Das Projekt "InterFaith

Vorstellung des InterFaith-Projekts in Luxemburg
„InterFaith-Run for a United World“
Zusammenfassende Projektbeschreibung im Hinblick auf seine lokale und
internationale Dimension
Kontext des Projekts
Die Zeit der abgeschotteten kulturellen Räume ist längst vorbei. In einer sogenannten
globalisierten Welt mit einem erdumspannenden Kommunikationsnetz durchdringen sich
gegenseitig verschiedene Gesellschaftssysteme, Nationen, Kulturen und Religionen, und zwar
in einem nie dagewesenen Ausmaß. Der sogenannte „Clash of cultures“ scheint nicht nur ein
vielbeschworenes Motto zu sein, vor allem dann, wenn es um die Durchsetzung eigener
Einflusssphären geht, seien sie geostrategisch oder ökonomisch. Die Kunst des Dialogs
zwischen den Kulturen ist noch nie so dringlich gewesen wie heute. Das bezeugen
beispielsweise die jüngsten Ergebnisse der Europawahlen in 2014: Parteien populistischer
Couleur haben so erfolgreich wie noch nie Einzug in das Europäische Parlament gehalten.
Ihre mehr ausgrenzenden Parolen wirken dem Bestreben des Europarats entgegen, den
Prozess des Zusammenwachsens Europas mit seiner nationalen und kulturellen Vielfalt auf
möglichst vielen Ebenen zu unterstützen.
In diesem Kontext wird das mittlerweile acht Jahre alte Projekt InterFaith Luxemburg in
seiner Aktualität deutlich. Von Anfang an war die Organisationsgruppe bestrebt, mit dem
Projekt ein sichtbares Zeichen des Friedens unter den Religionen zu setzen. Dafür steht auch
das Engagement des Dalai Lama, der dankenswerterweise zu Beginn des Projekts die
Schirmherrschaft für InterFaith übernommen hatte. Die Vision, ein internationales
Friedensnetz zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Religionen aufzubauen, ist eine
Haupttriebkraft für den Einsatz des Teams.
Dabei war die Verzahnung von InterFaith mit der Welt des Sports wichtig, speziell mit dem
Luxemburg-Marathon. Der Sport steht von seinen Grundintentionen her für ein friedliches
Miteinander von Nationen und Kulturen. In diesen Rahmen war das InterFaith-Projekt
passend eigebettet. Der Renndirektor Erich François hat diese Idee maßgeblich initiiert und
bis heute mitgetragen.
Lokale Ebene: Das Projekt fußt auf einem soliden örtlichen Beziehungsnetz.
Ein stabiles, vor allem ehrenamtliches und interreligiöses Team aus Luxemburg organisiert
das InterFaith-Wochenende. Ursprünglich ist es aus dem Engagement einiger Mitglieder der
Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache a.s.b.l. in Luxemburg-Belair erwachsen. Der
Arbeitskreis ist mit dem Rat Christlicher Kirchen von Luxemburg, der interreligiösen
Arbeitsgruppe AGIR - Action Groupe Inter-Religions – und der ErwuesseBildung vernetzt,
die mit ihrem Bildungsangebot auch den interreligiösen Dialog fördert. Zudem pflegt
InterFaith Luxemburg seine direkten Kontakte zu verschiedenen religiösen Gemeinschaften in
Luxemburg wie z.B. den Juden in der Hauptstadt und in Esch-sur-Alzette, den Muslimen in
Mamer und in Bonnevoie, dem Bahai-Zentrum in Luxemburg-Belair, den Soka GakkaiBuddhisten und den tibetischen Buddhisten in Luxemburg.
Eine wichtige lokale Säule des InterFaith-Projekts sind etwa 50 Luxemburger Gastfamilien,
die an den jeweiligen Wochenenden den Vertretern der verschiedenen Religionen gratis Kost
und Logis bieten. Diese interkulturelle Gastfreundschaft bedeutet nicht nur ein Anknüpfen an
eine traditionelle Kultur des Miteinanders, sondern bildet eine wichtige Tür auf privatpersönlicher Ebene, um sich gegenseitig mit seinen jeweiligen Gemeinsamkeiten und
Unterschieden kennen und schätzen zu lernen. Die hier gemachten Erfahrungen waren
durchweg positiv und führten nicht selten zu Freundschaften. Jedes Jahr wirbt das InterFaithTeam – bisher erfolgreich – um Verstärkung für die Organisation des Wochenendes und
Unterstützung durch Gastfamilien.
Internationale Ebene:
Das Projekt war stets – ganz im Geist auch des ING-Luxemburg-Marathons – international
ausgerichtet. Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über zehn Ländern hatten jedes
Jahr an diesem besonderen Ereignis teilgenommen. Sie stammten meist aus dem Christentum,
dem Islam, der Sikh-Religion, der Bahai-Religion und dem Buddhismus. Es kamen auch
Hindus aus England. Zu den bisherigen Herkunftsländern gehören Luxemburg, England, die
Niederlande, Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich und sogar Japan und die USA.
Die Vielfalt spiegelt sich auch in den Friedensgebeten der Weltreligionen wieder, die immer
Samstagnachmittag kurz vom dem Start des Nachtmarathons abgehalten werden. Ein
besonders kraftvolles Symbol bildet der gemischtreligiöse Staffellauf, an dem sich mehr als
die Hälfte der InterFaith-Läuferinnen und –Läufer beteiligen.
Das InterFaith-Ereignis in Luxemburg hat schnell Früchte auf dem internationalen Feld
getragen. So entstanden schon sehr früh fruchtbare Beziehungen zu den Sikhs in England,
welche das Luxemburger Team mehrmals zu interreligiösen Läufen in London einluden.
Dabei wurde auch sehr früh sichtbar, wie stark der interreligiöse Dialog in England verankert
ist.
Eine weitere Folge von InterFaith Luxemburg war ein erster InterFaith-Lauf beim FrankfurtMarathon und ein erstes InterFaith-Wochenende beim Amsterdam-Marathon. Unser Projekt
hatte also zu vergleichbaren Events in anderen europäischen Großstädten motiviert. Auch die
über zehn Imame – von Beruf Gefängnisseelsorger – aus den Niederlanden – treue
Teilnehmer von InterFaith Luxemburg – überraschten uns 2013 mit dem ersten
interkulturellen Marathon (für Religionen und humanistische Organisationen) in Rotterdam,
der nun regelmäßig stattfindet. Einen herausragenden Höhepunkt bildete unser Brückenschlag
nach Japan. 2013 besuchte uns erstmalig eine Delegation von etwa fünfzehn buddhistischen
Mönchen aus Japan und Funktionären der Stadt Kyoto. Sie waren von der Idee eines
InterFaith-Wochenendes so begeistert, dass sie im Rahmen des Kyoto-Marathons vom
16.02.2014 ebenfalls ein InterFaith-Wochenende ins Leben riefen. Der Bürgermeister von
Kyoto unterstützt dieses Unternehmen tatkräftig und hat es quasi zur Chefsache erklärt. Auch
Japan verfügt nun ab sofort über ein regelmäßiges InterFaith-Wochenende mit den großen
Ambitionen, diese Idee im asiatischen Raum auszubreiten.
Eine ganz besondere Beziehung der Solidarität pflegt InterFaith Luxemburg zu einer
interreligiösen Gemeinschaft in Seattle / USA. Diese Gruppe entstand durch 9/11 und stärkt
durch aktuelle Video-Grußbotschaften unser Engagement in Luxemburg.
2014 erreichte uns auch ein aktuelles Grußwort des Dalai Lamas, ein weiterer Rückenwind
der Solidarität für InterFaith Luxemburg.
Während des InterFaith-Wochenendes in Luxemburg wird eine Spende für pädagogische
Projekte der Stiftung Weltethos gesammelt, weil wir der Meinung sind, dass eine offene
interkulturelle Erziehung einen wichtigen Schlüssel zum Weltfrieden bildet.
Wir teilen übrigens auch die Grundauffassung der Stiftung Weltethos, dass für einen globalen
Frieden der Friede zwischen den Religionen notwendig ist.
Ingo Hanke,
Koordinator von InterFaith Luxemburg