DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER September 2015 P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M Arbeitsmarkt neu denken Foto: istockphoto.com/maxsattana Österreich braucht dringend einen echten Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik. Nur dann können die Unternehmen bestehende Jobs sichern und neue schaffen. Interview mit Staatssekretär Harald Mahrer Seite 2 Gastkommentar Ortner: Wenn der Costa Concordia-Kapitän das Staatsschiff lenkt Seite 10 Niederösterreich: Alle Kraft der Bildung Seite 18 Interview „Die heißen Eisen will niemand gerne angreifen“ INTERVIEW Positive Veränderungen in Österreich herbeizuführen, ist zwar schwieriger als gedacht. Stillstandsverwaltung ist für Staatssekretär Harald Mahrer aber jedenfalls keine Option, denn Österreich könne nicht ewig vom Erfolg vergangener Tage leben. Staatssekretär Harald Mahrer im Interview Herr Staatssekretär, Sie sind nun seit einem Jahr im Amt. Ein erstes Fazit? Es war ein Jahr, in dem wir seitens der ÖVP einiges bewegen – denken Sie an unsere Innovationsfokussierung und an das neue Crowdfunding-Gesetz – und standortschädliche Träumereien abwenden konnten. Aber ein offenes Wort aus persönlicher Sicht: Gute Ideen politisch umzusetzen, positive Veränderungen her- FACTBOX • Geboren am 27. März 1973 in Wien • Studium der Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Wien • 1995 bis 1997 Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien • 2006 bis 2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Pleon Publico Public Relations GmbH • 2010 bis 2012 Geschäftsführender Gesellschafter der cumclave Unternehmensberatung GmbH • 2010 bis 1. September 2014 Geschäftsführender Gesellschafter der HM Tauern Holding Beteiligungsgesellschaft m.b.H. • Seit 1. September 2014 Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2 iv-positionen | September 2015 Klingt ernüchternd. Aber woran liegt es, dass immer noch so viele Reformprojekte brach liegen? Wir verdienen sechs von zehn Euro im Export, und das dank unserer Unternehmen und Industrie. Durch diese Stärke wird aber die strukturelle Schwäche zugedeckt. Bei uns haben noch nicht alle verstanden, dass wir nicht ewig vom Erfolg vergangener Tage leben können. Was wir brauchen, sind Impulse für die Wirtschaft, um Jobs zu schaffen. Und es müssen Strukturmängel behoben werden – vom Pensionssystem über die Verwaltung bis hin zur maßlosen Überregulierung. Die heißen Eisen will niemand gerne angreifen, das ist aber ein absolutes Muss. Alles andere wäre verantwortungslose Stillstandsverwaltung. Wo sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf? Ohne Zweifel am Arbeitsmarkt! Wir haben die paradoxe Situation, dass wir Rekordbeschäftigung und -arbeitslosigkeit gleichzeitig haben. Jeder Arbeitslose ist einer zu viel. Die logische Konsequenz ist weniger Staat und mehr unternehmerische Freiheit. Das heißt: Lohnnebenkosten spürbar senken, flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen und das Bürokratiemonster bändigen. Stichwort Bürokratie: Vizekanzler Mitterlehner hat im Zuge des Reformdialogs das Projekt „Motivierender Staat“ vorgestellt. Dabei setzt man auf Nudging. Was ist davon zu erwarten? Wir haben uns Nudging in Großbritannien sehr genau angesehen. Dort hat sich das Prinzip total bewährt. Es hat sich gezeigt, dass smart gesetzte Motivationsanreize als Orientierungshilfe für persönliche Entscheidungen oft besser wirken als Zwang und Gesetze. Diesen Ansatz wollen wir mit Pilotprojekten testen, die wissenschaftlich begleitet und abschließend evaluiert werden. Stimmt das Ergebnis, können wir die Projekte fortsetzen. Faktenbasiertes Arbeiten ist das Credo. In welchen Bereichen würden Sie Nudging einsetzen? International erprobt ist es vor allem bei Steuer-, Umwelt-, Bildungs- und Gesundheitsthemen. Aber das Prinzip funktioniert in vielen Bereichen. Stichwort Digitalisierung: Chance oder Gefahr für unsere Jobs? Ganz klar: eine riesige Chance! Die Digitalisierung stellt ganze Wertschöpfungsketten auf den Kopf – Stichwort Industrie 4.0. Statt davor zu warnen, dass das Internet in die Fabriken einzieht, wäre es besser nachzudenken, was Arbeit in Zukunft heißt und welche Chancen uns die Digitalisierung bietet. Da gibt es andere Modelle als die Wertschöpfungsabgabe, Überstunden-Euro und Arbeitszeitverkürzung. Die da wären? In einigen Bereichen werden Menschen durch Roboter unterstützt oder ersetzt, das ist unbestritten. Anderswo werden neue Jobs entstehen. Die Herausforderung wird sein, niedrig Qualifizierte auf höheres Niveau zu bringen. Wir brauchen künftig mehr Generalisten, die flexibel sind für neue Aufgabenprofile sowie ein modernes Arbeits(zeit)recht, das diese Flexibilität zulässt. Denn sozial ist nicht die unbedingte Umverteilung, sondern sozial ist, was Arbeit schafft. Daher rückt die Bildungsfrage ins Zentrum unserer Anstrengungen. Foto: ACR-Schnür-Brunnbauer beizuführen, ist in Österreich noch schwieriger als ich angenommen hatte. Die Reformträgheit überwiegt. Es laufen zu viele Bedenkenträger herum, keiner will raus aus der Komfortzone. Editorial Keine Ausreden mehr Die Bevölkerung misst der Industrie wachsende Bedeutung zu. Die Politik sollte es ihr gleichtun. dafür ein, dass die Betriebe entlastet und nicht weiter belastet werden. Sie plädieren für die Förderung von Innovationskraft und steuerliche Erleichterungen angesichts des Standortwettbewerbs. „Die Industrie“: Das sind in ideologischen Kategorien oft auch „die Reichen“, „die Millionäre“ oder Konzerne, denen man so viel wie möglich wegsteuern Damit gibt es auch für die Politik keine Ausreden mehr, in der Standortpolitik muss. Österreichs Bevölkerung hat von der Industrie erfreulicherweise ein an- das Ruder herumzureißen. An die Stelle von einseitigen ideologischen Zuschrei- deres sowie wesentlich realistischeres Bild - und zieht daher auch ganz andere bungen, denen die Fakten- und auch die Meinungsgrundlage fehlen, müssen Schlüsse. Eine neue GfK-Umfrage zeigt: bestmögliche Rahmenbedingungen für die Industrie und ihren Leistungen treten. An ihnen führt kein Weg vorbei, um Innovation und Wachstum zu gewährleisten • 56 Prozent halten die Bedeutung der Industrie für Wachstum und Wohl- sowie dringend benötigte Arbeitsplätze zu schaffen (siehe auch die aktuelle stand in Österreich für „sehr wichtig“. Dieser Wert ist seit 2012 um fast Titelgeschichte). zehn Prozentpunkte gestiegen. Zudem können sie als Beiträge zur Gestaltung unserer Zukunft genutzt wer• 58 Prozent („trifft sehr zu“) sehen in der Bürokratie große Hürden für die den, wie dies etwa auch in der ersten großen Industrie-Konferenz „Menschen. Industrie und plädieren für eine rasche Vereinfachung. Dieser Wert ist seit Unternehmen. Zukunft“ am 24. September 2015 im Wiener Haus der Industrie 2005 um 15 Prozentpunkte gewachsen. deutlich wird. Eine starke, innovative Industrie ist in jeder Hinsicht die Lösung für Österreichs Zukunft. Die Menschen in diesem Land wissen das. • 52 Prozent („trifft sehr zu“) befürworten eine stärkere Förderung von Forschung und Entwicklung als Basis für neue Technologien und Produkte. Ihr Hier ist seit 2011 eine Steigerung um sieben Prozentpunkte zu verbuchen. Diese Daten zeigen eines sehr eindrucksvoll: Die Industrie genießt in der Bevölkerung beste (Meinungs-)Konjunktur. Die Österreicherinnen und Österreicher bekennen sich in der Mehrheit zur Industrie und sind sich ihrer enormen Bedeutung für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze immer bewusster. Sie treten Christoph Neumayer, Generalsekretär IMPRESSUM Folgen Sie uns auf oder adden Sie uns auf . Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: [email protected], Homepage: www.iv-net.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Foto: fotovonzinner/IV Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Mag. Robert Albrecht, BA. Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Mag. Gernot Pagger, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann. Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, 2100 Korneuburg. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter gleichermaßen. September 2015 | iv-positionen 3 Coverstory Gegensteuern am Arbeitsmarkt „Das Land braucht Aufbruchsstimmung – der Kern dabei ist: Arbeitsplätze, Arbeitsplätze und nochmal Arbeitsplätze, um allgemeinen Wohlstand und sozialen Zusammenhalt auf Dauer zu sichern.“ IV-Präsident Georg Kapsch stieg im Vergleich zum Juli des Vorjahres beträgt 7,2 Prozent. „Wir müssen dringend 4 iv-positionen | September 2015 gegensteuern. Doch von der Politik kommen vielfach völlig falsche Signale und Forderungen, wie etwa die Erhöhung der Lohnnebenkosten, Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung, genereller sechsten Urlaubswoche, Überstundeneuro oder gesetzlichen Quotenmodellen für Ältere und Lehrlinge“, kritisiert IV-Präsident Georg Kapsch. Das ist gerade deshalb der falsche Weg, als etwa die Arbeitskosten in Österreich zwischen 2008 und 2014 um enorme 21 Prozent gestiegen sind. Weniger Standortqualität, mehr Arbeitslose Während Österreich die längste Zeit gegenüber anderen EU-Ländern einen Wachstumsvorsprung hatte, ist dies heute nicht mehr der Fall. Durch verschlepp- Fotos: IV-OÖ/Krügl, istockphoto.com/Yuri D ie Lage am österreichischen Arbeitsmarkt ist problematisch. Die Arbeitslosenrate steigt und steigt. Laut Angaben des Sozialministeriums waren im Juli 376.522 Menschen ohne Beschäftigung. Der An- Coverstory REFORM Die steigende Arbeitslosigkeit wird immer mehr zum Problem für Österreich. Für einen echten Turnaround braucht es mutige Veränderungen. In ihrem Arbeitsmarktpaket bringt die Industriellenvereinigung auf den Punkt, was zu tun ist. te Reformen sinkt die Standortqualität kontinuierlich. Das aktuelle IMD-Ranking veranschaulicht den Erosionsprozess: Unter 61 teilnehmenden Ländern ist Österreich auf Platz 26 zurückgefallen. Vor acht Jahren lag Österreich noch auf Rang elf. Besonders schlecht schneidet der Standort bei den Indikatoren Höhe der Einkommensteuer verglichen mit dem BIP pro Kopf (60. Platz und damit Vorletzter), wirtschaftlicher und sozialer Reformbedarf (60. Platz) sowie Anpassungsfähigkeit der Politik am wirtschaftliche Herausforderungen (59. Platz) ab. Ein wenig überraschendes Resultat, so Kapsch: „Die Unternehmen sind verunsichert. Das wirkt sich auf die Investitionen und den Arbeitsmarkt direkt aus. Das Land braucht Aufbruchsstimmung – der Kern dabei ist: Arbeitsplätze, Arbeitsplätze und nochmal Arbeitsplätze, um allgemeinen Wohlstand und sozialen Zusammenhalt auf Dauer zu sichern.“ Einbruch bei Investitionen Erhebungen der Industriellenvereinigung zeigen: Es ist ein regelrechter Einbruch bei den Ausrüstungsinvestitionen zu verzeichnen. Erweiterungsinvestitionen stagnieren auf niedrigem Niveau bei 21 Prozent – in Deutschland sind sie hingegen mit rund 35 Prozent das dominierende Motiv vor Ersatzinvestitionen. In Österreich werden in erster Linie Ersatz- (41 Prozent) und Rationalisierungsinvestitionen (27 Prozent) vorgenommen. Kapsch: „Österreich geht das Geld für die Zukunft aus. Nur mehr ein Viertel aller Bundes- September 2015 | iv-positionen 5 Coverstory Endlich umdenken Wo Österreich umdenken und endlich richtig handeln muss, ist aus Sicht der IV klar: mehr Freiheit und Flexibilität. Die österreichische Wirtschaft braucht ein Mindestmaß an Flexibilität und unternehmerischer Freiheit, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Neumayer: „Unsere Unternehmen leiden unter einer Vielzahl sinnloser Auflagen und Regulierungen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit schwächt und negative Folgen für die Beschäftigung im Land hat.“ Konkret braucht Österreich etwa ein Sammelgesetz, das die schädlichsten und investitionshemmendsten bürokratischen Regelungen beseitigt. Parallel zur Bundesebene sollen auch in al„Ungleichheit hat len Bundeslänviele Gesichter. Der dern Entbürokrawichtigste, größte und tisierungspakete auf Landesebene nachhaltigste Grund erlassen werden. für Ungleichheit liegt in „Der Staat muss der Bildung und in der sich auf seine daraus resultierenden Kernaufgaben Chancenungleichheit.“ konzentrieren. Es Hannes Androsch, Finanzminister a.D. gibt viele Aufgaben, die der Staat nicht erfüllen muss. Wir brauchen eine Evaluierung der Staatsaufgaben. Unser Föderalismus, wie wir ihn leben, kostet ein Vermögen“, stellt IV-Präsident Kapsch klar. Mehr auf Betriebsebene lösen: Gerade in konjunkturell herausfordernden Zeiten muss ein Um- und Andersdenken einsetzen, um den Unternehmen die Rahmenbedingungen zu ermöglichen, die sie für erfolgreiches Wirtschaften und neue Arbeitsplätze brauchen. „Wenn man Arbeitsplätze schaffen will, ist eine Flexibi- 6 iv-positionen | September 2015 lisierung der Arbeitszeit auf betrieblicher Ebene die richtige Maßnahme“, erklärt IV-Generalsekretär Neumayer. Mehr Attraktivität für Erwerbstätigkeit: Leistung und Eigeninitiative müssen belohnt sowie Eigenverantwortung gefördert werden. IV-Präsident Kapsch: „Wer Leistung erbringt, soll nicht das Gefühl haben müssen, der Dumme zu sein.“ Reformen für den Arbeitsmarkt Vor diesem Hintergrund hat die Industriellenvereinigung ein arbeitsmarktpolitisches Reformpaket entwickelt (sh. Kasten), das neben der Modernisierung der Arbeitszeit u.a. eine substanzielle Reduktion der Lohnnebenkosten vorsieht. Spielraum dafür besteht etwa im Bereich des Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), des Insolvenz-Entgeltfonds (IEF) und der Unfallversicherung (UV). IV-Ziel ist eine schrittweise, deutliche Lohnnebenkostensenkung insbesondere durch die Reduktion des FLAF-Beitrags um einen Prozentpunkt von derzeit 4,5 auf 3,5 Prozent. Notwendig sind aber auch praktikablere tägliche Höchstarbeitszeitgrenzen und eine bessere, praxisnähere Verteilung der Normalarbeitszeit. Vorbild Deutschland Dass eine Entfesselung des Arbeitsmarktes von unzeitgemäßen Bestimmungen der richtige Weg ist, zeigt das Beispiel Deutschland. Das Land konnte seine Arbeitslosenquote in den letzten zehn Jahren substanziell senken. Das Centre for Research and Analysis of Migration (CReAM) kam in einer Studie („From Sick Man of Europe to Economic Superstar: Germany’s Resurgent Economy“) zum Schluss, dass der wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands seit den 1990er-Jahren in besonderem Maß auf die Flexibilität des deutschen Lohnfindungssystems zurückzuführen ist. Insbesondere die zunehmende Verlagerung der Lohnverhandlungen von der überbetrieblichen auf die betriebliche Ebene hat die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wesentlich unterstützt. Die Hartz-Reformen haben dazu beigetragen, dass die Anzahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung in Deutschland seit 2005 um fast ein Drittel gesenkt werden konnte. In Österreich wurden solche strukturellen Verbesserungen im Zuge der Ein- Foto: Androsch ausgaben sind Zukunftsinvestitionen.“ Und während bei der Arbeitslosigkeit im EU-Schnitt ein Rückgang zu beobachten ist, weist Österreich im Jahresvergleich nach Finnland den zweithöchsten Anstieg in der gesamten Europäischen Union auf – und liegt aktuell nur mehr auf Rang sechs. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer bringt das Problem auf den Punkt: „Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sowie der Investitionen in Österreich sind ein zeitlich verzögertes Spiegelbild standortpolitischer Versäumnisse.“ Coverstory IV-Präsident Georg Kapsch und der Unternehmer und ehemalige Finanzminister Hannes Androsch skizzierten bei einem Pressegespräch in Alpbach die wichtigsten Reformnotwendigkeiten für Österreich. führung der bedarfsorientierten Mindestsicherung nicht durchgeführt. Die Notstandshilfe wird weiterhin grundsätzlich zeitlich unbegrenzt gewährt. Die Zahl der Notstandshilfebezieher ist in Österreich zuletzt besonders stark angestiegen. Einen wesentlichen Unterschied spüren die Unternehmen direkt bei den Arbeitskosten: Während der Arbeitslosenversicherungsbeitrag in Deutschland in den letzten Jahren auf drei Prozent (Aufteilung je zur Hälfte auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer wie in Österreich) gesenkt wurde, beträgt er in Österreich weiter sechs Prozent. MINT-Chancen nutzen Foto: Johannes Zinner Mit Blick auf die Zukunft ist entscheidend, dass sich Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt besser finden. In Europa könnten bis 2025 vier Millionen neue Jobs im technischen Bereich entstehen. In Österreich stellt der MINT-Bereich in den nächsten Jahren den Großteil jener Berufsgruppen mit dem höchsten Jobwachstum dar. Ihm werden bis zu vier Prozent Zuwachs prognostiziert. Insgesamt werden bis 2020 fast 40.000 neue MINT-Jobs entstehen. IV-Präsident Kapsch: „Um Industrie 4.0 als Chance für den Standort nützen zu können, ist der Ausbau von MINT- und IT-Kompetenzen der Schlüssel dazu. Die benötigten Qualifikationen im MINT- und IKT-Bereich werden weiter zunehmen.“ Derzeit haben aber schon acht von zehn Industrieunternehmen Rekrutierungsprobleme in Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion oder F&E. Die Industrie fordert neben der Arbeitsmarkt- auch die Bildungspolitik zur Lösung der Beschäftigungsprobleme: Sie muss u.a. für einen begeisternden schulischen MINT-Regelunterricht sorgen, das Erfolgsmodell HTL forcieren sowie die MINT-Hochschulbildung ausbauen und attraktivieren. Dass Bildung ein entscheidender Ansatzpunkt für die nachhaltige Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist, sollte außer Frage stehen: Mehr als 47 Prozent der Arbeitslosen haben keine die Pflichtschule übersteigende Schulbildung aufzuweisen. Für IV-Präsident Kapsch ist klar: „Es muss uns gelingen, der Gesellschaft zu erklären, dass Bildung einen Wert an sich hat.“ „Ungleichheit hat viele Gesichter. Der wichtigste, größte und nachhaltigste Grund für Ungleichheit liegt in der Bildung und in der daraus resultierenden Chancenungleichheit“, betonte der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Hannes Androsch, bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Kapsch in Alpbach, wo er auch die „provinziell geistige Windstille“ im Land kritisierte. Fazit von IV-Präsident Georg Kapsch: „Eine deutliche, nachhaltige Abnahme der Arbeitslosigkeit gibt es nur bei einer deutlichen Zunahme des Reformtempos in der Arbeitsmarkt-, Standort- und Bildungspolitik. Aber wir sollten nicht im derzeitigen Zug Gas geben, sondern den Zug wechseln.“ FACTBOX Das IV-Arbeitsmarktpaket auf einen Blick • Substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten insbesondere beim Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), dem InsolvenzEntgeltfonds (IEF) und der Unfallversicherung (UV) • Stärkung der Gestaltungsmöglichkeiten auf Betriebsebene insbesondere im Arbeitszeitrecht • Praxisgerechte Kurzarbeitsregelung • Reform der Notstandshilfe bzw. Integration in die Mindestsicherung • Weiterentwicklung der Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitssuchende, etwa bei den Wegzeiten • Mehr Effizienz und Effektivität der AMS-Förderinstrumente durch stärkeren Fokus auf beschäftigungsfördernde Maßnahmen • Verstärkter Einsatz von Eingliederungsbeihilfe und Kombilohn • Förderung der betriebsnahen Qualifizierung für höheren Arbeitsmarkterfolg September 2015 | iv-positionen 7 Junge Industrie Mut zu schwierigen Entscheidungen ALPBACH Im Rahmen der „Politischen Gespräche“ des Europäischen Forums Alpbach diskutierte der Vorsitzende der JI-Wien Nikolaus Griller über „Österreich in der EU: 20 Jahre Erfahrungen und Erwartungen“. B etrachtet man die momentane Situation der Europäischen Union, hätten sich die Erwartungen an das Projekt EU nicht erfüllt, so Heinz Zourek, Generaldirektor der EU-Kommission für Steuern und Zollunion, im Rahmen der Diskussion mit Bundesminister Sebastian Kurz, Leo Kaserer von der Arbeiterkammer Tirol sowie dem ehemaligen Finanzminister a.D. Ferdinand Lacina. Ab dem Jahr 2008 seien Probleme herangewachsen, für die keine Rahmenbedingungen geschaffen worden waren, weshalb die EU vor scheinbar unlösbaren Herausforderungen stehe, so Zourek weiter. Statt nur über den Problemen zu brüten, sollte man die Zukunftsperspektiven aufzeigen und hervorheben, meinte Griller. „Entweder man geht die Probleme gemeinsam an und arbeitet noch enger zusammen, was in diesem Fall mehr Integration bedeutet, oder man sagt Stopp“, so der JI-Wien-Vorsitzende. Vorteile der EU überwiegen Im Rahmend der Alpbacher Wirtschaftsgespräche wurde auch über die Zukunft der EU debattiert. Tatsächlich dürfe die Desintegration aber keine Option sein. Griller: „Die positiven Auswirkungen des EU-Beitritts für Österreich überwiegen die negativen bei Weitem“. Ohne EU-Mitgliedschaft hätte sich die österreichische Wirtschaft nicht so entwickeln können, wie mit EU als Stärkung im Rücken, waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Griller betonte jedoch, dass er in der Politik oft den Mut vermisse, schwierige Probleme anzugehen, denn nichts sei schlimmer als gar keine Entscheidung zu treffen. So seien die aktuellen Themen Flüchtlingsstrom oder Griechenlandkrise weit leichter zu bewältigen, als sie in der öffentlichen Diskussion dargestellt würden. Man habe vor allem die Notwendigkeit von gravierenden Reformen unterschätzt, was nun zu Lasten jüngerer Generationen gehe – die Pensionsproblematik falle auf die Jugendlichen zurück und die Arbeitsmarktsituation verschlechtere sich zusehends. Hier sah Griller auch das Problem des fehlenden Interesses der Jugend an der EU. „Wir müssen Politik und vor allem die EU besonders für junge Menschen wieder attraktiv machen. Diese politische Krise ist gefährlich, da sie Populismus die Tür öffnet. Was wir brauchen, sind politische Vertreter, die mit beherzten Entscheidungen und Visionen die EU als das darstellen, was sie ist: das beste Mittel, unseren Standort und unsere Lebensqualität nachhaltig abzusichern “, so Griller. Das Ziel laute somit: Tax Freedom Day am 30. Juni 2020. BELASTUNG Bis zum 21. August haben Herr und Frau Österreicher in diesem Jahr ausschließlich für den Staat gearbeitet. Das geht aus einer Studie des Austrian Economics Center in Kooperation mit dem Karl-Bräuer-Institut hervor. D amit wurde also heuer erst am 21. August jener Tag erreicht, ab dem für die eigene Tasche gearbeitet wird. Im letzten Jahr war dieser am 12. August, ein Jahr davor am 31. Juli. Damit belegt Österreich mittlerweile den zweithöchsten Platz im europaweiten Vergleich der Lohn- und Lohnnebenkosten. Innerhalb eines Jahres hat sich Österreich im Ländervergleich somit um einen weiteren Platz nach „vorne“ gearbeitet und wird nur noch von Belgien übertroffen. 8 iv-positionen | September 2015 Aus diesem Anlass forderte der Vorsitzende der JI-Steiermark, Alfred Freiberger, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Jungen Wirtschaft Steiermark eine Trendwende. Die aktuelle Situation am Standort und der Erfolg der jungen Unternehmer von heute bestimmen den Wohlstand der Bevölkerung von morgen. Beide Jugendorganisationen fordern daher, die Belastungen in den nächsten fünf Jahren auf ein halbes Jahr zu reduzieren. Das konkrete Ziel laute somit: Tax Freedom Day am 30. Juni 2020. V.l.n.r.: Alfred Freiberger (JI) und Christoph Kovacic (JW) fordern dringend eine Entlastung bei Steuern und Abgaben. Fotos: Dragan Tatic, Fischer Tax Freedom Day wieder später Junge Industrie Neues Miteinander gesucht Die nächsten Jahre werden drüber entscheiden, wohin sich die Europäische Union entwickeln wird. Viele Herausforderungen können nur gemeinsam gelöst werden. Das setzt aber auch ein gewisses Maß an Vernunft voraus. nicht von der Welt abnabeln. Die österreichischen brauchen wir sie alle. Ob bei der immer noch unsi- Unternehmen müssen am Weltmarkt bestehen. cheren Zukunft des Euro oder auch bei der Frage Deswegen sind Standortfaktoren eben wichtig der zukünftigen Ausgestaltung der Institutionen der und ist es eben nicht egal, wie wettbewerbsfähig EU, Stichwort Brexit: In den kommenden Jahren Europa ist. Genauso kann aber z.B. auch ein Land müssen wir entscheiden, wohin die Reise gehen alleine nicht das Klima retten: Solange nicht ein soll. Dafür muss Europa aber auch wieder neue Ökonomische oder standortpolitische Themen ei- Klimaschutzabkommen auf internationaler Ebene, Kompromisse suchen, ein neues Miteinander fin- genen sich meist wenig, um Emotionen zu wecken verpflichtend für alle, zustande kommt, führt eine den. Das wird allen ein gehöriges Maß an Vernunft und die Menschen für eine Sache zu begeistern bzw. überzogene, populistische EU-Klimapolitik nur zu abverlangen – denn aktuell ist von europäischer zu mobilisieren. Insofern ist es fast zu begrüßen, weniger Jobs aber zu keiner Klimaverbesserung. Einigkeit wenig zu spüren. dass die aktuelle Flüchtlings-Thematik wirklich allen Menschen direkt vor Augen führt, dass manche Die EU wird von der Politik meist eher gerne zum Herausforderungen nicht mehr von einem Staat Sündenbock für unbeliebte Entscheidungen ge- alleine geschultert werden können. Die EU muss hier macht. Es ist ja auch praktisch, unbeliebte Maßnah- eine gemeinsame Lösung finden – und das ist alles men „denen in Brüssel“ in die Schuhe zu schieben. andere als leicht. Gerade beim Thema Flüchtlinge Dabei kann und könnte die EU Lösungskompetenz gehen die Emotionen hoch, sind Populismus und beweisen. Es ist eine Binsenweisheit, dass eine Nationalismus weit verbreitet. Nationaler Egoismus starke EU auch die einzelnen Mitgliedstaaten stärken und das Bauen von Grenzzäunen sollten aber etwas würde. In der Welt werden wir unsere Interessen nur sein, was wir mit der EU in Europa überwinden gemeinsam erfolgreich vertreten können. Herzlichst Eure wollten und sollten. Genauso wie man sich gegen globale Flüchtlingsbewegungen nicht so ohne weite- Lösungskompetenz auf europäischer Ebene brau- Therese Niss, res abschotten kann, so können wir uns auch sonst chen kurzfristig vor allem die Flüchtlinge, langfristig Bundesvorsitzende der Jungen Industrie Politik transparent für jedermann D Foto: JI ie Junge Industrie Salzburg hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Kovar & Partners die Webplattform www.transparentepolitik.at geschaffen, um konkrete politische Ziele und ihre Umsetzung nachverfolgbar zu machen. „Unser Ziel ist, dass sich mündige Bürger selber ein Bild von den jeweiligen Zielen der Parteien machen können; ohne Geschwafel und PR-Talk der Parteien. Wir glauben, dass jeder Bürger selbst entscheiden kann, ob die Politik nur leere Worthülsen verbreitet oder sich doch ambitionierte Ziele setzt, die das Land positiv verändern könnten“, sagt JI-Salz- burg-Vorsitzender Andi Wimmer. „Den Mitgliedern der Jungen Industrie liegt die Zukunft Salzburgs und Österreichs am Herzen und ein wichtiger Aspekt davon ist das politische Geschehen im Land. Das Projekt ,Transparente Politik‘ soll fair und unabhängig über die Landespolitik informieren und jedem interessierten Bürger die Möglichkeit geben, sich selber ein Bild von den Parteien und ihren Inhalten zu machen“, schildert Wimmer die Beweggründe für das Projekt. „Die einzige Vorgabe war, dass die Ziele messbar sein sollten“, erklärt Andi Wimmer. Das Ergebnis ist für jedermann online auf www.transparentepolitik.at abrufbar und wird regelmäßig einem Update unterzogen. „Besonders wichtig war es uns bei diesem Projekt, dass die Beurteilung der politischen Ziele völlig wertfrei und sachlich erfolgt“, betont der JI-Vorsitzende. Die neue Webplattform www.transparentepolitik.at September 2015 | iv-positionen 9 Kommentar von außen Wenn der Costa ConcordiaKapitän das Staatsschiff lenkt Österreichs politische Eliten erwecken nicht wirklich Man muss kein hauptamtlicher Nörgler und Schwarz- zwar nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern den Eindruck, den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. maler sein, um zum Schluss zu kommen: Die Diskre- jetzt. Und dass Österreich zwar eines der teuersten panz zwischen den Problemen, in denen wir schon Schulwesen der Welt betreibt, damit aber eher stecken (oder demnächst stecken werden) und der nicht sicherstellen kann, dass dessen Absolventen Dass die Bundesregierung zur professionellen Lö- Kapazität der Regierenden, diese Probleme auch nur ausreichend gescheit und tüchtig sind, um a) die sung oder zumindest Linderung der akuten Migra- leidlich zu lösen, ist so groß wie schon lange nicht. Zur Pensionen der künftigen Rentnergenerationen zu tions-Krise eine erfahrene Führungspersönlichkeit Bewältigung jener existenziellen Herausforderungen, erarbeiten, und b) gleichzeitig jene Schulden ab- zum „Asyl-Manager“ bestellt hat, ist eine feine vor denen die einstige „Insel der Seligen“ heute steht, tragen zu können, die wir ihnen freundlicherweise Sache, die Regierung allein war mit der Thematik ja ist diese Regierung ungefähr so gut vorbereitet wie hinterlassen werden, ist ebenfalls Allgemeingut, offenkundig ein wenig überfordert. das Bundesheer auf einen Atomkrieg mit Russland. ohne dass Besserung sichtbar wäre. Da professionellen Beistand zu suchen, ist nur Dass Österreich heute in nahezu allen wichtigen Und als wäre all das nicht schon beunruhigend konsequent. Dieser Logik folgend, sollte die Bun- wirtschaftlichen Kennzahlen vom Wirtschafts- genug, ist gut möglich, dass all diese Probleme in desregierung nun freilich möglichst flott auch einen wachstum über die Arbeitslosenrate bis zur Staats- ein paar Jahren geradezu winzig klein erscheinen „Arbeitsmarkt-Manager“ einsetzen, einen „Staats- quote bestenfalls noch mittelmäßig dasteht, mit viel werden. Jedenfalls verglichen mit dem, was auf uns schulden-Manager“, einen „Schulreform-Manager“, Raum weiter nach unten, ist mittlerweile bis zum zukommen könnte: Jobs für ein paar hunderttau- „Zur Bewältigung jener existenziellen Probleme, vor denen die einstige „Insel der Seligen“ heute steht, ist diese Regierung ungefähr so gut vorbereitet wie das Bundesheer auf einen Atomkrieg mit Russland.“ Christian Ortner, freier Journalist send Zuwanderer zu schaffen, Wohnungen für diese Menschen zu errichten und den Sozialstaat nicht an Überforderung kollabieren zu lassen. Die Vorstellung, all diese möglichen gravierenden Probleme der näheren Zukunft mit dem derzeit handelnden politischen Personal oder dessen baugleichen Nachfolgern bewältigen zu müssen, ist ungefähr so beruhigend wie die Idee, seine Altersversorgung mittels Brieflosen bestreiten zu wollen. Überdruss beschrieben – doch davon, dass diese Problemlösung geht, konnte kürzlich der Chef ei- nungsmarkt-Manager“, einen „Manager der inneren Regierung irgendeinen nennenswerten Plan hätte, nes namhaften Unternehmens erfahren, der einem Sicherheit“, einen „Gesundheits-Manager“, einen daran etwas zu ändern, ist bislang nichts bekannt Mitglied dieser Regierung eine erhebliche und nicht „Pensions-Manager“ und noch ein Dutzend andere geworden. Dass Österreichs Regierung derzeit zu rechtfertigende steuerliche Belastung vortrug und Manager für die zahllosen offenen Baustellen, die – entgegen dem weitverbreiteten Gesudere über um deren Linderung bat. Das sei schon möglich, von dieser Regierung mehr lustlos verwaltet, denn das vermeintliche neoliberale, menschenveracht- entgegnete ihm der Politiker, aber ganz unmöglich proaktiv betrieben werden. Und dazu vielleicht noch ende „Spardiktat“ – jeden Tag 30 Millionen neue vor der Wahl in Wien, da könne man nicht als Freund einen „General-Manager“, der die Arbeit der Fach- Schulden aufnehmen muss, um ihre Ausgaben der Unternehmer dastehen, auch wenn die Sache manager koordiniert und leitet. (Die naheliegende bedecken zu können, ist ebenfalls kein Staatsge- durchaus Sinn mache. Frage, wozu wir dann eigentlich noch eine Regierung heimnis, scheint aber auch nicht wirklich Grund und einen Bundeskanzler brauchen, stellen wir jetzt genug zu sein, ein Konzept zu entwickeln, wie So werden wir die Probleme, die vor uns stehen, aus Gründen des Taktes und Mitgefühls nicht.) dieser unverantwortliche Unfug abzustellen sei, und ganz sicher brillant lösen, ganz sicher. 10 iv-positionen | September 2015 Fotos: Ortner, istockphoto.com/pabkov Mit welcher Einstellung diese Regierung an die einen „Wirtschaftswachstum-Manager“, einen „Woh- 5 Fragen Porträt an DI Alexander Tessmar-Pfohl Aufsichtsratsvorsitzender der Sattler AG 1 Warum engagieren Sie sich als Bundesvorstandsmitglied in der Industriellenvereinigung? Schon aus Familientradition liegt mir die Industriellenvereinigung am Herzen, mein Vater hat viel Zeit und Kraft in die IV gesteckt. Für mich ist die IV die unabhängigste Interesensvertretung für Unternehmer in Österreich. Es ist für mich Ehre und Ansporn, die Funktion als Vorstandsmitglied übernehmen zu dürfen. 2 Foto: Sattler AG Was sind die drei wichtigsten standortpolitischen Herausforderungen für das Industrieland Österreich? Die wichtigste Herausforderung ist aus meiner Sicht die Bildungspolitik. Ich denke, es gibt keinen anderen Bereich der Politik, der so unmittelbar die künftige Entwicklung eines Staates beeinflusst. Es fällt mir schwer zu verstehen, wie verantwortungslos mit der Zukunft unserer Kinder und damit des Landes umgegangen wird. Unseren guten Lebensstandard in jeglicher Hinsicht können wir nur mit bester Bildung halten. Ebenso wichtig ist es, die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im europäischen und internationalen Kontext wieder zu verbessern und verlorenes Terrain gutzumachen. Ständiges Schönreden von eindeutig negativen Indikatoren und Trends schadet der Glaubwürdigkeit Österreichs und bringt sicherlich keine Arbeitsplätze. Einen wesentlichen Beitrag dazu – drittens – sehe ich in einer echten Verwaltungsreform, die auch vor einer sinnvollen Neuordnung des heimischen Föderalismus nicht Halt macht. 3 Was macht Ihr Unternehmen erfolgreich? Die Sattler AG ist deshalb so erfolgreich, weil wir eine einzigartige Palette an Produkten und Leistungen, angefangen von technischen Textilien bis hin zu Membranen und Speziallösungen im Anlagenbau, anbieten können. Ermöglicht wird dieser Erfolg durch das Engagement und die gute Ausbildung unserer Mitarbeiter, die Spitzenprodukte und Spitzenleistungen auf Grundlage des von uns seit vielen Jahrzehnten weiterentwickelten Know-hows schaffen. 4 Wie sehen Sie die Zukunft der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren? Der größte und damit wichtigste Arbeitgeber im Land ist zweifellos die Industrie. Ohne Industrie ist kein Wohlstand in Österreich möglich. Alle Veränderungen, die der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen im internationalen Kontext schaden, gefährden eine positive Entwicklung des Landes. Wenn folglich die Mehrheit bereit ist, vernünftig über die Zukunftsgestaltung zu diskutieren, glaube ich an eine gute Zukunft der österreichischen Industrie. 5 Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie, meiner Frau und unseren vier Kindern im Alter von neun, acht, sechs und knapp vier Jahren. Meine Hobbys sind Sport (Tennis, Rad und Ski fahren) sowie die Jagd. Außerdem genieße ich es, Zeit mit Freunden und Bekannten zu verbringen. FACTBOX Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums zum Wirtschaftsingenieur an der ETH Zürich sammelte DI Alexander Tessmar-Pfohl erste praktische Erfahrungen bei der Atomic Austria GmbH in der Produktionsleitung. Im Jahr 2004 trat er ins Familienunternehmen SATTLER AG ein. 2007 rückte er in den Vorstand auf und übernahm zuletzt die Aufgaben Investitionen, Technologieentwicklung und Business Development der Gruppe. Mit 14. April 2015 folgte er seinem verstorbenen Vater, Dkfm. Dr. Werner Tessmar-Pfohl, als Aufsichtsratsvorsitzender der Sattler AG nach. www.sattler-global.com September 2015 | iv-positionen 11 Neustart Schule Gemeinsam für bessere Bildung BLOCKADE Bildung ist und bleibt der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit sowie das Fundament des Wohlstandes. In Österreich gilt es, langjährige Blockadehaltungen in der Bildungspolitik zu durchbrechen. INFORMATION NEUSTART SCHULE ist eine Initiative der Industriellenvereinigung und ihrer Partner Bildung Grenzenlos, Bundesjugendvertretung, Caritas Österreich, Diakonie Österreich, Hilfswerk Österreich, Initiative Neues Lernen/Köck Privatstiftung, Jedes Kind, Junge Industrie, Leonardino + Galilea, ÖDKH, Österreichisches Rotes Kreuz, PBÖ, Plattform EduCare, Teach for Austria, Verein Wirtschaft für Integration, Volksbegehren Bildungsinitiative, Das Wiener Kindertheater, Wissensfabrik, zoom Kindermuseum Tina Dworschak [email protected] Web-Tipp: www.neustart-schule.at www.facebook.com/neustartschule 12 iv-positionen | September 2015 R und ein Fünftel der österreichischen Jugendlichen kann mit 15 Jahren entweder nicht ausreichend lesen oder rechnen. Mehr als 47 Prozent der Arbeitslosen haben keine die Pflichtschule übersteigende Schulbildung aufzuweisen. Trotz der alarmierenden Zahlen kommen wir nicht aus den ideologischen Grabenkämpfen heraus und arbeiten uns seit Jahrzehnten an bildungspolitischen und verfassungsrechtlichen Machtfragen (Bund-Länderzuständigkeiten) ab: Österreich traut sich nicht, die seit Jahren bekannten Bildungsbaustellen endlich zu bearbeiten. Gemeinsam etwas bewegen mit Neustart Schule Vor einem Jahr hat deshalb die IV gemeinsam mit namhaften Partnern die Initiative Neustart Schule ins Leben gerufen. Die Partner fordern über die gemeinsame Plattform eine Neukonzeption des österreichischen Bildungssystems mit gerechten Bildungschancen, individueller Förderung und Bildungsqualität auf höchstem Niveau. Die Initiative zählt bereits knapp 17.000 Unterstützer und kon- zentriert sich dabei auf die Reform der Pflichtschule und der Elementarbildung. „Wir wollen dem jahrelangen Stillstand in der Bildungspolitik ein Ende setzen. Die Zeit des Reparierens, Korrigierens und Nachjustierens ist vorbei. Was es in Österreich braucht, sind keine Reförmchen, sondern ein grundlegend neues Konzept des Bildungssystems“, so die Koordinatorin der Initiative Tina Dworschak. Ein bildungspolitisch intensiver Herbst steht bevor Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, bis 17. November Vorschläge für eine Reform der Schulorganisation vorzulegen: Schulautonomie, Aufwertung der Elementarpädagogik, neue Schulverwaltung sind die Stichworte dazu. Wenn dieser Schritt gelingt, könnte der erste Baustein einer umfassenden Bildungsreform gesetzt sein. Neustart Schule-Mitinitiator Christian Friesl (IV): „Das Thema Schulorganisation ist aber erst der Startschuss für weitere Reformschritte wie die Neukonzeption der Pflichtschulen, Maßnahmen gegen die soziale Selektion oder die Aufwertung der Pädagoginnen und Pädagogen.“ Foto: Neustart Schule Schüler und Pädagogen des Werkschulheimes Felbertal in Salzburg wünschen sich Autonomie, Förderung von Stärken – und dass Schule Freude macht. Interview Kompetenzcheck für den Arbeitsmarkt SPRACHE Im Zusammenhang mit Flüchtlingen werden meist nur Probleme statt Chancen thematisiert. Petra Draxl, Landesgeschäftsführerin des AMS Wien, möchte das durch ein Pilotprojekt zur Feststellung der Berufsqualifikation ändern. Foto: AMS/Petra Spiola Worum geht es in Ihrem Pilotprojekt? Mit Ende Juni waren in Österreich 17.777 Asylberechtigte beim AMS Österreich vorgemerkt, 11.908 davon in Wien. Die Aufgabe des AMS ist es, diese Menschen rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihre Kompetenzen zu erschließen. Die Idee ist, damit nicht zu warten, bis Deutschkurse greifen können. Das AMS Wien hat daher Ende August ein Pilotprojekt für rund 1.000 asylberechtigte Personen gestartet. Muttersprachliche Coaches klären in fünfwöchigen Kursen in Gruppen- und Einzelcoachings gemeinsam mit den Teilnehmern ab, welche beruflichen Qualifikationen sie mitbringen. Worin sehen Sie im Moment die größte Herausforderung im Zusammenhang mit dem Pilotprojekt? Das Pilotprojekt ist Teil eines Arbeitsmarktpakets für Migranten, zu dem u.a. auch die Aufstockung der Mittel für Deutschkurse gehört. Die Kompetenzcheck-Kurse werden in vier Sprachen (Russisch, Farsi, Arabisch, Französisch) angeboten – eine Neuerung für das AMS. Auch auf den kulturellen Hintergrund der Flüchtlinge wird Rücksicht genommen, Frauen und Männer werden zum Teil getrennt unterrichtet. Neben der Abklärung bereits erworbener Vorerfahrungen und Qualifikationen finden Beratungsgespräche zur Anerkennung von Bildungsabschlüssen statt. Dabei soll dort angesetzt werden, wo bereits Vorwissen vorhanden ist. Gerade bei besser qualifizierten Teilnehmern werden Angebot und Nachfrage oft zusammenpassen. So sind etwa Ärzte, Pflegepersonal oder Ingenieure unter den Asylberechtigten. Bei weniger gut qualifizierten Personen wird es – wie bei anderen Jobsuchenden – darum gehen, Möglichkeiten der Höherqualifizierung zu finden. Macht es generell Sinn, bereits bei jenen die Qualifikation zu erheben, die als Asylwerber ein Verfahren angestrebt haben, aber noch keinen positiven Asylbescheid erhalten haben? Unser Pilotprojekt ist eher für jene gedacht, die bereits einen positiven Asylbescheid haben. Diese Menschen haben dauerhaftes Aufenthaltsrecht und vollen Zugang zum Arbeitsmarkt. Den betreuenden NGOs stellen wir über die Koordinationsstelle für Flüchtlingswesen u.a. unseren Kompetenzcheck zur Verfügung, sodass diese auch schon mit Asylwerber in diese Richtung arbeiten können. In Wien konnte man die Deutschkurse auf insgesamt ca. 22.000 Plätze für dieses Jahr aufstocken. MA17, Volkshochschulen und vom AMS Wien beauftragte Beratungsstellen helfen hier zusammen. Zusätzlich gibt es auch für asylsuchende Jugendliche die Möglichkeit, eine Lehre zu absolvieren, können Sie auch dazu ein paar Zahlen ergänzen? Junge Asylsuchende bis zum 25. Lebensjahr dürfen in sogenannten Mangelberufen eine Lehrausbildung absolvieren, falls vom AMS eine Beschäftigungsbewilligung erteilt werden kann. Zurzeit sind in Österreich knapp über 100 junge Asylsuchende als Lehrlinge beschäftigt, die meisten davon im Gastgewerbe. An wen können sich Unternehmen wenden, falls sie Asylberechtigte beschäftigen oder jugendliche Asylwerber für eine Lehre einstellen möchten? Das Service für Unternehmen des AMS ist die richtige Anlaufstelle für Betriebe, die Personal suchen bzw. einen Lehrling aufnehmen möchten. In der Landesgeschäftsstelle des AMS Wien gibt es aber auch eine zentrale Ansprechstelle für alle Bereiche des Ausländerbeschäftigungsverfahrens. FACTBOX Petra Draxl: „Das AMS erhebt die beruflichen Qualifikationen von asylberechtigten Flüchtlingen in deren Muttersprache.“ • Studium der Pädagogik, Psychologie und Soziologie an der Karl-Franzens-Universität in Graz • Leitung des Jugendbeschäftigungsprojekts Insel • Geschäftsführerin des Instituts für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung • Ab 1990 tätig u.a. bei ÖSB Consulting, in der Bundesgeschäftsstelle des AMS sowie im BMASK • 2012 Bestellung zur Landesgeschäftsführerin des AMS Wien September 2015 | iv-positionen 13 Panel 50 Österreich AG – Bilanz einer Werterosion ZEHN JAHRE PANEL 50 Das IV-Strukturbarometer bildet die Entwicklung der österreichischen Standortqualität ab. Angesichts ernüchternder Ergebnisse kein Grund zum Feiern. „Prosperität bräuchte eine mutiger gestaltende Politik.“ Christian Helmenstein, IV-Chefökonom INFORMATION Christian Helmenstein [email protected] Web-Tipp: www.iv-net.at/bm39 14 iv-positionen | September 2015 Negativdynamik lange Zeit negiert Dass es so lange gedauert hat, bis der Negativtrend im wirtschaftspolitischen Diskurs die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhielt, hat mehrere Gründe. Zum einen vermochte der Standort lange Zeit von seiner in der ersten Halbdekade des neuen Jahrhunderts errungenen Wettbewerbsstärke zu zehren – man denke beispielsweise an die Senkung der Körperschaftsteuer und andere Maßnahmen. Zum anderen brauchte es seine Zeit, bis andere Länder die dortigen Reformmaßnahmen auf den Weg gebracht hatten und diese ihre Wirkung zu entfalten begannen, etwa die Agenda 2010 in Deutschland. Und nicht zuletzt wurde die Negativdynamik lange Zeit schlicht negiert – sei es durch den Hinweis auf bekannte Schwächen der internationalen Rankings oder auf die im europäischen Vergleich bis zum Vorjahr hervorragende Position Österreichs am Arbeitsmarkt. Allerdings würde die wachstumsdämpfende Wirkung der nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit überschätzt, führte man die in Österreich seit zwei Jahren herrschende Stagnation (BIP-Wachstum 2013 und 2014: 0,2 Prozent bzw. 0,3 Prozent) allein darauf zurück. Zusätzlich zu der fortschreitenden Standorterosion ging von einer ganzen Reihe diskretionärer politischer Maßnahmen eine verheerende Wirkung aus. Erst als die Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen in Österreich grundsätzlich in Zweifel geriet, setzte die Investitionskrise ein. Selbst wenn es gelänge, diese in naher Zukunft durch eine standortfreundliche Politik zu überwinden, würden die unterbliebenen Investitionen noch über Jahre hinweg als entgangenes Produktionspotenzial und verlorene Beschäftigungschancen nachwirken. Standortkapital massiv gesunken Der Verlust des politischen Standortkredits zeigt sich insbesondere bei politiknahen Kategorien wie dem öffentlichen Haushalt. Bei der Lösungsorientierung der nationalen Politik und ihrem Erscheinungsbild liegt sogar eine Situation sui generis vor – kein anderer Bereich weist eine derartige Wertvernichtung auf. Ließe sich das politische Standortkapital vergleichbar dem Wert einer Aktie bestimmen, hätte sich diese ausgehend von einem Betrag von 100 im Jahr 2005 inzwischen zu einer PennyStock gewandelt. Foto: IV/Prantl D ie Erosion der österreichischen Standortqualität ist kein neues Phänomen. Nicht erst seit Österreich in den internationalen Rankings von IMD und WEF an Terrain verliert, sondern tatsächlich schon über eine ganze Dekade hinweg hat sich die Standortattraktivität des Landes kontinuierlich verschlechtert. Fielen die Einbußen in den Jahren 2005 und 2006 marginal aus, kam es im darauffolgenden Jahr zu einem regelrechten Einbruch. Während einer kurzen Phase im Gefolge der Großen Rezession, als es gelang, Österreich besser als andere vergleichbare Länder durch die Krise zu manövrieren, erfing sich das Barometer etwas, doch setzte nach überwundener Akutphase wieder eine bis heute anhaltende Abwärtsdynamik ein. Beim aktuellen Umfragetermin wurde ein neuerlicher Tiefstand der Standortqualität verzeichnet. Panel 50 Gut bei Infrastruktur Gesamthaft betrachtet war die erste Dekade des Panels 50 – bis heute anhaltend – durch eine Auseinanderentwicklung der einzelnen Maßnahmenbereiche geprägt. Die überwiegende Zahl der Bereiche befindet sich zum Teil erheblich im Minus, nur wenige liegen im Plus. Bei den positiven Ausnahmen punktet Österreich mit einer guten Ausstattung an Verkehrsinfrastruktur, bei der Vernetzung der tertiären Bildungseinrichtungen mit der Wirtschaft und bei den Telekommunikationskosten. Neben den themenspezifischen Verläufen zeigen sich unterschiedliche Wahrnehmungsprofile der vier Respondentengruppen. Generell wird die Standortqualität von der Industrie pessimistischer, von den Verbänden optimistischer wahrgenommen. Besonders ausgeprägt fallen die Unterschiede bei der Flexibilität der Arbeitszeit und den Kosten des Umweltschutzes aus. Bemerkenswert ist auch, dass die Finanzwirtschaft den Verlauf kapitalmarktbezogener Indikatoren (Kapitalmarktinfrastruktur, Kapitalmarktregulierung, Finanzierungsbedingungen) positiver einschätzt als die übrigen Respondenten- gruppen. Dieser Befund legt die Interpretation nahe, dass anders als im direkt betroffenen Sektor selbst die mit hohen Belastungen verbundenen Regulierungen einerseits und die systemische Stabilität des Sektors andererseits noch nicht im gleichen Ausmaß in Zusammenhang gebracht werden. Nicht zuletzt überrascht, dass die Respondenten aus der Wissenschaft die Lebensqualität in Österreich als einzige Gruppe schlechter als im Vergleich zur Ausgangslage vor zehn Jahren beurteilen. FACTBOX All dies deutet auf eine stark subjektiv geprägte Wahrnehmung der Standortqualität in Abhängigkeit vom Grad der eigenen Betroffenheit hin. Ergebnisse von Perzeptionsbarometern sollten daher nur unter Berücksichtigung diverser Caveats, insbesondere hinsichtlich der Respondentenauswahl, interpretiert werden. Allerdings fällt das Verdikt somit umso nachdrücklicher aus, wenn sämtliche Respondentengruppen dieselbe Wahrnehmung bekunden: Die Standortpolitik ist den Erwartungen im letzten Jahrzehnt nicht gerecht geworden. Prosperität bräuchte eine mutiger gestaltende Politik. Im Jahr 2005 als längerfristig ausgerichtetes Strukturbarometer etabliert, ergänzt Panel 50 das auf kurzfristige Schwankungen abstellende IV-Konjunkturbarometer. Auch nach einer Dekade besteht die Alleinstellung des Panel 50 als Perzeptionsbarometer der österreichischen Standortqualität in Konzeption und Reichweite fort. Bei einer Responsquote von bis zu 95 Prozent gebührt den gut 50 Panelisten aus Industrie, Finanzwirtschaft, Wissenschaft und Verbänden ein besonderer Dank, denn Teilnahmekontinuität ist für die Qualität der Analysen von elementarer Bedeutung. Thematisch umfasst das Barometer 43 Maßnahmenbereiche. ZEHN JAHRE PANEL 50 Respondentengruppen – Gesamtindikator – Maßnahmenbereiche 16 % Verbände 41 % 18 % Finanzwirtschaft Infrastruktur Arbeitsmarkt Forschung & Entwicklung Sozialsystem Öffentliche Verwaltung Lebensqualität & Umweltschutzkosten Bildung Kapitalmarkt Energie Sozialkapital Öffentlicher Haushalt 1.000 Wissenschaft Industrie 25 % 100 100 10 Quelle: IV 10 1 Q2/05 Q2/06 Q2/07 Q2/08 Q2/09 Q2/10 Q2/11 Q2/12 Q2/13 Q2/14 Q2/15 0 Q2/05 Q2/06 Q2/07 Q2/08 Q2/09 Q2/10 Q2/11 Q2/12 Q2/13 Q2/14 Q2/15 September 2015 | iv-positionen 15 Veranstaltungen Wo sich Entscheider fit für die Zukunft machten WIENER STRATEGIEFORUM Strategie wird für die österreichischen Unternehmen zur Herausforderung. Ein neues Veranstaltungsformat stellt diese Entwicklung nun in den Fokus. A Diskussionsrunde (v.l.n.r.): Franz Schellhorn (Agenda Austria), Georg Kapsch (IV), Günter Thumser (Henkel) m 19. Mai fand an der WU Wien die Premiere des Wiener Strategieforums unter starker Beteiligung der österreichischen Wirtschaft statt. „Es war an der Zeit, in Österreich ein Format zu schaffen, bei dem sich Top-Manager, Wissenschaftler und Unternehmer in geeigneter Atmosphäre zu aktuellen Herausforderungen auf den Themengebieten Strategie und Innovation austauschen können“, erklärt Werner Hoffmann, Professor an der WU Wien, in seiner Funktion als Mastermind des Wiener Strategieforums. Unter den 150 handverlesenen Gästen befanden sich zahlreiche Vorstände und Geschäftsführer österreichischer Konzerne, die mit internationalen Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu relevanten Zukunftsthemen wie „Digitalisierung“, „Energie und Industrie“ und „Schaffung neuer Geschäftsmodelle“ diskutierten. Das Programm selbst – insgesamt 16 Vorträge und fünf Diskussionsrunden – bestritten hochkarätige Referenten wie z.B. Georg Kapsch, René Obermann, Stephan Reimelt und Ulrich Schumacher. Nächstes Forum am 1. Juni 2016 Nach dem großen Erfolg ist der Termin für das nächste Jahr bereits fixiert. Das Wiener Strategieforum 2016 wird am 1. Juni an der WU Wien stattfinden. Für das nächste Jahr werden die Strategy-Talks zu den Themen „Innovationsstrategien für den Standort Österreich und Europa“, „Mobilität“ und „Business Model Innovation“ anvisiert. Weitere Informationen: www.strategieforum.at Management im digitalen Zeitalter D ie „digitale Revolution“ ist in aller Munde. Sie bringt viele Chancen und Vorteile, doch es ergeben sich auch neue Herausforderungen für das Management. Eine internationale Riege an führenden Management-Denkern und -Praktikern wird sich daher am 5. und 6. November 2015 in der Aula der Wissenschaften in Wien im Zuge des 7. Global Peter Drucker Forums mit grundlegenden Fragen zum Thema „Clai- 16 iv-positionen | September 2015 ming our Humanity – Managing in the Digital Age“ auseinandersetzen. Mensch und Management im Fokus Unter anderem geht es um folgende Fragen: Ändert die neue digitale Infrastruktur die Grundlagen unserer Wirtschaftsordnung? Geht es noch um den Menschen im Management? Laufen wir Gefahr durch Maschinen ersetzt zu werden? Werden Big Data, Analytics und Artificial Intelligence zunehmend Wissensarbeit und Management-Tätigkeit übernehmen? Es geht um essenzielle Weichenstellungen für die Zukunft in Gesellschaft und Wirtschaft, die beim Drucker Forum 2015 praxisnah und lösungsorientiert diskutiert werden. Die Details zum Programm und eine Liste der Vortragenden finden Sie unter folgendem Link: www.druckerforum.org, Info: Markus Patscheider, [email protected] Fotos: Wiener Strategieforum, Peter Drucker Society Austria DRUCKERFORUM Die Technologierevolution ist im Vormarsch und erfasst zunehmend alle Lebensbereiche. Die Wissensarbeit bildet dabei keine Ausnahme. Aktuell Digitaler Wandel in der Industrie ALPBACHER TECHNOLOGIEGESPRÄCHE 2015 „Marktumbrüche als eine Herausforderung und Chance für Innovation“ – darüber diskutierte die IV als Träger des Vereins zur Förderung von Forschung und Innovation (VFFI) in Alpbach. E röffnet wurde der bis auf den letzten Platz gefüllte Arbeitskreis durch eine Key Note von Kurt Matzler, Universität Innsbruck. Er ließ mit der These aufhorchen, dass die Zukunft der Innovation digital, exponenziell und kombinatorisch sei. Alles, was digitalisiert werden kann, werde digitalisiert. Neue Geschäftsmodelle würden alte ablösen. Unternehmen stünden vor der Herausforderung, ihre Strategiearbeit nach innen und außen stärker zu öffnen, um Freiraum für Neues zu schaffen. In der Diskussion wurde die Bedeutung von Kooperation zwischen etablierten Unternehmen und Startups bekräftigt. Etablierte Unternehmen bringen Erfahrung und Vertriebswege ein, Start-up Ideen und Innovationsgeschwindigkeit. Universitäten und KMU als Partner Wesentlich sind zudem F&E- und Qualifizierungsmaßnahmen, um die Digita- lisierung der Industrie, aufbauend auf der starken industriellen Basis, in Europa als Chance zu nutzen. Am Podium diskutierten: Marie-Helene Ametsreiter (SpeedInvest), Wolfgang Anzengruber (VERBUND AG), Georg Kopetz (TTTech), Kurt Matzler (Universität Innsbruck), Wilfried Steffen (Daimler AG) und Werner Wutscher (New Venture Scouting) unter der Leitung von VFFIVorsitzenden Peter Koren, Industriellenvereinigung. TERMIN 29. Alpbacher Finanzsymposium 07.-09. Oktober 2015, Alpbach in Tirol Die Unternehmen der Realwirtschaft stehen im Mittelpunkt des Alpbacher Finanzsymposiums, heuer mit dem Generalthema: WIE EUROPA STANDORTVORTEILE FÜR UNTERNEHMEN SCHAFFEN WILL Fotos: Michael Steindorfer, Gerhard Gattinger Die IV bringt sich mit GS Christoph Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein thematisch stark in das Alpbacher Finanzsymposium ein. Erstmals gibt es heuer am Freitag, den 9. Oktober, einen „IV-Vormittag“ mit folgenden unternehmensrelevanten Panel-Themen: Wieviel (Dis)Integration verträgt die EU? Consequences on enterprises from „opting out“ scenarios Kapitalmarktunion: Qualitätsverbriefung als Wachstumsmotor? How enterprises may profit from „European“ securitisation Alpbacher Zins- und Währungsprognose 2016 Where does Draghinomics lead us in 2016? Detailinformationen und Anmeldung unter www.alpbacherfinanzsymposium.com Mitglieder der IV erhalten 10 Prozent Rabatt auf die Teilnahmegebühr. September 2015 | iv-positionen 17 Niederösterreich Alle Kraft der Bildung SCHULE Österreichs Bildungssystem braucht endlich neuen Schwung, Talente dürfen nicht länger sinnlos vergeudet werden. Im Juli präsentierten die IV-NÖ und die NÖ. Sozialpartner dazu ihre gemeinsamen Bildungspositionen. B Flächendeckende Sprachstandsfeststellung Ohne Beherrschen der deutschen Sprache ist eine volle Teilnahme am Unterricht nicht möglich, Talente können nicht gefördert, Chancen nicht genützt werden. Daher braucht es eine flächendeckende Sprachstandsfeststellung bereits im ersten von zwei verpflichtenden Kindergartenjahren – und das mit jährlicher Wiederholung. Denn je früher Defizite erkannt und behoben werden können, umso reibungsloser kann der gesamte weitere Bildungsweg ablaufen. Sprachdefizite dürfen nicht zum Dauer-Hemmschuh werden. Individuelle Förderpläne auf Basis einer Förderverpflichtung in Kindergarten und FACTBOX Bildungspapier mit Fokus auf drei Schwerpunkten: • Sicherstellung ausreichender Deutsch-Kenntnisse • Ausbau kostenloser Ganztagsschulformen für Sechs- bis 14-Jährige • Verpflichtende Berufsorientierung für alle Schüler der 7. und 8. Schulstufe V.l.n.r.: IV-NÖ-Präsident Johann Marihart, Sonja Zwazl (WKNÖ), Markus Wieser (AKNÖ und ÖGB NÖ) Schule sollen daher neben den Sprach- len“ mit einer verschränkten Abfolge von standsfeststellungen sicherstellen, dass Unterricht, Lern- und Freizeit. So kann die Kinder auf ein Sprachniveau kommen, besser auf individuelle Stärken der Kinder das ein Folgen im Unterricht erlaubt. Die eingegangen werden und der Bedarf an Sprachfördermaßnahmen müssen in- teurer außerschulischer Nachhilfe sinkt. tensiv und integrativ in der Regelklasse gesche„Sprache verstehen heißt besserer Lernerhen. „Sprache verstehen folg und damit mehr Chancengerechtigkeit.“ heißt besserer Lernerfolg und damit mehr ChanIV-NÖ-Präsident Johann Marihart cengerechtigkeit“, so IV-NÖ-Präsident Johann Marihart. Der Kindergarten nimmt dabei Berufsorientierung als Pflichtfach eine Schlüsselrolle ein und bildet das Fun- Um den Jugendlichen den Übergang dament für die frühe Förderung von Be- von der Pflichtschule zur weiteren schugabungen, einen erfolgreichen Übertritt lischen oder beruflichen Ausbildung zu in die Schule und faire Bildungschancen. erleichtern, scheint ein Pflichtfach „Berufsorientierung“ in der 7. und 8. Schulstufe aller Schultypen geeignet. Damit Ganztägige Schule in verschränkter würde der enormen Bedeutung dieser Form Ein Ausbau der Betreuungseinrichtungen zentralen Weichenstellung für das gefür unter Drei-Jährige und die ganztä- samte spätere Leben Rechnung getragige Schule in verschränkter Form unter gen. Individuelle Talente müssen mit Rücksichtnahme auf die Erfordernisse Ausbildungs- und Berufswahl optimal ermöglichen nicht nur eine bessere Ver- zusammengeführt, Schule und Berufseinbarkeit von Familie und Beruf und welt besser verknüpft werden. damit eine echte Wahlmöglichkeit für berufstätige Frauen. Sie sind vor allem aus Diesen Impuls wollen AKNÖ, ÖGB NÖ, pädagogischer Sicht wichtige Schritte, IV-NÖ und WKNÖ mit ihrem Bildungsdamit alle Kinder unabhängig von ihrer papier setzen. Denn neuer Schwung in sozialen Herkunft die gleichen Bildungs- der Bildungspolitik bedeutet eine Weichancen vorfinden. Entscheidend ist je- chenstellung für neuen Aufschwung und doch der Fokus auf „echte Ganztagsschu- eine erfolgreiche Zukunft. 18 iv-positionen Niederösterreich | September 2015 Foto: IV-Niederösterreich ildungsfragen sind Zukunftsfragen für den Standort. Ein hochqualifiziertes Bildungssystem ist dabei die Grundvoraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg, Wohlstand und Lebensqualität von morgen. Auf Initiative der IV-NÖ haben daher unter dem Motto „Alle Kraft der Bildung“ Arbeiterkammer (AKNÖ), Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB NÖ), Wirtschaftskammer (WKNÖ) – und die Industriellenvereinigung ein gemeinsames Bildungspaket geschnürt. Im Mittelpunkt des Positionspapiers stehen die Sicherstellung ausreichender Deutsch-Kenntnisse, um dem Unterricht folgen zu können, der Ausbau kostenloser Ganztagsschulformen für Sechs- bis 14-Jährige sowie die verpflichtende Berufsorientierung für alle Schüler der 7. und 8. Schulstufe. Niederösterreich Die Zeichen der Zeit erkennen und danach handeln Wirtschaftsstandort NÖ für digitale Herausforderungen gerüstet. onssysteme sowie die Vernetzung von Dingen und aufgestellt – Ausbildung, Forschung und unterneh- Diensten über Internet. Der Faktor Mensch steht merische Aktivitäten konzentrieren sich dabei um be- dabei jedoch immer im Mittelpunkt. Genau wie heute stimmte Technologiefelder und prägen den Wandel Die nachlassende Dynamik auf vielen Exportmärkten werden auch morgen und übermorgen Menschen zu einer wissensintensivierten Wirtschaftsstruktur. einerseits und neue technologische Möglichkeiten benötigt werden, welche die Produktion der Zukunft Die Qualifikation von Mitarbeitern wird künftig einen andererseits beschleunigen die Rolle der Digitalisie- begleiten und steuern – all dies im Rahmen neuer noch höheren Stellenwert als heute einnehmen. Die rung als Impulsgeber für wirtschaftliches Wachstum. Arbeitsformen. Diese Art der Veränderung ist ein digitale Kompetenz von Unternehmen muss mit den Zweifellos zählen sämtliche Entwicklungen rund natürlicher Prozess, der vor Niederösterreich nicht Anforderungen des Marktes Schritt halten. um die zunehmende Digitalisierung unserer Welt Halt macht und dem wir uns daher stellen müssen. zu den stärksten Trends der Gegenwart – das Völlig verkehrt wäre es jedoch, diese Entwicklung Diesen Weg müssen wir weiter gehen und die Schlagwort „Industrie 4.0“ ist heute in aller Munde. als fehlgeleitet oder gar bedrohlich wahrzunehmen. Zeichen der Zeit erkennen. Denn Ausbildung, Wofür aber steht dieser – für manche immer noch Ein solch negatives Herangehen würde sich als Qualifikation, Forschung und Innovation sind die rätselhafte – Begriff? Er steht für technologie- und Bumerang für die blau-gelbe Wettbewerbsfähig- tragenden Säulen für die Industrie von morgen und unternehmensübergreifendes Zusammenwachsen keit erweisen. Zumal sich gerade Niederösterreich übermorgen. von modernsten Informations- und Kommunikati- keineswegs vor der Digitalisierung fürchten muss. onstechnologien (IKT) mit Produkten und Prozessen Ihr in Produktion und Logistik. Kurz gesagt: für die Unser Bundesland bereitet sich bereits intensiv auf Vernetzung von Produkten, Daten und Menschen. diese Art der neuen Herausforderungen vor. So Dadurch steigen die Effizienz und die Flexibilität vor wurde im Wirtschaftsressort des Landes eine eigene allem von produzierenden Unternehmen. Koordinationsstelle für Industrie 4.0 geschaffen. Und auch die Infrastruktur wird im Rahmen einer Dies geht einher mit der Entwicklung von innovativen Breitbandinitiative bereits auf den neuesten Stand Geschäftsmodellen und neu entstehenden Arbeits- gebracht. Mit den Technopolen Krems, Tulln, Wiener formen. Grundlage für Industrie 4.0 sind vernetzte, Neustadt und Wieselburg ist Niederösterreich im Johann Marihart, echtzeitfähige und selbstoptimierende Produkti- Bereich Forschung und Entwicklung hervorragend Präsident der IV-Niederösterreich Internationaler Lehrlingsaustausch „Cross Border“ als einzigartige Erfahrung für junge Menschen Fotos: Andi Bruckner, IFA I nitiiert von der Industriellenvereinigung NÖ mit dem Wirtschaftsforum Waldviertel, dem Verein Interkomm sowie dem Verein IFA (Internationaler Fachkräfteaustausch) konnte das im vergangenen Juni erfolgreich durchgeführte Projekt „Cross Border- Internationaler Lehrlingsaustausch“ durch einzigartige und sehr wertvolle Erfahrung für junge Menschen punkten. Im Rahmen eines vierwöchigen Austauschs von Lehrlingen aus dem Waldviertel mit facheinschlägigen Unternehmen in der Region Vogtland (Sachsen/Deutschland) gewannen dabei sieben Auszubildende aus dem Waldviertel spannende Einblicke in Arbeitsmethoden und -techniken über die Landesgrenzen hinweg. Von Unternehmensseite waren unter anderem die Firmen Agrana Stärke GmbH aus Gmünd und Eaton Industries GmbH aus Schrems mit Lehrlingen vertreten. Binnen vier Wochen wurden nicht nur wertvolle berufspraktische Erfahrungen gesammelt – auch das Kennenlernen von Land und Leuten stand auf dem Programm. Der IFA-Verein und das Landratsamt Vogtlandkreis in Plauen wurden mit der Organisation und der Durchführung des Aufenthalts betraut, gefördert wurde das Projekt über das Erasmus + Programm. Waldviertler Lehrlinge im Vogtland September 2015 | iv-positionen Niederösterreich 19 Niederösterreich NIEDERÖSTERREICH Das war das Sommerfest der Industriellenvereinigung NÖ VERANSTALTUNG Rund 300 Mitglieder und Ehrengäste feierten beim traditionellen Sommerfest der Industriellenvereinigung Niederösterreich – bereits zum vierten Mal vor der wunderschönen Kulisse des Renaissanceschlosses Rosenburg im Waldviertel. Industrie sichert Arbeitsplätze „Der Motor für Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätze, und vor allem angesichts schwierigster Rahmenbedingungen – das ist und bleibt die niederösterreichische Industrie. Gemeinsam mit den industrienahen und produktionsorientierten Dienstleistungen sichert die Industrie in Niederösterreich rund 297.000 Jobs. Daran sehen wir, dass wir es uns nicht leisten können, die Industrie als Wachstums- und Wohlstandsmotor zu vernachlässigen“, betonte IV-NÖ-Präsident Johann Marihart. Auch Landesrat Karl Wilfing, der die Grußadresse in Ver- TERMINE 08.-10. Oktober 2015 Tage der offenen Tür der Industrie NÖ 11. November 2015 | 16:00 Uhr Tag des Scheiterns Haus der Industrie tretung von Landeshauptmann Erwin Pröll überbrachte, hob in seiner Rede den hohen Stellenwert der Industrie für Niederösterreich hervor. Dementsprechend, so räumte er ein, habe die Politik Rahmenbedingungen zu gewährleisten, die den heimischen Wirtschaftsstandort stärken und damit Arbeitsplätze sichern. Die IV-NÖ sei dabei ein wichtiger Partner Industrietechnikerdiplom verliehen Mit dem Titel „Industrietechniker“ und der Verleihung des „Industrietechnikerdiplom“ wurde einmal mehr ein Zeichen der Anerkennung herausragender Leistungen von technischen Fachkräften in der Industrie gesetzt. Über die Auszeichnung freuen konnte sich heuer Christoph Reisenbichler von der Busatis Ges.m.b.H. in Purgstall. Musik für den guten Zweck Was aber wäre ein Sommerfest ohne Musik? Für die musikalische Begleitung des Abends sorgten die „Swinging Leaders“. Geleitet vom ehemaligen IV-Niederösterreich-Präsidenten Norbert Zimmermann und dem jetzigen IV-NÖ-Vizepräsidenten Peter Pichler wurde nicht nur für die gute Stimmung, sondern vor allem für den guten Zweck gespielt. Mit seinem Projekt für pflegebedürftige Kinder konnte sich daher heuer der Malteser Care Ring über die dafür gespendete Gage der Musiker freuen. 20 iv-positionen Niederösterreich | September 2015 IV-NÖ-Präsident Johann Marihart bei seiner traditionellen Begrüßungsrede. V.l.n.r.: Landesrat Karl Wilfing, Natalie Lottersberger, Norbert Zimmermann, IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither, IV-NÖ-Präsident Johann Marihart V.l.n.r.: Landesrat Karl Wilfing, Christoph Reisenbichler, IV-NÖ-Präsident Johann Marihart Fotos: Andi Bruckner T rockenes Sommerwetter, angenehme Temperaturen und eine sich über die Landschaft erhebende Rosenburg bildeten den Rahmen für das Sommerfest der Industriellenvereinigung (IV) Niederösterreich am 25. Juni. Rund 300 Gäste aus Politik und Wirtschaft genossen das historische Ambiente und den Ausblick über das Waldviertel.
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