ausbildungsreport 2015 der dgb-jugend berlin

AUSBILDUNGSREPORT 2015
DER DGB-JUGEND
BERLIN-BRANDENBURG
Impressum
V.i.S.d.P. Christin Richter
DGB-Jugend Berlin-Brandenburg
Keithstraße 1/3
10787 Berlin
Ausbildungsreport 2015
der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg
http://bb-jugend.dgb.de
Gestaltung
ideenmanufaktur
Druck
Laser-Line, Berlin
Auflage
1.000 Exemplare
Fotos
Titel: sturti / istockphoto.com
U2: willma... /photocase.de
Seite 2: DGB-Jugend
Seite 6: 3format / photocase.de
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Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | Impressum 
I. VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
II. AUSBILDUNGSSTATISTIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
III. WEN HABEN WIR BEFRAGT?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
IV. UNSER VORGEHEN BEI AUSWERTUNG UND INDEXBILDUNG. . . . . . . . . . . . . . 9
V. QUALITÄT UND RAHMENBEDINGUNGEN AUS SICHT DER AUSZUBILDENDEN . . . . . . . 10
VI. ARBEITSTAGE, WOCHENARBEITSZEITEN UND ÜBERSTUNDEN . . . . . . . . . . . .
21
VII. AUSBILDUNGSVERGÜTUNG UND EINKOMMEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
VIII. ZUFRIEDENHEIT MIT DER AUSBILDUNG INSGESAMT. . . . . . . . . . . . . . . . 27
IX. DIE QUALITÄT DER BERUFSSCHULAUSBILDUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
X. ABBRÜCHE, WUNSCHBERUF UND PERSPEKTIVEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
XI. MITBESTIMMUNG UND TARIFVERTRAG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
XII. SONDERTHEMA VON 2015 – MIGRATIONS­HINTERGRUND. . . . . . . . . . . . . . 39
FAZIT UND FORDERUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
42
LITERATUR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
ABBILDUNGSVERZEICHNIS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

1
I. Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
Sie halten nun mittlerweile unseren 10. Ausbildungsreport in
den Händen. Als wir 2005 mit unserem ersten Report starteten, dachten wir noch nicht daran, dass er mal zu einem
bundesweiten Erfolg heranreifen würde. Dafür möchten wir
allen Beteiligten in den letzten zehn Jahren unseren Dank
aussprechen.
Schon vor zehn Jahren behaupteten böse Zungen, dass wir mit
unseren Ausbildungsreporten nur Branchen an den Pranger
stellen und duale Berufsausbildung madig machen wollen.
Das genaue Gegenteil ist aber der Fall. Unser Ziel war und ist
es, nicht nur ÜBER, sondern auch MIT den Auszubildenden
zu reden, Probleme klar zu benennen und Lösungsvorschläge
anzubieten. Für den Deutschen Gewerkschaftsbund steht
außer Frage, dass die duale Berufsausbildung ein Erfolgsmodell ist, dem auch europaweit viel Beachtung geschenkt
wird. Eine qualitativ hochwertige duale Berufsausbildung ist
ein wirksamer Schutz gegen Arbeitslosigkeit und somit eine
wichtige Voraussetzung für Teilhabe, Wohlstand und ein
gutes Leben.
Bei allem Lob für das „Erfolgsmodell duale Ausbildung“ darf
aber nicht vergessen werden, dass seit Jahren in manchen
Bereichen erhebliche Mängel in der Umsetzung bestehen.
Seit einem Jahrzehnt machen wir nun mittlerweile mit dem
Ausbildungsreport auf diese bestehenden Mängel aufmerksam und leisten damit einen wichtigen Beitrag in der Debatte
um die Qualität der Berufsausbildung.
In Berlin ist der Ausbildungsmarkt nach wie vor sehr angespannt. Jahr für Jahr fehlen ca. 1.000 Ausbildungsplätze und
die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe ist auf einem historischen Tiefstand. Demgegenüber werden in Brandenburg die
Auswirkungen des demographischen Wandels auch auf dem
Ausbildungsmarkt zunehmend sichtbar.
2
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | I. Vorwort
Gleichzeitig bleiben in einigen Branchen regelmäßig Ausbildungsplätze unbesetzt. Es ist kein Zufall, dass sich unter den
Berufsausbildungsstellen, die nicht besetzt werden konnten,
jene Berufe am häufigsten finden, die im Ranking des Ausbildungsreports regelmäßig am Schlechtesten abschneiden:
zum Beispiel die Hotel- und Gaststättenberufe, Fachverkäufer_innen im Lebensmittelhandwerk, aber auch diverse
Dienstleistungsberufe.
Die seit Jahren miserablen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in diesen Branchen haben sich auch unter den
Ausbildungssuchenden herumgesprochen. Hier bedarf es
deutlich mehr Anstrengungen seitens der Betriebe, aber auch
der Kammern, für gute Ausbildungsbedingungen. Dass, wie
der Ausbildungsreport belegt, in vielen Bereichen nicht mal
die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten werden, ist
ein alarmierendes Signal und stellt die Ausbildungsreife der
Betriebe in Frage.
Junge Migrant_innen haben demnach bereits beim Zugang
zur Ausbildung größere Schwierigkeiten als Jugendliche
ohne Migrationshintergrund und landen am Ende häufiger in
Ausbildungsberufen, die sie eigentlich nicht wollten. Häufig
handelt es sich dabei dann um Ausbildungsberufe, in denen
keine guten Bedingungen herrschen. Demzufolge bewerten
junge Migrant_innen ihre Ausbildung tendenziell schlechter
Der Teufel steckt aber im Detail: Regelmäßige (oft nicht als ihre Altersgenoss_innen ohne Migrationshintergrund.
ausgeglichene) Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten, fehlende Ausbildungspläne, geringe Vergütungen und Die Mängel, die auch in unserer täglichen Arbeit in den
fehlende Übernahmeperspektiven sind seit zehn Jahren die Berufsschulen thematisiert werden, gilt es dringend zu behe„Klassiker“, die auch dieses Jahr von den Auszubildenden ben. Zum einen müssen die Betriebe gerade in den Branchen,
in denen die Probleme besonders groß sind, ihrer Verantwornahezu gleichbleibend stark bemängelt werden.
tung nachkommen, eine qualitativ hochwertige Ausbildung
Auch die Bewertung der Qualität der Berufsschulen durch die zu gewährleisten. Für die Kontrolle der AusbildungsbedinAuszubildenden bleibt ein Dauerbrenner. Sonderbefragungen gungen und die konsequente Ahndung von Verstößen sind
der ver.di-Jugend Berlin sowie der IG Metall-Jugend Ostbran- zum anderen aber vor allem die Kammern als zuständige
denburg haben schon letztes Jahr ergeben, dass vor allem Stellen gefordert.
regelmäßiger Unterrichtsausfall, veraltete oder fehlende Lehrmittel, aber auch der allgemeine Zustand der Berufsschulen Darüber hinaus ist auch die Politik gefragt, die Rahmen(z. B. der sanitären Einrichtungen) für Auszubildende ein bedingungen für eine qualitativ hochwertige Ausbildung
zu schaffen. Neben der Gestaltung der im Dezember 2014
großes Problem darstellen.
geschlossenen Allianz für Aus- und Weiterbildung in den
Der Themenschwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der besonde- Ländern stehen für den DGB der Auf- und Ausbau von
ren Situation von Auszubildenden mit Migrationshintergrund. Maßnahmen im Mittelpunkt, die sowohl Jugendliche als
Zwar ist die Benachteiligung dieser Gruppe im deutschen auch Betriebe in der Vorbereitung und der Durchführung der
Bildungs- und Beschäftigungssystem hinlänglich bekannt. Ausbildung unterstützen. Die Entwicklung eines für AuszubilDen Fokus des Ausbildungsreports auf die Situation junger dende leicht zugänglichen und niedrigschwelligen BeschwerMigrant_innen in der dualen Berufsausbildung zu legen und demanagements bei auftretenden Problemen ist ein weiteres
dabei nach den Erfahrungen dieser Gruppe selbst zu fragen, wesentliches Element.
bietet jedoch eine schon lange notwendige Ergänzung der
bestehenden Datenlage.
Noch immer ist die allgemeine Zufriedenheit der von uns
befragten Auszubildenden mit ihren Ausbildungsbedingungen sowie der fachlichen Qualität in den Betrieben recht
hoch. Das macht immer wieder deutlich, welch unschätzbare
Arbeit von den Ausbilder_innen in den Betrieben und den
Lehrkräften in den Berufsschulen tagtäglich geleistet wird.
Doro Zinke
Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg
Christin Richter
Bezirksjugendsekretärin des DGB Berlin-Brandenburg
I. Vorwort
3
II. Ausbildungsstatistik
Bei den Berliner Arbeitsagenturen und Jobcentern meldeten
sich von Oktober 2014 bis September 2015 21.276 Jugendliche, um mit Unterstützung der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz zu finden. Das waren 363 Jugendliche mehr
als im letzten Jahr. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen
Ausbildungsstellen war wie im letzten Jahr wieder rückläufig.
Sie ging um 326 Stellen auf 14.090 zurück. Ende September waren noch 1.794 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz.
Gleichzeitig blieben 875 betriebliche Ausbildungsstellen noch
unbesetzt. Daraus folgt, dass zum Stichtag 30.9. in Berlin
immer noch 919 Ausbildungsstellen fehlten.
In Brandenburg stellt sich die Lage etwas anders dar: Dort
meldeten sich bis zum Stichtag 30. September 14.202 Jugendliche bei der Berufsberatung, um einen Ausbildungsplatz zu
finden. Das waren 682 Jugendliche mehr als im Vorjahr.
Damit ist die Zahl der Bewerber_innen zum ersten Mal wieder
gestiegen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist, im
Gegensatz zu Berlin, um 509 Stellen auf insgesamt 12.677
gestiegen. Am 30.9.2015 waren noch 849 Jugendliche ohne
Ausbildungsplatz, während 1.408 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben. Damit gibt es summa summarum noch 559
verfügbare Ausbildungsplätze in Brandenburg.
2 Ausbildungsstellen pro Bewerber_in – Zeitreihe
Berlin
Insgesamt müssen wir feststellen, dass sich in Berlin die
Lage am Ausbildungsmarkt verschärft hat. Trotz steigender
Bewerber_innenzahlen ist die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen erneut gesunken! Die Ausbildungsbeteiligung
der Betriebe in Berlin ist mit 12,5 % auf einem historischen
Tiefstand angekommen. Hier müssen Anstrengungen unternommen werden, die Ausbildungsbeteiligung zu steigern.
Weiterhin zeigt sich, dass gerade in den Branchen noch
Ausbildungsplätze unbesetzt sind, in denen wir auch in
diesem Ausbildungsreport wieder große qualitative Mängel
feststellen mussten, z. B. im Dienstleistungsbereich oder im
Hotel- und Gaststättengewerbe. Anderslautende Behauptungen, dass Ausbildungsplätze nur aufgrund einer angeblich
mangelnden „Ausbildungsreife“ der Jugendlichen unbesetzt
bleiben, müssen wir dementsprechend einmal mehr zurückweisen.
Brandenburg
1,5
1,16
0,91
1,0
0,73
0,5
0
2011
0,83
0,9
0,89
0,67
0,66
0,69
0,66
2012
2013
2014
2015
3 Unbesetzte Ausbildungsstellen und unversorgte Bewerber_innen
unbesetzte Ausbildungsstellen
2500
unversorgte Bewerber_innen
2000
1 Gemeldete Ausbildungsstellen und Bewerber_innen
1.794
1.408
1500
25000
gemeldete Ausbildungsstellen
21.276
gemeldete Bewerber_innen
20000
15000
1000
875
849
500
14.090
12.677
14.202
10000
0
Berlin
Brandenburg
5000
0
4
Berlin
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | II. Ausbildungsstatistik
Brandenburg
II. Ausbildungsstatistik
5
III. Wen haben wir befragt?
Überblick
Betriebsgröße
Für die vorliegende Erhebung wurden Auszubildende in den
Bundesländern Brandenburg und Berlin zu ihren Ausbildungsbedingungen befragt. Die Befragung fand überwiegend im
Rahmen der Berufsschultouren der DGB-Jugend statt. Damit
wird eine große Vielfalt von Ausbildungsberufen in breiter
regionaler Verteilung erfasst.
Die befragten Auszubildenden in betrieblicher Ausbildung
verteilten sich auf Betriebe, die das gesamte Spektrum
von Betriebsgrößen repräsentieren (vgl. Abbildung 4). Fast
zwei Fünftel (37,9 %) kam aus Kleinbetrieben mit bis zu 20
Beschäftigten, weitere 28,4 % aus Betrieben mittlerer Größe
mit 21 bis 250 Beschäftigten und 33,7 % aus Betrieben mit
mehr als 250 Beschäftigten, wobei in dieser Gruppe der Anteil
derjenigen aus Großbetrieben mit mehr als 500 Beschäftigten
überwog.
Die Befragung wurde schriftlich vor Ort anhand des im
Anhang dargestellten Fragebogens im Zeitraum von September 2014 bis Mai 2015 durchgeführt. Befragt wurden sowohl
Auszubildende im Bereich der dualen Berufsausbildung als
auch Teilnehmende an außerbetrieblicher Qualifizierung. Insgesamt haben sich 1.805 junge Männer und Frauen beteiligt.
4 Auszubildende in betrieblicher Ausbildung nach Betriebsgröße
insgesamt
Alter
Die knappe Hälfte der Befragten ist zwischen 18 und 21
Jahren alt, ca. ein Viertel ist mindestens 22 Jahre und ein weiteres Viertel ist jünger als 18 Jahre alt. Diese Zahlen entsprechen den bundesweiten Entwicklungen der letzten Jahre. Sie
bedeuten aber auch, dass für einen Großteil der Azubis die für
Auszubildende im Jugendarbeitsschutzgesetz vorgesehenen
Schutzregeln nicht greifen, da das Jugendarbeitsschutzgesetz
ausschließlich minderjährige Auszubildende erfasst.
6
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | III. Wen haben wir befragt?
Angaben von 1653
Auszubildenden
6,3%
1 bis 4 Beschäftigte
15,4%
16,2%
5 bis 10 Beschäftigte
11 bis 20 Beschäftigte
21 bis 250 Beschäftigte
28,4%
7,9%
251 bis 500 Beschäftigte
25,8%
mehr als 500 Beschäftigte
0%
10%
20%
30%
40%
III. Wen haben wir befragt?
7
IV. Unser Vorgehen bei Auswertung
und Indexbildung
Schulabschluss
Bei der Auswertung haben wir die von den Befragten gegebenen Antworten ausgezählt bzw. Durchschnitte gebildet.
Diese Ergebnisse können in Bezug auf verschiedene Gruppen
(z. B. betriebliche und außerbetriebliche Ausbildung) dargestellt werden.
Fast jede_r zweite Azubi in betrieblicher Ausbildung hat die
Mittlere Reife und fast jede_r Dritte hat Abitur (vgl. Abbildung
5). Nur 2,5 % haben keinen Schulabschluss. In außerbetrieblicher Ausbildung dominiert mit 39 % der Hauptschulabschluss
und nur 19 % haben Abitur, aber 6 % keinen Schulabschluss.
5 Auszubildende in betrieblicher Ausbildung nach Schulabschluss
insgesamt
Angaben von 1666
Auszubildenden
2,5%
kein Abschluss
19,7%
Hauptschule
Realschule
47,0%
Abitur
30,8%
0%
10%
20%
30%
Bei den diesjährigen Befragungen für den Ausbildungsreport
2015 wurde erstmals auch das Merkmal Migrationshintergrund erfasst. Die definitorische Abgrenzung erfolgte dabei
analog zum Mikrozensus. Das Merkmal „Migrationshintergrund“ wurde bei den Auswertungen berücksichtigt, um die
besondere Situation dieser Personengruppe zu beleuchten.
Dies haben wir im Text durch Fettdruck jeweils kenntlich
gemacht. Darüber hinaus wurden die besonderen Diskriminierungserfahrungen bei der Ausbildungsplatzsuche erhoben.
8
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | III. Wen haben wir befragt?
40%
50%
60%
Zum Thema Arbeitsqualität haben wir Indexwerte berechnet.
Dazu haben wir einzelne Fragen zusammengefasst, sodass
wir Vergleiche zwischen den Berufsgruppen in Bezug auf die
Kernthemen der Befragung vornehmen können. Dabei werden
den Antwortvorgaben auf die einzelnen Fragen Punktwerte
zugeordnet. Die durch die Antworten erreichten Punkte der
einzelnen Fragen werden über die Berechnung von Mittelwerten zusammengefasst. Der errechnete Mittelwert der Punkte
erlaubt einen Vergleich einzelner Berufsgruppen bei einem
Thema und nicht nur bei einer einzelnen Frage. Die meisten
Fragen beinhalten eine fünfstufige Bewertungsskala; hier
werden anhand der Skala die Punktwerte vergeben und zwar
so, dass eine positive Aussage eine hohe Punktzahl erhält
und eine negative eine niedrige. Wird eine Frage mit „sehr
zufrieden“ oder „immer“ (im positiven Sinne) beantwortet,
wird das mit 100 Punkten bewertet, wird nur „zufrieden“
geantwortet, sind es 75 Punkte usw., bei „sehr unzufrieden“
werden null Punkte vergeben. Bei einigen wenigen Fragen
gibt es nur die Antwortmöglichkeiten „ja“ oder „nein“. Hier
erhält die positive Aussage 100 und die negative null Punkte.
Die Bewertung der Mittelwerte erfolgt dann nach folgendem
Schema, das wir in Anlehnung an den DGB-Index Gute Arbeit
entwickelt haben: Indexwerte unter 50 Punkten beschreiben
eine „schlechte“ oder sogar „sehr schlechte“ Ausbildungssituation, Werte zwischen 50 und 65 Punkten spiegeln eine
„mäßige“, Werte zwischen 66 und 79 Punkten immerhin
schon eine „befriedigende“ Ausbildungssituation wider.
Indexwerte von über 80 Punkten beschreiben eine „gute“
Ausbildungsqualität.
Qualität der jeweiligen Arbeitsbedingung: Aufteilung in Index-Werte
gut
befriedigend
mäßig
schlecht bis
sehr schlecht
mindestens 80 Punkte
66-79 Punkte
51-65 Punkte
0-50 Punkte
IV. Unser Vorgehen bei Auswertung und Indexbildung
9
V. Qualität und Rahmenbedingungen
aus Sicht der Auszubildenden
Von einer fachlich hohen Qualität und ordentlichen Rahmenbedingungen der Berufsausbildung profitieren alle
Seiten. Jugendliche werden umfassend auf ihr Berufsleben
vorbereitet und erhalten wichtige Grundlagen zur späteren
Weiterentwicklung. Eine hohe Qualität der Ausbildung sorgt
aber auch für hohe Motivation bei den Jugendlichen. Sie
fühlen sich sowie ihre Arbeit im Betrieb wertgeschätzt und
sind motiviert, sich aktiv in die Ausbildung einzubringen.
Davon profitieren wiederum die Betriebe, da sie dadurch den
so dringend benötigten Fachkräftenachwuchs erhalten, der
motiviert ist, in den Betrieben und Branchen zu bleiben. Wie
es um die Qualität und Rahmenbedingungen von Berufsausbildung in Berlin und Brandenburg bestellt ist, wollen wir auf
den folgenden Seiten darstellen.
Informiertheit über Inhalte und Ziele der
Ausbildung
Einschätzung der fachlichen Qualität
Die fachliche Qualität der Ausbildung im Betrieb wird von der
Mehrzahl der Befragten mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet
(vgl. Abbildung 6). Nur sehr wenige beurteilen sie negativ.
Auch in den Befragungen von 2012 bis 2014 zeigte sich ein
ähnliches Ergebnis, wobei die Unterschiede zu den Vorjahren
in erster Linie auf die etwas andere Zusammensetzung der
Befragungsgruppe nach Berufen und Ausbildungsjahren
zurückzuführen sein dürfte.
Für eine gute Ausbildung spricht unter anderem, dass die
Auszubildenden über die Inhalte und die Ziele ihrer Ausbildung gut informiert sind. Die Befragungsergebnisse zeigen
jedoch, dass dies keineswegs überall der Fall ist. So gibt
immerhin fast ein Viertel der Befragten an, dass ihnen ein
Ausbildungsplan zum betrieblichen Teil der Ausbildung gar
nicht vorliegt (vgl. Abbildung 7). Dies entspricht in etwa den
Ergebnissen von 2012 und 2013.
Am besten urteilen die Azubis in großen Betrieben; hier
sagen fast 90 %, dass die Ausbildungsqualität gut oder sehr
gut ist. Mit sinkender Betriebsgröße werden die Bewertungen
tendenziell schlechter. Frauen urteilten negativer als Männer,
und Azubis mit Migrationshintergrund schätzten die fach­
liche Qualität der Ausbildung etwas schlechter ein als
Azubis ohne Migrationshintergrund.
7 „Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor“
24,1%
ja
nein
6 Einschätzung der fachlichen Qualität der Ausbildung im Betrieb
Angaben von 1684 Auszubildenden
75,9%
Umfrage 2015
50%
42,8 42,5
40%
32,5
30%
41,8
43,9
Umfrage 2014
Umfrage 2013
34,9 35,5
31,4
Umfrage 2012
20%
15,9 14,4 14,5
18,0
10%
0%
10
sehr gut
gut
befriedigend
5,1 5,2 4,9 3,7
3,8 3,0 3,3 3,0
ausreichend
mangelhaft
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
11
9 „Die Vereinbarungen aus dem Ausbildungsplan werden eingehalten“
Tendenziell kennen – wie schon 2012 bis 2014 – Auszubildende in größeren Betrieben häufiger ihren betrieblichen
Ausbildungsplan als Azubis in kleineren Betrieben (vgl.
Abbildung 8).
2,3% 1,1%
10,1%
immer
8 „Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor“ (nur betriebliche Ausbildung)
häufig
manchmal
100%
44,8
36,0
30,9
26,6
80%
18,6
7,1
92,9
81,4
60%
55,2
64,0
69,1
41,5%
ja
selten
nie
nein
45,0%
Angaben von 704 Auszubildenden
73,4
40%
20%
0%
Beschäftigte je Betrieb:
1 bis 4
5 bis 10
11 bis 20
21 bis 250
251 bis 500 mehr als 500
Einhaltung des Ausbildungsplans
Sofern die Auszubildenden ihren Ausbildungsplan kennen,
wurden sie gefragt, ob die Vereinbarungen aus dem Ausbildungsplan eingehalten werden. Die überwiegende Mehrheit
(86,5 %) gibt an, dass der Plan „immer“ oder zumindest
„häufig“ eingehalten wird, was sehr gut ist. Nur knapp
jede_r Achte meint, dass dies nur „manchmal“, „selten“
oder sogar „nie“ der Fall ist (vgl. Abbildung 9). Auch hier
schneiden größere Betriebe ab 500 Beschäftigte tendenziell
besser ab als kleinere.
12
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
Pflicht zur Übernahme ausbildungsfremder
Tätigkeiten
Nach § 14 Abs. 2 BBiG dürfen Auszubildenden nur Aufgaben
übertragen werden, die dem Ausbildungszweck dienen.
Damit wird ausgedrückt, dass Azubis nicht lediglich als
billiger Ersatz für ausgebildete Fachkräfte herhalten sollen.
Immer noch viel zu häufig müssen Auszubildende jedoch
Arbeiten erledigen, die ihrem Ausbildungsberuf gar nicht
entsprechen.
Hier zeigt sich einmal mehr ein Unterschied zwischen Großbetrieben sowie kleinen und mittleren Unternehmen. In
Großbetrieben mit mehr als 500 Mitarbeiter_innen müssen
weniger ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigt werden.
Sofern ausbildungsfremde Arbeiten geleistet werden müssen, entfallen darauf – wie bereits in den Vorjahren – im
Durchschnitt 4,6 Stunden pro Woche. Aber für knapp jede_n
In unserer Befragung gaben 62 % der Azubis an, „manchmal“ fünfte_n Betroffene_n (20,5 %) liegt der Aufwand für ausbilbzw. sogar „häufig“ oder gar „immer“ ausbildungsfremde dungsfremde Arbeit immerhin zwischen fünf und 20 Stunden
Tätigkeiten verrichten zu müssen. Nur 38 % der Befragten und für 4,9 % sogar bei 20 und mehr Stunden pro Woche.
müssen das „nie“ tun (vgl. Abbildung 10). Es gibt keinen
Beruf, in dem das nicht vorkommt!
V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
13
10 „Ich muss Tätigkeiten verrichten, die eindeutig nicht zu meiner Ausbildung gehören“
(nur betriebliche Ausbildung)
40%
32,4
33,6 33,0
36,7
11 „Mein_e Ausbilder_in erklärt mir Arbeitsvorgänge zu meiner vollsten Zufriedenheit“
38,4
39,3
Umfrage 2015
38,2
35,5
Umfrage 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
30%
40%
Umfrage 2014
Umfrage 2013
36,3
40,0 39,7
38,1
36,2 35,5
34,2
36,3
30%
Umfrage 2012
Umfrage 2012
18,3
20%
10%
4,1 2,8 3,9
2,3
0%
immer
16,7
19,1
20%
0%
manchmal
selten
nie
immer
häufig
manchmal
Fachliche Anleitung und Betreuung durch
Ausbilder_innen
Möglichkeit, in der Arbeitszeit die
Berichtshefte zu führen
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Ausbildung ist eine
gute fachliche Anleitung und Betreuung durch die Ausbilder_innen. Fast alle Azubis in der betrieblichen Ausbildung
(93,9 %), haben eine_n Ausbilder_in. Diese Person steht den
Azubis zu gut drei Vierteln „immer“ oder zumindest „häufig“
am Ausbildungsplatz zur Verfügung. Allerdings lassen sich
bei ca. einem Viertel der Azubis die Ausbilder_innen nur
„manchmal“, „selten“ oder „nie“ sehen.
Was viele Azubis nicht wissen: Für fast alle Berufe schreibt die
Ausbildungsordnung vor, dass Azubis ihr Berichtsheft während der Arbeitszeit führen dürfen. Die Berichtshefte kann die
Mehrzahl (54,1 %) der befragten Auszubildenden „immer“
oder „häufig“ während der Arbeitszeit führen. 19,3 % können das allerdings nur „manchmal“ oder „selten“ und 27 %
können das nie (vgl. Abbildung 12). In größeren Betrieben
ist die Situation viel besser als in Kleinbetrieben: Während in
Betrieben mit bis zu 20 Beschäftigten ca. 40 % der Befragten
angaben, dass sie das Berichtsheft „nie“ in der Arbeitszeit
führen können, gaben dies in Betrieben mit mindestens 500
Beschäftigten weniger als ein Zehntel an.
Fast drei Viertel der Azubis sind mit der Qualität der Anleitung relativ zufrieden und meinen, dass ihr_e Ausbilder_in
ihnen die Arbeitsvorgänge „immer“ oder „häufig“ zu ihrer
vollsten Zufriedenheit erklärt und sie gut anleitet. Bei 14,6 %
ist das nur „manchmal“ der Fall, und 13 % geben ihren Ausbilder_innen eine sehr schlechte Bewertung (vgl. Abbildung
11).
14
8,7 7,7 7,5
7,1
10%
8,6
6,9 7,6
6,3
häufig
14,6 13,6 14,4 15,2
16,5
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
selten
4,3 3,1 4,1 3,3
nie
V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
15
12 „Den Ausbildungsnachweis (Berichtsheft) führe ich während der Arbeitszeit (Ausbildungszeit)“
Umfrage 2015
50%
40%
40,4
44,5 45,343,5
30%
26,6
20%
13,7
immer
21,4
16,2 16,4 16,7
10,7 10,4 9,7 10,7
10%
0%
13 „ Ich werde von meiner_meinem Ausbilder_in, meiner Meinung nach, korrekt behandelt“ – Ausbildungsberufe
im Vergleich (Verteilung der Index-Punkte in Prozent)
häufig
manchmal
21,5
20,6
8,6 7,7 7,1 8,6
selten
nie
Verhalten der Ausbilder_innen
gegenüber den Azubis
In vielen Gesprächen auf unseren Berufsschultouren stellten
wir fest, wie wichtig gerade Auszubildenden der persönliche
Umgang mit ihnen und das Betriebsklima sind. Hier haben
wir gute Neuigkeiten: Das Verhalten der Ausbilder_innen
gegenüber den Azubis wird insgesamt positiv bewertet. Die
überwiegende Mehrheit der Azubis fühlt sich „korrekt behandelt“ – für 80 % ist das „immer“ oder „häufig“ der Fall.
Ausbilder_innen die beste Bewertung im Hinblick auf die
„korrekte Behandlung“ der Auszubildenden. Demgegenüber
erhalten die Ausbilder_innen in den Berufen Hotel-/Restaurantfachleute sowie bei Schutz und Sicherheit diesbezüglich
vergleichsweise deutlich schlechtere Bewertungen. Überdurchschnittlich gut sind die Beurteilungen in Großbetrieben
mit mindestens 500 Beschäftigten. Azubis mit Migrationshintergrund urteilen etwas negativer als der Durchschnitt.
Die Antworten der Befragten zu diesem Thema wurden in
einen Indexwert umgerechnet. Der durchschnittliche Indexwert für die Dimension „Korrekte Behandlung“ liegt bei 78
Punkten und entspricht damit dem Ergebnis der Vorjahre.
Ein Vergleich der Indexwerte nach Ausbildungsberufen (vgl.
Abbildung 13) zeigt eine große Spannbreite in Bezug auf die
Einschätzungen: In den Berufen Chemielaborant_in/ Verfahrensmechaniker_in, IT-Berufe, Fachverkäufer_in Lebens­mittelhandwerk/Verkäufer_in, Elektroniker_in erhalten die
16
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
Umfrage 2014
Index mind. 80 Punkte
Umfrage 2013
Index 66-79 Punkte
Umfrage 2012
Index 51-65 Punkte
Index 0-50 Punkte
0%
20%
40%
60%
80%
0%
20%
40%
60%
80%
Gesamt 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
Industriemechaniker_in
Werkzeug- u. a. Mechaniker_in / Metallbauer_in
KFZ-Mechatroniker_in
Mechatroniker_in
Industrie-/andere Kaufleute
Chemielaborant_in / Verfahrensmech. Kautschuk
Elektroniker_in
Land-/Baumaschinen-/Anlagemechaniker_in
IT-Berufe
Mediengestalter_in / Buchbinder_in / Fotograf_in
Kaufleute im Handel und für Büromanagement
Fachverkäufer_in Lebensmittelhandwerk / Verkäufer_in
FK Lagerlogistik
FK Schutz und Sicherheit
Verwaltungs-/Rechtsanwaltsfachangestellte_r
Koch / Köchin
Hotel-/Restaurantfachleute
Zahn-/Medizinische_r Fachangestellte_r
Sonstige Berufe
V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
17
Index Ausbildungsqualität im Betrieb
Die Antworten zu den Fragen
❯❯ „Mein_e Ausbilder_in steht mir am Arbeitsplatz zur
Verfügung.“
14 Index Ausbildungsqualität im Betrieb nach Ausbildungsberufen (Gruppen)
Index mind. 80 Punkte
❯❯ „Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil meiner
Ausbildung liegt vor.“ und „Der Ausbildungsplan wird
eingehalten.“
❯❯ „Ich muss Tätigkeiten verrichten, die eindeutig nicht zu
meiner Ausbildung gehören.“
wurden nach dem in Abschnitt 4 beschriebenen Vorgehen
zusammengefasst und im Index Ausbildungsqualität im
Betrieb (vgl. Abbildung 14) für die verschiedenen Ausbildungsberufe abgebildet.*
18
*
Da die meisten Ausbildungsberufe nur mit wenigen Befragten vertreten
sind, wurden die Berufe zu Berufsgruppen zusammengefasst.
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
20%
40%
60%
80%
0%
20%
40%
60%
80%
Index 66-79 Punkte
Index 51-65 Punkte
❯❯ „Mein_e Ausbilder_in erklärt mit Arbeitsvorgänge zu
meiner vollsten Zufriedenheit.“
0%
Index 0-50 Punkte
Gesamt 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
Industriemechaniker_in
Werkzeug- u. a. Mechaniker_in / Metallbauer_in
KFZ-Mechatroniker_in
Mechatroniker_in
Industrie-/andere Kaufleute
Chemielaborant_in / Verfahrensmech. Kautschuk
Elektroniker_in
Land-/Baumaschinen-/Anlagemechaniker_in
IT-Berufe
Mediengestalter_in / Buchbinder_in / Fotograf_in
Kaufleute im Handel und für Büromanagement
Fachverkäufer_in Lebensmittelhandwerk / Verkäufer_in
FK Lagerlogistik
FK Schutz und Sicherheit
Verwaltungs-/Rechtsanwaltsfachangestellte_r
Koch / Köchin
Hotel-/Restaurantfachleute
Zahn-/Medizinische_r Fachangestellte_r
Sonstige Berufe
V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
19
VI. Arbeitstage, Wochenarbeitszeiten
und Überstunden
Insgesamt bescheinigt über ein Drittel der befragten Azubis
(38 %) ihren Betrieben eine „gute“ und weitere 23 % eine
„befriedigende“ Ausbildungsqualität. Ca. 39 % halten die
Ausbildungsqualität allerdings nur für „mäßig“ oder sogar
„schlecht“. Der durchschnittliche Indexwert hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.
Es wird nicht überraschen, dass die Frage der Arbeitszeit auch
für Azubis von zentraler Bedeutung ist. Dazu gehört, dass es
mindestens zwei freie Tage pro Woche gibt, die Arbeitszeiten nicht zu lang sind, Überstunden nur selten anfallen und
anfallende Überstunden auf jeden Fall vollständig – in Geld
oder Freizeit – entgolten werden. Außerdem gehört dazu,
dass die Azubis für den Besuch der Berufsschule freigestellt
werden und über ausreichend Zeit für die individuelle Erholung verfügen. Dieser Komplex gehört schon seit Beginn der
Ausbildungsreporte zu den Dauerbaustellen. Daran hat sich
leider auch dieses Jahr nicht viel geändert.
Bezogen auf die Berufe zeigt sich: Die beste Ausbildungsqualität wird in den Berufen Chemielaborant_in bzw. Chemikant_in, Mechatroniker_in, Industriemechaniker_in und
Elektroniker_in erreicht. Die schlechtesten Beurteilungen
gab es in den Ausbildungsberufen Fachkraft für Schutz und
Sicherheit und bei Hotel-/Restaurantfachleuten.
Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Betriebs­ Azubis mit Migrationshintergrund verfügen über eine
größe und Ausbildungsqualität: Mit deutlichem Abstand etwas schlechtere Ausbildungsqualität (62 Punkte) als
weisen Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten die Azubis ohne Migrationshintergrund (68 Punkte).
beste Ausbildungsqualität auf. Tendenziell steigt die Ausbildungsqualität mit der Betriebsgröße.
Arbeitstage pro Woche
Erfreulicherweise arbeitet die Mehrzahl der Azubis (95 %)
pro Woche maximal fünf Tage im Betrieb und hat mindestens
zwei freie Tage. 4,6 % der befragten Auszubildenden sind
jedoch an mehr als fünf Tagen pro Woche im Betrieb tätig.
Vor allem Azubis in typischen Dienstleistungsberufen, wie
z. B. im Handel oder im Sicherheitsgewerbe, geben an, dass
sie wenig freie Tage haben. Hier muss mehr als jede_r Fünfte
an mindestens sechs Tagen in der Woche im Betrieb arbeiten.
Wochenarbeitszeit
Die durchschnittliche Arbeitszeit der Azubis in betrieblicher
Ausbildung liegt bei 40 Stunden pro Woche. Nur 5 % haben
eine relativ kurze Arbeitszeit von bis zu 35 Stunden. Die
überwiegende Mehrheit (80 %) arbeitet mehr als 35 und bis
maximal 40 Stunden pro Woche. 14,5 % der Befragten gaben
jedoch an, inklusive ggf. anfallender Überstunden wöchentlich mehr als 40 Stunden zu arbeiten. Sogar wöchentliche
Arbeitszeiten von mehr als 45 Stunden werden angegeben
– von immerhin etwa 6 % der Befragten (vgl. Abbildung
15). Besonders in den Berufsgruppen der Köche/Beiköche,
Hotel-/Restaurantfachleute und der FK Schutz und Sicherheit
arbeitet fast jede_r Zweite oder Dritte mehr als 40 Stunden
pro Woche.
15 Arbeitsstunden pro Woche (einschl. Berufsschule) (Frage: „Pro Woche
arbeite ich durchschnittlich tatsächlich (inkl. Berufsschule) … Stunden“)
Umfrage 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
100%
89,6
85,5 87,1
84,9
80%
60%
40,0 39,7 39,5 39,9
40%
20%
0%
20
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | V. Qualität und Rahmenbedingungen aus Sicht der Auszubildenden
8,4 7,7
bis 40 Std./Woche
6,5
10,1
über 40 bis 45 Std./Woche
6,1 5,2
3,9 5,0
über 45 Std./Woche
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit
VI. Arbeitstage, Wochenarbeitszeiten und Überstunden
21
Überstunden
17 Überstunden pro Woche
Ein Grund für überlange Arbeitszeiten liegt in der Ableistung
von Überstunden. Ein Viertel der befragten Azubis (25,7 %) gibt
an, regelmäßig Überstunden zu machen (vgl. Abbildung 16).
Umfrage 2015
100%
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
16 „Ich mache regelmäßig Überstunden“
80%
71,0
76,4 79,5
66,5
60%
40%
74,0
80%
76,0
72,0
72,0
Umfrage 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
60%
Umfrage 2012
40%
26,0
28,0
24,0
21,5 19,0
20%
0%
1 bis 5 Std./Woche
16,5
6 bis 10 Std./Woche
7,5
4,7 4,0
12,6
11 und mehr Std./Woche
28,0
20%
0%
ja
nein
Unter den Azubis, die regelmäßig Überstunden leisten, fallen
im Durchschnitt fünf Stunden Mehrarbeit pro Woche an. 71 %
der Azubis erbringen regelmäßig nur bis zu fünf Überstunden
pro Woche (vgl. Abbildung 17). Allerdings berichtet fast
jede_r vierte Azubi, dass regelmäßig sogar sechs oder mehr
Überstunden wöchentlich geleistet werden.
Abgeltung der Überstunden
Probleme, sich in der Freizeit zu erholen
Wenn Überstunden anfallen, dann werden diese überwiegend
(52 %) durch Freizeit ausgeglichen. Nur 6 % der Befragten
geben an, dass Überstunden in Geld entgolten werden. Gut
jede_r Vierte (27 %) sagt allerdings, dass die Überstunden
weder in Geld noch in Freizeit abgegolten werden. Letzteres
ist überwiegend in Kleinbetrieben der Fall, wo dies zwischen
30 % und 50 % der Befragten angeben.
Angesichts der oben dargestellten zeitlichen Belastungen ist
es nicht überraschend, dass weniger als die Hälfte der Befragten angibt, sich nach der Ausbildung in der Freizeit gut erholen zu können. 44 % haben „selten“ oder „nie“ Probleme
damit, weitere 30 % immerhin „manchmal“. Allerdings sagt
fast ein Viertel der befragten Azubis, dass sie „immer“ oder
zumindest „häufig“ Probleme haben, sich in ihrer Freizeit zu
erholen (vgl. Abbildung 18). Im Vergleich zu den Vorjahren
zeigt sich, dass in der Tendenz immer mehr Auszubildende
Probleme haben, sich in der Freizeit richtig zu erholen (der
Anteil von „immer“ und „häufig“ ist von 18,7 % im Jahr 2012
auf 25,8 % im Jahr 2015 angestiegen). Azubis mit Migrationshintergrund berichten mit 32 % deutlich häufiger
als Azubis ohne Migrationshintergrund (24 %), dass sie
„häufig“ oder „immer“ Probleme haben, sich zu erholen.
Nacharbeiten des Unterrichts
Die in Teilen kritische Arbeitszeitsituation der Azubis zeigt sich
auch darin, dass 12 % der Befragten angaben, sie müssten
entgegen eindeutiger Freistellungsregelungen im Berufsbildungsgesetz, Zeiten des Berufsschulunterrichts mitunter im
Betrieb nacharbeiten. Bei einer kleinen Minderheit von 3,6 %
der Befragten ist dies sogar „häufig“ oder „immer“ der Fall.
22
20,8
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | VI. Arbeitstage, Wochenarbeitszeiten und Überstunden
VI. Arbeitstage, Wochenarbeitszeiten und Überstunden
23
18 „Ich habe Probleme, mich nach der Ausbildung in meiner Freizeit zu erholen“
19 Unter- und Überforderung nach Realisierung des Berufswunsches
40%
30,0
28,5 28,6
30%
17,8 18,6
20%
10%
0%
7,8
31,3
26,2
24,3
26,9 27,2
14,2
Umfrage 2014
unterfordert
Umfrage 2012
weder noch
100%
73,4
60,0
60%
20%
häufig
85,3
84,1
80%
40%
manchmal
selten
Unter- und Überforderung
Wie schon in den Vorjahren fühlt sich mit 81 % die Mehrzahl
der Befragten in der dualen Ausbildung weder unter- noch
überfordert. Für 8 % sind die Anforderungen eher zu hoch,
sie fühlen sich überfordert, während 11 % sich eher unterfordert fühlen.
Dabei sind die Anteile derer, die sich über- oder unterfordert
fühlen, bei jenen Azubis höher, deren Ausbildungsberuf eine
„nicht geplante Alternative“ bzw. nur eine „Notlösung“ war.
Wenn die Ausbildung im Wunschberuf erfolgte oder in einem
von mehreren als interessant befundenen Berufen, sind die
Anteile der Azubis mit Über- oder Unterforderung deutlich
niedriger (vgl. Abbildung 19).
24
23,4 23,9
5,6 4,8 4,5
immer
überfordert
Umfrage 2013
20,1 20,4
15,8
Umfrage 2015
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | VI. Arbeitstage, Wochenarbeitszeiten und Überstunden
nie
0%
6,4 9,5
mein Wunschberuf
6,7 8,0
einer von mehreren
interessanten Berufen
9,9
20,0 20,0
16,7
eine Alternative, die ich
eigentlich nicht geplant hatte
eine Notlösung
Azubis mit Migrationshintergrund gaben etwas häufiger
als Azubis ohne Migrationshintergrund an, dass sie sich
über- oder unterfordert fühlen. Nur 73 % der befragten
Migrant_innen gaben keines dieser Probleme an, während
es bei der Gruppe der Nichtmigrant_innen mit 84 % deutlich mehr waren, die sich weder unter- noch überfordert
fühlten.
Interessant ist, dass der Anteil der Azubis mit Unterforderung
über alle Betriebsgrößen hinweg relativ stabil ist und um die
11 % schwankt, während die Überforderung vor allem von
Azubis aus kleineren Betrieben benannt wird: In Betrieben
mit bis zu zehn Beschäftigten fühlen sich ca. 14 % der Azubis
überfordert, in Betrieben mit mindestens 500 Beschäftigten
hingegen nur 4 %. Dies dürfte darin begründet sein, dass
große Unternehmen aufgrund der ihnen zur Verfügung
stehenden Ressourcen im Vergleich zu kleineren bessere
Möglichkeiten haben, aus dem Pool der Bewerber_innen die
am besten geeigneten auszuwählen.
VI. Arbeitstage, Wochenarbeitszeiten und Überstunden
25
VII. Ausbildungsvergütung und Einkommen
VIII. Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt
Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt
Die Ausbildungsvergütung bei betrieblicher Ausbildung be­­
trägt durchschnittlich 620 Euro pro Monat. Bei diesem Wert
muss berücksichtigt werden, dass drei Viertel der Befragten
aus Brandenburg und Berlin erst im 1. Ausbildungsjahr sind.
Die Ausbildungsvergütung steigt bekanntlich mit dem Ausbildungsjahr. Gegenüber den Vorjahren gab es eine leichte
Steigerung (vgl. Abbildung 20), was auf tarifliche Erfolge der
Gewerkschaften zurückzuführen ist.
Die Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt ist – wie
schon in den Vorjahren – relativ hoch. Drei Viertel der
Befragten (75 %) sind alles in allem „sehr zufrieden“ oder
„zufrieden“, fast ein Fünftel (19 %) ist „teilweise zufrieden“
aber 7 % sind explizit „eher“ oder sogar „sehr“ unzufrieden
(vgl. Abbildung 21).
21 „Mit meiner Ausbildung bin ich insgesamt … zufrieden“ (nur betriebliche Ausbildung)
20 Angaben zur Höhe der Ausbildungsvergütung nach Ausbildungsjahr
800
600
Umfrage 2015
748
603 585
665
546 548
736
640
612 617 607
645
Umfrage 2013
Umfrage 2012
400
48,6
50%
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
44,3 45,1
48,1
40%
32,6 32,1
30%
30,3
26,2
18,6 17,1 17,6
16,5
20%
10%
200
0
Umfrage 2014
Umfrage 2015
0%
1. Ausbildungsjahr
2. Ausbildungsjahr
3. und 4. Ausbildungsjahr
4,9 4,5 4,2 4,0
sehr zufrieden
zufrieden
teilweise zufrieden
eher unzufrieden
1,6 1,6 1,0 1,1
sehr unzufrieden
Zum Vergleich: Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet
betrugen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2014 nach
Angaben des BIBB* durchschnittlich 795 Euro pro Monat. Im
Ost-West-Vergleich zeigt sich, dass die Ausbildungsvergütungen im Osten Deutschlands nach wie vor niedriger sind als in
den alten Bundesländern. Während sie in Westdeutschland
durchschnittlich 802 Euro betragen, liegen sie in Ostdeutschland mit durchschnittlich 737 Euro um fast 10 % niedriger.
*
26
http://www.bibb.de/de/23679.php
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | VII. Ausbildungsvergütung und Einkommen
VIII. Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt
27
Zufriedenheit nach Vorhandensein von Tarifvertrag und Mitarbeiter_innenvertretung
Azubis, die angegeben hatten, dass für sie ein Tarifvertrag
gilt, äußerten eine höhere Zufriedenheit mit ihrer Ausbildung
(81,4 % „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“) als Azubis aus
tarifungebundenen Betrieben (68,3 % „sehr zufrieden“ oder
„zufrieden“).
Zufriedenheit und regelmäßige Überstunden
Zufriedenheit und Betriebsgröße
Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen der
Zufriedenheit mit der Ausbildung einerseits und dem regelmäßigen Ableisten von Überstunden: Azubis, die regelmäßig
Überstunden leisten (müssen), bekunden eine deutlich niedrigere Zufriedenheit mit der Ausbildung als Azubis, die die
Frage nach regelmäßiger Überstundenarbeit verneinen (vgl.
Abbildung 22).
Die Zufriedenheit mit der Ausbildung steigt mit der Betriebsgröße: Je größer der Betrieb, umso höher die Zufriedenheit
(vgl. Abbildung 23).
23 Zufriedenheit mit der Ausbildung nach Betriebsgröße
Auch das Vorhandensein eines Betriebsrates/JAV hat Einfluss
auf die Zufriedenheit der Azubis: Befragte aus Betrieben
mit einer Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) und
aus Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat äußerten sich
deutlich positiver als Azubis aus Betrieben ohne gewählte
Mitbestimmungsorgane.
1 bis 4 Beschäftigte
80%
5 bis 10 Beschäftigte
11 bis 20 Beschäftigte
60%
48
21 bis 250 Beschäftigte
251 bis 500 Beschäftigte
40%
über 500 Beschäftigte
20%
22 Zufriedenheit mit der Ausbildung im Vergleich (Azubis mit und ohne regelmäßige Überstunden)
ja, Überstunden
100%
60%
58,0
40%
0%
14,8
28
sehr zufrieden/zufrieden
25 25
49 49
21 22 20 21 21
12
sehr zufrieden
zufrieden
teilweise zufrieden
8
6
4
6
4
eher unzufrieden
3
3
2
1
2
1
0
sehr unzufrieden
Index zur Zufriedenheit
29,6
20%
0%
20 21
47
nein, keine Überstunden
80,8
80%
36
27
41
53
teilweise
12,4
4,5
eher unzufrieden/sehr unzufrieden
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | VIII. Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt
Die Frage zur Zufriedenheit mit der Ausbildung und die Frage
zur fachlichen Qualität der Ausbildung wurden zum Index
„Zufriedenheit mit der Ausbildung im Betrieb“ zusammengefasst (vgl. Abbildung 24). Dieser liegt bei insgesamt 73 von
100 möglichen Index-Punkten, was geringfügig unter den
Werten der Vorjahre liegt.
Die höchste Punktzahl erreichen Chemikant_innen/Chemielaborant_innen (89 Punkte), Industriemechaniker_innen (81
Punkte) und Elektroniker_innen (80 Punkte), die geringsten
Werte erreichten die Berufe Fachkraft Schutz und Sicherheit
(62), Koch/Köchin (68), Hotel-/Restaurantfachleute (62) und
Zahn-/Medizinische_r Fachangestellte_r (69).
VIII. Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt
29
IX. Die Qualität der Berufsschulausbildung
24 Index Zufriedenheit mit der Ausbildung im Betrieb nach Ausbildungsberufen (Gruppen)
0%
20%
40%
60%
80%
In der Berufsschule – eine der beiden Säulen der dualen
Ausbildung – sollen die allgemeinen und fachtheoretischen
Inhalte der Ausbildung vermittelt werden. Das Thema
„Berufsschule“ wurde mit der Frage nach der fachlichen
Qualität des Unterrichts beleuchtet. Diese wird, wie auch im
Vorjahr, sehr unterschiedlich bewertet (vgl. Abbildung 25).
Nur die Hälfte der Befragten hält sie für „gut“ oder „sehr
gut“. Die andere Hälfte bewertet die Qualität des Berufsschulunterrichts bestenfalls als „befriedigend“. Immerhin
16 % halten die Qualität des Berufsschulunterrichts nur für
„ausreichend“ oder bewerten ihn sogar als „mangelhaft“
(7 %). Diese Einschätzungen verweisen klar auf einen dringenden Verbesserungsbedarf.
Index mind. 80 Punkte
Index 66 –79 Punkte
Index 51– 65 Punkte
Gesamt 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
Index 0 –50 Punkte
Industriemechaniker_in
Werkzeug- u. a. Mechaniker_in / Metallbauer_in
KFZ-Mechatroniker_in
Mechatroniker_in
Industrie-/andere Kaufleute
Chemielaborant_in / Verfahrensmech. Kautschuk
Elektroniker_in
Land-/Baumaschinen-/Anlagemechaniker_in
IT-Berufe
Mediengestalter_in / Buchbinder_in / Fotograf_in
Kaufleute im Handel und für Büromanagement
Fachverkäufer_in Lebensmittelhandwerk / Verkäufer_in
FK Lagerlogistik
FK Schutz und Sicherheit
Verwaltungs-/Rechtsanwaltsfachangestellte_r
Koch / Köchin
Hotel-/Restaurantfachleute
Zahn-/Medizinische/r Fachangestellte_r
Sonstige Berufe
25 Bewertung der fachlichen Qualität des Berufsschulunterrichts
Umfrage 2015
44,7 44,9 44,1
50%
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
41,9
40%
29,1 27,9 29,9 29,0
30%
20%
10%
0%
0%
30
Die Ursache dafür ist nicht bei den Lehrer_innen oder der
Qualität der Lehrer_innenausbildung an den Universitäten
zu suchen. Sonderbefragungen von ver.di-Jugend und
IG Metall-Jugend zeigten vielmehr auf, dass ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit der Auszubildenden mit der
Berufsschule und deren infrastrukturellen Rahmenbedingungen besteht. Eine zeitgemäße Ausstattung der Berufsschulen
mit Unterrichtsmaterial, Schulbüchern, technischen Geräten
und Ähnlichem ist ebenso wichtig wie ausreichend Personal,
das einen regelmäßigen Berufsschulunterricht in sinnvollen
Klassengrößen ermöglicht und damit maßgeblich zum Lernerfolg beiträgt.
20%
40%
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | VIII. Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt
60%
9,7 10,0
11,2
9,2 9,6 9,3
7,7 9,0
sehr gut
gut
befriedigend
ausreichend
8,9 9,0
7,2 7,7
mangelhaft
80%
IX. Die Qualität der Berufsschulausbildung
31
X. Abbrüche, Wunschberuf und Perspektiven
Ausbildungsabbruch
Realisierung des Berufswunsches
Der Anteil derjenigen, die schon einmal eine Ausbildung
abgebrochen haben, ist bei den Azubis in betrieblicher Ausbildung mit 18,6 % relativ hoch, bei den außerbetrieblichen
Azubis mit 25,7 % sogar noch deutlich höher. Unser Report
bildet allerdings nur einen statistischen Ausschnitt ab und
gibt insoweit nicht die gesamte Problematik wieder. Die
Zahlen aus dem Berufsbildungsbericht der Bundesregierung
zeigen auf, dass die tatsächlichen Abbruchquoten wesentlich
höher sind. (vgl. Tabelle). Aus unserer Sicht besteht ein enger
Zusammenhang zwischen den Rahmenbedingungen, die die
Auszubildenden in den Betrieben vorfinden, und der hohen
Zahl an Ausbildungsabbrüchen. Frauen haben etwas häufiger als Männer schon einmal eine Ausbildung abgebrochen.
Azubis mit oder ohne Migrationshintergrund unterscheiden
sich hingegen nicht in Bezug auf einen früheren Ausbildungsabbruch.
Nicht jede_r Auszubildende hatte die Chance, einen Ausbildungsplatz in einem von mehreren aus ihrer_seiner Sicht
interessanten Berufen zu bekommen oder sogar einen Ausbildungsplatz im Wunschberuf zu finden. Nur 37 % fanden
eine Ausbildung im Wunschberuf. Weitere 39 % machen
ihre Ausbildung „in einem von mehreren interessanten
Berufen“. Etwa jede_r fünfte Azubi allerdings musste eine
nicht geplante berufliche Alternative akzeptieren (19 %) oder
sich mit einer reinen Notlösung zufrieden geben (5 %) (vgl.
Abbildung 26).
26 „Mein Ausbildungsberuf war bei der Berufswahl …“
Umfrage 2015
Umfrage 2013
*
50%
Umfrage 2014
Vertragslösungsquoten in Prozent der begonnenen Ausbildungsverträge
nach Zuständigkeitsbereichen und Regionen
40%
37,2 37,0
35,8
39,3 40,3
42,6
30%
18,7 18,1
20%
Industrie und Handel
Handwerk
Öffentlicher Dienst
Landwirtschaft
Insgesamt*
Berlin
30,4 %
47,4 %
10,2 %
41,2 %
33,3 %
10%
Brandenburg
26,9 %
38 %
7,1 %
31,6 %
29,2 %
0%
Ostdeutschland
29,1 %
39,1 %
6,2 %
31,5 %
30,8 %
Bundesgebiet
21,7 %
31,5 %
6,6 %
23 %
24,4 %
21,6
4,7 4,5
mein Wunschberuf
einer von mehreren
interessanten Berufen
eine Alternative, die ich
eigentlich nicht geplant hatte
eine Notlösung
Frauen gelang es deutlich seltener als Männern, ihre Ausbildung in ihrem Wunschberuf oder zumindest einem von
mehreren als interessant befundenen Berufen zu beginnen.
Fast ein Drittel der weiblichen Azubis (31 %) absolvieren ihre
Ausbildung in einem nicht geplanten oder nicht gewünschten
Beruf. Auch Azubis mit Migrationshintergrund müssen über­durchschnittlich häufig (27 %) eine Ausbildung in einem
Beruf beginnen, den sie eigentlich nicht angestrebt hatten.
*
32
Quelle: Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung zum Berufsbildungsbericht 2014 der Bundesregierung
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | X. Abbrüche, Wunschberuf und Perspektiven
X. Abbrüche, Wunschberuf und Perspektiven
33
Wunsch nach Tätigkeit im erlernten Beruf
Übernahme durch den Ausbildungsbetrieb
Nicht nur die Wahl des „richtigen“ Berufes, sondern auch die
Beschäftigungsperspektiven nach Abschluss der Ausbildung
sind für jede_n Auszubildende_n von zentraler Bedeutung.
Vor der konkreten Frage nach einer möglichen Beschäftigungsperspektive steht allerdings zunächst die Entscheidung,
ob man überhaupt im ausgebildeten Beruf weiterarbeiten
möchte. Tatsächlich beantworten nur zwei Drittel der befragten Azubis aus betrieblicher Ausbildung die Frage „Nach
meiner Ausbildung möchte ich im erlernten Beruf weiter tätig
sein“ mit „Ja“. Mehr als jede_r Fünfte (21 %) ist sich noch
nicht sicher („Weiß nicht“) und 12 % antworten mit einem
klaren „Nein“. Dieser Anteil ist im Vergleich zu den Vorjahren
größer geworden.
Vorab muss der Ehrlichkeit halber erwähnt werden, dass der
Großteil der Befragten im 1. Ausbildungsjahr war. Dennoch
ist es für die Gewerkschaftsjugend von zentraler Bedeutung,
dass Übernahmeperspektiven schon frühzeitig in der Ausbildung feststehen. Diesem Anspruch werden die vorliegenden
Zahlen jedoch nicht gerecht: Ob die Azubis nach Abschluss
der Ausbildung von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen
werden, ist für die Mehrzahl von ihnen unsicher. Nur 30 %
rechnen damit, wahrscheinlich vom Ausbildungsbetrieb
übernommen zu werden. Knapp 9 % sind sich schon sicher,
dass sie nicht übernommen werden. Die meisten jedoch –
61 % – können nicht einschätzen, ob sie ggf. von ihrem
Betrieb übernommen werden (vgl. Abbildung 27). Die größten Übernahmechancen rechnen sich Azubis aus den großen
Besonders Azubis aus IT-Berufen, Chemielaborant_in/ Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten aus. Auch hier liegt
Verfahrensmechaniker_innen, Verwaltungs-/Rechts­anwalts­ die Ursache in tariflichen Erfolgen, z. B. in der Metall- und
fachangestellte und Elektroniker_innen sind zu mehr als Elektroindustrie oder der Chemieindustrie.
75 % daran interessiert, den erlernten Beruf später auch
auszuüben. Demgegenüber sind unter den Fachverkäufer_innen Lebensmittelhandwerk / Verkäufer_innen, Zahn-/
Medizinischen Fachangestellten, FK Schutz und Sicherheit
sowie Werkzeug- und andere Mechaniker_innen/Metallbauer_innen 60 % oder weniger gewillt, im erlernten Beruf
zu arbeiten.
27 „Ich werde im Anschluss an meine Ausbildung übernommen“
Umfrage 2015
80%
Umfrage 2014
Umfrage 2013
61,0
60%
66,0
61,0
67,0
Umfrage 2012
40%
30,0
27,0
31,0
20%
0%
26,0
9,0 8,0 8,0 7,0
ja
nein
weiß nicht
Azubis, die glauben, nach der Ausbildung übernommen zu
werden, wurden gefragt, ob es sich dann um eine befristete
Stelle handeln wird. Fast zwei Drittel der Azubis mit Übernahmeperspektive (63 %) gehen davon aus, in eine unbefristete
Beschäftigung übernommen zu werden. 37 % allerdings
erwarten eine Befristung, davon 6 % eine Befristung auf nur
sechs Monate, ca. 23 % eine Befristung auf ein Jahr und 8 %
eine eher zweijährige Befristung (vgl. Abbildung 28).
Der Anteil derjenigen, die lieber in einem anderen Beruf
arbeiten möchten, ist nach Betriebsgröße in etwa gleich.
Die insgesamt 69 % der Azubis, die später in ihrem Beruf
arbeiten wollen, gaben nur teilweise an, dass sie in ihrem
Ausbildungsbetrieb arbeiten möchten (49,4 % aller Befragten), während ein Teil (17,9 % aller Befragten) lieber in einem
anderen Betrieb tätig sein möchte. Es sind vor allem Azubis
aus Klein- und Mittelbetrieben, die einen Betriebswechsel
anstreben (etwa jede_r Fünfte), während dies in Betrieben
mit mehr als 500 Beschäftigten nur auf 8 % zutrifft.
34
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | X. Abbrüche, Wunschberuf und Perspektiven
X. Abbrüche, Wunschberuf und Perspektiven
35
XI. Mitbestimmung und Tarifvertrag
Vorhandensein einer Interessenvertretung
28 „Gibt es eine Befristung der geplanten Anstellung?“
Umfrage 2015
40%
32,0
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Unsere Ausbildungsreporte zeigten von Anfang an auf, dass
es einen engen Zusammenhang zwischen hoher Ausbildungsqualität und dem Vorhandensein einer betrieblichen Interessenvertretung gibt. Nur 41 % der Azubis in betrieblicher
Ausbildung berichten aber, dass es in ihrem Betrieb einen
Betriebs- oder Personalrat bzw. eine Jugend- und Auszubildendenvertretung gibt. Die Daten zeigen, dass jede_r Vierte
der Befragten in einem Betrieb mit JAV ist und weitere 13,5 %
in einem Betrieb, der zwar keine JAV, aber einen Betriebsbzw. Personalrat hat. Weitere 31 % sind sich nicht sicher, ob
es eine Interessenvertretung gibt, und 28 % der Befragten
geben an, dass in ihrem Betrieb keine Interessenvertretung
existiert (vgl. Abbildung 29).
30%
23,0
20,0
20%
10%
9,0
9,0
8,0
6,0
0%
Befristung bis zu 6 Monaten
Die Hälfte jener Azubis, die angaben, im Anschluss an die
Ausbildung nicht übernommen zu werden, hat keine konkrete
berufliche Perspektive (49 %), nur 9 % haben eine Zusage für
eine Anschlussbeschäftigung (davon 1 % für ein Leiharbeitsverhältnis). 42 % gaben an, eine „sonstige“ Alternative zu
haben, nach der aber nicht detaillierter gefragt wurde.
Befristung bis zu 12 Monaten
10,0
6,0
andere Befristung
29 „In meinem Betrieb gibt es eine Jugend- und Auszubildendenvertretung
(JAV) / einen Betriebsrat / einen Personalrat“
Umfrage 2015
50%
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
40%
41,0 42,0
46,0 47,0
28,0 28,0 27,0
30%
30,0
31,0 30,0
27,0
23,0
20%
10%
0%
ja
nein
weiß nicht
Die Daten zeigen einen engen Zusammenhang zwischen
der Betriebsgröße und dem Vorhandensein einer Interessenvertretung. In Kleinbetrieben gibt es nur relativ selten eine
Interessenvertretung, in Großbetrieben hingegen ist es mit
86 % der Regelfall.
36
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | X. Abbrüche, Wunschberuf und Perspektiven
XI. Mitbestimmung und Tarifvertrag
37
XII. Sonderthema von 2015 –
Migrations­hintergrund
Zufriedenheit mit der Interessenvertretung
Tarifvertrag
Dort, wo eine Interessenvertretung existiert, sind 56 % der
Azubis mit der Arbeit dieser Interessenvertretung „zufrieden“
oder sogar „sehr zufrieden“. Fast ein Drittel glaubt, die Arbeit
dieser Gremien nicht beurteilen zu können, und 13 % sind
nur „teilweise zufrieden“, „eher unzufrieden“ oder sogar
„sehr unzufrieden“ mit der Arbeit der Interessenvertretung.
Gewerkschaftsmitglieder sind zu 20 % „sehr zufrieden“ mit
der Arbeit der JAV/des BR/PR, während Nichtmitglieder der
Gewerkschaft dies nur zu 9 % sagen.
Fast die Hälfte der befragten Azubis gibt an, dass in ihrem
Betrieb ein Tarifvertrag gilt (45 %), 27 % wissen es nicht
genau, und 28 % sind sich sicher, dass für sie kein Tarifvertrag gilt. In Klein- und Mittelbetrieben gilt nur für 27 % bis
34 % ein Tarifvertrag, in Großbetrieben ab 500 Beschäftigten
sind es mit 79 % deutlich mehr (vgl. Abbildung 30).
Azubis mit Migrationshintergrund
In diesem Jahr ist in der Befragung erhoben worden, ob ein Die Mehrzahl der Azubis, die nicht Deutschland geboren sind,
Migrationshintergrund besteht, um eine differenzierte Aus- wohnt schon zehn oder mehr Jahre hier (64 %). Nur etwa
wertung nach diesem Merkmal vornehmen zu können.
jede_r Vierte (24 %) lebt erst seit weniger als fünf Jahren in
Deutschland. Nur knapp 10 % jener, die nicht in Deutschland
Vorab müssen wir aus Gründen der Transparenz betonen, geboren sind, sind erst mit Beginn der Ausbildung nach
dass mit 360 befragten Azubis die vorliegende Datenlage Deutschland gekommen, 4 % kamen mithilfe des Programms
statistisch nicht repräsentativ genug ist. Das heißt, aus den „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteresvorliegenden Daten ergeben sich Indizien, aus denen wir nur sierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus
mithilfe weiterer Quellen stichhaltige Schlüsse ziehen können. Europa“ (MobiPro-EU) nach Deutschland.
Berücksichtigt man die Staatsbürgerschaft, das Geburtsland
der Azubis und das Geburtsland der Eltern, dann haben 22 %
der befragten Azubis einen Migrationshintergrund. Allerdings
gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg. Der Anteil von Azubis mit Migrationshintergrund ist
in Berlin deutlich höher als in Brandenburg. Diese Datenlage
wird auch durch die Berufsbildungsstatistik des Amtes für
Statistik Berlin-Brandenburg bestätigt.
30 „Für mich gilt ein Tarifvertrag“
27,1%
ja
nein
weiß nicht
Azubis mit Migrationshintergrund haben überdurchschnittlich häufig keinen oder nur einen Hauptschulabschluss und
unterdurchschnittlich häufig Abitur. Sie absolvieren ihre
Ausbildung überdurchschnittlich häufig in Klein- und Kleinstbetrieben (vgl. Abbildung 31).
45,1%
31 Befragte Azubis nach Schulabschluss bzw. Betriebsgröße und Migrationshintergrund
27,8%
kein Migrationshintergrund
100%
Migrationshintergrund
77,0
80%
67,0
60%
48,0
40%
23,0
20%
0%
38
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | XI. Mitbestimmung und Tarifvertrag
35,0
33,0
Haupt-/Realschul-/
ohne Abschluss
Abitur
1 bis 20
Beschäftigte
39,0
30,0
21 bis 500
Beschäftigte
27,0
22,0
über 500
Beschäftigte
XII. Sonderthema von 2015 – Migrations­hintergrund
39
Benachteiligung aufgrund der Herkunft/
Staatsangehörigkeit
Für viele junge Migrant_innen ist es bittere Realität, dass
ihnen nicht oder nur schwerer als Jugendlichen ohne Migrationshintergrund gelingt, eine duale Berufsausbildung zu
beginnen. Gleichzeitig landen gerade junge Migrant_innen
überdurchschnittlich häufig in Maßnahmen des sogenannten
Übergangssystems. Von den 360 von uns befragten Azubis
mit Migrationshintergrund glauben 15 %, bei der Suche nach
einem Ausbildungsplatz wegen ihrer Herkunft oder Staatsangehörigkeit benachteiligt worden zu sein, zwei Drittel sind
sich sicher, dass es nicht so war, und 21 % können dies nicht
beurteilen.
Der Sachverständigenrat der deutschen Stiftungen für Integration und Migration hat letztes Jahr in einer auf einem
Feldexperiment beruhenden Studie festgestellt, dass selbst
bei gleichwertigen Schulabschlüssen und -noten Jugendliche
mit Migrationshintergrund schlechtere Chancen haben, in
eine duale Ausbildung einzumünden. Die Ursache wird deshalb „vor allem in Selektionsprozessen der Betriebe bei der
Vergabe ihrer Ausbildungsplätze“ vermutet. Behauptungen,
dass die schlechtere Einmündungsquote von jungen Migrant_innen an einer schlechteren „Ausbildungsreife“ läge,
sind damit der Boden entzogen.
40
Gesamtindex zur Ausbildungsqualität
Abschließend haben wir einen themenübergreifenden Ge­­
samt­
index zur Ausbildungsqualität in der betrieblichen
Ausbildung gebildet (vgl. Abbildung 32). Dieser liegt insgesamt bei 69 Index-Punkten und zeigt eine Rangfolge der
Ausbildungsberufe. Es ist ersichtlich, dass die günstigsten
Ausbildungsbedingungen in den Berufen Chemielaborant_in/
Auf die Frage nach einer Benachteiligung während der
Ausbildung aufgrund des Migrationshintergrunds gab jede_r
fünfte Azubi mit Migrationshintergrund (21 %) an, dass dies
„häufig“ oder „manchmal“ vorkomme. Mit zwei Dritteln
berichtete die Mehrheit, dass dies „nie“ der Fall sei. Männliche Azubis fühlen sich häufiger benachteiligt als weibliche
(24 % bzw. 15 %).
Chemikant_in, IT-Berufe, Mechatroniker_in und Industriemechaniker_in zu finden sind. Die tendenziell ungünstigsten
Bedingungen finden Azubis in den Berufen Fachkraft für
Schutz/Sicherheit, Hotel/Restaurantberufe und Köche vor.
32 Gesamtindex über alle Berufe
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Ausbildungsqualität
von jungen Migrant_innen schlechter beurteilt wird und sie
auch häufiger mit Problemen konfrontiert werden. Das hat
auch etwas damit zu tun, dass junge Migrant_innen als
Auszubildende überproportional in den tendenziell schlechter
bewerteten Berufen vertreten sind. Unsere Befunde decken
sich weitgehend mit denen des bundesweiten Ausbildungsreports.
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | XII. Sonderthema von 2015 – Migrations­hintergrund
Index mind. 80 Punkte
Index 66 –79 Punkte
Index 51– 65 Punkte
0%
20%
40%
60%
80%
0%
20%
40%
60%
80%
Gesamt 2015
Umfrage 2014
Umfrage 2013
Umfrage 2012
Index 0 –50 Punkte
Industriemechaniker_in
Werkzeug- u. a. Mechaniker_in / Metallbauer_in
KFZ-Mechatroniker_in
Mechatroniker_in
Industrie-/andere Kaufleute
Chemielaborant_in / Verfahrensmech. Kautschuk
Elektroniker_in
Land-/Baumaschinen-/Anlagemechaniker_in
IT-Berufe
Mediengestalter_in / Buchbinder_in / Fotograf_in
Kaufleute im Handel und für Büromanagement
Fachverkäufer_in Lebensmittelhandwerk / Verkäufer_in
FK Lagerlogistik
FK Schutz und Sicherheit
Verwaltungs-/Rechtsanwaltsfachangestellte_r
Koch / Köchin
Hotel-/Restaurantfachleute
Zahn-/Medizinische/r Fachangestellte_r
Sonstige Berufe
XII. Sonderthema von 2015 – Migrations­hintergrund
41
Fazit und Forderungen
❯❯ Ausbildungsplatzgarantie und
Ausbildungsumlage
Die DGB-Jugend fordert für alle Ausbildungsinteressierten
eine Ausbildungsplatzgarantie. Die absolute Priorität müssen
dabei betriebliche Ausbildungsplätze haben. Wo dies nicht
möglich ist, müssen außerbetriebliche Ausbildungsstellen
zur Verfügung gestellt werden, um unnötige Warteschleifen für die jungen Menschen zu vermeiden. Diese müssen
einen engen betrieblichen Anschluss gewährleisten, und in
regelmäßigen Abständen muss überprüft werden, ob ein
Übergang in eine betriebliche Ausbildung möglich ist. Diese
Ausbildungsgarantie sollte von einer sogenannten Ausbildungsumlage flankiert werden.
❯❯ Gesetzliche Regelungen einhalten, Verstöße
ahnden
Die DGB-Jugend fordert weiterhin nachdrücklich, aktiv gegen
Verstöße und die Nichteinhaltung gesetzlicher Regelungen
und Verordnungen vorzugehen. In gravierenden Fällen darf
dabei auch nicht vor Sanktionen zurückgeschreckt werden.
Für eine nachhaltige Überprüfung sind regelmäßige Kontrollen der Betriebe notwendig. Wenn die zuständigen Stellen
und die Kammern aufgrund ihrer Doppelfunktion dieser
Kontrollfunktion nicht nachkommen können, muss darüber
nachgedacht werden, unabhängige Stellen zu schaffen.
42
❯❯ Außerbetriebliche Ausbildung verbessern
Auch in der außerbetrieblichen Ausbildung müssen Ausbildungsstandards gewahrt werden. Das gilt insbesondere,
da sie zum einen unter politischer Trägerschaft stattfindet
und zum anderen nur dann von Unternehmen als adäquate
Berufsausbildung anerkannt wird, wenn die Ausbildungsqualität und vor allem der Praxisanteil stimmen. Die Qualitätskriterien sind in den Verdingungsunterlagen festgeschrieben. Es
ist Verantwortung der Politik, deren Umsetzung zu sichern
und Träger und Praktikumsbetriebe diesbezüglich zu überprüfen. Ein hoher betrieblicher Praktikumsanteil von mindestens
drei Monaten im Jahr, der Wechsel von Praktikumsorten und
eine fachliche Anleitung in den Betrieben müssen mindestens
gewährleistet sein.
❯❯ Existenzsichernde Ausbildungsvergütung
Niedrige Ausbildungsvergütungen machen Ausbildungsplätze unattraktiv. Arbeitgeber und Politik müssen sich nicht
wundern, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, bei
denen die Vergütung sehr niedrig ausfällt. Um die Attraktivität von Ausbildungsplätzen zu steigern, insbesondere in
den Branchen, in denen es noch freie Ausbildungsstellen gibt,
müssen Ausbildungsvergütungen erhöht werden. Auch auf
die Geschlechtergerechtigkeit hätte dies positive Effekte, da
frauendominierte Berufe zumeist schlechter vergütet werden.
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | Fazit und Forderungen
❯❯ Junge Migrant_innen fördern
Der Zugang von jungen Migrant_innen zum Ausbildungsmarkt muss spürbar verbessert werden. Hier ist zum einen
die eben schon erwähnte Ausbildungsgarantie zentral. Angesichts der Tatsache, dass junge Migrant_innen trotz gleicher
Qualifikation sehr viel häufiger noch nicht mal zu einem
Auswahlgespräch eingeladen werden, sind anonymisierte
Bewerbungen der richtige Ansatz. Aber auch in den Betrieben muss sich etwas ändern. Dazu gehört vor allem, dass
diejenigen, die die Bewerber_innenauswahl treffen, aber
auch das Ausbildungspersonal für dieses Thema sensibilisiert
und geschult werden.
eine enge Kooperation zwischen der Berufsschule und dem
Betrieb ermöglicht und Unterrichtsausfälle verhindert, fehlen
oftmals die finanziellen Mittel. Unter schlechten Bedingungen stoßen aber auch die engagiertesten Lehrerinnen und
Lehrer an ihre Grenzen. Unter dem Ergebnis leiden sowohl die
Lehrer_innen durch schlechte Arbeitsbedingungen als auch
die Berufsschüler_innen durch fehlende Qualität in der schulischen Bildung. Benötigt wird eine langfristige verlässliche
Planung für alle Seiten, die einen gewissen Standard in der
Lehrer_innenausbildung und -bezahlung sichert.
Die DGB-Jugend fordert daher, dass die Rahmenbedingungen, unter denen in den Berufsschulen gelehrt und gelernt
wird, verbessert werden. Berufsschulen müssen deutlich
mehr finanzielle Unterstützung bekommen als bisher, um eine
❯❯ Verbesserung der Qualität der Berufsschulen
Viele Berufsschulen haben nicht das nötige Geld und die not- materiell und personell bessere Ausstattung ermöglichen zu
wendigen Ressourcen, um die eigenen Materialien und Geräte können.
auf dem aktuellen Stand zu halten. Auch für ein ausreichend
großes Lehrer_innenkollegium, das kleine Klassengrößen und
Fazit und Forderungen
43
Literatur
❯❯ Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit,
❯❯ Studie des Sachverständigenrats deutscher
Frauen und Familie (Hg.) (2015): Entwicklung
Stiftungen für Integration und Migration:
von Betrieben und Beschäftigung in
Diskriminierung am Ausbildungsmarkt –
Brandenburg, Ergebnisse der neunzehnten
Ausmaß, Ursachen und Handlungsperspektiven
Welle des Betriebspanels Brandenburg, Reihe
(2014)
Forschungsberichte Nr. 39, Potsdam.
http://www.svr-migration.de/publikationen/diskriminiehttp://www.masgf.brandenburg.de/media_fast/4055/
rung-am-ausbildungsmarkt/
Forschungsbericht_39_web.pdf
❯❯ Beicht, Ursula; Granato, Mona; Matthes,
❯❯ Senatsverwaltung für Arbeit, Integration
Stephanie (2014): Ausbildungschancen für
und Frauen (2014): Betriebspanel Berlin 2013,
Jugendliche mit Migrationshintergrund und die
Ergebnisse der achtzehnten Welle, Berlin.
Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt, WISO
https://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-arbeit/
direkt (hg. von der FES)
betriebspanel_2013.pdf?start&ts=1413879812&file=bet http://library.fes.de/pdf-files/wiso/10918.pdf
riebspanel_2013.pdf
❯❯ Anteil der Auszubildenden mit
❯❯ Scheer, Albert; Janz, Caroline; Müller, Stefan
Migrationshintergrund steigt, in: MiGAZIN,
(2015): Diskriminierung in der beruflichen
15.5.2014
Bildung. Wie migrantische Jugendliche bei
http://www.migazin.de/2014/05/15/berlin-anteil-derder Lehrstellenvergabe benachteiligt werden,
auszubildenden-mit-migrationshintergrund-steigt/
Heidelberg.
❯❯ Beicht, Ursula; Walden, Günter (2014): BIBBReport 5/2014: Einmündungschancen in duale
Berufsausbildung und Ausbildungserfolg junger
Migranten und Migrantinnen, Bonn.
ht tp://w w w.bibb.de/dokumente/pdf/a14 _ bibbreport_2014_05.pdf.pdf
44
Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg | Literatur
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14
Abb. 15
Abb. 16
Abb. 17
Abb. 18
Abb. 19
Abb. 20
Abb. 21
Abb. 22
Abb. 23
Abb. 24
Abb. 25
Abb. 26
Abb. 27
Abb. 28
Abb. 29
Abb. 30
Abb. 31
Abb. 32
Gemeldete Ausbildungsstellen und Bewerber_innen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Ausbildungsstellen pro Bewerber_in – Zeitreihe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Unbesetzte Ausbildungsstellen und unversorgte Bewerber_innen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Auszubildende in betrieblicher Ausbildung nach Betriebsgröße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Auszubildende in betrieblicher Ausbildung nach Schulabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Einschätzung der fachlichen Qualität der Ausbildung im Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
„Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
„Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor“ (nur betriebliche Ausbildung) . . . . . . . .12
„Die Vereinbarungen aus dem Ausbildungsplan werden eingehalten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13
„Ich muss Tätigkeiten verrichten, die eindeutig nicht zu meiner Ausbildung gehören“
(nur betriebliche Ausbildung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14
„Mein_e Ausbilder_in erklärt mir Arbeitsvorgänge zu meiner vollsten Zufriedenheit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15
„Den Ausbildungsnachweis (Berichtsheft) führe ich während der Arbeitszeit (Ausbildungszeit)“. . . . . . . . . . . . . . . .16
„Ich werde von meiner_meinem Ausbilder_in, meiner Meinung nach, korrekt behandelt“ –
Ausbildungsberufe im Vergleich (Verteilung der Index-Punkte in Prozent) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Index Ausbildungsqualität im Betrieb nach Ausbildungsberufen (Gruppen). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19
Arbeitsstunden pro Woche (einschl. Berufsschule) (Frage: „Pro Woche arbeite ich durchschnittlich tatsächlich
(inkl. Berufsschule) … Stunden“). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21
„Ich mache regelmäßig Überstunden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
Überstunden pro Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23
„Ich habe Probleme, mich nach der Ausbildung in meiner Freizeit zu erholen“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24
Unter- und Überforderung nach Realisierung des Berufswunsches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25
Angaben zur Höhe der Ausbildungsvergütung nach Ausbildungsjahr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26
„Mit meiner Ausbildung bin ich insgesamt … zufrieden“ (nur betriebliche Ausbildung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Zufriedenheit mit der Ausbildung im Vergleich (Azubis mit und ohne regelmäßige Überstunden). . . . . . . . . . . . . . . .28
Zufriedenheit mit der Ausbildung nach Betriebsgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Index Zufriedenheit mit der Ausbildung im Betrieb nach Ausbildungsberufen (Gruppen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30
Bewertung der fachlichen Qualität des Berufsschulunterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31
„Mein Ausbildungsberuf war bei der Berufswahl …“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
„Ich werde im Anschluss an meine Ausbildung übernommen“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .35
„Gibt es eine Befristung der geplanten Anstellung?“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36
„In meinem Betrieb gibt es eine Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) / einen Betriebsrat / einen Personalrat“ . . . .37
„Für mich gilt ein Tarifvertrag“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38
Befragte Azubis nach Schulabschluss bzw. Betriebsgröße und Migrationshintergrund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Gesamtindex über alle Berufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Abbildungsverzeichnis
45
http://bb-jugend.dgb.de