr mit 46 neu gewonnenen Mitgliedern den 1. Platz erzielt. Selbst viel größere NABU-Stadtverbände wie Stuttgart (2. Platz: 38) und Köln (17) schnitten wesentlich schlechter ab. Die meisten neuen Mitglieder warb mein Stellvertreter Herbert Fleu, insbesondere auf der Euregio-Wirtschaftsschau im März und beim – wieder sehr gut besuchten - Obstwiesenfest Anfang Oktober. Für 2016 dürfen wir auf ähnliche Erfolge hoffen, zumal der NABU im kommenden Jahr mit einigen Jubiläen im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird: Die Gruppe um Betty Malangre und Britta Mahn betreut den Giftpflanzengarten im „Floriansdorf“ Melaten, einem von nur drei (!) Floriansdörfern in ganz Deutschland, das 2016 sein zehnjähriges Bestehen feiert. Im April richtet unsere NABU-Naturschutzstation eine große euregionale Naturschutztagung („11. Klever Treffen“) aus, zu der auch Landesumweltminister Johannes Remmel erwartet wird. Und last but not least feiert der NABU-Landesverband NRW sein 50jähriges Jubiläum, das unter anderem mit einem Festakt auf der Drachenburg im Siebengebirge bei Bonn (Museum zur Geschichte des Naturschutzes) im April und mit der NABU-Bundesvertreterversammlung im November in Essen (Zeche Zollverein) gefeiert wird. Zudem, und daher bitte ich Sie, zahlreich zu unserer Jahreshauptversammlung zu kommen, steht 2016 die Wahl eines neuen Vorstandes des NABU Aachen an, der die Entwicklung des Vereins für die kommenden vier Jahre leiten wird! Mit den besten Wünschen für die bevorstehenden Festtage und das neue Jahr 2016, Ihr Claus Mayr
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