Antiresistenz-Management beim Einsatz von Fungiziden Zur Vermeidung einer Wirkung auf Nützlinge, Nicht-Zielorganismen und die Umwelt enthalten moderne Fungizide meist sehr spezifisch wirkende Wirkstoffe, die gezielt an nur wenigen Orten im Stoffwechsel des Krankheitserregers angreifen. Durch diesen spezifischen Wirkungsmechanismus steigt jedoch die Gefahr der Resistenzentwicklung, wenn der Wirkstoff häufiger gegen eine Krankheit eingesetzt wird. Bei der Planung der Spritzfolge sind daher folgende Regeln zu beachten: Grundsätze des Antiresistenz-Managements (ARM) • • • • • Bevorzugt vorbeugende Bekämpfung (vor einem sichtbarem Befall) anstreben Gute Applikationstechnik sicherstellen (z. B. angepasste Fahrgeschwindigkeit) Gebrauchsanweisungen der Hersteller beachten (Anwendungskonzentration usw.) Kulturtechnische Maßnahmen zur Befallsvorbeugung nutzen Wechsel von Fungiziden mit verschiedenen Wirkungsmechanismen (d.h. einen Wirkstoffgruppenwechsel vornehmen) Tabelle 2 führt alle Fungizide auf, für die das Antiresistenz-Management gilt: • Peronospora, Oidium: Mit Fungiziden, die einer gemeinsamen Wirkstoffgruppe angehören (Buchstabenkategorien in Tabelle 2 beachten!) und über einen spezifischen Wirkungsmechanismus verfügen, sollten maximal 3 Behandlungen über alle Indikationen pro Vegetationsperiode durchgeführt werden. Dies gilt unabhängig davon, wie viele Behandlungen für ein Mittel zugelassen sind. • Botrytis: Aufgrund des besonders hohen Resistenzrisikos bei Botrytis sollte mit den Spezialbotrytiziden pro Mittel maximal 1 Behandlung pro Vegetationsperiode durchgeführt werden. Neben den Produkten mit sehr spezifischen Wirkungsmechanismen stehen auch bewährte Fungizide zur Verfügung, die unspezifisch an mehreren Orten im Stoffwechsel des Pilzes angreifen (Tabelle 1 1). Bei diesen Produkten ist die Gefahr der Resistenzentwicklung auch bei wiederholter Anwendung gering. Solange es der Befallsdruck zulässt, ist aus resistenztechnischer Sicht die Verwendung von unspezifisch wirkenden Kontaktfungiziden zu bevorzugen. Tabelle 1: Fungizide mit geringer Resistenzgefahr (Kontaktmittel) Handelsname Dithane NeoTec Tridex WG Polyram WG Delan WG 700 Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC Funguran Cuprozin flüssig, Cuprozin progress, Funguran progress Cueva Cuproxat Thiovit Jet, Kumulus usw. DLR Rheinpfalz, Abt. Phytomedizin Unspezifischer Wirkstoff Mancozeb Metiram Dithianon Folpet Kupferoxychlorid Kupferhydroxid Kupferoktanoat Kupfersulfat, basisch Netzschwefel Wirkstoffgruppe Dithiocarbamate Chinone Phthalimide Kupfer-Mittel Schwefel 1/2 Tabelle 2: Fungizide mit erhöhter Resistenzgefahr (spezifische Wirkungsmechanismen) PERONOSPORA-Fungizide Spezifischer Handelsname Wirkstoff A Cabrio Top Pyraclostrobin A Universalis Azoxystrobin B Aktuan Cymoxanil Famoxadone A/B Equation Pro + Cymoxanil Famoxadone A/B Galactico + Cymoxanil C Forum Dimethomorph C Forum Gold C Forum Star C Melody Combi Iprovalicarb C Vincare Benthiavalicarb C Pergado Mandipropamid D Fantic F Benalaxyl-M D Ridomil GC* Metalaxyl-M E Electis * Zoxamide F Mildicut Cyazofamid F Sanvino Amisulbrom P Fluopicolide Profiler Q Fosetyl-Al OIDIUM-Fungizide Kresoxim-methyl A/L Collis + Boscalid A Cabrio Top Pyraclostrobin A Discus Kresoxim-methyl A Flint Trifloxystrobin A Universalis Azoxystrobin G Systhane 20 EW Myclobutanil G Topas Penconazol Fluopyram + G/L Luna Experience Tebuconazole H Prosper * Spiroxamine J Talendo Proquinazid Quinoxyfen J/G Vento Power + Myclobutanil K Vivando Metrafenone SPEZIALBOTRYTIZIDE Spezifischer Handelsname Wirkstoff L Cantus Boscalid L Luna Privilege Fluopyram M Scala, Pyrus Pyrimethanil Cyprodinil + M/N Switch Fludioxonil O Teldor Fenhexamid Kat. Wirkstoffgruppe Strobilurine Azetamide Oxazolidinedione + Azetamide Oxazolidinedione + Azetamide Morpholine Valinamide Mandelsäureamide Phenylamide Benzamide Sulfonamide Sulfamoyltriazole Benzamide Phosphonate Unspezifischer Wirkstoff Metiram Folpet Dithianon Weitere IndikaAnzahl Anwendungen tionen Phom., RB, BR Phom., RB - - Folpet Dithianon Folpet Folpet Folpet Folpet Folpet Folpet Mancozeb Folpet - Phom., RB - Strobilurine + Carboxyanilide Metiram Strobilurine Folpet Azole Pyridinyl-ethylbenzamide/Azole Spiroketalamine Quinazolinone - - Chinoline + Azole - - Benzophenone - - - Maximal 3 Anwendungen pro Saison über alle Indikationen für Fungizide mit demselben Buchstaben (s. Spalte Kat.) * Möglichst nur 2 Anwendungen von Mitteln mit demselben Buchstaben (s. Spalte Kat.) in Folge. Phom., RB BR, Phom., RB - Wirkstoffgruppe Anzahl Anwendungen Carboxyanilide Pyridinyl-etyl-benzamide Anilinopyrimidine Anilinopyrimidine + Phenylpyrrole Hydroxyanilide Maximal 1 Behandlung je Mittel pro Saison! Die Buchstaben A-Q kennzeichnen unterschiedliche Wirkstoffgruppen bzw. Wirkungsmechanismen. Fungizide mit denselben Buchstaben enthalten Wirkstoffe mit gleichem Wirkungsmechanismus. Dies ist bei der Planung der Spritzfolge und der Anzahl der Spritzungen pro Fungizid zu berücksichtigen. Beispiel 1: Wer zweimal Equation Pro (Kat. A/B) gegen die Peronospora einsetzt, kann beispielsweise nur noch einmal Flint (Kat. A) gegen Oidium einsetzen. Beispiel 2: Wer einmal Cantus (Kat. L) gegen Botrytis verwendet, darf nur noch zweimal Collis (Kat. A/L) gegen Oidium einsetzen. * Electis und Prosper: maximal 2 Anwendungen wegen Raubmilbenschädigung (RM II); Ridomil GC maximal eine Anwendung pro Vegetationsperiode wegen erhöhter Resistenzgefahr BR = Schwarzfäule; RB = Roter Brenner; Phom. = Phomopsis DLR Rheinpfalz, Abt. Phytomedizin 2/2
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