Programmheft zum Akademiekonzert IV Johannes

&
Bach
20–2
21–2
Inhalt
Programm
3
Daten & Fakten
4
Einführung
Annäherungen beim Lesen und Hören
von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion
6
Gesangstexte
Johannes-Passion 12
Biographien
Joowon Chung Benno Schachtner Werner Güra Peter Harvey Tobias Berndt
Gächinger Kantorei Stu:gart
Akademie für Alte Musik Berlin
Hans-Christoph Rademann
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36
38
40
Förderkreis Bachakademie
Vorschau
Dank
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43
45
Akademiekonzert IV
SAISON 2015-2016
.
.
Samstag, 20. Februar 2016 19:00
Sonntag, 21. Februar 2016 19:00
Liederhalle, Beethoven-Saal
.Konzerteinführung . Dr. Henning Bey & Hans-Christoph Rademann
jeweils 18:15 im Beethoven-Saal
.Konzertdauer etwa 2 Stunden
.Keine Pause
Joowon Chung Sopran
Benno Schachtner Countertenor
Werner Güra Tenor
Peter Harvey Bass
Tobias Berndt Bass
Gächinger Kantorei Stu:gart
Akademie für Alte Musik Berlin
Hans-Christoph Rademann Leitung
Programm
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Johannes-Passion BW V 245
.
Joowon Chung Sopran
Benno Schachtner Countertenor
Werner Güra Tenor
Peter Harvey Bass
Tobias Berndt Bass
Henrie:e Autenrieth (Ancilla)
Wolfgang Frisch (Servus)
Simon Millan (Petrus)
Gächinger Kantorei Stu:gart
Akademie für Alte Musik Berlin
Hans-Christoph Rademann Leitung
Stu:gart ist nicht nur Musikstadt, sondern auch Weinstadt.
Wir freuen uns deshalb, unseren Künstlern Weine des
Collegium Wirtemberg überreichen zu können.
3
Daten & Fakten
Johann Sebastian Bach
Johannes-Passion BW V 245
.
.
Bese;ung Soli (S AT B B ); Chor
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Violinen, Viola,
Basso continuo (Violoncello, Kontrabass, Fago:, Orgel)
.
4
Libre:o Zusammenstellung eines unbekannten Verfassers,
wahrscheinlich unter Mitwirkung Bachs, aus drei Quellen:
Johannes-Evangelium, Kapitel 18 und 19 (mit Einschüben aus
Ma:häus 26, 75 und 27, 52); Leipziger Gesangbuch; Der für
die Sünde der Welt Gemarterte und Sterbende Jesus (Hamburg 1712)
von Barthold Hinrich Brockes (die so genannte Brockes-Passion).
.
Entstehung Die Johannes-Passion war Bachs erster Beitrag zu der
noch neuen Leipziger Kultur der Passionsvertonungen. Erst 1721
ha:e Johann Kuhnau (1660 – 1722), Bachs Vorgänger als Comaskantor, mit seiner Markus-Passion den Anfang gemacht. Aufgeführt
wurden die Passionsmusiken innerhalb der Karfreitagsvesper, also
in einem liturgisch wenig festgelegten Bereich: Sofort nach dem
Chorsa; »Da Jesus an dem Kreuze stund« se;te der 1. Teil der
Passion ein. Zwischen dem 1. und 2. Teil der Passion war die Predigt
vor­gesehen, nach Abschluss der Passion erklangen die Mote:e
»Ecce, quomodo moritur iustus« des Jacobus Gallus, ein Versikel von
den Altaristen, ein Dankgebet und der Gemeindegesang »Nun
danket alle Gott«. Die Kürze der Ordnung zeigt deutlich, dass ein
gewisser Raum für Experimente gegeben war. Den Rahmen der
ohnehin sehr langen Go:esdienste hä:en die umfangreichen
Werke sicherlich gesprengt.
.
Fassungen Zum ersten Mal erklang die Johannes-Passion am
Karfreitag, 7. April 1724. Nachdem sich Bachs Vorhaben, sie in der
Comaskirche aufzuführen, zerschlagen ha:en, fand die AuDührung
im Vespergo:esdienst der Nikolaikirche sta:. Das Werk wurde von
Bach selbst mehrfach überarbeitet, d. h. weiteren AuDührungen
an den Karfreitagen der Jahre 1725, 1728 (oder 1732) und 1749
angepasst, indem er einzelne Nummern austauschte, anders
textierte oder instrumentierte. Die heutige AuDührung folgt dem
Urtext der Neuen Bach-Ausgabe, der sich überwiegend an der
1. Fassung orientiert.
.
Quellen Die Johannes-Passion ist in einer handschriIlichen Partitur
und in Stimmen überliefert. Die Partitur hat Bach vermutlich für
eine WiederauDührung 1739 begonnen, aber abgebrochen, da
diese nicht zu Stande kam. Beendet wurde die Partitur durch einen
Kopisten, der aber nur den unrevidierten Notentext der Erstfassung
von 1724 in die von Bach begonnene Partitur übertrug. Eine Fassung
le;ter Hand als Partitur liegt nicht vor. Der Erstdruck der Partitur
erschien 1831 in Berlin unter dem Titel Große Passions-Musik / nach
dem Evangelium Johannis / von / Johann Sebastian Bach im Verlag der
Buch- und Musikalienhandlung von T. Trautwein. Die AuDührung im
Konzert basiert auf der seit 1973 veröDentlichten »Normalfassung«
der Neuen Bach-Ausgabe. Dieser liegt die teilautographe Partitur
zugrunde: Sie geht also einerseits auf die AuDührung von 1724
zurück, schließt aber andererseits auch Änderungen von 1739 mit
ein. Ob das Werk zu Bachs Zeiten jemals in dieser Gestalt erklungen
ist, liegt im Dunkeln.
5
Annäherungen
beim Lesen und Hören
von Johann Sebastian Bachs
Johannes-Passion
I
Es gibt eine berühmt gewordene Stelle aus Goethes Briefwechsel mit
dem Komponisten und Dirigenten Carl Friedrich Zelter. Da heißt es
über Johann Sebastian Bach, seine Musik klinge »als wenn die ewige
6
Harmonie sich mit ihr selbst unterhielte, wie sich’s etwa in Gottes Busen, kurz
vor der Weltschöpfung, möchte zugetragen haben. Es war mir, als wenn ich
weder Ohren, am wenigsten Augen, und weiter keine übrigen Sinne besäße
noch brauchte.«
»Nicht Bach, Meer sollte er heißen« meint Ludwig van Beethoven.
»Bach, der fünfte Evangelist« — Nathan Söderblom, Erzbischof von
Uppsala, erhebt ihn zum evangelischen Heiligen.
»Bach — Anfang und Ende aller Musik« schwärmt Komponist Max Reger.
Der unkonventionelle Avantgardist Mauricio Kagel hält dagegen:
»Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle an Bach.«
John Cage, der Meister der Stille, stellt in seinem »Vortrag über Nichts«
lapidar fest: »Einer meiner Schüler sagte zu mir, ich stimme mit dem überein,
was Sie über Beethoven sagen, aber ich habe eine sehr ernsthafte Frage: was
sagen Sie über Bach?«
In seiner Geschichte Begegnung im Park läßt Herbert Rosendorfer den
fiktiven Mozart ungläubig fragen: »Was? Bach hat eine Matthäuspassion
geschrieben?« — und nach einigem Hin- und Her stellt sich schließlich
heraus, daß Mozart unter Bach selbstverständlich »den Jungen Bach«,
nämlich C. Ph. E. verstand. J. S. (»der Alte«) ist für ihn nur noch als
abstraktes Studienobjekt relevant. Gleichwohl sollte viel von der
Kontrapunktik des »Alten« unmi:elbar in Mozarts Musik einfließen.
Der sächsische Pfarrer Christian Gerber berichtet 1732 über die
ErstauDührung von Bachs Matthäus-Passion: »Als in einer vornehmen
Stadt diese Paßions-Music mit 12 Violinen, vielen Hautbois, Fagots und
anderen Instrumenten mehr, zum erstenmal gemacht wurde, erstaunten viele
Leute darüber und wußten nicht, was sie daraus machen sollten. Als nun diese
theatralische Music angieng, so geriethen alle diese Personen in die größte
Verwunderung, sahen einander an und sagten: ›Was soll daraus werden?‹
Eine alte Adeliche Witwe sagte: ›Gott behüte, ihr Kinder! Ist es doch, als
ob man in einer Opera-Comödie wäre‹ «.
II
Für die Stelle der Leipziger Kirchenmusikdirektors an der Comaskirche
und -schule wird der Komponist Georg Philipp Telemann favorisiert,
Kantor und Musikdirektor der vier Hauptkirchen in Hamburg, »weil er
nun wegen seiner Music, in der Welt bekant wäre«, so das Ratsprotokoll.
Doch Telemann sagt kurzfristig ab, nachdem sein Lohn in Hamburg um
400 Taler erhöht wird. Also wird das Amt zunächst Johann Christoph
Graupner angeboten, Kandidat Nummer zwei auf der Wunschliste des
Rates, denn »[man] kenne H. Graupner nicht spezial, jedoch mache er eine
gute Gestalt und schiene ein feiner Mann zu sein, glaube auch, daß er ein guter
Musicus wäre«. Doch der feine Mann muss ebenfalls absagen, er wird
von seinem Dienstherrn nicht entlassen. In der näheren Wahl sind je;t
noch der in böhmischen Diensten stehende Kapellmeister Johann
Friedrich Fasch und der Organist der Neuen Kirche Georg Balthasar
Scho:, sowie der hochfürstliche Kapellmeister zu Köthen, Johann
Sebastian Bach. Das gerne zitierte Wort von Ratsherr Abraham
Christoph Plaz: »Da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müsse
man mittlere nehmen, es sey von einem zu Pirna ehmals viel gutes gesprochen
worden«, zielt zwar nicht direkt auf Bach, sondern vermutlich auf einen
weiteren Mitbewerber Schulmeister Christian Heckel, dennoch zeigt
es aber, dass sich die Begeisterung des Rates über die noch zur Ver­
fügung stehenden Bewerber in Grenzen hält.
7
Wie sieht ein heutiger Karfreitagsgo:esdienst ohne Kirchenmusik,
ohne Bachs Musik aus?
Was ist an einem zweiten Weihnachtsfes:ag ohne den zweiten — oder
notfalls einem anderen Teil des Bach’schen Weihnachtsoratoriums — in
unseren Kirchen los?
Die Menschen kamen zu Bachs Zeiten in die Kirchen, um die Prediger
zu hören und nahmen Bachs Musik in Kauf. Heute dagegen, hat einer
spö:isch kommentiert, kommen die Menschen, um Bachs Musik zu
hören und nehmen die Prediger in Kauf. Le;tere haben es heu;utage
schwerer als die Musiker.
Bach ist uns nahe. Er war aber auch schon mal ganz weit weg ...
Robert Schneider charakterisiert ihn im le;ten Kapitel seines Romans
Die Offenbarung als mißgestimmten, alten Mann, der mit Go: und
der Welt hadert und seinen devoten Schwiegersohn Altnikol ständig
mit den Worten »Geb’ ER mir Kanaster!« um Nachschub für seine
Tonpfeife angeht.
8
In Christoph WolDs Johann Sebastian Bach zieht sich der alternde
Meister wie ein mi:elalterlicher Mystiker in seine Komponierstube
zurück, um mit konsequentem Eindringen in die tiefsten Gese;e
und Ordnungen der Tonkunst le;tendlich seinen persönlichen
Go:es­beweis zu führen. Dafür stehen die h-moll-Messe und die
Kunst der Fuge.
Was kam nach den Bachschen Passionen?
Da wären zum Beispiel:
Carl Heinrich Graun Der Tod Jesu
Reger O Haupt voll Blut und Wunden
Johannes Weyrauch Johannes-Passion
Hugo Distler Choralpassion
Paul E. Ruppel Crucifixion
Andrew Lloyd Webber Jesus Christ Superstar
Krzysztof Penderecki Lukas Passion
Das sind — mit einer Ausnahme? — alles Stücke, die heute kaum
jemand kennt.
Was ist denn aus den KompositionsauIrägen der Stu:garter BachAkademie zum Bachjahr 2000 geworden? Vier zeitgenössische
Passionsvertonungen wurden damals geschaDen und uraufgeführt.
Wo sind sie heute? Wer wird sie dereinst wiederentdecken?
Felix Mendelssohn Bartholdy, der seinerzeit die legendäre Wieder­
auDührung von Bachs Matthäus-Passion in die Wege geleitet hat,
schrieb damit Musikgeschichte. »Sie sangen mit einer Andacht, als ob sie
in der Kirche wären«, bemerkte er über seine Chorsänger. Es begann
eine Bachbegeisterung, eine Bach-Retrospektive, wie sie nicht nur im
Abendland ohne Beispiel geblieben ist. Und es begann der Auszug
von Bachs geistlicher Musik aus der Kirche heraus in die Welt hinein.
»Wie kommt es, daß Musik, die ihres liturgischen Environments beraubt
wurde, geistlich erfahrbar bleibt? Das liegt nicht daran, dass sie sich vor bald
300 Jahren an der Liturgie geistlich infizierte oder ihr Text offensichtlich von
geistlichem handelt sondern daran, dass das Geistliche ... in ihrer Faktur und
Konstruktion gegenwärtig ist« sagt Clytus Go:wald.
III
Die Johannes-Passion als »Oper im Kopf«
Sie, die ältere, dramatischere und in vieler Hinsicht kühnere Schwester
der epischen Matthäus-Passion, erzählt die Geschichte des königlichen
Go:essohns, der seine Passion nicht erduldet, sondern zum Heil aller
Menschen vollzieht.
Bach hat keine Opern geschrieben. Die intensiven Bilder, die sich
beim Hören seiner Musik einstellen, entstehen bei uns im Kopf. In
seinen Passionen, Kantaten und Oratorien komponiert er existenzielle
Situationen der menschlichen Existenz, die uns unmi:elbar berühren.
In der Johannes-Passion finden sich unter anderem die folgenden
auskomponierten ADekte:
»Von den Stricken meiner Sünden« — Empathie mit dem Leidenden,
»Ich folge Dir gleichfalls mit freudigen Schritten« — gläubiges Urvertrauen,
»Ach meine Sinn« — jähe, abgrundtiefe Verzweiflung«,
»Eil, ihr angefochtnen Seelen« — kollektive Verunsicherung und Panik,
»Zerfließe meine Herze« — eine herzzerreißende Totenklage.
9
Und wer beim le;ten Abschied in einem Sterbezimmer schon einmal
die Klänge von »Es ist vollbracht« in seinem Herzen bewegte, ahnt was
gemeint ist.
Dagegen stehen in scharfem Kontrast die heulende, tobende Menge,
das grelle Geschrei der Turbae-Chöre, der in Töne gese;te tobende
Mob, Pogromstimmung und virulente Gewalt.
Dann ergreiI und fasziniert uns die intensive Sprache der Bachschen
Choräle — jeder für sich ein Meisterwerk.
Wir stehen staunend unter dem großartigen Portal des Eingangschors,
der in einer seiner musikalischen Figuren (»Zeig uns durch deine Passion«)
den übergroßen Finger des Johannes auf dem Isenheimer Altarbildnis
nachzuzeichnen scheint.
Und dann ist da noch die geradezu überirdisch schöne Schlichtheit
des beschließenden Chorals »Ach Herr, laß Dein lieb Engelein«, der
auf berückende Weise die Wendung des Dramas ins Transzendente
vollzieht.
10
Bachs Johannes-Passion geht auf kein geschlossenes Libre:o zurück.
Dies läßt vermuten, daß er die Texte der Arien und Choräle selbst
ausgewählt und zusammengestellt hat. Seine Entscheidung für oder
gegen einen Text oder eine Choralstrophe ist sein eigentliches
theologisches Bekenntnis und Vermächtnis.
IV
Jesus spricht triumphierend: »Es ist vollbracht!«
Im Roman Das Evangelium nach Jesus Christus des portugiesischen
Literaturnobelpreisträger José Saramago fragt Jesus am Kreuz
zweifelnd: »War das alles?« Go: antwortet mit: »Nein, mein Sohn« und
ergeht sich anschließend in eine unendliche Litanei über MärMrer, die
den Tod um des Glaubens willen erli:en haben, über die Verbrechen
der Inquisition und über die Kriege, die im Namen und durch das
Christentum begangen wurden. Eine Litanei, die bis heute nicht ver­
klungen ist. Das Christentum ist durch seine belastete Vergangenheit
in sich selbst verstrickt, gefangen und unerlöst.
Bedrückt sehen wir: Die Erlösung der Menschen und der Welt zu
verkünden, fällt schwer, da diese zur Zeit nur schwer erfahren werden
kann. Zuviel unfaßbare Gewalt, zuviel Leid, Krieg, Flucht, Vertreibung,
Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung. Zuviel Gier, Profit­
streben, Gewinnmaximierung. Zuviel Eigenbefindlichkeiten, Egoismus,
zuviel mangelnde Solidarität und zuviel Ignoranz. Die unerlöste Welt
und die geplagten Menschen leiden und sterben, wie Christus am
Karfreitag leidet und stirbt.
Kann Kirchenmusik Verkündigung sein? Welche BotschaI vermi:elt
Bachs Johannes-Passion? Die Vermi:lung einer Go:eserfahrung ist
nicht messbar oder empirisch nachweisbar. Und der amerikanische
Komponist Steve Reich bemerkte einmal: »Wenn wir wüßten, wie Magie
in die Musik kommt, wären wir alle wie Beethoven.«
Saramagos Roman endet mit den Worten des Vaters an den Sohn:
»Ich kann Dir nicht alle Fragen stellen und Du mir nicht alle Antworten geben«.
Die BotschaI des Glaubens mag jeder für sich selbst verstehen
lernen. Vielleicht kann uns Bachs Johannes-Passion dabei ein Stück
weit begleiten?
Søren Schwesig
Stadtdekan
11
Johannes-Passion
BW V 245
Teil I
I. Chor
12
Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm
in allen Landen herrlich ist!
Zeig uns durch deine Passion,
dass du, der wahre Go:essohn,
zu aller Zeit,
auch in der größten Niedrigkeit,
verherrlicht worden bist!
II a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach
Kidron, da war ein Garte, darein ging Jesus
und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet,
wußte den Ort auch, denn Jesus versammelte
sich oI daselbst mit seinen Jüngern.
Da nun Judas zu sich ha:e genommen die
Schar und der Hohenpriester und Pharisäer
Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen
und mit WaDen. Als nun Jesus wußte alles,
was ihm begegnen sollte, ging er hinaus
und sprach zu ihnen:
Wen suchet ihr?
Sie antworteten ihm:
II b. Chor
Jesum von Nazareth.
II c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
II d. Chor
Jesus spricht zu ihnen:
Ich bin’s.
Judas aber, der ihn verriet, stund auch
bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach:
Ich bin’s, wichen sie zurücke und fielen zu Boden.
Da fragete er sie abermal:
Wen suchet ihr?
Sie aber sprachen:
Jesum von Nazareth.
II e. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Jesus antwortete:
13
Bass (Jesus)
Ich hab’s euch gesagt, dass ich’s sei,
suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!
III. Choral
O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße,
die dich gebracht auf diese Marterstraße!
Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,
und du musst leiden.
IV. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Auf dass das Wort erfüllet würde, welches er sagte:
Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben
hast. Da ha:e Simon Petrus ein Schwert und
zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters
Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab; und der
Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro:
Stecke dein Schwert in die Scheide!
Soll ich den Kelch nicht trinken,
den mir mein Vater gegeben hat?
V. Choral
Dein Will gescheh, Herr Go:, zugleich
auf Erden wie im Himmelreich.
Gib uns Geduld in Leidenszeit,
gehorsam sein in Lieb und Leid;
wehr und steur allem Fleisch und Blut,
das wider deinen Willen tut!
VI. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Die Schar aber und der Oberhauptmann
und die Diener der Jüden nahmen Jesum und
bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu
Hannas, der war Kaiphas Schwäher, welcher
des Jahres Hoherpriester war. Es war aber
Kaiphas, der den Juden riet, es wäre gut,
dass ein Mensch würde umbracht für das Volk.
VII. Arie
Alt
14
Von den Stricken meiner Sünden
mich zu entbinden,
wird mein Heil gebunden.
Mich von allen Lasterbeulen
völlig zu heilen,
lässt er sich verwunden.
VIII. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Simon Petrus aber folgete Jesu nach
und ein ander Jünger.
IX. Arie
Sopran
Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schri:en
und lasse dich nicht,
mein Leben, mein Licht.
Befördre den Lauf
und höre nicht auf,
selbst an mir zu ziehen,
zu schieben, zu bi:en!
X. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Sopran (Ancilla)
Tenor (Evangelist)
Bass (Petrus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Tenor (Servus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Derselbige Jünger war dem Hohenpriester
bekannt und ging mit Jesu hinein in des
Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund
draußen für der Tür. Da ging der andere Jünger,
der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und
redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein.
Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro:
Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer?
Er sprach:
Ich bin’s nicht.
Es stunden aber die Knechte und Diener
und ha:en ein Kohlfeu’r gemacht (denn es
war kalt) und wärmeten sich. Petrus aber
stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der
Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger
und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm:
15
Ich habe frei, öDentlich geredet für der Welt.
Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in
dem Tempel, da alle Juden zusammenkommen,
und habe nichts im Verborgnen geredt. Was
fragest du mich darum? Frage die darum, die
gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe!
Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe.
Als er aber solches redete, gab der Diener einer,
die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich
und sprach:
Solltest du dem Hohenpriester also antworten?
Jesus aber antwortete:
Hab ich übel geredt, so beweise es, dass es böse sei,
hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich?
XI. Choral
Wer hat dich so geschlagen,
mein Heil, und dich mit Plagen
so übel zugericht’?
Du bist ja nicht ein Sünder
wie wir und unsre Kinder,
von Missetaten weißt du nicht.
Ich, ich und meine Sünden,
die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer,
die haben dir erreget
das Elend, das dich schläget,
und das betrübte Marterheer.
XII a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
XII b. Chor
Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem
Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund
und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm:
Bist du nicht seiner Jünger einer?
16
XII c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Petrus)
Er leugnete aber und sprach:
Ich bin’s nicht.
Spricht des Hohenpriesters Knecht’ einer,
ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr
abgehauen ha:e:
Tenor (Servus)
Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?
Tenor (Evangelist)
Da verleugnete Petrus abermal,
und alsobald krähete der Hahn.
Da gedachte Petrus an die Worte Jesu
und ging hinaus und weinete bi:erlich.
XIII. Arie
Tenor
XIV. Choral
Ach, mein Sinn,
wo willt du endlich hin,
wo soll ich mich erquicken?
Bleib ich hier,
oder wünsch ich mir
Berg und Hügel auf den Rücken?
Bei der Welt ist gar kein Rat,
und im Herzen
stehn die Schmerzen
meiner Missetat,
weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.
Petrus, der nicht denkt zurück,
seinen Go: verneinet,
der doch auf ein’ ernsten Blick
bi:erlichen weinet.
Jesu, blicke mich auch an,
wenn ich nicht will büßen;
wenn ich Böses hab getan,
rühre mein Gewissen!
17
Teil II
XV. Choral
Christus, der uns selig macht,
kein Bös’ hat begangen,
der ward für uns in der Nacht
als ein Dieb gefangen,
geführt für go:lose Leut
und fälschlich verklaget,
verlacht, verhöhnt und verspeit,
wie denn die SchriI saget.
XVI a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
18
Bass (Pilatus)
Da führeten sie Jesum von Kaipha
vor das Richthaus, und es war frühe.
Und sie gingen nicht in das Richthaus,
auf dass sie nicht unrein würden,
sondern Ostern essen möchten.
Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach:
Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?
Tenor (Evangelist)
Sie antworteten und sprachen zu ihm:
XVI b. Chor
Wäre dieser nicht ein Übeltäter,
wir hä:en dir ihn nicht überantwortet.
XVI c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
XVI d. Chor
Da sprach Pilatus zu ihnen:
So nehmet ihr ihn hin
und richtet ihn nach eurem Gese;e!
Da sprachen die Jüden zu ihm:
Wir dürfen niemand töten.
XVI e. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
Auf dass erfüllet würde das Wort Jesu,
welches er sagte, da er deutete,
welches Todes er sterben würde.
Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus
und rief Jesu und sprach zu ihm:
Bist du der Jüden König?
Jesus antwortete:
Redest du das von dir selbst,
oder haben’s dir andere von mir gesagt?
Pilatus antwortete:
Bin ich ein Jüde?
Dein Volk und die Hohenpriester
haben dich mir überantwortet;
was hast du getan?
19
Jesus antwortete:
Bass (Jesus)
Mein Reich ist nicht von dieser Welt;
wäre mein Reich von dieser Welt,
meine Diener würden darob kämpfen,
dass ich den Jüden nicht überantwortet würde;
aber nun ist mein Reich nicht von dannen.
XVII. Choral
Ach großer König, groß zu allen Zeiten,
wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten?
Keins Menschen Herze mag indes ausdenken,
was dir zu schenken.
Ich kann’s mit meinen Sinnen nicht erreichen,
womit doch dein Erbarmen zu vergleichen.
Wie kann ich dir denn deine Liebestaten
im Werk ersta:en?
XVIIIa. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Da sprach Pilatus zu ihm:
So bist du dennoch ein König?
Jesus antwortete:
Du sagst’s, ich bin ein König. Ich bin
dazu geboren und in die Welt kommen,
dass ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus
der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.
Spricht Pilatus zu ihm:
Was ist Wahrheit?
Tenor (Evangelist)
Und da er das gesaget, ging er wieder
hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen:
Bass (Pilatus)
Ich finde keine Schuld an ihm.
Ihr habt aber eine Gewohnheit,
dass ich euch einen losgebe; wollt ihr nun,
dass ich euch der Jüden König losgebe?
20
Tenor (Evangelist)
XVIII b. Chor
Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen:
Nicht diesen, sondern Barrabam!
XVIII c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Barrabas aber war ein Mörder.
Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn.
XIX. Arioso
Bass
Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,
mit bi:rer Lust und halb beklemmtem Herzen
dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,
wie dir auf Dornen, so ihn stechen,
die Himmelsschlüsselblumen blühn!
Du kannst viel süße Frucht
von seiner Wermut brechen,
drum sieh ohn Unterlass auf ihn!
XX. Arie
Tenor
Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken
in allen Stücken
dem Himmel gleiche geht,
daran, nachdem die Wasserwogen
von unsrer Sündflut sich verzogen,
der allerschönste Regenbogen
als Go:es Gnadenzeichen steht!
XXI a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
XXI b. Chor
Und die Kriegsknechte flochten eine Krone
von Dornen und sa;ten sie auf sein Haupt
und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen:
Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!
XXI c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
XXI d. Chor
Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging
Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen:
Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, dass ihr
erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde.
Also ging Jesus heraus und trug eine
Dornenkrone und Purpurkleid.
Und er sprach zu ihnen:
Sehet, welch ein Mensch!
Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen,
schrieen sie und sprachen:
Kreuzige, kreuzige!
21
XXI e. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
XXI f. Chor
Pilatus sprach zu ihnen:
Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn;
denn ich finde keine Schuld an ihm!
Die Jüden antworteten ihm:
Wir haben ein Gese;,
und nach dem Gese; soll er sterben;
denn er hat sich selbst zu Go:es Sohn gemacht.
XXI g. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
22
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
XXII. Choral
Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet’ er sich
noch mehr und ging wieder hinein in das
Richthaus und spricht zu Jesu:
Von wannen bist du?
Aber Jesus gab ihm keine Antwort.
Da sprach Pilatus zu ihm:
Redest du nicht mit mir? Weißest du nicht,
dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen,
und Macht habe, dich loszugeben?
Jesus antwortete:
Du hä:est keine Macht über mich,
wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet hat,
der hat’s größ’re Sünde.
Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe.
Durch dein Gefängnis, Go:es Sohn,
muss uns die Freiheit kommen;
dein Kerker ist der Gnadenthron,
die Freista: aller Frommen;
denn gingst du nicht die KnechtschaI ein,
müsst unsre KnechtschaI ewig sein.
XXIII a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
XXIII b. Chor
Die Jüden aber schrieen und sprachen:
Lässest du diesen los,
so bist du des Kaisers Freund nicht;
denn wer sich zum Könige machet,
der ist wider den Kaiser.
XXIII c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
Tenor (Evangelist)
XXIII d. Chor
Da Pilatus das Wort hörete,
führete er Jesum heraus und sa;te sich
auf den Richtstuhl, an der Stä:e,
die da heißet: Hochpflaster,
auf Ebräisch aber: Gabbatha.
Es war aber der Rüs:ag in Ostern
um die sechste Stunde,
und er spricht zu den Jüden:
Sehet, das ist euer König!
Sie schrieen aber:
Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!
XXIII e. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Spricht Pilatus zu ihnen:
Bass (Pilatus)
Soll ich euren König kreuzigen?
Tenor (Evangelist)
Die Hohenpriester antworteten:
XXIII f. Chor
Wir haben keinen König denn den Kaiser.
XXIII g. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Da überantwortete er ihn,
dass er gekreuziget würde.
Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin.
Und er trug sein Kreuz
und ging hinaus zur Stä:e,
die da heißet Schädelstä:,
welche heißet auf Ebräisch: Golgatha.
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XXIV. Arie
Bass, Chor
Eilt, ihr angefochtnen Seelen,
geht aus euren Marterhöhlen,
eilt — Wohin? — nach Golgatha!
Nehmet an des Glaubens Flügel,
flieht — Wohin? — zum Kreuzeshügel,
eure Wohlfahrt blüht allda!
XXV a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm
zween andere zu beiden Seiten, Jesum
aber mi:en inne. Pilatus aber schrieb eine
ÜberschriI und sa;te sie auf das Kreuz,
und war geschrieben:
»Jesus von Nazareth, der Jüden König«.
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XXV b. Chor
Diese ÜberschriI lasen viel Jüden,
denn die Stä:e war nahe bei der Stadt,
da Jesus gekreuziget ist.
Und es war geschrieben auf ebräische,
griechische und lateinische Sprache.
Da sprachen die Hohenpriester der Jüden
zu Pilato:
Schreibe nicht: der Jüden König,
sondern dass er gesaget habe:
Ich bin der Jüden König.
XXV c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Pilatus)
XXVI. Choral
Pilatus antwortet:
Was ich geschrieben habe,
das habe ich geschrieben.
In meines Herzens Grunde,
dein Nam und Kreuz allein
funkelt all Zeit und Stunde,
drauf kann ich fröhlich sein.
Erschein mir in dem Bilde
zu Trost in meiner Not,
wie du, Herr Christ, so milde
dich hast geblut’ zu Tod!
XXVII a. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
XXVII b. Chor
Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum
gekreuziget ha:en, nahmen seine Kleider
und machten vier Teile, einem jeglichen
Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock.
Der Rock aber war ungenähet, von oben an
gewürket durch und durch.
Da sprachen sie untereinander:
Lasset uns den nicht zerteilen,
sondern darum losen, wes er sein soll!
XXVII c. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Auf dass erfüllet würde die SchriI,
die da saget:
»Sie haben meine Kleider unter sich geteilet
und haben über meinen Rock das Los geworfen«.
Solches taten die Kriegesknechte.
Es stund aber bei dem Kreuze Jesu
seine Mu:er und seiner Mu:er Schwester,
Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena.
Da nun Jesus seine Mu:er sahe und
den Jünger dabei stehen, den er lieb ha:e,
spricht er zu seiner Mu:er:
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
XXVIII. Choral
Weib, siehe, das ist dein Sohn!
Darnach spricht er zu dem Jünger:
Siehe, das ist deine Mu:er!
Er nahm alles wohl in acht
in der le;ten Stunde,
seine Mu:er noch bedacht,
se;t ihr ein’ Vormunde.
O Mensch, mache Richtigkeit,
Go: und Menschen liebe,
stirb darauf ohn alles Leid,
und dich nicht betrübe!
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XXIX. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
Tenor (Evangelist)
Bass (Jesus)
XXX. Arie
Alt
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Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich.
Darnach, als Jesus wußte, dass schon alles
vollbracht war, dass die SchriI erfüllet würde,
spricht er:
Mich dürstet!
Da stund ein Gefäße voll Essigs.
Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig
und legten ihn um einen Isopen,
und hielten es ihm dar zum Munde.
Da nun Jesus den Essig genommen ha:e,
sprach er:
Es ist vollbracht!
Es ist vollbracht!
O Trost vor die gekränkten Seelen!
Die Trauernacht
Lässt nun die le;te Stunde zählen.
Der Held aus Juda siegt mit Macht
und schließt den Kampf.
Es ist vollbracht!
XXXI. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Und neiget das Haupt und verschied.
XXXII. Arie
Bass, Chor
Mein teurer Heiland, lass dich fragen,
da du nunmehr ans Kreuz geschlagen
Jesu, der du warest tot,
lebest nun ohn Ende,
und selbst gesagt: Es ist vollbracht,
bin ich vom Sterben frei gemacht?
in der le;ten Todesnot
nirgend mich hinwende
Kann ich durch deine Pein und Sterben
das Himmelreich ererben?
Als zu dir, der mich versühnt,
o du lieber Herre!
Ist aller Welt Erlösung da?
Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen;
Gib mir nur, was du verdient,
mehr ich nicht begehre!
doch neigest du das Haupt
und sprichst stillschweigend: ja.
XXXIII. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Und siehe da, der Vorhang im Tempel
zerriß in zwei Stück von oben an
bis unten aus. Und die Erde erbebete,
und die Felsen zerrissen, und die Gräber
täten sich auf, und stunden
auf viel Leiber der Heiligen.
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XXXIV. Arioso
Tenor
Mein Herz, in dem die ganze Welt
bei Jesu Leiden gleichfalls leidet,
die Sonne sich in Trauer kleidet,
der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,
die Erde bebt, die Gräber spalten,
weil sie den Schöpfer sehn erkalten,
was willst du deines Ortes tun?
XXXV. Arie
Sopran
Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren
dem Höchsten zu Ehren!
Erzähle der Welt und dem Himmel die Not:
Dein Jesus ist tot!
XXXVI. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Die Jüden aber, dieweil es der Rüs:ag war,
dass nicht die Leichname am Kreuze blieben
den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats
Tag war sehr groß), baten sie Pilatum, dass ihre
Beine gebrochen und sie abgenommen würden.
Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem
ersten die Beine und dem andern, der mit ihm
gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen,
da sie sahen, dass er schon gestorben war,
brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der
Kriegsknechte einer eröDnete seine Seite mit
einem Speer, und alsobald ging Blut und
Wasser heraus. Und der das gesehen hat,
der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr,
und derselbige weiß, dass er die Wahrheit
saget, auf dass ihr gläubet. Denn solches ist
geschehen, auf dass die SchriI erfüllet würde:
»Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen«. Und abermal
spricht eine andere SchriI: »Sie werden sehen,
in welchen sie gestochen haben«.
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XXXVII. Choral
O hilf, Christe, Go:es Sohn,
durch dein bi:er Leiden,
dass wir dir stets untertan
all Untugend meiden,
deinen Tod und sein Ursach
fruchtbarlich bedenken,
dafür, wiewohl arm und schwach,
dir Dankopfer schenken!
XXXVIII. Rezitativ
Tenor (Evangelist)
Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia,
der ein Jünger Jesu war (doch heimlich aus
Furcht vor den Jüden), dass er möchte
abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus
erlaubete es. Derowegen kam er und nahm
den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch
Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu
kommen war, und brachte Myrrhen und
Aloen untereinander, bei hundert Pfunden.
Da nahmen sie den Leichnam Jesu und
bunden ihn in Leinentücher mit Spezereien,
wie die Jüden pflegen zu begraben.
Es war aber an der Stä:e, da er gekreuziget
ward, ein Garte, und im Garten ein neu Grab,
in welches niemand je geleget war. Daselbst
hin legten sie Jesum, um des Rüs:ags willen
der Jüden, dieweil das Grab nahe war.
XXXIX. Chor
XL. Choral
Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,
die ich nun weiter nicht beweine,
ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh!
Das Grab, so euch bestimmet ist
und ferner keine Not umschließt,
macht mir den Himmel auf
und schließt die Hölle zu.
Ach Herr, lass dein lieb Engelein
am le;ten End die Seele mein
in Abrahams Schoß tragen,
den Leib in seim SchlaHämmerlein
gar sanI ohn einge Qual und Pein
ruhn bis am jüngsten Tage!
Alsdenn vom Tod erwecke mich,
dass meine Augen sehen dich
in aller Freud, o Go:es Sohn,
mein Heiland und Genadenthron!
Herr Jesu Christ, erhöre mich,
ich will dich preisen ewiglich!
Textabdruck
Bärenreiter nach dem Urtext der Neuen Bach-Ausgabe
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Foto John D
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Sopran Joowon Chung entdeckte schon als Kind ihre Liebe zum
Gesang. Nach dem Besuch einer Schule mit musischem Profil nahm
sie ein Gesangsstudium an der Nationaluniversität Seoul bei Hyunju
Yoon auf. In Deutschland se;te die junge Sopranistin ihr Studium
an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden fort.
Dort besuchte sie die Klassen von Prof. Christiane Hossfeld und
Prof. Christine Hesse. 2011 führte sie ihr Interesse an der Musik des
Barock an die Abteilung Alte Musik der Hochschule für Musik Felix
Mendelssohn Bartholdy Leipzig. Dort besuchte sie die Meisterklasse
bei Gundula Anders, die sie im Juni 2015 mit dem Examen abschloss.
In Meisterkursen bei Emma Kirby und Dorothee Mields erhielt sie
wichtige Impulse für den Gesang in der historischen AuDührungs­praxis. Joowon Chung trat bereits beim Utrecht Early Music Festival,
dem Bachfest Leipzig, den Mendelssohn Fes:agen Leipzig, dem
Musikfest Erzgebirge und dem Festival Musicale Estense in Modena
auf. Auf der Opernbühne sang sie in Glucks Orfeo ed Euridice und
Hasses La Semiramide riconosciuta. 2013 gewann sie den Ersten Preis
beim Internationalen Gesangswe:bewerb cantateBach! in Greifswald.
Foto Frank Gebauer
Der Countertenor Benno Schachtner wurde 1984 in Illertissen
(Bayern) geboren. Von 2004 bis 2009 studierte Benno Schachtner
an der Hochschule für Musik Detmold Kirchenmusik und von 2008
bis 2010 Gesang bei Prof. Heiner Eckels. Danach wechselte er an
die Schola Cantorum Basiliensis. Wichtige Verpflichtungen der vergangenen Spielzeiten waren u. a. die C D Water Music in Zusammenarbeit
von B R /S O N Y mit der Capella de la torre sowie eine Konzer:ournee
mit dem Helsinki Baroque Orchestra unter der Leitung von René
Jacobs. Zu den künIigen Verpflichtungen gehören Konzerte unter der
Leitung von René Jacobs (Johannes-Passion in Mailand und Turin) sowie
sein Kanada-Debüt in Bachs Weihnachtsoratorium in Toronto, gefolgt
von seinem U S -Debüt in Händels Messiah in Sea:le. Darüber hinaus
stehen Konzerte mit der Akademie für Alte Musik in Berlin und
München, szenische AuDührungen der Johannes-Passion in Brüssel
sowie die Neuproduktion von Händels Sosarme bei den Händel­
festspielen Halle auf dem Programm. Benno Schachtner ist der erste
Countertenor in der Geschichte des Internationalen Bachwe:bewerbs
Leipzig, der zum »Bachpreisträger« gekürt und zusä;lich mit dem
Orchesterpreis ausgezeichnet wurde. 2010 wurde er von der Kritik
zum besten Nachwuchssänger Nordrhein-Westfalens gewählt.
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Foto Monika Ri:ershaus
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Der in München geborene Tenor Werner Güra absolvierte sein
Studium am Mozarteum in Salzburg, weiter bei Kurt Widmer in Basel,
Margreet Honig in Amsterdam und Wessela Zlateva in Wien. Neben
seiner intensiven Tätigkeit als Opernsänger auf allen internationalen
Opernbühnen, steht Werner Güra als Konzert- und Oratoriumsänger
auf den wichtigen Konzertpodien Europas und arbeitet(e) mit
Orchestern wie u. a. Berliner Philharmoniker, Sächsische Staatskapelle
Dresden, Gewandhausorchester Leipzig, Wiener Symphoniker,
London Philharmonic Orchestra, Koninklijk Concertgebouworkest,
den deutschen (B R , S W R , H R , N D R ) und holländischen Rundfunk­
orchestern sowie B B C Symphony Orchestra und Orchestre National
de France. Den Tenor verbindet eine regelmäßige Zusammenarbeit mit
Nikolaus Harnoncourt. Zahlreiche Opern- und Konzerteinspielungen
dokumentieren die Vielseitigkeit seines künstlerischen SchaDens.
All diese C Ds fanden sowohl beim Publikum als bei der Fachpresse
großen Anklang und wurden verschiedentlich ausgezeichnet (Diapason
d’or, Editor’s Choice recordings / Gramophone). 2012 erhielt er für die
Aufnahme Willkommen und Abschied den E C H O -Klassik-Preis für die
beste Liedeinspielung des Jahres. Seit 2009 unterrichtet Werner Güra
Gesang an der Musikhochschule Zürich.
Foto Carole Latimer
Peter Harvey studierte zunächst in Oxford Französisch und Deutsch,
bevor er sich für ein Gesangsstudium an der Guildhall School of
Music entschied. Er gewann Preise bei zahlreichen internationalen
We:bewerben und hat über hundert, vielfach ausgezeichnete
Einspielungen vorgelegt, wobei die Musik des Spätbarocks einen
Schwerpunkt bildet. Er arbeitet regelmäßig mit Ensembles wie der
Chapelle Royale, dem Collegium Vocale Gent, Les Talens Lyriques,
Le Concert Spirituel, Arsys Bourgogne oder dem Ensemble Vocal
Lausanne zusammen. Darüber hinaus sang er verschiedene BachKantaten unter Ton Koopmann im Wiener Musikverein, Bachs h-MollMesse im Concert­gebouw Amsterdam, Händels Messiah in Toronto,
Mendelssohns Elijah unter dem Schweizer Dirigenten Michel Corboz
oder Bachs Matthäus-Passion mit dem Boston Symphony Orchestra
unter Bernard Haitink. Peter Harvey wendet sich zunehmend dem
Liedrepertoire zu, etwa Beethovens Schottischen Lieder mit Jérôme
Hantaïs Klaviertrio (erschienen bei Naïve) oder den Lautenliedern
und Liedern mit dem Lautenisten Ma:hew Wadsworth und dem auf
historische Hammer­flügel spezialisiertem Pianisten Gary Cooper.
Harvey gründete und leitet das Magdalena Consort, das sich hauptsächlich auf die Vokalwerke Bachs konzentriert.
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Foto Boris Orlb
Tobias Berndt ist Preisträger mehrerer internationaler We:bewerbe
und arbeitet als Konzertsänger regelmäßig mit Dirigenten wie
Hans-Christoph Rademann, Philippe Herreweghe, Helmuth Rilling,
Christoph Spering, Teodor Curren;is und Andrea Marcon zusammen.
Eine Europatournee in der Saison 2013/14 beinhaltete u. a. an der
Seite von Simone Kermes und Nuria Rial Purcells Dido und Aeneas
zusammen mit Musica Aeterna und Teodor Curren;is, die MatthäusPassion unter Masaaki Suzuki und den Ensembles Bachakademie
Stu:gart ferner Gustav Mahlers Kindertotenlieder unter Toshiyuki
Kamioka in Kopenhagen, Konzerte bei den Schwe;inger Festspielen
mit Werken von Carl Philipp Emanuel und Johann Sebastian Bach unter
Frieder Bernius sowie Händels Joshua mit dem N D R Chor und dem
FestspielOrchester Gö:ingen unter Laurence Cummings in Gö:ingen,
Hamburg und London. In der vergangenen und zum Teil wiederholt
auch in dieser Saison singt er u. a. bei der Moscow State Academic
Philharmonic SocieM (Matthäus-Passion und h-moll-Messe), dem
Gewandhausorchester Leipzig (Weihnachtsoratorium), beim Collegium
Vocale Gent (Johannes-Passion), der Dresdner Philharmonie (Franz
Schubert Stabat mater), beim Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks (Bach Kantaten) sowie erstmals bei den Göteborgs
Symfoniker (Brahms Requiem) unter Herbert Blomstedt.
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Foto Holger Schneider
36
Die Gächinger Kantorei steht seit August 2013 unter der künst­
lerischen Leitung von Hans-Christoph Rademann, dem Leiter der
Internationalen Bachakademie Stu:gart. Unter der TrägerschaI der
Bachakademie gestalten die Ensembles eine Vielzahl an Konzerten
und Gastspielen (u. a. China, Lateinamerika und zu Festspielen in
Salzburg, New York, Paris und Seoul), Hörfunk- und C D -Aufnahmen
(zule;t Bachs h-Moll-Messe). Im Zentrum der Ensemblearbeit stehen
Werke von Schü; bis hin zu zeitgenössischen AuIragswerken. Einen
Fokus bilden seit jeher die Vokalwerke von Johann Sebastian Bach.
Die Gächinger Kantorei Stu:gart wurde 1954 von Helmuth Rilling
gegründet. Neben AuIri:en mit dem Partner-Ensemble Bach-Collegium
Stu:gart arbeitet die Gächinger Kantorei u. a. auch mit dem Freiburger
Barockorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den
Wiener Philharmonikern oder dem New York Philharmonic sowie mit
renommierten Gastdirigenten zusammen. Eine enge PartnerschaI
besteht zum Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des S W R . Mit AuDührungen der vergangenen Saison in Deutschland und auf Tournee
durch Südamerika, konnten die Ensembles Gächinger Kantorei und
37
das Bach-Colllegium Stu:gart die Entwicklung einer künstlerischen
Neupositionierung unter Leitung von Hans-Christoph Rademann
eindrucksvoll belegen.
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Sopran Henrie:e Autenrieth Beate Hei;mann Sarah Krispin
Katja Kunze Minyoung Lee Stephanie Lönne Ellen Majer
Leonie Zehle
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Alt Magdalena Fischer Jennifer Gleinig Anne Hartmann
Anna Krawczuk Sandra Marks Rebekka Nee;
Franziska Neumann
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Tenor Christian Are; Wolfgang Frisch Christoph Haßler
Henning Jensen Achim Kleinlein Tobias Liebelt Hannes Wagner
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Bass Simon Millan Julian Millan Stefan Müller-Ruppert Jens
Paulus Alexander Schmidt Florian Schmi:-Bohn Stefan Weiler
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Foto Uwe Arens
Die Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus) wurde 1982 in
Berlin gegründet. Die internationale Bedeutung des Orchesters zeigt
sich in der Vielzahl seiner Gastspiele in allen musikalischen Zentren
Europas, Asiens, sowie Nord- und Südamerikas. Seit 1984 gestaltet
das Ensemble eine eigene Aboreihe im Konzerthaus Berlin, seit 2012
zudem eine eigene Konzertreihe im Münchner Prinzregententheater.
Akamus präsentiert sich mit rund 100 AuIri:en pro Jahr in Bese;ungs­
größen vom Kammerensemble bis zum sinfonischen Orchester. Das
Ensemble musiziert unter der wechselnden Leitung seiner Konzert­
meister Stephan Mai, Bernhard Forck und Georg Kallweit sowie
ausgewählter Dirigenten. Über seine enge künstlerische PartnerschaI
mit René Jacobs hinaus bestehen ebenfalls intensive künstlerische
Verbindungen mit den Dirigenten Marcus Creed, Peter Dijkstra,
Hans-Christoph Rademann und Daniel Reuss. Hervorzuheben ist die
kongeniale Kooperation mit dem R I A S Kammerchor. Mit renommierten
Solisten wie Andreas Scholl, Sandrine Piau und Bejun Mehta arbeitet
Akamus regelmäßig zusammen. Gemeinsam mit der Tanzcompagnie
Sasha Wal; & Guests, entstanden Erfolgsproduktionen wie Purcells
Dido & Æneas und Dusapins Medea. Auch mit dem szenischen Konzert
4 Elemente – 4 Jahreszeiten festigte die Akamus den internationalen
Ruf als kreatives und innovatives Ensemble. Die seit 1994 exklusiv für
das Label harmonia mundi France produzierten Aufnahmen wurden
mit allen bedeutenden Schallpla:enpreisen ausgezeichnet, darunter
Grammy Award, Diapason d’Or, Gramophone Music Award, Cannes
Classical Award, u. a. 2014 erhielt das Orchester die Bach-Medaille
der Stadt Leipzig und den E C H O Klassik.
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Violine I Bernhard Forck (Konzertmeister)
Gudrun Engelhardt Edburg Forck Kerstin Erben
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Violine II Dörte We;el Rahel Mai
Barbara HalIer Comas Graewe
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Viola Clemens-Maria Nuszbaumer
Anja-Regine Graewel
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. Sabine Fehlandt .
. Jan Freiheit . Katharina Litschig
Viola da Gamba . Heidi Gröger
Kontrabass . Walter Rumer
Orgel . Raphael Alpermann
Laute . Simon Linné
Flöte . Andrea Ceinert . Emiko Matsuda
Oboe . Xenia LöLer . Michael Bosch
Fago: / Kontrafago: . Christian Beuse
Violoncello
. Uta Peters
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Foto Holger Schneider
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Der Dirigent Hans-Christoph Rademann ist ein ungemein viel­seitiger Künstler mit einem breiten Repertoire, der sich mit gleicher
LeidenschaI der AuDührung und Wiederentdeckung Alter Musik
wie der UrauDührung und Pflege Neuer Musik widmet. Geboren in
Dresden und aufgewachsen im Erzgebirge (Schwarzenberg), wurde
er früh geprägt von der großen mi:eldeutschen Kantoren- und Musiktradition. Er war Schüler im traditionsreichen Kreuzgymnasium, Mit­glied des berühmten Kreuzchors, der 2016 sein achthundertjähriges
Bestehen feiert, und studierte an der Musikhochschule Dresden
Chor- und Orchesterdirigieren. Während seines Studiums gründete
er den Dresdner Kammerchor und formte ihn zu einem internationalen
Spi;en­chor, der bis heute unter seiner Leitung steht. Ein eindrucks­
voller Beleg für die Qualität dieser künstlerischen Zusammenarbeit
ist die gefeierte Einspielung des Gesamtwerks von Heinrich Schü;
beim Stu:garter Carus-Verlag, die 2017 ihren Abschluss finden wird.
Hans-Christoph Rademann arbeitet mit führenden Chören und Ensembles der internationalen Konzertszene zusammen. Von 1999 bis 2004
war er Chefdirigent des N D R Chors und von 2007 bis 2015 Chef­
dirigent vom R I A S Kammerchor. Regelmäßige Gastdirigate führten
und führen ihn zum Collegium Vocale Gent, der Akademie für Alte
Musik, dem Freiburger Barockorchester, Concerto Köln, den Ro:er­da­mer Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden u. a.
Seit Juni 2013 ist Hans-Christoph Rademann der Akademieleiter der
Internationalen Bachakademie Stu:gart. Die erste C D -Einspielung
mit der hauseigenen Gächinger Kantorei erschien im Juni 2015
beim Stu:garter Carus-Verlag und präsentierte eine neue Lesart
von Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe: basierend auf einer
Neuedition auf Grundlage der Dresdner Quellen von Kyrie und
Gloria und erstmalig mit dem Freiburger Barockorchester. Presse
und Publikum waren begeistert: »Nichts klingt mehr nach Breitwand-
Bach in großer Besetzung, die meisten Chornummern atmen eine große
Leichtigkeit und Eleganz. […] Keine Frage, in Stuttgart ist eine neue Ära
angebrochen. […] Als neuer Leiter der Bachakademie Stuttgart ist HansChristoph Rademann mit dieser Einspielung der h-Moll-Messe ein
gran­dioser Einstand gelungen.« (kulturradio des rbb). Für seine
künst­lerische Arbeit ist Hans-Christoph Rademann mit Preisen
und Ehrungen ausgezeichnet worden, darunter die Johann-WalterPlake:e des Sächsischen Musikrats (2014), die Sächsische
Verfassungs­medaille (2008), der Förder- sowie der Kunstpreis der
Landeshauptstadt Dresden (1994 bzw. 2014). Mehrmals erhielt
er für seine zahlreichen C D -Aufnahmen den Preis der Deutschen
Schallpla:enkritik (zule;t 2014) sowie den Grand Prix du Disque
(2002), den Diapason d’Or (2006 & 2011), den C H O C de l’année
2011, den Best Baroque Vocal Award 2014 u. a. Hans-Christoph
Rademann ist Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik
Carl Maria von Weber in Dresden. Außerdem ist er Intendant vom
Musikfest Erzgebirge, BotschaIer des Erzgebirges und Schirmherr
des Christlichen Hospizdienstes Dresden.
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Vorschau
G OT T U N D D I E W E LT I
Freitag, 4. März 2016 19:00
Ceaterhaus T1
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»Bach unter Gentlemen«
Johann Sebastian Bach
Fantasia und Fuga BW V 537 arr. Edward Elgar
William CroI
Hear my payer, o Lord
Henry Purcell
Hear my prayer
Benjamin Bri:en
Variations on a theme of Purcell
Charles V. Stanford
Beati quorum via
Frank Bridge
A prayer (18.00) — Version für Orgel & Streicher
H. Balfour Gardiner
Evening Hymn
Johann Sebastian Bach
Fuga à la gigue BW V 577 arr.Gustav Holst
Konzerteinführung
mit Dr. Henning Bey
. 18:15
Gächinger Kantorei Stu:gart
Radio-Sínfonieorchester des SWR
Howard Arman Leitung
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M U S I K A L I S C H E R S A LO N V
Donnerstag, 3. März 2016 19:00
Internationale Bachakademie Stu:gart
.
. Konzertsaal
Werke von Johann Sebastian Bach, William CroI, Henry Purcell,
Benjamin Bri:en, Charles V. Stanford, Frank Bridge & H. Balfour Gardiner.
Dr. Henning Bey im Gespräch mit dem
MusikwissenschaIler Prof. Dr. Comas Seedorf, Karlsruhe
A K A D E M I E KO N Z E RT V
Samstag, 23. April 2016 19:00
Sonntag, 24. April 2016 19:00
Liederhalle Beethoven-Saal
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.
Ludwig van Beethoven
Missa Solemnis op. 123
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Konzerteinführung 18:15
Liederhalle Beethoven-Saal
mit Dr. Andreas Bomba
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Hanna-Elisabeth Müller Sopran Lioba Braun Alt
Brenden Gunnell Tenor Günther Groissböck Bass
Gächinger Kantorei Stu:gart Sinfonieorchester Basel
Hans-Christoph Rademann Leitung
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Internationale Bachakademie Stu:gart
Vorsi;ender des Vorstandes Helmut Nanz
Akademieleiter Prof. Hans-Christoph Rademann
Intendant Gernot Rehrl
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Redaktion Dr. Christiane Plank-Baldauf
Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag von Søren Schwesig
Sa; vjp Druck OKzin Scheufele Änderungen vorbehalten.
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www.bachakademie.de
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Wir danken:
Die Arbeit der Internationalen Bachakademie Stu:gart ist nur
durch die Identifikation und großzügige Unterstü;ung zahlreicher
Sponsoren, Partner und Förderer möglich. Wir danken ihnen allen
sehr herzlich und freuen uns auf gemeinsame musika­lische Erlebnisse!
ZUWENDUNGSGEBER
S P O N S O R E N & PA RT N E R & F Ö R D E R E R
KLETT GRUPPE
Lechler
Stiftung
IBANET
Gutes Tun verbindet
D IETER VON H OLTZBRINCK S TIFTUNG G MB H
Lechler
Stiftung
Gutes Tun verbindet
B E S O N D E R E R DA N K A N
M E D I E N PA RT N E R
stifts
O R GA N I S AT I O N S - & V musik
E R A N S TA LT U N G S PA RT N E R
stifts
musik
HORLEITERTREFFEN